Trappistenabtei Mariawald

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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben:Du bist mir zuvorgekommen. Es gab z. B. überhaupt keinen Grund, warum man die Kartäuserliturgie der Liturgiereform anpassen sollte. (Ebenso, wie es keinen Grund gab, den Ambrosianischen Ritus den römischen Reformen anzupassen.)

Ich kann leider nicht mit einer Gesamtübersicht über die Veränderungen dienen. Aber es ist auch da eindeutig mehr unternommen worden, als nötig gewesen wäre. Wie gesagt: der Modernismus ist bis in die hintersten Winkel der Kirche gedrungen. Freilich sind Kartäuser damit besser umgeganen, als die Jesuiten - die man seit dem Konzil nicht mehr wiedererkennt.
Erzbischof Bugnini ist damals persönlich an einige wichtige Orte gereist - unter anderem auch nach Solesmes und in die Grande Chartreuse - um den Konventen die Daumenschrauben anzulegen. Er war erfolgreich, was die Einführung des NO angeht, aber zumindest diese beiden Konvente brachten die Kraft auf, den vielfach damit einhergehenden modernistischen Einflüssen zu widerstehen.

Die praktische Umsetzung der Liturgiereform enthält nicht nur Elemente des gemeinen Modernismus, sondern auch des Autoritarismus des 20. Jahrhunderts. Der Novus Ordo war in den Augen seiner entschiedensten Vertreter nicht nur kein Nachfolger des römischen/lateinischen Ritus, sondern der neue und künftig einzig legitime Universalritus - von dem aus dann wiederum letztlich jede Region und sogar jede Gemeinde ihren Eigenritus ableiten könnte. Eine ganz merkwürdige Mischung zwischen brutalstem Zentralismus (wo es gegen die Tradition geht) und weitgehender Liberalisierung (wo es um Inkulturtation und Modernistische Tendenzen geht).
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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

In diesem Zusammenhang wäre ja zu fragen, ob nicht das I. Vaticanum mit dem nachfolgenden (auch durch äußere Umstände bedingten) Ultramontanismus erst diese Entwicklung ermöglichte. Wären die Ortsbischöfe souveräner gewesen, hätte das von Modernisten unterwanderte Rom diese Reformen womöglich gar nicht durchsetzen können. Erzbischof Bugnini wurde mit seiner Versetzung nach Teheran ja nicht zum ersten Mal in die Wüste geschickt. Auch Johannes XXIII. entfernte ihn von der Kurie. Sein Nachfolger holte ihn zurück.

Es ist ja interessant, die genauen Abstimmungsverläufe auf dem Konzil nachzuvollziehen: Wenige Bischöfe stimmten eigentlich mit "Ja". Die meisten mit "Ja, unter Vorbehalt". Diese Vorbehalte wurden später kaum noch eingearbeitet. Interessanterweise gab es ja auch im deutschen Sprachraum nicht wenige Diözesanbischöfe, die der Liturgiereform zurückhaltend gegenüberstanden. Dafür wurden, nachdem Paul VI. vollkommen willkürlich die Altersbegrenzung einführte, um so "linientreuere" Bischöfe ernannt, die im vorauseilenden Gehorsam das Werk angingen. Hier sei auch nochmals Giuseppe Kardinal Siri erwähnt, der bis zu seinem Tode dem Modernismus in seiner Diözese Einhalt gebot. Kaum war er tot, nahm das Verhängnis seinen Lauf. In Mailand kommt man nun sogar im Ambrosianischen Ritus auf den verspäteten Modernismustrip.

Möglicherweise war der damalige Zentralismus der Kirche unfreiwillig der Wegbereiter für die weitreichende Zerstörung - wie wir heute eine stärkere Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen und ein größeres Gewicht des Heiligen Stuhles wünschen, um wieder zurück zur kirchlichen Einheit zu gelangen.
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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Gibt es eigentlich eine Biographie über Bugnini? Er ist eine hochinteressante Persönlichkeit, die man mit ihren Vorstellungen, Motivationen und Kontakten einmal umfassend darstellen sollte.
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HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Leguan hat geschrieben:Ich bin aber nebenbei nicht davon überzeugt, daß das "Experiment Mariawald" funktionieren wird. Die Art, wie die Rückkehr kommuniziert wurde, kam rüber wie ein, "na ja, die bisherigen Experimente haben nicht geklappt, probieren wir mal dies".
Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Zumindest was den Abt angeht und auch einige der Mönche, schienen mir diese schon aus eigener Begeisterung Feuer und Flamme für das Projekt, nicht nur als "Werbemaßnahme". Es ist aber wohl richtig, dass nicht der ganze Konvent gleichermaßen begeistert mitmacht, was aber ja bei einer so kontroversen Frage auch kaum zu erwarten war und für diejenigen ist es natürlich tatsächlich bedauerlich, dass das Klosterleben, wie sie es sich bei ihrem Eintritt vielleicht ausgesucht zu haben glaubten, nun verändert wird.

Was die Art der Umsetzung angeht, wollten glaube ich weder der Abt noch die Kurie absichtlich die Ordensstrukturen verletzen oder aushebeln. So weit ich das mitbekommen habe, hat der Abt wohl spontan die Gunst einer Privataudienz beim hl. Vater genutzt, seine Idee vorzubringen, hatte aber wohl nicht damit gerechnet, da nach ein paar Wochen schon die endgültige Antwort zu bekommen. Vielleicht wollte er die ordensinternen Gremien bei den nächsten ordentlichen Terminen informieren, beispielsweise bei der nächsten Visitation oder dem nächsten Generalkapitel und wurde von der Entscheidung überholt.

Dass die Kurie aber anscheinend vor der Entscheidung nicht wenigstens mal mit der Ordensleitung gesprochen hat, würde ich tatsächlich als Fehler bezeichnen, auch wenn sie dazu nicht verpflichtet gewesen sein mag.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Als kleine Information gestatte ich mir, in eigener Übersetzung die grundlegenden "variationes" des Zisterzienserritus zum derzeit gültigen erneuerten Missale Romanum (2002) zu bringen:

"Es besteht die Möglichkeit, das neue Römische Meßbuch [dem Zisterzienserritus] anzupassen, als da wären [habitis prae oculis]:
1. durch das zisterziensische Kalendar
2. durch einige besondere, der zisterziensischen Überlieferung entnomme Elemente , die ad libitum übernommen werden können; und zwar folgende:
2.1. durch dem alten Zisterziensermessbuch entnommene Texte, die sich nicht im neuen Römischen Meßbuch finden - wenn nötig in gebührender Weise überprüft.
2.2. durch die folgenden Riten im Messordo:
a. die tiefe Verneigung anstelle einer Kniebeugung, wo sie im röm. Ritus vorgeschrieben ist,
b. den Ritus, ein großes Kreuzzeichen zu machen zum Evangelium,
c. den Brauch, einige Riten stillschweigend zu vollziehen, z.B. [v.g.] den Kuß der Evangelientexte und die Händewaschung,
d. den alten Brauch, Wein und Wasser im Kelch zu bereiten, bevor sie zum Altar getragen werden."

(Quelle: Rituale Cisterciense iuxta Statuta Capituli Generalis sive O.Cist. sive O.C.S.O... post Concilium Vaticanum II. Langwaden 1998. S.[43].)
Das sind nur die Grundregeln, es folgen detailierte Auflistungen zu besonderen Gelegenheiten, die im röm. Ritus auf andere Weise vollzogen werden, z.B. die Karwoche, die Osternacht u.a.
Wer tatsächlich verwurzelt ist in der Tradition, der kann diese Elemente anwenden und wird einem Ritus folgen, der sich grundlegend dem altzisterziensischen Prinzip verpflichtet fühlt, der nämlich von einer gewissen Einfachheit der Riten und Vollzüge geprägt ist. An weniger gut zugänglichen Stellen findet man auch "Vorschriften" zum Inzens und zu einzelnen rituellen Vollzügen. Ich würde mich wundern, wenn die für manche so wichtige Sprachfrage (das Latein...) die einzige Hürde in Mariawald gewesen wäre. Das Latein ist ganz offensichtlich (im "neuen" Missale Romanum) nicht verboten. Die Oktaven (bis auf die von Ostern, Pfingsten und Weihnachten) wurden schon 1955 (?) zisterziensischerseits stillgelegt, was ein wenig schade ist.
Herzl. Gruß, G.
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HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Deine Ausführungen betreffen aber höchstens den Ritus der Hl. Messe.

Die Reformen in Mariawald sollen ja viel umfassender werden und auch die übrigen Gebräuche betreffen, da würde einem selbst die konservativste Interpretation des MR nichts nützen.


Wo wir gerade mal wieder über Mariawald diskutieren: Ich habe vorhin im Necrologium der Trappisten gelesen, dass P. Leonhard vor einigen Wochen verstorben ist. Schließt ihn in euer Gebet ein. :(
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Fridericus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Fridericus »

@ Germanus.


Der cisterciensische Ritus wurde aber nach dem NOM modernisiert, daran können auch diese "Möglichkeiten", die Du hier aufgeführt hast nichts ändern.

Es ist nicht der selbe Ritus, wie er einmal - vor der Liturgiereform natürlich - bestanden hat.

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Der Messritus der Zisterzienser außerhalb Spaniens nach 1656 (?) war größtenteils römisch, ausgenommen die Festränge, das Kalendar und einige Kleinigkeiten. Weshalb es durchaus ein Zurück zur Tradition durch das neue Rituale Cisterciense gibt.
HeGe: Niemand kann vom V. Immediat gehindert werden, die traditionellen und niedergeschriebenen Werte des Zisterzienserlebens zu leben - schon gar nicht eine ganze Gemeinschaft, die das möchte. Dass es Veränderungen gab in der Liturgie, bestreite ich nicht. Aber dass es bei vernünftiger Überlegung unmöglich sein soll, in den geordneten Bahnen Lösungen zu finden, dass will mir nicht einleuchten. Die fehlende Prim, der umgestellte Hymnus, nurmehr vier (röm.) Festränge - Grund für einen Rundumschlag? Die frühen Zisterzienser kannten gar nur zwei Festränge (den der 12 Lektionen und den der Kommemoration, für alle Feste, die es gab!). Bitte mich recht zu verstehen: Es ist schwierig, dem heute vielfach gehuldigten Ästhetizismus der Liturgie zu entkommen und die dahinterliegende Wirklichkeit zu leben, aber die Usus von Monte Cistello als Lösung? Möge mich die Realität eines Besseren belehren.
Gruß, G.
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben: Möglicherweise war der damalige Zentralismus der Kirche unfreiwillig der Wegbereiter für die weitreichende Zerstörung - wie wir heute eine stärkere Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen und ein größeres Gewicht des Heiligen Stuhles wünschen, um wieder zurück zur kirchlichen Einheit zu gelangen.
Das sehen viele so, da ist was dran. Man sieht ja die letzten Nachwirkungen daran, wie jetzt die früheren Revolutionäre als altgewordene Machthaber plötzlich nach den ehedem so abgelehnten klerikalistischen Machtmitteln inklusive der Exkommunikation schreien.
Gibt es eigentlich eine Biographie über Bugnini? Er ist eine hochinteressante Persönlichkeit, die man mit ihren Vorstellungen, Motivationen und Kontakten einmal umfassend darstellen sollte.
Eine Biografie in Deutsch, Englisch oder Französisch ist mir nicht bekannt. Man kann aber seine dicke Schwarte über die Liturgiereform fast als Autobiografie lesen.
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben: Es ist schwierig, dem heute vielfach gehuldigten Ästhetizismus der Liturgie zu entkommen und die dahinterliegende Wirklichkeit zu leben, aber die Usus von Monte Cistello als Lösung? Möge mich die Realität eines Besseren belehren.
Den Hinweis auf den heute vielfach gepflegten Ästhetizismus verstehe ich nicht. Im Bereich des NO ist doch eher eine Anti-Ästhetik en vogue, ein colloquial style. Und daß man den NO auch statt in schlampigem Wortschwall in zisterziensischer Schlichtheit feiern kann, ist unbestreitbar - befreit aber nicht von der allgemeinen Problematik des NO, selbst wenn diese sich in einer konsolidierten klösterlichen Gemeinschaft weniger auswirken mag als anderswo.

Wichtiger erscheint mir aber etwas anderes: Der Usus von Monte Cistello bezieht sich am allerweinigsten auf die Liturgie der hl. Messe - er regelt die gesamte Ordnung des täglichen Lebens im Kloster. Die Kleidungs- und Ernährungsvorschriften, die Gehorsamsübungen und Disziplinen, die äußeren Abläufe beim Chorgebet, Prozessionen zur Konventsmesse usw. - nicht die Messliturgie und des Offizium selbst.

Mariawald hat sich in beidem wieder der Tradition zugewandt: Liturgisch durch die Rückkehr zum Missale 62 (mit den zisterziensischen Eigenheiten) und monastisch durch den Rückgriff auf den Usus von Montecistello, der allerdings auch in Mariawald weiter modifiziert werden soll.

Der Usus von Monte Cistello ist bereits ein Ergebnis der Reformen der 60er Jahre - er entstand 1963/1964 und verhält sich zur trappistischen Tradition ähnlich wie das Missale von 1962 zu seinen Vorgängern. Auch sonst teilt er wohl in vielem das Schicksal dieses Missales. Der Usus von Monte Cistello wurde praktisch kaum umgesetzt, in den meisten Klöstern gingen die Reformen munter weiter, und praktisch hat heute jedes Kloster seine Eigendisziplin, die sich mehr oder weniger eng an die mehrfach modernisierten Regeln anlehnt.

Unter diesen Umständen erscheint mir das Vertrauen in die "geordneten Bahnen" etwas blauäugig - die institutionalisierte Ordnung gibt nicht mehr den Halt, den sie früher einmal gab und ist zumindest an einigen Orten zum Vehikel für die Durchsetzung modernistischer Tendenzen heruntergekommen.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Lieber Bernardo,
es ist mir klar, dass die Usus von Monte Cistello keine Rubrikensammlung des Messbuchs und Breviers sind, wie das wohl im röm. Bereich heißt. Allerdings ging es hier oft um die Eucharistiefeier und ihre Form. Deshlab hatte ich das vordergründig angeführt. Der Ästhetizismus in der Liturgie ist meiner Ansicht nach eng der veräußerlichten Form des Gottesdienstes verbunden. Beispiel Heiligenkreuz: Man lehnt den Messordo von 1962 mit mehr oder minder guten Argumenten ab, feiert aber eine Liturgie, die nur vom akademisch grundgebildeten Menschen :pfeif: im Vollsinn gefeiert werden kann - sprich: nur von einem Mitfeiernden, der die "dogmatische" Dimension seines Singens und Betens auch versteht. Die Konstitutionen oder Us von 1924 waren Anfang der 60er Jahre nicht mehr aufrechtzuerhalten. Deshalb wurden sie modifiziert. 1969 wurde ein Statut erlassen, das in relativ wenigen Worten (unter Preisgabe der zisterziensischen Einheitlichkeit) die grundlegenden Werte mehr oder minder gekonnt zusammenfassen wollte. Ist es einer heutigen Mönchsgemeinde wirklich verwehrt, sich an die Überlieferungen zu halten, auch ohne Usus von Monte Cistello? Die wesentlichen Elemente des Rituale Cisterciense bleiben gültig! Nur deshalb stelle ich diese Anfragen: Müssen die Usus wirklich herhalten, um unser Ziel wieder in den Blick zu bekommen?
Gruß, G.
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Fridericus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Fridericus »

Germanus hat geschrieben:Die Konstitutionen oder Us von 1924 waren Anfang der 60er Jahre nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Könntest Du hier bitte einige Beispiele nennen?

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Gemeint ist wahrscheinlich u. a. die Frage nach der Mediennutzung, damals leidenschaftlich entzündet am Gebrauch des Telephons. Allerdings meine ich, dass man hier mit Augenmaß sehr wohl eine Lösung hätte finden können.

Nein, die Argumente waren keine Sachargumente. Dahinter stand kein Änderungsbedarf (Ausnahmen bestätigen die Regel!), sondern Änderungswille.
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben:Nein, die Argumente waren keine Sachargumente. Dahinter stand kein Änderungsbedarf (Ausnahmen bestätigen die Regel!), sondern Änderungswille.
Und zwar allzuoft - wie es bei den Zisterzienser/Trappisten war, kann ich da nicht konkret sagen - richtete sich dieser Veränderungswille nicht auf irgendetwas, was man positiv wollte, sondern gab nur der Entschlossenheit Ausdruck, es anders zu machen als bisher.
Das ist einerseits nur verständlich auf dem Hintergrund der unerfreulichen Tatsache, daß viel Bisheriges damals tatsächlich - zu Recht oder Unrecht - als unerträglich angesehen wurde. Andererseits zeigt es aber auch, warum so vieles an der Reformiererei notwendigerweise schief gegangen ist:
Ein Kurswechsel um 180 ist keiner.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Fridericus hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:Die Konstitutionen oder Us von 1924 waren Anfang der 60er Jahre nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Könntest Du hier bitte einige Beispiele nennen?
Es wird schon interessanter :breitgrins: !
Also, ich werde es versuchen... Vorher noch zur Erläuterung. Für mich wäre es kein Problem, die 1926(!, Verzeihung)er Gebräuche einfach "anzupassen". Das ging aufgrund einer gewissen Enge in rechtlichen Fragen damals noch nicht. Deshalb konnte man auch nicht einfach streichen und alles andere übernehmen, sondern mußte einen neuen, zu approbierenden Text verfassen.
Jetzt Beispiele von 1926:
- VII, Kap.5: "... man klopft und schüttelt die Strohsäcke, Decken, usw. aus und bringt sie an die Sonne." Man wird tatsächlich Schwierigkeiten bekommen, heute noch genügend Stroh billig zum Stopfen der Schlafsäcke finden zu können.
- VII,Kap.8: "Vom Wärmezimmer" Dieses Kapitel behandelt das sog. Calefactorium, wobei man davon ausgeht, dass dort ein Holzofen brennt und es der einzige beheizte Raum im Kloster ist. Ganz zu schweigen vom Aufwand, Holz für diesen einen Raum (da auch die Küche heute besser anders zu betreiben ist) zu beschaffen, sollte man sich fragen, ob das Kapitel nicht wirklich, na ja, überholt ist...
- VIII,Kap.8,§4: "Täglich... wird der Rest der Mahlzeiten an die Armen verteilt." Ein skrupulöser Küchenbruder müßte täglich zittern, aufgrund von nicht mehr zum Kloster kommenden Armen diesen Paragraphen sündhaft zu übertreten.
- VIII, Kap.11: "Die regulären Kleider sind aus Wolle... Im Sommer wechselt man die Hemden, Hosen und Strümpfe alle acht Tage, im Winter alle vierzehn Tage." Wenn man heute wirklich mit wohlwollendem Verstand überlegt, dann kann man guten Gewissens nicht mehr diese Regeln einhalten lassen. Allein die Arbeit des Waschens aller Wollsachen würde in Mariawald der Gemeinde mehr Last bereiten, als günstiger, leicht zu bekommender und einfacher Stoff.
Ich muss jetzt Schluss machen. Es ließen sich noch manche unbedeutenden Dinge finden, die eher mit Archäologismus als mit vernünftiger Überlegung zu tun haben, wolte man sie wiedereinführen. Abgesehen von Bußübungen u.ä., die nicht im Cîteaux des 12. Jahrhunderts zu finden sind. Aber das ist längst bekannt.
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Fridericus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Fridericus »

Naja. Gegen Bußübungen, die nicht im Citeaux des 12. Jahrhunderts zu finden sind, wäre ja an sich nichts einzuwenden.


Aber stimmt, die gennanten Punkte (und sicherlich auch einige andere) waren wirklich reformbedürftig. Aber das hat nichts mit der Reform zu tun, die dann kam.

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lifestylekatholik
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von lifestylekatholik »

Fridericus hat geschrieben:Aber stimmt, die gennanten Punkte (und sicherlich auch einige andere) waren wirklich reformbedürftig.
Ja? Wieso denn? :hae?:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Fridericus hat geschrieben:Aber stimmt, die gennanten Punkte (und sicherlich auch einige andere) waren wirklich reformbedürftig. Aber das hat nichts mit der Reform zu tun, die dann kam.
Richtig. Die fragwürdigen Punkte, die Germanus oben dankenswerterweise zusammengetragen hat, wären dem Wortlaut nach anzupassen gewesen - oder man hätte sie wegfallen lassen (auch im Grundgesetzt der Bundesrepublik gibt es ja einige "leere" Paragraphen, die irgendwann obsolet wurden).

Aber die Reformen ging weit über das gesunde Maß hinaus. In diesem Fall nicht so extrem, aber viele andere Orden sind seither nicht wiederzuerkennen.
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maliems
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von maliems »

Bernado hat geschrieben:Erzbischof Bugnini ist damals persönlich an einige wichtige Orte gereist - unter anderem auch nach Solesmes und in die Grande Chartreuse - um den Konventen die Daumenschrauben anzulegen. Er war erfolgreich, was die Einführung des NO angeht, aber zumindest diese beiden Konvente brachten die Kraft auf, den vielfach damit einhergehenden modernistischen Einflüssen zu widerstehen.
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von maliems »

cantus planus hat geschrieben:Gibt es eigentlich eine Biographie über Bugnini? Er ist eine hochinteressante Persönlichkeit, die man mit ihren Vorstellungen, Motivationen und Kontakten einmal umfassend darstellen sollte.
bbkl ist immer das beste. da auch weitere Literatur

maliems
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von maliems »

HeGe hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Ich bin aber nebenbei nicht davon überzeugt, daß das "Experiment Mariawald" funktionieren wird. Die Art, wie die Rückkehr kommuniziert wurde, kam rüber wie ein, "na ja, die bisherigen Experimente haben nicht geklappt, probieren wir mal dies".
Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Zumindest was den Abt angeht und auch einige der Mönche, schienen mir diese schon aus eigener Begeisterung Feuer und Flamme für das Projekt, nicht nur als "Werbemaßnahme". Es ist aber wohl richtig, dass nicht der ganze Konvent gleichermaßen begeistert mitmacht, was aber ja bei einer so kontroversen Frage auch kaum zu erwarten war und für diejenigen ist es natürlich tatsächlich bedauerlich, dass das Klosterleben, wie sie es sich bei ihrem Eintritt vielleicht ausgesucht zu haben glaubten, nun verändert wird.
Wie ich hörte, haben sie schon einige neuen Berufungen, ich weiß aber nicht, wann das offiziell veröffentlicht wird.

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Robert Ketelhohn
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Robert Ketelhohn »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Fridericus hat geschrieben:Aber stimmt, die gennanten Punkte (und sicherlich auch einige andere) waren wirklich reformbedürftig.
Ja? Wieso denn? :hae?:
Das frage ich mich allerdings auch. Keiner der von Germano genannten Punkte
bedeutet irgendeinen „Reformbedarf“. Erstens ist das alles ohne weiteres erfüllbar,
und zwar sogar leichter als zu Brunos Zeiten. Erheblich leichter.

Zweitens muß man nicht so lateinisch-hirnrissig am Buchstaben kleben. Wenn
in der Regel was vom Holzofen steht und ich einen Ofen habe, aus irgendwelchen
praktischen Gründen aber Briketts reinschmeiße: Wen schert’s? Wie kann man
denn so bekloppt sein zu meinen, deswegen die Regel ändern zu müssen?

Das ist der Unterschied zwischen Ost- und Westkirche. Im Osten schieben sie in
den Ofen, was sie gerade haben. Im Westen ändern wir alle zweiundvierzig Monate
das Grundgesetz, je nach Angebot auf dem Brennstoffmarkt.

Bei jeder dritten Änderung schmeißen wir alle diejenigen raus, welche dagegen
mosern. Deswegen wiederum beschimpfen uns die Ostler und drohen, uns rauszu-
schmeißen. Wogegen unsre Obern schelten, die Ostler möchten die Fresse halten,
dieweil sie selber lang schon draußen stünden. Etc. pp.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Bemerkenswert ist ja, dass die traditionalistischen Gemeinschaften die Regeln genau so übernehmen, wie sie früher vor dem Konzil waren. Und es funktioniert da offenbar hervorragend.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Mit Verlaub - es fällt mir mittlerweile schwer, die Argumente widerlegen oder unterstützen zu wollen. Roberts Einwände hatte ich oben bereits z.T. selber ins Spiel gebracht. Und übrigens: Es gab diese Versuche (der traditionellen Lebensweise) ja schon hie und da. Sehr kluge Zisterzienser-Männer (Obere) haben sich einen Kehricht geschert um die veränderten Zeiten und öffentlich gesagt: "So habe ich immer gelebt und so werde ich weiter leben. Wer das nicht will, der soll eben wegbleiben." Das war nicht nur für die Nachkriegsgeneration der Eintretenden zu viel. Heute existiert nichts mehr von diesen Versuchen. Das zweite Problem einer weitherzigen Interpretation, die oben gefordert wurde (und die ich selbst unterstütze): Sie steht nicht im Einklang mit der Zisterziensertradition. Z.B.: Klöster in Ländern mit anderen klimatischen Verhältnissen wurden teilweise nicht gegründet, weil in den Konstitutionen Wollsachen vorgeschrieben sind. "Entweder sie halten die Regel oder in diesen Ländern wird kein Kloster gegründet. Punkt." Die uniformitas als höchstes Prinzip war in Gefahr. Diese Einheitlichkeit der Bräuche ("eine Regel, eine Liebe, ähnliche Gebräuche" [!]) mußte bis 1969 zumindest offiziell gewahrt bleiben. Mit Aufgabe der Einheitlichkeit, die ja eigentlich im lat. Originalsatz durch "similibus moribus" benannt wird, war die Identität der Zisterzienser gefährdet. Es ist müßig, zu diskutieren, ob das nicht hirnverbrannt ist - Tatsache ist diese Denkweise jedenfalls. Auch bezweifele ich, dass hier jemandem die ganze Tragweite bewußt ist, die hinter bestimmten alten (z.B. 1926 approbierten) Konstitutionen steht. Meine Auszüge weiter oben waren noch unverfänglich. Einzelheiten erspare ich mir.
Zu heute existierenden traditionalistischen Gemeinschaften wäre zu sagen: Der "-ismus" zieht auch enorme Beweislasten hinter sich her. Da solche Gemeinschaften einen Gegenpol bilden wollen (was ja eigentlich nicht schlecht ist), können sich alle Glieder schon durch ihre Lebensweise bestätigen. Da können auch Trotz und Häme leicht antriebsfördernd wirken. Außerdem können sich diese Gemeinschaften erlauben, den ganzen Wust an intellektuellem Theoretisieren, der schon vor 1960 die Orden, hier auch besonders die Zisterzienser, geschwächt hatte, beiseite zu lassen und die (tatsächlich, so denke ich [Punkt]) noch relativ gesunde Binnenstruktur der Klostergemeinden für sich übernehmen.
Ein Dilemma!
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Irenaeus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Irenaeus »

Ich habe jetzt nicht genau gelesen, was Ihr vorher schon dazu geschrieben habt.

kein Abt beschließt leichtfertig, seinen Konvent zur Tradition zurückkehren zu lassen. Denn konsequenterweise würde dies viel mehr bedeuten, als nur die Liturgie und die Stundengebete wieder in lateinischer Sprache abzuhalten.

Es würde darüberhinaus auch solch scheinbar unwichtige Dinge, wie die Kleidung der Mönche (schafwollenes Untergewand?), ihre Haartracht (Tonsur), die Ernährung (die in Mariawald sicher schon sehr streng vegetarisch ist, denke ich). Wie weit will und muss man heute gehen, um zur Tradition zurückzukehren? Oder kann man nicht mit Eingeständnissen an die neuen Zeiten einen ganz anderen Weg finden? Das wäre eine offene Frage meinerseits.

Im Fall Mariawald habe ich durch viele Jahre einen schleichenden Niedergang der Abtei beobachtet. Der neue Abt Josef musste etwas tun, um die Abtei zu retten. Und vielleicht ist der Weg, den er mit der Rückkehr zur Tradition eingeschlagen hat, nicht falsch. Im Moment jedenfalls ist zu beobachten, daß das Sonntagshochamt von Laien ganz gut besucht ist.


Leider - das müssen wir uns langsam klar machen - sind Klöster und Abteien in dieser säkularisierten Welt inzwischen genauso der wirtschaftlichen Entwicklung unterworfen wie Karstadt und Co....

Nur daß hier vielleicht das Gebet noch ein wenig weiter helfen wird..... ;-)
Per Deum omnia fieri possunt.
Benedicamus Domino!
PAX

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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:Die uniformitas als höchstes Prinzip war in Gefahr. Diese Einheitlichkeit der Bräuche ("eine Regel, eine Liebe, ähnliche Gebräuche" [!]) mußte bis 1969 zumindest offiziell gewahrt bleiben. Mit Aufgabe der Einheitlichkeit, die ja eigentlich im lat. Originalsatz durch "similibus moribus" benannt wird, war die Identität der Zisterzienser gefährdet. Es ist müßig, zu diskutieren, ob das nicht hirnverbrannt ist - Tatsache ist diese Denkweise jedenfalls.
Das zu diskutieren erscheint mir durchaus notwendig - und zwar aus der Perspektive, die andersow zur Bildung des Begriffs von den "Sekundärtugenden" geführt hat. Man muß die Frage stellen, welche Sorte Menschen sich von einer Spiritualität angezogen fühlt, der "uniformitas" als ein höchstes Prinzip gilt. So recht katholisch erscheint mir das nicht, und ob man den hl. Bernard dafür verantwortlich machen kann, weiß ich auch nicht.
Die so verstandene "uniformitas" erscheint mir eher als ein Verfall aus spirtueller Schwäche, als vielleicht notwendig erscheinender, aber riskanter Schutzschild für schwache Persönlichkeiten (für den passiven Aspekt der "autoritären Persönlichkeit", genauer gesagt), für eine zeitbedingte Verirrung, die dringend der Reform bedarf.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Zur uniformitas wäre vielleicht grundsätzlich zu sagen: Sie war gedacht als Zeichen der Authentizität, der Orthodoxie. Wer zur zisterziensischen Kirche gehörte, der war aufgrund der Befolgung bestimmter Regeln und Gebräuche äußerlich wenigstens rechtgläubig. Deshalb war die Einförmigkeit und Einheitlichkeit auch im gewissen Sinne höchstes Prinzip, da sie direkt auf die Verwirklichung des Evangeliums hinzielte. Zur Zeit der Gründerväter (auf die mein Zitat der "similibus moribus" zurückgeht) war die Einförmigkeit noch keine Kleinkariertheit. In England lebte man anders als in Frankreich und Deutschland und Estland und Norwegen. Erst als irgendwann der Buchstabe bestimmter rechtlicher Einlässe wichtiger wurde als die geistliche Form, die dahinter stand, mußte das System früher oder später zusammenbrechen. Die noch 1926 z.B. so beschworene Einheit war schon 100 und 200 und 300 Jahre vorher nicht nur lädiert, sondern zerstört worden (nämlich durch sogen. Reformen im "Zeitgeist": Renaissance, Jansenismus, Franz. Revolution und ihre Sühnung etc.). Was meiner Meinung nach notwendig wäre, ist nicht ein Schein des Traditionellen, sondern die Überlieferung an sich, die wieder zum Leben erweckt werden will. Dazu braucht es, ich bitte um Verzeihung, nicht in erster Linie Latein und Strohsäcke. Leider weiß ich noch nicht genau, was es denn nun konkret brauchen würde.
Gruß, G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

maliems
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von maliems »

Germanus hat geschrieben:Was meiner Meinung nach notwendig wäre, ist nicht ein Schein des Traditionellen, sondern die Überlieferung an sich, die wieder zum Leben erweckt werden will. Dazu braucht es, ich bitte um Verzeihung, nicht in erster Linie Latein und Strohsäcke. Leider weiß ich noch nicht genau, was es denn nun konkret brauchen würde.
Gruß, G.
"Überlieferung an sich" gibt es nicht. Der Vater Abt ist schon auf einem ganz guten Weg zur "Überlieferung".

burgensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von burgensis »

Zwei kurze Videos von der Konventmesse in Mariawald, wie sie der Abt am Fest des hl. Dominikus zelebrierte: http://exsultet.net/?p=736

HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Sehr schön, vielen Dank für den Hinweis! :klatsch:
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Fridericus
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Registriert: Montag 27. April 2009, 17:33

Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Fridericus »

Sehr schöne Videos.


Aber eine Frage. Mir scheint, die Mönche haben keine Tonsur. War das bei den Trappisten immer schon so üblich? Wenn nicht, warum tragen die Mariawalder Trappisten, wenn sie doch zum alten Usus zurückgekehrt sind, keine Tonsur?

civilisation
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Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von civilisation »

@ Irenäus

Der "schleichende" Niedergang von Mariawald begann schon in den späten 70er/frühen 80er Jahren. Damals gab es noch rund 35 Mönche.

Auch ich habe immer wieder das mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen.


Und danke für die beiden Videos. - Leider bin ich seit rund 5 Jahren nicht mehr in Mariawald gewesen.

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