Na, Wien aus den deutschen Landen auszusondern ist ja reichlich aberwitzig. Aber wie auch immer, innerhalb des Heiligen Römischen Reichs (den Zusatz „deutscher Nation“ sollte man sich schenken, zumal er in der Zeit jener Universitätsgründungen völlig anachronistisch ist) war Prag 1347 die erste eigentliche Universität – wenn man nicht das 1248 gegründete studium generale der Dominikaner in Köln mitzählt, aber das war eine Ordenshochschule.sofaklecks hat geschrieben:Na ja, Linus,
dann werden wir uns halt auf Prag einigen müssen.
Fällt mir nicht schwer, in diesen Kategorien zu denken. Mein Lieblingsriesling kommt aus Bergheim im Elsaß, das dem König Wenzel aus Prag Zuflucht gewährte. Dafür erhielt Bergheim ein in der deutschen Rechtsgeschichte m. W. einmaliges Privileg, nämlich das, Totschlägern (nicht Mördern, das wurde schon damals unterschieden) für 99 Jahre Asyl innerhalb der Stadt zu gewähren.
Also gut, Heidelberg ist die älteste Universität Deutschlands, Wien die älteste im deutschsprachigen Raum. Das mit dem deutschen Boden ist mir zu gefährlich, dazu gehört dann Prag wie Straßburg oder Breslau und Königsberg.
Die Prager Universität war von Anfang an vom Neben-, Mit- und oft auch Gegeneinander der „deutschen Nation“ und der „böhmischen Nation“ als landsmannschaftlichen Körperschaften geprägt. Inwieweit Prag innerhalb des Reichs dem regnum Teutonicum (oder Teutonicorum) zuzurechnen ist, ist eine komplexe Frage, die wir hier nicht erörtern müssen. Später war Prag klar eine deutsche Universität, bis der tschechische Nationalismus endgültig obsiegte.
In den sechziger Jahren des 14. Jht.s wurden in schneller Folge die Universitäten Krakau, Wien und Fünfkirchen gegründet, davon Wien innerhalb des Römischen Reichs und innerhalb seiner dem Deutschen Reich zugehörig. Krakau und Fünfkirchen lagen außerhalb des römischen Reichsgebiets, in Polen und Ungarn. An allen drei Universitäten spielte die deutsche Nation eine zentrale Rolle, aber die andern Nationen waren ebenso korporiert, natürlich besonders die polnische Nation in Krakau und die ungarische in Fünfkirchen.
Die nächsten Universitätsgründungen in unserm Raum folgten dann mit dem großen abendländischen Schisma, als Paris seine (vor allem in Philosophie und Theologie) vorherrschende Rolle einbüßte. Es begann aber – leider, o Sophaklex! – nicht in Heidelberg, der Feinen, sondern in 1378 Erfurt. Dann erst ist Heidelberg dran (1385), dann Köln, Leipzig, Rostock und der Rest.