Oberuferer Weihnachtsspiele
Verfasst: Dienstag 2. November 2010, 17:22
In dieser Woche haben an der Waldorfschule, die unsere jüngsten Kinder bis vor Kurzem besucht haben, die Proben zu den "Oberuferer Weihnachtsspielen" begonnen - in diesem Jahr das "Christgeburtspiel" und das "Dreikönigspiel". In beiden spiele ich mit, was immer eine große Freude ist (und mit "schuld" daran ist, dass ich doch noch zum christlichen Glauben gefunden habe). Und in beiden Stücken gibt es Szenen, die sich mir regelrecht "einbrennen" und in jeder Probe neu berühren, als würde ich sie zum ersten Mal sehen. Gestern war das wieder die Szene, in der Herodes den ihm vom Teufel "eingeblasenen" Plan des Kindermordes fasst. Damit man sich das ein wenig vorstellen kann, hier ein kurzer Textauszug.
Herodes:
"I wüll mi sollichs unterwinda
alle Knäblein in Juda umbringa:
Was acht i, obgleich alle Mütter
über mi schreien Mord und Zeter!
Wann i nur bleib mein's Reich san Erb
und nit so plötzlich gar verderb."
Und während Herodes noch über seinen teuflischen Plan nachsinnt, schreitet Maria, das Jesuskind haltend, um ihn herum und singt mit ihrer jungen hohen Stimme:
"Gnädiger König, gedenkt an Barmherzigkeit,
fürwahr es wird eng pletzli tuen leid,
wann ihr vergiaßt so vül unschuldigs Bluat,
seht zua gnäd'ger König, was ihr tuat."
Herodes sitzt erstarrt, als schaue er eine schreckliche Vision, ehe er sich aufrafft und mit lauter Stimme brüllt:
"Pack di hinweg du närrisch Weib!
Woaßt nit, was gibt's für Angelegenheit?
G'numma wird mir mei Regament,
wann i dem Übel nit bald vorwend..."
Der kurze Auszug macht vielleicht schon deutlich, dass es sich um Spiele handelt, die im Grundsatz von Erwachsenen für Erwachsene gespielt werden (jedes der Stücke dauert ja auch ca. 1 1/2 Stunden). Kinder können und sollen natürlich teilnehmen, allerdings erst von einem bestimmten Alter an (beim Dreikönigsspiel etwa ab 11 oder 12). Die Spiele sollen übrigens die Weihnachtsspiele sein, die aus dem 13. oder 14. Jahrhundert am originalgetreuesten erhalten geblieben sind. Was sicher auch ein Grund dafür ist, dass sie bei Akteuren und Zuschauern immer wieder einen so tiefen Eindruck hinterlassen...
Wolfgang
Herodes:
"I wüll mi sollichs unterwinda
alle Knäblein in Juda umbringa:
Was acht i, obgleich alle Mütter
über mi schreien Mord und Zeter!
Wann i nur bleib mein's Reich san Erb
und nit so plötzlich gar verderb."
Und während Herodes noch über seinen teuflischen Plan nachsinnt, schreitet Maria, das Jesuskind haltend, um ihn herum und singt mit ihrer jungen hohen Stimme:
"Gnädiger König, gedenkt an Barmherzigkeit,
fürwahr es wird eng pletzli tuen leid,
wann ihr vergiaßt so vül unschuldigs Bluat,
seht zua gnäd'ger König, was ihr tuat."
Herodes sitzt erstarrt, als schaue er eine schreckliche Vision, ehe er sich aufrafft und mit lauter Stimme brüllt:
"Pack di hinweg du närrisch Weib!
Woaßt nit, was gibt's für Angelegenheit?
G'numma wird mir mei Regament,
wann i dem Übel nit bald vorwend..."
Der kurze Auszug macht vielleicht schon deutlich, dass es sich um Spiele handelt, die im Grundsatz von Erwachsenen für Erwachsene gespielt werden (jedes der Stücke dauert ja auch ca. 1 1/2 Stunden). Kinder können und sollen natürlich teilnehmen, allerdings erst von einem bestimmten Alter an (beim Dreikönigsspiel etwa ab 11 oder 12). Die Spiele sollen übrigens die Weihnachtsspiele sein, die aus dem 13. oder 14. Jahrhundert am originalgetreuesten erhalten geblieben sind. Was sicher auch ein Grund dafür ist, dass sie bei Akteuren und Zuschauern immer wieder einen so tiefen Eindruck hinterlassen...
