Das Problem des Eremitentums
- cantus planus
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Das Problem des Eremitentums
Liebe Gemeinde,
nachdem ich in den letzten Tagen zwei alte Eremitenstränge versenkt habe, in dem Strang "Diözesaneremiten" und einigen Beiträgen unter "Eremiten" kaum noch etwas übriggeblieben ist und wir Pater Gabriel Bunge in die Sakristei abgegeben haben ( ), kommt mir allmählich die Frage, ob mit dem Eremitenleben in Deutschland oder im deutschen Sprachraum irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Die meisten Eremiten sind nach meiner Einschätzung im Pensionsalter. Unter den jüngeren findet man einige schräge Vögel, wie etwa jenen, der unter verschiedenen Namen immer mal wieder ein Kloster darstellt, dass gar nicht existiert. Auch scheinen Übertritte in andere Kirchen nicht allzu selten zu sein.
Woran kann das liegen? Fehlende geistliche Begleitung? Fehlender Austausch und fehlende Gemeinschaft? Ein Mentalitätsproblem? Ist unsere Kirche vielleicht insgesamt zu verweltlicht, um solche Berufungen überhaupt noch zu verstehen und im Gebet mittragen zu können?
nachdem ich in den letzten Tagen zwei alte Eremitenstränge versenkt habe, in dem Strang "Diözesaneremiten" und einigen Beiträgen unter "Eremiten" kaum noch etwas übriggeblieben ist und wir Pater Gabriel Bunge in die Sakristei abgegeben haben ( ), kommt mir allmählich die Frage, ob mit dem Eremitenleben in Deutschland oder im deutschen Sprachraum irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Die meisten Eremiten sind nach meiner Einschätzung im Pensionsalter. Unter den jüngeren findet man einige schräge Vögel, wie etwa jenen, der unter verschiedenen Namen immer mal wieder ein Kloster darstellt, dass gar nicht existiert. Auch scheinen Übertritte in andere Kirchen nicht allzu selten zu sein.
Woran kann das liegen? Fehlende geistliche Begleitung? Fehlender Austausch und fehlende Gemeinschaft? Ein Mentalitätsproblem? Ist unsere Kirche vielleicht insgesamt zu verweltlicht, um solche Berufungen überhaupt noch zu verstehen und im Gebet mittragen zu können?
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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Re: Das Problem des Eremitentums
Fehlende geistliche Begleitung und Mut sich der Einsamkeit, dem Gebet, sich Gott ganz radikal auszusetzen - weit weg von einem ganz und gar abgesicherten Leben, weg von der Fungesellschaft, auch jenseits von irgendwelchen Kirchentagserlebnissen, jenseits von geistigen höhenflügen. Eremit - das ist Arbeit an sich selbst und mit sich selbst.
Bevor isch dich jetzt falsch verstehe, frag ich lieber nach, was du mit "die Kirche ist insgeasamt zu verweltlicht"? Was konkrtet meinst du damit?
Bevor isch dich jetzt falsch verstehe, frag ich lieber nach, was du mit "die Kirche ist insgeasamt zu verweltlicht"? Was konkrtet meinst du damit?
Re: Das Problem des Eremitentums
Einerseits hat sich Joseph II (nur tätige Orden sind nutzvoll) tief in unser protestantisiertes Werksgerechtigkeitsego eingeschrieben, andererseits ist für spirituelle Belange nicht die marode Moralinstanz Kirche sondern Esoterik und Buddhismus à la Ouest zuständig. Auf die Idee sich einem "christlichen Spirituellen Weg" zu begeben kommt man gar nicht erst.(und wenn doch, findet man entsprechende Angebote erst gar nicht oder nicht in vernünftig zu erreichender Entfernung)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
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Re: Das Problem des Eremitentums
Vielleicht reden die heutigen Eremiten einfach nicht so viel und beten im Verborgenen für Kirche und Welt ?!
Re: Das Problem des Eremitentums
Wer weiß...
Jedenfalls: willkommen im Forum!
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Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta
Re: Das Problem des Eremitentums
Vielleicht haben die kein Internet?cantus planus hat geschrieben: nachdem ich in den letzten Tagen zwei alte Eremitenstränge versenkt habe, in dem Strang "Diözesaneremiten" und einigen Beiträgen unter "Eremiten" kaum noch etwas übriggeblieben ist und wir Pater Gabriel Bunge in die Sakristei abgegeben haben ( ), kommt mir allmählich die Frage, ob mit dem Eremitenleben in Deutschland oder im deutschen Sprachraum irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.
- lifestylekatholik
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Re: Das Problem des Eremitentums
Ja. Aber Eremiten haben mitunter ja auch Schüler bzw. Leute, die sie besuchen und um Rat bitten. Die könnten ja im Internet darüber berichten (müssen sie natürlich nicht).Alesig hat geschrieben:Vielleicht reden die heutigen Eremiten einfach nicht so viel und beten im Verborgenen für Kirche und Welt ?!
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
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Re: Das Problem des Eremitentums
Bericht über den letzten Eremiten auf dem Staffelberg, Ivo Hennemann (1824-1900):
http://www.bezirk-oberfranken.de/filead ... nemann.pdf (PDF-Datei)
Web-Ansicht
http://www.bezirk-oberfranken.de/filead ... nemann.pdf (PDF-Datei)
Web-Ansicht
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore
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Re: Das Problem des Eremitentums
Klausnerverein:
http://home.arcor.de/klausner.mail/index.htm
Klausnerei Frauenbründl in Bad Abbach bei Regensburg:
http://www.bad-abbach.de/de/kultur-frei ... uendl.html
http://home.arcor.de/klausner.mail/index.htm
Klausnerei Frauenbründl in Bad Abbach bei Regensburg:
http://www.bad-abbach.de/de/kultur-frei ... uendl.html
- cantus planus
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Re: Das Problem des Eremitentums
Die Informationen dürfte veraltet sein. Zwischen Klausnerverein, dem Kuraten und der Diözese gab es seit Zeiten Gerhard Ludwig Müllers ziemlich viel Krach. Viel ist nicht mehr online, ich finde aber noch dieses hier: http://www.mittelbayerische.de/index.cf ... &pk=554477Dieter hat geschrieben:Klausnerverein:
http://home.arcor.de/klausner.mail/index.htm
Klausnerei Frauenbründl in Bad Abbach bei Regensburg:
http://www.bad-abbach.de/de/kultur-frei ... uendl.html
Meiner Erinnerung nach wurde das auch hier im Forum andernorts thematisiert, aber ich finde es auch die Schnelle gerade nicht.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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- Athanasius0570
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Re: Das Problem des Eremitentums
Ich denke, dass es den meisten Leuten (incl. Priestern, Ordensleuten und Bischöfen) gar nicht bekannt bzw. bewusst ist, dass es den Can. 603 gibt!
Ein weiterer Punkt ist dann, dass dieser Canon mit seinen beiden Paragraphen alles ist, was es an kirchenrechtlichen Bestimmungen zum (kanonischen) Eremitentum gibt. Und da selbiges im 20. Jhdt. in deutschsprachigen Landen anscheinend nicht so aufgeblüht zu sein scheint wie angeblich in Frankreich, kann man sich darunter auch wenig vorstellen. Andererseits bietet dieser Umstand die Möglichkeit, ganz unterschiedlicher, den einzelnen Eremiten "eigentümlichen Lebensweisen".
In diesem Zusammenhang muss jeder Eremit auch den Weg finden, der ihm als "strengere Abgeschiedenheit von der Welt" und als Leben "in der Stille der Einsamkeit" erscheint. Eine Fragen, die einen unter den heutigen Lebensbedingungen in Mitteleuropa schon zum Aufgeben bringen könnte, bevor man angefangen hat. (Und wie weit eine öffentliche Präsenz im Internet mit der jeweiligen Lebensweise zusammenpasst, wird auch recht unterschiedlich sein.)
Vor allem für Österreich möchte ich noch die Bemerkung von Linus hervorheben, wir haben ja dank Joseph II. eine Art Einheitsorden, soll heißen, die Lebensweise von Mönchen, Chorherren und anderen Männern des gottgeweihten Standes unterscheidet sich kaum voneinander oder vom Leben der Diözesanpriester.
Und wenn es schon zumindest bei den Männern kein kontemplatives Ordensleben gibt, muss es niemanden wundern, wenn es auch keine Eremiten gibt. - Oder vielleicht sollte einen gerade das wundern ......
Ein weiterer Punkt ist dann, dass dieser Canon mit seinen beiden Paragraphen alles ist, was es an kirchenrechtlichen Bestimmungen zum (kanonischen) Eremitentum gibt. Und da selbiges im 20. Jhdt. in deutschsprachigen Landen anscheinend nicht so aufgeblüht zu sein scheint wie angeblich in Frankreich, kann man sich darunter auch wenig vorstellen. Andererseits bietet dieser Umstand die Möglichkeit, ganz unterschiedlicher, den einzelnen Eremiten "eigentümlichen Lebensweisen".
In diesem Zusammenhang muss jeder Eremit auch den Weg finden, der ihm als "strengere Abgeschiedenheit von der Welt" und als Leben "in der Stille der Einsamkeit" erscheint. Eine Fragen, die einen unter den heutigen Lebensbedingungen in Mitteleuropa schon zum Aufgeben bringen könnte, bevor man angefangen hat. (Und wie weit eine öffentliche Präsenz im Internet mit der jeweiligen Lebensweise zusammenpasst, wird auch recht unterschiedlich sein.)
Vor allem für Österreich möchte ich noch die Bemerkung von Linus hervorheben, wir haben ja dank Joseph II. eine Art Einheitsorden, soll heißen, die Lebensweise von Mönchen, Chorherren und anderen Männern des gottgeweihten Standes unterscheidet sich kaum voneinander oder vom Leben der Diözesanpriester.
Und wenn es schon zumindest bei den Männern kein kontemplatives Ordensleben gibt, muss es niemanden wundern, wenn es auch keine Eremiten gibt. - Oder vielleicht sollte einen gerade das wundern ......
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)
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Re: Das Problem des Eremitentums
Es gibt wahrscheinlich mehr Eremiten, als bekannt (ich meine hiermit Deutschland), nur weiß man das eben zu wenig.
Mit selbst ist bekannt, dass es in der Erzdiözese mindestens zwei Eremitinnen gibt. Vom Erzbistum Paderborn weiß ich auch um mehrere, genauso wie mindestens eine in der Diözese Osnabrück.
Mit selbst ist bekannt, dass es in der Erzdiözese mindestens zwei Eremitinnen gibt. Vom Erzbistum Paderborn weiß ich auch um mehrere, genauso wie mindestens eine in der Diözese Osnabrück.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!
Re: Das Problem des Eremitentums
Nur ganz nebenbei:
Der nördlichste Marienwallfahrtsort Europas befindet sich in Warfhuizen in den nördlichen Niederlanden. Es ist die Einsiedelei Unserer Lieben Frau vom Verschlossenen Garten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Einsiedele ... nen_Garten
in Wikipedia ist zu lesen:
Die meisten Besucher kommen zur Verehrung der Gottesmutter, diese ist auf die Einwanderung vertriebener Spanier zurückzuführen. Das Bildnis Unserer lieben Frau vom verschlossenem Garten ist eine lebensgroße Mater Dolorosa des Bildhauers Miguel Bejarano Moreno aus Sevilla, einen Bildhauer, der sich auf die Fertigung von Bildnissen für die Prozessionen, während der berühmten Semana Santa in Andalusien spezialisiert hat. Dieses Bildnis der um ihren Sohn trauernden Maria zieht viele Pilger nach Warfhuizen. Insbesondere solche Menschen, die sich um ihre Kinder sorgen, wovon das Fürbittbuch zeugt. Auch kommen während der Wahlfahrtszeit, die in Warfhuizen von ungefähr Mitte April bis zum Patronatsfest am 15. September dauert, viele Pilgergruppen. Das Entstehen dieser Wahlfahrtskultur ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass es im weiten Umkreis nirgends eine ähnliche Volksfrömmigkeit gibt.
Eine weitere Besonderheit in Warfhuizen ist der „Austausch des Taschentuchs“. Die Figur der Gottesmutter hält in Warfhuizen ein Taschentuch in der Hand, um ihre Tränen zu trocknen. Die Gläubigen bitten um dieses Taschentuch, um es gegen ein mitgebrachtes oder am Ort gekauftes auszutauschen. Sie schenken Marias Taschentuch einem Kranken oder einem Menschen, der vor einer schwierigen Aufgabe steht.
Und hier auch noch die Homepage der Bruderschaft Unserer Lieben Frau vom Verschlossenen Garten:
http://www.mariabroederschap.nl/en/atmosphere/
Der nördlichste Marienwallfahrtsort Europas befindet sich in Warfhuizen in den nördlichen Niederlanden. Es ist die Einsiedelei Unserer Lieben Frau vom Verschlossenen Garten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Einsiedele ... nen_Garten
in Wikipedia ist zu lesen:
Die meisten Besucher kommen zur Verehrung der Gottesmutter, diese ist auf die Einwanderung vertriebener Spanier zurückzuführen. Das Bildnis Unserer lieben Frau vom verschlossenem Garten ist eine lebensgroße Mater Dolorosa des Bildhauers Miguel Bejarano Moreno aus Sevilla, einen Bildhauer, der sich auf die Fertigung von Bildnissen für die Prozessionen, während der berühmten Semana Santa in Andalusien spezialisiert hat. Dieses Bildnis der um ihren Sohn trauernden Maria zieht viele Pilger nach Warfhuizen. Insbesondere solche Menschen, die sich um ihre Kinder sorgen, wovon das Fürbittbuch zeugt. Auch kommen während der Wahlfahrtszeit, die in Warfhuizen von ungefähr Mitte April bis zum Patronatsfest am 15. September dauert, viele Pilgergruppen. Das Entstehen dieser Wahlfahrtskultur ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass es im weiten Umkreis nirgends eine ähnliche Volksfrömmigkeit gibt.
Eine weitere Besonderheit in Warfhuizen ist der „Austausch des Taschentuchs“. Die Figur der Gottesmutter hält in Warfhuizen ein Taschentuch in der Hand, um ihre Tränen zu trocknen. Die Gläubigen bitten um dieses Taschentuch, um es gegen ein mitgebrachtes oder am Ort gekauftes auszutauschen. Sie schenken Marias Taschentuch einem Kranken oder einem Menschen, der vor einer schwierigen Aufgabe steht.
Und hier auch noch die Homepage der Bruderschaft Unserer Lieben Frau vom Verschlossenen Garten:
http://www.mariabroederschap.nl/en/atmosphere/
- Athanasius0570
- Beiträge: 1109
- Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
- Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius
Re: Das Problem des Eremitentums
Natürlich gibt es die. Und die Publikationen von Anna Maria Leenen tragen vielleicht ein wenig dazu bei, dass diese Lebensformen bekannter werden.Raphaela hat geschrieben:Es gibt wahrscheinlich mehr Eremiten, als bekannt (ich meine hiermit Deutschland), nur weiß man das eben zu wenig.
Mit selbst ist bekannt, dass es in der Erzdiözese mindestens zwei Eremitinnen gibt. Vom Erzbistum Paderborn weiß ich auch um mehrere, genauso wie mindestens eine in der Diözese Osnabrück.
Dabei ist allerdings auch der Unterschied zwischen Ordens- und kanonischen Eremiten zu beachten.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)