Ja, sie ist uniert.Raphaela hat geschrieben:@ Petur:
Danke für die Antwort. Ich hatte da einen "Denkfehler", denn ich weiß wohl, dass es die griechisch katholische Kirche gibt. (Ich glaube, Prof. Michael Kunzler gehört auch dazu), aber ich dachte immer, diese wäre grundsätzlich uniert. - Jetzt habe ich etwas dazu gelernt.
Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Prof. Michael Kunzler ist Priester des lateinischen Ritus, aber er hat die Erlaubnis, auch im orientalischen Ritus zu zelebrieren und hat die Stellung eines „mitrierten Protopresbyters" der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.Raphaela hat geschrieben:@ Petur:
Danke für die Antwort. Ich hatte da einen "Denkfehler", denn ich weiß wohl, dass es die griechisch katholische Kirche gibt. (Ich glaube, Prof. Michael Kunzler gehört auch dazu), aber ich dachte immer, diese wäre grundsätzlich uniert. - Jetzt habe ich etwas dazu gelernt.
Hier bei einer Art "Pontifikalamt" in diesem Ritus:
Kunzler gehört zu den gar nicht so seltenen Liturgiewissenschaftlern an deutschen Universitäten, die einerseits die reichlich entsakralisierte Reformierte Liturgie der römischen Kirche lautstark verteidigen, andererseits für ihre eigenen spirituellen Bedürfnisse die orientalischen Riten schätzen und praktizieren gelernt haben.
Go figure.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Manche Erkenntisse verdienen es, einfach noch einmal herausgehoben zu werden!Bernado hat geschrieben:Kunzler gehört zu den gar nicht so seltenen Liturgiewissenschaftlern an deutschen Universitäten, die einerseits die reichlich entsakralisierte Reformierte Liturgie der römischen Kirche lautstark verteidigen, andererseits für ihre eigenen spirituellen Bedürfnisse die orientalischen Riten schätzen und praktizieren gelernt haben.
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Ich kann die dortigen Mentalitäten nicht beurteilen. Ich weiß auch nicht, was "wenig" bedeutet. Relativ eindeutig aber ist, dass die Priesterzahlen in Deutschland zusammen mit dem Gottesdienstbesuch abgenommen haben und noch abnehmen. Das ist das wirkliche Problem. Warum man jetzt bei nachlassendem Messbesuch, fehlender Verwurzelung im Glauben etc eine Priesterschwemme erzeugen sollte, erschließt sich mir nicht. Das hilft nur, die Krise wegzureden.Petur hat geschrieben:Lieber Maurus, auch bei uns in Ungarn besuchen nur wenig Leute die Gottesdienste, die griech. Katholiken und die Protestanten haben trotzdem keinen Priester(Geistlichen)mangel. (Na gut, die Protestanten haben auch Pastorinnen.)
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Die Einführung des fakultativen Zölibats wäre an und für sich noch keine Lösung der Krise, aber trotzdem ein notwendiger Schritt.
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Warum notwendig? Wofür?
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Warum nicht? (Verzeihung, lieber Cantus, wieder ein Thema, in dem es zwischen "Konservativen" und "Liberalen" anscheinend keinen gemeinsamen Nenner gibt.)cantus planus hat geschrieben:Warum notwendig? Wofür?
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Angesichts dessen, daß der Zölibat eine so lange und wohlbegründete Tradition aufweisen kann, liegt die Beweislast für eine Abschaffung eindeutig bei den Gegnern und nicht bei den Befürwortern. Deine versuchte "Beweislastumkehr" funktioniert also nicht.Petur hat geschrieben:Warum nicht? (Verzeihung, lieber Cantus, wieder ein Thema, in dem es zwischen "Konservativen" und "Liberalen" anscheinend keinen gemeinsamen Nenner gibt.)cantus planus hat geschrieben:Warum notwendig? Wofür?
Und als einer, der sowohl fast 10 Jahre lang sich auf ein Leben im Zölibat vorbereitet hat, als auch mittlerweile seit 14 Jahren verheiratet ist, darf ich mir die Anmerkung erlauben: Die Abschaffung des Pflichtzölibates würde kein einziges Problem lösen, wohl aber viele neue Probleme erst schaffen. Am Ende stünden wir sicherlich schlechter da als vorher.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Bei Euch kann ja kein Argument für den fakultativen Zölibat funktionieren. (Auch die Priesterehe kann übrigens eine lange und wohlbegründete Tradition aufweisen, die ist sogar länger als die des Pflichtzölibats.)taddeo hat geschrieben:Angesichts dessen, daß der Zölibat eine so lange und wohlbegründete Tradition aufweisen kann, liegt die Beweislast für eine Abschaffung eindeutig bei den Gegnern und nicht bei den Befürwortern. Deine versuchte "Beweislastumkehr" funktioniert also nicht.Petur hat geschrieben:Warum nicht? (Verzeihung, lieber Cantus, wieder ein Thema, in dem es zwischen "Konservativen" und "Liberalen" anscheinend keinen gemeinsamen Nenner gibt.)cantus planus hat geschrieben:Warum notwendig? Wofür?
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Und was soll das bedeuten? Dass Du in Wirklichkeit keine geistliche Berufung hattest?taddeo hat geschrieben:
Und als einer, der sowohl fast 10 Jahre lang sich auf ein Leben im Zölibat vorbereitet hat, als auch mittlerweile seit 14 Jahren verheiratet ist, darf ich mir die Anmerkung erlauben: Die Abschaffung des Pflichtzölibates würde kein einziges Problem lösen, wohl aber viele neue Probleme erst schaffen. Am Ende stünden wir sicherlich schlechter da als vorher.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich bedeutete es nur, daß ich zur falschen Zeit Priester werden wollte. Heute wäre das sicher kein Problem mehr, warum man mich damals vor dem Pastoraljahr rausgeschmissen hat.Petur hat geschrieben:Und was soll das bedeuten? Dass Du in Wirklichkeit keine geistliche Berufung hattest?taddeo hat geschrieben:
Und als einer, der sowohl fast 10 Jahre lang sich auf ein Leben im Zölibat vorbereitet hat, als auch mittlerweile seit 14 Jahren verheiratet ist, darf ich mir die Anmerkung erlauben: Die Abschaffung des Pflichtzölibates würde kein einziges Problem lösen, wohl aber viele neue Probleme erst schaffen. Am Ende stünden wir sicherlich schlechter da als vorher.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Nein, den kann es auch nicht geben. Die Aufgabe der Zölibatsverpflichtung würde zweifellos zumindest für eine kurze Zeit tatsächlich die Zahl der Bewerbungen ansteigen lassen - und zwar zum guten Teil durch Personen, die in der Kirche nur eine besondere Art von Sozialarbeits-Agentur sehen, bei der zu arbeiten leider wegen so mittelalterlicher Rahmenbedingungen und dieser komischen Einstellung zu Mess- und anderen Opfern unattraktiv ist.Petur hat geschrieben:Warum nicht? (Verzeihung, lieber Cantus, wieder ein Thema, in dem es zwischen "Konservativen" und "Liberalen" anscheinend keinen gemeinsamen Nenner gibt.)cantus planus hat geschrieben:Warum notwendig? Wofür?
Hätte man die dann freilich erst mal alle in Pfarrstellen (statt in Gemeindehelfer-Positionen, wo sie heute oft ihr Unwesen treiben), wäre es mit dem Priestertum in wenigen Jahrzehnten ganz vorbei; der kath. Pfarrer X würde die evangelische Pfarrerin Y heiraten und die Arbeit teilen sie sich im Job-Sharing.
Die Auseinandersetzung um den Zölibat ist auch eine strategische Auseinandersetzung darüber, ob die Kirche vorort wieder zu einer katholischen Identität zurückfindet, oder den unter der lügnerischen Parole vom "Geist des Konzils" begennenen Marsch in die Diktatur des Relativismus beschleunigt fortsetzt.
Von daher geht es in der konkreten historischen Situation nicht nur um eine (in der Theorie) so oder so entscheidbare Frage der Disziplin, sondern ums Eingemachte.
Das sieht man letztlich auch daran, daß die eifrigen Verfechter der Aufhebung des Zölibats (und der Einführung der Frauenordination) oft gar nicht daran denken, zu den Gemeinschaften (und teilweise ja sogar auch Kirchen) zu gehen, wo sie das haben können. Sie wollen nämlich in wirklichkeit nicht etwas bestimmtes (verheiratete Priester, Frauenordination) HABEN, sondern sie wollen NICHT HABEN, daß es überhaupt noch eine nennenswerte christliche Gemeinschaft gibt, die sich den Anforderungen des Zeitgeistes entzieht
Von daher sind diese Sorte "Liberale" also die Illiberalsten von allen.
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Was hat die letzte Frage damit zu tun? Selbst Eheleute sind dazu aufgerufen, heilig zu leben, also aus einer geistlichen Berufung heraus zu leben.Petur hat geschrieben:Und was soll das bedeuten? Dass Du in Wirklichkeit keine geistliche Berufung hattest?taddeo hat geschrieben:
Und als einer, der sowohl fast 10 Jahre lang sich auf ein Leben im Zölibat vorbereitet hat, als auch mittlerweile seit 14 Jahren verheiratet ist, darf ich mir die Anmerkung erlauben: Die Abschaffung des Pflichtzölibates würde kein einziges Problem lösen, wohl aber viele neue Probleme erst schaffen. Am Ende stünden wir sicherlich schlechter da als vorher.
Und: Sowohl Ehe, als auch Priesterstand oder auch der Ordensstand sind Berufungen.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
So war Peturs Frage sicher nicht gedacht. Ich denke, ich hab ihn genau so verstanden, wie er es gemeint hat.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
falls es funktionieren würde, wäre es vielleicht eine gute idee (ich könnte mit verheirateten weltpriestern leben [siehe den byzantinischen ritus]), aber ich glaube nicht daran, daß dies praktisch funktioniert. in den evangelischen landeskirchen in deutschland gibt es zwar keinen zwang zur ehe, aber zölibatär lebende pfarrer haben oft große probleme. vermutlich würde nach einer anfangsphase der druck zunehmen, als priester verheiratet zu sein.Petur hat geschrieben:Die Einführung des fakultativen Zölibats wäre an und für sich noch keine Lösung der Krise, aber trotzdem ein notwendiger Schritt.
eine lösung des priestermangels wäre eine abschaffung des zölbats kaum, nimmt man wieder die landeskirchen zum vergleich, so sieht man, daß ohne die frauenordination auch dort schon lange ein mangel an pfarrern zu beobachten wäre.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Ja, Du hast mich richtig verstanden. Danke für die Antwort!taddeo hat geschrieben:So war Peturs Frage sicher nicht gedacht. Ich denke, ich hab ihn genau so verstanden, wie er es gemeint hat.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Wir sind aber keine Protestanten! Unser theologischer Hintergrund, unsere Ekklesiologie, unsere Beziehung mit der Kirche als Institution sind viel richtiger. Das Ansehen des bewussten, als Berufung betrachteten Zölibats wäre dann viel größer als das des heutigen Pflichtzölibats.Siard hat geschrieben:falls es funktionieren würde, wäre es vielleicht eine gute idee (ich könnte mit verheirateten weltpriestern leben [siehe den byzantinischen ritus]), aber ich glaube nicht daran, daß dies praktisch funktioniert. in den evangelischen landeskirchen in deutschland gibt es zwar keinen zwang zur ehe, aber zölibatär lebende pfarrer haben oft große probleme. vermutlich würde nach einer anfangsphase der druck zunehmen, als priester verheiratet zu sein.Petur hat geschrieben:Die Einführung des fakultativen Zölibats wäre an und für sich noch keine Lösung der Krise, aber trotzdem ein notwendiger Schritt.
eine lösung des priestermangels wäre eine abschaffung des zölbats kaum, nimmt man wieder die landeskirchen zum vergleich, so sieht man, daß ohne die frauenordination auch dort schon lange ein mangel an pfarrern zu beobachten wäre.
Und diese Hinweise auf den prot. Geistlichenmangel kann ich einfach nicht verstehen. In Ungarn gibt es ihn sicher nicht, es gibt sogar mehr Geistliche als Pfarrstellen. Auch in Österreich gibt es ihn nicht, wenn ich mich nicht irre. Ja, man kann sagen, das sei (auch) den Pastorinnen zu verdanken. Aber im Falle der unierten Katholiken ist das nicht auszusagen. Keine Priesterinnen, doch kein Priestermangel. Und nur wenig zölibatäre Priester. In den Kirchen der Anglican Communion kein Priestermangel, England selbst ist vielleicht auf diesem Gebiet irgendwie ein schwarzes Schaf, doch der Nachwuchs ist auch dort wesentlich besser als in unserer Kirche, und wahrscheinlich nicht nur wegen der Frauen.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Noch etwas. Die Zahl der Messbesucher, der aktiven Katholiken ist zweifelsohne immer kleiner. Aber Hundderttausende von Jugendlichen nehmen am Leben der Kirche sehr aktiv teil und haben eine sehr enge, tiefe, freundschaftliche (dieses Wort bitte nicht missverstehen!) Beziehung mit Jesus, die in dieser Form früher vielleicht nicht zu beobachten war. Und trotzdem Priestermangel... Ich glaube, dass es unter ihnen sehr viele gibt, die die priesterliche Berufung fühlen, nicht aber die zölibatäre. Ich kenne solche, und es geht nicht um ultraliberale Männer ohne Spiritualität.
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Komischerweise platzen aber gerade die jungen, konservativen Orden und Priestergemeinschaften aus allen Nähten.Petur hat geschrieben:Noch etwas. Die Zahl der Messbesucher, der aktiven Katholiken ist zweifelsohne immer kleiner. Aber Hundderttausende von Jugendlichen nehmen am Leben der Kirche sehr aktiv teil und haben eine sehr enge, tiefe, freundschaftliche (dieses Wort bitte nicht missverstehen!) Beziehung mit Jesus, die in dieser Form früher vielleicht nicht zu beobachten war. Und trotzdem Priestermangel... Ich glaube, dass es unter ihnen sehr viele gibt, die die priesterliche Berufung fühlen, nicht aber die zölibatäre. Ich kenne solche, und es geht nicht um ultraliberale Männer ohne Spiritualität.
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Lebenserfahrung, die ich oben kurz angerissen habe, hat sich bei mir immer mehr die Überzeugung gefestigt, daß der Zölibat für die Zahl der Priesterberufungen keine oder so gut wie keine Rolle spielt, und daß deswegen seine Aufhebung ein weiterer Irrweg der Kirche in Anbiederung an den Protestantismus wäre (denn wer könnte so blauäugig sein, zu glauben, daß dann nicht sofort die Forderung nach der Frauenordination nachfolgen würde, wenn schon mal der erste "mittelalterliche" Eckstein der Ämterfrage gefallen ist?).Petur hat geschrieben:Noch etwas. Die Zahl der Messbesucher, der aktiven Katholiken ist zweifelsohne immer kleiner. Aber Hundderttausende von Jugendlichen nehmen am Leben der Kirche sehr aktiv teil und haben eine sehr enge, tiefe, freundschaftliche (dieses Wort bitte nicht missverstehen!) Beziehung mit Jesus, die in dieser Form früher vielleicht nicht zu beobachten war. Und trotzdem Priestermangel... Ich glaube, dass es unter ihnen sehr viele gibt, die die priesterliche Berufung fühlen, nicht aber die zölibatäre. Ich kenne solche, und es geht nicht um ultraliberale Männer ohne Spiritualität.
Priester wird man nur, weil man sich dazu berufen fühlt, einem "höheren" bzw. dem höchsten Ziel nachzustreben. Für dieses höchste Ziel bringt man Opfer, darunter neben anderen den Zölibat - aber nicht aus Zwang, sondern weil man sicher ist, daß das erstrebte Ziel jedes Opfer wert ist und Gott jedes Opfer vielfach lohnt.
Und da geht's nun los: Was ist das höchste Ziel für einen Priester - jenes Ziel, für das er andere, "weltliche" Freuden hintanstellt? Man findet es heute nicht mehr, dieses Ziel. Man schwafelt im Seminar abstrakt von "Liebe zu Gott", von der "Freundschaft mit Jesus" als diesem Ziel - aber dieses Gesülze trägt nicht (außer man hat die Begnadung zum Mystiker), es sind nur Phrasen, inhaltlich so hohl wie sprachlich.
Nein, das einzige Ziel, was einen Priester ein Leben lang "durch dick und dünn" tragen kann, ist die Begegnung mit dem Heiligsten selbst, die Feier der Liturgie. Das ist das einzige, was ihn tatsächlich aus dem Irdischen heraushebt, das, wogegen jedes menschliche Opfer seinen Schrecken verliert, das ist die Teilnahme an der himmlischen Liturgie, das Bewußtsein, dabei mit den Engeln und Scharen vor dem Thron Gottes zu stehen und für sein Volk einzutreten. So handfest erlebbar muß das höchste Ziel des Priesters schon sein, nur Worte können dies nicht leisten.
Aber wo findet man heute in unseren Landstrichen noch eine Liturgie, die diesem Anspruch gerecht wird, wie ihn alle kirchlichen Dokumente bis hinauf zum II. Vaticanum unablässig verkünden? Wo wird ein junger Priester geduldet, der sich diesem Anspruch verpflichtet weiß und danach handelt? In den normalen Bistümern und Pfarreien nicht oder kaum, es sind nur einige feste Gemeinschaften, die sich noch oder wieder diesem unabdingbaren Urgrund jeder priesterlichen Existenz verschrieben haben.
Ich kann als Priester nur aus der würdigen, im Einklang mit den Regeln der Kirche gefeierten Liturgie leben - oder ich kann gar nicht als Priester leben. Das ist meine feste Überzeugung. Und solange dies nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten geduldet wird, würde ich persönlich mich nicht einmal dann um die Zulassung zur Weihe bewerben, wenn dies für verheiratete Männer erlaubt wäre. Katholisch verheiratet zu sein, ist selbst mit einer tiefgläubigen und wunderbaren Frau schon anspruchsvoll genug und mehr als ein full-time-job. Dazu auch noch den Ansprüchen des Priesterberufes zu genügen, ist für einen Mann fast unvorstellbar, ohne in einem der beiden Bereiche wesentliche Einschränkungen zu machen. Und wenn einem dann "von oben her" auch noch die Grundlage entzogen würde, umso mehr.
Wer heute Priester werden will, wird mehr oder weniger gezwungen, ein sozialpädagogischer Allround-Manager in der volkstümlichen Sacro- und Folklore-Unterhaltungsbranche zu werden. Das könnte man sicher mit Familie auch machen, wie es ja andere christliche Gruppierungen mehr oder weniger erfolglos vormachen. Aber ein Priester, ein echter PRIESTER im Sinne der katholischen Kirche braucht einen anderen Grund, auf dem er steht. Und für diesen Grund braucht es keine Familie, der trägt selber sicher genug.
(Um dem Argument verheirateter ostkirchlicher Priester zuvorzukommen: Ich kenne etliche solche. Die leben alle ganz aus der Liturgie, wie ich es oben auch für den lateinischen Priester versucht habe zu charakterisieren. Aber ich weiß von keinem, der für seine Ehe und Familie die Zeit aufbringen könnte, die wirklich nötig wäre - obwohl die meisten von denen nicht annähernd mit solchen Verwaltungs- und Gremiengeschäften behelligt sind wie ein römisch-katholischer Pfarrer in Deutschland. Würden nicht ihre Ehefrauen bewußt zurückstecken, wären etliche sicher schon geschieden. Genauso geht es vielen verheirateten Diakonen bei uns.)
Die Rettung des Priesterstandes wird über die Rettung der Liturgie geschehen, oder sie wird gar nicht geschehen. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Papst Benedikt das ziemlich ähnlich sieht.
So, das war jetzt ziemlich üppig, aber das wollte ich mal loswerden. Nix für ungut!
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Jede Münze hat zwei Seiten. In unserem Fall ist die eine Seite das, was Du schreibst. Diese Seite ist unentbehrlich und großartig, aber nur dann, wenn auch die andere Seite vorhanden ist: die Mission unter den Menschen, der Umgang mit ihnen, die Seelsorge, die Verkündigung des Evangeliums Christi, die Spendung der Sakramente: "Allen bin ich alles geworden".taddeo hat geschrieben: Nein, das einzige Ziel, was einen Priester ein Leben lang "durch dick und dünn" tragen kann, ist die Begegnung mit dem Heiligsten selbst, die Feier der Liturgie. Das ist das einzige, was ihn tatsächlich aus dem Irdischen heraushebt, das, wogegen jedes menschliche Opfer seinen Schrecken verliert, das ist die Teilnahme an der himmlischen Liturgie, das Bewußtsein, dabei mit den Engeln und Scharen vor dem Thron Gottes zu stehen und für sein Volk einzutreten. So handfest erlebbar muß das höchste Ziel des Priesters schon sein, nur Worte können dies nicht leisten.
Ich hoffe, dass Dein Priesterbild in Wirklichkeit nicht so einseitig ist, wie man das aufgrund Deines obigen Beitrags denken könnte. Diese "einseitigen" Priester sind meistens keine guten Diener Christi, sondern Fanatiker oder Pharisäer. Natürlich sind auch die "umgekehrt" einseitigen Priester sehr problematisch.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Als Nicht-Katholik nur eine kurze Bemerkung:
Der Ruf des katholischen Priesters ist zumindest in Deutschland bei Außenstehenden dahin. Früher nannte man sie "Hochwürden" und sie hatten eine hohe gesellschaftliche Stellung. Damit ließ sich die nicht vorhandene Ehe mit einer Frau in gewisser Hinsicht kompensieren.
Heutzutage versteht kaum noch ein Außenstehender, warum ein Mensch freiwillig auf Sexualität und vor allem auf eine Zweierbeziehung verzichtet. Es werden sofort andere Gründe vermutet. Geschadet haben vor allem die zahlreichen Pädophilenfälle.
Ein katholischer Gefängnispfarrer erzählte mir vor einiger Zeit, dass er diese Abwertung Tag für Tag erlebe. Komme er zu neuen Gefangenen, werde er gefragt: "Was biste - katholischer Priester? Voll krass! Biste schwul, eij?"
Der Ruf des katholischen Priesters ist zumindest in Deutschland bei Außenstehenden dahin. Früher nannte man sie "Hochwürden" und sie hatten eine hohe gesellschaftliche Stellung. Damit ließ sich die nicht vorhandene Ehe mit einer Frau in gewisser Hinsicht kompensieren.
Heutzutage versteht kaum noch ein Außenstehender, warum ein Mensch freiwillig auf Sexualität und vor allem auf eine Zweierbeziehung verzichtet. Es werden sofort andere Gründe vermutet. Geschadet haben vor allem die zahlreichen Pädophilenfälle.
Ein katholischer Gefängnispfarrer erzählte mir vor einiger Zeit, dass er diese Abwertung Tag für Tag erlebe. Komme er zu neuen Gefangenen, werde er gefragt: "Was biste - katholischer Priester? Voll krass! Biste schwul, eij?"
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Dein Einwand ist berechtigt. Aber ich habe oben darzustellen versucht, was der GRUND für das Priestersein sein muß. Von dort aus muß sich natürlich die Zuwendung des Priesters zu den Menschen ergeben, da hast Du völlig Recht. Aber die meisten Priester, die ich kenne, versuchen es ausschließlich andersrum: sie wollen hauptsächlich Mensch unter Menschen sein und wundern sich dann, daß sie weder einen überzeugenden Zugang zu diesen finden noch zum Göttlichen. Ihre Liturgien sind dann meistens auch nur Menschenwerk, und wenn sie dann auch noch allzumenschliche Macken aufweisen, dann laufen ihnen die Leute davon und sie wundern sich nur noch, wieso.Petur hat geschrieben:Jede Münze hat zwei Seiten. In unserem Fall ist die eine Seite das, was Du schreibst. Diese Seite ist unentbehrlich und großartig, aber nur dann, wenn auch die andere Seite vorhanden ist: die Mission unter den Menschen, der Umgang mit ihnen, die Seelsorge, die Verkündigung des Evangeliums Christi, die Spendung der Sakramente: "Allen bin ich alles geworden".taddeo hat geschrieben: Nein, das einzige Ziel, was einen Priester ein Leben lang "durch dick und dünn" tragen kann, ist die Begegnung mit dem Heiligsten selbst, die Feier der Liturgie. Das ist das einzige, was ihn tatsächlich aus dem Irdischen heraushebt, das, wogegen jedes menschliche Opfer seinen Schrecken verliert, das ist die Teilnahme an der himmlischen Liturgie, das Bewußtsein, dabei mit den Engeln und Scharen vor dem Thron Gottes zu stehen und für sein Volk einzutreten. So handfest erlebbar muß das höchste Ziel des Priesters schon sein, nur Worte können dies nicht leisten.
Ich hoffe, dass Dein Priesterbild in Wirklichkeit nicht so einseitig ist, wie man das aufgrund Deines obigen Beitrags denken könnte. Diese "einseitigen" Priester sind meistens keine guten Diener Christi, sondern Fanatiker oder Pharisäer. Natürlich sind auch die "umgekehrt" einseitigen Priester sehr problematisch.
Wenn ich freilich so denke, dann ist die Forderung nach der Priesterehe nur folgerichtig, denn zum Menschsein gehört das Heiraten und Familiehaben in vielen Fällen dazu. Wenn ich aber in der von mir skizzierten Richtung denke - sozusagen vom Altar her -, dann ist der Verzicht auf diesen menschlichen Reichtum gar nicht so gravierend.
Und glaube mir: Obwohl ich behaupten möchte, gut und glücklich verheiratet zu sein, würde ich heute jedem, der Priester ist oder werden will, sagen: Sei dankbar für den Zölibat! Du weißt gar nicht, was für ein Segen für diesen Beruf das ist. Denn wenn du eine wirklich katholische Ehe führen wolltest, hättest Du für diesen Beruf nicht die Freiheit und Zeit, die du unbedingt brauchst. Deine Frau hätte die älteren Rechte, du wärst länger mit ihr verheiratet als geweiht. Sie brächte ihr ganzes Leben in eure Ehe ein und dürfte dasselbe von dir verlangen - und du könntest es ihr nicht geben, ohne dein Weiheversprechen zu verraten. Wenn du eure Kinder ernsthaft katholisch erziehen wolltest, müßtest du für sie da sein als Vater, als Vorbild - und stattdessen würdest du beim Frauenbund oder Pfarrgemeinderat Kaffeetrinken müssen oder mit dem Liturgieteam um die Gestaltung des nächsten Familiengottesdienstes streiten. So sei dankbar, daß dir die Kirche in ihrer Barmherzigkeit die Mühsal und Verantwortung des Familienlebens erspart, in der das persönliche Scheitern oft genug eine alltäglichere Erfahrung ist als das Gelingen!
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Bernado hat geschrieben: Das sieht man letztlich auch daran, daß die eifrigen Verfechter der Aufhebung des Zölibats (und der Einführung der Frauenordination) oft gar nicht daran denken, zu den Gemeinschaften (und teilweise ja sogar auch Kirchen) zu gehen, wo sie das haben können. Sie wollen nämlich in wirklichkeit nicht etwas bestimmtes (verheiratete Priester, Frauenordination) HABEN, sondern sie wollen NICHT HABEN, daß es überhaupt noch eine nennenswerte christliche Gemeinschaft gibt, die sich den Anforderungen des Zeitgeistes entzieht
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Unter den Jugendlichen, die nach allerlei pubertären Verwirrungen noch "dabei" bleiben, ist die Zahl der Interessenten am Priestertum riesig. Bedauerlicherweise scheinen die Verantwortlichen das konsequent zu übersehen.Petur hat geschrieben:Noch etwas. Die Zahl der Messbesucher, der aktiven Katholiken ist zweifelsohne immer kleiner. Aber Hundderttausende von Jugendlichen nehmen am Leben der Kirche sehr aktiv teil und haben eine sehr enge, tiefe, freundschaftliche (dieses Wort bitte nicht missverstehen!) Beziehung mit Jesus, die in dieser Form früher vielleicht nicht zu beobachten war. Und trotzdem Priestermangel... Ich glaube, dass es unter ihnen sehr viele gibt, die die priesterliche Berufung fühlen, nicht aber die zölibatäre. Ich kenne solche, und es geht nicht um ultraliberale Männer ohne Spiritualität.
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Jetzt sind wir aber schon neugierig. Was war los?taddeo hat geschrieben: Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich bedeutete es nur, daß ich zur falschen Zeit Priester werden wollte. Heute wäre das sicher kein Problem mehr, warum man mich damals vor dem Pastoraljahr rausgeschmissen hat.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie
Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Rosenkranz aus der Tasche hängen lassen, was?Leguan hat geschrieben: Jetzt sind wir aber schon neugierig. Was war los?
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Das war mein erster Gedanke.Bernado hat geschrieben:Rosenkranz aus der Tasche hängen lassen, was?Leguan hat geschrieben: Jetzt sind wir aber schon neugierig. Was war los?
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Ihr seid vielleicht eine neugierige Bande ...
Ich will hier ungern allzusehr ins Detail gehen, aber der Rosenkranz war es nicht.
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Ich will hier ungern allzusehr ins Detail gehen, aber der Rosenkranz war es nicht.
...
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Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?
Nein, hast du nicht, Klaus.
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