Schon länger gehe ich mit einer Frage (oder einer Beobachtung?) schwanger, und dieser schöne Beitrag von Sr. Meike (hier nachzulesen) bringt mich heute dazu, einige kritische Gedanken zum Thema Berufungspastoral zur Diskussion zu stellen.sr.meike hat geschrieben:Und was mich immer wieder mal bei verschiedenen Klosterbüchern stört ist dieses "ich komme, um Gott zu suchen". Suchen ist gut, aber irgendwann hat die Suche ein Ende, weil Gott selbst verheißt, dass er sich finden lässt (Jer.29,13f)! Würde da lieber von Sehnsucht nach Begegnung sprechen. Also ich bin eingetreten, weil Gott mich gefunden hatte und gezogen. Weil ich eine persönliche Beziehung mit Jesus habe. Diese Freundschaft mit Jesus kommt mir in den Lebensbeschreibungen der Kartäusernovizen einfach zu kurz, bleibt unkonkret. Liturgie und Studium dominieren. Meist wird von "Gott" gesprochen. Ich glaub wir müssen das heutzutage genauer definieren, wen wir damit meinen. Ich meine den dreieinigen Gott, der sich in der Bibel offenbart - mit Absolutheitsanspruch (Apg.4,12).
Seit längerer Zeit, sogar schon seit der Zeit unmittelbar vor dem II. Vaticanum, wird über eine Krise des Ordenslebens und der Priesterberufungen geredet. Über die vielfältigen Probleme in dieser Hinsicht wurde hier schon in einigen anderen Threads (zu finden hier im Oratorium) ausgiebig diskutiert. Ich möchte das Augenmerk nun auf jene richten, die ihre Berufung bereits gefunden haben (zu haben glauben). Nun richtet dieser Mensch Anfragen an verschiedene Klöster, Seminare und Gemeinschaften.
Und hier kommt eben nach meiner Beobachtung ein interessanter Punkt ins Spiel:
Wenn man nun an die Pforte der ausgewählten Gemeinschaft klopft und dort mit der "Berufungspastoral" in Kontakt kommt, wird häufig empfohlen zu warten, sorgfältig zu schauen, zuerst "noch einmal etwas zu erleben", erst noch eine Ausbildung zu machen, erst einmal über 30 Jahre alt zu sein (kein Witz!), immer wieder hinterfragt, ob man sich wirklich berufen fühlt, Kandidaten jahrelang begleitet, etc.
Dagegen ist nichts einzuwenden, und in gewisser Hinsicht kann diese Form der Begleitung eine Notwendigkeit sein. Allerdings beobachte ich auch die wachsende Tendenz - und hier kommt Sr. Meikes Beitrag ins Spiel - den Weg bereits zum Ziel zu erklären. Es scheint für manche Gemeinschaften vollkommen auszureichen, wenn immer wieder Gäste im Konvent sind, Kandidaten kommen und gehen, und "ein bisschen was mitnehmen".
Kann es sein, dass aus Angst vor einem zu missionarischen Auftreten viele in der Berufungspastoral Tätige sich nicht trauen, einem Kandidaten oder Interessenten konkret anzusprechen? Jemanden, der "Gott sucht" den Weg zu öffnen, wie er konkret in dieser Gemeinschaft auf Gottessuche gehen kann?
Mit anderen Worten: ist es möglich, dass zu viele Gemeinschaften zwar die Menschen da abholen, "wo sie sind" - aber dann vergessen, dass "abholen" nicht "stehenbleiben" bedeutet?
Wie ist eure Meinung? Habt ihr ähnliche Beobachtungen/Erfahrungen?