Henry Vollam Morton schreibt irgendwo (ich zitiere jetzt aus dem Gedächtnis) in seinem (köstlichen) A Traveller in Southern Italy, zuerst 1969, daß man in Neapel nur sicher überqueren kann (egal ob bei rot oder grün), indem man entweder den Arm weit ausstreckt, und ohne links und rechts zu gucken, festen Schrittes das rettende Ufer anstrebt, oder aber sich als Nonne verkleidet. Dafür hielte alles an (jedenfalls in den 60ern).taddeo hat geschrieben: ↑Mittwoch 15. April 2020, 22:00In Regensburg, nahe beim Domspatzengymnasium, gibt es eine Fußgängerampel am Überweg über eine vierspurige Hauptverkehrsstraße.Lycobates hat geschrieben: ↑Mittwoch 15. April 2020, 20:30Mir geht es ebenso.Herr v. Liliencron hat geschrieben: ↑Mittwoch 15. April 2020, 20:02Ich stamme aus D, lebe aber nicht dort - und kann dieses Syndrom nicht nachvollziehen.
Aber das Syndrom kann ich trotzdem nachvollziehen.
Als ich vor Jahrzehnten in Tunis, im europäischen Montfleury-Viertel an einem Fußgängerüberweg wartete (die Ampel war rot, aber in weiter Ferne war kein Auto zu sehen), winkte mir ein Polizist von gegenüber, doch bitte zu überqueren, was ich dann mit einigem Befremden auch tat. Er sagte mir dann väterlich (ich war damals noch ein, buchstäblich, blauäugiger junger Mann und in keiner Weise als autochthon definierbar), wenn kein Auto zu sehen wäre, müßte ich trotz rot überqueren, sonst würde ich andere Fußgänger verwirren!
Wenn ich dasselbe unter den gleichen Umständen in unserem biederen Deutschland mache, werde ich von den Umstehenden angepöbelt.
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Da stand mal an einem Sonntagmorgen (wo kaum Verkehr war) ein Kardinal Ratzinger und wartete vorbildlich, bis endlich grün würde, obwohl seit Minuten kein Auto vorbeikam. Zu seinen Begleitern sagte er allerdings: "In Rom würde ich da jetzt bei Rot drübergehn!"![]()
Ersteres habe ich mehrfach (mit Erfolg) probiert, letzteres nicht
