Karneval/Fastnacht/Fastelovend

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Juergen
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Juergen »

Pfr. Franz A. Höynck (1907) hat geschrieben:Die Fastnachtstage wurden zu feiern nicht vergessen. Am Lütke Fastlovend (Donnerstag vor Domin. Quinquag.) gingen arme Kinder von Haus zu Haus, indem sie in der Hand einen hölzernen Spiueß hielten und sangen:
  • „Lütke, lütke Fastlovend
    Giät mi woat an meinen spiät
    lott mi nitt de lange stohn,
    Iäk mat noch' en Huisken födder gohn.
    lott das Mesken gleien
    bit midden in de Seien,
    lot dat Mesken sinken,
    bit midden in den Schinken.“
Wir haben als Kinder gesungen:
  • Tülle lütke Fastenacht
    Wir ham' gehört ihr habt geschlacht,
    habt eine dicke Wurst gemacht,
    gibt mir eine, gibt mir eine
    aber nicht so 'ne ganze kleine,
    laßt das Messer sinken
    bis mitten in den Schinken
    laßt uns nicht so lange steh'n
    wir woll'n noch ein Häuschen weiter geht.
    Eins, zwei drei,
    ne Mettwurst oder'n Ei.
:narr:
Gruß Jürgen

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Protasius
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Protasius »

Juergen hat geschrieben:
Pfr. Franz A. Höynck (1907) hat geschrieben:Die Fastnachtstage wurden zu feiern nicht vergessen. Am Lütke Fastlovend (Donnerstag vor Domin. Quinquag.) gingen arme Kinder von Haus zu Haus, indem sie in der Hand einen hölzernen Spiueß hielten und sangen:
  • „Lütke, lütke Fastlovend
    Giät mi woat an meinen spiät
    lott mi nitt de lange stohn,
    Iäk mat noch' en Huisken födder gohn.
    lott das Mesken gleien
    bit midden in de Seien,
    lot dat Mesken sinken,
    bit midden in den Schinken.“
Wir haben als Kinder gesungen:
  • Tülle lütke Fastenacht
    Wir ham' gehört ihr habt geschlacht,
    habt eine dicke Wurst gemacht,
    gibt mir eine, gibt mir eine
    aber nicht so 'ne ganze kleine,
    laßt das Messer sinken
    bis mitten in den Schinken
    laßt uns nicht so lange steh'n
    wir woll'n noch ein Häuschen weiter geht.
    Eins, zwei drei,
    ne Mettwurst oder'n Ei.
:narr:
Wir haben auch das zweite Lied gesungen, aber die erste Zeile war "Lütge lütge Fastnacht" und wir hörten auf nach "wir woll'n noch ein Häuschen weiter geh'n."
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Juergen
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Juergen »

Es scheint verschiedene Versionen zu geben – mit entsprechenden mundartlichen Abwandlungen
http://www.scc-schmerlecke.de/Ueber-Uns/Chronik-des-SCC
…Auch alle Kinder gingen "Lütke Fastnacht" singen, immer am Donnerstag vor Fastnacht.
Bunt verkleidet zogen sie von Haus zu Haus und sangen ihr "Lütke-Fastnachts-Lied"
Lütke-lütke Fastnacht
woi hat gehört, ui hat geschlacht
hat säo scheine Wurst gemacht:
giew us oine, giew us oine
aower nit säo ne ganze kloine
lot dat Meßken sinken bit mirren in diän Schinken
lot us nit säo läge stöhn
vui möt näon Huisken wichter gaohn
oins, twoi, droi, ne Mettwurst oder en Ei!
Sie bekamen Wurst, Speck oder Schinken auf ihre Holzspieße gesteckt, die Väter gaben sich große Mühe um besonders schöne Spieße aus grobem Holz anzufertigen.
Leider besteht dieser alte Brauch nur noch in abgewandelter Form. Heute bekommen die Kinder bei ihrem Fastnachtssingen fast nur noch Süßigkeiten in ihre Tüten.…
http://www.plattdeutsch-niederdeutsch.net/Gedicht6.htm

Lütke, lütke, Fastond

(Südlicher Kreis Gütersloh)

Lütke, lütke, Fastond,
giev mei wat up meinen Spirt,
Nächstes Jaohr um düöte Teit
Söllt de Swiene fett seïn.
Mouder steig in'n Weimen
Und sneid' einen brächen Streipen,
Treck doa met den Ruskamm över,
Dann meid de Katte wör bouwen wiäsen.
De Katte wuord belougen,
Dei Mauder wurd bedrougen,
Lott mei nich to lange stohn,
Ick mott no'n Höusken wieder gohn.

(Wurde in Wiedenbrück zu Fastnacht gesungen. ['ei' wohl als 'äi' auszusprechen])
http://www.luenen.de/medien/archiv/dok/gelage.pdf

…und bei dem man Lebensmittelsammelte, wurde das „Heischelied“ gesungen. In Lünen war das Lied „Lüttke, lüttke
Fastnacht“ bekannt:

Lüttke, Lüttke Fastnacht,
Ich hab’ gehört, Ihr habt geschlacht.
Hätt so fette Wurst gemacht.
Geb’ mir eine, geb’ mir eine,
Aber nicht so’ne ganze Kleine.
Lott das Meßchen sinken,
Bitt mieen in den Schinken,
Lott das Meßchen gluiten
Bitt mieen in de Suiten,
Lott us nit so lange stoh’n,
Mot noch’n Huischen widder goh’n.
… … … :narr: … … …

http://www.gs-oeventrop.de/schulleben/k ... neval.html
Am Nachmittag gehen die Kinder „Spießsingen“. Neben dem tradierten Fastnachtslied „Lüttke, lüttke Fastnacht..“ singen die Kinder neu erfundene aktuelle Vierzeiler:

Ich bin ein kleiner Kater,
habe keinen Vater,
habe keine Mutter,
gebt mir etwas Futter.
:vogel:

Ähnlichen Quatsch kenne ich vom Weghören auch:
Ich bin ein kleiner König
gebt mir nicht zu wenig
gebt mir nicht zu viel
sonst komm' ich mit dem Besenstiel.
Süßes oder Saures? :nein:
Gruß Jürgen

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civilisation
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von civilisation »

Für Kardinal Meisner ist das bestimmt in Ordnung. - Er posiert sogar mit Narrenkappe und Dreschflegel ...
:D
http://gloria.tv/?media=397672

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Niels
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Dieter
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Dieter »

Der Karneval ist ur-katholisch! In vielen protestantischen Gebieten gibt es katholische Inseln. Diese katholischen Dörfer zeignen sich in vielen Fällen dadurch aus, dass dort heftig Karneval gefeiert wird.

Wenn konservative Katholiken darüber schimpfen, dann haben sie etwas nicht verstanden.

Es ist wie mit den Marienfesten. Wer katholisch ist, feiert sie, wer evangelisch ist, feiert sie nicht.

Allerdings verschwimmt in den letzten Jahren sehr viel, so dass auch Protestanten in Hamburg und Bremen meinen, Karneval feiern zu müssen. Das wirkt aber oft nur peinlich.

HeGe
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von HeGe »

In der aktuellen Ausgabe unserer Kirchenzeitung steht ein ganz netter Kommentar von Diakon Pauels (a.k.a. "Bergische Jung"), wo er ein Loblied auf die Mütterkaffees und die vielen Karnevalsveranstaltungen kirchlicher Vereine und Chöre singt und feststellt, dass ausnahmslos alle Größen des Kölner Karnevals, mit denen er gesprochen hat, ihre Wurzeln und Anfänge bei Karnevalsveranstaltungen kirchlicher Gruppen und damit sozusagen mitten im Pfarrsaal haben.
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taddeo
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von taddeo »

HeGe hat geschrieben:In der aktuellen Ausgabe unserer Kirchenzeitung steht ein ganz netter Kommentar von Diakon Pauels (a.k.a. "Bergische Jung"), wo er ein Loblied auf die Mütterkaffees und die vielen Karnevalsveranstaltungen kirchlicher Vereine und Chöre singt und feststellt, dass ausnahmslos alle Größen des Kölner Karnevals, mit denen er gesprochen hat, ihre Wurzeln und Anfänge bei Karnevalsveranstaltungen kirchlicher Gruppen und damit sozusagen mitten im Pfarrsaal haben.
Das wundert mich nicht. Aus eigener, jahrzehntelanger Erfahrung weiß ich, daß besonders die Kirchenmusiker und Chorsänger immer und überall die letzten sind, die von Feiern heimgehen. :D

Raphaela
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Raphaela »

Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Hubertus
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Hubertus »

Dieter hat geschrieben:Der Karneval ist ur-katholisch! In vielen protestantischen Gebieten gibt es katholische Inseln. Diese katholischen Dörfer zeignen sich in vielen Fällen dadurch aus, dass dort heftig Karneval gefeiert wird.

Wenn konservative Katholiken darüber schimpfen, dann haben sie etwas nicht verstanden.
Meine Meinung: wer danach fastet, darf auch gerne Fasching feiern, solange er nicht sündigt dabei. :ja:

Aber die meisten nehmen es halt heute nur noch als Anlaß zum Saufen und zum [zensiert] und machen nach der Faschingszeit einfach genau so weiter, nur halt mit anderen "Mottos".
Ich sehe nicht ein, warum ich das dann gut finden müßte. :nein:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

HeGe
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von HeGe »

Hubertus hat geschrieben:Aber die meisten nehmen es halt heute nur noch als Anlaß zum Saufen und zum [zensiert] und machen nach der Faschingszeit einfach genau so weiter, nur halt mit anderen "Mottos".
Ich sehe nicht ein, warum ich das dann gut finden müßte. :nein:
Musst du auch nicht. Alles muss sein Maß haben, keine Frage. Die kirchlichen Wurzeln sterben wie in vielen anderen Bereichen auch aus und die Situation, wie sie Diakon Pauels beschrieben hat, wird es in 20-30 Jahren auch nicht mehr geben.

Vielleicht gibt es ja dann stattdessen deutschlandweit eine monatliche Sauf- und Partyveranstaltung namens Karnevaloktoberfesterstermaikirmes, deren Wurzeln keiner mehr kennt. :)

(Oder Alkohol ist verboten und wir feiern Ramadan, auch möglich. :pfeif: )
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overkott
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von overkott »

Eigentlich sollte es richtig witzig sein: Weihnachten mitten im Sommer. Le Lavandou, c'est fou http://www.ot-lelavandou.fr/library/div ... t-215.jpg lautete denn auch das Motto des kleinen Badeortes zwischen St. Tropez und Toulon. Aber irgendwie klemmte der Witz. Denn die Mischung aus Kirmes und Karneval war trotz amerikanischer Weihnachtsmusik weder Fleisch noch Fisch. Dabei hatten sich die französischen Narren mit einem sehenswerten Lichterkorso richtig Mühe gegeben. Und Kölner konnten beim Böllern des anschließenden Feuerwerks an Bölls Nicht nur zur Weihnachtszeit denken.

So wird denn auch der Düsseldorfer Fastensonntagszug als Rosenmontagersatz ein einsames Ereignis. Schließlich lebt so ein Zug davon, dass es zum richtigen Zeitpunkt kracht. Dat Hennesche von der Düsseldorfer Stadtkirche kommentiert den schlechten Scherz mit lauwarmem Lächeln.

Dagegen hat Gevelsberg, die Industriestadt im Grünen, wo im Mittelalter Engelbert von Köln erschlagen wurde, https://www.google.de/maps/place/Gevels ... b!6m1!1e1 geschafft, mit einem Kirmeszug im Sommer einen ganz eigenen Akzent zu setzen und sich vom Karneval zu emanzipieren.

Eichbaum
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Eichbaum »

Selbstverständlich ist Karneval und Fasching und Fasnacht für Kathoiken in Ordnung.
Warum sollte es denn nicht so sein?
Gebt den Bäumen diese Welt!

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Hubertus
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Hubertus »

Eichbaum hat geschrieben:
Dienstag 12. November 2019, 19:56
Warum sollte es denn nicht so sein?
Weil der Gesamtbezugsrahmen weggefallen ist.

Während sich gem. althergebrachtem Brauch der Kirche danach eine doch recht rigide Fastenpraxis anschloß (täglich einmalige Sättigung, sonst hungern; teilw. recht einschneidende Begrenzungen bzgl. der zulässigen Fastenspeisen: "carne, vale: Fleisch, lebe wohl"), ist die nachDasKonzil™iare Regelung (lediglich zwei verbindliche Fastentage - Aschermittwoch und Karfreitag -, ansonsten freiwilliger Verzicht auf irgendetwas: "Was fastest Du?" - "Ich faste Süßigkeiten.") geradezu ein Witz. Wer nicht bereit ist, den Leib wirklich in die Zucht zu nehmen ("Durch das Fasten des Leibes unterdrückst Du die Sünde, erhebst Du den Geist, spendest Tugendkraft und Lohn: durch Christus, unsern Herrn"), hat eigentlich auch keine Veranlassung zu vorangehender fröhlicher Feier, die ohne das anschließende Verzichtselement nie entstanden wäre.

Aber es entspricht eben der mittlerweile etablierten "Fun-"Religion: das angenehme, schöne wird übernommen, das ernsthaft-strenge konsequent ausgespart.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Lycobates
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von Lycobates »

Hubertus hat geschrieben:
Dienstag 12. November 2019, 21:02
Eichbaum hat geschrieben:
Dienstag 12. November 2019, 19:56
Warum sollte es denn nicht so sein?
Weil der Gesamtbezugsrahmen weggefallen ist.

Während sich gem. althergebrachtem Brauch der Kirche danach eine doch recht rigide Fastenpraxis anschloß (täglich einmalige Sättigung, sonst hungern; teilw. recht einschneidende Begrenzungen bzgl. der zulässigen Fastenspeisen: "carne, vale: Fleisch, lebe wohl"), ist die nachDasKonzil™iare Regelung (lediglich zwei verbindliche Fastentage - Aschermittwoch und Karfreitag -, ansonsten freiwilliger Verzicht auf irgendetwas: "Was fastest Du?" - "Ich faste Süßigkeiten.") geradezu ein Witz. Wer nicht bereit ist, den Leib wirklich in die Zucht zu nehmen ("Durch das Fasten des Leibes unterdrückst Du die Sünde, erhebst Du den Geist, spendest Tugendkraft und Lohn: durch Christus, unsern Herrn"), hat eigentlich auch keine Veranlassung zu vorangehender fröhlicher Feier, die ohne das anschließende Verzichtselement nie entstanden wäre.

Aber es entspricht eben der mittlerweile etablierten "Fun-"Religion: das angenehme, schöne wird übernommen, das ernsthaft-strenge konsequent ausgespart.
:daumen-rauf:
Wobei noch ergänzend zu bemerken wäre, daß es anerkanntermaßen Dämonen gibt, die nicht ausgetrieben werden können, „es sei durch Gebet und Fasten“, nisi per orationem et jejunium, Mt. 17,21.
Wenn seit 50 und mehr Jahren, und immer mehr, fast buchstäblich „der Teufel los“ ist, dann wissen wir warum!
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Eichbaum
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Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Eichbaum »

Fasnacht, Fasching, Karnaval

Ich habe für den Titel alle 3 regionalen Varianten genommen, damit sich keine Region benachteiligt fühlt.

Selber bin ich ein Freund der allemannischen Fasnacht oder Fasnet.

Wer ist das auch?
Oder eher Freund von Karneval und Fasching?

Eine Vorausschau: Am 24. 2. 2020 ist Rosenmontag.
Was heißt, dass am 20. 2. 2020 der "Schmotzige Dunnschdig" ist, anderswo Weiberfasnacht genannt.

Fasnachtsküchle oder Fasnachtskrapfen gibt es wohl schon vorher.
Gebt den Bäumen diese Welt!

Vir Probatus
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Vir Probatus »

Ich halte nichts davon, "zum Lachen in den Keller zu gehen", was wohl bei konservativen Katholiken eher die Regel ist.

Aber noch weniger halte ich von dieser aufgesetzten, angeordneten, geradezu befohlenen "Fröhlichkeit" im Karneval.
In meinem Wohnort ist Karneval unbekannt. Da wohnen hauptsächlich Freikirchler, despektierlich "Rock Zopf" genannt, die kennen das nicht und wollen auch nichts damit zu tun haben.
Eine verlogene Brut, noch schlimmer als Katholiken: Einen Fernseher dürfen sie nicht haben. Dafür haben sie eine leerstehende Einliegerwohnung, wo der Fernseher steht. Damit den beim "Betabend" im eigenen Haus nur niemand sieht.
Und wer diese "kirchlich approbierten Orgien" im Karneval nicht besucht, der muss auch nicht fasten, das ist meine Meinung dazu.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Stefan

Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Stefan »

Ich lache nie, habe keinen Fernseher, faste das ganze Jahr über und halte auch nichts von Karneval.
Dort trifft man eh nur mürrische Ungläubige.

Herr v. Liliencron
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Herr v. Liliencron »

Dort, wo ich meine Kindheit verbracht habe, gibt es einen eng lokal begrenzten, eigenen Ruf: "Wille Baaje, summ-summ!"

Petrus
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Petrus »

Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 14:55
Ich lache nie, habe keinen Fernseher, faste das ganze Jahr über und halte auch nichts von Karneval.
Dort trifft man eh nur mürrische Ungläubige.
hmm - Du bist offensichtlich interkonfessionell unterwegs?

Du lachst nie - Du folgst Jesus nach. Jesus hat nie gelacht.
Du hast keinen Fernseher - Du bist strenger Pietist ("Fernsehen ist Sünde").
Du fastest das ganze Jahr - Du bist orthodoxer Mönch (Athos?)
Du hältst nichts von Karneval - dann bist Du eher süddeutsch oder schweizerisch sozialisiert (was allerdings nun nur bedingt mit Konfessionen zu tun hat).

:)

Eichbaum
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Eichbaum »

Vir Probatus hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 08:45

Aber noch weniger halte ich von dieser aufgesetzten, angeordneten, geradezu befohlenen "Fröhlichkeit" im Karneval.
Bei uns bei der alemannischen Fasnacht ist diese Fröhlichkeit echt und natürlich und nicht befohlen.
Gebt den Bäumen diese Welt!

Eichbaum
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Eichbaum »

Herr v. Liliencron hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 15:54
Dort, wo ich meine Kindheit verbracht habe, gibt es einen eng lokal begrenzten, eigenen Ruf: "Wille Baaje, summ-summ!"
Bei uns: "Hoooori, hoooori, hooooori isch die Katz!" :breitgrins:
Gebt den Bäumen diese Welt!

Stefan

Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Stefan »

Petrus hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 16:43
Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 14:55
Ich lache nie, habe keinen Fernseher, faste das ganze Jahr über und halte auch nichts von Karneval.
Dort trifft man eh nur mürrische Ungläubige.
Du hältst nichts von Karneval - dann bist Du eher süddeutsch oder schweizerisch sozialisiert (was allerdings nun nur bedingt mit Konfessionen zu tun hat).
Ich bin Rheinländer :)

Petrus
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Petrus »

Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 18:10
Ich bin Rheinländer :)
ah!

Kölle helau!
Düsseldorf alaaf!

Narrhallamarsch!

(Achtung, Vorsicht, Musik!)

https://www.youtube.com/watch?v=UKmdO-fChrE

:ikb_jester:

Stefan

Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Stefan »

Ich flüchte dennoch vor dem Karnevalstreiben, der Brauch ist längst heidnisch-hedonistisch.

Petrus
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Petrus »

Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 18:43
Ich flüchte dennoch vor dem Karnevalstreiben, der Brauch ist längst heidnisch-hedonistisch.
Du wirst uns sicher umfassend aufklären, darüber.

Dafür Dir im Voraus herzlichen Dank!

also: neuerdings (seit wann, ca.?) ist das, wie Du es nennst, "Karnevalstreiben", heidnisch-hedonistisch?

(kleine Frage, nachträglich: ist das so etwas Ähnliches wie dieses Touristen-Event, was man "Die Wiesn" *) nennt, wohin ich fußläufig hingehen könnte, was ich aber lange schon nicht mehr will?)

--
*) Allfällige Übernachtungsanfragen dazu werden von mir stets abschlägig beschieden.

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Sempre
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Sempre »

Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 14:55
Dort trifft man eh nur mürrische Ungläubige.
Und selbst wenn einer sich für lange, nackte Damenbeine interessiert, kann er heute ja auch gar nicht mehr davon ausgehen, daß das nicht einmal Männerbeine waren.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Stefan

Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Stefan »

Sempre hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 21:41
Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 14:55
Dort trifft man eh nur mürrische Ungläubige.
Und selbst wenn einer sich für lange, nackte Damenbeine interessiert, kann er heute ja auch gar nicht mehr davon ausgehen, daß das nicht einmal Männerbeine waren.
#MeToo :panisch:

CIC_Fan

Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von CIC_Fan »

Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 18:43
Ich flüchte dennoch vor dem Karnevalstreiben, der Brauch ist längst heidnisch-hedonistisch.
Offenbar ein Pietist reinsten Wassers :kugel:

Petrus
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Re: Fasnacht, Fasching, Karnaval

Beitrag von Petrus »

CIC_Fan hat geschrieben:
Montag 20. Januar 2020, 09:20
Stefan hat geschrieben:
Sonntag 19. Januar 2020, 18:43
Ich flüchte dennoch vor dem Karnevalstreiben, der Brauch ist längst heidnisch-hedonistisch.
Offenbar ein Pietist reinsten Wassers :kugel:
bevor wir nun am 02.02.2020 den Christbaum abschmücken (Lametta bitte NICHT in den Biomüll!), und uns dann in die Fastenzeit begeben (gemäß göttl. Weisung der Hl. Bischofskonferenz bin ich zwar noch zur sog. "Abstinenz", jedoch nicht mehr zum Fasten - am Aschermittwoch und am Karfreitag - verpflichtet), eine Frage, die mich interessiert:

Gibt es in Österreich Pietisten?

(ich kenne ja ein bißchen was von Österreich, aber Pietisten sind mir dort noch nicht untergekommen).

danke im Voraus,
Petrus.

CIC_Fan

Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend- für Katholiken in Ordnung?

Beitrag von CIC_Fan »

Lieber Petrus wir kommen hier vom Thema ab das sollten wir vermeiden wenn du magst mach einfach einen Thread auf und ich erzähle dir gerne was zu verschiedenen Konfessionen und Religionen in Österreich

Eichbaum
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Re: Karneval/Fastnacht/Fastelovend

Beitrag von Eichbaum »

Das Fasnachts-Brauchtum hat hat viele Quellen - nicht nur eine einzige.
Gebt den Bäumen diese Welt!

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