Trappistenabtei Mariawald

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Firmian
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Firmian »

Bei Trappisten weiß ich's nicht, aber Zisterzienserritus gab's / gibt's auf jeden Fall. Auch wenn die Unterschiede zum normalen römischen Ritus eher vernachlässigbar sind. Das Auffälligste ist, daß Wein und Wasser bereits vor der Messe in den Kelch gegeben werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zisterzienserritus

Angeblich (erzählte mir ein Zisterzienser) hatten die früher auch eckige Hostien, die in drei ungefähr gleich große Teile gebrochen wurden. Klingt etwas abstrus, geb' ich zu. Wird auch bei Wikipedia nicht erwähnt, vermutlich ist das ein Mißverständnis.

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Lieber Firmian,
eine kurze Antwort, weil ich zufällig weiß, wo es steht:
Im alten Gebräuchebuch der Zisterzienser heißt es (Ecclesiast. Off., Kap. 53, 100): "... Er [der Priester] spricht 'Per eundem Dominum nostrum' und bricht den Leib des Herrn über dem Kelch in drei Teile (lat.: in tres partes)...". Es sind damit wohl wirklich etwa gleich große Teile gemeint, da andernfalls eigens vermerkt worden wäre, wie die Brechung zu geschehen hat. Von viereckigen Hostien weiß ich nichts. OCSO und OCist haben in etwa die gleichen liturg. Bücher (Rituale etc.).
Herzl. Gruß, G.
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Firmian
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Firmian »

Besten Dank!

Ja, das mit den drei gleichgroßen Teilen, das habe ich schon geglaubt, aber viereckige Hostien halte ich für einen Übermittlungsfehler. [Wobei ich jetzt gar nicht mal weiß, ob die geometrische Figur von Hostien irgendwo steht oder das als selbstverständlich vorausgesetzt wird.]

Aber kommt dann kein Teil in den Kelch? Oder ein großes?

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Robert Ketelhohn
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Firmian hat geschrieben:Aber kommt dann kein Teil in den Kelch?
Das ist ausgeschlossen.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Mit Gruß eine kleine Richtigstellung oder Ergänzung:
Das dritte Teilstück der in drei Teile gebrochenen "Hostie" wurde in den Kelch gesenkt, da es sich bei diesem Ritus schon um einen stark römisch überarbeiteten handelt: "Wenn er 'Per omnia secula seculorum' gesprochen hat, macht er bei Pax Domini im Kelch ein Kreuz, ein weiteres bei Sit semper, ein drittes bei Vobiscum. Er spricht drei Mal Agnus Dei [auch das gab es also schon, Germanus] und senkt diesen Teil des Herrneleibes, den er in der rechten Hand hält, in den Kelch...."
Der Priester gibt mit den anderen Teilen des Herrenleibes in der Hand übrigens dann den Friedensgruß an den Diakon weiter!
Herzl. GRuß, Germanus
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Firmian
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Firmian »

Super, danke. Was für ein Detailwissen, Wahnsinn.

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Siard
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Siard »

dankeschön.

das mit dem zisterzienserritus ist mir bekannt, es ging mir halt um die trappisten.
also haben die auch den zisterzienserritus, danke Germanus.

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Senensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Senensis »

Logischerweise müssen die Trappisten den Zisterzienserritus (den es übrigens gibt, und er hat ähnlich wie der OP-Ritus ein paar weitere Eigenheiten!) haben - sie sind ja Reformzisterzienser, also sozusagen (dem Anspruch nach) die ursprünglicheren Zisterzienser. Die Ordenseigenriten allgemein sind sehr alt: Nur die, die zur Zeit des Tridentinums älter als 200 Jahre waren, durften weiterbestehen - beispielsweise Kartäuser, OCist, OP.
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burgensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von burgensis »

Mein kathnews-Artikel zum Jubiläum: http://exsultet.net/?p=119

Ich war besonders erfreut, den Abt von Himmerod und zumindest einen Abgesandten (eigentlich war der Abt angekündigt) von Maria Laach zu sehen. In Frankreich ist zu solchen Anlässen zwar mehr "Prominenz" aus anderen Klöstern vertreten, aber dort herrscht wohl auch ein etwas anderes Klima. Schade fand ich, dass kein FSSPX-Vertreter dort war. Es ist dumm, solche Gelegenheiten, bei denen man gut Einheit demonstrieren kann, verstreichen lässt - zumal mit der FSSPX verbundene Mönche in der Nähe eine Klostergründung anstreben.

Heute Abend kommen noch erste Bilder, morgen dann auch einige kurze Videos. Hope you'll enjoy!

HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Sehr schön, vielen Dank für die Berichterstattung. :daumen-rauf:

Es freut mich sehr, dass neben dem Pater immediat auch Vertreter aus Himmerod, Maria Frieden und Maria Laach da waren. Das zeugt für mich davon, dass Abt Josef nach der zunächst vermutlich eher auf wenig Gegenliebe stoßenden Entscheidung des Papstes hinter den Kulissen gut gearbeitet hat, um zu zeigen, dass man auf dem Boden der Kirche bleiben und die Einheit mit dem Orden bewahren möchte.

Allerdings ist natürlich die Liste derer, die offensichtlich fehlten, auch nicht gerade kurz. Ich denke da beispielsweise an einen offiziellen Vertreter der Diözese. :roll:
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burgensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von burgensis »

Hier die ersten Bilder: http://exsultet.net/?p=124

@ HeGe:

Ganz meine Meinung. Es wäre meines Erachtens sehr angebracht gewesen, wenn der Diözesanbischof schon nicht selbst kommt, zumindest einen Weihbischof zu schicken. Aber Sie kennen Aachen ;-) ...

Der Bürgermeister meinte übrigens beim Empfang, indem er einen Scheck überreichte: "Sie sind auf einem guten Weg!" Ein schönes Lob von weltlicher Seite.

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Niels
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Niels »

HeGe hat geschrieben:Sehr schön, vielen Dank für die Berichterstattung. :daumen-rauf:
:klatsch: :daumen-rauf: :ja:
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Senensis hat geschrieben:Logischerweise müssen die Trappisten den Zisterzienserritus (den es übrigens gibt, und er hat ähnlich wie der OP-Ritus ein paar weitere Eigenheiten!) haben - sie sind ja Reformzisterzienser, also sozusagen (dem Anspruch nach) die ursprünglicheren Zisterzienser. Die Ordenseigenriten allgemein sind sehr alt: Nur die, die zur Zeit des Tridentinums älter als 200 Jahre waren, durften weiterbestehen - beispielsweise Kartäuser, OCist, OP.
Ich halte es nach wie vor nicht für sinnvoll, diese Sonderformen des lateinischen Ritus als eigene Riten anzusprechen. Die Formen der Liturgie bei den Orden sind m.E. alle nur leichte Varianten eines Ritus.

Entstanden sind sie dadurch, daß der Ritus in der Zeit vor der Buchdruckerei eben nicht ganz einheitlich war und nach Ort und Jahrhundert leicht abweichend gefeiert wurde. Die Orden haben oft den Usus ihrer Entstehungszeit mehr oder weniger genau beibehalten. Anderes kam, wie ich schon ausgeführt habe, von den konkreten Umständen der Einbindung in den monastischen Tagesablauf. Tatsächlich liegen die dinge so, daß man von einer monastischen und einer diözesanen Form des ritus sprechen könnte. Unter sich sind die meisten Ordens-Liturgien sehr ähnlich.

Aber auch die Unterschiede zwischen monastischer und diözesaner Form beschränken sich auf sehr äußerliche Dinge. Bei den Gebeten, die erst sehr spät ins Ordinarium aufgenommen wurden (Confiteor z.B.) gibt es Abweichungen durch Nennung der Ordensgründer bei den Heiligen. Dann gibt es natürlich Varianten im Kalender, um die eigenen Heiligen besser zur Geltung zu bringen - aber das gibt es in der allegemeinen Form des Ritus auch. Der Kanon als das Herzstück der hl. Messe und prägnantester Ausdruck der Theologie eines Ritus ist überall der gleiche.

Wie weit da die Unterschiede zwischen wirklichen Riten gehen können sieht man an der unterschiedlichen Stellung der Epiklese oder ganz drastisch an der sog. Präfation von Adai und Mari, die sogar die Einsetzungsworte verloren hat.

Ich sehe in der Rede von den Ordensriten eher einen Ausdruck von Kirchturm-Patriotismus als irgend einen Erkenntnisgewinn.
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Niels
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Niels »

Lieber Bernardo,

danke für Deinen erhellenden Beitrag!

Bernardo hat geschrieben:Unter sich sind die meisten Ordens-Liturgien sehr ähnlich.
Zur Erinnerung poste ich abermals folgenden Link: http://www.execulink.com/~dtribe/blog/S ... um24.pdf
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michaelis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von michaelis »

Zum Zisterzienser-Ordo noch 2 Links:

"Neu" und "Alt" (Monte Cistello).

Du kannst übrigens relativ leicht feststellen, ob ein Zisterzienser zelebriert:
Achte einfach darauf, ob er vor dem Evangelium anstatt der drei "kleinen" ein "großes" Kreuzzeichen macht.

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Firmian
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Firmian »

Gilt das denn auch, wenn ein Zisterzienser in einer Diözesankirche zelebriert?

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Senensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Senensis »

Bernado hat geschrieben: Ich halte es nach wie vor nicht für sinnvoll, diese Sonderformen des lateinischen Ritus als eigene Riten anzusprechen. Die Formen der Liturgie bei den Orden sind m.E. alle nur leichte Varianten eines Ritus.
Sicherlich. Wenn man die Eigenheiten der jeweiligen Orden aber etwas eingehender und nicht nur vom Buchstaben her betrachtet, sprechen sie eben doch sehr von Charisma der jeweiligen Orden. Im Vergleich mit Orden anderer Ritenfamilien sind sich auch die oben angesprochenen Orden selbst sehr, sehr ähnlich - und doch weiß der Kenner um die Unterschiede, die sehr wesentlich sind.

Zum Thema Kanon: Nur ein Beispiel:
Der Text unterscheidet sich im Wesentlichen nicht. Trotzdem findet sich der Kanon in dominikanischen Meßbüchern zweimal abgedruckt: einmal mit und einmal ohne Rubriken. Warum?
Mit Rubriken abgedruckt ist die römische Fassung, für den Fall, daß ein römischer Priester zu Gast ist und aus dem Dominikanermeßbuch wenigstens ungefähr römisch zelebrieren möchte.
Ohne Rubriken abgedruckt ist der Kanon für den dominikanischen Gebrauch: Es wurde vorausgesetzt, daß der Predigerbruder alles auswendig konnte, denn er mußte auch (auswärtig) aus römischen Meßbüchern fehlerfrei den Dominikanerritus zelebrieren können. Es gibt tatsächlich einige wesentliche Varianten.

Daß uns das Gespür für die Aussagekraft der feinen Unterschiede verloren gegangen ist, ist verständlich angesichts der chaotischen Variantenvielfalt der allzuoft aufgeführten "unordentlichen Form" des römischen Ritus - und bedauerlich.
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burgensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von burgensis »

Eine letzte Serie von Bildern, bevor später noch Videos kommen: http://exsultet.net/?p=136

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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Firmian hat geschrieben:Gilt das denn auch, wenn ein Zisterzienser in einer Diözesankirche zelebriert?
Im Prinzip ja - aber selbst im Zeitalter des strengsten Rubrizismus hat man das nicht immer so eng gesehen. Wo es keine Probleme mit der manchmal (zu Recht!) sehr aufmerksamen und kritischen Gemeinde gab, konnte der Ordensgeistliche seinen Gewohnheiten treu bleiben. Wo er damit Argwohn erweckte - und wo das für den Fall einer länger dauernden Abordnung ohnehin angeraten schien - hat er sich halt auf die römische Sitte umgestellt. Das war normalerweise keine Prinzipienfrage.
Senensis hat geschrieben:Daß uns das Gespür für die Aussagekraft der feinen Unterschiede verloren gegangen ist, ist verständlich angesichts der chaotischen Variantenvielfalt der allzuoft aufgeführten "unordentlichen Form" des römischen Ritus - und bedauerlich.
Ja. Man muß aber auch sehen, woher diese Unterschiede kamen, nämlich aus den sehr spezifisch ausgeprägten Spiritualitäten der einzelnen Orden, manchmal sogar der einzelnen lokalen Kommunität. sich in diese Spiritualität einzufinden und darin Gottesdienst zu halten war Mittelpunkt des gesamten Alltagslebens. die Stunden der Arbeit dienten da eher als Bekräftigung denn als Unterbrechung.

Zisterzienser und Trappisten z. B. haben aus ihrer Spiritualität der dauernden Versenkung in die heiligen Geheimnisse heraus eine Kultur entwickelt, die fast ohne bildliche Elemente auskommt. Wer den ganzen Tag die Betrachtung pflegt, ist vermutlich auf Bilder außerhalb seines Kopfes weniger angewiesen. Ganz anders bei denen, die in der Welt stehen und für die Gottesdienst eine Unterbrechung, ja geradezu einen Einbruch des Anderen in ihren stärker vom Diesseitigen bestimmten Lebensrhytmus darstellt.

Deshalb haben ja auch die stärker in der Welt stehenden Bettel-Prediger wie die Franziskaner sehr früh die jeweils in ihrem Umfeld dominierende römische Form des Ritus angenommen (und stehen heute in der Gefaahr, jedes Gefühl für ritus überhaupt zu verlieren).
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von gallus_cantans »

Die Kölnische Rundschau berichtet erneut:
http://www.rundschau-online.de/html/sei ... 942868191/

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Berolinensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Berolinensis »

Senensis hat geschrieben:Logischerweise müssen die Trappisten den Zisterzienserritus (den es übrigens gibt, und er hat ähnlich wie der OP-Ritus ein paar weitere Eigenheiten!) haben - sie sind ja Reformzisterzienser, also sozusagen (dem Anspruch nach) die ursprünglicheren Zisterzienser. Die Ordenseigenriten allgemein sind sehr alt: Nur die, die zur Zeit des Tridentinums älter als 200 Jahre waren, durften weiterbestehen - beispielsweise Kartäuser, OCist, OP.
Jetzt muß ich doch noch mal nachfragen: meinem Verstädnis nach feier(te)n die Trappisten nicht den Zisterzienserritus (-usus, wie auch immer), sondern den normalen römischen, mit einigen Abwandlungen was die Konventmesse angeht (siehe die Aufstellung bei Summorum Pontificum). Ähnlich wie auch die Unbeschuhten Karmeliten (die ja auch "Reformkarmeliten, also sozusagen (dem Anspruch nach) die ursprünglicheren Karmeliten" sind), nicht den Karmeliterritus, sondern den römischen zelebrier(t)en.

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

@ Bernardo: Es würde sicher zu weit führen, alle Gründe zu nennen, von einem echten Zisterzienserritus zu sprechen. Der für manche Leute wichtigste ist wohl, dass selbst die römischen congregationes von einem solchen Ritus sprechen, so z.B. Papst Pius IX (7. Februar 1871) - ich zitiere nur kurz -: "... ut in toto Ordine Cisterciensi Missae Sacrificium aliaque omnia diurna et nocturna Officia Divina quotidie in choro iuxta ipsius Ordinis ritum sine intermissione celebrarentur...". Dann vom 8. März 1913 ein Reskript - wieder nur ein kurzes Zitat -: "... servandum esse praedictum Ritum Cisterciensem reformatum?" (Es handelt sich um eine Anfrage des Generalabtes, die in diesem Reskript zitiert wird und auf die als Antwort folgt: "... Affirmative ad utrumque [es wurden zwei Fragen gestellt]...". Dem Sinn nach übersetzt sagt Pius IX: "... dass im gesamten Zisterzienserorden das Opfer der Messe und alle anderen göttlichen Offizien täglich tagsüber und des Nachts im Chor nach dem Ritus desselben Ordens ununterbrochen gefeiert werden soll...". Zitat zwei: "... ist der vorgenannte reformierte Zisterzienserritus zu befolgen?...". Worauf mit Ja geantwortet wird.
Es ist Mariawald zu wünschen, dass die Mönche dort die guten Traditionen des Ordens pflegen und sich nicht nur vom Stütz-Korsett der Rubriken tragen lassen. Der Zisterzienserritus umfasst sehr viel mehr als das Latein, barocke Kaseln und bestimmte Zeremonien oder Textfassungen etc., sondern erstreckt sich auf die persönliche Frömmigkeit, die Art zu beten, die Fastenzeiten, das Recht und den Glauben. Das alles zusammen würde die Reform in Mariawald lohnend machen.
Berolinensis führt ins Feld, dass ihm keine Zisterziensereigenheiten aufgefallen sind - die Unterschiede waren in der Zeit vor dem II. Vaticanum tatsächlich stark römisch verzerrt worden. Dass sie nicht auffallen, wundert mich hingegen. Hoffentlich wird man in Mariawald nicht päpstlicher als der Papst handeln.
Gruß, Germanus
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Berolinensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Berolinensis »

Germanus hat geschrieben:Berolinensis führt ins Feld, dass ihm keine Zisterziensereigenheiten aufgefallen sind - die Unterschiede waren in der Zeit vor dem II. Vaticanum tatsächlich stark römisch verzerrt worden. Dass sie nicht auffallen, wundert mich hingegen. Hoffentlich wird man in Mariawald nicht päpstlicher als der Papst handeln.
Gruß, Germanus
Ich weiß nicht, ob du wirklich mich meintest. Mir persönlich ist nichts aufgefallen oder nicht aufgefallen, ich war (leider) noch nie in Mariawald. Meine Frage war generell, ob mein Verständnis, daß nur die ("unreformierten") Zisterzienser, nicht aber die Trappisten den Zisterzienserritus feier(te)n, zutreffend ist oder nicht.

HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Germanus hat geschrieben:Es ist Mariawald zu wünschen, dass die Mönche dort die guten Traditionen des Ordens pflegen und sich nicht nur vom Stütz-Korsett der Rubriken tragen lassen. Der Zisterzienserritus umfasst sehr viel mehr als das Latein, barocke Kaseln und bestimmte Zeremonien oder Textfassungen etc., sondern erstreckt sich auf die persönliche Frömmigkeit, die Art zu beten, die Fastenzeiten, das Recht und den Glauben. Das alles zusammen würde die Reform in Mariawald lohnend machen.
Ich denke, genau das ist es, was man versucht in Mariawald umzusetzen. Insofern wäre es fatal gewesen, einfach nur den Ritus der Heiligen Messe zu wechseln, ohne, dass auch der übrige liturgische und sonstige Alltag mitrefomiert werden. Denn die Feier der Heiligen Messe ist zwar sicherlich der Höhepunkt des Tages in einer Abtei, aber es ist letztlich ja immer eingebettet in den normalen Tagesablauf.

Möglicherweise hast du deine Aussage oben auch so gemeint, aber für mich wäre es auch wichtig, dass nach der Rückbesinnung im Rituellen auch das geistige Leben eine ähnliche Rückbesinnung erfährt. Wobei man natürlich von Außen schlecht beurteilen kann, wie es bisher um das geistliche Leben in der Abtei bestellt war.
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:@ Bernardo: Es würde sicher zu weit führen, alle Gründe zu nennen, von einem echten Zisterzienserritus zu sprechen. Der für manche Leute wichtigste ist wohl, dass selbst die römischen congregationes von einem solchen Ritus sprechen, so z.B. Papst Pius IX (7. Februar 1871)
Ich sehe nicht, daß hier das Wort "Ritus" in dem Sinne gebraucht würde, wie seitdem die Liturgiehistorie diesen Begriff erarbeitet hat und benutzt.
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Lieber Bernardo,
es ist müßig, darüber zu streiten, wo eine Begrifflichkeit endet oder beginnt in diesem Zusammenhang. Natürlich meint "ritus" hier nicht Antiochia oder Alexandrien oder Rom oder Jerusalem mit allen Konsequenzen! Trotzdem finde ich es fatal, dass der Begriff des Ritus verschwinden soll, nur weil der Meßordo bis vor wenigen Jahrzehnten sehr romanisiert war (in OCSO und OCist), wenn nicht sogar rubrizistisch verfremdet, dass teilweise die Gemeinde dem ursprünglichen Ritus ;D folgte und der Priester am Altar sehr römisch feiern musste. Bei den Zisterziensern ist es nicht so, dass die Liturgie in ihren Hauptpunkten unterschiedlich wäre bei OCSO oder OCist. Und was mir wichtig ist: Mit dem Begriff "Ritus", viel mehr noch seit dem neuen Rituale Cisterciense von 1998, das die ehrwürdigen Traditionen z.T. wieder eingesetzt hat im Gottesdienst, verbinde ich den Glaubensvollzug, weshalb ich HeGe sehr zustimme, dass die geistige Dimension sehr wichtig ist. Es gibt nun mal die ausgedehnteren Fastenzeiten, die sich unterscheidende Art des Betens, eine andere "Disziplin" - und eben auch andere Rubriken. Wer das einfachhin auseinandernimmt, um nur die Meßfeier als ritusbildend und folglich römisch bezeichnen möchte, der hat meiner Meinung nach den Dolch schon zu weit angesetzt, um tatsächlich in irgendeiner Form der Tradition im besten Wortsinn den Todesstoß zu geben. die Definitionen der Liturgiehistorik helfen da nur bedingt weiter - bestenfalls helfen sie beim Verständnis der Entwicklung des Zisterzienserritus :tuete: oder wie auch immer Du ihn bezeichnen möchtest.
Herzl. Gruß, Germanus
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Germanus hat geschrieben:Lieber Bernardo,
es ist müßig, darüber zu streiten, wo eine Begrifflichkeit endet oder beginnt in diesem Zusammenhang.
Saubere Begrifflichkeiten sind schon viel wert, wenn man sich vor Mißverständnissen und Mißdeutungen schützen will. Aber ich will das hier jetzt auch nicht weiter fortsetzen. Mehr interesiert mich dieses:
Mit dem Begriff "Ritus", viel mehr noch seit dem neuen Rituale Cisterciense von 1998, das die ehrwürdigen Traditionen z.T. wieder eingesetzt hat im Gottesdienst, verbinde ich den Glaubensvollzug,
Kannst Du näheres über die Hintergründe und den Umfang dieser Rückwendung zur Ordenstradition sagen?
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Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Bernado hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:Lieber Bernardo,
es ist müßig, darüber zu streiten, wo eine Begrifflichkeit endet oder beginnt in diesem Zusammenhang.
Saubere Begrifflichkeiten sind schon viel wert, wenn man sich vor Mißverständnissen und Mißdeutungen schützen will. Aber ich will das hier jetzt auch nicht weiter fortsetzen. Mehr interesiert mich dieses:
Mit dem Begriff "Ritus", viel mehr noch seit dem neuen Rituale Cisterciense von 1998, das die ehrwürdigen Traditionen z.T. wieder eingesetzt hat im Gottesdienst, verbinde ich den Glaubensvollzug,
Kannst Du näheres über die Hintergründe und den Umfang dieser Rückwendung zur Ordenstradition sagen?
Lieber Bernardo,
leider komme ich erst jetzt dazu, Deine Frage zu beantworten. Das neue Rituale Cisterciense sieht u.a. folgende alte zisterziensische Elemente für die Messfeier vor (Übersetzung ist von mir, aber relativ genau):

"Es wird die Möglichkeit zugestanden, das neue Missale Romanum anzupassen hinsichtlich:
1. des zisterziensischen Kalendars

2. einiger besonderer, aus der zisterziensischen Tradition aufgenommenen Elemente, die folgend genannt werden:
2.1. Texte, dem alten Missale Cisterciense entnommen, die sich nicht im neuen Missale Romanum finden, wenn nötig in gebührender Weise durchgesehen.

2.2. Folgende Riten im Messordo:
- a. Die tiefe Verneigung anstelle einer Kniebeugung, wo immer letztere im römischen Ritus vorgeschrieben ist.

- b. Der Ritus, sich mit dem großen Kreuzzeichen zum Evangelium zu bezeichnen.

c. Der Brauch, bestimmte Riten schweigend zu vollziehen, so z.B. ["v.g." im lat. Original] den Kuss des Evangelienbuchs, die Darbringung der Gaben und die Händewaschung.

d. Der alte Brauch, Wein und Wasser im Kelch vorzubereiten, bevor er zum Altar gebracht wird."

Schließlich gibt es auch noch eine eigene "Institutio Generalis Missalis Cisterciensis" von 1969, die die Zisterziensereucharistiefeier nach dem Missale Romanum genau beschreibt. Sie wird mancherorts befolgt, ist aber sehr ausführlich (zu ausführlich, um hier zitiert zu werden).
Außerdem gibt es noch die liturgischen Gebräuche, die nur von der mitfeiernden Gemeinde beobachtet werden: Bestimmte Haltungen zu bestimmten Gebeten und Vollzügen - Zum Evangelium "steht man stramm", es heißt offiziell "in Zeremonie", während des Einsetzungsberichts wirft man sich auf Handknöchel und Knie nieder, die Kommunion empfängt man mit vor der Brust überkreuzten Armen etc. - mancherorts, wie gesagt...
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Maurus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Maurus »

Die Umstellung auf den alten Usus ist ja nun schon sehr weit fortgeschritten, mich würde mal interessieren, wie das da jetzt mit der Zelebration der Patres ist. Eine Konzelebration des Konventamts wird es ja nicht mehr geben, gibt es stattdessen wieder die Einzelzelebration? Gibt es in der Kirche überhaupt noch mehrere Altäre?

HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Die Kirche hat mehrere Seitenaltäre (ich meine, im Kirchenschiff wären es 5, dazu noch einer auf der Empore, wo vermutlich früher die Hl. Messe für die Gäste gefeiert wurde), dazu gibt es noch Kapellen, die auch noch in Gebrauch sind.

Inwieweit alle Priester nun verpflichtet sind, im alten Ritus zu feiern, weiß ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass auch der neue Ritus noch in Gebrauch ist. Ich habe den Abt schon nach den Vigilien an einem der Seitenaltäre eine stille Messe feiern sehen, als ein anderer Priester die Konventsmesse zelebriert hat. Also scheint die Einzelzelebration zumindest bei denen, die nach altem Ritus feiern, wieder in Gebrauch zu kommen.
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gallus_cantans
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von gallus_cantans »

In der Tat ist es so, daß die Einzelzelebration wieder in Gebrauch kommt. Zum einen gibt es immer wieder Priester, die zu Besuch weilen, und dies wünschen. Zum anderen feiern mindestens zwei Mönche die Messe nach altem Ritus: Vater Abt und einer der Postulanten, ein ehemaliger Weltpriester. Außerdem zelebriert mindestens ein Pater noch im postkonziliaren Usus. Und, bedenke: Einen Teil der Zelebrationsaltäre (in der Klausur) sind von der Kirche aus nicht zu sehen.

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Maurus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Maurus »

Danke für die Informationen :) .

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