Schon vor längerer Zeit bin ich auf den "Orden der Ritter unserer Lieben Frau (Militia Sanctæ Mariæ)" gestoßen. Ist jemandem von euch diese Gemeinschaft bekannt?
Hier findet man die offizielle Homepage der Gemeinschaft
Was mir auffällt: sowohl die Homepage als auch der Wikipedia-Artikel sind sehr ausführlich, allerdings in der Frage nach konkreten Details über diese konkrete Gemeinschaft merkwürdig schwammig. Daher ein paar Fragen:
Wer kennt diese Gemeinschaft?
Sind sie außer in Regensburg durch Bischof Graber (†) noch irgendwo anerkannt?
Als was sind sie anerkannt? Ritterorden (mit päpstl. Anerkennung) scheidet ja aus.
Was ist über den Gründer bekannt?
An die Regensburger/Bayern hier: tritt diese Gemeinschaft in Regensburg oder der Diözese irgendwie in Erscheinung?
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
An die Regensburger/Bayern hier: tritt diese Gemeinschaft in Regensburg oder der Diözese irgendwie in Erscheinung?
nie bewusst wahrgenommen. Ich werde mal bei Gelegenheit den Bischöflichen Archivar und Bibliothekar befragen, der ist Ritter vom Hl. Grab, vielleicht kennt er seine "Kollegen". Beim Papstbesuch im September 2006 waren etliche "damische Ritter" unterwegs, schauten in ihren Umhängen aus wie Draculas Cousins, kann gut sein, dass die MSM auch mit dabei war. Diese "Ritterorden" sind meistens eh nur Spielerei einiger profilierungssüchtiger Romantiker mit Geld.
Tja, der Heilige Stuhl weiss schon, warum er nur die Malteser und die Grabesritter als Ritterorden anerkennt. Dazu der Deutsche Orden, der ja eigentlich mittlerweile ein Klerikerorden ist.
Aber es wäre schön, wenn du dazu etwas sagen könntest. Ich habe mich weiträumig umgehört, allerdings kennt diese Gemeinschaft niemand. Dabei klingt ja manches auf der Homepage ganz interessant.
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Domaininhaber: Gunther Michel
Adresse: Kapellenplatz 11
PLZ: 47623
Ort: Kevelaer
Im übrigen ist das wieder mal ein besserer Faschings- oder Mummenschanzverein. Der Wikipedia-Artikel trägt auch nicht ein einziges Merkmal eines Lexikon-Artikels, das ist Selbstbeweihräucherung pur. Nebenbei bemerkt, da schreiben die „Ritter“: »Sie [die Militia Sanctæ Mariæ] lehnt sich eigenen Angaben zufolge an den Ordensregeln des Heiligen Bernhard von Clairvaux für die Tempelritter an.«
Da stehen sie wohl noch herum und lehnen sich an. Hoffentlich plumpsen sie nicht allzu unsanft hin, wenn ihnen irgendwann einer sagt, daß es eine solche Regel nicht gibt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Was mich dabei irritiert: die Informationslosigkeit hinter dem Informationswust. Das wirkt alles wie eine Geheimgesellschaft beim Versuch, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.
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Bin vor ein paar Monaten ebenfalls über die Internetseite auf die MSM gestoßen und hatte kurz Kontakt zu ihnen. Dabei habe ich mir deren Offizium und die Regel kommen lassen.
Sind sie außer in Regensburg durch Bischof Graber (†) noch irgendwo anerkannt?
Sind sie nicht. Habe selbst beim Regensburger Generalvikariat und dem Kurator der Alten Kapelle angerufen, dort war die MSM kein Begriff.
Als was sind sie anerkannt? Ritterorden (mit päpstl. Anerkennung) scheidet ja aus.
Nach CIC sind sie eine Bruderschaft, die zumindest für das Bistum Regensburg anerkannt sein dürfte - auch wenn man sie dort nicht (mehr) kennt. Scheint, als seien das ein paar Papiere in irgendwelchen Ecken liegen geblieben…
Die Titulierung als Ritterorden erschließt sich aus ihrer Regel, mit der sie dem Ideal des christlichen Ritters folgen. Die Titulierung des Ordens erschließt sich demgegenüber daraus, daß sie sich als Laien einer Regel unterstellen. Diese Regel wie auch das Offizium atmen klar einen benediktinischen, um nicht zu sagen zisterziensischen Geist.
Freilich ist die MSM nicht päpstlich anerkannt wie die Grabesritter, Malteser oder der OT. Aber welche Gruppierung frommer Laien ist das schon? Nur eine, oder ? (hab den Namen vergessen).
Was ist über den Gründer bekannt?
Der Gründer ist Dom Gerard Lafond OSB, der noch immer einer Abtei in der Bretagne als Abt vorsteht (wenn ich mich recht erinnere).
An die Regensburger/Bayern hier: tritt diese Gemeinschaft in Regensburg oder der Diözese irgendwie in Erscheinung?
Offenbar nicht. Allerdings treffen sich die Mitglieder der MSM monatlich zu Kapitelversammlungen, meist jedoch über den süddeutschen Raum verteilt, von Altötting bis Kevelaer eben. Einmal jährlich halten sie einwöchige Exerzitien in einem Kloster (so schreibt es die Regel vor), das war wohl in den letzten Jahren immer die Abtei Weltenburg.
Und dies noch: für meine Begriffe ist die MSM recht gut aufgestellt. Wenn man die Regel liest, findet sich darin nicht eine frömmelnde Spielerei, sondern eine fromme katholische Ernsthaftigkeit, die dem Relativismus entgegen zu steuern versucht. Es finden sich aber auch deutliche Anspielungen auf die Angst während des kalten Krieges aus der Entstehungszeit dieser Bruderschaft.
Diese Regel, von französischen Benediktinern geschrieben (sprich von etwas traditionelleren Mönchen als den hierzulande bekannten Exemplaren) beschreibt eine Lebenshaltung, die sich am tradierten katholischen Wesen orientiert, so wie man es wohl noch bis zum II. Vaticanum gern sah – allerdings ist die Regel keinesfalls „durchdoktriniert“. Sie versucht lediglich, einem individuellen und an abendländisch-monastischer Spiritualität orientierten, loyalen Katholizismus eine Stütze zu geben – so mein Eindruck. Man stellt sich dort aber dezidiert auf die Seite des Papstes und der römisch-katholischen Kirche, ohne wenn und aber.
Sie habe darüber hinaus keinen geographischen Mittelpunkt. Der einzige solche ist die Commanderie in Montireau bei Chartres. Daher vermute ich, daß sie zentralistisch organisiert sind, was sie wohl auch müssen, wenn es sich bei den Rittern und Waffenbrüdern um je weit verstreut lebende Laien handelt.
Wie Du siehst, kann man das alles in Erfahrung bringen. Ist also keine Geheimgesellschaft. Mein Eindruck ist, sie sind unbekannt, weil ihr Ziel heutzutage von der breiten Masse einfach nur als unmodern angesehen wird. Unter dem Wappen steht daher auch „opportune – inopportune“, was mit „ob gelegen oder ungelegen“ übersetzt wird.
Daher würde ich sie nicht einen „besseren Faschings- oder Mummenschanzverein“ nennen. Da würde man ihrem Wesen nicht gerecht werden. Und nur nebenbei: wenn ich der Überzeugung wäre, daß mich neun von zehn Leuten scheel angucken, weil ich meine Überzeugung zu leben versuche, dann wäre ich auch sehr zurückhaltend.
Es verwunderte mich im Gegenteil, daß die Regel eine – wie ich finde – durchaus moderate Weisung gibt, was die Pflichten des Ordensmitglieds anbelangt: täglich eine Hore aus einem der dafür allgemein kirchlich approbierten Stundenbücher, sowie ein betrachtendes Gebet; wöchentlich drei Gesätze des Rosenkranzes und eine vertiefende Lesung in der Heiligen Schrift als auch zusätzlich zum sonntäglichen einen weiteren Meßbesuch. Schön fand ich die „Pflicht“, sich in einer Liste eintragen zu lassen, wann ein Mitglied die Messe besucht, um stellvertretend für alle anderen, die Gemeinschaft vor dem Allerheiligsten zu vertreten.
Sooo wahnsinnig schwer ist das nicht für einen engagierten Beter, denk ich mal.
Und bevor mich nun jemand fragt, weshalb ich nicht Mitglied der MSM bin:
Ich habe ganz einfach und schnöde nicht die Möglichkeiten, den monatlichen Versammlungen nachzukommen! Im Gegenzug, wäre hier in der Gegend die MSM vertreten, ich hätte zumindest noch genauer hingesehen.
70er hat geschrieben:Allerdings treffen sich die Mitglieder der MSM monatlich zu Kapitelversammlungen, meist jedoch über den süddeutschen Raum verteilt, von Altötting bis Kevelaer eben.
Wo ist denn für dich Süddeutschland, wenn ich fragen darf?
70er hat geschrieben:Allerdings treffen sich die Mitglieder der MSM monatlich zu Kapitelversammlungen, meist jedoch über den süddeutschen Raum verteilt, von Altötting bis Kevelaer eben.
Wo ist denn für dich Süddeutschland, wenn ich fragen darf?
Pedant.
Ich meine die gedachte Achse zwischen den beiden Städten...aber ach ja, es wird Fastnacht, da muß so ein Kalauer erlaubt sein...
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Ach und CP, wenn Du mehr in Erfahrung bringen solltest als ich, halt mich auf dem Laufenden
Gunter Maria Michel?...den kenne ich und der wohnt auch in Kevelaer aber der ist vor kurzem in die bulgarisch-orthodoxe Kirche aufgenommen worden und ob er dann noch Prior eines kath. Laienordens sein kann weiss ich nicht....
Das habe ich auch gehört, bzw. er hat das ja selbst gesagt. "Prior" darf man nun nicht im Sinne eines Klostervorstehers begreifen, und "Orden" nicht im Sinne einer monastischen Gemeinschaft. Auch ist diese Gemeinschaft zwar im Fahrwasser der Ritterorden, aber nicht als solcher anerkannt.
Bischof Rudolf Graber von Regensburg soll die Gemeinschaft anerkannt haben, aber über den Status ist nichts bekannt. Vermutlich ist sie eine "pia unio". Ob diese Anerkennung wirklich erfolgt ist, und ob sie noch gilt: auch darüber ist nichts bekannt.
Sollte die Gemeinschaft noch anerkannt und aktiv sein, kann ein Orthodoxer natürlich nicht ihr Vorsteher sein. Im Übrigen, wenn die Militia nur halb so traditionalistisch-katholisch ist, wie sie sich gibt, dürfte die Konversion Herrn Michels dort ohnehin für Probleme sorgen.
Wenn nicht, ist auch das Auskunft genug...
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