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Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 14:22
von conscientia
@all: Ich eröffne hier einen neuen Strang, weil der, aus dem das Zitat kommt ("Pfarrer verlässt Gemeinde von heute auf morgen"), gesperrt ist.
Bernado hat geschrieben:Aber richtig ist zweifellos, daß einige jüngere Geistliche, die den Weg einer Wiedergewinnung katholischer Identität in Lehre und Ritus gehen wollen, unterschätzen, wie weit viele schon von dieser Identität abgekommen sind und sich schon am Rande eines allgemein-christlichen Raums aufhalten. Der Verweis auf Papst Benedikt, der seine Schritte in Richtung Re-katholisierung sehr vorsichtig setzt (und schon dafür heftig ins Feuer gestellt wird), ist sicher berechtigt.
Trotz der Sperrung noch einen Gedanken:
Wenn kirchliche Mitarbeiter den Weg einer Wiedergewinnung römisch-katholischer Identität in Lehre und Ritus gehen, finde ich das gut.
Sicher gibt es einige, die sich nicht ganz darüber im Klaren sind, wie weit eine christliche, die Konfessionen übergreifende Glaubensidentität eigentlich geht, dass man da jeglichem Neuheidentum absagen muss (incl. des Konsums o. Ä.).
Nur gibt es Felder im Gemeindeleben, die um des Zieles einer innerkirchlichen Erneuerung willen größerer Aufmerksamkeit bedürfen als die Einführung der Sel.-Kaiser-Karl-Verehrung oder einer samstäglichen Vetus-Ordo-Messe.
Wie wäre es mit dem Versuch in einer Gemeinde die, die entschieden aus christlichen Glauben leben, wenn sie fähig sind, an entscheidenden Stellen wie der Kommunion- und Firmkatechese einzusetzen?
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 14:29
von conscientia
Und welcher traditionalistische Geistliche ist bereit sich zeitlich so weit zu binden, dass er morgens und abends für Laudes und Vesper in der Pfarrkirche da ist, auch wenn nur einer kommt?
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 15:11
von Bernado
conscientia hat geschrieben:Wenn kirchliche Mitarbeiter den Weg einer Wiedergewinnung römisch-katholischer Identität in Lehre und Ritus gehen, finde ich das gut.
Sicher gibt es einige, die sich nicht ganz darüber im Klaren sind, wie weit eine christliche, die Konfessionen übergreifende Glaubensidentität eigentlich geht, dass man da jeglichem Neuheidentum absagen muss (incl. des Konsums o. Ä.).
Nur gibt es Felder im Gemeindeleben, die um des Zieles einer innerkirchlichen Erneuerung willen größerer Aufmerksamkeit bedürfen als die Einführung der Sel.-Kaiser-Karl-Verehrung oder einer samstäglichen Vetus-Ordo-Messe.
Nun - das ist ein sehr weites Feld. Patentrezepte gibt es da sicher nicht.
Wenn heute ein traditionell orientierter Priester in eine ganz normale Pfarrei kommt, wird er sicher zunächst einmal 90% von allem, was er vorfindet, so belassen müssen, wie es ist - aus ganz praktischen Erwägungen. Ob zu den 10% Änderungen eine Gebetsnische zum Kaiser Karl gehört, weiß ich auch nicht - aber soviel Subjektivität muß sein können. Eine Alte Messer an einem bisherigen "liturgiefreien Tag" gehört ganz bestimmt dazu. Sie steht für Quelle und Gipfel des katholischen Lebens im Geist der unaufgebbaren Tradition. Sie nimmt keinem etwas, aber gibt vielen Gelegenheit zu vielem. Sie gibt vor allem auch die Gelegenheit, die Rückbindung der gemeinde an die Weltkirche zu stärken. Hier kann der katholisch orientierte Priester in einer "modernen" Pfarrei auch nur begrenzt Kompromisse eingehen: Er darf niemanden zwingen, die alte Messe zu besuchen - aber von Aktivisten, die andere daran hindern wollen, wird er sich auf die eine oder andere Weise trennen müssen, wenn er nicht untergehen will.
Er wird das Evangelium predigen müssen und wollen - auch wenn einige daran Anstoß nehmen.
Er wird dem antirömischen Affekt entgegentreten - auch wenn ....
Er wird die Teile der Katechese, die am Katechismus vorbeigehen (brotbackende Kommunionmütter usw) in die eigenen Hände nehmen müssen, auch wenn ....
Er wird Brautunterricht und Taufunterweisung nicht als Fomalie abhaken, auch wenn....
Ob er sich dabei täglich für Laudes und Vesper binden kann, weiß ich nicht. Eine Sonntagsvesper wäre ja auch schon ein Anfang, und vielleicht noch ein weitere "liturgischer Tag" an einem Wochentag.
Aber das sind hier alles Trockenübungen.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 15:34
von conscientia
Im Prinzip*) einverstanden.
Ich stelle nur fest, wie unterschiedlich die Bräuche vor Ort sind: Den "liturgiefreien Tag" (LIF oder LIT) kenne ich gar nicht. Priesterliches (und gemeindliches!)**) Selbstverständnis dürfte so etwas gar nicht zulassen.
*) Ich gebe zu bedenken: Die Energie, die man für die Ministranten-Ausbildung für die Vetus-Ordo-Messe investiert, verbraucht man besser für die liturgisch genaue Feier der Sonntagsmesse.
Aber das ist Ansichtssache.
**) In dem Punkt merkt man, wie selbstherrlich Priester unter Umständen sein können (gleich welcher Ausrichtung und Fraktion): Mancher sagt, Hauptsache, ein LIF, dass die Gemeinde - wenn auch geeint und geordnet unter einem Priester, aber eben die Gemeinde - Liturgie feiert und feiern soll (Quelle und Höhepunkt usw.), spielt gar keine Rolle.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 15:49
von taddeo
Aus meiner eigenen Beobachtung dessen, was bei uns hier so der Alltag in der "Seelsorge" ist, würde ich als wichtigste "Methode" für eine Erneuerung folgendes empfinden:
Der Priester sollte das, was er tut, in einer Art und Weise tun, daß man ihm auch irgendwie anmerkt, daß er es mit Liebe tut und daß es ihm persönlich wertvoll ist.
Das wäre schon mal das wichtigste, finde ich. Das wäre auch für den NOM einzufordern und machbar.
Ich kenne hier kaum einen Priester, der in seiner persönlichen Art zu zelebrieren auch nur den Anschein erweckt, als ginge es da um das Kostbarste, was der Kirche und ihm selber anvertraut ist. Wie sollen da die normalen Gläubigen auf die Idee kommen, daß die Messe wirklich wichtig ist und deshalb nicht völlig in der beliebigen Verfügbarkeit der Mitwirkenden steht?
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 16:29
von lifestylekatholik
@conscientia: Im Prinzip einverstanden.
conscientia hat geschrieben:Ich gebe zu bedenken: Die Energie, die man für die Ministranten-Ausbildung für die Vetus-Ordo-Messe investiert, verbraucht man besser für die liturgisch genaue Feier der Sonntagsmesse.
Das ist wohl kein Entweder-Oder, sondern das eine führt zum anderen hin und umgekehrt.
»Aber das ist Ansichtssache.«

Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 17:46
von Sascha B.
taddeo hat geschrieben:Aus meiner eigenen Beobachtung dessen, was bei uns hier so der Alltag in der "Seelsorge" ist, würde ich als wichtigste "Methode" für eine Erneuerung folgendes empfinden:
Der Priester sollte das, was er tut, in einer Art und Weise tun, daß man ihm auch irgendwie anmerkt, daß er es mit Liebe tut und daß es ihm persönlich wertvoll ist.
Das wäre schon mal das wichtigste, finde ich. Das wäre auch für den NOM einzufordern und machbar.
Ich kenne hier kaum einen Priester, der in seiner persönlichen Art zu zelebrieren auch nur den Anschein erweckt, als ginge es da um das Kostbarste, was der Kirche und ihm selber anvertraut ist. Wie sollen da die normalen Gläubigen auf die Idee kommen, daß die Messe wirklich wichtig ist und deshalb nicht völlig in der beliebigen Verfügbarkeit der Mitwirkenden steht?
Solche Priester hab ich bisher auch erst zwei erlebt.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 18:13
von Jacinta
conscientia hat geschrieben:Und welcher traditionalistische Geistliche ist bereit sich zeitlich so weit zu binden, dass er morgens und abends für Laudes und Vesper in der Pfarrkirche da ist, auch wenn nur einer kommt?
Woher will er vorher wissen, dass da nur einer kommt? Das ist doch gerade
das Totschlagargument gegen die Alte Messe! Es wird von Seiten der Amtskirche behauptet, es gibt keine Bedarf. Ich bin aber überzeugt, dass sich nach einigen Wochen regelmäßiger und entsprechend in den Pfarrblättern bekannt gemachtet Zelebration in jeder größeren Stadt ein Kreis von Gläubigen zusammenfinden würde, der regelmäßig (wenigstens einmal in der Woche) käme.
Ich bin nun schon seit mehr als einem Jahr Mitglied der Amtskirche und noch viel länger Zaungast in diversen Kursen und Veranstaltungen gewesen. Das Thema Alte Messe ist nicht existent, nicht ein einziger Vortrag oder eine einzige Katechese zum Thema. Auf Nachfrage gibt den üblichen Sermon (s. o.) als Antwort.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 18:16
von Sascha B.
Jacinta hat geschrieben:conscientia hat geschrieben:Und welcher traditionalistische Geistliche ist bereit sich zeitlich so weit zu binden, dass er morgens und abends für Laudes und Vesper in der Pfarrkirche da ist, auch wenn nur einer kommt?
Woher will er vorher wissen, dass da nur einer kommt? Das ist doch gerade
das Totschlagargument gegen die Alte Messe! Es wird von Seiten der Amtskirche behauptet, es gibt keine Bedarf. Ich bin aber überzeugt, dass sich nach einigen Wochen regelmäßiger und entsprechend in den Pfarrblättern bekannt gemachtet Zelebration in jeder größeren Stadt ein Kreis von Gläubigen zusammenfinden würde, der regelmäßig (wenigstens einmal in der Woche) käme.
Ich bin nun schon seit mehr als einem Jahr Mitglied der Amtskirche und noch viel länger Zaungast in diversen Kursen und Veranstaltungen gewesen. Das Thema Alte Messe ist nicht existent, nicht ein einziger Vortrag oder eine einzige Katechese zum Thema. Auf Nachfrage gibt den üblichen Sermon (s. o.) als Antwort.
Sehe ich genauso. Ich wüsste tatsächlich Leute ältere Gläubige welche die "alte" Messe nocha us ihrer Jugend kennen udn diese gerne wieder erleben würden. Auch jüngere Gläubige würden sie gerne besuchen bzw ersteinmal sehen. Laut Kirchenspitze in Deutschland gibt es aber keinen Bedarf.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 18:17
von cantus planus
Ich sage dazu nur eines: durch die Alte Messe habe ich alleine in den vergangenen Monaten fast 10 Bekehrungen in meinem Umfeld erlebt. Durch den Novus Ordo noch keine.
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 18:49
von Jacinta
cantus planus hat geschrieben:Ich sage dazu nur eines: durch die Alte Messe habe ich alleine in den vergangenen Monaten fast 10 Bekehrungen in meinem Umfeld erlebt. Durch den Novus Ordo noch keine.
Mit jedem Besuch der Alten Messe empfinde ich den Novus Ordo als unbefriedigender. Ich gehe auch werktags inzwischen seltener hin. Das empfinde ich als großen Verlust. Aber was soll man tun, außer fern bleiben?
Dabei kann ich heute gar nicht mal mehr sagen, was mich damals geritten hat, dass ich eines schönen Sonntags Morgen im Urlaub nicht in die nächste Pfarrkirche, sondern in die Kapelle der FSSPX spaziert bin...

Irgendwie war das Liebe auf den erste Blick, trotz aller politischen Vorbehalte, die bei mir gerade gegenüber der Piusbruderschaft geblieben sind. Die Messen da fand ich bisher alle gut, auch die stillen. Trotzdem will ich vorerst bei der Amtskirche, zumal ich hoffe, dass sich bei den Neubesetzungen der Bistümer in den nächsten Jahre etwas positiv bewegen könnte (7 amtierende Bischöfe sind Jg. 1938 oder älter).
Re: Seelsorgerliche Methode für innerkirchliche Erneuerung
Verfasst: Montag 31. Mai 2010, 19:49
von Linus
cantus planus hat geschrieben: Durch den Novus Ordo noch keine.
Ich schon. Ein Freikirchler begann sich zu fragen, warum sie
Heiliges Abendmahl sagen, und nachher den Wein wegschütteten.... jetzt ist er Ministrant in der Peterskirche.