1. Ich sprach eben nicht von einer "defizitären Zelebration", insofern dieser Begriff doch wohl die liturgische Umsetzung umschreiben soll, sondern Defizite auf der Ebene des Ritus selbst - womit ich schlicht und einfach meine, was an Gesten, Texten usw. in den liturgischen Büchern vorgesehen ist.Libertas Ecclesiae hat geschrieben: Das hat alles nichts mit einer vorgeblich "defizitären Zelebration" der außerordentlichen Form des römischen Ritus zu tun. Und wenn der Sinn einzelner Riten im laufe der Zeit abhanden gekommen sein mag, löst man das Problem nicht dadurch, dass man diese Riten kurzerhand abschafft, sondern dadurch, dass man den Sinn wieder neu erschließt.
2. Um am Beispiel zu bleiben: In der Liturgiereform wurde die Lesung des Evangeliums nicht abgeschafft. Es wurde lediglich versucht, den Vortrag wieder so zu inszenieren, daß er Verkündigungscharatkter bekommt: laut und dem Volk zugewandt. Falls Du allerdings meinst, man hätte auch das Murmeln des Evangeliums in Richtung der vom Volk aus gesehen linken Wand des Chorraums nicht abschaffen dürfen, sondern vielmehr seinen Sinn erschließen müssen: Wohlan, erschließe ihn uns! Erschließe uns bitte bei der Gelegenheit doch auch gleich den Sinn der zusätzlichen Evangeliums-Rezitation im levitierten Hochamt.
Ich halte die Vielzahl der Wahlmöglichkeiten zwar auch für falsch, allein Deine Begründung erschließt sich mir nicht. Defizite im Ritus hängen doch nicht davon ab, ob das Volk sie mitbekommt oder nicht. Gegenprobe: Der Zelebrant könnte in der Ao. Form Problemlos weite Teile der Meßtexte durch die Carmina Burana ersetzen, ohne daß es jemand mitbekommt.Beim Novus Ordo Missae verhält sich die Problematik einer defizitären Zelebration ganz anders. Eine solche ist zwar nicht im Ritus selbst begründet, wird aber allein schon durch die Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten begünstigt, die es im Novus Ordo legalerweise gibt. Welcher Gläubige merkt beispielsweise schon, wenn der Zelebrant bei drei legalen Auswahlmöglichkeiten des Confiteor eine vierte, von ihm selbstgebastelte Variante hinzufügt?
Vom Standpunkt der Ao. Form her gedacht könnte ich mit Blick auf das von Dir gewählte Beispiel ergänzend noch hinzufügen: Mit Blick auf das Volk ist es egal, was der Zelebrant da macht. Ein Confiteor der Gläubigen zu Beginn der Messe kennt die lateinische Liturgietradition nicht. Mithin können Unfälle dort auch kein Defizit des Ritus bedeuten.
Die Diskussion entwickelt sich gerade deutlich aus dem Thema des Strangs heraus. Vielleicht erbarmt sich ein Moderator?