monsieur moi hat geschrieben:Ich bin (noch) kein Theologe, daher möge man mir verzeihen, wenn mein Gedankengang nicht absolut perfekt und ausgereift ist.
Bekanntermaßen sprach Jesus zu seinen Aposteln: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein." Es sollte auch bekannt sein, das Petrus, der Fels, viel "rumgekommen" ist, bis er in Rom gestorben ist. Dort hat sich das katholische Papsttum etablieren können als Nachfolge Petri. Denkt man jetzt den oben zitierten Satz Jesu weiter, scheint es (wenigstens mir) nur konsequent und einleuchtend, dass das Unfehlbarkeitsdogma auf den Papst in Rom zutrifft.
Die römische Kirche hat imho genauso die Wahrheit inne, wie es die orthodoxen Kirchen auch hat.
Stopp, mein Lieber, so einfach ist die Sache nicht...
Mit der Verheißung Jesu an Petrus wird nicht klargestellt, was genau der Felsen bedeutet. Zunächst scheint sich die Verheißung an Petrus zu richten - aber es wäre viel naheliegender, die Verheißung an Petrus als eine Verheißung für die Gesamtkirche zu verstehen, anstatt sie für einen Ort (!), nämlich seine Grabstätte exklusiv zu beanspruchen. Ist das nicht ein zu materialistisch gedachter Clou? Immerhin erfolgt die Verheißung an Petrus nicht aufgrund dessen, dass er nach Rom reisen wird, sondern aufgrund seiner Liebe zu Christus... - Eine Stadt, eine Grablege kann keine Liebe zu Christus erbringen. Allein die Kirche als lebendige Gemeinschaft der Gläubigen kann das. Wenn man den Felsen als das Missionswerk und als die daraus entstehende Kirche versteht, ist die großartige Sonder- und Übermachtstellung des römischen Papstes (durch die Berufung auf Petrus) vor anderen Patriarchen kaum mehr haltbar.
Das katholische Papsttum hat sich auch nicht einfach so etabliert, dass (nachdem Petrus einmal ermordet worden war) schwupps sich der legitime Nachfolger Petri (wer wäre das denn gewesen?) aufgemacht hätte, um den Papstthron in Besitz zu nehmen. Das katholische Papsttum als solches ist eine Institution, die bis ins 11. Jahrhundert hinein überhaupt noch nicht fest etabliert war - zumindest nicht unter den juristischen und theologischen Prinzipien, mit denen wir heute den Begriff "katholisches Papsttum" denken. Es war lediglich als Bischofsstuhl von Rom etabliert - und hatte hier eine Patriarchenfunktion, die aber auch andere beanspruchen konnten, nämlich Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Das einzige, was der Patriarch von Rom legitim beanspruchen konnte und kann, ist seine Position als "primus inter pares". Der Erste unter Gleichen bleibt aber trotzdem unter Gleichen - und genau das ist es, was ein heutiges römisch-katholisches Papsttum nicht akzeptieren will. Außerdem muss man hier auch in Erwägung ziehen, dass genau der Bischof von Rom gerade bei den großen, ersten Sieben Ökumenischen Konzilien eine geringe Rolle spielte und vor allem durch Legaten präsent war. Die junge Kirche, die sich gerade durch diese Ökumenischen Konzilien konstituierte, tat das zwar nicht ohne den Bischof von Rom, aber weithin doch mit einem größeren Gewicht im Osten bzw. durch die oströmischen Bischöfe - das mal als Faktum, wobei ich zugebe, dass hier Politik (Kaisersitz in Konstantinopel) und andere Faktoren hineingewirkt haben, nicht zuletzt natürlich auch die großen Streitpunkte im oströmischen Reich auftauchten und eskalierten. Trotzdem muss eine oftmals bescheidene, nur nebenseitige Präsenz des römischen Bischofs in dieser höchst wichtigen Zeit der Kirche konstatiert werden.
Und ein letztes: Schon gar nicht kann man aus dem Führungsanspruch Roms eine Unfehlbarkeit ableiten. Also das ist nochmal ein ganz anderer Schuh. Das einzige, was beides verbindet, ist die Überheblichkeit der römischen Päpste - um es jetzt mal sehr drastisch zu formulieren (ich verweise ausdrücklich daraufhin, dass mir selbst diese Formulierung zu stark negativ konotierend ist!).
Zu der Frage, die jemand gestellt hat, warum denn gerade das 1. Jahrtausend die Antworten parat haben müsse: Ganz einfach vielleicht deshalb, weil die Christenheit damals noch nicht gespalten war - von einigen mit Anathema belegten Gruppen einmal abgesehen.
Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass ich auch nicht behaupte, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben noch genug zu diesem Thema gelesen und mich damit auseinander gesetzt zu haben. Ich mag einige Fehler hier sowohl faktischer als auch argumentativer Natur haben - wenn man mich
schlüssig entkräften, berichtigen und überzeugen kann, werde ich auch meine Ansichten gerne revidieren.