Im Januar 2004 erschien ein Interview mit Kardinal Arinze, dem Präfekten der Kongregation für die Liturgie und Sakramentenordnung.Athanasius13 hat geschrieben:.... im Namen des "neuen Geistes des Konzils" ....
Hier ein paar Auszüge, die m.E. etwas zu denken geben:
Interview mit Kardinal Arinze hat geschrieben:In dem Apostolischen Schreiben zur 40-Jahr-Feier von Sacrosanctum Concilium betont der Papst: „Wenn die liturgische Regelung nicht beachtet wird, kommt es manchmal auch zu schweren Mißbräuchen, die die Wahrheit des Geheimnisses verdunkeln und Befremdung und Spannungen im Volk Gottes auslösen. Solche Mißbräuche haben nichts gemeinsam mit dem wahren Geist des Konzils und müssen von den Oberhirten mit einer Haltung kluger Festigkeit korrigiert werden“. Was sind diese „auch schweren Mißbräuche?“
ARINZE: Ich glaube, daß die größten Probleme dann entstehen, wenn da jemand ist, der meint, etwas Neues in der Liturgie erfinden zu müssen. Umso mehr als die Liturgie heute nicht mehr so steif ist wie früher, und auch das Meßbuch legitime Varianten anbietet. Aber dort, wo die Kirche genau festgesetzte Worte hat, tun alle gut daran, die Demut zu haben, sie so zu wiederholen, wie sie sind, ohne sich das willkürliche Recht anzumaßen, beliebig eigene zu erfinden. Zu diesem Thema wird jedoch bald „ein eigenes Dokument“ veröffentlicht werden, „auch mit Hinweisen rechtlicher Natur“, das der Papst in Punkt 52 seiner letzten Enzyklika Ecclesia Eucharistia verlangt hat.
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Es könnte den Anschein haben, daß hier, wie auch in anderen Fällen, in der postkonziliären Zeit größeres Gewicht auf das Diktat eines vermeintlichen Konzilsgeistes gelegt wurde als auf das, was effektiv von den Konzilsdokumenten festgelegt worden war...
ARINZE: Gewisse Personen, nicht alle, beschwören bekanntlich den „Geist des Konzils“ herauf, um Vorschläge als Behauptungen des Konzils zu „verkaufen“, die das Konzil selbst nicht wirklich bekräftigt hatte, sondern die vielmehr in der gesamten Konzilsatmosphäre lagen... Und so, unter diesem „Schutzschild“ versuchen sie, die von ihnen gehegten Theorien voranzutreiben, dem Konzil Worte in den Mund zu legen, die es nie gesagt hat. Es wäre jedoch eher gut, sich peinlich genau an den Buchstaben des Konzils zu halten, an die von dieser Versammlung hervorgebrachten Worte, die alle verstehen können, auch wenn sie nicht selbst teilgenommen haben. Im Falle schwieriger Interpretationen können die ergänzenden Dokumente des Konzils helfen.
Ich denke, man sollte die Protestanten-Gottesdienste nicht über einen Kamm scheren. Dort gibt es gewaltige Unterschiede.Athanasius13 hat geschrieben:Es war ein grausliges Dejavu zu meinen vielen erlebten Protestanten-Gottesdiensten. Der Priester ging in den am Altar herumfuhrwerkenden Laien unter; selbst die Kommunion wurde von Frauen ausgeteilt... Es ist abzusehen, daß in einigen Jahren ein katholischer Gottesdienst nicht mehr von einem protestantischen unterscheidbar ist.
Nicht allzuweit von Paderborn entfernt - in Bielefeld - ist die "Kirchliche Hochschule Bethel".
Dort kann man schön beobachten, wie unterschiedlich dort eine Gottesdienst bei den Protestanten gefeiert wird -- gleichsam zwei Extrema:
1)
Der Zelebrant (reformiert) - ein Prof. der kirchl. Hochschule - betritt den Kirchenraum in schwarzem Talar und feiert dort einen Abendmahlsgottesdienst. Die Gaben stehen vorbereitet auf dem Altar. Zum "Einsetzungsbericht" steigt der Zelebrant auf die Kanzel und liest aus dem 11 Kapitel des 1. Korinterbrief vor. Seine Begründung, warum er dies von der Kanzel tut und nicht am Altar steht ist die, daß er sagt, er tue dies von der Kanzel, damit niemand auf die Idee komme, daß irgendwas mit den Gaben von Brot uns Wein passiere, wenn er die Worte spreche.
2)
Der Zelebrant (Lutheraner) - ebenfalls ein Prof. der kirchl. Hochschule - betritt den Kirchenraum. Er ist bekleidet mit Albe, Stola und Meßgewand. Es gibt Messdiener und teiweise Weihrauch. Er liest unter Einhaltung aller Rubriken die "Deutsche Messe" von 1526.
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Interessant ist zu sehen, daß es teilweise bei den Protestanten eine Art "liturgische Bewegung" gibt.
Dietrich Stollberg (Marburg) hat 1993 ein Buch mit dem Titel "Liturgische Praxis. Kleines evangelishes Zeremoniale" herausgegeben in dem sich gleichsam eine "Rückbesinnung" auf einen alle Sinne ansprechenden Gottesdienst findet: Ministranten in Ministrantengewändern, Pastöre mit Meßgewand und Stola, Kerzen, Weihrauch, Einzugsprozessionen etc. etc.
Zwei Bilder aus dem Buch (wohlgemerkt: ein prot. Gottesdienst):


Ob es so ist oder so kommt kann ich nicht beurteilen.Athanasius13 hat geschrieben:...Es ist abzusehen, daß in einigen Jahren ein katholischer Gottesdienst nicht mehr von einem protestantischen unterscheidbar ist...
Aber zur Zeit ist es auf jeden Fall so, daß eine katholische Messe der Petrusbruderschaft von einer Messe der schismatischen Piusbruderschaft nicht zu unterscheiden ist.
