cantus planus hat geschrieben:Wenn ich das jetzt nicht verwechsle, ist Bugnini mit seiner Entourage eigens in die Grande Chartreuse gereist...
Die "Große Reise" der Bugnini-Truppe ging nach Solesmes. Ob er und wenn ja mit wieviel gefolge auch in die Grande Chartreuse
gereist ist, weiß ich nicht. aber er hat sich wohl brieflich und per Telephon ganz massiv eingesetzt, um auch dieses bedeutende Kloster zu gewinnen?
Warum der Einsatz? Nun, Solesmes liegt auf der Hand. Solesmes war DIE Instanz für Liturgie und DIE Adresse für Gregorianik (deren Vernichtung damals wohl noch nicht alle wollten oder auch nur sahen). Die Grande Chartreuse war sicher nicht so wichtig, galt aber doch stets als der Maßstab für kontemplatives Leben in seiner strengsten Form.
Andere Gründe gehen über die Kirchenpolitik hinaus. Der NO ist in einigen Zügen ein legitimes Kind des 20. Jh., das Totalitarismen hervorgebracht hat wie keines zuvor. Zumindest für Bugnini muß der Novus Ordo von seinem Selbstverständnis her darauf bestehen, alle anderen Riten auszumerzen. Er duldet Vielförmigkeit nur da, wo sie keinen Unterschied in der Spiritualität oder im theologischen Ansatz ausdrückt: Wenn Afrikaner rhytmisch tanzen wollen - bitte schön, wenn Inder Tempeltänze adaptieren wollen - kein Problem, auch No-Einflüsse in Japan wurden schon gesichtet und für gut befunden. Reformierte Kirchenlieder in Deutschland, Jazziges in USA - alles bestens. In jedem Fall kommt die Form vermeintlich "authentisch" (wie bei den nachgespielten Aborigines in Australien etwa) aus der zum Gemeinschaftsmahl versammelten Gemeinde heraus und nicht mit irgendeinem metaphysischen Brimborium aus einer endlich abgestreiften unaufgeklärten Tradition.
Bugnini hat bei Paul VI. mehrfach darauf gedrungen, den alten Ritus klar und unmißverständlich zu verbieten, doch dazu war der damalige Papst denn doch nicht bereit. Das muß irgendwo in Bugninis dickem Wälzer: "Ich und die Liturgiereform" stehen, ich habe es aber auf die Schnelle nicht gefunden.