Begegnungen mit Ordensleuten - Berichte
Verfasst: Freitag 5. November 2004, 00:18
Wie ist das.... habt Ihr einen Ordensmenschen mal gefragt, wie er ins Kloster kam? Spürt man in Begegnungen mit Ordenleuten etwas von dem durch, der sie trägt? Bin neugierig auf Berichte!
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M.A. Leenen schrieb in ihrem Buch: "Mit dem Herzen im Himmel, mit den Füßen auf der Erde. Sieben Berufungsgeschichten."
Den meisten Ordensleuten sieht man es im Alltag nicht an, warum sie diesen Weg gewählt haben. Auch eine Klosterfrau und ein Ordensbruder sind Menschen, die mit alltäglichen Problemen und Sorgen zu kämpfen haben. Und über innerste Regungen und Gefühle spricht man im Allgemeinen auch nicht zu jedem und überall. Manchmal aber trifft man auf Menschen in geistlichen Lebensformen und in den Gesprächen mit ihnen wird etwas spürbar. Manchmal leise und erst nach und nach, manchmal fast schockartig und überraschend. Da taucht eine Ahnung auf, was hinter der Entscheidung für ein Ordensleben steht.
Manchmal schiebt sich der Vorhang für einen Moment zur Seite und eine geheimnisvolle Beziehung schimmert auf. Sieben Begegnungen wollen versuchen, diesem Geheimnis ein wenig auf die Spur zu kommen.
Leseprobe:
Ich sitze im Chor und höre zu. Das Brevier, das die Schwestern mit vielen Zetteln an den entsprechenden Stellen bestückt haben, liegt neben mir auf der Bank. So ganz komme ich mit der lateinischen Vesper nicht zurecht. Auch die Schwestern beten nur noch diese Hore in Latein, alle anderen Gebetszeiten sind in Deutsch. Schade, wie manche meinen. In diesem weichen Auf und Ab der Psalmodie liegt eine große Ruhe. Es lockt, sich dort hineinfallen zu lassen. Ich lese die deutsche Übersetzung des Psalms 122 mit.
„Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen,
in dir sei Friede.“
Ein Lied der Hoffnung ist dieser Psalm, ein Lied der ewigalten Hoffnung auf Frieden und Heimat. Die Sehnsucht danach ist an den Gesichtern der Schwestern abzulesen - und auch, dass in ihnen dieser Friede schon beginnt, Heimat zu finden.
„Ich kann einfach nie genug kriegen“
Nach dem letzten Psalm ist ein Augenblick Stille, dann folgt die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 15, Verse 20-22.
„Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“
Nach der Lesung ist wieder eine kurze Stille, Zeit, den Worten nachzusinnen.
Assumptio Mariens, Aufnahme Mariens in den Himmel. Die Lesung zum Fest macht deutlich, worauf die Hoffnung der Christen letztendlich ausgerichtet sein soll. Mein Blick fällt auf die Marienstatue, die im Nonnenchor steht. Heute sind Blumen davor. Schmuck für eine Frau, von der die Kirche glaubt, dass sie schon geschenkt bekommen hat, was für alle bereitliegt. Starke Frau, starkes Vorbild, denke ich. Die Schwestern haben sich erhoben und singen den Hymnus: Ave maris stella, Meerstern sei gegrüßet.
Der uralte Hymnus besingt die beispielhafte Haltung der Mutter Jesu. Was für ein Leben hatte diese Frau - und was für einen Glauben. In all den schweren Stunden hielt sie das Vertrauen zu Gott aufrecht.
Ich frage Schwester Eva-Maria später, ob das Gebet nicht so eine Art Selbsttäuschung sei. So eine Kuschelecke, in der ich mir ein gutes Gefühl verschaffe. Sie widerspricht mir energisch. „Nein! Der Unterschied ist, dass ich irgendwann in eine Phase komme, wo es mich total anwidert. Das kennen alle, die lange beten. Diese ‘Es hat keinen Sinn, vertane Zeit, es ist sooo langweilig!’ und mehr. Diese Phase macht wohl jeder durch. Und es ist gut, dass man das durchmacht. Denn ohne diese Erfahrung käme man eigentlich nicht weiter. Es geht eben nicht um ein schönes Gefühl, sondern um die Begegnung mit dem lebendigen Gott! Und da brauche ich kein schönes Gefühl dabei zu haben, sondern nur zu wissen, Gott ist da, er weiß um mich.Und da bin ich ein Nimmersatt, ein richtiger Nimmersatt. Ich kann einfach nicht genug von ihm kriegen!“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe. Beten ohne gutes Gefühl, nur dieses Wissen, diese ... Erfahrung? Und dafür dieses Leben draußen aufgeben?
„Lohnt sich denn dann alles?“
Sie lacht. „Ob sich das lohnt? Ehrlich gesagt, ich habe es noch keinen Tag bereut. Und weißt du, ich bin ja nicht hierher gekommen, weil ich den Eindruck hatte, da lohnt sich irgendwas. Sondern ich hatte so ein tiefes Suchen, ich hatte Lebensdurst, noch mehr, ich hatte Gottesdurst. Und ich weiß heute, wenn ich es nicht getan hätte, ich wäre vor die Hunde gegangen. Und hier, ... ach, weißt du, ich kann ihn einfach nicht genug feiern. Ich kann nie genug singen, ich kann nie genug beten - es ist einfach nie genug.“
Mit einem Vorwort von Abt Odilo Lechner OSB
St.Benno Verlag 2000, englische Broschur, S.132, 12,70 EUR
ISBN-Nr.: 3-7462-1384-3(Quelle: www.maria-anna-leenen.de)
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M.A. Leenen schrieb in ihrem Buch: "Mit dem Herzen im Himmel, mit den Füßen auf der Erde. Sieben Berufungsgeschichten."
Den meisten Ordensleuten sieht man es im Alltag nicht an, warum sie diesen Weg gewählt haben. Auch eine Klosterfrau und ein Ordensbruder sind Menschen, die mit alltäglichen Problemen und Sorgen zu kämpfen haben. Und über innerste Regungen und Gefühle spricht man im Allgemeinen auch nicht zu jedem und überall. Manchmal aber trifft man auf Menschen in geistlichen Lebensformen und in den Gesprächen mit ihnen wird etwas spürbar. Manchmal leise und erst nach und nach, manchmal fast schockartig und überraschend. Da taucht eine Ahnung auf, was hinter der Entscheidung für ein Ordensleben steht.
Manchmal schiebt sich der Vorhang für einen Moment zur Seite und eine geheimnisvolle Beziehung schimmert auf. Sieben Begegnungen wollen versuchen, diesem Geheimnis ein wenig auf die Spur zu kommen.
Leseprobe:
Ich sitze im Chor und höre zu. Das Brevier, das die Schwestern mit vielen Zetteln an den entsprechenden Stellen bestückt haben, liegt neben mir auf der Bank. So ganz komme ich mit der lateinischen Vesper nicht zurecht. Auch die Schwestern beten nur noch diese Hore in Latein, alle anderen Gebetszeiten sind in Deutsch. Schade, wie manche meinen. In diesem weichen Auf und Ab der Psalmodie liegt eine große Ruhe. Es lockt, sich dort hineinfallen zu lassen. Ich lese die deutsche Übersetzung des Psalms 122 mit.
„Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde will ich sagen,
in dir sei Friede.“
Ein Lied der Hoffnung ist dieser Psalm, ein Lied der ewigalten Hoffnung auf Frieden und Heimat. Die Sehnsucht danach ist an den Gesichtern der Schwestern abzulesen - und auch, dass in ihnen dieser Friede schon beginnt, Heimat zu finden.
„Ich kann einfach nie genug kriegen“
Nach dem letzten Psalm ist ein Augenblick Stille, dann folgt die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 15, Verse 20-22.
„Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“
Nach der Lesung ist wieder eine kurze Stille, Zeit, den Worten nachzusinnen.
Assumptio Mariens, Aufnahme Mariens in den Himmel. Die Lesung zum Fest macht deutlich, worauf die Hoffnung der Christen letztendlich ausgerichtet sein soll. Mein Blick fällt auf die Marienstatue, die im Nonnenchor steht. Heute sind Blumen davor. Schmuck für eine Frau, von der die Kirche glaubt, dass sie schon geschenkt bekommen hat, was für alle bereitliegt. Starke Frau, starkes Vorbild, denke ich. Die Schwestern haben sich erhoben und singen den Hymnus: Ave maris stella, Meerstern sei gegrüßet.
Der uralte Hymnus besingt die beispielhafte Haltung der Mutter Jesu. Was für ein Leben hatte diese Frau - und was für einen Glauben. In all den schweren Stunden hielt sie das Vertrauen zu Gott aufrecht.
Ich frage Schwester Eva-Maria später, ob das Gebet nicht so eine Art Selbsttäuschung sei. So eine Kuschelecke, in der ich mir ein gutes Gefühl verschaffe. Sie widerspricht mir energisch. „Nein! Der Unterschied ist, dass ich irgendwann in eine Phase komme, wo es mich total anwidert. Das kennen alle, die lange beten. Diese ‘Es hat keinen Sinn, vertane Zeit, es ist sooo langweilig!’ und mehr. Diese Phase macht wohl jeder durch. Und es ist gut, dass man das durchmacht. Denn ohne diese Erfahrung käme man eigentlich nicht weiter. Es geht eben nicht um ein schönes Gefühl, sondern um die Begegnung mit dem lebendigen Gott! Und da brauche ich kein schönes Gefühl dabei zu haben, sondern nur zu wissen, Gott ist da, er weiß um mich.Und da bin ich ein Nimmersatt, ein richtiger Nimmersatt. Ich kann einfach nicht genug von ihm kriegen!“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe. Beten ohne gutes Gefühl, nur dieses Wissen, diese ... Erfahrung? Und dafür dieses Leben draußen aufgeben?
„Lohnt sich denn dann alles?“
Sie lacht. „Ob sich das lohnt? Ehrlich gesagt, ich habe es noch keinen Tag bereut. Und weißt du, ich bin ja nicht hierher gekommen, weil ich den Eindruck hatte, da lohnt sich irgendwas. Sondern ich hatte so ein tiefes Suchen, ich hatte Lebensdurst, noch mehr, ich hatte Gottesdurst. Und ich weiß heute, wenn ich es nicht getan hätte, ich wäre vor die Hunde gegangen. Und hier, ... ach, weißt du, ich kann ihn einfach nicht genug feiern. Ich kann nie genug singen, ich kann nie genug beten - es ist einfach nie genug.“
Mit einem Vorwort von Abt Odilo Lechner OSB
St.Benno Verlag 2000, englische Broschur, S.132, 12,70 EUR
ISBN-Nr.: 3-7462-1384-3(Quelle: www.maria-anna-leenen.de)