
Ich habe heute eine Lederbibel (Goldschnitt, kleine Taschenausgabe, erste Auflage von 1905) mit dem AT und NT bekommen.
Anscheinend hat die Händlerin die Bibel vorher mit Sagrotan oder ähnlich duftenden Desinfektionsmittel behandelt.
Ich vernehme zumindest den Geruch von Raucherhaushalt, in Kombination mit einer künstlichen Frühlingswiese, wenn ich an dem Leder rieche.

Ich bin darüber nicht verärgert, aber weiß von meiner Arbeitsstelle wie aggressiv Sagrotan auf gewisse Flächen wirken kann.
...zudem kann ich es nicht mehr riechen.
Jedenfalls habe ich diesen Trend der chemischen Kriegsführung schon öfters in Beschreibungen von Buchhändlern gelesen.
Beispiel: "Wir desinfizieren alle unsere Bücher bevor wir sie verschicken!"
Ich wollte nicht ewig warten bis der Duft verflogen ist und auch Schäden durch dieses Mittel vermeiden, welches eventuell weiter auf der Oberfläche arbeitet. Das Leder hat nämlich einen guten Zustand, sieht aber etwas stumpf aus, was bei Sagrotan passieren kann.
Hier also was ich gemacht habe:
Zuerst habe ich mit einem feuchten Tuch (dezent feucht, nicht nass) den Einband vorsichtig gesäubert (nicht rubbeln, nur sanft streichen) und gleich im Anschluss bin ich vorsichtig mit einem trockenen Tuch über den Einband gegangen. Die Seiten bzw. der Goldschitt wurden dabei logischerweise nicht berührt.
Anschließend habe ich Ballistol genommen, ein Tuch damit getränkt und das Leder damit eingerieben/massiert (wirklich nur ganz dezent).
Danach mit einem trocknen Tuch den Überschuss sofort vorsichtig entfernt. Diesen Schritt habe ich ca. dreimal wiederholt.
Das Leder glänzt etwas bzw. sieht nicht mehr so trocken aus. Ich lasse nun den Ballistolgeruch verfliegen, was ansich recht schnell geht (schneller als dieser künstliche Frühlingsduft).
Falls ihr in die selbe Lage kommt oder schon gekommen seid, wäre hier eine Lösung.
Kritik ist natürlich willkommen (vielleicht habe ich einen schwerwiegenden Fehler begangen)!
Gruß