Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

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Evagrios Pontikos
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Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Derzeit beschäftige ich mich das erste Mal mit Franz von Sales und seinem Werk sowie seiner Wirkung. Nachdem ich die Philothea gelesen habe und sehr beeindruckt bin, möchte ich mich noch mehr mit den Schriften und dem Wirken von Franz von Sales beschäftigen. Franz von Sales war, soweit ich ihn bisher kennen lernen konnte, eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit, sowohl als Bischof und Prediger, als auch als Seelsorger. Hätte es hundert Jahre früher mehr Bischöfe seines Kalibers gegeben, die Reformation samt ihrer Wirkung hätte es wohl nicht gegeben. Gott sei es geklagt!

Was mir aufgefallen ist: dass von Franz von Sales nur eine Ordensgemeinschaft unmittelbar selbst gegründet worden ist, nämlich der Orden von der Heimsuchung Mariens (OVM), die sogenannten "Salesianerinnen".

In späterer Zeit dagegen entstanden verschiedenste Gemeinschaften, die sich direkt oder indirekt auf Franz von Sales berufen und offenbar als Salesianische Familie bezeichnet werden. Innerhalb dieser Salesiansichen Familie gibt es dann offenbar noch eine Untergruppe von Gemeinschaften, die auf Don Giovanni Bosco, direkt und auch indirekt, zurückgehen. Diese werden als Don-Bosco-Familie bezeichnet.

Meine bisherigen Infos habe ich von den einschlägigen Wikipedia-Artikeln erhalten. Mir blieb unklar, warum so viele und so unterschiedliche Gemeinschaften entstanden sind. Die ganze Kirchengeschichte hindurch hatte ich bei den Orden, die in der katholischen Kirche bis heute existieren, eher den Eindruck, dass eher der Geist der Konzentration, also die Begrenzung auf wenige Orden, vorgeherrscht hat. Neue Gemeinschaften entstanden dann eher als Reformorden wie z.B. die Zisterzienser, die sich als Reform des Benediktinerordens verstehen.

Woher kommt es, dass die Salesianische Spiritualität als direkte Wirkung von Franz von Sales nur einen Frauenorden hervorgebracht hat, nämlich den Orden von der Heimsuchung Mariens? Mir ist dabei schon klar, dass es ein Frauenorden wurde, weil Johanna Franziska von Chantal ihre Berufung zum Ordensleben erkannte und dann unter der Seelenführung von Franz von Sales die Salesianerinnen begründete. Und woher kam es, dass dann in der Folgezeit so viele Gemeinschaften in doch relativ kurzer Zeit entstanden sind anstatt z.B. nur einer Gemeinschaft für Männer, ergänzend zu den Salesianerinnen? Besonders fällt mir das für die Don-Bosco-Familie auf. Vielen Dank für Eure Infos!

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Beata
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Beata »

http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwik ... cheFamilie
... da gibts ja wirklich viele! Hab ich auch gar nicht gewusst!
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Pit
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Pit »

Beata hat geschrieben:http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwik ... cheFamilie
... da gibts ja wirklich viele! Hab ich auch gar nicht gewusst!
Du warst schneller!
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Galilei
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Galilei »

Evagrios Pontikos hat geschrieben:Mir blieb unklar, warum so viele und so unterschiedliche Gemeinschaften entstanden sind. Die ganze Kirchengeschichte hindurch hatte ich bei den Orden, die in der katholischen Kirche bis heute existieren, eher den Eindruck, dass eher der Geist der Konzentration, also die Begrenzung auf wenige Orden, vorgeherrscht hat. Neue Gemeinschaften entstanden dann eher als Reformorden wie z.B. die Zisterzienser, die sich als Reform des Benediktinerordens verstehen.
Dieser Eindruck scheint mir nicht ganz zu stimmen. Die Zahl der Ordensgemeinschaften (besonders der weiblichen) ist heute unüberschaubar und schon im späten Mittelalter gab es sehr viele; ein vom 4. Laterankonzil 1215 verhängtes Verbot zur Neugründung von Orden blieb langfristig unwirksam.
Zum Beispiel der Zisterzienser ist zu sagen, dass in jener Zeit etliche benediktinische Reformgemeinschaften gegründet wurden, die sich im Laufe der Zeit entweder den Zisterziensern angeschlossen haben, untergegangen sind oder heute wieder zur Confœderatio OSB gehören (z. B. die Camaldulenser). Ähnlich sind die Franziskaner über die Jahrhunderte zur einer riesigen Ordensfamilie angewachsen.
Vor diesem Hintergrund scheint mir die salesianische Familie nicht besonders außergewöhnlich.

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Beata
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Beata »

Ein Grund für das Anwachsen der salesianischen Familie ist für mich auch, dass diese Spiritualität viele Anhänger gefunden hat, aber diese sie auf die verschiedene Weise "in der Welt" leben wollten. Die Schwestern der Heimsuchung Mariä sind ja ursprünglich kontemplativ d.h. ohne eine apostolische Aufgabe (die evtl. vorh. apostolischen Werke ergaben sich erst im Laufe der Geschichte). Wenn es div. Gemeinschaften mit ziemlich ähnlichen Aufgaben gibt, so erklärt sich mir das auch a) durch die Verteilung in verschiedene Länder und b) der eine Gründer wusste ja zur damaligen Zeit kaum etwas von dem/der anderen, selbst wenn sie im gleichen Land lebten...
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Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Ist das Spezifikum der Don-Bosco-Familie als Untergruppe der Salesianischen Familie dann der besondere Erziehungsauftrag an der Jugend? Das scheint mir beim ersten Hinsehen ein besonderes Augenmerk dieser einzelnen Gemeinschaften zu sein. Kann man das so sagen?

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Beata
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Beata »

Ich würde das genauso sehen. Bei den anderen Gemeinschaften ist das Auftragsspektrum weiter gefächert - Mission, Mädchenerziehung, Sorge um Kranke, Arme und Alte, Mitarbeit in Pfarreien Gehörlosenarbeit (FvS ist ja der Patron der Gehörlosen) .... oder auch die salesianische Spiritualität im jeweiligen konkreten Alltag, Beruf zu leben (Säkularinstitut).
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Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Galilei hat geschrieben:
Evagrios Pontikos hat geschrieben:Mir blieb unklar, warum so viele und so unterschiedliche Gemeinschaften entstanden sind. Die ganze Kirchengeschichte hindurch hatte ich bei den Orden, die in der katholischen Kirche bis heute existieren, eher den Eindruck, dass eher der Geist der Konzentration, also die Begrenzung auf wenige Orden, vorgeherrscht hat. Neue Gemeinschaften entstanden dann eher als Reformorden wie z.B. die Zisterzienser, die sich als Reform des Benediktinerordens verstehen.
Dieser Eindruck scheint mir nicht ganz zu stimmen. Die Zahl der Ordensgemeinschaften (besonders der weiblichen) ist heute unüberschaubar und schon im späten Mittelalter gab es sehr viele; ein vom 4. Laterankonzil 1215 verhängtes Verbot zur Neugründung von Orden blieb langfristig unwirksam.
Zum Beispiel der Zisterzienser ist zu sagen, dass in jener Zeit etliche benediktinische Reformgemeinschaften gegründet wurden, die sich im Laufe der Zeit entweder den Zisterziensern angeschlossen haben, untergegangen sind oder heute wieder zur Confœderatio OSB gehören (z. B. die Camaldulenser). Ähnlich sind die Franziskaner über die Jahrhunderte zur einer riesigen Ordensfamilie angewachsen.
Vor diesem Hintergrund scheint mir die salesianische Familie nicht besonders außergewöhnlich.
Vielen Dank für diese Information! Das wusste ich bisher nicht.

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osfs10
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von osfs10 »

Der Grund, warum der heilige Franz von Sales "nur" einen Frauenorden gründete, liegt schlicht und einfach daran, dass er zu früh gestorben ist, nämlich mit 55 Jahren. Tatsächlich hatte er vor, auch einen salesianischen Männerorden zu gründen.
Die hl. Johanna Franziska von Chantal startete etwa 10 Jahre nach dem Tod des hl. Franz von Sales einen ersten Versuch, diesen Traum mit Hilfe des französischen Priesters Raymond Bonal zu verwirklichen, was auch mit der Gründung der Kongregation der heiligen Maria, auch Bonalisten genannt, gelang. Diese Ordensgemeinschaft existierte allerdings nur etwas mehr als 100 Jahre und löste sich dann auf.
Im 19. Jahrhundert erlebte der heilige Franz von Sales dann eine neue Blütezeit. Während im 18. Jahrhundert kaum jemand die Spiritualität des Franz von Sales kannte, änderte sich dies im 19. Jahrhundert. Vor allem sein Hauptwerk "Philothea" (http://www.philothea.de) war plötzlich wieder in aller Munde. Franz von Sales war wieder ein allseits bekannter und geschätzter Heiliger. Neue Ordensgründungen waren gehalten, sich einen Heiligen als Schutzpatron bzw. als spirituelles Vorbild zu wählen. Und so kam es, dass gerade in dieser Zeit eine Reihe von neuen Ordensgemeinschaften eben den heiligen Franz von Sales wählten. Ein besonderes Beispiel dafür sind die "Salesianer Don Boscos", die ursprünglich "Gesellschaft des hl. Franz von Sales" hießen. Jener Männerorden aber, der sich selbst als die Verwirklichung der Idee des zu früh verstorbenen Franz von Sales versteht, sind die Oblaten des hl. Franz von Sales, die einzige männliche Ordensgemeinschaft, die ihre Hauptaufgabe darin sieht, Leben, Lehre, Werk und Spiritualität des hl. Franz von Sales zu leben und lebendig zu halten: siehe http://www.osfs.eu

Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Vielen Dank, osfs 10, für die wichtigen Informationen! In der Tat ist Franz von Sales mit 55 Jahren recht früh gestorben. Wenn man bedenkt, wie umfangreich seine literarische Hinterlassenschaft trotzdem ist, gerade angesichts seiner immensen Seelsorgetätigkeit, die oft mit sehr beschwerlichen Reisen verbunden gewesen ist, was ja auch ein wesentlicher Grund für seinen frühen Tod gewesen sein wird, dann kann man nur mit größter Bewunderung auf diesen Heiligen schauen.

Die Oblaten des hl. Franz von Sales sind mir auch bekannt. Mit Freude habe ich gelesen, dass Weihbischof Andreas Laun auch Mitglied der Oblaten ist. Kurz nach den Oblaten entstand ja auch der entsprechende Frauenorden der Oblatinnen. War der Grund der, dass sie sich - im Unterschied zu den Schwestern der Heimsuchung Mariens, die ja anfangs offenbar stärker kontemplativ orientiert waren - mehr dem Dienst in der Welt, der Erziehung etc. widmen wollten? Dies würde erklären, warum zum bereits existierenden Orden der Schwestern von der Heimsuchung Mariens ein zweiter Frauenorden, eben die Oblatinnen, hinzutrat.

Eine weitere Frage wäre noch: Gibt es innerhalb der "Salesianischen Familie" intensivere gegenseitigere Kontakte, eventuell sogar bis hin zu Versuchen, durch Vereinigung unterschiedlicher Gemeinschaften die Anzahl der Orden bzw. Gemeinschaften zu reduzieren? Also ähnlich zu den Entwicklungen, die weiter oben von Galilei bei den älteren Ordenstraditionen stattgefunden haben?

Vielen Dank für die Infos!

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osfs10
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von osfs10 »

Die Oblatinnen des hl. Franz von Sales (1866) wurden VOR den Oblaten (1872) gegründet, allerdings vom gleichen Gründer: P. Louis Brisson (1817-1908). Der Grund für die Gründung der Oblatinnen war tatsächlich ein apostolischer: Louis Brisson brauchte geeignete Frauen, die seine Heime für Jungarbeiterinnen leiteten. Diese Erziegungsaufgabe sollte dann eben im Geist des heiligen Franz von Sales geschehen. Daher wurden die ersten Oblatinnen - unter ihnen die heilige Leonie Franziska Salesia Aviat (1844-1914) - auch in einem Kloster der Heimsuchung Mariens ausgebildet. Insofern kann man also tatsächlich sagen, dass die Oblatinnen des hl. Franz von Sales der apostolische Zweig der Salesianerinnen sind.
Kontakte innerhalb der verschiedenen Ordensgemeinschaften der salesianischen Familie, auch die Zusammenarbeit in manchen Apostolaten, gab und gibt es natürlich, manche pflegen diesen untereinander intensiver, manche weniger intensiv. Ein Versuch zu einer Vereinigung unterschiedlicher Gemeinschaften ist mir allerdings nicht bekannt. Ich halte das auch nicht für das Wichtigste. Viel wichtiger ist, dass jede Gemeinschaft ihr besonderes Charisma, ihren besonderen Charakter, den sie in die Kirche einbringt, lebendig erhält. Das entspricht auch dem Kirchenbild des heiligen Franz von Sales, der in seinem theologischen Hauptwerk "Abhandlung über die Gottesliebe" schreibt: "Die Kirche ist mit einem Garten vergleichbar, geschmückt mit der Lieblichkeit unzähliger Blumen, die sich alle in Größe, Farbe, Duft und Schönheit voneinander unterscheiden; doch hat jede ihre Kostbarkeit, ihre Anmut, ihre Farbenpracht und alle zusammen bilden durch die Vereinigung ihrer Mannigfaltigkeit die Vollendung einer höchst ansprechenden Schönheit." (II. Buch,7.Kapitel). Diese kirchliche Farbenpracht würde eben dadurch um ein Stück weniger.

Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

osfs10 hat geschrieben:... Diese kirchliche Farbenpracht würde eben dadurch um ein Stück weniger.
Das stimmt in der Tat. Vielen Dank für die ausführlichen Infos. Bei der Reihenfolge der Gründungen von Oblatinnen und Oblaten habe ich mich natürlich vertan.

Eine Frage noch: Was ist das besondere Spezifikum der Don-Bosco-Familie als Untergruppe der Salesianischen Familie? Auch sie widmet sich ja, wenn ich recht sehe, besonders der Erziehung und Begleitung der Jugend. Ist bei ihr der Bezug zum italienischen Sprach- und Kulturraum größer? Allerdings gibt es ja auch bei den Gemeinschaften, die nicht zur Don-Bosco-Familie gehören, einzelne, die wohl aus dem italienischen Kulturraum stammen, während bei den anderen viele aus dem französischen Bereich kommen. Deshalb meine Frage.

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osfs10
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von osfs10 »

Das besondere Spezifikum der Don-Bosco-Familie ist deren Zielgruppe: die Jugend - und die besondere Prägung dieser Tätigkeit durch den heiligen Johannes Bosco. So wird Ihnen jedes Mitglied der Don Bosco Familie in aller Kürze antworten. Wenn Sie dann weiterfragen: und warum nennt euch dann die ganze Welt "Salesianer", dann erst werden sie antworten, dass eben Don Bosco den heiligen Franz von Sales als Schutzpatron für die Don Bosco Familie und ihre Jugendarbeit gewählt hat. Die Mitglieder der Don Bosco Familie selbst wissen oft gar nicht mehr, dass viele Grundsätze, die ihnen Don Bosco für die Jugendarbeit mitgegeben hat, auf Franz von Sales zurückzuführen sind: z.B. dass jeder Mensch eine von Gott geschenkte einzigartige Würde besitzt, oder dass es nicht auf das Äußere ankommt, sondern auf das Herz, oder dass Strafe oder Zwang nicht zum Ziel führen, sondern Herzlichkeit und liebevolles Zureden, oder dass jeder Mensch von Gott geschenkte Fähigkeiten besitzt, die er in seinem Leben zum Blühen bringen sollte, oder die Methode der kleinen Schritte. Schön finde ich, dass unter den Mitglieder der Don-Bosco-Familie gerade in den letzten Jahren wieder verstärkt nach ihren salesianischen Wurzeln geforscht wird. Das gilt aber auch allgemein: im neuen Jahrtausend scheint das Interesse an Franz von Sales und seiner Spiritualität zuzunehmen. Offenbar vermittelt diese Spiritualität etwas, wonach sich die Menschen von heute sehnen.
Die Unterscheidung zwischen italienischen und französischen Kulturraum halte ich für nicht so bedeutsam. Als "Savoyarde" war Franz von Sales nach heutiger geografischer Lage sowohl Franzose als auch Italiener. Savoyen erstreckte sich damals eben über ein Gebiet, das heute zwischen Italien und Frankreich aufgeteilt ist. Seine Hauptstadt war Turin (Italien), sein Studium schloss er in Padua (Italien) ab, seine Geburtsstadt war Thorens (Frankreich), seine Bischofsstadt Annecy (Frankreich).

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osfs10
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von osfs10 »

Beata hat geschrieben:Die Schwestern der Heimsuchung Mariä sind ja ursprünglich kontemplativ d.h. ohne eine apostolische Aufgabe (die evtl. vorh. apostolischen Werke ergaben sich erst im Laufe der Geschichte).
Leider stimmt diese Aussage nicht. Die Schwestern der Heimsuchung waren ursprünglich apostolisch. Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal gründeten diese Gemeinschaft, damit sie in der Stadt Annecy den Armen und Kranken helfen. Daher auch der Name "Heimsuchung Maria". So wie Maria zu Elisabeth ging, um ihr in ihrer Schwangerschaft beizustehen, sollten auch die Schwestern hinausgehen in die Welt, um dort den Bedürftigen zu helfen. Leider wurde diese Ursprungsidee kirchlich nicht anerkannt. Franz von Sales sah daran den Willen Gottes und ließ die Veränderung in einen kontemplativen Klausurorden zu. Als solcher wurden die Schwestern der Heimsuchung Mariens dann auch päpstlich anerkannt. Eine Sache aber blieb: die Schwestern sollten eben nun ihre Türen aufmachen und ihr Kloster öffnen, damit Bedürftige (vor allem Frauen) in diesen Klöstern Ruhe finden können. Das was man also heute "Kloster auf Zeit" nennt, wurde in der Heimsuchung erfunden. Ebenso war es weiterhin möglich, dass Mädchen innerhalb des Kloster erzogen und gebildet werden. So kam es, dass viele Heimsuchungsklöster Internate und Schulen hatten und haben.

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Beata
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Beata »

Stimmt, war ein Fehler von mir! Ich vergaß dies - habe es auch schon mal gehört, war mir aber nicht mehr gegenwärtig. Pardon.
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Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Einfach der Vollständigkeit halber: Für alle, die sich für Franz von Sales und die Salesianische Spiritualität interessieren, habe ich hier eine sehr informative Webseite gefunden: http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwik ... on/Lexikon

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osfs10
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von osfs10 »

Der Link zur Webseite des Franz von Sales-Online-Lexikons geht auch einfacher:
http://www.franzvonsaleslexikon.de
Das kann man sich vielleicht besser merken.

Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Vielen Dank! Der Link ist in der Tat einfacher zu merken.

Evagrios Pontikos
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Re: Franz von Sales und die "Salesianische Familie"

Beitrag von Evagrios Pontikos »

Je mehr ich mich mit dem großen Heiligen Franz von Sales beschäftige, der ja in unmittelbarer Auseinandersetzung mit der calvinistischen Reformation im Großraum Genf stand, umso mehr stellt sich mir die Frage, ob die Salesianische Spiritualität auch im evangelischen Raum Wirkungen zeigte. Gibt es nachweisbare Aufnahmen salesianischer Spiritualität und Lehre im Protestantismus, sei es lutherischer, sei es reformierter Prägung? Auf lutherischer Seite würde es mich weniger wundern, da auch das Luthertum (wie Franz von Sales) in Auseinandersetzung mit dem Calvinismus stand und zudem lutherische Theologen, gerade in der frühen Barockzeit und im beginnenden Pietismus, immer wieder auf katholisches Denken und katholische Spiritualität zurückgriffen, so z.B. der für evangelische Frömmigkeit äußerst wirkmächtige Paul Gerhardt. Weiß da jemand näher Bescheid? Vielleicht sogar mit Hinweis auf theologische Aufsätze zu dieser Frage? Herzlichen Dank für alle Hinweise!

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