Bücher - Was lest ihr so?

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Schwach sind nur die Diskussionen Settembrini/Naphtali - aber gerade das finden die Leut gut, die keine Ahnung von Philosophie haben
Der Mann heißt Naphta.
Schwach finden es wohl vor allem die Leute, die keine Ahnung von Literatur haben. :mrgreen:
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Schwach sind nur die Diskussionen Settembrini/Naphtali - aber gerade das finden die Leut gut, die keine Ahnung von Philosophie haben
Der Mann heißt Naphta.
Schwach finden es wohl vor allem die Leute, die keine Ahnung von Literatur haben. :mrgreen:
Naphta, sicher. Aber findest Du wirklich, daß die Diskussion Naphta/Settembrini seinerzeit auf der Höhe der Zeit war? Ich habe das Empfinden, daß Mann in diesen Dialogen offene Türen einrennt.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Das, lieber Ewald, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe wirklich zu wenig Ahnung von Philosophie! ;)

Allerdings handelt es sich bei Naphta und Settembrini um Romanfiguren, die als solche agieren und deren Aussagen in erster Linie etwas über sie selbst sagen, nicht über Thomas Mann. Es ist die Frage, ob Thomas Mann diese beiden Figuren als "auf der Höhe der Zeit" vorstellen wollte oder ob sie in ihren jeweiligen Positionen nur ein Zerrbild der von ihnen vertretenen philosophischen Anschauungen verkörpern sollen, gebrochen durch ihre eigenen Fehler, Eitelkeiten und Unvollkommenheiten. Ich halte Mann eigentlich für klug und auch philosphisch bewandert genug, dies zu wissen ...
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Das, lieber Ewald, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe wirklich zu wenig Ahnung von Philosophie! ;)

Allerdings handelt es sich bei Naphta und Settembrini um Romanfiguren, die als solche agieren und deren Aussagen in erster Linie etwas über sie selbst sagen, nicht über Thomas Mann. Es ist die Frage, ob Thomas Mann diese beiden Figuren als "auf der Höhe der Zeit" vorstellen wollte oder ob sie in ihren jeweiligen Positionen nur ein Zerrbild der von ihnen vertretenen philosophischen Anschauungen verkörpern sollen, gebrochen durch ihre eigenen Fehler, Eitelkeiten und Unvollkommenheiten. Ich halte Mann eigentlich für klug und auch philosphisch bewandert genug, dies zu wissen ...
Ein guter Einwand, vielleicht habe ich die Dialoge zu "ernst" und damit zu flach (vulgo naiv-blöd) aufgefaßt. Man lernt nie aus.
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Christian
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Beitrag von Christian »

Menryk M. Broder : Hurra wir kapitulieren

Buchbesprechung http://www.kath.net/detail.php?id=14821

Der engagierte Publizist Henryk M. Broder, der mit seinen polemischen Wortmeldungen immer wieder heftige Kontroversen ausgelöst hat, widmet sich in seiner neuen Streitschrift der europäischen Reaktion auf die Herausforderungen des Islamismus und gelangt dabei zu einer alarmierenden Einsicht: Wie die Appeasement-Politik gegenüber Hitler die aggressive Haltung der Nazis nur befördert hat, so laufen die Europäer mit ihrer Politik der Beschwichtigung heute Gefahr, die Transformation Europas zu einem islamischen Kontinent zu beschleunigen
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Anatole France, Die Götter dürsten.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Margaret Barker, The Hidden Tradition of the Kingdom of God

und parallel dazu:

Jed Rubenfeld, The Intepretation of Murder
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sofaklecks
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Mein Gott

Beitrag von sofaklecks »

Mein Gott, was seid ihr hochgebildet.

Sofaklecks liest gerade "Das macht mich stark" von Ulrike Folkerts. Ich bin und bleib halt ein Odenwälder Bauernbub, der schöne Bilderbücher mag.

sofaklecks

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Friedrich Sieburg, Robespierre
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Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Verfassungsschutzbericht 2005

A. Huettl / P.R. König: Satan - Jünger, Jäger und Justiz

Reza Aslan: Kein Gott außer Gott - Der Glaube der Muslime von Mohammad bis zur Gegenwart, www.bpb.de

Wolf-Dieter Storl: Streifzüge am Rande Midgards - Geschichten aus meinem Leben

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Verfassungsschutzbericht 2005
Muss ja eine sehr interessante Lektüre sein. ;) ;) ;)
"Wenn die Menschen, gerade die Jugend, ungestüm nach dem Sinn des Lebens fragen: Gebt ihr eine überzeugende, verständliche Antwort." (P.P. Johannes Paulus II.)

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Johannes XXIII. hat geschrieben:
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Verfassungsschutzbericht 2005
Muss ja eine sehr interessante Lektüre sein. ;) ;) ;)
Sicher für Inquisitoren, Denunzianten und für alle, die auf der Seite der stärkeren Bataillone stehen möchten.

In der DDR lasen sie noch vor dem Frühstück "Das neue Deutschland", ein paar Jahre zuvor den "Völkischen Beobachter".

Aber "Sein oder Nichtsein" liest derlei wohl ausschließlich aus akademischen Interesse oder weil sie nicht einschlafen kann.
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Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Johannes XXIII. hat geschrieben:
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Verfassungsschutzbericht 2005
Muss ja eine sehr interessante Lektüre sein. ;) ;) ;)
Lieber Johannes,

tatsächlich. Las den vorigen vor mehreren Jahren und stellte erfreut fest, dass dieser nicht nur inhaltlich interessant ist, sondern sich, was das Layout angeht, verbessert hat (Farbmarkierungen, Grafiken). Mir persönlich bedeutet auch das Cover etwas. Dieses Cover ist weiß in Mattglanz und hat eine dezente Farbverwendung unserer Deutschlandfahne mit drei unterschiedlich großen Rechtecken. Eine grafische Darstellung unseres Grundgesetzes ist auch darauf. Wirkt geschmackvoll, licht und insgesamt freundlich. Früher waren sie in einem undefinierbaren blauen Farbton. Vollkommen ideenarm.

Verschwörungstheoretiker sehen natürlich in solchen Äußerlichkeiten bestimmt nur eine weitere Bestätigung ihrer Grundwahrnehmung.

Heute las ich Reza Aslan: Kein Gott außer Gott - Der Glaube der Muslime von Mohammad bis zur Gegenwart während einer Bahnfahrt. Wirklich eindrucksvolle Darstellung verschiedener christlicher Richtungen in Arabien vor Mohammad. Erfuhr viele mir neue Dinge über frühe Kirchengeschichte und vorislamische arabische Religionsgeschichte. Sehr anregende Lektüre. Sprachlich ebenfalls reizvoll. Wirklich gut gemacht. :ja:
Zuletzt geändert von Sein_oder_Nichtsein am Samstag 27. Januar 2007, 23:50, insgesamt 3-mal geändert.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Karl Philip Moritz, Andreas Hartknopf. Eine Allegorie
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Jonathan Strange and Mr. Norrell, by Susanna Clark (auf Englisch).

Meine Frau hat's schon gelesen und ich wollte es länger tun, komme aber jetzt erst dazu...soweit bin ich ziemlich begeistert (bin etwa zur Hälfte durch). Vor allem die Anspielungen auf Märchen und Magie sowie die verspielt-archäische Sprachart sind toll.

Cheers,

John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
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Christian
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Beitrag von Christian »

Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen

von Ayaan Hirsii


interressante Lektüre sollten mal alle Islamfanatiker lesen.
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Erich Remaque

Sein_oder_Nichtsein
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Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens

Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens

Die beiden Volkskundler Hanns Bächtold-Stäubli und Eduard Volltextausgabe des "Handwörterbuchs des deutschen Aberglaubens", hrsg. v. Hanns Bächtold-Stäubli unter Mitwirkung von Eduard Hoffmann-Krayer, das erstmals 1927 bis 1942 in 10 Bänden veröffentlicht wurde. Das umfassende Nachschlagewerk dokumentiert die deutsche Volksüberlieferung zu den Zusammenhängen von Naturwissenschaft und Mythologie, Naturheilkunde und Medizin, Astrologie und Meteorologie, Symbolwissenschaft, Pflanzenheilkunde, Magie und Aberglauben.

Die digitale Ausgabe basiert auf dem 1987 im Verlag de Gruyter erschienenen Nachdruck der Originalausgabe. (Digitale Bibliothek ; 145)

Für an Volkskunde Interessierte sehr zu empfehlen. Natürlich ist die Buchausgabe für den Fall eventuell vorhandenen Platzes der 10 Bände im Bücherschrank der digitalen vorzuziehen!

Das Lexikon in der Datenbank der FU-Berlin
Zuletzt geändert von Sein_oder_Nichtsein am Freitag 9. Februar 2007, 11:25, insgesamt 1-mal geändert.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Oliver D Crisp, Divinity and Humanity

The Church of the Triune God.
Cyprus Agreed Statement of the Orthodox and Anglican Study Group
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Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

W.B. Yeats: Per Amica Silentia Lunae 1917

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Per Amica Silentia Lunae
Und was heißt das???
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Wij trekken door de dagen.

Hw. Dominicus de Cruce O.P.

Zur Judenkontroverse.

1. Auflage 1938.

Sehr aufschlussreich, sehr verurteilend dem NS-Regime gegenüber, sehr anti-zionistisch.

Sein_oder_Nichtsein
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Beitrag von Sein_oder_Nichtsein »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sein_oder_Nichtsein hat geschrieben:Per Amica Silentia Lunae
Und was heißt das???
Was bedeutet Per Amica Silentia?

Dieser lateinische Satz bedeutet: "Unserer stillen Freundin." Es erschien erstmalig in Virgil's Aeneid: Buch 2, Zeile 255: Tacitae per amica silentia lunae, was grob bedeutet "Durch die friedliche Stille des lautlosen Mondlichts." W. B. Yeats hat ein Gedicht mit dem Titel "Per amica silentia lunae" (1918) geschrieben.
http://www.cordula.ws/faqde.html

Nach meiner Aeneis-Ausgabe der Übertragung Ludwig Neuffers (Reclam) übersetzt sich der ganze Vers:
Weder von Tenedos her durch die freundliche Stille des Mondes
Das Teilzitat bei Yeats bedeutet demnach in Wirklichkeit: Durch die freundliche Stille des Mondes. (Hatte ebenfalls Schwierigkeiten, es in dieser Form ohne Gesamtzusammenhang halbwegs sinnvoll zu übersetzen.)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach, von Virgil. Dann ist also tatsächlich amicus, -a, -um adjektivisch verwandt und amica silentia Akkusativ des Neutrum Pl. Das ist die einzig grammatisch möglich Variante, aber doch so absonderlich – außer in gebundener Sprache im Vers –, daß ich lieber nachfragte.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Das Schicksal der Familie Stern.

1949.

E. Marciali.

Trauriges Buch zum Schicksal der jüdischen Familie Stern im II. Weltkrieg. Vater erschossen, Mutter verstorben, nur zwei Töchter und ein Sohn bleiben übrig. Es beschreibt uns die Greuel der Judenverfolgung im NS-Regime und vermittelt ein wahrheitsgetreues Bild der historischen Ereignisse in einer Zeit des Rassismus. Mich als zivilen, modernen Europäer hat vor allem ergriffen, wie extern anständig aussehende und benehmende Deutsche und sonstige westeuropäische Bürger den verfolgten Juden gegenüber zu apathischen bis zu gewaltbereiten Personen wurden. Das Buch ist mir deswegen sehr wertvoll, weil es eine soziologische Skizze macht von den Mechanismen die die Mehrheit in Zwang halten um die Verfolgung einer Minderheit (vielleicht in Zukunft der Christen unter einem neuen Sozialismus?) zu fazilitieren bzw. mitzutragen. Es ist übrigens auch ein gutes Buch für jeden der nicht an der Realität und Wahrheit der Erbsünde bzw. Erbschuld glauben will. Wie die Feigheit und die Neigung zur Verdrängung anderer im gefallenen Nach-Adamischen Menschen verankert ist.

Empfehlenswert, aber glaube ich nur noch antiquarisch zu beziehen.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Leben die Toten?

Monsignore Robert Klimsch und Dr. Bruno Grabinski.

Styria Verlag, Graz-Leipzig-Wien 1937.


Sind Verstorbene zurückgekommen? Nach eidlichen Aussagen in Seligsprechungsprozessen und auf Grund sonstiger gut bezeugter Berichte. Bearbeitet von Bruno Grabinski.

Ein Buch das eigentlich jeder haben sollte in der heutigen Zeit, wo viele Tausende kleine Kinder "medial" erzogen werden um Kontakte zur "Geisteswelt" zu kreieren und in der Medien wie "Char" und in den Niederlanden Jomanda usw. mit Hilfe von Geisten geheime Informationen beziehen und sogar angebliche Wunder vollziehen - heute wie nie zuvor auch vor den Fernsehkameras. Das Buch von Hw. Klimsch erklärt es an Hand von Beispielen und den Büchern von ehemaligen Okkultisten und gutinformierten Wissenschaftlern zum Spiritualismus. Es erklärt auch, wieso aufgerufene Geister mit dem Gläserldrehen und beim medialen Schreiben wahre Informationen und Geheime preisgeben können, aber dazu immer Lügen einmischen, manchmal tödliche Lügen wie die vielen Selbstmorde unter Medialen Menschen beweisen. Buch erschien mit Imprimatur und Einstimmung der Bischöfe.

In Deutschland antiquarisch zu beziehen bei u.a.:
http://www.antiquariat-ffm.de/cgi-bin/d ... ords=18712
http://buchantiquariat.com/buecher/linx ... tr=Occulta
http://www.antiqbook.de/boox/hans/003901.shtml
http://balwww.comune.prato.it/...

Linktext von der Moderation gekürzt. Bitte lange Links immer via Kurzform einbinden, da sonst das ganze Schriftbild der Seite zerstört wird.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Athanasius2 hat geschrieben:Mich als zivilen, modernen Europäer hat vor allem ergriffen, wie extern anständig aussehende und benehmende Deutsche und sonstige westeuropäische Bürger den verfolgten Juden gegenüber zu apathischen bis zu gewaltbereiten Personen wurden.
Genau deswegen müssen wir mehr Bücher über die Täterperspektive lesen und weniger über die "Opfer". In meinen Augen ist es ein großes Problem der Geschichtsdidaktik, daß besonders in Deutschland kontinuierlich die Betroffenheitskultur und die Identifizierung mit den Opfern nationalsozialistischer Herrschaft gefördert wird statt eine fundierte Auseinandersetzung mit den "Tätern". Dadurch verrutscht das Geschichtsbild in die falsche Richtung. Unter anderem deswegen sind solche Bücher wie von Sebastian Haffner (Geschichte eines Deutschen), Wiebke Bruhns (Meines Vaters Land) oder auch Stephan Wackwitz (Ein unbekanntes Land) von so großer Bedeutung.

Die Opfergeschichten hängen mir nach hunderten gelesener Bücher von Anne Frank bis Imre Kertesz mittlerweile langsam zum Hals raus, wobei ich immer wieder mal nach einem greife. Die Fragen, die ich an diese Bücher und Bericht habe, haben sich aber im Laufe der Jahre verändert.
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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Stimme Dir zu, Stephen. Vor allem finde ich den psychischen Mechanismus erschütternd, wie anständige Leute sich vor dem grössten Unrecht vor ihrer eigenen Tür verschliessen bzw. immunifizieren können bzw. wollen. Es stimmt traurig. Einmal sind vielleicht die bösen Christen dran. Wenn aber schon im II. Weltkrieg angebliche Christen nur vereinzelt echt aufgestanden sind und "Jetzt reicht es mit der Tyrannei" geschrien, wie sollten es demnächst denn Heiden und vor allem moderne Hedonisten tun?

Andererseits gibt es natürlich auch bestimmte Erklärungen. Leute z.B. zifferten sich vor, dass den jüdischen Familien in den Arbeitslagern wohl wenig widerfahren würde und sie da wenigstens vor den Attacken des antisemitisch verhetzten Mobs sicher waren, dass es in den Lagern so schlimm nicht war (in z.B. den Niederlanden drehten immer wieder Propagandafilme zur - auch in der Realität - vergleichsweise guten Behandlung der im Arbeits- bzw. Durchgangslager Westerbork internierten jüdischen Zivilisten) usw. usw. Das kann in unserer virtuellen Weltgesellschaft mehr denn je passieren. Wer ist sich heute von den Konzentrationslagern mit hunderttausenden von verhungernden religiösen und politischen Häftlingen in der Volksrepublik China bewusst? Sogar ich denke nicht einmal täglich an jener Katastrophe und Unmenschlichkeit. Wer dachte 1970 an den GULAGs und den vielen Opfern dieser Terrorlager?

Die Menschheit hat einen tiefen Boden von Apathie und Indifferentismus hinsichtlich dem Schicksal des anderen. Ich fürchte mich vor allem, dass ich selbst manchmal auch solche psychische Züge habe, z.B. bei der Wegrationalisierung des Leidens in der Welt und der Abtreibungsgeschäfte in unserem eigenen Westeuropa, die sich ja auch ungestört vor unseren Augen weitervollziehen hinter weissen Vorhängen und unter dem Schein medizinischer Apparatur.

Die Frage ist immer:
Wären wir damals aufgestanden? Stehen wir heute auf gegen das Unrecht?

Christian
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Beitrag von Christian »

Athanasius2 hat geschrieben:Mich als zivilen, modernen Europäer hat vor allem ergriffen, wie extern anständig aussehende und benehmende Deutsche und sonstige westeuropäische Bürger den verfolgten Juden gegenüber zu apathischen bis zu gewaltbereiten Personen wurden.
Meine Großmutter kaufte bis zum Schluß in einem Geschäft "Prinz" als dieser als Jude erkannt wurde kaufte meine Großmutter weiter . Folgendes geschah : ein Foto meiner Großmutter wurde ausgehangen (Diese Deutsche kauft noch bei Juden) , da mein Onkel,heute im gegensatz zu den Nazischweinen in Danzig wohnt, wurden diesem noch als Kind beide Beine gebrochen.
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Guido Morselli: Rom ohne Papst

Bin ich zufällig in der Bücherei drüber gestolpert. Eine Kirchen-Science-Fiction aus der Zeit kurz nach dem zweiten Vaticanum, die Handlung spielt kurz vor der Jahrtausendwende.
Das Buch ist mit einer Jahreszahl (64,65 oder 66 versehen, ich weiß nicht mehr genau), aber ich nehme an, daß es der Autor danach noch überarbeitet hat, ansonsten war er ein Prophet. Er fand übrigens erst keinen Verlag dafür und brachte sich um, das Buch erschien erst anfang der Siebziger posthum.
Ein Priester besucht Rom, wo es keinen Papst mehr gibt (Johannes XXIV hat sich auf einen Landsitz verkrochen und kümmert sich nicht mehr um die Kirche), dafür gibt's 3D-Projektionen von Prozessionen von Pius XII mit allem Pipapo für die Touristen. Zölibat gibt es nicht mehr, Glaubenswahrheiten eigentlich auch nicht. Der Priester, obwohl noch in alter Zeit ausgebildet, hat sich mit der Situation abgefunden, kommt aber ins Grübeln.
Ein interessantes Werk, teilweise prophetisch, aber es zeigt auch, daß wir noch einigermaßen gut weggekommen sind. Es ist kein Roman mit Hintergedanken, es wird nicht mit Fingern gezeigt, oder sonstwas. Der Autor beschreibt einfach unkommentiert die Kirche zur Jahrtausendwende.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ich lese gerade diese beiden Bücher von Raniero Cantalamessa OFMCap.

Bild Bild

Beide Bücher sind sehr sorgfältig recherchiert und fundiert geschrieben. An einigen Stellen ist er mir dann ein bisschen sehr charismatisch angehaucht - besonders im Band über "Veni Creator Spiritus".
Einige Aussagen finde ich bedenklich, bzw. wenigstens missverständlich.

Alles in allem bereue ich den Kauf aber nicht!
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

sofaklecks
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Stilvolle Verarmung

Beitrag von sofaklecks »

Auf dringendes Anraten von Linus hab ich mir "Die Kunst des stilvollen Verarmens" von Alexander von Schönburg gegönnt.

Der Autor ist der Bruder von Gloria, Fürstin von Thurn und Taxis, selbst aber nicht vermögend. Aus diesem Spannungsverhältnis resultieren viele persönlich Anekdoten, die mit allgemeien Betrachtungen darüber, dass Geld nicht alles ist, verwoben sind. Dass aber jemand (Helmut Berger), der das enfant terrible in seiner Heimatstadt gibt, in die er verarmt zrückgekehrt ist, stilvoll verarme, ist mir nicht einsichtig. Aber ihn kennt und verehrt (warum eigentlich) der Autor eben. Einem Adligen liegt die Liebe zum morbiden Charme des Verfalls halt im blauen Blut.

Meinen Jaques Lacan hab ich indes durchgehend eindrucksvoll bestätigt gefunden.

Manche Dinge sind auch schlicht unrichtig, etwa die Behauptung, Champagner werde aus minderwertigen Trauben gekeltert. Das ist barer Unsinn. Es gibt kaum ein Getränk, dessen Herstellung derart genau geregelt ist und überwacht wird wie ein Champagner und für einen Grand Cru wird nur bestes Traubenmaterial verwendet, das walte Hugo! Hier verwechseln Herr Graf den Champagner mit gewissen von seinen Standesgenossen unter Herausstellung des eigenen Titels produzierten Schaumweinen, für die sie minderwertige Weine verwenden. Das Wort "Versekten" hat sich dafür eingebürgert.

Aber viele Hinweise sind durchaus klug und amüsant. Und in meinen nächsten Schriftsätzen zur Arzneimittelwerbung wird sicherlich die Definition der Vitamine als Grundstoff der teuersten Urine der Welt (weil sie in dem Übermass, wie sie in Pillenform eingeworfen, sofort wieder von der Leber ausgeschieden werden) Verwendung finden.

Alternative dazu ist sicher "Manieren" von Asfa-Wossen Asserate. Ganz sicher mit mehr Tiefgang und Noblesse geschrieben.

Was nicht heisst, dass man am Buch des Herrn Grafen nicht einen Heidenspass haben und daraus für sich profitieren kann.

sofaklecks

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ja, die Bergeranekdoten hab ich auch nicht so toll gefunden. Der Asfa WossenAsserate steht auf meiner Leseliste, bin aber noch nicht dazu gekommen. Nu denn, lustig wars allemal (und dass mans nicht zu ernst nehmen sollt) Wiewohl die Sache mit dem Geld in der Wiener Gesellschaft tatsachlich so ist, wenn mans Geschickt anstellt, braucht man tatsächlich kaum eins. (ich kenne derartige Exemplare, die von Pressekonferenz zu Vernisage eilen, um sich ihr Essensgeld zu ersparen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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