Bildungsinitiative

Sonstiges und drumherum.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich habe seit Mai ungefähr bei uns zu Hause einen neuen Brauch eingeführt. Vielleicht ist das für den einen oder andern interessant oder anregend. Eingedenk der (intendierten) Defizite der schulischen Lehrpläne gebe ich nun meinen Jungs Victor (18), Gregor (fast 15) und Konstantin (12) ein bis zweimal wöchentlich kleine Themata, die sie vorbereiten (20 min Aufwand) und über die sie nach dem Abendbrot bei Tisch kurz (5-8 min) berichten sollen.

Es funktioniert nicht immer alles reibungslos, aber irgendwie doch, und ich versuche so ein gewisses Netz der Gemeinbildung ebenso zu spinnen wie einen brüderlich-sozialen Effekt zu erzielen.

Die Themata nehme ich querbeet aus allen möglichen Wissensbereichen und schicke sie den Burschen in der Regel zwei Tage vor Termin über Telegramm. – Hier die bisherigen Themen:
1. Victor: Wer war Wilhelm Conrad Röntgen und wofür bekam er 1901 den Nobelpreis für Physik?
2. Gregor: Was hat es mit Abraham, Ismael und Isaak auf sich? (Genesis 15-17)
3. Konstantin: Lies das nachstehende Gedicht. Trag es uns am Abend vor und erkläre kurz, worum es geht, wer der Autor war und was dich beim Lesen bewegt hat.

Letzte Wache (Georg Heym)

Wie dunkel sind deine Schläfen
Und deine Hände so schwer,
Bist du schon weit von dannen
Und hörst mich nicht mehr?

Unter dem flackenden Lichte
Bist du so traurig und alt,
Und deine Lippen sind grausam
In ewiger Starre gekrallt.

Morgen schon ist hier das Schweigen,
Und vielleicht in der Luft
Noch das Rascheln von Kränzen
Und ein verwesender Duft.

Aber die Nächte werden
Leerer nun, Jahr um Jahr,
Hier, wo dein Haupt lag und leise
Immer dein Atem war.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier eure drei kleinen Aufgaben (Kurzberichte heute abend):
1. Victor: Isaaks Opfer (Genesis 21-22).
2. Gregor: Gedicht „Die himmlische Rechenkunst“ von Werner Bergengruen (Vortrag, Erläuterung, Hintergrund, Autor), sieh da: https://www.deutschelyrik.de/die_himmli ... kunst.html
3. Konstantin: Werner von Siemens. Leben und Bedeutung.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier eure drei kleinen Aufgaben (Kurzberichte Sonntag):
1. Victor: Stell die Novelle „Die Frau des Pilatus“ von Gertrud von Le Fort sowie ihre Autorin vor. (Steht im Wohnzimmer im Regal.)
2. Gregor: Fritz Haber, Carl Bosch und das nach ihnen benannte Verfahren.
3. Konstantin: Kaiser Otto III. Leben und Bedeutung.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier drei neue Aufgaben (Kurzberichte Dienstag abend, je 5 Minuten):
1. Victor: Die Geschicke von Stadt, Bistum und Dom Brandenburg an der Havel 948-1166.
2. Gregor: Oswald von Wolkenstein: „Durch Barbarei, Arabia“ [https://youtu.be/wgpwXnuzlvY, siehe auch Anhang zur nächsten Nachricht]. Das Gedicht als Spiegel des Lebens des Dichters.
3. Konstantin: Der Auszug aus Ägypten (Exodus 11-15).
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier eure drei neuen Aufgaben (Kurzberichte Montag abend):
1. Victor: Der Erzengel Michael: Bezwinger Luzifers, Schutzpatron der Deutschen. Gründe dafür. Verehrung im Abendland.
2. Gregor: Die Bekehrung des hl. Augustinus (unter Berücksichtigung seiner „Bekenntnisse“; mit einem Abriß seiner Vita).
3. Konstantin: Der hl. Martin von Tours. Leben, Überlieferung, Verehrung.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier drei neue Aufgaben (Termin: Sonntag abend):
1. Victor: Die Völkerschlacht bei Leipzig.
2. Gregor: Die Schlacht im Teutoburger Wald.
3. Konstantin: Die Schlacht an der Milvischen Brücke.
Bitte jeweils mit:
• Vorgeschichte, Voraussetzungen, Konstellation;
• Verlauf und Ausgang;
• Folgen und Nachwirkung.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Jungs, hier neue Aufgaben für Donnerstag:
1. Victor: Tacitus und seine „Germania“.
2. Gregor: der Limes und die Saalburg. Geschichte, moderne Rekonstruktionen.
3. Konstantin: das Wichtigste über den Planeten Merkur.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier neue Aufgaben für Dienstag:
1. Victor: der Wankelmotor (Felix Wankel).
2. Gregor: August von Platen, Das Grab im Busento (https://www.deutschelyrik.de/das-grab-i ... o-779.html); Dichter, Gedicht, historischer Hintergrund des Inhalts.
3. Konstantin: Hermes, der Götterbote, in der griechischen Mythologie.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Hallo Jungs, hier neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Das Wormser Konkordat. Hintergrund, Inhalt, Folgen.
2. Gregor: Otto Lilienthal.
3. Konstantin: Friedrich Schiller, Der Handschuh. Dichter und Gedicht.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Neue Aufgaben für Freitag:
1. Victor: Königswahl, -salbung & -krönung Ottos des Großen nach Widukind von Corvey (Buch 1, Kap. 41; Buch 2, Kap. 1-2). Ablauf, Riten, Hofämter. (Textausgabe bei mir im Regal.)
2. Gregor: König David.
3. Konstantin: Der Dieselmotor (https://de.wikipedia.org/wiki/Dieselmotor#Technik). Funktionsprinzip nebst einigen Eckdaten zum Erfinder.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Königswahl, -salbung & -krönung Ottos des Großen nach Widukind von Corvey (Buch 1, Kap. 41; Buch 2, Kap. 1-2). Ablauf, Riten, Hofämter. (Textausgabe bei mir im Regal.)
2. Gregor: Alexander Solschenizyn.
3. Konstantin: Dmitrij Mendelejew.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Friedrich List.
2. Gregor: Rainald von Dassel.
3. Konstantin: Prometheus.
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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 00:53
Ich habe seit Mai ungefähr bei uns zu Hause einen neuen Brauch eingeführt. Vielleicht ist das für den einen oder andern interessant oder anregend. Eingedenk der (intendierten) Defizite der schulischen Lehrpläne gebe ich nun meinen Jungs Victor (18), Gregor (fast 15) und Konstantin (12) ein bis zweimal wöchentlich kleine Themata, die sie vorbereiten (20 min Aufwand) und über die sie nach dem Abendbrot bei Tisch kurz (5-8 min) berichten sollen.

Es funktioniert nicht immer alles reibungslos, aber irgendwie doch, und ich versuche so ein gewisses Netz der Gemeinbildung ebenso zu spinnen wie einen brüderlich-sozialen Effekt zu erzielen.

Die Themata nehme ich querbeet aus allen möglichen Wissensbereichen und schicke sie den Burschen in der Regel zwei Tage vor Termin über Telegramm. – Hier die bisherigen Themen:
1. Victor: Wer war Wilhelm Conrad Röntgen und wofür bekam er 1901 den Nobelpreis für Physik?
2. Gregor: Was hat es mit Abraham, Ismael und Isaak auf sich? (Genesis 15-17)
3. Konstantin: Lies das nachstehende Gedicht. Trag es uns am Abend vor und erkläre kurz, worum es geht, wer der Autor war und was dich beim Lesen bewegt hat.

Letzte Wache (Georg Heym)

Wie dunkel sind deine Schläfen
Und deine Hände so schwer,
Bist du schon weit von dannen
Und hörst mich nicht mehr?

Unter dem flackenden Lichte
Bist du so traurig und alt,
Und deine Lippen sind grausam
In ewiger Starre gekrallt.

Morgen schon ist hier das Schweigen,
Und vielleicht in der Luft
Noch das Rascheln von Kränzen
Und ein verwesender Duft.

Aber die Nächte werden
Leerer nun, Jahr um Jahr,
Hier, wo dein Haupt lag und leise
Immer dein Atem war.
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Hallo Jungs, hier eure drei kleinen Aufgaben (Kurzberichte heute abend):
1. Victor: Isaaks Opfer (Genesis 21-22).
2. Gregor: Gedicht „Die himmlische Rechenkunst“ von Werner Bergengruen (Vortrag, Erläuterung, Hintergrund, Autor), sieh da: https://www.deutschelyrik.de/die_himmli ... kunst.html
3. Konstantin: Werner von Siemens. Leben und Bedeutung.
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Hallo Jungs, hier eure drei kleinen Aufgaben (Kurzberichte Sonntag):
1. Victor: Stell die Novelle „Die Frau des Pilatus“ von Gertrud von Le Fort sowie ihre Autorin vor. (Steht im Wohnzimmer im Regal.)
2. Gregor: Fritz Haber, Carl Bosch und das nach ihnen benannte Verfahren.
3. Konstantin: Kaiser Otto III. Leben und Bedeutung.
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Hallo Jungs, hier drei neue Aufgaben (Kurzberichte Dienstag abend, je 5 Minuten):
1. Victor: Die Geschicke von Stadt, Bistum und Dom Brandenburg an der Havel 948-1166.
2. Gregor: Oswald von Wolkenstein: „Durch Barbarei, Arabia“ [https://youtu.be/wgpwXnuzlvY, siehe auch Anhang zur nächsten Nachricht]. Das Gedicht als Spiegel des Lebens des Dichters.
3. Konstantin: Der Auszug aus Ägypten (Exodus 11-15).
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Hallo Jungs, hier eure drei neuen Aufgaben (Kurzberichte Montag abend):
1. Victor: Der Erzengel Michael: Bezwinger Luzifers, Schutzpatron der Deutschen. Gründe dafür. Verehrung im Abendland.
2. Gregor: Die Bekehrung des hl. Augustinus (unter Berücksichtigung seiner „Bekenntnisse“; mit einem Abriß seiner Vita).
3. Konstantin: Der hl. Martin von Tours. Leben, Überlieferung, Verehrung.
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Hallo Jungs, hier drei neue Aufgaben (Termin: Sonntag abend):
1. Victor: Die Völkerschlacht bei Leipzig.
2. Gregor: Die Schlacht im Teutoburger Wald.
3. Konstantin: Die Schlacht an der Milvischen Brücke.
Bitte jeweils mit:
• Vorgeschichte, Voraussetzungen, Konstellation;
• Verlauf und Ausgang;
• Folgen und Nachwirkung.
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Jungs, hier neue Aufgaben für Donnerstag:
1. Victor: Tacitus und seine „Germania“.
2. Gregor: der Limes und die Saalburg. Geschichte, moderne Rekonstruktionen.
3. Konstantin: das Wichtigste über den Planeten Merkur.
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Hallo Jungs, hier neue Aufgaben für Dienstag:
1. Victor: der Wankelmotor (Felix Wankel).
2. Gregor: August von Platen, Das Grab im Busento (https://www.deutschelyrik.de/das-grab-i ... o-779.html); Dichter, Gedicht, historischer Hintergrund des Inhalts.
3. Konstantin: Hermes, der Götterbote, in der griechischen Mythologie.
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Hallo Jungs, hier neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Das Wormser Konkordat. Hintergrund, Inhalt, Folgen.
2. Gregor: Otto Lilienthal.
3. Konstantin: Friedrich Schiller, Der Handschuh. Dichter und Gedicht.
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Neue Aufgaben für Freitag:
1. Victor: Königswahl, -salbung & -krönung Ottos des Großen nach Widukind von Corvey (Buch 1, Kap. 41; Buch 2, Kap. 1-2). Ablauf, Riten, Hofämter. (Textausgabe bei mir im Regal.)
2. Gregor: König David.
3. Konstantin: Der Dieselmotor (https://de.wikipedia.org/wiki/Dieselmotor#Technik). Funktionsprinzip nebst einigen Eckdaten zum Erfinder.
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Neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Königswahl, -salbung & -krönung Ottos des Großen nach Widukind von Corvey (Buch 1, Kap. 41; Buch 2, Kap. 1-2). Ablauf, Riten, Hofämter. (Textausgabe bei mir im Regal.)
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Neue Aufgaben für Sonntag:
1. Victor: Friedrich List.
2. Gregor: Rainald von Dassel.
3. Konstantin: Prometheus.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Für den nächsten Termin habe ich schon in Vorbereitung:
1. Victor: Kurt von Schleicher.
2. Gregor: Der Knabe im Moor (Annette von Droste-Hülshoff) (https://www.deutschelyrik.de/der-knabe-im-moor.html)
3. Konstantin: Ritter Kahlbutz.
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Niels
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Niels »

Sehr gute Idee, in mehrfacher Hinsicht. :daumen-rauf:

Das lässt sich problemlos fortsetzen, z.B.

1. Was ist die Porta Nigra?
2. Wer war Otto von Freising?
3. Wer war Joachim von Fiore?

1. "Belsazar" von Heinrich Heine
2. Die Ebstorfer Weltkarte
3. Die Dreifaltigkeitsikone von Rubljow

...
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Petrus
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Petrus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 00:53
Wer war Wilhelm Conrad Röntgen und wofür bekam er 1901 den Nobelpreis für Physik?
1) Wilhelm Conrad Röntgen war ein deutscher Wissen-Schaftler.

2) den Nobel-Preis für Physik bekam er deswegen, weil er in Würzburg die Röntgen-Strahlung entdeckt hatte.

Petrus.

p.s. Robert: was bringt es dir, dass du deine Söhne beim Abendessen mit solchem Schaiß quälen möchtest?

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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petrus hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 12:33
:roll:
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Irmgard
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Irmgard »

Robert, hättest du das deiner Tochter auch angedeihen lassen (frag ich mal neugierig)?

Einen gewissen Bildungskanon finde ich schon wichtig. Wir haben das aber eher spontan gemacht, halt, wenn beim Essen das Gespräch zufällig darauf kam. Dann wurde halt nachgeschlagen und herausgesucht. Ich weiß noch, dass meine Tochter, nachdem ihr Allgemeinwissen in der Schule auffiel, sagte, sie hätte gedacht, dass das jede Familie so macht. Da war aber auf jeden Fall auch asiatische Geschichte oder amerikanische Geschichte dabei. Und Belsazar war auch schon ein lohnenswertes Thema. :)

Eine strikte Anordnung hätte aber bei uns eher nicht funktioniert. 8)

Gruß
Irmgard

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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Irmgard hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 13:49
Robert, hättest du das deiner Tochter auch angedeihen lassen (frag ich mal neugierig)?
Die wäre natürlich dabei, ist aber seit zwei Jahren aus dem Hause. Sie hat’s allerdings am wenigsten nötig, hat sich schon allein belesen, seit sie vier war.

Sie hat neulich sogar um eigene Themen gebeten, um bei Gelegenheit auch was beitragen zu können (habe ihr den Magdeburger Reiter gegeben und dann noch mal die Darstellung der hl. Anna in Ikonographie und Litteratur), aber das hat mangels Gelegenheit nicht funktioniert.
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Edi
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Edi »

Petrus hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 12:33
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 00:53
Wer war Wilhelm Conrad Röntgen und wofür bekam er 1901 den Nobelpreis für Physik?
1) Wilhelm Conrad Röntgen war ein deutscher Wissen-Schaftler.

2) den Nobel-Preis für Physik bekam er deswegen, weil er in Würzburg die Röntgen-Strahlung entdeckt hatte.

Petrus.
Wer Röntgen war und was er herausgefunden hat, das lernt man doch in der Schule in Physik.

Wenn mir im Schulalter zuhause jemand Geschichtsunterricht hätte geben wollen, wäre ich davongelaufen. Mir hat schon der Geschichtsunterricht in der Schule mit Lothar von Supplinburg und vielen anderen nicht gefallen. Ich sah da auch keinen praktischen Nutzen dabei. Man muss nicht alles wissen, was in der Geschichte mal passiert ist. Was heute politisch und sonst Wichtiges abgeht, viel eher schon.

Ich wollte mal meinem Neffen, der aus schulischen Gründen ein Jahr bei mir wohnte, etwas Unterricht in Mikrobiologie und Immunsystemaufbau geben, der wollte das aber nicht wissen. Im letzten Jahr, etwa 10 Jahre nach der Zeit, hat er sich eine schöne Lungenentzündung geholt. Hätte sich diese bei Anwendung dessen, was ich ihm gesagt hätte, ersparen können. Aber die Eier sind ja meist klüger als die Hennen und müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Seine Mutter - damals war sie noch in Ausbildung zur Arzthelferin - hat von mir auch einiges dahingehend gelernt, aber die ist auch nicht konsequent. Immerhin habe ich von ihr gelernt wie man intramuskulär und intravenös spritzt, wenn ich auch die Details beim zweiten längst vergessen habe.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Petrus
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Petrus »

danke Dir, Robert, für diesen schönen Strang, zu dem ich gerne auch mein bescheidenes Teil beitragen möchte.

1) wo entstand die "Keimzelle" des späteren Staates Israel?

2) Warum errichtete der berühmte Komponist Richard Wagner sein "Festspielhaus" ausgerechnet in Bayreuth?

3) von wem stammt der Satz "nisi caste, tamen caute"?

Raphael

Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Raphael »

Niels hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 08:48
Sehr gute Idee, in mehrfacher Hinsicht. :daumen-rauf:

...
Allerdings keine neue, sondern lediglich das Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert. :roll:

Problematisch, weil keine Herzensbildung gefördert wird, sondern in erster Linie die (hoffentlich hinterher vorhandene) Wissensmenge.

Besser wäre es, wenn der "Endlose Chor" vom alten Hünermann zur verpflichtenden Standardlektüre erklärt werden würde. Dort kann man lernen, mit welch unterschiedlichen Menschen und Charakteren Gott sein gnadenhaftes Heilswerk in dieser Welt verrichtet.

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Protasius
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Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Protasius »

Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Niels hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 08:48
Sehr gute Idee, in mehrfacher Hinsicht. :daumen-rauf:

...
Allerdings keine neue, sondern lediglich das Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert. :roll:

Problematisch, weil keine Herzensbildung gefördert wird, sondern in erster Linie die (hoffentlich hinterher vorhandene) Wissensmenge.

Besser wäre es, wenn der "Endlose Chor" vom alten Hünermann zur verpflichtenden Standardlektüre erklärt werden würde. Dort kann man lernen, mit welch unterschiedlichen Menschen und Charakteren Gott sein gnadenhaftes Heilswerk in dieser Welt verrichtet.
Alte Ideen sind nicht schlecht, nur weil sie alt sind.

Wie kommst du darauf, daß Robert die Herzensbildung nicht fördert? Wer weiß, welche Diskussionen am Ketelhohnschen Abendbrottisch entstehen, wenn einer der Filii ein Gedicht referiert hat? Und sowohl die Heiligen wie auch die Kirchengeschichte kommen, wie die Themenliste zeigt, durchaus zu ihrem Recht.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

PascalBlaise
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von PascalBlaise »

Alles Orchideen. C++ und Python Programmierung. Das wäre ein Programm, mit dem ich meine Kinder quälen würde 😁
– et lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt –

Raphael

Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Raphael »

Protasius hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:58
Alte Ideen sind nicht schlecht, nur weil sie alt sind.
Das kann man genauso gut umdrehen: 8)
Alte Ideen sind nicht gut, nur weil sie alt sind.
Protasius hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:58
Wie kommst du darauf, daß Robert die Herzensbildung nicht fördert?
Warum fragst Du?
Das hätte ich doch bereits geschrieben: Es geht ganz offensichtlich um die Menge des Wissenerwerbs!
Protasius hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:58
Wer weiß, welche Diskussionen am Ketelhohnschen Abendbrottisch entstehen, wenn einer der Filii ein Gedicht referiert hat?
Ich kenn einen, der weiß das schon, bevor die Diskussionen überhaupt entstanden sind!
Protasius hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:58
Und sowohl die Heiligen wie auch die Kirchengeschichte kommen, wie die Themenliste zeigt, durchaus zu ihrem Recht.
Nö, sie werden marginalisiert! :maske:

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Juergen
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Juergen »

Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 14:37

Wenn mir im Schulalter zuhause jemand Geschichtsunterricht hätte geben wollen, wäre ich davongelaufen. Mir hat schon der Geschichtsunterricht in der Schule mit Lothar von Supplinburg und vielen anderen nicht gefallen. Ich sah da auch keinen praktischen Nutzen dabei. Man muss nicht alles wissen, was in der Geschichte mal passiert ist. Was heute politisch und sonst Wichtiges abgeht, viel eher schon.
Ich halte Geschichtsunterricht, so wie er erteilt wird (wurde?), für didaktischen Unsinn.

Da werden punktuell Ereignisse aus der Geschichte herausgegriffen. Die Darstellung ist mehr als knapp und große Zusammenhänge und insbesondere die geistesgeschichtliche Einordnung fehlen in der Regel.

Frag einen durchschnittlichen Lehrer z.B. nach dem Investiturstreit und was dahinter steckte. Als Antwort wirst zu eine Standardantwort bekommen, die, so meinen viele Geschichtsstudiumsabsolventen, in über 90% der Fälle richtig ist: Es ging nur um Macht. Oder alternativ: Es ging nur um Geld. Das sind die beiden Punkte mit denen sich die ganzen Einzelepisoden der Geschichte „erklären“ lassen.
Natürlich kann man versuchen, mit diesen beiden Ansätzen alles zu erklären. Aber wenn es um Macht geht, ist doch die Frage, wie z.B. die Päpste auf die Idee kommen, Macht über die Könige haben zu wollen? Wieso der Konflikt erst in dieser Zeit losbricht und nicht schon 300 Jahre früher? Wie es kommt, daß es offenbar nicht mehr eine allgemein akzeptierte Einsicht ist, daß die Päpst Macht über Könige haben? Welche Geisteshaltung steckt hinter diesen Emanzipationsbewegungen des Staates von der Kirche? usw. usw.
Für sowas bedarf es allerdings komplett überarbeitete Lehrmittel und Lehrkörper.

Wer wie bisher punktuell an Geschichte herangeht und sie so vermittelt, der darf sich nicht wundern, wenn Desinteresse auf Seiten der Schüler vorprogrammiert ist.

Geschichtsunterricht muß man m.E. kursorisch angelegt sein. Nicht ein halbes Schuljahr über ein Ereignis sprechen, sondern über eine ganze Epoche. Einzelne Jahreszahlen sind da dann auch nicht mehr wichtig. Es reicht z.B. für die geschichtliche Einordnung zu wissen, daß der 30-jährige Krieg irgendwann in der ersten Hälfte des 17. Jh. stattfand. Die konkreten Jahreszahlen sind eher zweitrangig, außer man will bei einer Quizzshow punkten.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petrus hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 15:10
danke Dir, Robert, für diesen schönen Strang, zu dem ich gerne auch mein bescheidenes Teil beitragen möchte.

1) wo entstand die "Keimzelle" des späteren Staates Israel?

2) Warum errichtete der berühmte Komponist Richard Wagner sein "Festspielhaus" ausgerechnet in Bayreuth?

3) von wem stammt der Satz "nisi caste, tamen caute"?
Mal schauen, vielleicht kann ich das demnächst verwenden …
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 14:37
Wenn mir im Schulalter zuhause jemand Geschichtsunterricht hätte geben wollen, wäre ich davongelaufen. Mir hat schon der Geschichtsunterricht in der Schule mit Lothar von Supplinburg und vielen anderen nicht gefallen.
Die Zeit Pi mal Daumen zwischen 500 und 1500 hatte die Älteste, Larissa, in der Schule ungefähr drei Wochen lang in Geschichte, Victor eine Woche. Gregor und Konstantin: Null. Absoluter Nullpunkt.

Im übrigen kann ich nicht die Versäumnisse der Schule ausgleichen – ganz utilitaristisch, allein auf Nutzbarmachung von Wissen für „die Wirtschaft“ (das Kapital) ausgerichtet –, aber ich versuche, zumindest einige Anknüpfungspunkte für die allmähliche Ausbildung eines Netzes an Allgemeinbildung zu schaffen. Nebenbei verfolge ich auch noch einen sozusagen sozialen Zweck, nämlich die Einübung eines Miteinanders der Brüder.
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Allerdings keine neue, sondern lediglich das Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert.
Völliger Blödsinn. Sit venia verbo.
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Problematisch, weil keine Herzensbildung gefördert wird, sondern in erster Linie die (hoffentlich hinterher vorhandene) Wissensmenge.
Ein jeglichs Ding hat seinen Platz und seine Zeit.
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Besser wäre es, wenn der "Endlose Chor" vom alten Hünermann zur verpflichtenden Standardlektüre erklärt werden würde. Dort kann man lernen, mit welch unterschiedlichen Menschen und Charakteren Gott sein gnadenhaftes Heilswerk in dieser Welt verrichtet.
Hünermann hat die Älteste reichlich gelesen. Die Jungs bisher nur wenig. Habe ich aber auch immer noch im Hinterkopf. Alles zu seiner Zeit und nach Möglichkeit. Darüber ist freilich aus der Außensicht kein Urteil möglich, höchstens dümmelnde Besserwisserei.
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 17:45
Frag einen durchschnittlichen Lehrer z.B. nach dem Investiturstreit und was dahinter steckte. Als Antwort wirst zu eine Standardantwort bekommen, die, so meinen viele Geschichtsstudiumsabsolventen, in über 90% der Fälle richtig ist: Es ging nur um Macht. Oder alternativ: Es ging nur um Geld. Das sind die beiden Punkte mit denen sich die ganzen Einzelepisoden der Geschichte „erklären“ lassen.
Solch einen Geschichtslehrer hatte ich allerdings nie.
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Irmgard
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Irmgard »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Im übrigen kann ich nicht die Versäumnisse der Schule ausgleichen – ganz utilitaristisch, allein auf Nutzbarmachung von Wissen für „die Wirtschaft“ (das Kapital) ausgerichtet –, ....
Also, wenn du die Wirtschaft fragst, dann sagt die auch, dass da nichts ankommt an dem, was man an Bildung erwartet :breitgrins:

Schule und ihre Ausgestaltung ist ein weites Feld....

Ich sah mich allerdings auch genötigt, die größten Lücken zu füllen. Die liegen aber schon im Lehrplan begründet.

Gruß
Irmgard

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Juergen
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:15
Juergen hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 17:45
Frag einen durchschnittlichen Lehrer z.B. nach dem Investiturstreit und was dahinter steckte. Als Antwort wirst zu eine Standardantwort bekommen, die, so meinen viele Geschichtsstudiumsabsolventen, in über 90% der Fälle richtig ist: Es ging nur um Macht. Oder alternativ: Es ging nur um Geld. Das sind die beiden Punkte mit denen sich die ganzen Einzelepisoden der Geschichte „erklären“ lassen.
Solch einen Geschichtslehrer hatte ich allerdings nie.
Das glaube ich Dir. Dein Geschichtsunterricht liegt ja auch schon ein paar Jahre zurück. ;)

Ich habe ja mal Anfang der 2000er an der Uni etwas Geschichte studiert. Da gab es durchaus „Tutoren“, die so argumentierten. Und diese Leute waren in der Regel Lehramtsstudenten. Offenbar wurde ihnen das in der Uni so beigebracht. :/
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Edi
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Edi »

Juergen hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 17:45
Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 14:37

Wenn mir im Schulalter zuhause jemand Geschichtsunterricht hätte geben wollen, wäre ich davongelaufen. Mir hat schon der Geschichtsunterricht in der Schule mit Lothar von Supplinburg und vielen anderen nicht gefallen. Ich sah da auch keinen praktischen Nutzen dabei. Man muss nicht alles wissen, was in der Geschichte mal passiert ist. Was heute politisch und sonst Wichtiges abgeht, viel eher schon.
Ich halte Geschichtsunterricht, so wie er erteilt wird (wurde?), für didaktischen Unsinn.

Da werden punktuell Ereignisse aus der Geschichte herausgegriffen. Die Darstellung ist mehr als knapp und große Zusammenhänge und insbesondere die geistesgeschichtliche Einordnung fehlen in der Regel.
Daten musste man lernen, ohne Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen. Ich habe mir vor Jahren lange nach meiner Schulzeit mal ein Kirchengeschichtsbuch eines katholischen Theologen gekauft, um wenigstens einen kleinen Überblick über die Kirchengeschichte zu bekommen.

Die jüngere deutsche Geschichte ab Bismarck etwa, die man auch in der Schule unterrichtet bekam, war ja wenigstens noch interessanter als die Datenlernerei von früheren Zeiten. Aber auch das habe ich weitgehend vergessen, wenn es um die Details geht. Ach, da fällt mir gerade noch ein Herr von Stein ein, was mit dem war, ist auch vergessen. Dafür weiß ich wenigstens wie man Spren g stoff macht, aber das habe ich erst lange nach der Schule gelernt, in der Schule hatte man ja nur Schwarzpulver und vielleicht auch Nitro Glycerin in der Theorie (heute muss man ja der Nomenklatur wegen Glycerol sagen).
Zuletzt geändert von Edi am Samstag 15. August 2020, 20:33, insgesamt 4-mal geändert.
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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Irmgard hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:57
Also, wenn du die Wirtschaft fragst, dann sagt die auch, dass da nichts ankommt an dem, was man an Bildung erwartet :breitgrins:
Ja, das erlebe ich selber. Und dies, obgleich das Gegenteil (funktionales Wissen statt Bildung zu vermitteln) angestrebt und ausdrücklich den Schülern als Ziel vermittelt wird.
Irmgard hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:57
Die liegen aber schon im Lehrplan begründet.
Genau so ist es.
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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 20:11
Ach, da fällt mir gerade noch ein Herr von Stein ein, was mit dem war, ist auch vergessen.
Schlimm. Das war mein Urururururgroßvater (Obervater auf genealogisch).
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Edi
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Edi »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 20:31
Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 20:11
Ach, da fällt mir gerade noch ein Herr von Stein ein, was mit dem war, ist auch vergessen.
Schlimm. Das war mein Urururururgroßvater (Obervater auf genealogisch).
Kann man ja nachlesen, wenn es einen interessiert.
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Lupus
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Lupus »

Fünf Jahre war ich als Salesianer Erzieher in einem Jugendheim in Pfaffendorf in Unterfranken. Über unserem Heim war die Burgruine Altenstein, ehemals Besitztum der Herren von und zum Stein. Mit meinen Jungs war ich oft dort oben und dann haben wir ausführlich über die Burgruine und ihre ehemaligen Besitzer gegrübelt und die Jungs waren immer sehr interessiert dabei. Wie weit die "von und zum Stein" etwas zu tun hatten mit dem preußischen Staatsreformer "von und zum Stein" haben wir dabei nicht klären können.

+L.

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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Edi hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 20:35
Kann man ja nachlesen, wenn es einen interessiert.
Man kann auch jedem erzählen, was alles einen nicht interessiert … :D
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lupus hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 21:50
Wie weit die "von und zum Stein" etwas zu tun hatten mit dem preußischen Staatsreformer "von und zum Stein" haben wir dabei nicht klären können.
Vom Stein zu Altenstein, das ist ein fränkisches Uradelsgeschlecht, wohl urverwandt mit den Liechtensteinen, hat aber mit den nassausichen Steinen, aus welchem der berühmte preußische Reformpolitiker und Gründer der MGH stammte, nichts zu tun.
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Raphael

Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Allerdings keine neue, sondern lediglich das Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert.
Völliger Blödsinn.
Ein gutes Beispiel dafür wie mit verbaler Brutalität versucht wird, ein Gespräch abzuwürgen. :roll:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Sit venia verbo.
Dazu besteht in keinster Weise eine Veranlassung.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Problematisch, weil keine Herzensbildung gefördert wird, sondern in erster Linie die (hoffentlich hinterher vorhandene) Wissensmenge.
Ein jeglichs Ding hat seinen Platz und seine Zeit.
Eine phrasenhafte Replik!
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Besser wäre es, wenn der "Endlose Chor" vom alten Hünermann zur verpflichtenden Standardlektüre erklärt werden würde. Dort kann man lernen, mit welch unterschiedlichen Menschen und Charakteren Gott sein gnadenhaftes Heilswerk in dieser Welt verrichtet.
Hünermann hat die Älteste reichlich gelesen. Die Jungs bisher nur wenig. Habe ich aber auch immer noch im Hinterkopf. Alles zu seiner Zeit und nach Möglichkeit. Darüber ist freilich aus der Außensicht kein Urteil möglich, höchstens dümmelnde Besserwisserei.
Deine Familie gehört zur sozialen Mittelschicht in Deutschland. Dort laufen die ganz normalen pädagogischen, emotionalen, mitmenschlichen Prozesse zwischen Kindern und Eltern ab wie in Tausenden anderen Familien dieser Art in Deutschland auch.
Außerdem ist mir aus der näheren Familie eine Familienaufstellung mit einer ältesten Tochter und darauf folgend mehreren Söhnen bestens bekannt. 8)
Nix Neues unter der Sonne also!

Erstaunlich nur, daß Du "Außenstehenden" Besserwisserei vorwirfst, wo Du doch Deine Jungs mit dem nun initiierten "Bildungsprogramm" zu genau dieser Besserwisserei erziehst. :pfeif:

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Robert Ketelhohn
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:
Sonntag 16. August 2020, 14:34
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Allerdings keine neue, sondern lediglich das Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert.
Völliger Blödsinn.
Ein gutes Beispiel dafür wie mit verbaler Brutalität versucht wird, ein Gespräch abzuwürgen.
Was für eine dümmliche Phrase. Da müßte ein solches Gespräch erst einmal begonnen haben. Gut, eine Chance dazu: Nenne einfach die Punkte, die zum »Programm des protestantischen Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert« gehören. Ich finde die nämlich nicht. (Wäre anders aber auch nicht schlimm.)
Raphael hat geschrieben:
Sonntag 16. August 2020, 14:34
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Sit venia verbo.
Dazu besteht in keinster Weise eine Veranlassung.
Das entscheide ich allein.
Raphael hat geschrieben:
Sonntag 16. August 2020, 14:34
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Problematisch, weil keine Herzensbildung gefördert wird, sondern in erster Linie die (hoffentlich hinterher vorhandene) Wissensmenge.
Ein jeglichs Ding hat seinen Platz und seine Zeit.
Eine phrasenhafte Replik!
Der Satz, den ich immerhin noch einer Antwort gewürdigt hatte, war eine grenzenlos dämliche Dreistigkeit. Die abermalige Antwort stellt offenbar den Versuch dar, die Eigenart ihres Verfassers auch dem letzten, grenzdebilen Idioten klarzumachen.
Raphael hat geschrieben:
Sonntag 16. August 2020, 14:34
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 19:12
Raphael hat geschrieben:
Samstag 15. August 2020, 16:45
Besser wäre es, wenn der "Endlose Chor" vom alten Hünermann zur verpflichtenden Standardlektüre erklärt werden würde. Dort kann man lernen, mit welch unterschiedlichen Menschen und Charakteren Gott sein gnadenhaftes Heilswerk in dieser Welt verrichtet.
Hünermann hat die Älteste reichlich gelesen. Die Jungs bisher nur wenig. Habe ich aber auch immer noch im Hinterkopf. Alles zu seiner Zeit und nach Möglichkeit. Darüber ist freilich aus der Außensicht kein Urteil möglich, höchstens dümmelnde Besserwisserei.
Deine Familie gehört zur sozialen Mittelschicht in Deutschland. Dort laufen die ganz normalen pädagogischen, emotionalen, mitmenschlichen Prozesse zwischen Kindern und Eltern ab wie in Tausenden anderen Familien dieser Art in Deutschland auch.
Außerdem ist mir aus der näheren Familie eine Familienaufstellung mit einer ältesten Tochter und darauf folgend mehreren Söhnen bestens bekannt. 8)
Nix Neues unter der Sonne also!

Erstaunlich nur, daß Du "Außenstehenden" Besserwisserei vorwirfst, wo Du doch Deine Jungs mit dem nun initiierten "Bildungsprogramm" zu genau dieser Besserwisserei erziehst.
Ich verbitte mir in aller Form jegliche weitere Unverschämtheit eines derart unverfrorenen Patrons.
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ar26
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von ar26 »

Von der Grundidee und Zielrichtung her eine durchaus lobenswerte Initiative. Die jeweils konkrete Umsetzung wird wohl von den individuellen familiären Verhältnissen abhängen. Es erinnert mich an wenig an das Schwanitzsche Buch 'Bildung. Alles was man wissen muss'. Ich habe das indes nie gelesen. Vlt. wäre jemand aus unseren Kreisen hinreichend kompetent, mal etwas ähnliches zu generieren. Ein Problem scheint mir nämlich, einem solchen Unterfangen, wie es Robert durchführt, die notwendige Systematik zu geben. Wie verhindert man, dass es lediglich zu "Inselwissen" führt?
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

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Juergen
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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Juergen »

Meine Eltern waren gottlob nicht so intellektualisiert, daß sie mit solchen Idenen zur Bildung um die Ecke gekommen wären.
Gruß Jürgen

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Re: Bildungsinitiative

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ar26 hat geschrieben:
Sonntag 16. August 2020, 22:59
Von der Grundidee und Zielrichtung her eine durchaus lobenswerte Initiative. Die jeweils konkrete Umsetzung wird wohl von den individuellen familiären Verhältnissen abhängen. Es erinnert mich an wenig an das Schwanitzsche Buch 'Bildung. Alles was man wissen muss'. Ich habe das indes nie gelesen. Vlt. wäre jemand aus unseren Kreisen hinreichend kompetent, mal etwas ähnliches zu generieren. Ein Problem scheint mir nämlich, einem solchen Unterfangen, wie es Robert durchführt, die notwendige Systematik zu geben. Wie verhindert man, dass es lediglich zu "Inselwissen" führt?
Ich halte die Aufstellung einer Systematik hierfür schlicht für unmöglich. Ein solches Büchlein mag Anregungen liefern, aber sicher auch nur punktuell.

Man kann auch nicht etwa Versäumnisse der Schule (die heute nicht nur an schlechten Lehrern liegen – die es immer gibt, ebenso wie gute –, sondern systematisch in den absichtsvoll Bildung torpedierenden Lehrplänen begründet liegen) auf dem von mir oben beschriebenen Wege ersetzen.

Es geht mir – wie oben schon gesagt – um dies: »einige Anknüpfungspunkte für die allmähliche Ausbildung eines Netzes an Allgemeinbildung zu schaffen.«

Vieles von dem, was ich da thematisch anrege, wird nach der kurzen Behandlung bei Tische erst einmal ruhen. Ich setze aber darauf, daß später – vielleicht in zwei, fünf oder zehn Jahren – bei okkasioneller Wiederberührung ein Erinnerungseffekt einsetzt, der ein Verweilen beim Gedanken und Erwachen von Interesse ermöglicht, mit der Folge selbständigen Wirkens von Wissensnetzen rund um solche Anknüpfungspunkte herum.

Meine Stoffvorgaben sind deswegen ohne System, meist assoziativ entstanden, manchmal aus einer aktuellen Begebenheit. Ansonsten vor allem bestimmt von dem Ziel, verschiedene Wissensbereiche zu berühren, und dies möglichst in unregelmäßigem Wechsel zwischen den drei Jungen.
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