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WIENER ZEITUNG: FÜRBITTEN und PREDIGT IN LATEIN

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 08:47
von Hadschi
lustig ein fehler in der gestrigen wiener zeitung:

währenmd im artikel selbst alles richtig stand, war die meldung am titelblatt ein erheiternder schwachsinn:

PAPST EMPFIEHLT PREDIGT UND FÜRBITTEN AUF LATEIN!

im artikel stand es dann natürlich richtig: der papst empfiehlt messen wieder mehr auf latein abzuhalten BIS AUF die predigt und die von den gläubigen vorgetragenen fürbitten - "no na", wie der wiener sagt!

:-) trotzdem eine lustige vorstellung: neuer ritus, alles auf deutsch - und dann eine 40minütige predigt auf latein, gefolgt von gemeindemitgliedern in toga, die im feinsten lateinisch ihre wünsche und bitten an gott rezitieren! ;-)

danach geht es wieder auf deutsch weiter...
nur die plaudereien beim pfarrcafè haben dann wieder auf latein zu erfolgen :-))

der artikel selbst war korrekt:
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=274665

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 09:09
von overkott
Mögen wir gerade im Elisabethjahr nicht vom Lateinischen ablassen.

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 12:54
von Ecce Homo
overkott hat geschrieben:Mögen wir gerade im Elisabethjahr nicht vom Lateinischen ablassen.
Ach overkott -
dann lies mal, worum es im zitierten Artikel eigentlich ging. Das war ein Druckfehler. Gegen Latein sagt doch keiner was, aber die Predigt...
Schreib mal deine Fürbitten und deine Predigt auf Latein - danach reden wir weiter.

:roll:

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 15:07
von taddeo
Quare, quaeso, non disputamus lingua latina in hoc foro? :kratz: :ratlos:

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 15:17
von taddeo
Ecce Homo hat geschrieben:Gegen Latein sagt doch keiner was, aber die Predigt...
Benedikt XVI. hat ja seine erste Predigt als Papst auf Latein gehalten (in der Sixtina vor den Kardinälen). Es war faszinierend festzustellen, daß man - entsprechende Grundkenntnisse vorausgesetzt - das Latein viel leichter versteht und so einem Text problemlos folgen kann, wenn man ihn gesprochen hört mit seinen Betonungen und der Einteilung in Sinnabschnitte, und nicht nur liest. Allerdings haben die meisten Kardinäle ziemlich ratlos dreingeschaut, fast wie Lateinschüler, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und nun ausgefragt werden sollen.
Ich habe mich damals nur gefragt, wie hat Benedikt diese Predigt in der kurzen Zeit vom Abend nach seiner Wahl bis zum nächsten Morgen verfassen können, zumal sie nicht nur inhaltlich gut war, sondern auch stilistisch große Klasse? Andere könnten sie in dieser Zeit nicht einmal übersetzen.

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 17:00
von Ecce Homo
taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:Gegen Latein sagt doch keiner was, aber die Predigt...
Benedikt XVI. hat ja seine erste Predigt als Papst auf Latein gehalten (in der Sixtina vor den Kardinälen). Es war faszinierend festzustellen, daß man - entsprechende Grundkenntnisse vorausgesetzt - das Latein viel leichter versteht und so einem Text problemlos folgen kann, wenn man ihn gesprochen hört mit seinen Betonungen und der Einteilung in Sinnabschnitte, und nicht nur liest. Allerdings haben die meisten Kardinäle ziemlich ratlos dreingeschaut, fast wie Lateinschüler, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und nun ausgefragt werden sollen.
Ich habe mich damals nur gefragt, wie hat Benedikt diese Predigt in der kurzen Zeit vom Abend nach seiner Wahl bis zum nächsten Morgen verfassen können, zumal sie nicht nur inhaltlich gut war, sondern auch stilistisch große Klasse? Andere könnten sie in dieser Zeit nicht einmal übersetzen.
OK, zu den Zeiten, zu denen Benedikt studiert hat, war das auch noch die übliche Theologensprache... heute verstehen die wenigsten Theologen Latein noch...
Das Problem sind aber weniger die Theologen, sondern vielleicht die Huber-Bäuerin oder der alte Sepp, die hinten in der Kirche sitzen und nichts verstehen - die Theologen könnten sich (wieder) einarbeiten...

Ich meine, ich liebe Latein wirklich. Aber mit der Aufgabe, eine Predigt auf Lateinisch zu scheiben, wer wäre da nicht überfordert - ? Verstehen, wenn man es hört, oder schreiben müssen, das sind zwei Paar Schuhe... :/

Und es wäre dermaßen verfehlt, gerade die Fürbitten, die universales Gebet der Gläubigen sind (im Gegensatz zu den Interzessionen im Hochgebet, die ja ekklesial ausgerichtet sind) dann Lateinisch zu halten. Damit auch alle "verstehen" (?), was man betet... :/

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 18:55
von taddeo
Ecce Homo hat geschrieben:OK, zu den Zeiten, zu denen Benedikt studiert hat, war das auch noch die übliche Theologensprache...
Die Kardinäle sind ja auch alle Theologen (sollten es wenigstens sein) und haben zum Großteil auch nicht in den letzten 30 Jahren studiert... die können es offensichtlich auch kaum.
Der Normalkathole versteht halt leider die deutschen Predigten genauso wenig wie eine lateinische, bei dem pastoralen Gesülze, das da oft verbreitet wird...

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 21:00
von Ecce Homo
taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:OK, zu den Zeiten, zu denen Benedikt studiert hat, war das auch noch die übliche Theologensprache...
Die Kardinäle sind ja auch alle Theologen (sollten es wenigstens sein) und haben zum Großteil auch nicht in den letzten 30 Jahren studiert... die können es offensichtlich auch kaum.
Wo ist da was "offensichtlich"? Die Frage ist: Muss ich alles unbedingt tun, was ich kann?
taddeo hat geschrieben:Der Normalkathole versteht halt leider die deutschen Predigten genauso wenig wie eine lateinische, bei dem pastoralen Gesülze, das da oft verbreitet wird...
`
Aha. Weil du meinst, das sowohl das eine als auch das andere nicht verstanden wird, ist es also de facto egal... :roll:

Verfasst: Donnerstag 15. März 2007, 21:26
von Linus
taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:Es war faszinierend festzustellen, daß man - entsprechende Grundkenntnisse vorausgesetzt - das Latein viel leichter versteht und so einem Text problemlos folgen kann, wenn man ihn gesprochen hört mit seinen Betonungen und der Einteilung in Sinnabschnitte, und nicht nur liest.
Zustimm.
Meinem Leibburschen (einem Lateinlehrer) wurde anlässilich seines Vierzigers eine 30 Minütige Laudatio in Latein zu teil.[von jenem Herrn, der Montäglich die Lateinkolumne im Kurier macht] Ich verstand den Inhalt, obwohl ich nur zwei Jahre Latein (Li(e)ber Lat(r)inus sei dank) in der Unterstufe hatte, und bei der Grammatik eigentlich schon beim abl.abs. ausgestiegen bin. :roll: Die Vokabel hab ich immer gepaukt.

Li*pauket wacker,sauft und schwänzt*nus

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 09:08
von taddeo
Ecce Homo hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:OK, zu den Zeiten, zu denen Benedikt studiert hat, war das auch noch die übliche Theologensprache...
Die Kardinäle sind ja auch alle Theologen (sollten es wenigstens sein) und haben zum Großteil auch nicht in den letzten 30 Jahren studiert... die können es offensichtlich auch kaum.
Wo ist da was "offensichtlich"? Die Frage ist: Muss ich alles unbedingt tun, was ich kann?
taddeo hat geschrieben:Der Normalkathole versteht halt leider die deutschen Predigten genauso wenig wie eine lateinische, bei dem pastoralen Gesülze, das da oft verbreitet wird...
`
Aha. Weil du meinst, das sowohl das eine als auch das andere nicht verstanden wird, ist es also de facto egal... :roll:
Meine liebe Ecce, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen:
Ich bin nicht dafür, Predigten, Lesungen oder Fürbitten grundsätzlich in Latein zu halten. Was ich sagen wollte: Offensichtlich sind damit sogar die überfordert, die es eigentlich können sollten (Beispiel Kardinäle) - Latein ist halt einfach heute keine gesprochene Sprache mehr. Schade, aber eine Tatsache. Ich finde es trotzdem gut, daß der Papst hier mit gutem Beispiel vorangeht: Er lädt nicht nur andere ein, das Latein wieder vermehrt zu verwenden, sondern zeigt auch, daß es geht.
Aber egal, welche Sprache man verwendet: Wichtig wäre (wie es in Sacramentum Caritatis ja anklingt), daß die "normalen" Predigten inhaltlich besser werden und in einer Sprache gehalten werden, die den Gläubigen den Zugang zum Inhalt durch (pseudo-)theologische Phrasendrescherei nicht noch erschwert. Ich kenne genügend Pfarrer, deren Predigten in der Regel aus irgendwelchen Predigthilfen stammen, die wirklich nur hohles Gesülze sind. Wenn sie aber dann mal selber eine Predigt schreiben, kennt man das sofort, weil's dann meistens inhaltlich noch peinlicher wird. Der Versuch, sich am Stil ihrer sonstigen Vorlagen zu orientieren und gleichzeitig eigene Gedanken zu formulieren, geht oft genug schief.

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 13:43
von Ecce Homo
Aber das liegt nicht an der Kirche oder an der Ausbildung -
entweder, das Reden vor Leuten liegt jemandem oder es liegt einem nicht. In gewisser Weise kann man das "üben", aber der Inhalt? Entweder man hat die Fähigkeit, etwas zu vermitteln, oder eben nicht.
Wobei in manchen Fällen, denke ich schon, dass es schwierig ist, die Zeit zu finden (und die Ruhe!), eine vernünftige Predigt vorzubereiten - und dann ist klar, dass man über jede Predigthilfe echt dankbar sein wird...

und das Publikum ist da auch nicht wirklich homogen - kann ne Gruppe von Akademikern drin sitzen, aber auch Bauern oder einfach Leute, Lehrer und Handwerker, katechetisch Vorgebildete, Diplom-Theologen, Kinder, Alte, Junge, Kranke, Gesunde, Reiche, Arme...

..und alle will und soll man erreichen... :hmm: :/

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 13:49
von Linus
Bloß: das geht.

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 13:54
von Ecce Homo
Linus hat geschrieben:Bloß: das geht.
Sei nur froh, dass du nicht jedes Wochenende eine Predigt vorbereiten musst, wo du das versuchst... schon gar nicht lateinisch... :kiss: ;)

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 14:54
von Linus
Ecce Homo hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Bloß: das geht.
Sei nur froh, dass du nicht jedes Wochenende eine Predigt vorbereiten musst, wo du das versuchst... schon gar nicht lateinisch... :kiss: ;)
Beschwer ich mich?

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 15:05
von Ecce Homo
Linus hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Bloß: das geht.
Sei nur froh, dass du nicht jedes Wochenende eine Predigt vorbereiten musst, wo du das versuchst... schon gar nicht lateinisch... :kiss: ;)
Beschwer ich mich?
Keine Ahnung... ;)
Ich sag´s nur... ;)

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 15:07
von Edi
Ecce Homo hat geschrieben:
und das Publikum ist da auch nicht wirklich homogen - kann ne Gruppe von Akademikern drin sitzen, aber auch Bauern oder einfach Leute, Lehrer und Handwerker, katechetisch Vorgebildete, Diplom-Theologen, Kinder, Alte, Junge, Kranke, Gesunde, Reiche, Arme...

..und alle will und soll man erreichen... :hmm: :/
Wie hat es denn der Pfr. von Ars gemacht und der galt nicht als besonders gebildet, predigte aber auch vor gebildeten Leuten.

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 15:20
von Ecce Homo
Edi hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:
und das Publikum ist da auch nicht wirklich homogen - kann ne Gruppe von Akademikern drin sitzen, aber auch Bauern oder einfach Leute, Lehrer und Handwerker, katechetisch Vorgebildete, Diplom-Theologen, Kinder, Alte, Junge, Kranke, Gesunde, Reiche, Arme...

..und alle will und soll man erreichen... :hmm: :/
Wie hat es denn der Pfr. von Ars gemacht und der galt nicht als besonders gebildet, predigte aber auch vor gebildeten Leuten.
Mei, ich habe mich nur auf den Beitrag von Taddeo bezogen:
Taddeo hat geschrieben:Aber egal, welche Sprache man verwendet: Wichtig wäre (wie es in Sacramentum Caritatis ja anklingt), daß die "normalen" Predigten inhaltlich besser werden und in einer Sprache gehalten werden, die den Gläubigen den Zugang zum Inhalt durch (pseudo-)theologische Phrasendrescherei nicht noch erschwert. Ich kenne genügend Pfarrer, deren Predigten in der Regel aus irgendwelchen Predigthilfen stammen, die wirklich nur hohles Gesülze sind. Wenn sie aber dann mal selber eine Predigt schreiben, kennt man das sofort, weil's dann meistens inhaltlich noch peinlicher wird. Der Versuch, sich am Stil ihrer sonstigen Vorlagen zu orientieren und gleichzeitig eigene Gedanken zu formulieren, geht oft genug schief.
Zeiten ändern sich - hätte in den Zeiten von Pfarrer Vianney jemand gewagt, etwas zu sagen? Gegen die Predigt, meine ich?

Ich fühle mich wieder mal erinnert an diese Geschichte:
Der Priester ist verunsichert, denn ...

- predigt er länger als zehn Minuten, gilt er als Kirchenleerer;
- predigt er kürzer, dann hat er sich schlecht vorbereitet;
- spricht er bei der Predigt laut, dann schreit er;
- spricht er normal, dann versteht man ihn nicht;
- besitzt er ein Auto, dann ist er zu weltlich gesinnt;
- besitzt er kein Auto, dann geht er nicht mit der Zeit;
- wenn er Hausbesuche macht, ist er nie zuhause;
- wenn er immer zuhause ist, macht er keine Hausbesuche;
- wenn er um Spenden bittet, ist er auf Geld aus;
- wenn er es nicht tut, hält er sich dafür zu vornehm;
- wenn er sich im Beichtstuhl Zeit nimmt, macht er es zu lang;
- wenn er es kurz macht, fertigt er die Leute ab;
- beginnt er die Messe pünktlich, dann geht seine Uhr vor;
- beginnt er etwas später, dann hält er die Gemeinde auf;
- renoviert er die Kirche, dann wirft er das Geld hinaus;
- tut er das nicht, dann lässt er alles verkommen;
- ist er jung, dann hat er keine Erfahrung;
- ist er alt, dann soll er sich bald pensionieren lassen;
- solange er lebt, hat er immer Leute, die alles besser wissen;
- wenn er stirbt, ist keiner da, der ihn ersetzt!
Ich beneide keinen Priester...

Verfasst: Freitag 16. März 2007, 16:19
von incarnata
Wer schon mal üben will sei auf die Webseiten der Vereinigung
pro lingua latina verwiesen!
Mein Großvater hat noch seine Abschiedsrede zum Abitur in Latein
gehalten.Ja tempora mutantur....