Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
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Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Da weiß man doch überhaupt nicht, was einem geschieht.
Während des Duschens am 31.01.2010 ist mir eine Varizelle am Unterschenkel geplatzt. Vorher niemals Beschwerden gehabt, aber plötzlich wie aus einem angestochenen Wasserrohr ein unstillbarer Strahl ... Auch durch Druck darauf war keine Stillung der Blutung möglich.
Was tun? Die „blutige Schweinerei“ im Badezimmer inkaufnehmend, in den Flur geschafft, eine Blutspur hinterlassend, das Telefon ergriffen und die 112 gewählt. Ins Telefon gestammelt ... Blutung lässt sich nicht stillen, kann nicht mehr ...
12 Minuten später kam der Krankenwagen. Schnell, das muß ich schon sagen. Die beiden freundlichen Rettungssanitäter konnten die Blutung spontan nicht stillen, stellten einen Blutdruck von 240/130 fest und orderten dann den Notarzt an.
Kompressionsverband wurde gelegt, Venenzugang, Blutdruck ließ sich trotz Medikamente nicht auf ein normales Maß reduzieren.
Fazit: Einlieferung in ein auf Gefäße spezialisiertes Krankenhaus mit Begleitung des Notarztes im RTW.
In der Notfallambulanz des Krankenhauses wurde ich dann behandelt. - Großes Labor (= Blut), Desinfektion, Betäubung, Wundverschluß durch mehrfaches Nähen. Dabei wurde sich auch um meinen super-erhöhten Blutdruck gekümmert. – Rund drei Stunden Aufenthalt in der Notfallambulanz.
Dann mit dem Taxi nach Hause.
Soweit der Notfall.
Mittlerweile wurden auch die Fäden gezogen, die Wunde ist zwar noch nicht ganz verheilt, aber es bleibt festzuhalten:
Die Kommune, die für die Notfalleinsätze zuständig ist, übersandte mir am 09.02.2010 (als Privatpatient) eine Rechung in Höhe von rund 530 EUR für RTW und NEF.
Auf meine heutige, weitere Anfrage beim entsprechenden Krankenhaus wegen der immer noch ausstehenden Rechnung der ambulanten Behandlung wurde mir mitgeteilt, dass es keine Rechnung geben wird. Der entsprechende Chefarzt behandelt Notfälle ohne Berechnung.
Ich war überrascht und gleichermaßen auch geschockt.
Es bleibt anzumerken, dass es sich um ein Krankenhaus in katholischer Trägerschaft handelt.
Gesundheitssystem - quo vadis?? Einzelfall in diesem Krankenhaus unter katolischer Trägerschaft?
Während des Duschens am 31.01.2010 ist mir eine Varizelle am Unterschenkel geplatzt. Vorher niemals Beschwerden gehabt, aber plötzlich wie aus einem angestochenen Wasserrohr ein unstillbarer Strahl ... Auch durch Druck darauf war keine Stillung der Blutung möglich.
Was tun? Die „blutige Schweinerei“ im Badezimmer inkaufnehmend, in den Flur geschafft, eine Blutspur hinterlassend, das Telefon ergriffen und die 112 gewählt. Ins Telefon gestammelt ... Blutung lässt sich nicht stillen, kann nicht mehr ...
12 Minuten später kam der Krankenwagen. Schnell, das muß ich schon sagen. Die beiden freundlichen Rettungssanitäter konnten die Blutung spontan nicht stillen, stellten einen Blutdruck von 240/130 fest und orderten dann den Notarzt an.
Kompressionsverband wurde gelegt, Venenzugang, Blutdruck ließ sich trotz Medikamente nicht auf ein normales Maß reduzieren.
Fazit: Einlieferung in ein auf Gefäße spezialisiertes Krankenhaus mit Begleitung des Notarztes im RTW.
In der Notfallambulanz des Krankenhauses wurde ich dann behandelt. - Großes Labor (= Blut), Desinfektion, Betäubung, Wundverschluß durch mehrfaches Nähen. Dabei wurde sich auch um meinen super-erhöhten Blutdruck gekümmert. – Rund drei Stunden Aufenthalt in der Notfallambulanz.
Dann mit dem Taxi nach Hause.
Soweit der Notfall.
Mittlerweile wurden auch die Fäden gezogen, die Wunde ist zwar noch nicht ganz verheilt, aber es bleibt festzuhalten:
Die Kommune, die für die Notfalleinsätze zuständig ist, übersandte mir am 09.02.2010 (als Privatpatient) eine Rechung in Höhe von rund 530 EUR für RTW und NEF.
Auf meine heutige, weitere Anfrage beim entsprechenden Krankenhaus wegen der immer noch ausstehenden Rechnung der ambulanten Behandlung wurde mir mitgeteilt, dass es keine Rechnung geben wird. Der entsprechende Chefarzt behandelt Notfälle ohne Berechnung.
Ich war überrascht und gleichermaßen auch geschockt.
Es bleibt anzumerken, dass es sich um ein Krankenhaus in katholischer Trägerschaft handelt.
Gesundheitssystem - quo vadis?? Einzelfall in diesem Krankenhaus unter katolischer Trägerschaft?
- lutherbeck
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Ein Chefarzt der nicht berechnet - der hat wohl seine Tabletten nicht genommen...
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Tja, verwunderlich ist es.lutherbeck hat geschrieben:Ein Chefarzt der nicht berechnet - der hat wohl seine Tabletten nicht genommen...
Nimmt doch schon ein Hausarzt für die Ausstellung eines Rezeptes rund 11 EUR.
Vielleicht war es auch die reine "Nächstenliebe", denn in dem vom Assistenzarzt verfassten Bericht war die Wiedervorstellung in seiner "Gefäßambulanz" die Rede.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Wofür steht denn NEF? RTW ist Rettungswagen, nehme ich mal an.
Ansonsten gut zu wissen, was so eine Fahrt mit der Rettung kostet. Irgendwo hatte ich nämlich mal gehört, daß man das selber bezahlen muß, wenn kein Notfall vorlag oder der Betreffende nicht transportiert werden kann, weil er verstorben ist.
Ansonsten gut zu wissen, was so eine Fahrt mit der Rettung kostet. Irgendwo hatte ich nämlich mal gehört, daß man das selber bezahlen muß, wenn kein Notfall vorlag oder der Betreffende nicht transportiert werden kann, weil er verstorben ist.
???
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
NEF = Notfalleinsatzfahrzeug.anneke6 hat geschrieben:Wofür steht denn NEF? RTW ist Rettungswagen, nehme ich mal an.
Ansonsten gut zu wissen, was so eine Fahrt mit der Rettung kostet. Irgendwo hatte ich nämlich mal gehört, daß man das selber bezahlen muß, wenn kein Notfall vorlag oder der Betreffende nicht transportiert werden kann, weil er verstorben ist.
Ist halt der "Mercedes", in dem der Notarzt fährt, in unserer Stadt zumundest. RTW ist der Rettungswagen. Hier vor Ort sind die Tarife (lt. Rechnung der Stadt): RTW=298 EUR und NEF=230 EUR. - Auf den Einsatz des NEF mit dem Notarzt hatte ich keinen Einfluß, denn der wurde durch die Besatzung des RTW angefordert, weil die RTW-Besatzung nicht helfen konnte. Der Notarzt aus dem NEF hat mich auf dem Transport zum Krankenhaus im RTW begleitet; das NEF fuhr hinter dem RTW her.
Interessant. - In der Tat.
Jedoch lag in meinem Falle tatsächlich ein Notfall vor (= unstillbare Blutung). Die beamtenrechtliche Beihilfe und auch die Krankenkasse haben die Kosten erstattet (bis auf 10,-- EUR Eigenbeteiligung, die mir durch die Beihilfestelle abgezogen worden ist).
Glaube mir, Anneke, ich würde diesen Tag am liebsten aus meinem Gedächtnis verdrängen.
Zuletzt geändert von civilisation am Donnerstag 18. März 2010, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Aber leben tust Du schon noch, oder? Nicht daß der Arzt meinte, bei Deiner Diagnose erreicht Dich die Rechnung eh nicht mehr lebendig ...civilisation hat geschrieben:Auf meine heutige, weitere Anfrage beim entsprechenden Krankenhaus wegen der immer noch ausstehenden Rechnung der ambulanten Behandlung wurde mir mitgeteilt, dass es keine Rechnung geben wird. Der entsprechende Chefarzt behandelt Notfälle ohne Berechnung.
Ich war überrascht und gleichermaßen auch geschockt.
Es bleibt anzumerken, dass es sich um ein Krankenhaus in katholischer Trägerschaft handelt.
Im Ernst: sowas hab ich noch nie gehört. Ob das was mit "katholisch" zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Das war auch mein erster Gedanke. Beweise vernichten. Nicht, daß einer rauskriegt, daß dieser Arzt was damit zu tun hattaddeo hat geschrieben:Aber leben tust Du schon noch, oder? Nicht daß der Arzt meinte, bei Deiner Diagnose erreicht Dich die Rechnung eh nicht mehr lebendig ...
Sehr merkwürdig diese Geschichte!
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Ja, ich lebe noch. - Trotz der Nicht-Inrechnungstellung der Kosten im Krankenhaus ...taddeo hat geschrieben:Aber leben tust Du schon noch, oder? Nicht daß der Arzt meinte, bei Deiner Diagnose erreicht Dich die Rechnung eh nicht mehr lebendig ...civilisation hat geschrieben:Auf meine heutige, weitere Anfrage beim entsprechenden Krankenhaus wegen der immer noch ausstehenden Rechnung der ambulanten Behandlung wurde mir mitgeteilt, dass es keine Rechnung geben wird. Der entsprechende Chefarzt behandelt Notfälle ohne Berechnung.
Ich war überrascht und gleichermaßen auch geschockt.
Es bleibt anzumerken, dass es sich um ein Krankenhaus in katholischer Trägerschaft handelt.
Im Ernst: sowas hab ich noch nie gehört. Ob das was mit "katholisch" zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
Vielleicht liegt es auch daran, daß ich in der "PAX-Bruderhilfe" versichert bin.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Vielleicht war der "Chefarzt" ja gar kein solcher, sondern nur ein Medizinstudent in Ausbildung, der hier unentgeltlich ein bißchen Praxiserfahrung sammeln durfte, quasi am lebenden Versuchsobjekt.
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
In der Tat ist das sehr merkwürdig. - Aber ich habe immerhin den Arztbericht für den Hausarzt ...Marion hat geschrieben:Das war auch mein erster Gedanke. Beweise vernichten. Nicht, daß einer rauskriegt, daß dieser Arzt was damit zu tun hattaddeo hat geschrieben:Aber leben tust Du schon noch, oder? Nicht daß der Arzt meinte, bei Deiner Diagnose erreicht Dich die Rechnung eh nicht mehr lebendig ...
Sehr merkwürdig diese Geschichte!
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Nein. Der Arztbericht ist unterzeichnet mit "xxx" Assistenzarzt. Der hat mich auch betreut. Es ist aber üblich - auch wenn Assistenzärzte die Behandlung übernehmen -, daß der Chefarzt die Liquidation (= Inrechnungstellung) vornimmt.Gamaliel hat geschrieben:Vielleicht war der "Chefarzt" ja gar kein solcher, sondern nur ein Medizinstudent in Ausbildung, der hier unentgeltlich ein bißchen Praxiserfahrung sammeln durfte, quasi am lebenden Versuchsobjekt.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Ich suche hier immer noch das Problem.
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Er mußte nix zahlen - das ist das Problem
Für Österreich weiß ich, daß die Barmherzigen Brüder und auch die Elisabethinen auch nichtversicherte behandeln - ohne Rechnung. Die Vinzenzgruppe (mehrere Sptäler verschiedener Orden) - ebenfalls in "katholischer Trägerschaft" sind inzwischen so weit, daß es keinen "Sozialtarif" gibt.
Für Österreich weiß ich, daß die Barmherzigen Brüder und auch die Elisabethinen auch nichtversicherte behandeln - ohne Rechnung. Die Vinzenzgruppe (mehrere Sptäler verschiedener Orden) - ebenfalls in "katholischer Trägerschaft" sind inzwischen so weit, daß es keinen "Sozialtarif" gibt.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Ich vermute, der Chefarzt hat gelesen "Beruf: Beamter" und aus Mitleid ob der menschenunwürdig niedrigen Besoldung gleich die Rechnung zerknüllt.
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- cantus planus
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Vielleicht hat sich civi auch gleich in Begleitung seines Anwalts in die Notaufnahme begeben?
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Stimmt, bei Anwälten ist die Bezahlung genauso schlecht, das hat das Mitleid sicher noch gesteigert.cantus planus hat geschrieben:Vielleicht hat sich civi auch gleich in Begleitung seines Anwalts in die Notaufnahme begeben?
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Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Ja, freu Dich doch einfach.
LG mtoto
PS: P- Patienten bringen immer viel für Anekdotensammlung...
"Ich bin Ein-Bett versichert"
"Ja, nee Sie bekommen auch nur E I N Bett, kein Problem. Ach ja, wir haben zur Zeit alle Zimmer belegt, aber unser Flur mit den anderen 6 Patienten ist auch recht hübsch."
Nicht böse sein, ja?
LG mtoto
PS: P- Patienten bringen immer viel für Anekdotensammlung...
"Ich bin Ein-Bett versichert"
"Ja, nee Sie bekommen auch nur E I N Bett, kein Problem. Ach ja, wir haben zur Zeit alle Zimmer belegt, aber unser Flur mit den anderen 6 Patienten ist auch recht hübsch."
Nicht böse sein, ja?
Re: Schilderung eines Einzelfalls im Gesundheitssystem der Bundesrepublik
Bericht des n-tv- Moderaters Michael Mross über seinen Unfall in Sri Lanka, bei dem er ein Bein und einen Arm verlor, seinen Rückflug und die Behandlung in D.:
http://www.mmnews.de/index.php/politik/ ... nka-unfall
http://www.n-tv.de/panorama/Michael-Mro ... 6981.html
http://www.mmnews.de/index.php/politik/ ... nka-unfall
http://www.n-tv.de/panorama/Michael-Mro ... 6981.html