overkott hat geschrieben:HeGe hat geschrieben:Evagrios Pontikos hat geschrieben:Von Robert Spaemann gibt es das Bändchen Einsprüche: Christliche Reden, Johannes Verlag Einsiedeln. Und dann seine beiden relativ jungen Büchlein Das unsterbliche Gerücht und Der letzte Gottesbeweis.
Letzteres habe ich gelesen und auch als Laie ohne Hintergrundwissen verstanden. (Bilde ich mir jedenfalls ein.)
Spaemann betrachtet sich als letzten großen Zweifler, wenn er Gott in Frage stellt und glaubt, eine letzte Antwort auf diese Frage gefunden zu haben.
Zurecht stellt er fest, dass das menschliche Denken sich in Sprache äußert und Sprache einer Grammatik folgt und dass die Gegenwart die Vergangenheit der Zukunft ist.
Aber was beweist das schon?
Das beweist alles! Allerdings muss einem das einleuchten, in dem Sinne, dass Gott einem ein Licht aufgehen lässt.
Auch Spaemanns Gottesbeweis ist kein "Beweis" im Sinne einer mathematischen Beweisführung, dass es Gott "gibt". Denn Gott "gibt" es ja nicht in dem Sinne, wie es Geschaffenes gibt. Mathematische Beweise deduzieren letztlich das zu Beweisende aus Voraussetzungen, den Axiomen. Gott dagegen hat ja gerade keine Voraussetzungen. Er ist der ursprungslose Ursprung. Gott ist kein der Vernunft aufweisbares innerweltliches Objekt. Sondern, und das ist Spaemanns Beweis, Gott ist der Urgrund, die Voraussetzung dessen, dass es überhaupt etwas "geben" kann, nämlich auch Vergangenheit. Es kann nur Vergangenheit geben, wenn es ein absolutes Bewusstsein "gibt", für das die Vergangenheit auch dann einmal gewesen ist, wenn kein geschaffenes Bewusstsein mehr vorhanden ist, das sich an diese Vergangenheit erinnert. Insofern kann das menschliche Bewusstsein nur als Abbild jenes ungeschaffenen, absoluten Bewusstseins verstanden werden, wenn wir die intuitive Voraussetzung bejahen, dass Vergangenes auch dann noch geschehen ist, wenn es kein Bewusstsein mehr gibt, dass sich an es erinnert. Spaemann bringt hier in genialer Weise das zur Sprache, was die Rede vom Menschen als
imago Dei meint und was im Siebten Ökumenischen Konzil dogmatisiert worden ist (nämlich dass Gescchaffenes, die Ikonen, Abbild eines Urbildes sind).
Der Zugang zu dieser Wirklichkeit ist ein intuitiver. Deshalb spotten die Szientisten über Spaemann, weil sie zu keiner intuitiven Unmittelbarkeit mehr fähig sind. Sie verkennen, dass selbst ihr objektivierendes Denken einen Betrachtungspunkt außerhalb allem, was ist, voraussetzt. In diesem Sinne wäre Gott die schlechthinnige Objektivität, die nicht wieder als Gedanke subjektiv eingeholt werden kann.
Gott ist der ursprungslose Ursprung, das Sein schlechthin. Das wurde seit den Kirchenvätern, über Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin immer wieder in neuen Worten ausgesagt. Spaemann versucht, die Denkformen unserer Zeit, die Subjektivität nur als biologistischen Zustand eines Gehirnes denken können, für diese intuitive Erkenntnis des absoluten Seins Gottes aufzubrechen. Insovern versucht Spaemann das Denken dieser großen Väter in unsere Zeit hinein zu "übersetzen". Mich fasziniert er mehr als jeder andere zeitgenössische Denker.