Maurus hat geschrieben:Im Schott von 1935 steht, dass es zu Taufen in dieser Feier meist nicht mehr komme. Wenn das schon in einem liturgischen Buch erwähnt wird, dann kann man davon ausgehen, dass dieser Brauch praktisch nicht mehr existiert hat.
Der Schott ist ja nun aber kein liturgisches Buch - sondern ein Hilfsmittel zur Mitfeier der Liturgie der Kirche - in diesem Fall zur Feier des Eucharistischen Opfer.
Das maßgebliche Werk in dieser Hinsicht ist das Missale Romanum. Und dort stand als allererste Rubrik bis zur pianischen Neuordnung :
Missale Romanum hat geschrieben: Hora competenti tobaleis cooperiuntur Altaria, sed candelae exstinctae mament usque ad principium Missae. Interim excutitur ignis de lapide foris ecclesiam, et ex eo accenduntur carbones. Dicta Nona in Choro, Sacerdos [...] dicens:
Der vom Missale vorgesehene Zeitpunkt war also mitnichten der Vormittag, sondern der Nachmittag. Auch konnte ich keine Stelle finden, in der stehen würde, dass Taufen nicht mehr zu spenden sind.
In Anbetracht aber der Lage, dass irgendein Papst Messen nur noch am Vormittag erlaubt hat (wer war das noch gleich
) machte es - mit der Unsitte zusammen ob der Fastenregeln das Tagesoffizium schon am Vormittag runterzubeten, damit man nach der Vesper (die dann Vormittags gebetet wurde) auch lecker Mittag essen konnte - möglich, dass diese Rubrik zwar nicht gebrochen, so aber doch extremst gebeugt wurde.
Dass es zu einer Rückverlegung der Osternacht in den Karsamstagabend gekommen ist war ein großes Verdienst Papst Pius XII. [Punkt] Eine andere Frage ist, ob es dazu gleich einer ganzen Neuordnung und Kürzung der Osternacht bedarf.
Der zeit- udn rubrikengerechte Ansatz der Feier hätte sich auch mit einem einfach Dekret der Ritenkongregation, dass man sich im Bezug auf die oben zitierte und ähnliche Rubriken an die Ortszeit zu halten habe, erreichen lassen.
Dass im Empfinden der Kirche Pius XII. da mit seiner Neuordnung - bei allem Jubel, der er anfangs auslöste - etwas weit gegangen ist, liegt in der Rückschau auf der Hand. Selbst das Missale Pauls VI., das sich ja sonst durch Kürze und Schlichtheit "auszeichnet", sieht nicht vier sondern sieben alttestamentliche Lesungen vor.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Osternacht in ihrer vorpianischen Form auch ohne 50 Katechumenen und deren Taufen zeitlich hätte strecken lassen können. etwa durch einen ruhigen, meditativen Vortrag der Lesungen mit ihren Cantica und Orationen. Zwischen dem Flectamus genua udn dem Levate könnte wirkliche Gebetsstille herrschen, ebenso vor der nächsten Lesung.
Was allerdings nach meiner Meinung schon auch gelungen war ist, dass am Ende der OSternacht die Laudes stehen und nicht die Vesper. Sicher: wenn es im Missale hieß "nach der Non" solle die Osternacht folgen und dann die Ostervesper ist das ganz und gar folgerichtig und nachvollziehbar. Dass Pius XII. das alleridngs dahingehend änderte, dass nun nach der Karsamstagsvesper die Osternacht beginnt, so finde ich das auch sehr eindrücklich - weil nach der Messe der Osternacht so die ganze Freude der Laudes herausbrechen kann, die ja DIE Hore des Auferstehungsgedächtnisses und -dankes ist.
Zusammemfassend gesagt: Meiner Meinung nach hätte eine kleine Änderung gereicht - man hätte in der Ribrik lediglich Non durch Vesper ersetzt, in Verbindung mit einer kleinen Erklärung der Ritenkongregation um zeitgerechten Ansatz der liturgischen Feiern (und natürlich der Regelung der Karsamstagsvesper im Brevier).
In Christo sunt omnes thesauri sapientiæ et scientiæ absconditi. (Col 2,3)