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Re: Die Tonsur
Verfasst: Donnerstag 24. Dezember 2009, 14:33
von Lupus
cantus planus hat geschrieben:Wie ist es bei Ordensfrauen? Dürfen Laienschwestern Bart tragen? Oder nur die Chorfrauen?
Die Laienschwestern tragen den Rauschebart zumeist auf den Zähnen
, wohingegen die Chorfrauen stets Rasierschaum und Rasierer, Marke Gilette Fusion, in die Chorstunden mitbringen müssen, damit sie aus dem Gesicht ihres Chorleiters einen glatten "Kinderpopo" machen können.
Es gleiten dann die falschen Töne besser an ihm ab!
Frohe Festtage!
+Lupus
Re: Die Tonsur
Verfasst: Freitag 25. Dezember 2009, 04:12
von Irenaeus
cantus planus hat geschrieben:Wie ist es bei Ordensfrauen? Dürfen Laienschwestern Bart tragen? Oder nur die Chorfrauen?
Pffffffffffffffmmmmmmmmm
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 16:26
von Peregrin
Berolinensis hat geschrieben:
So selbstverständlich ist das nicht. Dem Weltklerus war das Barttragen früher verboten.
Wann war denn das, und warum? Verstehen könnte ich höchstens ein Schnauzbartverbot ...
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 17:23
von Berolinensis
Peregrin hat geschrieben:Berolinensis hat geschrieben:
So selbstverständlich ist das nicht. Dem Weltklerus war das Barttragen früher verboten.
Wann war denn das, und warum? Verstehen könnte ich höchstens ein Schnauzbartverbot ...
Genau kann ich es nicht sagen, aber im Prinzip bis zur "Revolutionszeit" um das II. Vaticanum herum. Sehr instruktiv ist ein Reskript der Hl. Konzilskongregation an Card. Bertram von 1920 (s.
hier). Card. Bertram hatte im Namen der Fuldaer Bischofskonferenz angefragt, (1) ob der neue Kodex von 1917, der den Bart nicht ausdrücklich erwähnt, etwa die generelle Erlaubnis zum Barttragen gebe, oder (2) ob die Bischöfe in ihren Diözesen das bisherige Verbot aufrechterhalten und durchsetzen können (was ihrem Wunsche enstprach). Die Kongregation antwortete nein zu 1, ja zu 2. Die Begründung ist interessant: Es handele sich bei dem Bartverbot (das zumeist auf cap. 7
de vita et honest. Clericorum, III, 9; auf einen Brief des hl. Gregor VII an den Erzbischof von Cagliari sowie auf das V. Laterankonzil zurückgeführt wird) nicht um ein echtes allgemeines kirchliches Verbotsgesetz, sondern um eine Verteidigung der altkirchlichen, zumal römischen Sitte, die aber nicht fest verbindlich für alle festgeschrieben werden sollte, weil der Gesetzgeber eine gewisse Flexibilität behalten wollte. Dies sollte vielmehr durch Gewohnheitsrecht bzw. partikulares Recht geschehen. Wo dieses aber bestehe, habe es der neue Kodex nicht abschaffen wollen. Die Kongregation hebt hervor, daß dies im vorliegenden Falle um so mehr gelte, als das betreffende Partikluarrecht (Bartverbot) der in der ganzen lateinischen Kirche allgemein geltenden Gewohnheit entspreche. Zur Bekräftigung führt die Kongregation einen Brief des bayerischen Nuntius im Auftrage Pius IX. von 1863 an den Erzbischof von München und Freising an, in dem es heißt, es sei dem Hl. Vater zu Ohren gekommen, daß einige bayerische Kleriker, vom Geist der Neuerungssucht oder der Leichtsinnigkeit verführt, das Barttragen einführen wollten. Dem stehe die geltende Disziplin der Kirche entgegen, und eine neue Gewohnheit könne rechtmäßig nur mit der zumindest stillschweigenden Zustimmung des obersten Hirten der Kirche eingeführt werden. Er (Pius IX.) aber erkläre, daß er eine Neuerung dieser Art völlig verwerfe. Er habe daher ihn (den Nuntius) beauftragt, allen bayerischen Bischöfen anzuzeigen, daß sie auf jeden erdenkliche Wiese dafür Sorge zu tragen hätten, daß der genannte Brauch (das Barttragen) ausdrücklich verboten werde, und daß sie die Einheitlichkeit der der Disziplin und deren Übereinstimmung mit der der Kirche von Rom zu wahren und wo nötig wiederherzustellen hätten.
Die Entscheidung der Kongregation hat Beneddikt XV. in einer dem Kardinalpräfekten gewähreten Audienz aprrobiert.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 21:43
von Robert Ketelhohn
Brief des bayerischen Nuntius im Auftrage Pius IX. von 1863 an den Erzbischof von München und Freising an, in dem es heißt, es sei dem Hl. Vater zu Ohren gekommen, daß einige bayerische Kleriker, vom Geist der Neuerungssucht oder der Leichtsinnigkeit verführt, das Barttragen einführen wollten. Dem stehe die geltende Disziplin der Kirche entgegen, und eine neue Gewohnheit könne rechtmäßig nur mit der zumindest stillschweigenden Zustimmung des obersten Hirten der Kirche eingeführt werden. Er (Pius IX.) aber erkläre, daß er eine Neuerung dieser Art völlig verwerfe. Er habe daher ihn (den Nuntius) beauftragt, allen bayerischen Bischöfen anzuzeigen, daß sie auf jeden erdenkliche Wiese dafür Sorge zu tragen hätten, daß der genannte Brauch (das Barttragen) ausdrücklich verboten werde, und daß sie die Einheitlichkeit der der Disziplin und deren Übereinstimmung mit der der Kirche von Rom zu wahren und wo nötig wiederherzustellen hätten.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 21:47
von cantus planus
Es ging hier wohl um eine bewusste Distanzierung von der ostkirchlichen Praxis. Anders kann ich mir dieses Verbot nicht erklären, zumal unser Herr Jesus Christus ja ebenfalls Bartträger war.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 21:50
von Berolinensis
cantus planus hat geschrieben:Es ging hier wohl um eine bewusste Distanzierung von der ostkirchlichen Praxis. Anders kann ich mir dieses Verbot nicht erklären, zumal unser Herr Jesus Christus ja ebenfalls Bartträger war.
Das kann kaum richtig sein, da das Verbot mindestens auf den Beginn des 6. Jahrhunderts zurückgeht.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Samstag 26. Dezember 2009, 21:52
von cantus planus
Ach so. Ich dachte immer, es sei später gekommen.
In diesem Fall dürfte das Bartscheren wohl in Zusammenhang mit der Tonsur stehen, die eine bewusst machte, dass der Priester Diener eines Herrn ist. Bart und lange Haare trugen nur die freien Herren.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Sonntag 27. Dezember 2009, 00:10
von Bernado
cantus planus hat geschrieben:Ach so. Ich dachte immer, es sei später gekommen.
In diesem Fall dürfte das Bartscheren wohl in Zusammenhang mit der Tonsur stehen, die eine bewusst machte, dass der Priester Diener eines Herrn ist. Bart und lange Haare trugen nur die freien Herren.
So habe ich es auch im Kopf. Und bei Kapuzinern und Einsiedlern galt der Bart als Zeichen äußerster Armut und Weltabgewandheit.
Inwieweit der Rückgriff auf diese Zeichen in der Zeit Pius IX. noch sinnvoll oder nötig war, steht aber wieder auf einem anderen Blatt. Aber wieder andererseits: warum sollte ein Kleriker das Bedürfnis empfinden, sich durch Barttracht besonders auszuzeichnen? Aus dem gleichen Grund, warum auch entzündete Knopflöcher so beliebt sind? Und warum dann das eine streng untersagen und das andere nach Kräften fördern?
Weil es auch in der Kirche nicht immer streng logisch zugeht.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Sonntag 27. Dezember 2009, 00:48
von Irenaeus
Es gibt eine strenge Logik, aber doch nicht so:
Bart oder nicht-Bart ........... Knopfloch.......?
ist das existentiell Bestimmend?
Gott mag lachen
Re: Die Tonsur
Verfasst: Sonntag 27. Dezember 2009, 00:54
von Irenaeus
ich kann nur hoffen,daß Gott lacht. Seine Arme ausbreitet und uns darin empfängt.
WAs sind wir Menschen für begrenzte Geister.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Sonntag 27. Dezember 2009, 02:44
von Robert Ketelhohn
cantus planus hat geschrieben:Ach so. Ich dachte immer, es sei später gekommen.
In diesem Fall dürfte das Bartscheren wohl in Zusammenhang mit der Tonsur stehen, die eine bewusst machte, dass der Priester Diener eines Herrn ist. Bart und lange Haare trugen nur die freien Herren.
Das gilt nur für die Verhältnisse in den Germanenreichen,
was ja aber auf die Zeit des 6. Jht.s passen würde.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Sonntag 27. Dezember 2009, 09:27
von Linus
cantus planus hat geschrieben:Es ging hier wohl um eine bewusste Distanzierung von der ostkirchlichen Praxis. Anders kann ich mir dieses Verbot nicht erklären, zumal unser Herr Jesus Christus ja ebenfalls Bartträger war.
Also wenns nach mir ging: Weltklerus : Bart ab weil
lieben Tand, benehmen sich wie Weibsvolk, schaun aus wie solches und sind eitel wie solches. Sind ergo solches.
Mönche: (die echten, nicht die bariockisierten): sind Mönche also Männer daher: Bart
Linus, Chauvinist, Pantoffelheld, Warmduscher, Bartträger
Re: Die Tonsur
Verfasst: Mittwoch 30. Dezember 2009, 19:06
von Fridericus
Re: Die Tonsur
Verfasst: Mittwoch 30. Dezember 2009, 19:13
von cantus planus
Wir dürfen nicht vergessen, dass manches, was während des Konzils abgeschafft oder nicht mehr berücksichtigt wurde, schon Jahrzehnte vorher eingerissen war.
Re: Die Tonsur
Verfasst: Donnerstag 31. Dezember 2009, 02:22
von lifestylekatholik
Wie ist denn ein allgemeines Bartverbot in Einklang zu bringen mit Folgendem?
Hl. Papst Symmachus
Papst Honorius I.
Papst Johannes VII.
Hl. Papst Leo IV.
Sl. Papst Viktor III.
Papst Kalixt II.
Papst Luzius III.
Papst Gregor IX.
Papst Julius IX.
Papst Klemens VII.
Papst Paul III.
Papst Julius III.
Papst Marzell II.
Papst Paul IV.
Papst Pius IV.
Hl. Papst Pius V.
Papst Gregor XIII.
Papst Sixtus V.
Papst Urban VII.
Papst Gregor XIV.
Papst Innozenz IX.
Papst Klemens VIII.
Papst Leo XI.
Papst Paul V.
Papst Gregor XV.
Papst Urban VIII.
Papst Innozenz X.
Papst Alexander VII.
Papst Klemens IX.
Papst Klemens X.
Sl. Papst Innozenz XI.
Papst Alexander VIII.
Papst Innozenz XII.
Paps -- ääh, Erzbischof Marcel Lefebvre
Re: Die Tonsur
Verfasst: Donnerstag 31. Dezember 2009, 09:15
von Berolinensis
lifestylekatholik hat geschrieben:Wie ist denn ein allgemeines Bartverbot in Einklang zu bringen mit Folgendem?
Frühe Päpste: Das Bartverbot
begann im 6. Jh., aber noch nicht überall. Zunächst bestand es in dem Verbot "nutrire barbam", was man wohl so verstehen hat, daß lange Bärte verboten waren. Die vollständige Rasur kam dann allmählich, aber wohl bald, und zwar gerade in Rom.
Spätere Päpste (ab Clemens VII): Mit ihm begannen die Päpste wieder, Bart zu tragen (dazu gibt es allerlei Legende, wie man neulich bei einer del Piombo-Ausstellung in der Berliner Gemäldegalerie sehen konnte; Clemens soll sich den Bart als Zeichen der Trauer [eine früher verbreitete Sitte] haben wachsen lassen, als er auf der Engelsburg eingeschlossen war, auf einem Portrait aus seinen ersten Jahren ist er rasiert, auf einem späteren trägt er Bart). Da die kanonische Formel weiter verbot "nutrire barbam", war dies wohl unter Dehnung des Begriffs möglich. Ab Ende des 17. Jahrhunderts setzt sich unter Ägide Card. Orsinis wieder das klassische Bartverbot durch, das auch Pius IX. in dem obigen Schreiben an die bayerischen Bischöfe zitiert.
Ebf. Lefebvre: Den Missionaren war zumeist das Barttragen erlaubt, wo dies der Mission förderlich war, etwa weil der Bart dort als Zeichen von Autorität galt.
S. zum Ganzen auch
hier.