Erzbischof Bugnini ist damals persönlich an einige wichtige Orte gereist - unter anderem auch nach Solesmes und in die Grande Chartreuse - um den Konventen die Daumenschrauben anzulegen. Er war erfolgreich, was die Einführung des NO angeht, aber zumindest diese beiden Konvente brachten die Kraft auf, den vielfach damit einhergehenden modernistischen Einflüssen zu widerstehen.cantus planus hat geschrieben:Du bist mir zuvorgekommen. Es gab z. B. überhaupt keinen Grund, warum man die Kartäuserliturgie der Liturgiereform anpassen sollte. (Ebenso, wie es keinen Grund gab, den Ambrosianischen Ritus den römischen Reformen anzupassen.)
Ich kann leider nicht mit einer Gesamtübersicht über die Veränderungen dienen. Aber es ist auch da eindeutig mehr unternommen worden, als nötig gewesen wäre. Wie gesagt: der Modernismus ist bis in die hintersten Winkel der Kirche gedrungen. Freilich sind Kartäuser damit besser umgeganen, als die Jesuiten - die man seit dem Konzil nicht mehr wiedererkennt.
Die praktische Umsetzung der Liturgiereform enthält nicht nur Elemente des gemeinen Modernismus, sondern auch des Autoritarismus des 20. Jahrhunderts. Der Novus Ordo war in den Augen seiner entschiedensten Vertreter nicht nur kein Nachfolger des römischen/lateinischen Ritus, sondern der neue und künftig einzig legitime Universalritus - von dem aus dann wiederum letztlich jede Region und sogar jede Gemeinde ihren Eigenritus ableiten könnte. Eine ganz merkwürdige Mischung zwischen brutalstem Zentralismus (wo es gegen die Tradition geht) und weitgehender Liberalisierung (wo es um Inkulturtation und Modernistische Tendenzen geht).