Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Himmelfahrt

Markus 16, 14-20
Auslegung des hl. Papstes Gregor
Daß die Jünger erst nach langem Zögern an die Auferstehung des Herrn glaubten, war nicht so sehr eine Schwäche von ihnen, als vielmehr, wenn ich mich so ausdrücken darf, für die Zukunft eine Stärkung unseres Glaubens. Denn wegen ihres Zweifelns wurde die Auferstehung durch zahlreiche Erscheinugen ihnen bewiesen; wenn wir davon lesen und daran glauben, was ist das anders, als daß wir durch ihre Zweifel im Glauben befestigt werden? Maria Magdalena die schnell glaubte, hat uns weniger genützt als Thomas, der lange zweifelte. Denn er durfte wegen seiner Zweifel die Wundmale des Herrn berühren und nahm so die Wunde des Zweifels aus unserem Herzen. Um die wirkliche Auferstehung unseres Herrn euch klarzumachen, müssen wir auch beachten, was Lukas berichtet: Er aß mit ihnen und befahl ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen; und kurz danach: Er ward vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Achtet auf jedes Wort und denkt an seinen tiefen Sinn! Er aß mit ihnen und ward emporgehoben; er speiste und stieg empor; durch den Genuß von Speise sollte die Wirklichkeit seines Leibes bewiesen werden. Markus aber berichtet, daß der Herr, bevor er sich in den Himmel erhob, die Jünger wegen ihrer Herzenshärte und ihres Unglaubens getadelt hat. Was sollen wir hierbei anderes denken, als daß der Herr deswegen die Jünger tadelte, bevor er dem Leibe nach von ihnen schied, damit die Worte, die er beim Abschied sprach, um so fester in den Herzen der Zuhörer eingeprägt blieben? Nun wollen wir noch hören, welche Mahnung er ihnen gab, nachdem er ihnen ihre Herzenshärte verwiesen hatte. Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wie, meine Brüder, sollte denn das Evangelium auch den leblosen Dingen oder den vernunftslosen Tieren gepredigt werden? Er sagte ja seinen Jüngern: Predigt allen Geschöpfen. Doch mit diesem Ausdruck: alle Geschöpfe, ist der Mensch gemeint. Der Mensch hat mit jedem Geschöpf etwas gemeinsam. Er hat das Sein mit den Steinen, das Leben mit den Pflanzen, das Empfinden mit den Tieren und das Denken mit den Engeln gemeinsam. Wenn also der Mensch mit jedem Geschöpf etwas gemeinsam hat, so ist der Mensch in gewissem Sinne ein jedes Geschöpf. Allen Geschöpfen wird also das Evangelium gepredigt, wenn es dem Menschen allein gepredigt wird.
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Hl. Jungfrau Pudentiana

Die Jungfrau Pudentiana war eine Tochter des Pudens aus Rom. Nach dem Tode ihrer Eltern verkaufte sie in ihrem staunenswerten Eifer für den christlichen Glauben zusammen mit ihrer Schwester Praxedes ihr väterliches Erbgut und verteilte den Erlös an die Armen; sie selbst diente dem Herrn mit Fasten und Beten. Unter ihrem Einfluß ließ sich ihre ganze Familie, im ganzen 96 Personen, von Papst Pius taufen. Da Kaiser Antoninus den öffentlichen Gottesdienst der Christen verboten hatte, feierte Papst Pius im Hause der Pudentiana mit den Christen das heilige Opfer. Sie nahm sie gütig auf und sorgte für alles, was sie zum Leben notwendig hatten. Inmitten dieser christlichen Liebestätigkeit ereilte sie der Tod. Sie wurde im Grabe ihres Vaters im Cömeterium der Priszilla an der Salarischen Straße beigesetzt am 19. Mai.
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Montag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Lesung 4-6
Predigt des hl. Johannes Chrysostomus

Als Christus zum Himmel auffuhr, brachte er dem Vater die Erstlinge unserer Natur dar. Der Vater blickte mit Bewunderung auf diese Gabe, einerseits wegen der Würde dessen, der sie darbrachte, andererseits auch wegen der Makellosigkeit der Gabe selbst. Er nahm die Gabe bei der Hand, führte sie zu seinem Throne, ja, was noch mehr ist, er setzte sie zu seiner Rechten. Wir wollen sehen wer der ist, der hören durfte: Setze dich zu meiner Rechten! und was für eine Natur es war, zu der Gott sagte: Teile mit mir meinen Thron! Es ist jene Natur, die einst das Wort hören mußte: Du bist Staub, und sollst wieder zu Staub werden. Es war ihm nicht genug, in die Vollkommenheit des Himmels einzuziehen und bei den Engeln zu sein. Er drang vielmehr in den Himmel ein, stieg empor über die Cherobim, erhob sich über die Seraphim und machte nicht eher Halt, als bis er den Thron des Herrn erreicht hatte. Bedenke doch, welch ein Abstand ist zwischen Himmel und Erde, ja, wie weit die Hölle von der Erde entfernt ist, wie weit es ist im Himmel bis zu den obersten Sphären, von da bis zu den Engeln, bis zu den höchsten Mächten, bis zum Throne Gottes selbst! Über all das wurde unsere Natur emporgehoben; der Mensch, der so tief gefallen war, daß er nicht tiefer hätte sinken können, wurde zu einem so erhabenen Throne emporgehoben, daß er nicht mehr höher steigen konnte. Das meint auch Paulus, wenn er sagt: Der hinabstieg, ist derselbe, der auch hinauffuhr. Und wiederum. Er stieg herab auf die Erde hier unten und stieg empor über alle Himmel. Merkt euch also, wer da aufgefahren ist und welche Natur erhoben wurde! Ich verweile gern bei diesem Gegenstand. Wenn wir an das ganze Menschengeschlecht denken, dann können wir nur staunen über die Güte Gottes, der eine solche Ehre und Herrlichkeit unserer Natur verliehen hat. Heute sah man sie erhöht über alles andere; heute sahen sie Engel und Erzengel, wie unsere Natur auf dem Throne des Herrn in unvergänglicher Herrlichkeit glänzte.
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Dienstag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Predigt des hl. Bischofs Maximus

Meine Lieben! Ihr erinnert euch, wie ich den Erlöser mit jenem Adler verglichen habe, von dem wir im Psalme lesen: die Jugend erneuert sich wie die des Adlers. Zwischen beiden besteht tatsächlich eine nicht geringe Ähnlichkeit. Wie der Adler die Erde unten liegen läßt, sich in die Höhe schwingt und dem Himmel nahe zu kommen sucht, so hat auch der Heiland die Tiefen der Unterwelt verlassen, hat zu den Höhen des Paradieses sich aufgeschwungen und ist bis zu den höchsten Regionen des Himmels vorgedrungen. Und wie der Adler den Schmutz der Erde unter sich läßt, sich in die Höhe erhebt und an der frischen, reinen Luft sich labt, so schwang auch der Herr über den Sündenschmutz auf Erden sich empor, erhob sich auf den Flügeln seiner Heiligen und erfreut sich eines reinen , lauteren Lebens. So passt also das Bild des Adlers vollkommen auf unsern Erlöser. Aber was sagen wir dazu, daß der Adler oft nach Beute ausfliegt und häufig fremdes Eigentum wegnimmt? Doch auch hierin ist ihm der Erlöser nicht unähnlich. Denn auch er holte sich sozusagen eine Beute, da er den Menschen, dessen Natur er angenommen hatte, der Hölle entriß und ihn in den Himmel führte, da er ihn, als er unter der Gewalt eines anderen, nämlich des Teufels, stand, aus der Knechtschaft befreite und den Gefangenen zum Himmel führte, wie es beim Propheten geschrieben steht: Er fährt auf in die Höhe und führt mit sich die Gefangenen und gibt Geschenke den Menschen. Er fährt auf in die Höhe, heißt es, und führt mit sich die Gefangenen. Wie herrlich beschreibt der Prophet den Triumph des Herrn! Es war Sitte, so wird berichtet, daß vor dem Wagen der triumphierenden Könige eine Schar von Gefangenen einherzog. Seht, wie der Herr zum Himmel auffuhr, da zog nicht vor ihm her, sondern da begleitete ihn eine glorreiche Schar von Gefangenen; sie wurden nicht vor seinem Wagen hergeführt, sondern sie selbst hoben den Heiland in die Höhe. Während der Gottessohn den Menschensohn zum Himmel erhob, da wurden auch die Gefangenen mit emporgetragen und trugen selbst geheimnisvollerweise den Heiland empor.
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Mittwoch in der Oktav von Himmelfahrt Lesung 4-6
Predigt des hl. Gregor von Nyssa

Den heutigen Festtag, der an sich schon groß genug ist, macht der Prophet David noch schöner dadurch, daß er durch seine Psalmen zur Erhöhung der Festtagsfreude beiträgt. Dieser erhabene Prophet schwingt sich empor, als würde er von der Last des Körpers nicht mehr zur Erde herabgezogen, er mischt sich unter die himmlischen Mächte und kündet uns, was sie riefen, als sie den Herrn bei seiner Rückkehr in dem Himmel begleiteten. Da riefen sie den Engeln, die auf Erden weilen und deren Obhut der Herr bei seinem Eintritt in das irdische Leben anvertraut war, zu: Öffnet eure Tore, ihr Fürsten! Tut euch auf, ihr ewigen Tore, daß einziehen kann der König der Herrlichkeit! Doch der Herr, der alles umfasst, richtet sich überall, wo er ist, nach dem Grade der Aufnahmefähigkeit derer, die ihn sehen und hören. So wurde er unter den Menschen ein Mensch; und auch, wenn er unter Engeln weilt, passt er sich derer Ausdrucksweise an. Die Torwächter fragten nun: Wer ist dieser König der Herrlichkeiten? Und sie erhielten die Antwort: Der Heldenstarke, der Kriegsgewaltige. Der Herr war ja ausgezogen zum Kampf wider den, der die menschliche Natur in Knechtschaft und Gefangenschaft hielt; er wollte den besiegen, dem die Macht des Todes gegeben war; er wollte den schlimmen Feind bezwingen und das Menschengeschlecht zur Freiheit und zum Frieden führen. Die Torwächter eilten ihm entgegen und ließen die Tore öffnen, damit er in die Herrlichkeit des Himmels wieder einziehe. Jedoch sie erkannten ihn nicht, weil er das armselige Gewand unserer Menschennatur angezogen hatte, weil sein Kleid gerötet war in der Kelter menschlicher Leiden. Darum fragten sie nochmals seine Begleiter: Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Die Antwort lautete jetzt nicht mehr: Der Heldenstarke, der Kriegsgewaltige; sondern: der Herr der Heerscharen: Er der die Macht über die ganze Welt besitzt, der alles unter sich vereinigt, der alles in seinem Urzustand wieder hergestellt hat, er ist der König der Herrlichkeit.
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Am Oktavtag der Himmelfahrt des Herrn

Lesung 4-6
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Alle Wunder, die der Herr Jesus Christus hinieden in unserer schwachen Menschennatur wirkte, sind uns zum Nutzen. Als er die menschliche Natur über die Sterne emporhob, zeigte er, daß den Gläubigen der Himmel offen steht; als er sich als Sieger über den Tod zum Himmel schwang, zeigte er den Siegern, wohin sie ihm folgen sollten. Die Himmelfahrt des Herrn war also eine Bekräftigung des katholischen Glaubens, damit wir in Zukunft gläubig dieses gnadenbringende Wunder annehmen, nachdem wir schon jetzt seine Wirkung erfahren haben. Jeder Gläubige soll, da er jetzt schon so große Gnaden verkostet hat, durch die, die er bereits erhalten hat, lernen, auch auf die verheißenen zu warten, und soll so die in Vergangeheit und Gegenwart empfangene Güte Gottes gleichsam als Bürgschaft für die Zukunft betrachten. Über die Höhen des Himmels wird also der irdische Leib emporgehoben. Die kurz zuvor noch in dem engen Grabe eingeschlossenen Gebeine werden unter die Schar der Engel eingereiht; die sterbliche Natur wird in den Schoß der Unsterblichkeit aufgenommen. Dies bezeugt der heilige Bericht der Apostelgeschichte: Als er dieses gesagt hatte, ward er vor ihren Blicken emporgehoben. Wenn du hörst: emporgehoben, so denke an die ihm dienstbaren Heerscharen. Der heutige Festtag kündet uns also die geheimnisvolle Begnadigung Gottes und des Menschen. In einer und derselben Person musst du zweierlei anerkennen: In dem, der ihn emporträgt, den allmächtigen Gott, in dem aber, der emporgetragen wird, einen wirklichen Menschen. Ganz verwerflich ist daher das Gift jener vom Morgenland gekommenen Irrlehre, die aus gottloser Neuerungssucht zu behaupten wagt, der Gottessohn und Menschensohn habe nur eine Natur. Jedesmal verfällt man einem Irrtum: Wenn man ihn für einen bloßen Menschen hält, leugnet man in ihm die Majestät des Schöpfers; bezeichnet man ihn nur als Gott, dann leugnet man die Barmherzigkeit des Erlösers. Unter diesen Umständen kann auch ein Arianer nicht leicht die Wahrheit des Evangeliums für sich in Anspruch nehmen, wo wir doch vom Sohne Gottes einmal lesen, er sei dem Vater gleich, das andere mal, er sei kleiner als der Vater. Wer nämlich in verderblicher Verblendung glaubt, unser Erlöser besitze nur eine Natur, der muß folgerichtig sagen, entweder es sei nur ein Mensch oder nur Gott gekreuzigt worden. Aber es ist nicht so. Denn wenn er nur Gott wäre, hätte er den Tod nicht erleiden, wenn er nur Mensch, ihn nicht besiegen können.
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Freitag nach der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Lesung 4-9

Aus der Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Wenn unser Heiland nicht in unserem Fleische den Teufel überwunden hat, dann war sein Kampf ein bloßes Spiel, kein Sieg zu unserem Heile. Wenn er nicht mit unserem Leibe auferstanden ist, dann hat er unserer Natur durch seine Auferstehung nichts genützt. Wer das behauptet, versteht nicht den Sinn der Menschwerdung, der bringt Verwirrung in die Heilsordnung und nimmt ihr allen Wert. Wenn er nicht in unserem Fleische die Erlösung vollbrachte, dann hat er vom Menschen nur die niedrige Geburt sich erwählt. Doch ferne sei von uns eine solche gefährliche Meinung! Von uns ist, was er hingegeben, von ihm was er uns geschenkt hat. Mein Leib war es, so gestehe ich, der ins Grab sank, damit auch mir die Auferstehung zuteil werde. Mein Leib war es, der im Grabe lag, damit auch mir die Himmelfahrt ermöglicht werde. In dem Leibe unseres Menschentums also hat der Tod Christi und das Leben gebracht, hat seine Auferstehung uns aufgerichtet und seine Himmelfahrt uns geheiligt. In dem Leibe unserer Menschheit hat er im Himmelreich das Unterpfand für unsere einstige Aufnahme in den Himmel hinterlegt. Darum wollen wir uns bemühen, Geliebteste, daß auch wir, so wie der Herr am heutigen Tage mit unserem Leibe zu den himmlischen Höhen aufgefahren ist, mit allen Kräften unsere Hoffnung dorthin richten und ihm im Geiste folgen. Schwingen wir uns mit ihm empor im Geiste und in Wirklichkeit, selbst mit Hilfe unserer Fehler und Leidenschaften! Denn ein jeder von uns, der sich bemüht, sie zu unterdrücken, und sich gewöhnt sie niederzutreten, kann sie sozusagen als Stufenleiter benutzen, auf den er zu den seligen Höhen emporsteigt. Sie werden uns emporheben, wenn sie unter uns liegen. Wir machen uns also eine Leiter aus unseren Fehlern, wenn wir sie niedertreten. Denn mit dem Urheber des Guten kann sich das Böse nicht erheben, mit dem Sohne der Jungfrau nicht Leidenschaft und Wollust. Laster können sich nicht erheben mit dem Vater der Tugend, Sünden nicht mit dem Gerechten, Schwachheiten und Krankheiten nicht mit dem Arzte. Wenn wir daher eingehen wollen in das Reich des Arztes, müssen wir zuvor unsere Wunden heilen. Sorgen wir stets für die rechte Ordnung zwischen Leib und Seele, damit der niedere Teil, der Leib, den höheren, die Seele, nicht in den Abgrund reiße. Vielmehr soll der vornehmere Teil unserer Natur den Leib heiligen und für den Himmel gewinnen. Dazu helfe uns der, der lebt und regiert in alle Ewigkeit! Amen!
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Hl. Papst und Martyrer Johannes I. 27. Mai

Johannes stammte aus Etrurien; er leitete die Kirche zur Zeit des Kaisers Justinus des Älteren. Zu ihm kam der Papst hilfesuchend nach Konstantinopel, weil der irrgläubige König Theodorich ganz Italien verwüstete. Seine Reise hat Gott auch durch Wunder verherrlicht. Ein vornehmer Mann gab ihm nämlich zu Korinth ein Pferd zur Weiterreise. Zuvor hatte seine Gattin es immer benutzt und es war ganz zahm gewesen. Als der Papst es aber seinem Herrn wieder zurückgab, wurde es ganz wild, wütend bäumte es sich immer wieder auf und warf seine Herrin ab, als ob es nun die Frau nicht mehr tragen wollte, nachdem der Statthalter Jesu Christi darauf gesessen. Darum schenkte sie das Pferd dem Papst. Noch größer war das Wunder, als er zu Konstantinopel beim goldenen Tor vor einer großen Volksmenge, die zusammen mit dem Kaiser dem Papst entgegengezogen war, um ihn zu empfangen, einem Blinden das Augenlicht wiedergab. Da warf sich selbst der Kaiser ihm zu Füßen und huldigte ihm. Nachdem er mit dem Kaiser sich geeinigt hatte, kehrte er nach Italien zurück. Gleich darauf schrieb er an alle Bischöfe Italiens, sie sollten alle Kirchen der Arianer nach katholischem Ritus weihen: Er fügte hinzu; Auch ich habe, als ich zu Konstantinopel war, um Schutz zu suchen für die katholische Religion, sowie auch wegen des Vorgehens des Königs Theodorich, alle Kirchen der Arianer, die ich in jenen Ländern finden konnte, zu katholischen Kirchen geweiht. Theodorich nahm das aber sehr ungnädig auf; er lockte den Papst hinterlistigerweise nach Ravenna und ließ ihn dort in den Kerker werfen. Vor Entbehrungen und Hunger starb er dort schon nach wenigen Tagen. Er hatte 2 Jahre, 9 Monate und 14 Tage regiert und hatte in dieser Zeit 15 Bischöfe geweiht. Bald darauf starb auch Theodorich; ein Einsiedler sah, so berichtet der heilige Gregor, wie er in den Krater des Lipari hineingeworfen wurde. Zu beiden Seiten standen Papst Johannes und der edle Symachus, den er ebenfalls getötet hatte; so sollten also diese beiden, die er getötet hatte, gleichsam Zeugen seines Untergangs sein. Der Leib des Johannes wurde von Ravenna nach Rom gebracht und in der Basilika des heiligen Petrus beigesetzt.
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Hl. Jungfrau Angela Merici
31.Mai

Angela Merici wurde in dem Städtchen Desenzano am Gardasee in der Diözese Verona, im Gebiet von Venedig von frommen Eltern geboren. Von früher Jugend an hütete sie mit großer Sorgfalt die Lilie der Jungfräulichkeit; sie hatte sich vorgenommen, sie allzeit zu bewahren. Jeder weibliche Schmuck war ihr abhold; absichtlich entstellte sie ihr schönes Antlitz und ihr herrliches Haar, um nur dem himmlischen Seelenbräutigam zu gefallen. In der Blüte der Jugend verlor sie ihre Eltern; nun versuchte sie vor Verlangen nach einer strengeren Lebensweise in die Einsamkeit zu flüchten, aber von ihrem Onkel wurde sie daran gehindert. Sie aber lernte es, zu Hause das zu üben, was ihr in der Einsamkeit nicht vergönnt war. Sie trug ein Bußkleid und geißelte sich häufig; Fleisch nahm sie nur, wenn sie krank war, Wein nur an den Festen der Geburt und der Auferstehung des Herrn; oft nahm sie mehrere Tage lang überhaupt nichts. Sie übte fleißig das Gebet und gönnte sich nur einen kurzen Schlaf auf dem bloßen Boden. Als einst der Teufel in der lichten Gestalt eines Engels sie zu täuschen versuchte, erkannte sie ihn sogleich und schlug ihn in die Flucht. Schließlich verzichtete sie auf ihr väterliches Erbe, nahm das Gewand des Dritten Ordens vom heiligen Franziskus und übte neben der Jungfräulichkeit auch die evangelische Armut. Dem Nächsten versagte sie keinen Liebesdienst; was von den Lebensmitteln, die sie sich erbettelte, übrig blieb, schenkte sie den Armen. Freudig diente sie den Kranken; vielerorts tröstete sie die Betrübten, erlangte den Verurteilten Begnadigung, versöhnte die Entzweiten, zog die Sünder aus dem Schmutz der Laster. Der Ruf der Heiligkkeit ging ihr überall voraus. Häufig stärkte sie sich mit dem Brot der Engel; dies war ihre einzige Sehnsucht; dabei ward sie von solcher Liebesglut zu Gott entflammt, daß sie oftmals ihrer Sinne entrückt wurde. Die heiligen Stätten Palästinas besuchte sie mit großer Andacht. Auf dieser Reise verlor sie bei der Landung an der Küste von Kydon das Augenlicht, erhielt es aber bei der Rückkehr am gleichen Ort wieder. Mit Gottes Hilfe entging sie der Gefangennahme durch die Barbaren und einem drohenden Schiffbruch. Schließlich ging sie nach Rom, um den festen Felsen der Kirche zu verehren und um den großen Jubiläumsablaß zu gewinnen. Es war unter dem Pontifikat Klemens VIII. Der Papst kam mit ihr ins Gespräch, erkannte ihre Heiligkeit und rühmte sie sehr. Er ließ sie auch nicht eher von Rom fort, als bis er erkannte, daß sie von Gott für etwas anderes berufen sei. Nach Brescia zurückgekehrt, mietete sie sich ein Haus neben der Kirche der heiligen Afra und gründete dort nach einer bestimmten Lebensweise auf Grund einer heiligen Regel eine neue Genossenschaft von Jungfrauen, wie es ihr durch eine himmlische Stimme und eine Erscheinung aufgetragen worden war. Sie stellte sie unter den Schutz der heiligen Ursula, der unbesiegbaren Führerin einer Jungfrauenschar, und nannte sie nach deren Namen. Kurz vor ihrem Tode sagte sie den dauernden Bestand dieser Genossenschaft voraus. Fast 70 Jahre alt, ging sie, reich an Verdiensten, am 27. Januar 1540 in den Himmel ein. Ihr Leichnam lag 30 Tage lang unbestattet, blieb aber biegsam, genau so wie ein lebendiger Körper. Schließlich wurde sie in der Kirche der heiligen Afra neben den anderen Heiligenreliquien, an denen diese Kirche reich ist, bestattet. An ihrem Grabe geschahen bald sehr viele Wunder. Die Kunde hiervon verbreitete sich immer mehr; bald hieß sie nicht nur in Brescia und Desenzano, sondern auch in anderen Städten allgemein die Selige, und ihr Bild wurde auf den Altären aufgestellt. Ja, selbst der heilige Karl Borromäus erklärte wenige Jahre später zu Brescia öffentlich, sie verdiene es, vom Apostolischen Stuhl in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen zu werden. Die Verehrung, die ihr vom Volke schon längst erwiesen wurde, die von den Bischöfen gebilligt und selbst von mehreren Päpsten huldvoll in Schutz genommen worden war, hat Papst Klemens XIII. in einem feierlichen Dekret genehmigt und bestätigt. Papst Pius VII. hat sie dann, als sie durch neue Wunder verherrlicht wurde, nach ordentlicher Prüfung dieser Wunder am 24. Mai 1807 in der Peterskirche feierlich heilig gesprochen und in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen.
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Hl. Bischof und Martyrer Bonifatius - 5. Juni

Bonifatius, vorher Winfried genannt, wurde gegen Ende des 7. Jahrhunderts in England geboren. Schon in früher Jugend faßte er aus Überdruß vor der Welt den Entschluß, ins Kloster zu gehen. Sein Vater versuchte vergeblich, durch weltliche Freuden ihn umzustimmen. So trat er denn ins Kloster ein und suchte unter der Leitung des heiligen Wolphard jegliche Tugend und Wissenschaft zu erlangen. Mit 30 Jahren empfing er die Priesterweihe. Nun verkündete er unermüdlich das Wort Gottes; zum größten Gewinn für die Seelen versah er dieses Amt. Gleichwohl war er unzufrieden und konnte nur unter Tränen an die vielen heidnischen Völker denken, die in Finsternis und Unwissenheit dahinlebten und dem Teufel dienten. Seine Sehnsucht war, mitzuarbeiten an der Ausbreitung des Reiches Christi. Sein Eifer für die Seelen wuchs von Tag zu Tag und steigerte sich zu ganz unwiderstehlichem Verlangen. Unter Tränen und Gebeten suchte er den Willen Gottes zu erkennen und erlangte schließlich vom Vorsteher seines Klosters die Erlaubnis, nach Deutschland zu gehen. Mit zwei Begleitern fuhr er von England ab und kam nach Dorestade in Friesland. Da aber damals gerade ein heftiger Krieg zwischen dem Friesenkönig Radbod und Karl Martell ausgebrochen war, blieb seine Predigt ohne Erfolg. Deshalb kehrte er nach England zurück; er ging wieder in sein Kloster und wurde dort gegen seinen Willen sogar zum Obern gewählt. Nach zwei Jahren legte er mit Zustimmung des Bischofs von Vinton sein Amt wieder nieder und ging nach Rom, um vom Apostolischen Stuhl sich die Vollmacht zu erwirken, den Heiden predigen zu dürfen. In Rom wurde er von Gregor II. freundlich aufgenommen; der Papst gab ihm auch statt Winfried den Namen Bonifatius. Er wies ihn nach Deutschland. Bonifatius verkündete also zuerst in Thüringen und Sachsen den christlichen Glauben. Inzwischen war auch der Friesenkönig Radbod, der grimmige Feind des Chirstentums, gestorben; darum kehrte Bonifatius nach Friesland zurück und verkündigte hier an der Seite des heiligen Willibrord drei Jahre lang das Evangelium mit solchem Erfolg, daß er die Götzenbilder zerstörte und zahllose Gotteshäuser errichten konnte. Der heilige Willibrord wollte ihn zum Bischof weihen, doch er lehnte ab, um sich ungehinderter der Bekehrung der Ungläubigen widmen zu können. Er ging wieder nach Deutschland und bewog mehrere tausend Hessen, von ihrer Abgötterei abzulassen. Von Papst Gregor wurde er nach Rom gerufen. Er legte ein feierliches Glaubensbekenntnis in die Hand des Papstes ab und wurde von ihm zum Bischof geweiht. Dann kehrte er nach Deutschland zurück und reinigte Hessen und Thüringen vollständig von den Überresten des Götzendienstes. Wegen dieser hohen Verdienste wurde er von Gregor III. zum Erzbischof erhoben und bei seiner dritten Romreise vom Papst zum Legaten des Apostolischen Stuhles bestellt. Kraft dieser Vollmacht errichtete er vier Bistümer und hielt verschiedene Kirchenversammlungen ab; unter diesen ist die von Estiennes besonders bemerkenswert; sie fand in Belgien im Bistum Cambrai statt; damals tat Bonifatius auch sehr viel, um den Glauben in Belgien zu fördern. Vom Papst Zacharias wurde er zum Erzbischof von Mainz ernannt; auf Geheiß dieses Papstes salbte er auch Pipin zum Frankenkönig. Nach dem Tode des heiligen Willibrord übernahm er die Leitung der Kirche von Utrecht, zunächst durch seinen Vertreter Eoban, dann persönlich; er gab nämlich das Bistum Mainz wieder ab und nahm in Utrecht seinen Sitz. Da die Friesen wieder ins Heidentum zurückgefallen waren, zog er noch einmal dorthin, um ihnen das heilige Evangelium zu verkünden. Mitten in dieser Tätigkeit wurde er mit Bischof Eoban und vielen anderen an der Borna von verbitterten Heiden grausam ermordet und so mit der Palme des Martyriums geziert. Der Leib des heiligen Bonifatius wurde nach Mainz gebracht und, wie er selbst bei Lebzeiten gewünscht hatte, im Kloster Fulda, das er errichet hatte, beigesetzt; dort wurde er durch viele Wunder verherrlicht. Papst Pius IX. dehnte das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre auf die ganze Kirche aus.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Bischof und Bekenner Norbert - 6. Juni
Lesung 4-6
Norbert war der Sohn sehr vornehmer Eltern. In seiner Jugend studierte er die schönen Wissenschaften; später kam er an den kaiserlichen Hof, lernte hier aber die Freuden der Welt verachten und beschloß, in den geistlichen Stand zu treten. Sobald er die heiligen Weihen empfangen, legte er alle weichlichen, kostbaren Kleider ab, trug ein härenes Gewand und widmete sich ganz der Verkündigung des Wortes Gottes. Er verzichtete auf seine reichen Pfründe, verteilte sein väterliches Erbe unter die Armen, aß nur einmal am Tage, am Abend, und zwar nur Fastenspeisen, ging barfuß und mit einem zerrissenen Gewande, auch bei der strengsten Winterkälte, und führte also ein Leben voll staunenswerter Strenge. Mächtig in Wort und Tat, brachte er zahllose Irrgläubige zum wahren Glauben, Sünder zur Buße und Entzweite zu Frieden und Eintracht. Als er in Laon weilte, bat ihn der Bischof, seine Diözese nicht zu verlassen; und so wählte er sich dort eine einsame Gegend, die Prémontré genannt. Hier gründete er mit dreizehn Gefährten den Orden der Prämonstratenser nach der Regel des heilgen Augustin, die er in einer Erscheinung von Gott empfangen hatte. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich von Tag zu Tag immer mehr, und so kamen jeden Tag zahlreiche Schüler zu ihm. Darum wurde sein Orden von Honorius II. und anderen Päpsten bestätigt. Er konnte mehrere Klöster errichten und ihn so in wunderbarer Weise ausbreiten. Norbert wurde später nach Antwerpen berufen und rottete dort die gottlose Irrlehre Tanchelins aus. Er war auch mit der Gabe der Weissagung und Wunder ausgestattet. Schließlich wurde er trotz seines Sträubens zum Erzbischof von Magdeburg ernannt. Energisch setzte er sich für kirchliche Zucht, besonders für die Ehelosigkeit der Geistlichen ein. Auf der Kirchenversammlung von Rheims trat er entschieden für Innozenz II. ein. Mit anderen Bischöfen ging er auch nach Rom und unterdrückte dort das Schisma Pierleonis. Schließlich entschlief der Mann Gottes, reich an Verdiensten und voll des Heiligen Geistes, zu Magdeburg im Herrn, am 6. Juni im Jahre des Heils 1034.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Fronleichnam - Hymnus aus dem Brevier


Am heiligen Festtag wollen wir uns freuen,
Aus tiefstem Herzen Lobeslieder singen;
Das Alte weiche, neu soll alles werden,
Der Sinn, das Lied und unser ganzes Tun.

Des letzten Mahles wollen wir gedenken,
Da Christus seinen Jüngern, wie wir glauben,
Das Lamm und auch das Brot zur Speise reichte,
So wie es im Gesetz der Väter stand.

Als nun das Lamm, das Vorbild war genossen.
Da reichte Gott mit eigenen Händen
Sein Fleisch und Blut den Jüngern hin zur Speise,
Er gab sich allen und auch jedem ganz.

Er bot den Schwachen seines Leibes Speise,
Den Trauernden den Becher seines Blutes
Und sprach: Nehmt hin den Kelch, den ich euch gebe!
Ihr sollt ihn trinken jetzt und immerdar.

So hat er dieses Sakrament begründet,
Das nur die Priesterschaft verwalten sollte;
Sie hat die Vollmacht, selbst es zu empfangen
Und auszuspenden auch der Christenheit.

So wird das Engelsbrot zum Brot der Menschen,
Das Himmelsbrot verdrängt des Vorbilds Zeichen.
O Wunder, das wir Menschen nie begreifen:
Der arme Knecht genießt des höchsten Herrn!

Dreieiniger Gott, erhöre unser Bitten,
Komm, such uns heim, so wie wir Dich verehren,
Führ uns auf Deinem Pfad, den wir erstreben,
Zum Lichte hin, in dem Du ewig thronst!
Amen
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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hll. Martyrer Primus und Felizian 9. Juni

Primus und Felizian waren Brüder. In der Verfolgung Diokletians und Maximians wurden sie als Christen angeklagt und in Ketten gelegt. Von einem Engel wurden sie jedoch daraus befreit. Bald darauf wurden sie wieder vor den Richter geführt, und da sie entschieden den christlichen Glauben verteidigten, voneinander getrennt, und nun wurde zunächst die Standhaftigkeit des Felizian auf alle mögliche Weise auf die Probe gestellt. Als die Gottlosen aber sahen, daß alles Zureden keinen Wert habe, nagelten sie ihn mit Händen und Füßen an einen Pfahl und ließen ihn ohne Speise und Trank drei Tage lang daran hängen. Tags darauf ließ der Richter den Primus kommen und sprach zu ihm: Siehst du, dein Bruder ist klüger als du; er hat sich den Kaisern unterworfen und hat große Ehren von ihnen erhalten. Wenn du seinem Beispiel folgen willst, wirst du auch so wie er Ehre und die Gunst der Kaiser erlangen. Primus entgegnete ihm: Was mit meinem Bruder geschehen ist, habe ich von einem Engel erfahren. O könnte ich doch, so wie ich eines Willens mit ihm bin, auch im Martyrium mit ihm vereint sein! Bei diesen Worten geriet der Richter in Wut und ließ ihm neben anderen Qualen nun in Gegenwart des Felizian siedendes Blei in den Mund gießen. Dann befahl er, beide in das Theater zu führen und zwei Löwen auf sie zu hetzen. Diese legten sich aber zu ihren Füßen nieder und liebkosten sie mit dem Kopf und mit dem Schwanze. Mehr als 12000 Personen waren bei diesem Schauspiel zugegen; 500 von ihnen nahmen mit ihren Familien den christlichen Glauben an. Daraufhin ließ der Richter sie mit dem Beil enthaupten.
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Hl. Königin und Witwe Margarita - 10. Juni

Margarita stammte aus dem englischen Königshause; sie wurde in Ungarn geboren. Nachdem sie ihre Kindheit in größter Frömmigkeit verlebt hatte, kam sie mit ihrem Vater, der von seinem Oheim, dem hl. Eduard, König von England, an die Spitze seines Heimatreiches berufen wurde, nach England und dann nach Schottland. Auf Geheiß ihrer Mutter heiratete sie dort Malcholm III., König von Schottland, und brachte 30 Jahre lang durch ihre frommen, guten Werke dem ganzen Lande Segen. Groß war ihre Lebensstrenge, glühend ihre Liebe zum Nächsten, besonders zu den Armen. Um sie zu speisen, leerte sie mehr als einmal ihre Kasse voll und ganz. Zuletzt ertrug sie mit großer Geduld bittere Schmerzen und eine lange Krankheit. Am 16. November gab sie ihre Seele Gott zurück. In diesem Augenblicke blühte ihr Angesicht, das abgemagert, blaß und entstellt gewesen, in wunderbarer Schönheit wieder auf. Von Klemens X. wurde sie zur Patronin Schottlands bestellt; sie wird überall auf der Welt hoch verehrt.
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Hl. Apostel Barnabas - 11. Juni

Barnabas, ein Levit, stammte von Cypern; er hieß auch Joseph. Mit Paulus wurde er zum Apostel für die Heiden bestimmt, um diesen das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Er verkaufte den Acker, den er besaß, und brachte den Erlös den Aposteln. Er wurde nach Antiochien gesandt, um dort zu predigen; als er sah, daß dort schon viele sich zum Glauben an Christus, den Herrn, bekehrt hatten, freute er sich sehr und ermahnte sie, im christlichen Glauben auszuharren. Seine Ermahnungen hatten guten Erfolg; denn alle hielten ihn für einen trefflichen Mann, voll des Heiligen Geistes. Von da reiste er nach Tarsus, um Paulus aufzusuchen; mit ihm kam er wieder nach Antiochien. Bei der dortigen Gemeinde blieben sie ein Jahr und unterrichteten die Leute im christlichen Glauben und Leben. Dort wurden auch die Bekenner Jesu Christi zuerst Christen genannt. Die Jünger des Paulus und Barnabas unterstützten, soweit sie konnten, die Christen in Judäa und schickten durch Paulus und Barnabas Geld dorthin. Nachdem sie diesen Liebesdienst ausgeführt hatten, kehrten sie nach Antiochien zurück. Dabei nahmen sie Johannes, der auch Markus genannt wird, mit. Als Paulus und Barnabas zu Antiochien in der dortigen Gemeinde mit den übrigen Propheten und Lehrern unter Fasten und Beten dem Herrn dienten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Saulus und Barnabas zu dem Werke aus, zu dem ich sie bestimmt habe. Alsdann fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. So kamen sie nach Seleucia und von dort nach Cypern; außerdem durchwanderten sie viele Städte und Länder und verkündeten das Evangelium zum größten Nutzen für die Zuhörer. Zuletzt trennte sich Barnabas von Paulus und fuhr zusammen mit Johannes, der Markus genannt wurde, nach Cypern. Dort gewann er ungefähr im siebten Jahr der Regierung Neros, am 11. Juni, neben seinem Apostelamt auch die Krone des Martyriums. Sein Leib wurde unter Kaiser Zeno auf der Insel Cypern aufgefunden; auf seiner Brust lag das Evangelium des hl. Matthäus, von Barnabas eigenhändig geschrieben.
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hll. Basildes, Cyrinus, Nabor und Nazarius - 12. Juni
Lesung 9
Basildes, Cyrinus, Nabor und Nazarius waren römische Soldaten; sie stammten aus vornehmem Geschlecht und waren ob ihrer Tapferkeit hochangesehen. Sie hatten den christlichen Glauben angenommen und verkündeten Christus als den Sohn Gottes. Es war unter dem Kaiser Diokletian. Deshalb wurden sie vom Stadtpräfekten Aurelius verhaftet und aufgefordert, den Göttern zu opfern; sie folgten jedoch seinem Befehle nicht und wurden darum ins Gefängnis geworfen. Während sie dort beteten, erfüllte plötzlich ein helles Licht den ganzen Kerker; alle die dort waren sahen es. Auf diese himmlische Erscheinung hin bekehrten sich der Gefängnisaufseher Marzellus und viele andere zum Glauben an Christus, den Herrn. Bald darauf wurden sie aus dem Gefängnis geholt und, da sie auch um das Gebot des Kaisers Maximian sich nicht kümmerten, sondern Christus als den einzigen Gott und Herrn bekannten, mit Skorpionen gegeißelt und von neuem in Ketten gelegt. Nach sieben Tagen wurden sie wieder geholt und vor den Kaiser geführt. Sie blieben auch diesmal bei ihrem Spott über die eitlen Götzen und bekannten mit größter Standhaftigkeit Jesus Christus als Gott. Deshalb wurden sie zum Tode verurteilt und mit dem Beil hingerichtet; ihre Leiber wurden wilden Tieren vorgeworfen, von diesen aber nicht angerührt, und daraufhin von den Christen ehrenvoll bestattet.
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Hl. Bekenner Antonius von Padua - 13. Juni

Antonius wurde zu Lissabon in Portugal von ehrbaren Eltern geboren und von ihnen fromm erzogen. Als Jüngling trat er in die Genossenschaft der regulierten Chorherrn ein. Als aber die Leichname von fünf seligen Martyrern aus dem Franziskanerorden, die kurz zuvor in Marokko um des christlichen Glaubens willen gemartert worden waren, nach Coimbra übertragen wurden, da packte ihn die Sehnsucht nach dem Martyrium und er trat in den Franziskanerorden über. Bald darauf machte er sich, von demselben Verlangen getrieben, auf den Weg zu den Sarazenen; er wurde jedoch von einer Krankheit befallen und zur Umkehr gezwungen. Zu Schiff suchte er die Küste Spaniens zu erreichen, wurde aber durch einen heftigen Sturm nach Sizilien verschlagen. Von Sizilien ging er nach Assisi zum Generalkapitel, dann zog er sich in die Einsiedelei auf dem Monte Paolo in Ämilien zurück; dort widmete er sich lange Zeit der Betrachtung, dem Fasten und Wachen. Später erhielt er die heiligen Weihen und wurde zur Verkündigung des heiligen Evangeliums ausgesandt; durch seine Klugheit und seine Rednergabe erreichte er sehr viel und machte solchen Eindruck, daß ihn der Papst, als er ihn einmal predigen hörte, die Arche des Bundes nannte. Insbesondere bekämpfte er machtvoll die Irrlehren und wurde darum der ständige Ketzerhammer genannt.
Wegen seiner ausgezeichneten Gelehrtsamkeit wurde er der erste in seinem Orden, der zu Bologna und anderswo die Heilige Schrift erklärte und die Studien seiner Mitbrüder leitete. Nachdem er viele Länder durchzogen hatte, kam er ein Jahr vor seinem Tode nach Padua; auch dort hinterließ er glänzende Proben seiner Heiligkeit. Nachdem er vieles für die Ehre Gottes geleistet hatte, durch seine Verdienste und durch Wunder berühmt geworden war, entschlief er selig im Herrn am 13. Juni im Jahre des Heils 1231; Papst Gregor IX. nahm ihn in die Zahl der heiligen Bekenner auf.
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Hl. Bischof und Kirchenlehrer Basilius der Große - 14. Juni

Basilius, ein vornehmer Kappadozier, studierte zu Athen zusammen mit Gregor von Nazianz, seinem innigsten Freunde, mit staunenswertem Erfolge die weltlichen, darauf in einem Kloster die geistlichen Wissenschaften. In kurzer Zeit erwarb er sich bei dieser Studienlaufbahn ein ausgezeichnetes Wissen und eine solche Tugend, daß er den Beinamen der Große erhielt. Er wurde zur Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi nach dem Pontus berufen und führte diese Provinz, die von der christlichen Sitte abgewichen war, auf den Weg des Heils zurück. Daraufhin wurde er vom Bischof Eusebius von Cäserea zu seinem Gehilfen erwählt, um in dieser Stadt zu predigen; später wurde er dessen Nachfolger. Er verteidigte vor allem die Lehre, daß der Sohn dem Vater wesensgleich ist. Den Kaiser Valens, der über ihn ergrimmt war, stimmte er durch Wunder um und zwang ihn, von seinem Vorhaben, ihn in die Verbannung zu schicken, Abstand zu nehmen. Es zerbrach nämlich der Stuhl, auf dem Valens Platz nehmen wollte, um das Dekret über die Verbannung des Basilius aus der Stadt zu unterzeichnen; drei Federn nahm er in die Hand, um das Verbannungsdekret auszufertigen, doch keine davon gab Tinte her. Als er trotzdem bei seinem Vorhaben blieb, das ungerechte Dekret zu erlassen, wurden die Muskeln seiner Rechten ganz schlaff, und sie fing an zu zittern. Da zerriß Valens das Papier mit beiden Händen. In derselben Nacht aber, die dem Basilius noch zur Überlegung gestattet war, wurde die Gattin des Valens von inneren Schmerzen heftig gequält und sein einziger Sohn fiel in eine schwere Krankheit. Da erkannte er sein Unrecht und ließ Basilius rufen; sobald dieser kam, ging es mit dem Knaben besser. Als Valens dann aber Irrlehrer rief, den Knaben sich anzuschauen, starb er kurz darauf.
Staunenswert war seine Enthaltsamkeit und Abtötung; er begnügte sich mit einem einzigen Gewande; sehr gewissenhaft beobachtete er das Fasten; ununterbrochen oblag er dem Gebete; oft brachte er die ganze Nacht damit zu. Seine Jungfräulichkeit bewahrte er sein Leben lang. Er errichtete Klöster und schrieb eine Regel für die Mönche, in der er die Vorteile des beschaulichen und des tätigen Lebens weise miteinander verband. Er verfaßte auch mehrere gelehrte Schriften. Nach dem Zeugnis Gregors von Nazianz hat keiner die Heilige Schrift richtiger oder ausführlicher erklärt als er. Zuletzt schien er nur noch dem Geiste nach zu leben und nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Er starb am 1. Januar.
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Hll. Martyrer Vitus, Modestus und Kreszentia - 15. Juni
Lesung 3
Vitus wurde schon als Knabe ohne Wissen seines Vaters getauft; als dieser es erfuhr, unterließ er nichts, um seinen Sohn vom christlichen Glauben wieder abzubringen. Da er aber seinem Vorsatz treu blieb, übergab der Vater ihn dem Richter Valerian; dieser sollte ihn mit Ruten schlagen. Trotzdem blieb er bei seiner Überzeugung, und so wurde er seinem Vater zurückgegeben. Der Vater trug sich nun mit dem Gedanken, ihn noch schwerer zu bestrafen; Vitus aber zog auf Geheiß eines Engels in Begleitung seiner Erzieher Modestus und Kreszentia in ein fremdes Land. Dort erwarb er sich einen solchen Ruf der Heiligkeit, daß die Kunde davon zum Kaiser Diokletian drang. Dieser ließ ihn kommen, um seinen Sohn von einem bösen Geiste zu befreien. Dieser wurde auch frei. Der undankbare Kaiser aber ließ Vitus, da er durch reiche Belohnungen ihn nicht dazu bringen konnte, den Götzen Verehrung zu erweisen, zusammen mit Modestus und Kreszentia in Ketten legen und ins Gefängnis werfen. Als er hörte, daß sie nur noch standhafter würden, ließ er sie in ein großes Gefäß mit flüssigem Blei und siedendem Harz und Pech werfen. Darin sangen sie, so wie einst die drei hebräischen Jünglinge, Gott Loblieder; darum wurden sie wieder herausgezogen und einem Löwen vorgeworfen; dieser warf sich jedoch vor ihnen zu Boden und beleckte ihre Füße. Da geriet der Kaiser in Wut, vor allem weil er sah, daß das Wunder auf die Volksmenge großen Eindruck machte. Darum ließ er sie auf die Folter spannen, ihre Glieder zerreißen und ihre Gebeine zerschlagen. In diesem Augenblick brach ein Gewitter los und ein heftiges Erdbeben entstand, Götzentempel stürzten ein, und viele wurden erschlagen. Die Überreste der Märtyrer salbte Florentia, eine vornehme Frau, mit Spezereien und bestattete sie ehrenvoll.
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hll. Markus und Marzellianus - 18. Juni
9. Lesung
Die römischen Brüder Markus und Marzellianus wurden wegen ihres christlichen Glaubens vom Statthalter Fabianus festgenommen und an einen Pfahl gebunden; ihre Füße wurden zudem angenagelt. Nun sprach der Richter zu ihnen: Jetzt seid doch vernünftig, ihr Elenden, und rettet euch aus diesen Qualen! Da antworteten sie: Nie waren wir so froh beim Essen als jetzt, da wir dieses gern für Jesus Christus leiden; in seiner Liebe wollen wir nun auch feststehen. Hoffentlich läßt er uns das immer leiden, solange wir noch mit diesem sterblichen Leibe umkleidet sind! Tag und Nacht sangen sie in ihren Qualen Loblieder zu Gott; schließlich wurden sie mit Pfeilen durchbohrt und gelangten so zur Herrlichkeit des Martyriums. Ihre Leiber wurden an der Straße nach Ardea beigesetzt.
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hl. Gervasius und Protasius - 19. Juni
Lesung 9
Gervasius und Protasius waren die Söhne des Vitalis und der Valeria. Ihr Vater erlitt zu Ravenna, ihre Mutter zu Mailand um des christlichen Glaubens willen das Martyrium. Sie verteilten ihre Güter unter die Armen und schenkten ihren Sklaven die Freiheit. Darob erfaßte die heidnischen Priester ein maßloser Haß gegen sie. Als der Heerführer Astasius in den Krieg ziehen wollte, glaubten sie, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben, die frommen Brüder zu beseitigen. Sie machten deshalb dem Astasius vor, sie seinen von den Göttern darauf aufmerksam gemacht worden, er könne im Kriege nicht siegen, wenn er nicht Gervasius und Protasius zwinge, Christus zu verleugnen, und sie auffordere, den Göttern zu opfern. Diese wiesen eine solche Zumutung zurück. Da befahl Astasius, den Gervasius zu geißeln, bis er unter den Schlägen seinen Geist aufgab; den Protasius ließ er mit Stöcken bearbeiten und dann enthaupten. Ein Christ, namens Philippus, holte heimlich ihre Leichen und bestattete sie in seinem Hause; auf göttliche Weisung hin, fand sie später der heilige Ambrosius wieder auf und sorgte für ihre Beisetzung an einer heiligen, ehrwürdigen Stätte. Ihr Martyrium folgte zu Mailand am 19. Juni.
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Hl. Papst und Martyrer Silverius - 20. Juni
Lesung 3

Silverius aus Campanien wurde gleich nach Agapitus zum Papst gewählt. Seine Gelehrsamkeit und Heiligkeit zeigte sich besonders in der Bekämpfung der Irrlehren; seine Charakterfestigkeit konnte man beobachten, als er sich für eine Entscheidung des Agapitus einsetzte. Denn trotz aller Bitten der Kaiserin Theodora weigerte er sich, den Anthimus wieder in sein Amt einzusetzen, den Agapitus seines Bischofsamtes in Konstantinopel entsetzt hatte, weil er die Irrlehre des Eutyches verteidigte. Darüber ward Theodora zornig und befahl dem Belisar, Silverius in die Verbannung zu schicken. Auf der Insel Pontia lebte er also als Verbannter. Von da soll er folgendermaßen an den Bischof Amator geschrieben haben: Ich nähre mich mit dem Brot der Trübsal und mit dem Wasser der Bedrängnis; aber ich bin meiner Pflicht nicht untreu geworden und werde ihr auch nie untreu werden. Und wirklich war er in kurzer Zeit durch die Entbehrungen und Nöten ganz aufgerieben und entschlief selig im Herrn am 20. Juni. Sein Leib wurde nach Rom übertragen und in der vatikanischen Basilika beigesetzt; er ward durch viele Wunder verherrlicht. Silverius leitete die Kirche über drei Jahre und weihte im Monat Dezember 13 Priester, 5 Diakone und 19 Bischöfe für verschiedene Orte.
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Hl. Bekenner Aloisius von Gonzaga - 21. Juni
Lesung 4-6
Aloisius war der Sohn des Markgrafen Ferdinand Gonzaga von Castiglione-Stiviere. Weil Gefahr für sein Leben bestand, mußte er schnell getauft werden und wurde also sozusagen eher für den Himmel als für die Erde geboren. Diese Erstlingsgnade bewahrte er mit solcher Standhaftigkeit, daß man glauben konnte, er stehe ganz fest in der Gnade. Beim ersten Erwachen der Vernunft weihte er sich sogleich Gott dem Herrn und führte nun ein von Tag zu Tag heiligeres Leben. Mit 9 Jahren gelobte er zu Florenz vor dem Altar der allerseligsten Jungfrau, die er stets als seine Mutter verehrte, ewige Jungfräulichkeit; und er bewahrte sie auch unter dem besonderen Beistand der göttlichen Gnade; nie geriet sie durch eine Anfechtung des Geistes oder des Fleisches in Gefahr. Auch die anderen Leidenschaften begann er schon in diesem Alter so tapfer zu unterdrücken, daß er später nicht einmal die leiseste Regung verspürte. Seine Sinne, vor allem die Augen, hielt er streng in Zucht; er schaute nicht nur Maria von Österreich, der er mehrere Jahre hindurch wie alle Edelknaben des Königs von Spanien fast täglich seine Aufwartung machen mußte, nie ins Angesicht, er war auch im Anblick seiner Mutter sehr zurückhaltend; deshalb wurde er mit Recht ein Mensch ohne Fleisch oder ein Engel im Fleisch genannt. Mit dieser Wachsamkeit über seine Sinne verband er strenge Abtötung seines Körpers. Er fastete dreimal in der Woche, und zwar meist bei etwas Wasser und Brot; dabei war sozusagen seine ganze Lebenszeit ein beständiges Fasten, da seine Mahlzeit kaum eine Unze ausmachte. Oft geißelte er sich dreimal im Tag mit Stricken oder Ketten; zu den Geißeln fügte er manchmal noch Hunderiemen, zu den Bußgürteln Pferdesporen. In das weiche Bett legte er heimlich Holzstücke, so daß es ganz hart wurde; das tat er auch in der Absicht, eher zum Gebet zu erwachen; denn einen großen Teil der Nacht brachte er, auch mitten im Winter, nur mit einem Hemd bekleidet, auf den Knien liegend oder vor Schwäche auf den Boden hingestreckt, mit der Betrachtung göttlicher Dinge zu. Auch bei Tag hielt er so drei, vier oder fünf Stunden unbeweglich aus, bis er wenigstens eine Stunde ohne die geringste Zerstreuung hinbringen konnte. Der Lohn dieser anhaltenden Bemühungen war die stete Sammlung seines Geistes beim Gebet, so daß er nie auf andre Dinge abschweifte, vielmehr wie in einer ununterbrochenen Verzückung ganz in Gott versunken war. Um ihm ganz anzugehören, schloß er sich schließlich nach dreijährigem harten Kampfe mit seinem Vater, nach Verzicht auf seine Rechte auf die Fürstenkrone zugunsten seines Bruders, zu Rom der Gesellschaft Jesu an, zu der er schon zu Madrid durch eine himmlische Stimme gerufen worden war. Schon im Noviziat galt er als ein Meister in allen Tugenden. Sehr genau war er in der Beobachtung selbst der kleinsten Vorschriften, einzig dastehend war seine Verachtung der Welt, unversöhnlich sein Haß gegen sich selbst; die Gottesliebe glühte so mächtig in ihm, daß sie allmählich auch seinen Leib verzehrte. Man befahl ihm deshalb, wenigstens eine Zeitlang den Geist von göttlichen Dingen abzulenken; doch vergebens bemühte er sich, vor Gott zu fliehen, der ihm überall nahte. Mit staunenswerter Liebe umfaßte er auch seine Mitmenschen; in den öffentlichen Krankenhäusern, in denen er freudigen Herzens seine Dienste anbot, zog er sich eine ansteckende Krankheit zu. Diese zehrte seine Lebenskraft langsam auf, und so ging er am 21. Juni, so wie er vorausgesagt hatte, in seinem 24. Lebensjahre, nachdem er noch kurz vorher gebeten hatte, ihn zu geißeln und auf die Erde zu legen, in den Himmel ein. Die heilige Maria Magdalena von Pazzis sah in einer Verzückung, wie er dort eine solche Herrlichkeit genoß, die sie im Himmel kaum für möglich gehalten hätte; und sie erklärte, er sei ein ganz hervorragender Heiliger und ein unbekannter Martyrer der Liebe. Er wurde auch durch viele große Wunder verherrlicht. Nachdem diese ordnungsgemäß geprüft worden, nahm Benedikt XIII. den engelgleichen Jüngling in das Verzeichnis der Heiligen auf und stellte ihn als Vorbild der Unschuld und Reinheit und zugleich als Patron der Jugend, vorzüglich der studierenden, auf.
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Hl. König und Bekenner Stephan - 2. September
Lesung 4-6
Stephan brachte den christlichen Glauben und den Königstitel nach Ungarn. Vom Papst erhielt er die Königskrone und wurde in seinem Auftrag zum König gesalbt; darum stellte er auch sein Reich dem Apostolischen Stuhle zur Verfügung. Er errichtete mehrere fromme Häuser zu Rom, Jerusalem und Konstantinopel; in Ungarn gründete er mit besonderem Glaubenseifer in freigebiger Weise das Erzbistum Gran und zehn Bistümer. Seiner Liebe zu den Armen entsprach seine Freigebigkeit; er umfing sie wie Christus selbst; nie ließ er einen traurig und unbeschenkt von dannen gehen; ja, wenn seine Mittel zu Ende waren, verteilte er in seiner Güte sogar des Öfteren die Hausgeräte, um ihre Not zu lindern. Er wusch auch häufig mit eigenen Händen den Armen die Füße, besuchte des Nachts allein und unerkannt die Krankenhäuser, bediente die Kranken und erwies ihnen alle notwendigen Liebesdienste. Zum Lohn für dieses Tugendhafte Handeln blieb seine Rechte ganz unverwest, indes der übrige Körper zerfiel. In seinem Gebetseifer brachte er die Nächte fast ganz schlaflos zu; wenn er in die Betrachtung der himmlischen Wahrheiten versunken war, wurde er bisweilen den Sinnen entrückt, und man sah wie er in die Höhe schwebte. Den Anschlägen seiner Gegner und den Angriffen seiner mächtigen Feinde entrann er mehr als einmal dank seines Gebetes ganz wunderbarerweise. Er war vermählt mit Gisela von Bayern, der Schwester des heiligen Kaisers Heinrich. Seinen Sohn Emerich, den sie ihm schenkte, lehrte er gediegene Zucht und Frömmigkeit; seine spätere Heiligkeit ist der Beweis dafür. Zu den Regierungsgeschäften berief er von überallher die klügsten und frömmsten Männer und unternahm nie etwas ohne ihren Rat. Demütig flehte er, in Sack und Asche gehüllt, immer wieder zu Gott, er möge ihm die Gnade gewähren, vor seinem Tode noch das ganze Ungarnland katholisch zu sehen. Wegen seines großen Eifers für die Ausbreitung des Glaubens wird er mit Recht der Apostel dieses Volkes genannt; vom Papst wurde ihm und seinen Nachfolgern das Recht verliehen, sich ein Kreuz vorantragen zu lassen. Mit glühender Liebe verehrte er die Gottesmutter; er baute ihr zu Ehren eine herrliche Kirche und erklärte sie zur Patronin Ungarns. Von der heiligen Jungfrau hinwiederum wurde er gerade an ihrem Himmelfahrtstag in den Himmel eingeführt. Diesen Tag nennen die Ungarn auch auf Anordnung ihres heiligen Königs den Festtag der großen Herrin. Sein heiliger Leib verbreitete einen lieblichen Wohlgeruch und strömte eine himmlische Flüssigkeit aus; unter vielen, mannigfachen Wundern wurde er auf Anordnung des Papstes an eine würdige Stelle übertragen und dort in ehrenvoller Weise beigesetzt. Sein Fest setzte Papst Innozenz XI. auf den 2. September fest, wegen des herrlichen Sieges, den an diesem Tage das Heer Leopolds I., des erwählten römischen Kaisers und Königs von Ungarn, bei der Eroberung Ofens mit Gottes Hilfe über die Türken errang.
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Maria vom Loskauf der Gefangenen
24. September
Lesung 4-6
Als der größte und zwar der fruchtbarste Teil Spaniens unter dem harten Joch der Sarazenen schmachtete und unzählige Christen elendiglich unter grausamer Knechtschaft standen, unter größter Gefahr, den christlichen Glauben zu verleugnen und das ewige Heil zu verlieren, da trat die allerseligste Himmelskönigin in ihrer Güte diesen vielen, großen Übeltätern entgegen und offenbarte ihre übergroße Liebe in der Befreiung dieser Gefangenen. Die allerseligste Jungfrau selbst erschien nämlich freudigen Angesichts dem heiligen Petrus Nolaskus, einem ebenso mit Frömmigkeit wie mit Reichtum glänzend ausgestattetem Manne. Unter frommen Betrachtungen dachte dieser ständig darüber nach, wie man dem großen Elend der Christen in der Knechtschaft der Mauren abhelfen könne. Die Jungfrau sagte ihm, es sei ihr und ihrem eingeborenen Sohne sehr erwünscht, wenn zu ihrer Ehre ein Männerorden gestiftet würde, dem die Sorge, die Gefangenen aus der Sklaverei der Türken zu befreien, obliege. Durch diese himmlische Erscheinung erquickt, brannte nun der Gottesmann von wunderbarer Liebesglut und sann nur noch über das eine nach in seinem Herzen, wie er und der von ihm zu stiftende Orden diese Liebe mit Eifer üben könne, daß ein jeder für seine Freunde und seine Nächsten sein Leben einzusetzen bereit wäre. In der selben Nacht erschien die heiligste Jungfrau dem heiligen Raymund von Pentafort und dem König Jakob von Argonien, teilte ihnen das gleiche bezüglich der Ordensgründung mit und riet ihnen, bei der Stiftung dieses großen Werkes mitzuhelfen. Petrus eilte sogleich zum heiligen Raymund, seinem Beichtvater, und teilte ihm die ganze Sache mit. Er fand, daß auch dieser vom Himmel darüber unterrichte worden war, und unterstellte sich nun demütig seiner Leitung. Auch König Jakob kam dazu und beschloß, die himmlische Offenbarung, die auch er von der allerseligsten Jungfrau erhalten hatte, in die Tat umzusetzen. Nachdem sie sich miteinander beraten hatten und völlig übereins gekommen waren, gingen sie also daran, zu Ehren der jungfräulichen Mutter einen Orden zu stiften unter dem Titel der heiligen Jungfrau Maria von der Barmherzigkeit zur Erlösung der Gefangenen. Am 10. August 1218 beschloß also König Jakob, die von den drei genannten Männern schon längst entworfene Gründung zur Tat werden zu lassen. Die Mitglieder dieses Ordens verpflichten sich durch ein viertes Gelübde, selbst als Pfand in der Gewalt der Heiden zu bleiben, wenn es für die Erlösung der Christen notwendig werden sollte. Der König gestattete ihnen, sein königliches Wappen auf der Brust zu tragen, und trug Sorge dafür, daß diese Ordensgründung, die ein so hervorragendes Liebeswerk gegen den Nächsten üben wollte, von Gregor IX. bestätigt wurde. Gott selbst schenkte durch die jungfräuliche Mutter diesem Orden ein glückliches Gedeihen; die Stiftung verbreitete sich schnell und leicht über die ganze Erde; sie hatte in ihren Reihen viele durch Liebe und Frömmigkeit ausgezeichnete Männer, die die bei den Christgläubigen gesammelten Almosen als Lösegeld für ihre Mitmenschen verwandten, ja bisweilen sich selbst hingaben zur Erlösung vieler. Um für diesen großen Gnadenerweis und diese Stiftung Gott und der jungfräulichen Mutter den schuldigen Dank abzustatten, gestattete der Apostolische Stuhl die Feier des heutigen besonderen Festes sowie die Verrichtung des Stundengebetes; ebenso hatte er schon vorher dem erwähnten Orden fast zahllose andere Vorrechte bewilligt.
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Fest Christus König (Letzter Sonntag im Oktober)

Papst Pius XI.: Das Heilige Jahr hat uns manche Gelegenheit geboten, das Königtum Christi zu feiern. Doch jetzt glauben wir ganz im Sinne unseres Apostolischen Amtes zu handeln, wenn wir den Bitten vieler Kardinäle, Bischöfe und Gläubigen entsprechen, die einzeln oder gemeinsam uns vorgetragen wurden, und zum Abschluß dieses Jahres ein eigenes Fest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs, in die Liturgie der Kirche einführen. Es ist schon lange und allgemein üblich, daß Christus wegen seiner hocherhabenen Würde, durch die er alle Geschöpfe überragt, im übertragenen Sinne König genannt wird. So sagen wir von ihm, er beherrscht den Geist der Menschen nicht so sehr wegen seines scharfen Verstandes und seines umfassenden Wissens, sondern vielmehr, weil er die Wahrheit ist und weil alle Sterblichen von ihm die Wahrheit übernehmen und gehorsam annehmen müssen. Ebenso sagen wir, er beherrscht den Willen der Menschen, weil nicht nur bei ihm der unverdorbene menschliche Wille vollkommen mit seinem heiligen, göttlichen Willen übereinstimmt, und ihm unterworfen ist, sondern weil er auch unseren freien Willen durch Anregung und Antrieb zu edlem tun begeistert. Endlich wird Christus König der Herzen genannt wegen seiner Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt, wegen seiner Sanftmut und Güte, die einen jeden anzieht. Denn keiner wurde bisher von allen Völkern so geliebt wie Christus Jesus, und keiner wird in Zukunft so geliebt werden. Um jedoch genauer auf unseren Gegenstand einzugehen, so ist einem jeden klar, daß wir den Titel und die Gewalt eines Königs in wirklichem Sinne dem Menschen Christus zuerkennen müssen; denn nur als Mensch kann von ihm gesagt werden, er habe Macht und Ruhm und Herrschergewalt vom Vater erhalten; denn als Wort Gottes ist er mit dem Vater eins in der Wesenheit und muß alles mit ihm gemeinsam haben, also auch die höchste und uneingeschränkte Herrschergewalt über alle Geschöpfe.
Worauf diese Würde und Gewalt Christi sich gründet, das gibt Cyrill von Alexandrien treffend mit folgenden Worten an: Er besitzt, um es kurz zu sagen, die Herrschaft über die ganze Schöpfung, nicht weil er sie mit Gewalt an sich gerissen hat oder weil sie ihm von einem anderen übertragen wurde, sondern auf Grund seiner Wesenheit und seiner Natur, d.h. seine Herrschermacht ist begründet in jener wundersamen Vereinigung die wir die hypostatische nennen (d.h. Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in einer Person). Infolgedessen muß Christus als Gott nicht nur von Engeln und Menschen angebetet werden, sondern Engel und Menschen müssen sich auch vor ihm, dem Menschen, als ihrem Herrscher beugen und sich ihm unterwerfen; denn schon durch die hypostatische Vereinigung hat er Gewalt über die ganze Schöpfung. Um nun die Tragweite und die Natur dieses Königtums kurz zu schildern, so braucht kaum darauf hingewiesen werden, daß es in einer dreifachen Gewalt besteht. Ohne diese kann man ja kaum von einem Königtum reden. Mehr als beweisen das auch die Zeugnisse der Heiligen Schrift über die allgemeine Herrschermacht unseres Erlösers. Nach katholischer Lehre muß man also daran festhalten, daß Jesus Christus den Menschen als Erlöser gegeben wurde, auf den sie vertrauen sollen, ebenso aber auch als Gesetzgeber, dem sie Gehorsam schuldig sind. Die Evangelien berichten weniger, daß er Gesetze erließ, sie schildern vielmehr, wie er Gesetze erließ. Wer diese Gebote befolgt, von diesen sagt der göttliche Meister einmal, daß sie damit ihre Liebe zu ihm beweisen, und ein andermal, daß sie in seiner Liebe bleiben werden. Daß ihm auch die Richtergewalt vom Vater übertragen wurde, das erklärte Jesus selbst, als die Juden ihm Verletzung der Sabbatruhe durch die wunderbare Heilung des Lahmen zum Vorwurf machten; da sagte er: Der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohne übertragen. Und da dies vom Richteramt nicht getrennt werden kann, so ist darin auch eingeschlossen, daß er kraft seiner Macht den Menschen schon bei Lebzeiten Lohn oder Strafe zuteilen kann. Außerdem muß man Christus auch die sogenannte vollziehende Gewalt zuerkennen; denn seiner Herrschaft müssen alle gehorchen und den Widerspenstigen wird sogar die Verhängung schwerer Strafen angedroht, denen niemand entgehen kann. Dieses Königtum ist in erster Linie ein geistiges und erstreckt sich auf geistige Dinge. Das zeigen klar die Worte der Heiligen Schrift, die wir oben angeführt haben, das bestätigt auch Christus der Herr durch seine Handlungsweise. Als die Juden und auch selbst die Apostel fälschlich meinten, der Messias werde sein Volk zur Freiheit führen und das Reich Israel wiederaufrichten, da nahm er ihnen selbst diesen falschen Glauben und diese Hoffnung und machte sie zunichte. Als die Volksmenge, die ihn voll Bewunderung umdrängte, ihn zum König ausrufen wollte, da lehnte er Titel und Ehre ab, floh und verbarg sich. Vor dem römischen Landpfleger erklärte er, sein Reich sei nicht von dieser Welt. Von diesem Reich wird im Evangelium gesagt, die Menschen sollen sich durch Buße zum Eintritt in dasselbe vorbereiten, sie können nur durch den Glauben und durch die Taufe in dasselbe eintreten. Letztere ist zwar eine äußere Handlung, versinnbildet und bewirkt jedoch die innere Wiedergeburt. Dieses Reich steht nur zum Reich des Satans und zur Macht der Finsternis im Gegensatz; es verlangt von seinen Anhängern, daß sie nicht nur von Reichtum und irdischen Gütern sich losreißen, daß sie gütig sind und nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, sondern auch, daß sie sich selbst verleugnen und ihr Kreuz auf sich nehmen. Da Christus als Erlöser durch sein Blut die Kirche sich erworben, da er als Priester sich als Opferlamm für die Sünden dargebracht hat und sich ständig darbringt, wer sieht da nicht, daß sein Königtum das Wesen dieser beiden Ämter übernimmt und daran Anteil hat? Im übrigen wäre es ein schändlicher Irrtum, dem Menschen Christus die Herrschergewalt über die gesamte staatsbürgerliche Ordnung abzusprechen, wo er doch vom Vater uneingeschränkte Macht über die ganze Schöpfung erhalten hat. Und so alles seinem Urteil unterworfen ist. Kraft unserer apostolischen Gewalt setzen wir also das Fest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs, ein. Es soll in der ganzen Welt jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober, d.h. am Sonntag vor dem Feste Allerheiligen, gefeiert werden. Ebenso verordnen wir, daß jedes Jahr an diesem Tage die Weihe der Menschheit an das heiligste Herz Jesu erneuert werden soll.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Fest des Königtums unseres Herrn Jesus Christus
Hymnus letzter Sonntag im Oktober

Dem hehren Fürst der Ewigkeit,
Dem Völkerkönig Jesus Christ,
Dem Herrn, der unsre Herzen kennt,
Gilt unser froher Lobgesang.

Die Gottesleugner toben laut:
Wir wollen nicht, dass Christus herrscht!
Wir aber jubeln hocherfreut,
Bekennen Dich als höchsten Herrn.

O Christus, hehrer Friedensfürst,
Mach alle Welt Dir untertan
Und führe die verirrte Schar
Zur e i n e n Herde wieder heim.

Dafür hängst Du am Kreuzesstamm,
Die Arme weithin ausgespannt,
Und zeigst Dein liebevolles Herz,
Das von dem Speer durchstochen ist.

Dafür wohnst Du auf dem Altar
In der Gestalt von Brot und Wein
Und strömst aus der durchbohrten Brust
Das Heil für unsre Seelen aus.

Dir schuldet jede Staatsgewalt
Bekenntnis, Huldigung und Preis,
Dich ehre Recht und Wissenschaft,
Die Kunst und Satzung achte Dein!

Es beuge jede Königskron
Sich nieder vor dem höchsten Herrn;
Mach jedes Haus und jedes Land
Mit milder Hand Dir untertan!

Dir, Jesus, sei das Lob geweiht,
Der Du das Weltenzepter führst
Mit Gott dem Vater und dem Geist
Von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Amen.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Allerheiligen - 1. November

Predigt des hl. Beda Venerabilis
Geliebteste! Wir begehen heute mit diesem Freudenfest den Gedenktag aller Heiligen. Der Himmel freut sich über ihre Gemeinschaft, die Erde über ihren Schutz; ihr glorreicher Sieg ist eine Ehrenkrone für die heilige Kirche. Je mutiger sie sich zeigten im Leiden, desto ruhmvoller strahlen sie nun in ihrer Verherrlichung. Denn wenn der Kampf heftiger wird wächst auch der Ruhm der Kämpfer; der Triumph des Martyriums wird durch mannigfache Leiden nur noch herrlicher; je größer die Pein, desto größer wurde auch ihr Lohn. Unsere Mutter, die katholische Kirche, die überall auf dem ganzen Erdkreis sich ausgebreitet hat, hat schon an ihrem Haupte Jesus Christus gelernt, Beschimpfungen, Kreuz und Tod nicht zu fürchten; sie wurde immer stärker, nicht durch Widerstand, sondern durch Ausdauer; sie hat alle aus dieser ruhmvollen Schar, die der bittere Kerker umschloß, mit dem gleichen und ähnlichen feurigen Mut erfüllt und ihnen die Kraft zum Streite, zu glorreichem Siege eingeflößt. Wahrhaft glückselig bist du, Mutter Kirche! So sehr umstrahlt dich der Ruhm, den Gott dir geschenkt; dich ziert das ruhmvolle Blut der siegreichen Martyrer; dich umkleidet die glänzendweiße Unschuld unverletzter Treue! In deinem Blütenkranz fehlen weder Rosen noch Lilien. Geliebteste! Nun sollen doch alle miteinander wetteifern, dieser beiden Ehrungen weithin würdig zu werden, der glänzendweißen Krone der Jungfräulichkeit oder der purpurroten des Leidens. Im Kriegslager des Himmels gibt es für Ruhm und Kampf einen eigenen Blütenkranz, mit dem die Streiter Christi geschmückt werden. Gottes unsagbar, unermeßlich große Güte hat auch dafür gesorgt, daß die zeit der Mühen und des Kampfes nicht zu lange oder endlos währt, sondern, daß sie kurz ist und sozusagen nur einen Augenblick dauert. In diesem kurzen, armseligen Leben gibt es also Kämpfe und Mühen, im ewigen dagegen Kronen und Belohnungen für die Verdienste; die Mühen gehen schnell zu Ende, die Belohnungen für die Verdienste währen ewig; nach dem Dunkel dieses Lebens dürfen die Heiligen ein hellglänzendes Licht schauen und dürfen eine Seligkeit verkosten, die alle Leiden und Bitterkeiten weit übersteigt. Das bezeugt auch der Apostel; er sagt: Die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Gedächnistag Allerseelen - Hl. Augustinus

Die Sorge für einen Toten, die Herrichtung zum Begräbnis, der äußere Prunk beim Leichenbegängnis sind eher ein Trost für die Überlebenden, als eine Hilfe für den Toten. Gleichwohl darf man die Leiber der Verstorbenen nicht mißachten oder vernachlässigen, vor allem nicht die der Gerechten und Gläubigen, da der Geist sich ihrer in gottgefälliger Weise als Werkzeuge und Hilfsmittel zur Ausübung aller guten Werke bediente. Ein vom Vater hinterlassener Rock oder ein Ring oder sonst etwas dergleichen ist den Hinterbliebenen auch um so teurer, je größer ihre Liebe zu den Eltern war; ebenso darf man auch den Leib nicht mißachten, da er uns doch viel näher steht und viel enger mit uns verbunden ist als irgendein Gewand.
Er ist nicht bloß ein Schmuckstück oder ein äußeres Hilfsmittel, er gehört zur Natur des Menschen selbst. Darum wurden auch die Leichen der Gerechten des Alten Bundes mit der gebührenden Pietät behandelt, Leichenbegängnisse wurden gefeiert und für ihr Begräbnis wurde Sorge getragen, ja sie selbst haben schon bei Lebzeiten bezüglich ihres Begräbnisses und der Übertragung ihres Leichnams ihren Kindern Weisungen gegeben. Die liebevolle Erinnerung und die Gebete, die von gläubigen Angehörigen den Toten gewidmet werden, bringen ohne Zweifel denen Nutzen, die bei Lebzeiten es sich verdient haben, daß solches ihnen nützen kann. Auch wenn irgendein Umstand es mit sich bringt, daß die Leiber überhaupt nicht beerdigt werden, oder wenn keine Möglichkeit gegeben ist, sie an heiliger Stätte beizusetzen, so dürfen dennoch die Gebete für die Seelen der Verstorbenen nicht unterlassen werden. Daß sie für alle, die in der christkatholischen Gemeinschaft verstorben sind, verrichtet werden, auch wenn ihre Namen unbekannt sind, das hat die Kirche bei ihrer allgemeinen Gedächtnisfeier übernommen. Da werden diese Fürbitten von der einen gemeinsamen frommen Mutter verrichtet, für alle die keine Eltern, Kinder oder sonstige Verwandte oder Freunde mehr haben, um dies zu tun. Würden diese Gebete, die in rechtem Glauben und in frommer Gesinnung verrichtet werden, unterbleiben, so hätten meines Erachtens die Seelen nichts davon, wenn der entseelte Leichnam auch an heiliger Stätte beigesetzt würde. Wir glauben also, daß zu den Toten, um die wir uns sorgen, nur das dringt, was wir ihnen in feierlicher Weise durch das Opfer auf dem Altar, durch Gebete oder Almosen darbringen. Gleichwohl nützt dieses nicht allen, für die es dargebracht wird, sondern nur denen, die während ihres Lebens die Vorbedingungen erfüllt haben, daß es ihnen nützen kann. Wir können jedoch nicht beurteilen, wer zu diesen gehört; darum ist es gut, diese Fürbitten für alle Getauften zu verrichten, damit keiner von denen übergangen wird, denen sie zugute kommen können und müssen. Denn es ist besser, wenn sein nutzlos verrichtet werden für die, denen sie weder schaden noch nützen, als daß sie denen vorenthalten werden, denen sie nützen können. Mit größter Sorgfalt soll ein jeder diese Gaben für seine Angehörigen darbringen, damit später die seinen für ihn das Gleiche tun. Was für die Beerdigung des Leibes aufgewandt wird, nützt nichts zum Heile der Seele, sondern ist nur ein menschlicher Liebesdienst, weil eben niemand sein eigenes Fleisch haßt. Darum ist es auch ganz recht, für den Leib des Nächsten alle nur mögliche Sorge zu tragen, wenn ihn sein Geist, sein Lebensspender, verlassen hat. Und wenn dies schon jene tun, die nicht an die Auferstehung des Fleisches glauben, um wieviel mehr müssen es die tun, die daran glauben! Der Liebesdienst, den wir einem toten, aber zur Auferstehung und zum ewigen Leben berufenen Leib erweisen, kann so gewissermaßen zu einem Bekenntnis unseres Glaubens an die Auferstehung werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Andreas Avellino
Lesung 4-6
Andreas Avellino hieß erst Lanzelot. Er wurde zu Castro Nuovo, einem Dorfe in Lukanien, geboren. Schon in seiner frühesten Kindheit konnte man an ihm ganz deutliche Anzeichen seiner späteren Heiligkeit sehen. Zur besseren Ausbildung mußte der Jüngling sein Vaterhaus verlassen. Unter dem Studium der schönen Wissenschaften verbrachte er glücklich diese gefahrvolle Zeit; vor allem verlor er den Anfang der Weisheit, die Gottesfurcht, nie aus den Augen. Mit körperlicher Schönheit verband er eine ganz besondere Liebe zur Keuschheit; des öfteren entwand er sich den Fallstricken schamloser Weiber, mehr als einmal wies er ihre offene Zudringlichkeit zurück. Schon vorher war er in den geistlichen Stand getreten. Er ging dann nach Neapel, um Rechtswissenschaft zu studieren; er erwarb sich dort auch den Doktorgrad der Rechte; in der Zwischenzeit wurde er zudem zum Priester geweiht. Nun wurde er Rechtsanwalt, jedoch nur vor dem geistlichen Gericht und nur für einige Privatpersonen, entsprechend den Bestimmungen der kirchlichen Canones. Eines Tages entschlüpfte ihm bei einer Verhandlung eine kleine Lüge. Bald darauf stieß er, als er aufs Geratewohl in der Schrift las, auf die Worte: Ein lügenhafter Mund tötet die Seele. Da packte ihn bittere Reue über seinen Fehler und er entschloß sich, sofort diesen Beruf aufzugeben. Er entsagte also der Tätigkeit vor Gericht und widmete sich nun ganz dem Dienste Gottes und seinem geistlichen Amte. Da er durch vorbildliche priesterliche Tugend sich auszeichnete, wurde er vom damaligen Erzbischof von Neapel mit der Leitung von Klosterfrauen betraut. In diesem Amte zog er sich den Haß schlechter Menschen zu. Das erstemal entkam er glücklich einem geplanten Mordanschlag, doch bald darauf erhielt er von einem Mordgesellen drei Stiche ins Gesicht. Ruhig nahm er diese furchtbare Untat hin. Aus Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben bat er dann demütig um Aufnahme bei den Regularkanonikern. Sein Wunsch wurde ihm erfüllt. Wegen seiner glühenden Liebe zum Kreuze bat er auch, ihm den Namen Andreas zu geben; auch das wurde ihm gewährt. Mit freudigem Eifer trat er nun den strengeren Lebensweg an. Vor allem suchte er die Tugenden zu üben, zu denen er sich auch durch schwere Gelübde verpflichtet hatte; er hatte nämlich gelobt, erstens seinen eigenen Willen stets zu bekämpfen, und zweitens auf dem Weg der christlichen Vollkommenheit immer mehr voranzustreben. Treu beobachtete er die Ordenszucht, und auch als Oberer war er eifrigst bestrebt sie zu fördern. Was ihm neben den Verpflichtungen seines Amtes und seiner Regel an Zeit übrig blieb, das verwendete er zum Gebete und zur Arbeit am Heil der Seelen. Beim Beichthören zeigte er seine wunderbare Güte und Klugheit. Häufig zog er hinaus in die Dörfer und Städte in der Umgebung von Neapel und wirkte dort als Apostel zum größten Segen für die Seelen. Die glühende Nächstenliebe dieses Heiligen verherrlichte Gott auch durch Wunderzeichen. So ging er einmal mitten in der Nacht, nach dem er einen Kranken beichtgehört hatte, nach Hause. Der heftige regen und der Wind löschten die Fackel aus, die ihnen auf dem Weg geleuchtet hatte. Da wurde er mit seinen Begleitern trotz des strömenden Regens keinen Tropfen naß, ja sein Körper strahlte einen ganz ungewohnten Glanz aus und zeigte seinen Gefährten in der tiefsten Finsternis den Weg. Hervorragend war seine Enthaltsamkeit und seine Geduld, seine Selbstverachtung und Selbstverleugnung. Die Nachricht von der Ermordung seines Neffen nahm er ruhig hin und brachte auch seine Angehörigen von jedem Rachegedanken ab, ja er bat sogar für die Mörder bei den Richtern um Gnade und Erbarmen. An vielen Orten führte er den Orden der Regularkanoniker neu ein, zu Mailand und Piacenza erbaute er Häuser für sie. Der heilige Karl Borromäus und Kardinal Paul von Arezzo, ein Regularkanoniker, schätzten ihn sehr und holten sich in ihren Hirtensorgen bei ihm Hilfe. Zur jungfräulichen Gottesmutter trug er eine ganz besondere Liebe und Verehrung. Auch durfte er mit den Engeln verkehren; und er selbst gestand, während er das Chorgebet verrichtete, habe er gehört, wie sie ihm auf der Gegenseite antworteten. Zudem war er mit der Gabe der Weissagung ausgestattet und konnte die Geheimnisse der Herzen, sowie entfernte und zukünftige Dinge schauen. Nach vielen Erweisen seiner Heldenhaften Tugend wurde er schließlich hochbetagt, von Mühen schon gebrochen, vom Schlag getroffen. Er wollte eben am Altar die heilige Messe feiern und hatte dreimal die Worte wiederholt: Ich will hintreten zum Altare Gottes. Er wurde sogleich mit den heiligen Sakramenten versehen und hauchte dann, umgeben von seinen Mitbrüdern, friedlich seine Seele aus. Sein Leib wird in Neapel in der Kirche des heiligen Paulus hochverehrt; der Volksandrang ist dort bis heute noch genau so groß wie damals, als er beigesetzt wurde. Zu Lebzeiten und nach dem Tode wurde er durch große Wunder verherrlicht; darum nahm in schließlich Papst Klemens XI. in feierlicher Weise in das Verzeichnis der Heiligen auf.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Bischof und Bekenner Nikolaus (6. Dezember)


Kirchengebet:

Gott, Du hast den heiligen Bischof Nikolaus durch zahllose Wunder verherrlicht; gib, wir bitten Dich, daß wir durch seine Verdienste und Fürbitte von den Flammen der Hölle verschont werden; durch unsern Herrn.
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Lesungen:

Nikolaus wurde aus einer angesehenen Familie zu Patara in Lycien geboren; seine Eltern erhielten ihn von Gott auf ihr Gebet hin. Wie groß die Heiligkeit dieses Namens werden sollte, zeigte sich schon an seiner Wiege; denn während er als Säugling an den übrigen Tagen häufig nach Milch seiner Amme verlangte, tat er dies am Mittwoch und Freitag nur einmal und zwar erst am Abend. Diese Gewohnheit zu fasten behielt er sein ganzes Leben bei. Schon in der Jugend verlor er seine Eltern; sein ganzes Vermögen teilte er an die Armen aus. Von seiner christlichen Mildtätigkeit wird folgendes hervorleuchtendes Beispiel berichtet: Ein armer Mitbürger von ihm hatte drei erwachsene Töchter; da er sie nicht verheiraten konnte, wollte er sie für Geld der Unzucht preisgeben. Als Nikolaus dies erfuhr, warf er ihm des Nachts durch das Fenster soviel Geld hinein, als zur Ausstattung seiner Töchter genügte. Dies tat er noch ein zweites und drittes Mal. So konnten dann alle drei Mädchen sich mit ehrbaren Männern verheiraten.
Da er sich nun ganz Gott weihen wollte, pilgerte er nach Palästina, um die heiligen Stätten zu besuchen und zu verehren. Als er darum aufs Schiff ging, sagte er den Schiffern obwohl der Himmel ganz heiter und die See ruhig war, einen furchtbaren Sturm voraus; dieser kam auch bald und alle schwebten in höchster Gefahr; da stillte er ihn wieder auf wunderbare Weise durch sein Gebet. In seine Heimat zurückgekehrt, gab er allen ein hervorragendes Beispiel von Heiligkeit. Auf Eingebung Gottes hin kam er einmal nach Myra, der Hauptstadt von Lycien, als gerade der Bischof dieser Stadt gestorben war und die Bischöfe dieser Provinz über die Wahl des Nachfolgers berieten. Dabei erhielten sie vom Himmel die Weisung, sie sollten den wählen, der am nächsten Tage in der Frühe zuerst in die Kirche kommt und Nikolaus heißt. Man gab also acht und traf Nikolaus an der Tür der Kirche; daraufhin wurde er mit der größten Einmütigkeit zum Bischof von Myra gewählt. Auch als Bischof behielt er die Keuschheit, die er stets unbefleckt bewahrt hatte, den Ernst, den Eifer im Gebete, die Wachen, die Enthaltsamkeit, Freigebigkeit und Gastfreundschaft, die Sanftmut im Ermahnen, die Strenge beim Tadeln für immer bei.
Die Witwen und Waisen unterstützte er mit Geld, durch Rat und Tat; den Unterdrückten stand er bereitwillig bei; sogar drei Tribunen, die infolge verleumderischer Anklage vom Kaiser Konstantin verurteilt wurden und sich wegen des Rufes seiner Wunder aus weiter Ferne seinem Gebet empfahlen, erwirkte er die Begnadigung, da er noch bei Lebzeiten dem Kaiser erschien und ihn durch Drohungen von der Hinrichtung abschreckte. Da er gegen den Erlaß der Kaiser Diokletian und Marimian den wahren christlichen Glauben in Myra verkündigte, wurde er von den Soldaten dieser Kaiser ergriffen, weit fortgeschleppt und in den Kerker geworfen. Dort blieb er bis zur Zeit des Kaisers Konstantin. Dieser ließ ihn wieder frei, und so konnte er nach Myra zurückkehren. Bald darauf ging er zur Kirchenversammlung nach Nizäa und verurteilte dort mit 318 Vätern die Irrlehre des Arius. Dann kehrte er zu seinem Bischofssitz zurück; kurze Zeit darauf fühlte er seinen Tod nahen. Da blickte er zum Himmel auf, sah, wie die Engel ihm entgegeneilten, betete den Psalm: Auf Dich, o Herr vertraue ich, und ging bei den Worten: In Deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist, in das himmlische Vaterland hinüber. Sein Leichnam wurde nach Bari in Apulien übertragen und wird dort mit größter Andacht und Feierlichkeit verehrt.
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