Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Kai
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Kai »

Ach so.
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
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Leguan
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Leguan »

Ralf hat geschrieben:Lefebvre hat nach seiner Aussage eine Traditionsbegriff, der statisch ist - und da der Papst seiner Meinung nach unter der Tradition stehe, dürfe man auch an der Praxis (bspw. Liturgie) nichts ändern.
Sofern er das tatsächlich so geschrieben hat, ist das schon mal sachlich falsch. Man kann von Erzbischof Lefebvre Zitate nachlesen, wo er sich darüber äußert, daß er dafür sei, zumindest Lesung und Evangelium in der Volkssprache und versus populum zu lesen. Er äußerte sogar, daß er lieber die alte Messe auf französisch lesen würde, als die neue auf Latein.
Es ging also nicht um eine Komplettverweigerungshaltung. Die FSSPX hat ja auch zuerst den Ritus von 1965 verwendet.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie

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taddeo
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von taddeo »

Leguan hat geschrieben:Die FSSPX hat ja auch zuerst den Ritus von 1965 verwendet.
Kann man irgendwo nachvollziehen, warum das so war, und wann bzw. warum dann der "Schwenk zurück" zum 1962er-Ritus kam?

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Maurus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Maurus »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Was sagt Ihr dazu?

http://www.kreuz.net/article.9512.html

Ich fürchte, der Kommentator hat nicht ganz unrecht ... :hmm:

Hat Kardinal Levada eigentlich jemals im alten Ritus zelebriert?

Ich wüsste ja zu gerne, was sich der Hl. Vater bei dieser Umstrukturierung wirklich gedacht hat. Oder sind da noch ganz andere Kräfte mit im Spiel gewesen? Fragen über Fragen ...
Ach, +net hat's auch endlich mitbekommen.

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Meine Einschätzung:
" Das wars" jetzt wird eine Einigung mit der FSSPX versucht wenn das nicht klappt wird man wohl auch Priester und Gläubige "Exkomunizieren" und für die "Ecclesia Dei gemeinschaften " heißt es dann Vorwärts zur normalisierung also wenn man laut MP den NOM anerkennt wiird man dihn wohl dann auch feiern müssen und dann ist das ganze wohl ebndgültig zum liturgie folklore produckt geworden theologisch sind es die gemeinschaften ja längst
Sollte es zu einer Einigung mit der FSSPX kommen gibt es dann sowieso eine neue kanonischhe Form die wird dann wiohl auch die andere Gemeinschaften mit einschließen unter der Leitung eines Kardinals
egal wie es ausgeht die Komission braucht man nicht mehr

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Libertas Ecclesiae
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

taddeo hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Die FSSPX hat ja auch zuerst den Ritus von 1965 verwendet.
Kann man irgendwo nachvollziehen, warum das so war, und wann bzw. warum dann der "Schwenk zurück" zum 1962er-Ritus kam?
Trägt die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils "Sacrosanctum Concilium" nicht auch die Unterschrift Erzbischof Lefebvres?
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Marion
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Marion »

Die Acta synodalia bezeugt, daß er alle Dokumente des Konzils unterschrieben hat. Er selber verneinte das aber.

Quelle
die Biografie Marcel Lefebvre S 333 (Verkündigung der Religionsfreiheit)
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Bernado
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Bernado »

taddeo hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Die FSSPX hat ja auch zuerst den Ritus von 1965 verwendet.
Kann man irgendwo nachvollziehen, warum das so war, und wann bzw. warum dann der "Schwenk zurück" zum 1962er-Ritus kam?
Einen "Ritus von 1965" gibt es nicht. Es gibt auch kein Missale 1965, sondern lediglich einen Ordo Missae samt ritus servandus. Da in vielen Teilen der Welt (ganz besonders auch in Westdeutschland) seit Beginn der 60er Jahre die liturgische Disziplin weitgehend zusammengebrochen war, ist der 65er Ordo (ebenso wie das 1962er Missale) praktisch nirgendwo konsequent aufgenommen worden. An den meisten Orten war man mit seinen Experimenten schon viel weiter, andersow hielten die Priester an dem fest, womit sie vertraut waren. Das war das Messbuch der 50er Jahre mit dem 1962er Einschub des hl. Joseph in den Kanon. Meistens wurden Mischformen praktiziert, die irgendwo zwischen vor-1955 und Freistil hin- und herpendelten.

Diese Unsicherheit war wohl auch einer der Gründe, daß unter dem "Agatha-Christie-Indult" von 1971 - es sah die Verwendung des 1965er Ordo vor - praktisch öfter das Missale 1962 (und frühere) praktiziert wurde. Deshalb war es wohl eine vorwiegend praktisch bestimmte Entscheidung, daß "Quattuor abhinc annos" von 1984 offiziell wieder auf 1962 zurückgriff: Das war einfach die letzte Form der alten Liturgie, die als gemeinsamer Nenner für alle praktikabel und akzeptabel zu sein schien.

Trotzdem haben sich ja in Deutschland einige frühere Formen - etwa das Konfiteor vor der Kommunionausteilung - gehalten. Und am 1965er Ordo mit seiner Lösung des Wortgottesdienstes vom Altar war auch nicht alles schlecht, im ritus servandus steckt aber schon einiges vom Geist von 1969. Wenn man also ernsthaft mit einer Konsolidierung und Weiterentwicklung der alten Liturgie beginnen wollte, müßte man für die hl. Messe wohl auf die Gesamtheit der Bücher von 1945 bis 1965 zurückgreifen. 1962 ist ein Stichtag, aber kein Dogma.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Fridericus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Fridericus »

@ Ottaviani (oder auch an alle anderen, die sich mit der Piusbruderschaft gut auskennen).


Sollte es zu einer Einigung zwischen Rom und der Piusbruderschaft kommen (die von der gesamten bzw. von der überwiegenden Mehrheit mitgetragen wird), wären dann von dieser Einigung auch die mit der Bruderschaft befreundeten bzw. "verbunden" Orden und Klöster (z. B. Benediktiner von Notre-Dame de Bellaigue oder auch das neue Kloster Reichenstein, die Dominikaner von Avrillé) davon betroffen?

Inwieweit gehören diese eigentlich zur Bruderschaft an sich?

Und werden Mitglieder/Theologen dieser Orden auch in die nun unmittelbar bevorstehenden Gespräche mit einbezogen?



Mir scheint es äußerst interessant, was mit den mit der FSSPX befreundeten Klöstern passiert, denn immerhin haben die ja auch nicht wenige Mitglieder (man Bedenke, dass Notre-Dame de Bellaigue schon nach acht/neun Jahren nach der Gründung an die 35 bis 40 Mitglieder hat). Von den anderen Klöstern weiß ich es nicht genau, ich denke mir aber, dass zumindest die Dominikaner auch an die 30 Mitglieder haben.

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Fridericus hat geschrieben:@ Ottaviani (oder auch an alle anderen, die sich mit der Piusbruderschaft gut auskennen).


Sollte es zu einer Einigung zwischen Rom und der Piusbruderschaft kommen (die von der gesamten bzw. von der überwiegenden Mehrheit mitgetragen wird), wären dann von dieser Einigung auch die mit der Bruderschaft befreundeten bzw. "verbunden" Orden und Klöster (z. B. Benediktiner von Notre-Dame de Bellaigue oder auch das neue Kloster Reichenstein, die Dominikaner von Avrillé) davon betroffen?

Inwieweit gehören diese eigentlich zur Bruderschaft an sich?

Und werden Mitglieder/Theologen dieser Orden auch in die nun unmittelbar bevorstehenden Gespräche mit einbezogen?



Mir scheint es äußerst interessant, was mit den mit der FSSPX befreundeten Klöstern passiert, denn immerhin haben die ja auch nicht wenige Mitglieder (man Bedenke, dass Notre-Dame de Bellaigue schon nach acht/neun Jahren nach der Gründung an die 35 bis 40 Mitglieder hat). Von den anderen Klöstern weiß ich es nicht genau, ich denke mir aber, dass zumindest die Dominikaner auch an die 30 Mitglieder haben.
Mgr Lefebvre hat es immer "die Familie der Tradition" genannt jene Klöster die sich ihm und seinen Nachfolgern anvertraut haben wenn eine Einigung gefunden wird sind diese Klöster mit dabei die Bruderschaft wird sie sicher nicht verraten

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Zur Sache mit dem Ordo von 1965 :
Als klar wurde das sie Reform damit nicht beendet ist mit dem Novus Ordo war für den Erzbischof klar es währe nicht korrekt wenn man sagt diese Reform ist noch gut aber das nicht mehr somit wurde wieder auf 1962 umgestellt
Obwohl man auch mit der Karrwochenreform von Pius XII nicht glücklich ist man kann da nicht frei wählem daher eben konsequemt 1962

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Bernado
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Bernado »

ottaviani hat geschrieben: Als klar wurde das sie Reform damit nicht beendet ist mit dem Novus Ordo war für den Erzbischof klar es währe nicht korrekt wenn man sagt diese Reform ist noch gut aber das nicht mehr somit wurde wieder auf 1962 umgestellt.
Gibts dazu ein Datum? Wäre interessant zu wissen, ob vor, mit oder nach Quattuor abhinc annos.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

lange davor 1971

Ralf

Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Ralf »

Leguan hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Lefebvre hat nach seiner Aussage eine Traditionsbegriff, der statisch ist - und da der Papst seiner Meinung nach unter der Tradition stehe, dürfe man auch an der Praxis (bspw. Liturgie) nichts ändern.
Sofern er das tatsächlich so geschrieben hat, ist das schon mal sachlich falsch. Man kann von Erzbischof Lefebvre Zitate nachlesen, wo er sich darüber äußert, daß er dafür sei, zumindest Lesung und Evangelium in der Volkssprache und versus populum zu lesen. Er äußerte sogar, daß er lieber die alte Messe auf französisch lesen würde, als die neue auf Latein.
Es ging also nicht um eine Komplettverweigerungshaltung. Die FSSPX hat ja auch zuerst den Ritus von 1965 verwendet.
Aaaaalso, Menke geht auf die Liturgie explizit gar nicht ein, das ist auf meinem Mist gewachsen. Lieber selber lesen. (Communio ist sowieso zu empfehlen)

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

ich hab den artikel gelesen der gute mann "übersieht" daß der traditionsbehriff von mgr Lefebvre der traditionelle ist und der neue traditionsbegriff wie er z.b. in dem Motu proprio Nr 4 zum Ausdruck kommt absolut mit der überlieferten Lehre der Kirche unvereinbar ist

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cantus planus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von cantus planus »

Nummer 4? Welches Motu Proprio meinst du damit? :hae?:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Ecclesia Dei Artikel 4

Fridericus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Fridericus »

@ Ottaviani.


Weißt Du zufällig auch, ob unter den zehn Theologen, die für die Gespräche mit Rom zuständig sind, sich auch Ordensbrüder (z. B. Dominicaner; die müssten ja schon aus "geschichtlicher Tradition" (bitte das jetzt nicht falsch verstehen) dabei sein :breitgrins:)?

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Alexander Kissler schreibt auf seiner Homepage:
Neuigkeiten.

Unter der Überschrift „Eine Wunde, die nicht heilen will“ berichte ich in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 2. Juli über den Richtungsstreit innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius des Zehnten.
Quelle: http://www.alexander-kissler.de/15..html

Ist besagter Artikel irgendwo online verfügbar?
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Fridericus hat geschrieben:@ Ottaviani.


Weißt Du zufällig auch, ob unter den zehn Theologen, die für die Gespräche mit Rom zuständig sind, sich auch Ordensbrüder (z. B. Dominicaner; die müssten ja schon aus "geschichtlicher Tradition" (bitte das jetzt nicht falsch verstehen) dabei sein :breitgrins:)?
weiß ich leider nicht

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Alexander Kissler schreibt auf seiner Homepage:
Neuigkeiten.

Unter der Überschrift „Eine Wunde, die nicht heilen will“ berichte ich in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 2. Juli über den Richtungsstreit innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius des Zehnten.
Quelle: http://www.alexander-kissler.de/15..html

Ist besagter Artikel irgendwo online verfügbar?
Habe grade Herrn Kissler geschrieben er hat mir schon einmal einen text z von sich gemailt mal sehen.......

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Ich möchte hier folgenden Kommentar von Pater Engelbert Recktenwald FSSP zur Diskussion stellen:
22. Juli
Randnotizen zur Causa Piusbruderschaft (19):

Fellay: Am Steuer oder auf verlorenem Posten?

Es ist Zeit, an das Interview zu erinnern, das im Jahr 2 Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Stefano Maria Paci von der Zeitschrift 3Tage gegeben hatte. Es wurde in der Ausgabe 9/2 veröffentlicht. Auf die Frage, was er tun würde, wenn der Papst ihn zu sich zitieren würde, antwortete Fellay damals: “Wenn mich der Papst ruft, komme ich. Ja, ich komme gelaufen. Das ist sicher. Aus Gehorsam. Aus kindlichem Respekt vor dem Oberhaupt der Kirche.”

Diese Antwort war verantwortlich für den Optimismus, mit dem Kardinal Castrillon Hoyos sich von da an den Einigungsbemühungen mit der Piusbruderschaft widmete.

Zum Zweiten Vaticanum gab es folgende interessante Frage und Antwort:
“Monsignore, wir wollen doch realistisch sein. Wie soll man glauben können, dass Rom sagen könnte: Wir haben uns mit dem II. Vatikanischen Konzil geirrt. Was kann der Vatikan also konkret unternehmen, um wieder eine Bindung zu Ihnen zu haben?
Fellay: Was die praktischen Schritte angeht, die Lösung von Problemen, besitzt Rom überaus großes Wissen und Geschick. Es kann also sicher die passenden Formeln finden. Ich muß Ihnen recht geben: man muß realistisch sein. Wir erwarten nicht, dass der Vatikan ein großes mea culpa spricht, Dinge wie: ‘Wir haben eine falsche Messe verabschiedet.’ Wir wollen nicht, dass die Autorität der Kirche noch mehr vermindert wird. Das ist schon zu weit gegangen: jetzt reicht es. Aber Rom könnte durch Fakten zeigen, dass es eine deutlich andere Richtung eingeschlagen hat.”

Als das entscheidende solcher Fakten benennt er dann die allgemeine Freigabe des überlieferten Messritus: “Es wäre gar nicht nötig zu sagen, dass mit der neuen Messe Fehler begangen wurden: es wäre ausreichend, den Priestern, die das wollen, die Möglichkeit zu geben, die Messe nach dem Ritus zu feiern, den sie vorziehen.” Eine solche Maßnahme, so Fellay, würde alles ändern und die Situation für eine vollkommene Harmonisierung sehr viel aufgeschlossener machen.

Mit anderen Worten: Fellay stellte die Überwindung des Schismas für den Fall jener Maßnahme in Aussicht, die am 7. Juli 27 Wirklichkeit wurde. Wie wenig dies an der Situation in den Augen eines anderen Bischofs der Piusbruderschaft, Tissiers de Mallerais, änderte, zeigen dessen schon zitierten Aussagen aus dem Jahr 28, wo er vom “besetzten Rom” spricht, mit dem er jede Aussöhnung kategorisch ausschloss.

Fellay trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er die Forderung eines römischen Schuldbekenntnisses als weiteren Schritt der Untergrabung der kirchlichen Autorität ansieht. Jüngste Äußerungen eines anderen Lefebvrebischofs, nämlich Richard Williamsons, zeigen, dass Fellay mit diesem Anzeichen katholischer Haltung alleine dasteht. Williamson bezeichnete jüngst in einem Interview das letzte Konzil als eine “vergiftete Torte”, die von der Kirche verworfen werden müsse. Übrigens meinte er mit diesem Ausdruck nicht das jüngste Motu proprio vom 2. Juli 29, wie die deutsche Abteilung von Radio Vatikan und viele Medien im Gefolge fälschlicherweise gemeldet hatten (Auf der Website von Radio Vatikan wurde die Nachricht nach etwa einer Woche stillschweigend korrigiert). Ein Blick auf die Quelle, einen Artikel von La Stampa, kann schnell davon überzeugen. Der Artikel stützt sich auf ein Interview, das im Juni, also vor dem jüngsten Motu proprio, geführt wurde und das im Internet als Video zur Verfügung steht.

Mit seiner Forderung verabschiedet sich Williamson vom Realismus, den sein Generaloberer gezeigt hat, und offenbart denselben Realitätsverlust, den wir schon bei Tissier de Mallerais feststellen mussten. Moderate Äußerungen Fellays, also seines eigenen Vorgesetzten, tut er als Diplomatie ab, und beschädigt so dessen Glaubwürdigkeit. Im übrigen zeigt allein die Tatsache dieses Interviews, was er vom Schweigegebot hält, das der Generalobere über ihn wegen seiner Aussagen zum Holocaust verhängt hatte.

Fazit: So wie in den letzten Jahrzehnten die Piusbruderschaft die Autorität des Heiligen Stuhles untergraben hat, so untergraben nun die Hardliner in ihr die Autorität ihres eigenen Generaloberen. Die Aussichten auf eine Rückkehr der gesamten Piusbruderschaft schwinden. Doch sollte man beten, dass der Generalobere jenem Kurs, den er im Jahr 2 andeutete, treu bleibt, die Gunst der Stunde nutzt und einen möglichst großen Teil der Piusbruderschaft in die Einheit mit dem Heiligen Stuhl zurückführt - gegen den vereinten Widerstand ihrer Hardliner und progressiver Bischöfe.
Quelle: http://www.kath-info.de/

Was meint Ihr: Vertritt Bischof Fellay noch die Mehrheit der Piusbruderschaft? Wie relevant sind eigentlich diese störenden Interviews von Bischof Tissier und anderen?
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taddeo
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von taddeo »

Wenn man sich anschaut, wie sich ottaviani in diesen Angelegenheiten regelmäßig hier äußert, dann scheint Fellay mit seiner versöhnlichen Haltung nur (mehr?) eine Minderheit der Bruderschaft zu vertreten. Die Äußerungen der anderen Bischöfe werden insoweit relevant sein, als sie die Atmosphäre noch weiter vergiften und den radikalen Flügel der FSSPX in seiner Trotzhaltung bestärken. Selbst wenn Rom sich geneigt sehen sollte, über solche Wortmeldungen geflissentlich hinwegzusehen, müssen die anderen drei Mitraträger wohl den Vereinbarungen mit Rom gleichberechtigt mit Fellay zustimmen. Man kann also nur hoffen, daß in diesem Fall keine demokratischen Spielregeln gelten werden, sondern Rom den Generaloberen auch als solchen ernst nimmt (was die Bruderschaft offenbar nicht tut).

Aber man kann es mittlerweile drehen und wenden, wie man will: Es wird wohl zwangsläufig zu einer Spaltung der FSSPX kommen. Die Frage ist nur, ob der größere Teil heimkehrt oder der Kirche endgültig den Rücken kehrt.

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Marion
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Marion »

Ich denke daß Bischof Fellay wirklich einfach nur der Diplomatischste von ihnen ist. Das scheint vielen halt sympatisch. Sie haben zusammen das selbe Ziel und werden auch zusammenhalten.
Kompromisse im Glauben geht auch Bischof Fellay nicht ein.

Und die ganze Fsspx dreht der Kirche den Rücken nicht zu. Haben sie auch nie getan. Rom hat ihnen den Rücken zugedreht. Jeder in der Fsspx fliegt raus der Rom den Rücken zudreht. Sedisvakantisten dulden sie nicht.

Das einzige was man als Rückenzudrehen deuten könnte ist halt ihr Ungehorsam in manchen Dingen, den sie aber rechtfertigen. Irgendwie aber lächerlich in unserer heutigen Zeit mit Ungehorsam so umzugehen. Der ganze andere Ungehorsam anderer Gruppierungen in der Kirche wird nicht gerechtfertigt aber trotzdem geduldet.

Was wohl viele etwas erschreckt ist einfach die klare eindeutige Sprache die die Piusbrüder drauf haben. Wir sind heut nur noch Softgespräche gewohnt und müssen alles zweideutig formuliert vorgelegt bekommen. Wenns mal anders kommt kriegen die Softis Angst und denken an Krieg anstatt daran, daß da halt mal Männer reden die auch verstanden werden wollen ;)
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von cantus planus »

Wir müssen sorgfältig unterscheiden zwischen der Bruderschaft an sich und den mit ihnen verbundenen Gläubigen. In der Bruderschaft dürfte der Gehorsam zum Generaloberen überwiegen, sofern dieser sich nicht auf faule Kompromisse einlässt. Fellay geht voran, die Bischöfe Williamson und Tissier de Mallerais korrigieren den Kurs. Noiram hat recht, wenn sie sagt, dass sich auch Fellay nicht von der Linie der Bruderschaft abbringen lassen wird. Die Gespräche werden nicht einfach, aber mit gutem Willen kann vielleicht keine Einigung, aber zumindest ein anständiger Umgang miteinader erreicht werden. Hier sind beide Seiten bisher nicht durch christliche Nächstenliebe aufgefallen. Der deutsche Episkopat sollte gänzlich schweigen und sich schämen; ich würde sogar eine gemeinsame Bußwallfahrt empfehlen.

Unter den Gläubigen gibt es viele, die die schiere Verzweifelung aus ihren Pfarrgemeinden getrieben hat. Es sind oft Intellektuelle, Fromme und Engagierte, denen die pastoralen Mogelpackungen nicht schmeckten, und die mit offenen Augen sehen, was längst nicht mehr zu übersehen ist. Ich kann diese Leute gut verstehen. Hätte ich etwas anderes gelernt, wäre ich heute auch bei einer traditionellen Gemeinschaft in der Messe. Diese Leute, wie auch der "rechte" Flügel der römischen Kirche - zu dem ich mich wohl rechnen muss - beobachten den Prozess mit großem Interesse, mit offenem Herzen und noch viel mehr Hoffnung. Sie werden abwarten, was die Gespräche bringen.

Von den ganz radikalen, die sich am Rande dieser Bruderschaften sammeln, und oft genug ihr eigenes Süppchen kochen, sollten wir uns nicht schrecken lassen. Ebenso wenig, wie von den Krakeelern auf der anderen Seite unserer Kirche: WsK; IKvu, etc. Sie vertreten nicht die Kirche, und es ist nicht der Geist Gottes, der aus ihnen spricht.

Für alle Parteien, die FSSPX und die ihnen verbundenen Gläubigen, sowie den konservativen Teil der römischen Kirche gilt: werden die Gespräche abgebrochen, wird man die Begründung sehr sorgfältig lesen, und dann vor seinem Gewissen eine Entscheidung treffen. Beiden Parteien muss ganz klar sein, dass ein bloßes "Weiter so!" nicht geht. Die FSSPX muss der Tradition treu bleiben, aber sie darf nicht weiter verhärten und jede ausgewechselte Glühbirne schon für schleichenden Modernismus halten. Der römischen Kirche muss klar sein, dass die wenigen tatsächlichen Katholiken eine echte Reform wünschen und den Kurs des hemmungslosen Modernismus nicht mehr ewig ertragen können. Die Bischöfe sehen die FSSPX außerhalb der Kirche. Doch durchzieht die Kirche ein schmerzhafter Riss, für den Lefebvre nur ein äußeres Zeichen ist. Die Bischöfe wollen nicht sehen, dass ihnen eine engagierte, aber unterschwellig entchristlichte, kaum noch lebensfähige Herde hinterherblökt. Sie verschließen die Augen davor, dass immer mehr Menschen sich enttäuscht von ihnen abwenden, sobald sie tiefer in den Glauben finden und der Heilige Geist ihnen immer mehr Geheimnisse der Kirche erschließt.

Ich bin sicher, dass unserem derzeitigen Papst diese Situation sehr bewusst ist. Der ganze Müll, den diese marode Kirche absondert, ist ja auf seinem Schreibtisch in der Glaubenskongregation gelandet. Er weiss, dass der Konzilskurs sicher in den Untergang führt. Wohlverstanden: der Konzilskurs, wie er heute verstanden wird.

Alle - wirklich alle - müssen zusammenarbeiten, um behutsame Korrekturen vorzunehmen. Zurecht beklagen die Konservativen die gewaltsamen Reformen nach dem Konzil. Die verheerenden Folgen im Blick müssen wir aber die Konservativen warnen: wir dürfen die Fehler der Modernisten nicht wiederholen! Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele jetzt auf einmal Radikalschnitte fordern. So wird es nie und nimmer gehen, und deshalb geht der Heilige Vater langsam, aber stetig vor.

Die Gläubigen sind verunsichert, Wissen ist verloren, der Glaube verwässert, Politik hat die Theologie verdrängt, die politisierte Theologie den einfachen Glauben. Ich selbst bin immer wieder erstaunt, wie sehr man gelegentlich aufs Glatteis geführt wird. Und es ist mir mittlerweile sehr klar, wie sehr wir z. B. im Studium beeinflusst wurden, bzw. was dort alles verschwiegen wurde. Wer in dieser Situation die Keule schwingt, schlägt noch mehr kaputt und darf sich nicht über mangelndes Verständnis wundern.

Wir hier im Kreuzgang repräsentieren nicht den Durchschnitt: viele sind hier sehr gebildet, fachlich kompetent, fromm und verfolgen die kirchlichen Nachrichten aufmerksam und kritisch. Für den größten Teil der normalen Gläubigen sind die Traditionalisten jedoch von heute auf morgen mit dem Williamson-Skandal aus dem Nichts aufgetaucht. Viele ältere Gläubige haben mir bestätigt, dass sie überhaupt nicht geahnt haben, dass die verloren geglaubte, alte Kirche in solchen Bruderschaften noch lebt. Die große Mehrheit der jüngeren Gläubigen hat nicht die geringste Vorstellung, was derzeit in der Kirche wirklich läuft, und was Kirche wirklich ist.

Selbst bei Wohlmeinenden muss erstmal ein komplett neues Verständis entwickelt werden. Wir erleben das sogar hier im Kreuzgang immer wieder in der Frage der Tradition an sich: selbst hier können viele nicht begreifen, dass die Tradition in der römischen Kirche einen eigenen Wert hat.

Wir können die Gespräche nicht beeinflussen, aber wir können - ja, wir müssen - beten. Wir können in unserem Umfeld und bei unseren Angehörigen das Verständnis für die ganze Situation wecken und den Hintergrund erklären. Wir können - sofern wir für die Kirche arbeiten - den Acker bestellen, auf dem möglicherweise erst Generationen nach uns ernten werden (auch wenn ich mir sehr wünsche, das noch mitzuerleben. Aber man darf nicht selbstsüchtig sein). Wir können mutig für die Kirche streiten, und den Lästerern, Leugnern und Verwirrern ins Angesicht widerstehen.

Zu viele Konservative und Liberale sind auf der Suche nach einer Kirche, in der sie sich geborgen fühlen und ihre Wünsche erfüllt bekommen. Diese Kirche gibt es nicht, es gab sie nie und es darf sie niemals geben. Kirchlich leben heißt: im Weinberg des Herrn arbeiten. Nur, wenn wir gearbeitet haben, werden wir dereinst die Früchte ernten können. Wer soll ernten, wenn niemand arbeiten will? Daran krankt doch die Kirche unserer Tage. Daran krankt auch das Gemeindeleben - wenn man es überhaupt so nennen kann - der traditionellen Gemeinschaften, die oft keine Gemeinden, sondern reine Meßgemeinschaften sind; Kirche ist Gemeinde, diese Wahrheit wird gerne im konservativen Lager übersehen.

Mehr als jemals zuvor wird das mutige Zeichen der Laien notwendig sein. Wir dürfen Entscheidungen nicht vom Papst erwarten, die dann nicht durchsetzbar sind, weil der Boden nicht bereit ist. Und - eine Bitte von mir als Kirchenmusiker, sicherlich auch im Sinne der hier mitschreibenden Priester und Ordensleute - unterstützt die Hauptamtlichen in ihren Ämtern und Diensten. Zu oft haben wir das Gefühl, alleine gegen Windmühlen zu kämpfen.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von cantus planus »

Entschuldigt diesen "Hirtenbrief", aber ich hatte das Gefühl, es müsste gesagt werden. :pfeif:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Fridericus
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Fridericus »

:klatsch:

cantus planus hat geschrieben: Mehr als jemals zuvor wird das mutige Zeichen der Laien notwendig sein. Wir dürfen Entscheidungen nicht vom Papst erwarten, die dann nicht durchsetzbar sind, weil der Boden nicht bereit ist. Und - eine Bitte von mir als Kirchenmusiker, sicherlich auch im Sinne der hier mitschreibenden Priester und Ordensleute - unterstützt die Hauptamtlichen in ihren Ämtern und Diensten. Zu oft haben wir das Gefühl, alleine gegen Windmühlen zu kämpfen.

Keine Sorge. Wir tun, was wir können.

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Ich möchte hier folgenden Kommentar von Pater Engelbert Recktenwald FSSP zur Diskussion stellen:
22. Juli
Randnotizen zur Causa Piusbruderschaft (19):

Fellay: Am Steuer oder auf verlorenem Posten?

Es ist Zeit, an das Interview zu erinnern, das im Jahr 2 Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Stefano Maria Paci von der Zeitschrift 3Tage gegeben hatte. Es wurde in der Ausgabe 9/2 veröffentlicht. Auf die Frage, was er tun würde, wenn der Papst ihn zu sich zitieren würde, antwortete Fellay damals: “Wenn mich der Papst ruft, komme ich. Ja, ich komme gelaufen. Das ist sicher. Aus Gehorsam. Aus kindlichem Respekt vor dem Oberhaupt der Kirche.”

Diese Antwort war verantwortlich für den Optimismus, mit dem Kardinal Castrillon Hoyos sich von da an den Einigungsbemühungen mit der Piusbruderschaft widmete.

Zum Zweiten Vaticanum gab es folgende interessante Frage und Antwort:
“Monsignore, wir wollen doch realistisch sein. Wie soll man glauben können, dass Rom sagen könnte: Wir haben uns mit dem II. Vatikanischen Konzil geirrt. Was kann der Vatikan also konkret unternehmen, um wieder eine Bindung zu Ihnen zu haben?
Fellay: Was die praktischen Schritte angeht, die Lösung von Problemen, besitzt Rom überaus großes Wissen und Geschick. Es kann also sicher die passenden Formeln finden. Ich muß Ihnen recht geben: man muß realistisch sein. Wir erwarten nicht, dass der Vatikan ein großes mea culpa spricht, Dinge wie: ‘Wir haben eine falsche Messe verabschiedet.’ Wir wollen nicht, dass die Autorität der Kirche noch mehr vermindert wird. Das ist schon zu weit gegangen: jetzt reicht es. Aber Rom könnte durch Fakten zeigen, dass es eine deutlich andere Richtung eingeschlagen hat.”

Als das entscheidende solcher Fakten benennt er dann die allgemeine Freigabe des überlieferten Messritus: “Es wäre gar nicht nötig zu sagen, dass mit der neuen Messe Fehler begangen wurden: es wäre ausreichend, den Priestern, die das wollen, die Möglichkeit zu geben, die Messe nach dem Ritus zu feiern, den sie vorziehen.” Eine solche Maßnahme, so Fellay, würde alles ändern und die Situation für eine vollkommene Harmonisierung sehr viel aufgeschlossener machen.

Mit anderen Worten: Fellay stellte die Überwindung des Schismas für den Fall jener Maßnahme in Aussicht, die am 7. Juli 27 Wirklichkeit wurde. Wie wenig dies an der Situation in den Augen eines anderen Bischofs der Piusbruderschaft, Tissiers de Mallerais, änderte, zeigen dessen schon zitierten Aussagen aus dem Jahr 28, wo er vom “besetzten Rom” spricht, mit dem er jede Aussöhnung kategorisch ausschloss.

Fellay trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er die Forderung eines römischen Schuldbekenntnisses als weiteren Schritt der Untergrabung der kirchlichen Autorität ansieht. Jüngste Äußerungen eines anderen Lefebvrebischofs, nämlich Richard Williamsons, zeigen, dass Fellay mit diesem Anzeichen katholischer Haltung alleine dasteht. Williamson bezeichnete jüngst in einem Interview das letzte Konzil als eine “vergiftete Torte”, die von der Kirche verworfen werden müsse. Übrigens meinte er mit diesem Ausdruck nicht das jüngste Motu proprio vom 2. Juli 29, wie die deutsche Abteilung von Radio Vatikan und viele Medien im Gefolge fälschlicherweise gemeldet hatten (Auf der Website von Radio Vatikan wurde die Nachricht nach etwa einer Woche stillschweigend korrigiert). Ein Blick auf die Quelle, einen Artikel von La Stampa, kann schnell davon überzeugen. Der Artikel stützt sich auf ein Interview, das im Juni, also vor dem jüngsten Motu proprio, geführt wurde und das im Internet als Video zur Verfügung steht.

Mit seiner Forderung verabschiedet sich Williamson vom Realismus, den sein Generaloberer gezeigt hat, und offenbart denselben Realitätsverlust, den wir schon bei Tissier de Mallerais feststellen mussten. Moderate Äußerungen Fellays, also seines eigenen Vorgesetzten, tut er als Diplomatie ab, und beschädigt so dessen Glaubwürdigkeit. Im übrigen zeigt allein die Tatsache dieses Interviews, was er vom Schweigegebot hält, das der Generalobere über ihn wegen seiner Aussagen zum Holocaust verhängt hatte.

Fazit: So wie in den letzten Jahrzehnten die Piusbruderschaft die Autorität des Heiligen Stuhles untergraben hat, so untergraben nun die Hardliner in ihr die Autorität ihres eigenen Generaloberen. Die Aussichten auf eine Rückkehr der gesamten Piusbruderschaft schwinden. Doch sollte man beten, dass der Generalobere jenem Kurs, den er im Jahr 2 andeutete, treu bleibt, die Gunst der Stunde nutzt und einen möglichst großen Teil der Piusbruderschaft in die Einheit mit dem Heiligen Stuhl zurückführt - gegen den vereinten Widerstand ihrer Hardliner und progressiver Bischöfe.
Quelle: http://www.kath-info.de/

Was meint Ihr: Vertritt Bischof Fellay noch die Mehrheit der Piusbruderschaft? Wie relevant sind eigentlich diese störenden Interviews von Bischof Tissier und anderen?
Mgr Fellay ist sehr diplomatisch er und auch die 3 andere bischöfe haben im bezug auf die theologie im prinzip die selben überzeugungen wenn man das interview mit mgr williamson weiterverfolgt saht er auch klar daß die frage des II Vatikanums eine frage für das Lehramt der Zukunft ist Mgr Fellay sollten die Verhandlungen scheitern werden alle 4 bischöfe nach wie vor in der bruderschaft stehen Im übrigen machen die letzten ereignisse um die Komission ecclesia dei und die entwicklung der Petrusbruderschaft eine einigung sehr unwahrscheinlich

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

taddeo hat geschrieben:Wenn man sich anschaut, wie sich ottaviani in diesen Angelegenheiten regelmäßig hier äußert, dann scheint Fellay mit seiner versöhnlichen Haltung nur (mehr?) eine Minderheit der Bruderschaft zu vertreten. Die Äußerungen der anderen Bischöfe werden insoweit relevant sein, als sie die Atmosphäre noch weiter vergiften und den radikalen Flügel der FSSPX in seiner Trotzhaltung bestärken. Selbst wenn Rom sich geneigt sehen sollte, über solche Wortmeldungen geflissentlich hinwegzusehen, müssen die anderen drei Mitraträger wohl den Vereinbarungen mit Rom gleichberechtigt mit Fellay zustimmen. Man kann also nur hoffen, daß in diesem Fall keine demokratischen Spielregeln gelten werden, sondern Rom den Generaloberen auch als solchen ernst nimmt (was die Bruderschaft offenbar nicht tut).

Aber man kann es mittlerweile drehen und wenden, wie man will: Es wird wohl zwangsläufig zu einer Spaltung der FSSPX kommen. Die Frage ist nur, ob der größere Teil heimkehrt oder der Kirche endgültig den Rücken kehrt.
auch muß das generalkapitel gehört werden und die Oberen der befreundeten Ordensgemeinschaften sollte es eine spaltung geben wird es ungefähr soviel sein wie 1988 die faulen kompromiss zustimmen und keiner der 4 bischöfe

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ottaviani
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von ottaviani »

cantus planus hat geschrieben:Wir müssen sorgfältig unterscheiden zwischen der Bruderschaft an sich und den mit ihnen verbundenen Gläubigen. In der Bruderschaft dürfte der Gehorsam zum Generaloberen überwiegen, sofern dieser sich nicht auf faule Kompromisse einlässt. Fellay geht voran, die Bischöfe Williamson und Tissier de Mallerais korrigieren den Kurs. Noiram hat recht, wenn sie sagt, dass sich auch Fellay nicht von der Linie der Bruderschaft abbringen lassen wird. Die Gespräche werden nicht einfach, aber mit gutem Willen kann vielleicht keine Einigung, aber zumindest ein anständiger Umgang miteinader erreicht werden. Hier sind beide Seiten bisher nicht durch christliche Nächstenliebe aufgefallen. Der deutsche Episkopat sollte gänzlich schweigen und sich schämen; ich würde sogar eine gemeinsame Bußwallfahrt empfehlen.

Unter den Gläubigen gibt es viele, die die schiere Verzweifelung aus ihren Pfarrgemeinden getrieben hat. Es sind oft Intellektuelle, Fromme und Engagierte, denen die pastoralen Mogelpackungen nicht schmeckten, und die mit offenen Augen sehen, was längst nicht mehr zu übersehen ist. Ich kann diese Leute gut verstehen. Hätte ich etwas anderes gelernt, wäre ich heute auch bei einer traditionellen Gemeinschaft in der Messe. Diese Leute, wie auch der "rechte" Flügel der römischen Kirche - zu dem ich mich wohl rechnen muss - beobachten den Prozess mit großem Interesse, mit offenem Herzen und noch viel mehr Hoffnung. Sie werden abwarten, was die Gespräche bringen.

Von den ganz radikalen, die sich am Rande dieser Bruderschaften sammeln, und oft genug ihr eigenes Süppchen kochen, sollten wir uns nicht schrecken lassen. Ebenso wenig, wie von den Krakeelern auf der anderen Seite unserer Kirche: WsK; IKvu, etc. Sie vertreten nicht die Kirche, und es ist nicht der Geist Gottes, der aus ihnen spricht.

Für alle Parteien, die FSSPX und die ihnen verbundenen Gläubigen, sowie den konservativen Teil der römischen Kirche gilt: werden die Gespräche abgebrochen, wird man die Begründung sehr sorgfältig lesen, und dann vor seinem Gewissen eine Entscheidung treffen. Beiden Parteien muss ganz klar sein, dass ein bloßes "Weiter so!" nicht geht. Die FSSPX muss der Tradition treu bleiben, aber sie darf nicht weiter verhärten und jede ausgewechselte Glühbirne schon für schleichenden Modernismus halten. Der römischen Kirche muss klar sein, dass die wenigen tatsächlichen Katholiken eine echte Reform wünschen und den Kurs des hemmungslosen Modernismus nicht mehr ewig ertragen können. Die Bischöfe sehen die FSSPX außerhalb der Kirche. Doch durchzieht die Kirche ein schmerzhafter Riss, für den Lefebvre nur ein äußeres Zeichen ist. Die Bischöfe wollen nicht sehen, dass ihnen eine engagierte, aber unterschwellig entchristlichte, kaum noch lebensfähige Herde hinterherblökt. Sie verschließen die Augen davor, dass immer mehr Menschen sich enttäuscht von ihnen abwenden, sobald sie tiefer in den Glauben finden und der Heilige Geist ihnen immer mehr Geheimnisse der Kirche erschließt.

Ich bin sicher, dass unserem derzeitigen Papst diese Situation sehr bewusst ist. Der ganze Müll, den diese marode Kirche absondert, ist ja auf seinem Schreibtisch in der Glaubenskongregation gelandet. Er weiss, dass der Konzilskurs sicher in den Untergang führt. Wohlverstanden: der Konzilskurs, wie er heute verstanden wird.

Alle - wirklich alle - müssen zusammenarbeiten, um behutsame Korrekturen vorzunehmen. Zurecht beklagen die Konservativen die gewaltsamen Reformen nach dem Konzil. Die verheerenden Folgen im Blick müssen wir aber die Konservativen warnen: wir dürfen die Fehler der Modernisten nicht wiederholen! Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele jetzt auf einmal Radikalschnitte fordern. So wird es nie und nimmer gehen, und deshalb geht der Heilige Vater langsam, aber stetig vor.

Die Gläubigen sind verunsichert, Wissen ist verloren, der Glaube verwässert, Politik hat die Theologie verdrängt, die politisierte Theologie den einfachen Glauben. Ich selbst bin immer wieder erstaunt, wie sehr man gelegentlich aufs Glatteis geführt wird. Und es ist mir mittlerweile sehr klar, wie sehr wir z. B. im Studium beeinflusst wurden, bzw. was dort alles verschwiegen wurde. Wer in dieser Situation die Keule schwingt, schlägt noch mehr kaputt und darf sich nicht über mangelndes Verständnis wundern.

Wir hier im Kreuzgang repräsentieren nicht den Durchschnitt: viele sind hier sehr gebildet, fachlich kompetent, fromm und verfolgen die kirchlichen Nachrichten aufmerksam und kritisch. Für den größten Teil der normalen Gläubigen sind die Traditionalisten jedoch von heute auf morgen mit dem Williamson-Skandal aus dem Nichts aufgetaucht. Viele ältere Gläubige haben mir bestätigt, dass sie überhaupt nicht geahnt haben, dass die verloren geglaubte, alte Kirche in solchen Bruderschaften noch lebt. Die große Mehrheit der jüngeren Gläubigen hat nicht die geringste Vorstellung, was derzeit in der Kirche wirklich läuft, und was Kirche wirklich ist.

Selbst bei Wohlmeinenden muss erstmal ein komplett neues Verständis entwickelt werden. Wir erleben das sogar hier im Kreuzgang immer wieder in der Frage der Tradition an sich: selbst hier können viele nicht begreifen, dass die Tradition in der römischen Kirche einen eigenen Wert hat.

Wir können die Gespräche nicht beeinflussen, aber wir können - ja, wir müssen - beten. Wir können in unserem Umfeld und bei unseren Angehörigen das Verständnis für die ganze Situation wecken und den Hintergrund erklären. Wir können - sofern wir für die Kirche arbeiten - den Acker bestellen, auf dem möglicherweise erst Generationen nach uns ernten werden (auch wenn ich mir sehr wünsche, das noch mitzuerleben. Aber man darf nicht selbstsüchtig sein). Wir können mutig für die Kirche streiten, und den Lästerern, Leugnern und Verwirrern ins Angesicht widerstehen.

Zu viele Konservative und Liberale sind auf der Suche nach einer Kirche, in der sie sich geborgen fühlen und ihre Wünsche erfüllt bekommen. Diese Kirche gibt es nicht, es gab sie nie und es darf sie niemals geben. Kirchlich leben heißt: im Weinberg des Herrn arbeiten. Nur, wenn wir gearbeitet haben, werden wir dereinst die Früchte ernten können. Wer soll ernten, wenn niemand arbeiten will? Daran krankt doch die Kirche unserer Tage. Daran krankt auch das Gemeindeleben - wenn man es überhaupt so nennen kann - der traditionellen Gemeinschaften, die oft keine Gemeinden, sondern reine Meßgemeinschaften sind; Kirche ist Gemeinde, diese Wahrheit wird gerne im konservativen Lager übersehen.

Mehr als jemals zuvor wird das mutige Zeichen der Laien notwendig sein. Wir dürfen Entscheidungen nicht vom Papst erwarten, die dann nicht durchsetzbar sind, weil der Boden nicht bereit ist. Und - eine Bitte von mir als Kirchenmusiker, sicherlich auch im Sinne der hier mitschreibenden Priester und Ordensleute - unterstützt die Hauptamtlichen in ihren Ämtern und Diensten. Zu oft haben wir das Gefühl, alleine gegen Windmühlen zu kämpfen.
nein die Gläubigen stehen mehrheitlich eher zu bischof tissier den schon der erzbischof als seinen schutzengel bezeichnet hat erst vor kurzem war er privat hier in wien und da haben ihn viele gläubige bestürmt sorgen sie dafür das man uns nicht an das modernistische Rom verrät

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Leguan
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Leguan »

ottaviani hat geschrieben:nein die Gläubigen stehen mehrheitlich eher zu bischof tissier den schon der erzbischof als seinen schutzengel bezeichnet hat erst vor kurzem war er privat hier in wien und da haben ihn viele gläubige bestürmt sorgen sie dafür das man uns nicht an das modernistische Rom verrät
Interessanterweise hat sich aber Bischof Tissier 1988 für die Einigung mit Rom ausgesprochen.
If any stupid priest or bishop in Nigeria feels he wants to copy the American model, then there is something wrong with his head. --Olubunmi Anthony Kardinal Okogie

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Bernado
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Re: Sankt-Pius-X-Bruderschaft: Wie geht’s weiter?

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben:Entschuldigt diesen "Hirtenbrief", aber ich hatte das Gefühl, es müsste gesagt werden. :pfeif:
Ja. Danke.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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