Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Sonstiges und drumherum.
Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Wie war das doch gleich mit der Kartoffel im Frühling und den Pommes im Winter?

Die Neuzeit begann mit der Kartoffel in Europa. Knapp 7 Jahre nachdem Kolumbus Amerika entdeckte, brachten die Spanier die Kartoffel auf die Kanarischen Inseln. Drei Fässer verschifften die Spanier nach Antwerpen, zwei Fässer segelten nach Rouen.

Nun hätten die dummen Bauern die Kartoffeln einfach verfrühstücken können. Dann wäre das Kartoffelzeitalter so schnell beendet gewesen, wie es in Europa begonnen hat. Aber so dumm waren sie gar nicht. Denn bei diesem Import handelte es sich um eine Investition. Die Bauern sparten sich die Pfanne Bratkartoffeln und pflanzten statt dessen im Frühjahr die Kartoffeln ein. Das war eine Investition. Wieviel Zinsen diese fünf Fässer über die Jahre gebracht haben?

Alleine wir ernten jedes Jahr zwischen 4 und 5 Dezitonnen. Je Hektar. Um auf die Äcker der Nachbarn zu schauen, können wir hier durch die Hecke gucken:

http://de.statista.com/statistik/daten/ ... rn-der-eu/

Was werden wohl die ersten Kartoffelhändler gesagt haben?

Wenn alles gut geht, erntet ihr im Herbst 36 Fässer, gebt uns 6 Fässer davon zurück oder jetzt schon das, was diese 6 Fässer wert sind.

Wenn die Bauern 27 Fässer Kartoffeln zu Pommes gemacht hätten, wären ihnen noch 3 Fässer als Saatkartoffeln übrig geblieben. Diese Ersparnis hätten sie wieder investieren und im nächsten Frühling pflanzen können.

So ähnlich hat das ja nun auch schon seit ein paar Jahrhunderten funktioniert.

Was aber wäre passiert, wenn die Händler nichts für ihre Fässer bekommen hätten oder im Herbst statt 6 Fässer nur 2 bekommen hätten, Herr Draghi?

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Juergen »

Mit dem Spruch „Haste mal 'n Euro“ ist demnächst sowieso Schluß, wenn das Bargeld abgeschaft wird. Oder glaubt wirklich jemand, daß der „Bahnhofspenner“ mit einem EC-Karten-Lesegerät durch die Gegend läuft. Das macht er genauso wenig, wie der Straßenmusikant, die Klofrau, die Bedienung im Restaurant, der Zimmerservice im Hotel der „Liftboy“ … achne den gibt's ja nicht mehr usw.

Und weil mit dem Spruch „Haste mal 'n Euro“ ist demnächst Schluß ist, ist der Threadtitel Stuß.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

maliems
Beiträge: 2742
Registriert: Dienstag 24. Juli 2007, 22:36

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von maliems »

danke für diesen Gedanken, er zeigt deutlich, wie menschlich wertvoll bargeld ist.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Es geht hier nicht um Obdachlose in den USA, die über das WLAN beim Bulettenbräter mit einem preiswerten Lesegerät Kreditkartenspenden nehmen.

Aber es geht um Kredit als fehlende Verknüpfung und missing link zwischen Sparen und Investitionen.

Wenn die Einlagen bei den Kreditinstituten durch eine falsche Zinspolitik real schrumpfen, werden die Sparer irgendwann aufwachen. Das täte auf Dauer auch den Kreditinstituten und Investitionen nicht gut.

Wohlstand für alle sieht anders aus.

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Juergen »

overkott hat geschrieben:Wohlstand für alle sieht anders aus.
Gehört Wohlstand zu den Kardinaltugenden oder zu welchen Tugenden gehört er? :hmm:
Wenn er aber keine Tugend ist, ist er dann erstrebenswert? :hmm:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8698
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Marion »

Stimmt, wir sollen anderes "sparen" - Sachen die die Motten nicht fressen, die nicht verrosten und die, die Diebe einem nicht stehlen können.
In meinem Städtchen fingen die Oberen vor ein paar Jahren an, sich um die Armen zu kümmern. Sozusagen Wohlstand für alle. Die Bedürftigen müssen sich bei der Stadt melden und prüfen lassen ob sie auch wirklich bedürftig sind, dann kriegen se was. Hört sich irgendwie nett an. Als ich aber sah, daß die nun die Hilfe der restlichen Bevölkerung dazu benötigten um das umzusetzen (das mit dem Geld, was ja über Steuern abgezwackt wird lassen wir mal ganz weg) in einer wahrhaft teuflischen Form, fing ich an zu stutzen. Da hängen doch tatsächlich Schilder in der Gegend rum, die dazu auffordern den Armen keine Almosen mehr zu geben, sondern lieber den Wohlstandschaffern. Da wollen die von mir genau das Gegenteil, was der Herr von mir will. Ich soll also aufhören die Güter anzusammeln die man ansammeln soll, nur damit die besser dafür sorgen können, daß überall Wohlstand herrscht. Die sind ganz schön anmaßend diese Wohlstandschaffer! Was bilden die sich denn ein, wer die sind? Nie und nimmer werde ich mir die Gelegenheiten nehmen lassen nem Armen was zu geben, solange auf jeden Fall der Herr mir die Mittel dazu gibt. Daß ich kein Wohlstand schaffen kann ist mir klar und daß es Bedürftige gibt ist nicht schön anzusehen, hübscher wäre es, wenn überhaupt keiner Probleme hätte. Trotzdem freu ich mich auf der anderen Seite, wenn ich dieses Gebot erfüllen darf, was ja nur geht, wenn es Bedürftige gibt.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8698
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Marion »

Solche Schilder verschandeln die Städte:

Dein Almosen füttert eine falsche Hoffnung
Sag Nein zum Almosen

Bild
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Juergen hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wohlstand für alle sieht anders aus.
Gehört Wohlstand zu den Kardinaltugenden oder zu welchen Tugenden gehört er? :hmm:
Wenn er aber keine Tugend ist, ist er dann erstrebenswert? :hmm:
Wohlstand für alle ist eine christliche Tugend. Deshalb engagiert sich die Kirche auch für Wohlstand für alle. Das ist der Grundgedanke der sozialen Marktwirtschaft und der sie erklärenden christlichen Soziallehre.

Christen sollten also gebildet sein, sollten etwas von Wirtschaft verstehen, sollten erklären, dass Eigenvorsorge nicht funktioniert ohne Zinsen und dass ohne Einlagen und Zinsen auch keine Banken funktionieren, dass es keine Kredite und keine Investitionen gibt.

Natürlich kann sich die EZB Geld von außerhalb Europas holen, in den Markt pumpen und den europäischen Banken sagen: Wir wollen euer Geld nicht.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Torsten »

overkott hat geschrieben:Natürlich kann sich die EZB Geld von außerhalb Europas holen, in den Markt pumpen und den europäischen Banken sagen: Wir wollen euer Geld nicht.
Wie "pumpt" denn die EZB Geld in den Markt?
tagesschau hat geschrieben:EZB pumpt weiter Geld in den Markt
Stand: 15.04.2015
Die Geldschleusen der Europäischen Zentralbank bleiben weit geöffnet: Die Notenbank hält den Leitzins auf dem historischen Rekordtief. Zudem spült das umstrittene Kaufprogramm für Staatsanleihen weiter billiges Geld in die Märkte.
[...]
EZB-Präsident Mario Draghi versucht zudem, die Konjunktur mit einem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben, das seit 9. März läuft: Monatlich 60 Milliarden Euro sollen vor allem in Staatsanleihen investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016.
telepolis hat geschrieben:Das Geschäft mit den Staatsschulden
Paul Schreyer 29.02.2016
Woher nehmen die Banken eigentlich das Geld, das sie dem Staat leihen? Und bei wem landen am Ende die Zinsen? Eine Recherche
Geld wird über Staatsanleihen in den "Markt gepumpt". Private Banken dürfen Staatsanleihen nicht mit selber geschaffenem Geld erwerben, sondern nur mit von der EZB erschaffenem - sogenannten "frischem Geld".

Dein von mir zitierter Satz ergibt vor diesem Hintergrund überhaupt keinen Sinn.

RomanesEuntDomus
Beiträge: 1299
Registriert: Montag 6. Juli 2015, 11:36

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Torsten hat geschrieben:Dein von mir zitierter Satz ergibt vor diesem Hintergrund überhaupt keinen Sinn.
Jetzt sind bestimmt alle total überrascht, daß Overkott etwas geschrieben haben soll, das überhaupt keinen Sinn ergibt.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Torsten hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Natürlich kann sich die EZB Geld von außerhalb Europas holen, in den Markt pumpen und den europäischen Banken sagen: Wir wollen euer Geld nicht.
Wie "pumpt" denn die EZB Geld in den Markt?

Geld wird über Staatsanleihen in den "Markt gepumpt". Private Banken dürfen Staatsanleihen nicht mit selber geschaffenem Geld erwerben, sondern nur mit von der EZB erschaffenem - sogenannten "frischem Geld".
Banken sagen sich mittlerweile: Wenn ihr unser Geld nicht wollt, dann behalten wir es eben.

http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 5146.html

Das könnten auch die Kunden der Banken machen, die sich sagen: Zinsen unter der Inflationsrate sind eine Empfehlung für den Sparstrumpf.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Torsten »

http://www.heise.de/tp/artikel/47/47528/2.html

Der Bund zahlt die Zinsen auch nicht direkt an seine Gläubiger, sondern auf ein Konto der privaten Firma "Clearstream", einen der weltweit größten Dienstleister für Zahlungsausgleich und Wertpapierverwahrung. Erst verdeckt hinter dem Sichtschutz "Clearstream" (welch origineller Name in diesem Zusammenhang) werden die Erträge dann den Investoren zugestellt. Das Bundesfinanzministerium teilt auf Nachfrage dazu mit, man habe zwar "Hinweise auf Investorengruppen", könne aber "keine Rückschlüsse auf einzelne Gläubiger" ziehen.
Bedenkt, wie jeder Einzelne von uns in finanzieller Hinsicht durchleuchtet und kontrolliert wird. Wegen möglicher Terrorfinanzierung usw.. Und der Bund weiß nicht (will nicht wissen?), von wem er sich das Geld leiht, und wer demzufolge von den Zinsen - von den Steuerzahlungen - profitiert? Es könnte ja auch der IS sein, der über eine Tarnfirma Aufträge bei der Deutschen Bank plaziert, Deutsche Staatsanleihen zu kaufen. Der Bund kann dahingehend "keine Rückschlüsse ziehen".

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Torsten hat geschrieben:Bedenkt, wie jeder Einzelne von uns in finanzieller Hinsicht durchleuchtet und kontrolliert wird.
Staatsverschuldung ist eine Erfindung von Regierungen, die in der Wirtschaft kräftig mitmischen wollen. Dazu gehören Parteien mit Subventionitis. Die Energiewende ist ein staatlicher Eingriff in die Wirtschaftspolitik, funktioniert über Subventionitis und kostet Wirtschaftswachstum, was durch Staatsverschuldung überspielt werden kann. Wer wissen möchte, wie man ein Pleiteland regiert, muss sich mal in NRW erkundigen.

Während unsere Wirtschaft seit 1990 weiterhin auf Exportkurs ist, ist NRW seit 1990 auf Importkurs und damit von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschnitten. NRW zahlt gewissermaßen den Soli plus.

Caviteño
Beiträge: 12689
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:
http://www.heise.de/tp/artikel/47/47528/2.html

Der Bund zahlt die Zinsen auch nicht direkt an seine Gläubiger, sondern auf ein Konto der privaten Firma "Clearstream", einen der weltweit größten Dienstleister für Zahlungsausgleich und Wertpapierverwahrung. Erst verdeckt hinter dem Sichtschutz "Clearstream" (welch origineller Name in diesem Zusammenhang) werden die Erträge dann den Investoren zugestellt. Das Bundesfinanzministerium teilt auf Nachfrage dazu mit, man habe zwar "Hinweise auf Investorengruppen", könne aber "keine Rückschlüsse auf einzelne Gläubiger" ziehen.
Bedenkt, wie jeder Einzelne von uns in finanzieller Hinsicht durchleuchtet und kontrolliert wird. Wegen möglicher Terrorfinanzierung usw.. Und der Bund weiß nicht (will nicht wissen?), von wem er sich das Geld leiht, und wer demzufolge von den Zinsen - von den Steuerzahlungen - profitiert? Es könnte ja auch der IS sein, der über eine Tarnfirma Aufträge bei der Deutschen Bank plaziert, Deutsche Staatsanleihen zu kaufen. Der Bund kann dahingehend "keine Rückschlüsse ziehen".
Clearstream ist eine Tochter der Deutschen Börse AG, hat aber ihren Sitz in Luxemburg. Schon allein deshalb dürfte es ziemlich unwahrscheinlich sein, daß die Bundesrepublik Deutschland Auskunft über die Empfänger der Zahlung bekommt. Im übrigen überweist clearstream die Beträge an die Banken und nicht direkt an die Anleihegläubiger.

Man sollte außerdem berücksichtigen, das Schäuble kaum noch Zinsen zahlen muß. Bundeswertpapiere bis zu einer Laufzeit von ca. sieben Jahren werfen eine negative Rendite ab. Im November 215 waren Staatsanleihen europ. Länder iHv 2 Billionen mit negativer Rendite, heute sollen es ca. 4 Billionen sein.

Der größte Einzelgläubiger Deutschlands ist im übrigen die Schweiz. Die SNB hält - vermutlich - deutsche Staatsanleihen iHv 1 Mrden, das entspricht ca. 8% der deutschen Staatsschulden:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/ma ... 35126.html

Die Schweiz finanziert also den überzogenen Konsum in D., ähnlich wie D. den Konsum der Griechen und anderer Südländer finanzierte:
Dazu muss die SNB den Franken tief halten.
Wie? Indem sie Franken aus ihrem Computer zaubert und damit alle Euros aufkauft, die andernfalls unter die fixierte Untergrenze fallen würden. Theoretisch sind das unendlich viele.
Diese so erworbenen Euro-Milliarden investiert die SNB sodann in Euro-Staatspapiere. Sie kauft also im grossen Stil Schulden der Euro-Länder.
Mit anderen Worten: Die SNB gibt Deutschland & Co. das Geld, das diese für den Kauf von Schweizer Exportprodukten wie Maschinen und Ferien benötigen.
Es ist ein Leben auf Pump – so wie das Deutschland bei der Einführung des Euro vor 15 Jahren mit Spanien und den übrigen Südländern vorgemacht hatte.
Das deutsche Exportwunder basierte auf dem scheinbaren Reichtum der Mittelmeerländer. Diese hatten über Nacht statt einer Weichwährung harte Euros in der Tasche.
Damit kauften Iberer und Griechen Audis und Siemens-Züge aus Deutschland und dem Euro-Norden. Nur: Das Geld war nicht selbst erwirtschaftet, sondern vom Norden vorgestreckt.
Deutschland und der Euro-Norden finanzierten ihren Exportboom somit selbst. Das Gleiche macht heute die Schweiz – dank der Euro-Anbindung der Nationalbank.
Das Problem dabei sind die Risiken und Nebenwirkungen. Wenn der Euro nicht durchhält, dann droht der SNB ein Riesenabschreiber.
Das Szenario wird realistischer. Ein Bericht im „Spiegel“, wonach Berlin einen Exit Griechenlands aus dem Euro zulassen würde, schickte die Einheitswährung auf Talfahrt.
Würde Athen gehen, dann könnten weitere Südländer ausscheren. Der Euro wäre gefährdet.
Die SNB wäre davon unmittelbar betroffen. Sie hat über 2 Milliarden Franken in Euro investiert.
http://insideparadeplatz.ch/215/1/5/ ... chanstalt/

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:Die Schweiz finanziert also den überzogenen Konsum in D., ähnlich wie D. den Konsum der Griechen und anderer Südländer finanzierte:
Wo hat eigentlich die Schweiz das viele Geld her zum Verleihen? Als Steuerparadies aus D. zum Beispiel. Schließlich brachten große Steuerschuldner lieber ihr Geld in die Schweiz, wo sich D. quasi die eigenen Steuern leihen konnte. Toll. Die Schweiz spielt den Geschäftstüchtigen Samariter.

Caviteño
Beiträge: 12689
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Die Schweiz finanziert also den überzogenen Konsum in D., ähnlich wie D. den Konsum der Griechen und anderer Südländer finanzierte:
Wo hat eigentlich die Schweiz das viele Geld her zum Verleihen? Als Steuerparadies aus D. zum Beispiel. Schließlich brachten große Steuerschuldner lieber ihr Geld in die Schweiz, wo sich D. quasi die eigenen Steuern leihen konnte. Toll. Die Schweiz spielt den Geschäftstüchtigen Samariter.
Nein, die Antwort steht in dem verlinkten Artikel:
Indem sie Franken aus ihrem Computer zaubert und damit alle Euros aufkauft, die andernfalls unter die fixierte Untergrenze fallen würden. Theoretisch sind das unendlich viele.
Die SNB hat Geld gedruckt und damit deutsche Staatsanleihen aufgekauft, um so den Frankenkurs zu drücken. Die deutschen Staatsanleihen landeten ja nicht in den Depots der Steuerflüchtlinge oder irgendwelcher Banken, sondern im Tresor der SNB.

Die hatte dann auch 2015 einen dicken Verlust.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Die Schweiz finanziert also den überzogenen Konsum in D., ähnlich wie D. den Konsum der Griechen und anderer Südländer finanzierte:
Wo hat eigentlich die Schweiz das viele Geld her zum Verleihen? Als Steuerparadies aus D. zum Beispiel. Schließlich brachten große Steuerschuldner lieber ihr Geld in die Schweiz, wo sich D. quasi die eigenen Steuern leihen konnte. Toll. Die Schweiz spielt den Geschäftstüchtigen Samariter.
Nein, die Antwort steht in dem verlinkten Artikel:
Indem sie Franken aus ihrem Computer zaubert und damit alle Euros aufkauft, die andernfalls unter die fixierte Untergrenze fallen würden. Theoretisch sind das unendlich viele.
Die SNB hat Geld gedruckt und damit deutsche Staatsanleihen aufgekauft, um so den Frankenkurs zu drücken. Die deutschen Staatsanleihen landeten ja nicht in den Depots der Steuerflüchtlinge oder irgendwelcher Banken, sondern im Tresor der SNB.

Die hatte dann auch 2015 einen dicken Verlust.
Das ist doch naiv. Wenn Geld im Land ist, holt sich das die Staatsbank von den Banken mit den Steuerflüchtlingen als Kunden. Die Kunden haben mit der Staatsbank dann aber nichts am Hut. Gedruckt werden dann ein paar Belege, aber keine Geldscheine.

Nebenbei macht sich NTV auch Gedanken über den Ölverbrauch und sucht Bestätigung bei der Predigerin der Energiewende, die eigentlich sagen müsste, dass Energiesparer nicht abgezockt werden dürfen.

Caviteño
Beiträge: 12689
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben:Das ist doch naiv.
Stimmt - fragt sich nur, bei wem....
overkott hat geschrieben: Wenn Geld im Land ist, holt sich das die Staatsbank von den Banken mit den Steuerflüchtlingen als Kunden. Die Kunden haben mit der Staatsbank dann aber nichts am Hut. Gedruckt werden dann ein paar Belege, aber keine Geldscheine.
Wie bitte schön, soll sich die SNB denn das Geld von den Banken holen? Einfach so - ohne zu bezahlen? :nein:
Das Geld gehört doch - soweit ich informiert bin - auch nicht den Banken, sondern den Steuerflüchtlingen. Wie soll sie sich das denn "holen"?

Würde sie sich das Geld von den Banken "holen", müßte sie dafür bezahlen. Wie bezahlt eine Zentralbank? In dem sie Geld schafft, druckt, herstellt - such Dir ein Verb aus.

Du scheinst ein großer Anhänger staatlicher Planwirtschaft mit vollkommenen Machtbefugnissen staatlicher Behörden zu sein. Um mit der Kanzlerin zu sprechen: Das ist nicht meine Vorstellung einer vernünftigen Wirtschaftspolitik. :breitgrins:

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Das ist doch naiv.
Stimmt - fragt sich nur, bei wem....
overkott hat geschrieben: Wenn Geld im Land ist, holt sich das die Staatsbank von den Banken mit den Steuerflüchtlingen als Kunden. Die Kunden haben mit der Staatsbank dann aber nichts am Hut. Gedruckt werden dann ein paar Belege, aber keine Geldscheine.
Wie bitte schön, soll sich die SNB denn das Geld von den Banken holen? Einfach so - ohne zu bezahlen? :nein:
Das Geld gehört doch - soweit ich informiert bin - auch nicht den Banken, sondern den Steuerflüchtlingen. Wie soll sie sich das denn "holen"?

Würde sie sich das Geld von den Banken "holen", müßte sie dafür bezahlen. Wie bezahlt eine Zentralbank? In dem sie Geld schafft, druckt, herstellt - such Dir ein Verb aus.

Du scheinst ein großer Anhänger staatlicher Planwirtschaft mit vollkommenen Machtbefugnissen staatlicher Behörden zu sein. Um mit der Kanzlerin zu sprechen: Das ist nicht meine Vorstellung einer vernünftigen Wirtschaftspolitik. :breitgrins:
Da gibt es zum Beispiel die Mindestreserven, Devisenmarktintervention und Offenmarktpolitik. Informier dich doch einfach mal.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Wenn die EZB sagt: Wir brauchen mehr öffentlichen und privaten Konsum, mehr Staatsausgaben, mehr Privatausgaben, weniger auf dem Sparbuch. Dann sagen wir: Nee, Herr Draghi, werfen sie mit ihrem eigenen Geld um sich, aber zwingen sie niemanden über Negativzinsen. Sicher, die Franzosen sparen viel. Aber unsere Sparquote ist ein Drittel niedriger. Und verleiten sie niemanden, sein Geld vor Ende des Monats zu vertrinken.

Caviteño
Beiträge: 12689
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben: Sicher, die Franzosen sparen viel. Aber unsere Sparquote ist ein Drittel niedriger.
Das kommt darauf an, welche Statistik man benutzt. Die offizielle Statistik von eurostat vermittelt ein anderes Bild:
Sparquote Deutschland = 16,4%
Sparquote Frankreich = 14,35% - beide Zahlen für 213

Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/tgm/table. ... &plugin=1

Die Zahlen des privaten Dienstleisters statista weisen dagegen für Frankreich 15,4% und für D. 9,9% aus (Zahlen 213).
overkott hat geschrieben: Da gibt es zum Beispiel die Mindestreserven, Devisenmarktintervention und Offenmarktpolitik. Informier dich doch einfach mal.
Alles bekannt.

Die SNB hat Devisenmarktinterventionen vorgenommen, um die Kursgrenze zum Euro bei 1,2 CHF zu halten. Dafür mußte sie CHF drucken und kaufte damit z.B. deutsche Staatsanleihen.
Zuletzt lag der Wechselkurs des Frankens sehr nahe an dem von der SNB festgesetzten Mindestkurs von 1,2 Euro. Das spricht dafür, dass die SNB stärker intervenieren musste. Sprich: Sie druckt Franken und tauscht diese am Devisenmarkt in Euro, um die Zielmarke für den Wechselkurs zu verteidigen. Der Nebeneffekt ist eine höhere Inflation und eine Ausweitung der Zentralbankbilanz.
(Hervorhebung von mir)

http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 3466.html

Die Wirkung sieht man in der Bilanz der SNB. Ihre Bilanzsumme hat in diesem Jahr eine Größe erreicht, die der Wirtschaftsleistung der Schweizer Volkswirtschaft entspricht.
Die Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank SNB ist in den vergangenen Jahren derart stark gewachsen, dass sie inzwischen ähnlich gross wie das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz ist.
Das Verhältnis ist damit deutlich höher als in den USA und in der Eurozone.
(...)
Das neue Verhältnis ist auch im internationalen Vergleich ein enormer Wert, wie die Bankökonomen in ihrer Studie herausstreichen. Die Bilanzsummen der amerikanischen Notenbank und der Europäischen Zentralbank, die immer wieder für ihre expansive Geldpolitik in der Kritik stehen, machen gerade einmal rund 25 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung eines Jahres aus.
Die Aufblähung der Bilanzsumme in der Schweiz ist auf die anhaltenden Devisenkäufe der SNB, also den Interventionen am Kapitalmarkt, zurückzuführen.
http://www.cash.ch/news/alle/snbbilanzs ... 413222-448

Du kannst es drehen wie Du willst: Die SNB hat den Aufkauf der deutschen Staatsanleihen und ihren Status als größter Einzelgläubiger Deutschlands mit frisch gedruckten Franken bezahlt und nicht - wie Du meinst - mit dem Geld der "Steuerflüchtlinge". Die ziehen im übrigen ihre Guthaben aus der Schweiz ab, seitdem immer mehr neue Doppelbesteuerungsabkommen mit großer Auskunftsklausel mit anderen OECD-Staaten geschlossen werden.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Sicher, die Franzosen sparen viel. Aber unsere Sparquote ist ein Drittel niedriger.
Das kommt darauf an, welche Statistik man benutzt. Die offizielle Statistik von eurostat vermittelt ein anderes Bild:
Sparquote Deutschland = 16,4%
Sparquote Frankreich = 14,35% - beide Zahlen für 213

Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/tgm/table. ... &plugin=1

Die Zahlen des privaten Dienstleisters statista weisen dagegen für Frankreich 15,4% und für D. 9,9% aus (Zahlen 213).
overkott hat geschrieben: Da gibt es zum Beispiel die Mindestreserven, Devisenmarktintervention und Offenmarktpolitik. Informier dich doch einfach mal.
Alles bekannt.

Die SNB hat Devisenmarktinterventionen vorgenommen, um die Kursgrenze zum Euro bei 1,2 CHF zu halten. Dafür mußte sie CHF drucken und kaufte damit z.B. deutsche Staatsanleihen.
Zuletzt lag der Wechselkurs des Frankens sehr nahe an dem von der SNB festgesetzten Mindestkurs von 1,2 Euro. Das spricht dafür, dass die SNB stärker intervenieren musste. Sprich: Sie druckt Franken und tauscht diese am Devisenmarkt in Euro, um die Zielmarke für den Wechselkurs zu verteidigen. Der Nebeneffekt ist eine höhere Inflation und eine Ausweitung der Zentralbankbilanz.
(Hervorhebung von mir)

http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 3466.html

Die Wirkung sieht man in der Bilanz der SNB. Ihre Bilanzsumme hat in diesem Jahr eine Größe erreicht, die der Wirtschaftsleistung der Schweizer Volkswirtschaft entspricht.
Die Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank SNB ist in den vergangenen Jahren derart stark gewachsen, dass sie inzwischen ähnlich gross wie das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz ist.
Das Verhältnis ist damit deutlich höher als in den USA und in der Eurozone.
(...)
Das neue Verhältnis ist auch im internationalen Vergleich ein enormer Wert, wie die Bankökonomen in ihrer Studie herausstreichen. Die Bilanzsummen der amerikanischen Notenbank und der Europäischen Zentralbank, die immer wieder für ihre expansive Geldpolitik in der Kritik stehen, machen gerade einmal rund 25 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung eines Jahres aus.
Die Aufblähung der Bilanzsumme in der Schweiz ist auf die anhaltenden Devisenkäufe der SNB, also den Interventionen am Kapitalmarkt, zurückzuführen.
http://www.cash.ch/news/alle/snbbilanzs ... 413222-448

Du kannst es drehen wie Du willst: Die SNB hat den Aufkauf der deutschen Staatsanleihen und ihren Status als größter Einzelgläubiger Deutschlands mit frisch gedruckten Franken bezahlt und nicht - wie Du meinst - mit dem Geld der "Steuerflüchtlinge". Die ziehen im übrigen ihre Guthaben aus der Schweiz ab, seitdem immer mehr neue Doppelbesteuerungsabkommen mit großer Auskunftsklausel mit anderen OECD-Staaten geschlossen werden.
Lies als Einführung mal was Einfaches:

http://www.2min.ch/finance/news/story/19925996

Caviteño
Beiträge: 12689
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von Caviteño »

overkott hat geschrieben: Lies als Einführung mal was Einfaches:

http://www.2min.ch/finance/news/story/19925996
Lesen reicht meist nicht, man muß es auch verstehen und die ersten Fragen sind:

Mit welchem Geld bezahlt die Notenbank den Aufkauf der Fremdwährungen oder der ausl. Staatsanleihen?

Richtig - mit eigenem Geld.

Woher hat sie das?
Beim Bargeld hat sie es selbst gedruckt, es lag bisher in den Tresoren und wird nun in Umlauf gebracht. Beim Giralgeld hat sie es geschaffen.

Aber ich will Dir Deinen Glauben nicht nehmen.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Caviteño hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Lies als Einführung mal was Einfaches:

http://www.2min.ch/finance/news/story/19925996
Lesen reicht meist nicht, man muß es auch verstehen und die ersten Fragen sind:

Mit welchem Geld bezahlt die Notenbank den Aufkauf der Fremdwährungen oder der ausl. Staatsanleihen?

Richtig - mit eigenem Geld.

Woher hat sie das?
Beim Bargeld hat sie es selbst gedruckt, es lag bisher in den Tresoren und wird nun in Umlauf gebracht. Beim Giralgeld hat sie es geschaffen.

Aber ich will Dir Deinen Glauben nicht nehmen.
Du machst schon Fortschritte. Prima. Du siehst, dass das mit dem Drucken eher eine Metapher ist. Jetzt verstehst du auch das mit dem Giralgeld.

Wenn du mehr Einblicke in den Maschinenraum der Milliardenmacher werfen willst, findest hier einen geschwätzigen, aber auch ganz informativen Artikel:

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anl ... 2287.html

Wenn du wissen willst, warum der Euro so glibberig ist, dann musst du dich über Staatsanleihen informieren, die den Euro weich machen und dadurch entwerten.

Wie kommt Geld in die EU, in die Bundesrepublik oder nach Nordrhein-Westfalen? Natürlich von außen: Wenn also das Geld durch einen Gegenwert erwirtschaftet wird, ist es hart. Dieses Hartgeld kann man zur Bank bringen, die kann es verleihen. Mr Noname aus dem Elfenbeinturm der FAZ-Bank macht es andersrum. Er leiht sich nicht Hartgeld, sondern Weichgeld. Das beruht auf einer Zukunftserwartung und dem theoretischen Gegenwert des gesamtwirtschaftlichen Vermögens. Wenn man in einer Hamsterradwirtschaft aber einmal mit Weichgeld angefangen hat, kommt man da nicht so leicht wieder raus.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Das Problem mit dem Weichgeld liegt in folgender Logik: Kauft euch mit Kredit, beleiht dazu euer Vermögen zu 60 Prozent, äh, zu 70 Prozent, äh, zu 80 Prozent, äh, 100 Prozent geht auch noch..

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

sparkasse.de hat geschrieben: Wieso sind eigentlich alle so aufgeregt, wenn es um fallende Preise geht? Jeder freut sich doch, wenn Strom, Sprit oder Lebensmittel billiger werden.
Das ist an sich auch nicht schlecht. Die Menschen neigen in solchen Situationen aber dazu Anschaffungen aufzuschieben, da sie denken, dass diese in Zukunft noch billiger werden. Das kann die gesamte Wirtschaft ausbremsen. Und wenn Unternehmen, die ihre Waren nicht mehr oder nur noch zu sehr niedrigen Preisen absetzen können, gibt es bloß eine Lösung. Wenn sie weiter am Markt bestehen wollen, müssen die Löhne gekürzt oder Mitarbeiter entlassen werden.
Eines schrumpft in solchen Situationen leider nicht – die Kredite, die bspw. Hausbesitzer und Unternehmen aufgenommen haben. Alle Schulden wachsen in Zeiten einer Deflation also faktisch sogar an.
Merke daher: Wenn niemand Geld ausgibt, verarmen am Ende alle.
Über fallende Preise freuen sich zur Zeit vor allem Unternehmen. Denn natürlich müssen Unternehmen weniger für Strom, Sprit oder Rohstoffe zahlen, während Verbraucher gnadenlos abgezockt werden. Von den fallenden Preisen bekommen sie nämlich nur ein paar Tröpfchen an der Tankstelle oder gar nichts ab, weil sie für teuren Ökostrom mal wieder mehr zahlen müssen. Außerdem hängt der Konsum von der Preiselastizität ab. Verbraucher hungern nämlich heute nicht, weil es morgen billiger ist. Morgen kaufen sie dafür um so mehr, weil das Angebot so super ist. Auch Unternehmen nehmen Kredite auf, wenn sie bei fallenden Preisen Gewinne machen. Denn schätzen sie die Situation vorsichtig ein und die Preise steigen wieder, dann können sie wie Onkel Dagobert im Geld baden. Warum aber sollten sie Kredite aufnehmen, nur weil Onkel Draghi den Markt mit weichen Euros flutet? Italien und die befreundeten Weichwährungsländer freuen sich wahrscheinlich, wenn ein Italiener an der Frankfurter Geldmaschine kurbelt und den deutschen Verbrauchern die Sahne vom Konto schöpft.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Haste mal 'n Euro? Sparen und Investitionen

Beitrag von overkott »

Edeka übernimmt Tengelmann
Wirtschaftsminister setzt sich über Wettbewerbshüter hinweg

Trotz wettbewerbsrechtlicher Bedenken darf Einzelhandelsriese Edeka die Supermärkte von Kaiser's-Tengelmann übernehmen. Bundeswirtschaftsminister Gabriel erteilte eine Sondergenehmigung, hob ein Verbot durch das Bundeskartellamt auf und setzte sich über das einstimmige Votum der Monopolkommission, seiner Berater in Wettbewerbsfragen, hinweg. Der Minister begründete seine Entscheidung mit der Sicherung von 16.000 Arbeitsplätzen sowie der Stärkung von Arbeitnehmerrechten. Edeka-Konkurrent Rewe will gegen die Ministerentscheidung klagen.

Kommentar:

Leider nicht supergeil
Dass der gelernte Lehrer und erfahrene Politiker Sigmar Gabriel etwas von Wirtschaft versteht, möchte niemand grundsätzlich in Frage stellen. Aber die Fachkompetenz, sich über ein einstimmiges Votum von Wirtschaftswissenschaftlern hinweg zu setzen, kann auch niemand erkennen. Zurecht stellte der Bonner Kommissionsvorsitzende kopfschüttelnd sein Amt zur Verfügung. Mit der Entscheidung gegen den Wettbewerb im Markt gefährdet Gabriel mehr Arbeitsplätze und Verbraucherinteressen, als auf den ersten Blick sichtbar wird. Denn was sind 16.000 sichere Arbeitsplätze auf Zeit, wenn 50.000 Arbeitsplätze im Einzelhandel einem Verdrängungswettbewerb zum Opfer fallen? Offenbar hat der Minister nicht das Gemeinwohl im Blick, sondern Partikularinteressen, allen voran die seiner schwächelnden Partei. Dass sich Edeka's Aufsichtsratsvorsitzender Scheck schon erkenntlich gezeigt hat, ist nicht bekannt. Aber eine unberechenbare politische Entscheidung hat ein Geschmäckle von... von... Korruption?

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema