Man bedenke aber auch:
Gregor der Große ging noch davon aus, dass niemand Bischof werden kann, der nicht "von den Priestern und den Laien seiner Stadt" gewählt wird. (Quelle müsste ich raussuchen, aber es stimmt bestimmt!)
Ich denke, die altkirchliche Struktur spiegelt die Bedeutung des bischöflichen Amtes besser wider als dies in der heutigen Praxis der Fall ist: Vereinfacht gesagt wird der Bischof "von unten gewählt", dann aber "von oben bestätigt und geweiht". Darin kommt zum Ausdruck, dass der Bischof einerseits Diener der Gläubigen ist (deswegen dürfen die Gläubigen selbst entscheiden, wer für dieses Amt geeignet ist), andererseits Lehrer des Glaubens (und deswegen von den Inhabern des Lehramtes geprüft, bestätigt und in ihren Kreis aufgenommen wird durch die Bischofsweihe).
Für Papst Gregor war es auch selbstverständlich, dass auch die Laien an der Wahl beteiligt sind (schließlich stehen ja die Amtsträger im Dienst des ganzen Gottesvolkes). In etlichen orthodoxen Kirchen ist das auch bis heute noch so. Theologisch spricht nichts dagegen. Lange Zeit waren ja auch Laien Kardinäle und wählten den Papst mit (das war sehr von Korruption geprägt, aber nicht per se schlecht).
In der katholischen Kirche ist es bis heute üblich, dass praktisch alle Ämter "von oben" besetzt werden - vom Pfarrer bis zum Bischof. Die Laien (oder, im Falle einer Bischofsernennung, die ganze Diözese) wird nicht gefragt. Ich denke nicht, dass das der Würde der Getauften entspricht.
Ich denke, dass die Struktur monastischer Gemeinschaften vorbildhaft für die ganze Kirche sein könnte; sie bildet eben auch die altkirchliche Ämterwahl ab: Wahl von unten, Bestätigung (und unter bestimmten Bedingungen auch Ablehnung) von oben.
Dass rein praktische Gründe dagegensprechen, sehe ich auch ("anonyme Großdiözesen" etc.), aber das sind keine Hindernisse, die man sich überwinden könnte.
Beispiele (nur mal so schlanker Hand und ohne viel zu überlegen):
Wahl des Bischofs in kleinen Diözesen:
Alle Priester, alle Diakone, alle hauptamtlichen Mitarbeiter in der Seelsorge, weitere Laien (entweder durch Laiengremien gewählt oder z.B. durch den alten Bischof ernannt (quasi "Laienkardinäle"

) wählen mit 2/3-Mehrheit einen Bischof, ab dem soundsovielten Wahlgang genügt die einfache Mehrheit.
Die Wahl muss durch den Papst bestätigt werden. Lehnt der Papst den Kandidaten ab, wird neu gewählt.
Wahl in großen Diözesen:
Dasselbe Prinzip, es wählt der Priesterrat der Diözese + Laien (meinetwegen im Verhältnis 2/3 : 1/3 oder so)
Wahl des Pfarrers:
Z.B. durch den Pfarrgemeinderat und die Pfarrer der umliegenden Gemeinden.
Muss durch den Bischof bestätigt werden.
Ich habe es früher immer als großen Vorteil der katholischen Kirche empfunden, dass es da nicht so ein "Wettpredigen" gibt, bei dem dann Priester in Konkurrenz treten müssen und schließlich die Gemeinde sich ihren Pfarrer aussucht, der dann der Weisung der Gemeindeleitung untersteht, so wie es in den meisten evangelischen Landeskirchen ist. Aber andererseits finde ich es vor dem Hintergrund der Würde der Taufe problematisch, wenn die Laien faktisch so gut wie überhaupt keine Rechte bei der Auswahl der Amtsträger haben, obwohl sie (die Laien) doch ausdrücklich über priesterliche, prophetische und königliche Würde verfügen und das Amt doch nicht primär MACHTamt, sondern DIENSTamt ist. Das spiegelt sich aber im kirchlichen Recht kaum wieder - obwohl es dafür sehr wohl Vorlagen gibt in der Kirchengeschichte des Westens und Ostens und in der monatischen Tradition.
Wie das aussehen könnte, ohne dass deswegen die Besetzung von kirchlichen Ämtern zu einer Art permanentem Wahlkampf wird: siehe meine Vorschläge. Meinetwegen auch anders. Aber so ähnlich jedenfalls. Jedenfalls wäre es prinzipiell nichts Neues. Im Gegenteil: Es wäre das alte Modell.