@Marion: Tradition ist das, was die heiligen Apostel überliefert haben.
Germanus hat geschrieben:Ich wiederum finde es ungehörig, aus Anbiederung an neuere lat. Bräuche meine eigene lit. Tradition zu verleugnen und an bestimmten Tagen die Knie zu beugen, nicht zu fasten etc., wo die lat. Traditionalisten mir einen Mangel an Ehrfurcht vorwerfen würden.
Wenn es neuere Bräuche sind, muß man schauen, ob sie tradtionswidrig sind oder leigtime Weiterentwicklung der
einen Tradition, die in unterschiedlichen Formen in den jeweiligen (Orts-)Kirchen weitergegeben wurden.
So wie es vier Evangelien gibt, die nicht in allem harmonieren (zB Zeitansatz des Pascha des Herrn), so darf es mE eine Vielfalt geben, die die Einheit nicht infrage stellt.
Zum leidigen Thema Verbot des Knieens an Sonntagen habe ich schon vor einiger Zeit etwas geschrieben: Die hl. Väter von Nizäa hatten, so wie ich es sehe, das kniefällige Gebet vor Augen bei ihrem Verbot, als Ausdruck der Buße.
Wenn aber der Lateiner [sonntags] kniet, dann ist es idR Ausdruck der Anbetung.
Ich warne hier vor reinem Formalismus; Intention und Objekt sind mit zu berücksichtigen.
Die Griechen warfen den Lateinern das Samstagsfasten vor als Rückfall in mosaische Gebräuche, wie ebenso die Verwendung des Azymen. Ersteres ist nun aber kein neuerer Brauch, sondern ein schon lange bezeugter, gilt (man muß ja leider sagen: galt) in der römischen Kirche als apostolisch. Aber auch die Griechen fasten samstags, wenn auch nur an einem Tag im Jahr, am Karsamstag. Nun könnte man genau den Vorwurf der Angleichung bzw. des Weitertradierens mosaischer Gebräuche umkehren und sagen: ihr stellt den Samstag neben den Sonntag durch seine Fastenfreiheit. Aber die Kirche ist das wahre Israel; neu und alt gehören zusammen. Machen wir den anderen nicht zum Vorwurf, womit sie Gott zu ehren bestrebt sind, auch wenn wir es genau umgekehrt halten! Schauen wir lieber auf die Motive: ob Gottesfurcht, Glaube und Liebe leitend sind oder nicht; das ist das Entscheidende!