Geistliche Gemeinschaften

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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LaudaSion
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Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von LaudaSion »

Ich möchte in diesem Themenstrang gerne mit Euch (vielleicht als Mitgleid einer solchen) Erfahrungen mit neuen geistlichen Gemeinschaften austauschen, die aber nicht kommunitär leben (vgl. Themenstrang "Neues Kloster".

Ich selbst bin Mitgleid einer ökumenischen (lutherisch und röm.-katholisch) geistlichen Geschwisterschaft, die seit nunmehr 10 Jahren besteht. Wir sind 5 Geschwister (nachdem uns leider letztes Jahr eine Schwester verlassen hat, nachdem sie Novizin bei der Christusbruderschaft Selbitz wurde) mit einem Novizen und leben in Deutschland an verschiedenen Orten.
Wir treffen uns zu drei Konventen im Jahr und sind sonst über einen monatlichen Rundbrief verbunden.
Domine, labia mea aperies,
et os meum annunciabit laudem tuam!

assisi1212
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Beitrag von assisi1212 »

Hallo erstmal

das hört sich aber sehr katholisch an denn die lutheraner sind doch meine ich den Katholiken sehr nah, oder vertue ich mich da?
Wie sieht den euer tagesablauf aus?
Seit ihr mehr Kontemplativ oder aktiv?
Spezialisierungen? und Wo lebt ihr in Deutschland wie seit ihr zu erkennen?

Assisi1212

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LaudaSion
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Beitrag von LaudaSion »

assisi1212 hat geschrieben:Hallo erstmal

das hört sich aber sehr katholisch an denn die lutheraner sind doch meine ich den Katholiken sehr nah, oder vertue ich mich da?
Wie sieht den euer tagesablauf aus?
Seit ihr mehr Kontemplativ oder aktiv?
Spezialisierungen? und Wo lebt ihr in Deutschland wie seit ihr zu erkennen?
Ja, letztlich hast Du recht, die Lutheraner stehen den Katholiken recht nah und doch gibt es´natürlich deutliche Unterschiede: am prägnantesten ist sicher die fehlende Tischgemeinschaft, das Gebet darum hat bei uns einen besonderen Platz.

Auf unseren Konventen, die durchschnittlich 3-4 Tage andauern wird der Tag durch das viermalige Gebet strukturiert. Dabei beten wir Laudes und Komplet, das Mittagsgebet ist meist eine freiere liturgische Form (z.B. eine lange Schweigemeditaion), während das Abendgebet meist ein ausführlicheres Taizégebet ist, z.T. auch mit Agapemahl.
Zwischen den Gebeten sind weitere feste Punkte die gemeinsamen Mahlzeiten und natürlich entweder thematische Blöcke, in den wir uns mit theologischen, liturgischen, spirituellen Aspekten unserer Zeit auseinandersetzen und Position beziehen oder aber auch Themenblöcke die "unsere Geschwisterschaftsstrukturen/Aufgaben" betreffen. Daneben gibt es feste Zeiten für entweder öffentliche Aufgaben (so werden meist Gottesdienste oder öffentliche Gebete gestaltet) oder kreative Dinge (liturgischer Tanz etc.)

Der Tag schließt nach der Komplet mit Schweigen und beginnt schweigend bis zur Laudes.

Zusammenfassend denke ich, dass wir eine gute Mischung aus Kontemplation und Aktion haben, einige Jahre waren wir vielleicht eher zu aktiv.

Nun, da wir alle Profi- oder Laienmusiker sind ist eine Spezialität von uns vielleicht der Gesang, mit dem wir oft andere Gemeinden beglücken können, ferner natürlich das ökumenische Moment und eine Liebe zur Liturgie und alten bzw. neuen liturgischen Formen.

Wir leben in Hamburg, Berlin, Mönchen-Gladbach, Brake und Duisburg.

:roll: tja wie erkennt man uns: Vielleicht: wir tragen alle das gleiche Kreuz, das wir nach unseren Vorstellungen haben schieden lassen.
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assisi1212
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Beitrag von assisi1212 »

Hört sich intreressant an
Duisburg ist das enzigste was in meiner Nähe ist.
Ich gehe mal davon aus das ihr ein reiner Frauen"orden" seid?
Das unter dem Neuen Kloster finde ich sehr wagsam.
Hast du ja bestimmt gelesen.

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LaudaSion
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Beitrag von LaudaSion »

assisi1212 hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus das ihr ein reiner Frauen"orden" seid?
:) nein, wir sind zwei Brüder und drei Schwestern und unser Novize ist ebenfalls männlich. In den 10 Jahren hat es nie irgendwelche "schwierigen Situationen" gegeben.
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regina 32
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Beitrag von regina 32 »

lebt Ihr dann zölibatär, oder in euren Familien?

und wovon lebt Ihr, geht ihr ganz normal zur Arbeit / Schule / Studium und trefft euch dann ab und an im Jahr? wie kann man sich das vorstellen?

Danke
REgina

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LaudaSion
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Beitrag von LaudaSion »

regina 32 hat geschrieben:lebt Ihr dann zölibatär, oder in euren Familien?

und wovon lebt Ihr, geht ihr ganz normal zur Arbeit / Schule / Studium und trefft euch dann ab und an im Jahr? wie kann man sich das vorstellen?
Liebe Regina,

nein wir leben nicht zölibatär, haben uns aber entschieden, dass wir innerhalb der Geschwisterschaft keine Partnerschaft o.ä. wünschen (also wenn man so will auf den Konventen zölibtär). Da wir ja alle als nicht-kommunitäre Gemeinschaft in unserem ganz normalen Alltag verwurzelt sind, geht jeder seiner normalen beruflichen Tätigkeit an seinem Ort nach, und ggf. auch den Pflichten seiner Partnerschaft/Ehe (es sind derzeit aber nur zwei Geschwister überhaupt in einer Partnerschaft.

Ja wir treffen uns dreimal im Jahr zu 3-4tägigen Konventen; immer zu Pfingsten, im Herbst und im Frühjahr (entweder in der Fastenzeit oder in der österlichen Festzeit)

Herzliche Grüße,
Sven
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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich bin Mitglied der Loretto Gemeinschaft, unsere Anfänge reichen 20 Jahre zurück, damals begann es als ein kleiner 3 Personen Gebetskreis (Rosenkranz und anschließend Wurstsemmerl (oder ~Brot je nach Erzähltradition) heute sind wir ca. 150 Leute in der Geminschaft und bis zu 1000 die in unseren Apostolaten mitwirken oder auch "nur kommen" (Gebetskreise, Familiensonntage, Stunden der Barmherzigkeit, Pfingsttreffen in Salzburg, Fortbildung, Radiosendungen...) Großtreffen gibts zweimal im Jahr (Mariazell und Werfenweng) Regional ebenfalls semesterweise. Darüberhinaus Hausgemeinschaften mindestens 1 mal im Monat. Wir sind österreichweit verstreut, mit dzt 2 "Exposituren" in München (naja offiziell erst ab 2.(?) Nov) und Ulm. Die Kirchenrechtliche (bischöfliche) Anerkennung der Statuten ist noch nicht ganz durch, es hat aber letztens mit dem Kardinal ein offenbar gut verlaufenes Gespräch gegeben. Das Versprechen (vor einem Priester) wird nach einem einjährigen Postulat abgelegt und kann jährlich erneuert werden. Es ist letzlich ganz schlicht: "Ich NN schenke und übergebe dir Jesus Christus mein Leben. Ich will dir in deiner Kirche in Rahmen der Loretto Gemeinschaft nachfolgen."

Gebetsverpflichtung ieS gibts nicht, man soll einen individuellen Gebetsplan aus einer Liste von Vorschlägen gemeinsam mit dem geistlichen Begleiter erarbeiten. De facto haben aber alle zumindest ein Hingabegebet an Jesus, eine Tagesweihe an die Muttergottes, das Veni Creator Spiritus, den Angelus und das Salve Regina dabei.

Edit: Mitgliederstruktur ca 50 % Verheiratete, der Rest Singles bzw: 2 geweihte Jungfrauen, 3 Seminaristen 5 Priester (davon ein Ordensgeistlicher - die Priesterbzw der Ordensgeistliche haben allerdings ein anderes Versprechen, da sie ja bei der Weihe bereits dem jeweiligen Bischof Gehorsam versprachen - angestrebt wird eineAnerkennung nach can 299 iirc...).
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Linuxfreak
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Re: Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von Linuxfreak »

Derzeit bin ich noch bei keiner Geistlichen Gemeinschaft dabei, aber ich möchte in meiner Kirche einen Gebetskreis bzw. eine Jugendgruppe gründen.
Linuxfreak

Benedikt

Re: Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von Benedikt »

Linuxfreak hat geschrieben:Derzeit bin ich noch bei keiner Geistlichen Gemeinschaft dabei, aber ich möchte in meiner Kirche einen Gebetskreis bzw. eine Jugendgruppe gründen.
Dann mal ran. Und falls es in deiner Pfarrei sowas schon gibt, brauchst du gar nicht selber gründen. ;) Gründen kann sehr mühsam sein.

Linuxfreak
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Re: Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von Linuxfreak »

Benedikt hat geschrieben:
Linuxfreak hat geschrieben:Derzeit bin ich noch bei keiner Geistlichen Gemeinschaft dabei, aber ich möchte in meiner Kirche einen Gebetskreis bzw. eine Jugendgruppe gründen.
Dann mal ran. Und falls es in deiner Pfarrei sowas schon gibt, brauchst du gar nicht selber gründen. ;) Gründen kann sehr mühsam sein.
Ansatzweise gibt es da paar Sachen, das große Problem bei uns ist viel mehr, dass es fast gar nichts für Jugendliche gibt. Ich geb dir ein Beispiel: Angenommen du bist ein Jugendlicher und hast keine Eltern die in die Kirche gehen, du willst aber irgendwo dabei sein, aber es gibt keine Jugendgruppe, wo du einfach hingehen kannst. Es gibt höchstens eine Firmgruppe. Das ist echt zach. Deshalb will ich mich ranmachen und schauen, was ich zusammen bringe.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass in der ersten halben bis dreiviertel Stunde eine Anbetung (mit Musik und Texten) in der Kirche gemacht wird und danach gehen alle in den Jugendraum (der ja existiert und ganz freundlich aussieht) und plaudern miteinander und reden über den Glauben.

Was hällt ihr davon? Was würdet ihr machen?
Linuxfreak

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lifestylekatholik
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Re: Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von lifestylekatholik »

Linuxfreak hat geschrieben:Was würdet ihr machen?
Zur Messe gehen.

Vielleicht den Leiter der Choralschola mal anhauen, ob ich mitsingen darf. Eventuell auch ministrieren, aber nur wenn Not am Mann ist.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benedikt

Re: Geistliche Gemeinschaften

Beitrag von Benedikt »

Linuxfreak hat geschrieben:
Benedikt hat geschrieben:
Linuxfreak hat geschrieben:Derzeit bin ich noch bei keiner Geistlichen Gemeinschaft dabei, aber ich möchte in meiner Kirche einen Gebetskreis bzw. eine Jugendgruppe gründen.
Dann mal ran. Und falls es in deiner Pfarrei sowas schon gibt, brauchst du gar nicht selber gründen. ;) Gründen kann sehr mühsam sein.
Ansatzweise gibt es da paar Sachen, das große Problem bei uns ist viel mehr, dass es fast gar nichts für Jugendliche gibt. Ich geb dir ein Beispiel: Angenommen du bist ein Jugendlicher und hast keine Eltern die in die Kirche gehen, du willst aber irgendwo dabei sein, aber es gibt keine Jugendgruppe, wo du einfach hingehen kannst. Es gibt höchstens eine Firmgruppe. Das ist echt zach. Deshalb will ich mich ranmachen und schauen, was ich zusammen bringe.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass in der ersten halben bis dreiviertel Stunde eine Anbetung (mit Musik und Texten) in der Kirche gemacht wird und danach gehen alle in den Jugendraum (der ja existiert und ganz freundlich aussieht) und plaudern miteinander und reden über den Glauben.

Was hällt ihr davon? Was würdet ihr machen?
Wenn du den Pfarrer davon überzeugen kannst (er muss das Allerheiligste immerhin aussetzen) und ein paar Jugendliche für den Anfang hast, kann das was werden. Ansonsten kannst du vielleicht auch eine Firmgruppe übernehmen und darauf hinarbeiten, dass die auch nach der Firmung der Kirche nicht den Rücken kehren...

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