Der tägliche Benedikt

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Robert Ketelhohn
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die neunte Stufe der Demut ersteigt der Mönch, wenn er seine Zunge beim Reden bezähmt, im Schweigen verharrt und nicht redet, bis man eine Frage stellt; versichert uns doch die Schrift: „Beim vielen Reden entgeht man der Sünde nicht“, und: „Ein geschwätziger Mensch hat keinen Bestand auf Erden“.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die zehnte Stufe der Demut ist, nicht schnell und gern zum Lachen bereit zu sein, weil geschrieben steht: „Der Tor bricht in schallendes Gelächter aus“.
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Robert Ketelhohn
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die elfte Stufe der Demut erreicht der Mönch, wenn er beim Reden ruhig und ohne zu lachen, bescheiden und ernst, nur wenig und wohlbedacht spricht und mit der Stimme nicht lärmt, wie es heißt: „Der Weise gibt sich an gemessener Rede zu erkennen.“
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Robert Ketelhohn
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die zwölfte Stufe der Demut ersteigt der Mönch, wenn er nicht bloß im Herzen demütig ist, sondern auch in seiner Körperhaltung vor aller Augen Demut bekundet; wenn er also beim Gotteslob, im Oratorium, im Kloster, im Garten, auf der Straße, auf dem Felde, oder mag er sonst irgendwo sitzen, gehen oder stehen, jederzeit das Haupt geneigt hält und mit niedergeschlagenem Blicke sich immer wegen seiner Sünden voll Schuld weiß und im Geiste schon vor dem schrecklichen Gerichte Gottes sieht. Er bete immer in seinem Herzen, wie jener Zöllner im Evangelium mit niedergeschlagenen Augen gesprochen hat: „Herr, ich Sünder bin nicht würdig, meine Augen zum Himmel zu erheben.“ Und wiederum sagt er mit dem Propheten: „Gebeugt bin ich und gedemütigt für und für.“
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Robert Ketelhohn
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hat also der Mönch alle diese Stufen der Demut erstiegen, dann wird er bald zu jener Gottesliebe gelangen, die in ihrer Vollkommenheit die Furcht vertreibt. In der Kraft dieser Liebe wird er dann alles, was er früher nur unter dem Drucke der Furcht einhielt, von jetzt an mühelos, aus Gewohnheit beobachten, als wäre es ihm zur zweiten Natur geworden, nicht mehr aus Furcht vor der Hölle, sondern aus Liebe zu Christus, aus guter Angewöhnung und aus Freude an der Tugend. Das wird der Herr in seiner Huld an seinem Diener durch den Heiligen Geist offenbaren, wenn er sich gereinigt hat von Fehlern und Sünden.
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

19. De disciplina psallendiDie Zucht beim Psalmensingen

  1. Vbique credimus diuinam esse praesentiam et oculos domini in omni loco speculari bonos et malos (Spr 15,3);
    Wir glauben, daß Gott überall gegenwärtig ist und die Augen des Herrn an jedem Ort die Guten und Bösen beobachten (Spr 15,3);
  2. maxime tamen hoc sine aliqua dubitatione credamus, cum ad opus diuinum assistimus.
    am meisten aber sollen wir das ohne irgendeinen Zweifel glauben, wenn wir zum Gottesdienst hintreten.
  3. Ideo semper memores simus, quod ait propheta: Seruite domino in timore (Ps 2,11);
    Daher wollen wir immer daran denken, was der Prophet sagt: Dient dem Herrn in Furcht (Ps 2,11);
  4. et iterum: Psallite sapienter (Ps 46,8);
    und wiederum: Singt Psalmen mit Einsicht (Ps 46,8);
  5. et: In conspectu angelorum psallam tibi (Ps 137,1).
    ferner: Im Angesicht der Engel will ich dir Psalmen singen (Ps 137,1).
  6. Ergo consideremus, qualiter oporteat in conspectu diuinitatis et angelorum eius esse,
    Bedenken wir also, wie wir im Angesicht der Gottheit und ihrer Engel sein müssen,
  7. et sic stemus ad psallendum, ut mens nostra concordet uoci nostrae.
    und stehen wir beim Psalmensingen so, daß unser Sinn im Einklang ist mit unserer Stimme.
Domum superborum demolietur Dominus.

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Lupus
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Lupus »

Hurra,hurra! der Vulpius ist wieder da! hurra, hurra! :klatsch: :huhu:

+Lupus
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Petrus
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Petrus »

vo Würzburg ist der brave Mann,
worüber ich mich freuen kann;
auch macht die Regel mir viel Freud,
das sag ich gerne alle Leut!


danke, Vulpius :ikb_thumbsup:

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Danke, Pater Lupus! Danke, Peter! :) :huhu:


20. De reuerentia orationisÜber die Ehrfurcht beim Gebet

  1. Si, cum hominibus potentibus uolumus aliqua suggerere, non praesumimus nisi cum humilitate et reuerentia,
    Wenn wir, da wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, es nicht wagen als mit Demut und Ehrfurcht,
  2. quanto magis domino deo uniuersorum cum omni humilitate et puritatis deuotione supplicandum est.
    wieviel mehr muß man zum Herrn, dem Gott des Alls, in aller Demut und reiner Ehrerbietung flehen.
  3. Et non in multiloquio, sed in cordis et compunctione lacrimarum nos audiri sciamus.
    Und wir sollen wissen, daß wir nicht bei vielen Worten, sondern bei Reinheit des Herzens und Erschütterung unter Tränen erhört werden.
  4. Et ideo breuis debet esse et pura oratio, nisi forte ex affectu inspirationis diuinae gratiae protendatur.
    Und deshalb soll das Gebet kurz und rein sein, wenn es nicht gerade aus dem Zustand der Eingebung durch die göttliche Gnade ausgedehnt werden mag.
  5. In conuentu tamen omnino breuietur oratio et facto signo a priore omnes pariter surgant.
    In der Versammlung jedoch soll das Gebet ganz und gar kurz gehalten werden, und auf das Zeichen des [Kloster-]Vorstehers sollen sich alle zugleich erheben.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

21. De decanis monasteriiDie Dekane des Klosters

  • Si maior fuerit congregatio, elegantur de ipsis fratres boni testimonii et sanctae conuersationis et constituantur decani,
    Wenn die Klostergemeinschaft größer ist, sollen aus ihrer Mitte Brüder mit gutem Leumund und heiligem Lebenswandel ausgewählt und als Dekane eingesetzt werden;
  • qui sollicitudinem gerant super decanias suas in omnibus secundum mandata dei et praecepta abbatis sui.
    diese sollen in allen Belangen Sorge tragen für ihre Dekanien gemäß den Geboten Gottes und den Weisungen ihres Abtes.
  • Qui decani tales eligantur, in quibus securus abba partiat onera sua.
    Zu Dekanen sollen nur solche gewählt werden, auf die der Abt unbesorgt einen Teil seiner Bürde abgeben kann.
  • Et non eligantur per ordinem, sed secundum uitae meritum et sapientiae doctrinam.
    Und für ihre Wahl sei nicht die Rangordnung ausschlaggebend, sondern ihr verdienstvolles Leben und ihre Weisheit in der Lehre.
  • Quique decani si ex eis aliqua forte quis inflatus superbia repertus fuerit reprehensibilis, correptus semel et iterum atque tertio, si emendare noluerit, deiciatur
    Wenn einer der Dekane, aufgeblasen vor Stolz, Tadel verdient hat, soll er einmal, ein zweites und ein drittes Mal zurechtgewiesen werden; sollte er nicht gewillt sein, sich zu bessern, soll er abgesetzt werden,
  • et alter in loco eius, qui dignus est, subrogetur.
    und ein anderer, der würdig ist, soll an seine Stelle nachrücken.
  • Et de praeposito eadem constituimus.
    Das Gleiche bestimmen wir für den Prior.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

22. Quomodo dormiant monachiDie Nachtruhe der Mönche

  • Singuli per singula lecta dormiant;
    Jeder soll in einem eigenen Bett schlafen;
  • lectisternia pro modo conuersationis secundum dispensationem abbae sui accipiant.
    das Bettzeug erhalten sie, wie es der [klösterlichen] Lebensweise entspricht, auf Anweisung ihres Abtes.
  • Si potest fieri, omnes in uno loco dormiant; sin autem multitudo non sinit, deni aut uiceni cum senioribus, qui super eos solliciti sint, pausent.
    Wenn es möglich ist, sollen alle in einem Raum schlafen; wenn es aber ihre große Zahl nicht zuläßt, sollen sie zu je zehn oder je zwanzig mit den Älteren, die sich um sie zu kümmern haben, schlafen.
  • Candela iugiter in eadem cella ardeat usque mane.
    In diesem Raum soll ständig bis zum Morgen eine Lampe brennen.
  • Vestiti dormiant et cincti cingulis aut funibus ut cultellos suos ad latus suum non habeant, dum dormiunt, ne forte per somnum uulnerent dormientem
    Sie sollen bekleidet schlafen und gegürtet mit einem Gürtel oder Strick, sollen aber während des Schlafes ihre Messer nicht bei sich haben, damit sie sich nicht etwa im Schlaf verletzen;
  • et ut parati sint monachi semper et facto signo absque mora surgentes festinent inuicem se praeuenire ad opus dei, cum omni tamen grauitate et modestia.
    die Mönche sollen stets bereit sein, sie sollen sich auf ein Zeichen hin unverzüglich erheben und sich beeilen, einander zum Gottesdienst zuvorzukommen, jedoch in aller Würde und Bescheidenheit.
  • Adulescentiores fratres iuxta se non habeant lectos, sed permixti cum senioribus.
    Die jüngeren Brüder sollen ihre Betten nicht nebeneinander haben, sondern zwischen den Älteren.
  • Surgentes uero ad opus dei inuicem se moderate cohortentur propter somnulentorum excusationes.
    Wenn sie sich zum Gottesdienst erheben, sollen sie sich gegenseitig taktvoll aufmuntern, damit die Schläfrigen keine Ausrede haben.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

23. De excommunicatione culparumDer Ausschluß aus der Gemeinschaft bei Verfehlungen

  1. Si quis frater contumax aut inoboediens aut superbus aut murmurans uel in aliquo contrarius existens sanctae regulae et praeceptis seniorum suorum contemptor repertus fuerit,
    Wenn ein Bruder störrisch, ungehorsam oder hochmütig ist, wenn er murrt oder sich in irgendeiner Hinsicht der heiligen Regel und den Anweisungen seiner Oberen widersetzt und sich als Ignorant erweist,
  2. hic secundum domini nostri praeceptum admoneatur semel et secondo secrete a senioribus suis.
    so sollen ihn die Oberen nach der Weisung unseres Herrn ein und ein zweites Mal unter vier Augen ermahnen.
  3. Si non emendauerit, obiurgetur publice coram omnibus.
    Wenn er sich nicht bessert, so soll er öffentlich vor allen zurechtgewiesen werden.
  4. Si uero neque sic correxerit, si intelligit, qualis poena sit, excommunicationi subiaceat.
    Wenn er sich aber auch so nicht bessert, soll er aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, sofern er den Sinn dieser Strafe einsieht.
  5. Sin autem improbus est, uindictae corporali subdatur.
    Wenn er aber uneinsichtig ist, dann werde er körperlich gezüchtigt.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

24. Die Arten des Ausschlusses aus der Gemeinschaft

Ausschluß und Bestrafung müssen der Schwere der Schuld angemessen sein.
Die Schwere der Schuld zu beurteilen, obliegt dem Abt.
Wenn aber ans Licht kommt, daß ein Bruder in nur leichte Verfehlungen verstrickt ist, soll er von der Tischgemeinschaft ausgeschlossen werden.
Für den von der Tischgemeinschaft Ausgeschlossenen soll folgendes gelten: Er darf im Oratorium weder Psalm noch Antiphon anstimmen und keine Lesung vortragen, bis er Buße getan hat. Sein Essen nehme er allein ein nach der Mahlzeit der Brüder; wenn die Brüder zum Beispiel zur sechsten Stunde essen, dann esse jener Bruder zur neunten Stunde; wenn die Brüder zur neunten Stunde essen, dann jener am Abend, und zwar so lange, bis er durch die entsprechende Buße Vergebung findet.
Domum superborum demolietur Dominus.

Petrus
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Petrus »

Lupus hat geschrieben:
Dienstag 25. August 2020, 22:06
Hurra,hurra! der Vulpius ist wieder da! hurra, hurra! :klatsch: :huhu:
Dieser m. E. total korrekten Aussage unseres Mit-Foranten kann ich mich - aus gegebenem Anlaß - nur vollinhaltlich und vollumfänglich anschließen.

:huhu:

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

:huhu:

25. Schwere Verfehlungen

Der Bruder aber, der schwere Schuld auf sich geladen hat, soll zugleich vom Tisch und vom Oratorium ausgeschlossen werden.
Keiner der Brüder darf Umgang mit ihm haben oder mit ihm reden.
Bei der Arbeit, die ihm aufgetragen ist, soll er allein sein und in Buße und Trauer verharren, eingedenk der furchterregenden Worte des Apostels, der da sagt:
Ein solcher Mensch ist dem Untergang des Fleisches ausgeliefert, damit sein Geist für den Tag des Herrn gerettet werde.
Sein Essen soll er für sich allein erhalten, Menge und Stunde liegen im Ermessen des Abtes.
Niemand von den Vorbeigehenden soll ihn oder die Speise, die er erhält segnen.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

26. Der unerlaubte Umgang mit den Ausgeschlossenen

Wenn ein Bruder es wagt, ohne Erlaubnis des Abtes mit einem ausgeschlossenen Bruder irgendwie in Verbindung zu treten und zu sprechen oder ihm etwas auszurichten, dann soll ihn die gleiche Strafe des Ausschlusses treffen.
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

27. Die Sorge des Abtes für die Ausgeschlossenen

Der Abt soll sich mit aller Sorge um die Brüder kümmern, die Verfehlungen auf sich geladen haben, denn nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.
Daher soll er wie ein kluger Arzt Senpekten, das heißt ältere, weise Brüder, zu ihnen schicken, die dem schwankenden Bruder unter vier Augen helfen und zu Demut und Buße auffordern sollen; sie sollen ihm helfen, damit er nicht in übergroßer Trauer untergehe, sondern, wie gleichfalls der Apostel sagt, die Liebe in ihm stark werde; und alle sollen für ihn beten.
Der Abt soll sich ganz besonders darum kümmern und viel Scharfsinn und Eifer aufbieten, damit er nur ja keines der ihm anvertrauten Schafe verliert.
Er soll wissen, daß er die Sorge für schwache Menschen übernommen hat und nicht die Gewaltherrschaft über gesunde.
Er fürchte die Drohung des Propheten, mit der Gott sagt: Was euch fett schien, habt ihr angenommen, und was schwach war, habt ihr fortgejagt.
Auch ahme er das fromme Beispiel des Guten Hirten nach, der neunundneunzig Schafe in den Bergen zurückließ und sich aufmachte, um das eine verirrte Schaf zu suchen.
Mit dessen Schwäche hatte er so viel Mitleid, daß er es liebevoll auf seine heiligen Schultern lud und zu seiner Herde zurückbrachte.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

28. Die sich trotz mehrmaliger Zurechtweisung nicht bessern wollen

Wenn ein Bruder schon wiederholt für ein Vergehen zurechtgewiesen, ja sogar schon ausgeschlossen wurde, sich aber nicht gebessert hat, dann soll er härter angepackt werden, das heißt, er soll zur Strafe die Rute bekommen.
Wenn er sich trotzdem nicht bessert oder gar, was ferne sei, hochmütig sein Tun verteidigen will, dann mache es der Abt wie ein kluger Arzt:
Wenn er Umschläge, Salben der Ermahnungen, die Arzneimittel der Heiligen Schrift und zu guter Letzt das Brenneisen des Ausschlusses und der Stockschläge angewandt hat, dennoch aber sieht, daß seine Mühe keine Wirkung zeigt, so greife er zu dem, was noch stärker wirkt, zu seinem und aller Brüder Gebet für ihn, damit der Herr, der alles vermag, den kranken Bruder wieder gesund macht.
Wenn er aber auch so nicht gesund wird, dann verwende der Abt das Messer zum Abschneiden, wie der Apostel sagt: Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte; und abermals: Wenn der Ungläubige gehen will, soll er gehen, damit nicht ein räudiges Schaf die ganze Schaf die ganze Herde ansteckt.
Domum superborum demolietur Dominus.

Sascha B.
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Sascha B. »

Moin Vulpius, man kann dir leider nicht auf PNs Antworten, da du scheinbar Eingestellt hast, dass du keine privaten Nachrichten erhalten möchtest.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Sascha B. hat geschrieben:
Freitag 1. Oktober 2021, 11:06
Moin Vulpius, man kann dir leider nicht auf PNs Antworten, da du scheinbar Eingestellt hast, dass du keine privaten Nachrichten erhalten möchtest.
Behoben.


29. Die Wiederaufnahme von Brüdern, die das Kloster verlassen haben

Wenn ein Bruder, der durch eigenen Fehler das Kloster verlassen hat, dann wieder zurückkehren will, soll er zuerst eine völlige Besserung in dem Punkt versprechen, der zu seinem Austritt führte, und dann in der niedrigsten Stellung wieder aufgenommen werden, um so seine Demut zu prüfen.
Wenn er wieder austritt, soll er noch zweimal auf diese Weise aufgenommen werden, er muß sich aber bewußt sein, daß es für ihn dann später keine Rückkehr mehr gibt.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

30. Die Bestrafung der jüngeren Brüder

Je nach Alter und Einsicht muß es eigene Maßstäbe geben.
Sooft sich daher Knaben und Jugendliche oder solche, die es nicht so recht verstehen können, wie schwer die Strafe des Ausschlusses ist, verfehlen, sollen sie mit strengem Fasten oder mit harten Schlägen bestraft werden, damit sie geheilt werden.
Domum superborum demolietur Dominus.

Vulpius Herbipolensis
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Re: Der tägliche Benedikt

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

31. Der Cellerar des Klosters

1 Zum Cellerar des Klosters wähle man einen aus der Gemeinschaft, der vernünftig und charakterfest, mäßig beim Trinken und beim Essen ist, der nicht arrogant, kein Unruhestifter, nicht beleidigend, nicht säumig und nicht verschwenderisch ist;
2 vielmehr soll er gottesfürchtig und für die ganze Klostergemeinde wie ein Vater sein.
3 Er soll sich um alles kümmern,
4 aber ohne den Auftrag des Abtes nichts tun
5 und sich daran halten, was ihm aufgetragen wird.
6 Den Brüdern soll er keinen Kummer bereiten.
7 Wenn ein Bruder etwas unvernünftiges von ihm verlangt, soll er ihn nicht mit Verachtung kränken, sondern seine unangemessene Bitte mit Vernunftgründen und Demut ablehnen.
8 Er soll über seine Seele wachen und immer an das Wort des Apostels denken: Wer seinen Dienst gut versieht, erlangt einen hohen Rang. (1 Tim 3,13)
9 Um Kranke, Kinder, Gäste und Arme soll er sich mit größtem Eifer kümmern, wohl wissend, daß er für sie alle am Tag des Gerichts wird Rechenschaft ablegen müssen.
10 Alles Gerät und den ganzen Klosterbesitz soll er als heiliges Altargerät betrachten;
11 nichts darf er vernachlässigen.
12 Er sei nicht geizig, aber auch nicht verschwenderisch, er vergeude nicht das Vermögen des Klosters, sondern tue alles mit Maß und gemäß den Anweisungen des Abtes.
13 Vor allem soll er demütig sein, und da er nichts besitzt, was er verschenken könnte, so verschenke er wenigstens ein gutes Wort,
14 steht doch geschrieben: Ein gutes Wort ist mehr wert als die beste Gabe. (Sir 18,17)
15 Er kümmere sich selbst um alles, was ihm der Abt aufträgt; was er ihm aber verbietet, maße er sich nicht an.
16 Den Brüdern gebe er die festgelegte Tischportion ohne jeden Dünkel und ohne Verzögerung, so daß sie keinen Anlaß verspüren, sich zu ärgern, und denke dabei daran, was nach dem Wort Gottes der verdient, der einem von den Kleinen Anlaß zu Ärgernis gibt. (Mt 18,6)
17 Wenn die Klostergemeinschaft größer ist, soll man ihm Helfer geben, mit deren Unterstützung er das ihm übertragene Amt gelassen ausüben kann.
18 Zu geeigneter Stunde gebe man, was zu geben ist, und erbitte man, was zu erbitten ist,
19 damit im Hause Gottes niemand beunruhigt und traurig wird.
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