Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Ostkirchliche Themen.
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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:Leider ist diese innere Einstellung aber auch der Grund, daß die Ukrainisch Orthodoxe Kirche in Canada (unter Konstantinopel) von über 130 000 eingeschriebenen (zahlenden) Mitgliedern in 1978 auf etwas über 10 000 Mitgliedern im Jahre 2006 geschrumpft ist...
Was ist mit den Nachfahren dieser Leute passiert? Sind sie Protestanten geworden?
Ich vermute einige sind Protestanten, einige Katholiken aber die meisten sind säkulare "Nixikanten"

Joseph, leider nicht allwissend... :kussmund:
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Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

http://en.wikipedia.org/wiki/Ukrainian_Canadian

Bei Wikipedia sieht man so einiges... es gibt wohl 1,2 Millionen Kanadier ukrainischer Abstammung, meistens Uniaten. Viele sind nicht religiös, die RKK konnte aber viele, die orthodox geworden waren, dadurch zurückgewinne, dass sie nach längerem Zögern eine eigene unierte Hierarchie, Pfarreien und auch Schulen errichtete. Die Ukrainisch-Orthodoxen sind auch erst 199 kanonisch geworden... es sind wohl auch einige Ukrainer in der OCA gelandet.

Naja, zurück zu Deutschland. In Frankfurt gibt es eine Gemeinde von ukrainischen Uniaten, Orthodoxe gehen wohl meist zu den Russen (ROCOR). Die beiden Kirchen sind 1 Minuten zu Fuss voneinander entfernt, und ich hab mal eine alte Frau gesehen, die beide Gottesdienste besucht hat.

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:http://en.wikipedia.org/wiki/Ukrainian_Canadian

Bei Wikipedia sieht man so einiges... es gibt wohl 1,2 Millionen Kanadier ukrainischer Abstammung, meistens Uniaten. Viele sind nicht religiös, die RKK konnte aber viele, die orthodox geworden waren, dadurch zurückgewinne, dass sie nach längerem Zögern eine eigene unierte Hierarchie, Pfarreien und auch Schulen errichtete. Die Ukrainisch-Orthodoxen sind auch erst 1990 kanonisch geworden... es sind wohl auch einige Ukrainer in der OCA gelandet.

Naja, zurück zu Deutschland. In Frankfurt gibt es eine Gemeinde von ukrainischen Uniaten, Orthodoxe gehen wohl meist zu den Russen (ROCOR). Die beiden Kirchen sind 10 Minuten zu Fuss voneinander entfernt, und ich hab mal eine alte Frau gesehen, die beide Gottesdienste besucht hat.
Danke...!
Hier im Ort, Chilliwack, gibt es auch eine Ukrainisch Orthodoxe und eine Ukrainisch Katholische Kirche.... 15 Minuten zu Fuß auseinander. Aber da könnte genausogut der Pazifische Ozean dazwischen liegen.... Die Ukrainer lieben sich halt sehr... ;D
Ich war mal in der UOK. Die Gemeinde ist nun auf 11 Mitglieder geschrunken und der "Jüngste" war so um die 80 Jahre alt. Die UKK habe ich noch nicht besucht.... aus Angst :D
Der "Witz" ist nun, daß die UOK fast keine Priester mehr hat und hier die Liturgie von einem pensionierten OCA Priester alle vier Wochen einmal zelebriert wird....IN [Punkt] Das hätten sie auch schon früher haben können und hätten dann vielleicht ihre Kinder in der Kirche halten können... Aber so ist es halt in vielen Kirchen die lieber ethnisch als Orthodox sind, nach der dritten Generation fängt das Austerben an...
Auch die Deutschen hier unterliegen diesem Trend. Die Lutherische Kirche im Ort, sowie die Mennoniten, haben alle ihre deutschen Gottesdienste zum größtenteil eingestellt und sind nun Englisch (viele machen nun dasselbe Theater nochmal mit den Koreanern. So hat u.a. die "Deutsche" Lutherische Kirche hier Gottesdienste in [Punkt])
Gruß
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Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Sehr interessant. Und wie ist die ethnische Zusammensetzung bei euch in der OCA im Ort?

Dieses ethnische sehe ich auch als Gefahr für die Orthodoxie in Deutschland. Aber die ist ja meistens erst in der 1. und 2. Generation. Also mal sehen, wie es weitergeht... Wie kann man denn aktiv etwas tun? Landessprache verwenden, was noch? Für ethnische Durchmischung sorgen?

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Sehr interessant. Und wie ist die ethnische Zusammensetzung bei euch in der OCA im Ort?
Meine Kirche, Saint Herman of Alaska's Orthodox Church (OCA) hat, mal eben aus dem Kopf heraus, folgende Nationalitäten im Unikat, Duplikat oder Multiplikat, and not in any particular order:
Russen, Griechen, Deutsche, Chinesen, Japaner, Eriträer, Ägypter, Romänen, Polen, Libanesen, Franzosen, Serben, US Amerikaner, Mexikaner, Ethiopier, Italiener, Australier, Schotten, Iren, Quebecois, Native Indian, East Indian, Koreaner, Bahamaner, Ukrainer, Great Britain und alle sonstigen möglichen und unmöglichen kanadischen Mischungen.

Unsere Gemeinde ist jetzt wieder so um 12 Leute herum. Wenn wir auf 15 zu kommen, kommt ein neuer junger Priester vom Seminar, den wir uns vom Bischof erbitten, zu unseren jetzigen zweien und beginnt damit eine Gruppe (2 bis 3 Leute) aus der Gemeinde heraus zu lösen um mit ihnen eine neue Orthodoxe Mission zu gründen. Das dauert immer gut ein bis zwei Jahre. Unsere (OCA) Kirchengemeinden werden bewußt klein (unter 2 Personen) gehalten damit ein Priester auch jedem ein Seelsorger sein kann. Auf diese Weise hat allein unsere St. Herman's Gemeinde fünf neue Missionen (zwei davon nun Pfarrgemeinden) hier in British Columbia in den letzten 15 bis 2 Jahren gegründet....

Unsere Konvertiten sind so 7% ehemalige Protestanten. Der Rest ist ein Gemisch von Katholiken und Nicht-Christen bis hin zum Atheisten. Dann haben wir natürlich noch die "gradle" Orthodoxen... im Moment haben wir 6 Katechumen welche entweder die Taufe oder die Chrismation (Firmung) erwarten. Das Katechumenate dauert immer von mindestens 9 Monaten bis weit über ein Jahr. Die Länge bestimmt unser Priester in jedem individuellen Falle.

So, liebe MND hier ist die Statisik unserer kleinen Kirche wie ich sie im Kopf habe.... aber für Genauigkeit bis zur dritten Kommastelle wird keine Haftung übernommen. :cowboy: :indianer: :fieselschweif: :D

Gruß
Joseph & 'nen schönen Sonntag
http://www.saintherman.net/ (under construction)
http://saintherman.blogspot.com/

PS: Horch' mal hier hinein. Ancient Faith Radio bringt 24 Stunden / 7 Tage lang Englisch sprachige Orthodoxe Musik im byzantinischen und russischen Stil. Man kann hören, daß es sich auch im Englischen "altehrwürdig" anhört.... eh Nassos?
http://ancientfaith.com/player/afmusic.php
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Mary
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Mary »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Und welche Jurisdiktionen sind streng ethnisch, bei welchen durchmischt es sich eher? Ich habe zum Beispiel in einer Kirche des Ök.Pat. vor allem Griechen getroffen, es waren aber auch einige Slawen und Deutsche da, manche sprachen auch türkisch (der Verein der Girchen aus Konstantinopel ist gleich nebendran).

Wie ist es mit der Verwendung der deutschen Sprache und der Aufgnahme von Konvertiten? Gibt es da Unterschiede je nach Jurisdiktion?
Hallo, MND,

ich erzähle Dir gerne mal von der Situation in Zürich (soweit ich das beurteilen kann).
Ich bin im Januar 08 auf die Suche nach einer Gemeinde gegangen, um meinen Wunsch, orthodox zu werden, vorzubringen. Mir war wichtig, als Deutschsprachige einen Platz zu haben und habe mir deshalb die Gemeinde ausgewählt, deren Priester einen deutsch klingenden Namen hat. :) Bin also in der ROKA gelandet, obwohl da unter "Gottesdienstsprache" angegeben war, es würde nur in kirchenslawisch gefeiert.

Meine Erfahrung ist, dass die Priester (der Gemeinden, die ich kenne) gerne darauf eingehen, wenn deutsch - muttersprachliche Leute da sind. Da wird dann zum Beispiel die Schriftlesung zusätzlich deutsch gelesen oder in der Predigt auch einige Sätze in Deutsch gesagt. So hat sich mal der rumänische Priester sehr bei mir entschuldigt.. ich hatte mich erst nach der Liturgie als Nichtrumänin zu erkennen gegeben. Er meinte, wenn er das gewusst hätte, hätte er mehr in Deutsch gelesen.
Am meisten "institutionalisiert" ist das Deutsche in Zürich bei den Russen. Die Gemeinde des Moskauer Patriarchates feiert einmal im Monat die Liturgie in Deutsch und bemüht sich auch ums Deutsche bei "panorthodoxen" Anlässen, wie beispielsweise dem Fest der Stadtheiligen von Zürich, das als Prozession aller Orthdoxen begangen wird oder bei der Wasserweihe am Zürichsee.
Die Gemeinde hat auch ziemlich viele Konvertiten oder Taufen von Russen, die als Kinder nicht getauft wurden.

In meiner ROKA Gemeinde wird immer die Schriftlesung zweisprachig gehalten. Die Predigt ist deutsch und wird von der Starosta in einer Übersetzung für die Russen gelesen, die lieber ihre Sprache hören. Stundengebete sind in der Sprache des Lesers, also unterschiedlich mal so, mal so.
"Gemeindesprache" ist russisch und serbisch, aber da ich keine der Sprachen kann, kommt man mir entgegen mit Deutsch, Englisch oder Französisch. Unsere Agapetische hören sich sehr international an, lach. Russen und Serben reden untereinander auch Deutsch.
Das lebt und gestaltet sich also auch durch die Leute, die da sind. Wenn Du bereit bist, Dich einbinden zu lassen, hast du auch ein "Mitwünschrecht"...

liebe Grüsse
Maria
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Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Mary - Vielen Dank für die Beschreibung. Ich hoffe, ich komme mal wieder nach Zürich.

Joseph - Dann könnt ihr ja auch die Kirche der 10 Ukrainer übernehmen, wenn sie mal leer sein wird, oder?

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Joseph - Dann könnt ihr ja auch die Kirche der 10 Ukrainer übernehmen, wenn sie mal leer sein wird, oder?
Hab ich schon ausspioniert.... :)
Die Kirche ist ein schöner alter Bau (1920 ist alt hier in NA) mit zwei Türmen etc. Aber leider wurde es als protestantische Kirche gebaut und der Fußboden ist in einer Art Amphitheater angeordnet welches sich bautechnisch nicht "reparieren" läßt (ich habe Architektur und Hochbau studiert).
Ich hatte darauf spekuliert es ihnen für $1.00 abzukaufen. Aber die Kosten es in eine "ordentliche" OK umzubauen sind enorm. Allerdings würden sich alle unsere Kinder über die Art des Fußbodens freuen. Sie könnten, nachdem wir die Bänke entfernt haben (keine Bänke in der OCA, bis auf alle Ausnahmen :pfeif: ) direkt vom Eingang, auf dem Bauch, "runter" in den Altar schlittern....

Gruß
Joseph
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Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ohne Bänke gibt es in Deutschland nur bei den Russen, oder?

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Ohne Bänke gibt es in Deutschland nur bei den Russen, oder?
Bei der OCA gibt es "grundsätzlich" keine Bänke. Okay, dadurch, daß wir viele Kirchengebäude von anderen Gemeinden (Protestanten, Katholiken, Sekten wie Christian Science, etc) kaufen und diese meistens mit Bänken kommen, hat sich die Unsitte eingebürgert sie einfach stehen zu lassen. Es ist jedesmal ein Krieg der Fußkranken gegen die Ortho-orthodoxen einer Pfarrei.
Unsere Kirche wurde von den Christian Science gebaut und das erste was wir machten nachdem wir sie gekauft hatten war die Bänke rauszuschmeissen.... heute sind sie im lunch room und leisten dort noch gute "Unterstützung".... :pfeif:

Bänke in einer OK sind völlig unpassend. Das wird jedem klar der auch nur für fünf Pfennige Einsicht in die Gebräuche und Riten der Liturgie hat. In Bänken kann man keine tiefen Verbeugungen machen und sollte man versuchen eine Prostration hinzulegen.... nun viel Spass (den werden wohl alle Umstehenden haben). Ausserdem kann man nicht "rumlaufen"...! Ich ende nie dort ab am Ende der Liturgie wo ich am Anfang stand... Ausserdem wie kann der kleine und große Einzug durch die Bänke geschehen.... Okay, ich höre hier besser auf, denn das Thema ist mein ganz spezielles "pet peeve"...

Joseph, aufrecht stehend wie der Diakon es ausruft....
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holzi
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von holzi »

Joseph hat geschrieben:Es ist jedesmal ein Krieg der Fußkranken gegen die Ortho-orthodoxen einer Pfarrei.
Also weniger eine Frage der Orthopraxie, sondern eher der Orthopädie? :breitgrins:

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Nassos
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Nassos »

eine Frage der russischen Orthopädie... :breitgrins:

Ich kenne bei uns in der Enoria keine Konvertiten, aber das heisst gar nicht, dass wir keine haben. Ich kenne die meisten Leute dort gar nicht...
Wie gesagt, spielte das auch keine Rolle für mich.
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Ilija
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Ilija »

Hi, nicht nur bei den Russen in Deutschland gibt es keine Bänke sondern auch bei uns Serben. Natürlich auch bei den anderen Orthodoxen (Bis auf ein paar Ausnahmen wegen übernahme alter Protestantischer oder Katholischer Kirchen). Die Griechen haben auch keine Bänke denn sie stehen auch, sie haben in der Mitte und an den Seiten speziellen Sitze, die man umklappen kann!

Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ilia hat geschrieben:Hi, nicht nur bei den Russen in Deutschland gibt es keine Bänke sondern auch bei uns Serben. Natürlich auch bei den anderen Orthodoxen (Bis auf ein paar Ausnahmen wegen übernahme alter Protestantischer oder Katholischer Kirchen). Die Griechen haben auch keine Bänke denn sie stehen auch, sie haben in der Mitte und an den Seiten speziellen Sitze, die man umklappen kann!
Ich kann nur von den Kirchen sprechen, die ich besucht habe. Und da waren auch bei den Serben Bänke (woanders bei den Serben aber keine), bei den Griechen sogar in einer von ihnen selbst erbauten Kirche.

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

holzi hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:Es ist jedesmal ein Krieg der Fußkranken gegen die Ortho-orthodoxen einer Pfarrei.
Also weniger eine Frage der Orthopraxie, sondern eher der Orthopädie? :breitgrins:
Genau....! :freude: :kugel: :D :klatsch:
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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Ilia hat geschrieben: Die Griechen haben auch keine Bänke denn sie stehen auch, sie haben in der Mitte und an den Seiten speziellen Sitze, die man umklappen kann!
Ilya, ich vermutete ja schon lange, daß die Griechen alle fußkranke Schwächlinge [Punkt] Nun hast Du mir das [Punkt] Natürlich brauchen die Bänke in der Mitte der Kirche weil die sonst umklappen... oder hatte ich das etwa Mißverstanden...? ;D ;D ;D :kussmund:
Gruß
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Nietenolaf
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Nietenolaf »

Joseph hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Also weniger eine Frage der Orthopraxie, sondern eher der Orthopädie? :breitgrins:
Genau....! :freude: :kugel: :D :klatsch:
Zu diesem Thema habe ich ein wunderbares Zeitzeugnis aus dem 17. Jahrhundert, aus Rußland. Zum Großen Moskauer Konzil 1666/1667 waren natürlich auch "die Griechen" zugegen; nach den Reformen des Patriarchen Nikon (ab 1653) hat man in den russischen Kirchen davon abgelassen, die vom Typikon geforderten Lesungen und Gesänge "parallel" ablaufen zu lassen, womit man ehedem Zeit sparte. Man hielt das bis dahin für zulässig; aber die nun deutlich längeren Gottesdienste brachten nicht etwa einen Schwund an Treue zur Kirche. Das Volk und auch die Herrscher hatten einen solch tiefen Glauben, daß sie die meiste Zeit in den Kirchen verbrachten (vom Zaren Alexej Michailowitsch wird gesagt, daß er vor lauter Gottesdiensten kaum zum Regieren kam). Folgendes schreibt Erzbischof Paulos von Aleppo (der im Gefolge des Patriarchen von Antiochia zum Konzil reiste) in seinen Memoiren ("Die Karwoche in Moskau"):

"Wir waren vor Müdigkeit kaum bei Bewußtsein, und unsere Beine gaben nach. Gott möge uns beistehen, diese Woche zu Ende zu bringen! Scheinbar sind ihre Beine aus Eisen, und im Land der Russen gibt es keine andere Krankheit als die Gicht und nicht zu lindernde Schmerzen in den Beinen, und das angefangen bei den Zaren bis hin zu den Armen, - alles das wegen des unendlich langen Stehens in den Kirchen...
Wir starben fast vor Ermüdung, die Beine waren taub vom pausenlosen Stehen vom frühen Morgen bis zum Abend. Aber der Frieden Gottes möge auf diesen Menschen ruhen, den Männern und Frauen, Kindern und Mädchen, für ihre Geduld, ihr Stehen, ihre Festigkeit von früh bis spät...
Es sind Dinge, die der Verwunderung würdig sind! Welch wunderbarer Sitten und bemerkenswerter Tugenden sind wir inmitten dieses Volks Zeugen geworden! Welche Stärke wohnt in ihren Körpern, und wie eisern ihre Beine sind! Sie werden nicht müde und sie erschöpfen nicht. Gott, der Höchste, möge ihr Dasein verlängern!..."

(zit. nach Pr. Sergij Zheludkov, "Gedanken zur Liturgik")
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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Lioba
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Lioba »

Mal zu den Kirchensprachen. Kirchenslawisch kann ich nicht beurteilen, aber neutestamentliches Griechisch finde ich nicht wirklich sooo schön, vor allem die Bandwurmsätze von Paulus- und die wenigen Brocken Kirchenlatein die ich aufgeschnappt habe, stimmen nicht recht mit dem überein, was ich in der Schule gelernt habe. Ego te absolvo z.B. Trotzdem hören sich die Liturgien toll an.Wie empfinden die unter euch, die ihre Kirchensprache lieben? Was liebt ihr am Kirchenslawisch- griechisch-latein?
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Ilija
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Ilija »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Ich kann nur von den Kirchen sprechen, die ich besucht habe. Und da waren auch bei den Serben Bänke (woanders bei den Serben aber keine), bei den Griechen sogar in einer von ihnen selbst erbauten Kirche.

Glaube mir MND, wir serben haben keine Bänke....Wenn dann sind die übrig geblieben durch übernahme der Kirchen von Lateinern oder Evangolen. In welcher serbischen Kirche warst du denn wenn ich einmal fragen darf???

Miserere Nobis Domine
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ich meine die serbische Kirche in Stuttgart. Die Bänke sehen auch eher griechisch aus.

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Ich meine die serbische Kirche in Stuttgart. Die Bänke sehen auch eher griechisch aus.
Griechisch aussehende Bänke???????????? Haben die eine andere Sitzanatomie als der Rest von uns?
Ha, ha.... mein Lieblingsthema, Griechen und Bänke.... ich könnte stundenlang weitermachen.... besonders da ich nun in Fahrt bin nachdem gerade 5 unsrer griechischen Freunde von meinem Lunch to Supper Table aufgestanden sind und mit etwas wackeligen Beinen, vom Wein, nach Hause gingen.... hey denen wackeln die Beine ja schon vom Wein, klar brauchen die griechisch aussehende Bänke in der Kirche....
Hier ist ein Sitz wie man sie in schottischen Kirchen finden kann (my apologies to all sensitive souls) ein Kilt ist aber nötig um ihn richtig erfassen zu können:
Bild
By phesoj at 2009-08-03

Gruß
Joseph, voll des guten Weines, da wir heute einen Feiertag haben, und auf eisernen Beinen aufrecht stehend....
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holzi
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von holzi »

Ich hab hier zum Thema "Konvertitenfreundliche Kirche" einen schönen Aufsatz aus der neuen Welt gefunden: http://www.antiochian.org/node/18474
Das beschreibt - in etwas blumigeren Worten - das, was auch Joseph so geschrieben hatte.

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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

holzi hat geschrieben:Ich hab hier zum Thema "Konvertitenfreundliche Kirche" einen schönen Aufsatz aus der neuen Welt gefunden: http://www.antiochian.org/node/18474
Das beschreibt - in etwas blumigeren Worten - das, was auch Joseph so geschrieben hatte.
Prima Artikel.... genau so ist es!
Danke
Joseph
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Nassos
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Nassos »

Hallo,

ich finde das Thema "Baenke" schon von der Titulierung her falsch.
Das, was Ilia beschrieb (die Sitze an der Seite) sind sogenannte Stasidia (Mehrzahl, Einzahl Stasidi).

Es gibt in den Kirchen in Griechenland durchaus eine Art Bestuhlung, das ist wahr. Das sind keine Baenke, sondern auch stasidia. Nun, ich weiss nicht ob das unter Vielfalt in der Einheit laeuft (das ist kein Spass von mir - auch Kopftuecher sehe ich selten, auch bei den alten Frauen, die nun wirklich immer in der Kirche anwesend sind).
Aber sehr viele Kirchenbesucher setzen sich eben nicht hin.

Auf dem Athos (zumindest als ich mal dort war, und in den Kloestern, in denen ich war), gab es keine Bestuhlung, muhahaha. Es gab nicht mal elektrisches Licht, alles mit Kerzen.

Ich denke bei deisem Thema auch an "Bankkrise".

Gruss,
Nassos
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Lioba
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Lioba »

So ganz selbstverständlich war die Bestuhlung wohl auch im Westen nicht .In Norwegen habe ich einige von den alten Stabkirchen besichtigt, da gab es auch nicht überall Bänke.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:Hallo,
ich finde das Thema "Baenke" schon von der Titulierung her falsch.
Das, was Ilia beschrieb (die Sitze an der Seite) sind sogenannte Stasidia (Mehrzahl, Einzahl Stasidi).
Gruss,
Nassos
Nassos, Nassos, ich glaube wir haben es hier mit der "Großen und Unheiligen Bankhäresie (Stasidiotitis)" zu tun.... sie wird nur mit der Wiedereinführung von Scheiterhäufen zu lösen sein...
Die Frage bleibt dann aber ob die Troparia zur Verbrennung von Bänken im byzantinischen oder russischen Stil gesungen werden sollen. Ich würde den byzantinischen Stil bevorzugen, da die Russen weniger von häretischen Bänken verfolgt werden und die meisten Bänke halt doch "byzantinisch" sind... :D :P :P :P :P
Gruß
Joseph, auf der Suche nach einer Methode wie er sich aus dieser "silly" Konversation mit Grazie zurückziehen kann... :patsch:
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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

Lioba hat geschrieben:So ganz selbstverständlich war die Bestuhlung wohl auch im Westen nicht .In Norwegen habe ich einige von den alten Stabkirchen besichtigt, da gab es auch nicht überall Bänke.
Ganz recht! Wie ich schon woanders sagte, die Kirchenbänke wurden erst mit den reformierten Kirchen erfunden um den Leuten etwas Erleichterung, während der anderen großen reformatorischen Erfindung, dem Kirchenschlaf, zu geben....
Gruß
Joseph :kussmund:
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Nassos
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Nassos »

Hallo Joseph,

das ist eine durch die Bank weg grossartige Idee.
Scheiterhaufen... Aber bitte keine Waldbraende. Hiervon haben wir auch mehr als genug :(

Nassos
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holzi
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von holzi »

Nassos hat geschrieben:das ist eine durch die Bank weg grossartige Idee.
Scheiterhaufen... Aber bitte keine Waldbraende. Hiervon haben wir auch mehr als genug :(
Das mit den Waldbränden ist natürlich ein ernste Sache, aber das Problem mit den Bänken solltet ihr dennoch nicht auf die lange Bank schieben! Dann macht halt ein Bankkraftwerk, das auch noch ökologischen Strom erzeugt. Oder ihr verkauft die Bänke stückchenweise an die Touris.
:ikb_holiday:

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Lioba
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Lioba »

Joseph hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:So ganz selbstverständlich war die Bestuhlung wohl auch im Westen nicht .In Norwegen habe ich einige von den alten Stabkirchen besichtigt, da gab es auch nicht überall Bänke.
Ganz recht! Wie ich schon woanders sagte, die Kirchenbänke wurden erst mit den reformierten Kirchen erfunden um den Leuten etwas Erleichterung, während der anderen großen reformatorischen Erfindung, dem Kirchenschlaf, zu geben....
Gruß
Joseph :kussmund:
Der Kirchenschlaf ist nach tiefenpsychologischer Erkenntnis eine direkte Folge der calvinistischen Predigtsitten. Eine endlos lange Predigt, gefolgt von 12 Strofen eines Kirchenliedes, sowas löst in der Gemeinde unbewusste Assoziationen an Gutenachtgeschichte mit mit anschliessendem Schlaflied aus und da macht der kindlich glaubende gleich Heia.
:nuckel:
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Joseph
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von Joseph »

"holzi"...... Oder ihr verkauft die Bänke stückchenweise an die Touris.
:ikb_holiday:
Excellent business opportunity.... ! Smart thinking! Bist Du ein Business Major (MBA)? Mit all den griechischen Bänken, in MicroChips zerhackt, könnten wir Lourdes UND Fatima unter den Tisch verkaufen....
Gruß
Joseph, der jetzt in die Garage geht um seine Kettensäge zu schmieren....
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holzi
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Re: Orthodoxe ''Jurisdiktionen'' in Deutschland

Beitrag von holzi »

Joseph hat geschrieben:
"holzi"...... Oder ihr verkauft die Bänke stückchenweise an die Touris.
:ikb_holiday:
Excellent business opportunity.... ! Smart thinking! Bist Du ein Business Major (MBA)? Mit all den griechischen Bänken, in MicroChips zerhackt, könnten wir Lourdes UND Fatima unter den Tisch verkaufen....
Eigentlich ein uralter business plan, schon im Mittelalter hatten etliche Startups in der Klosterbranche damit ordentlichen Erfolg. Entscheidend war damals das branding, da wurden dann ganze Wälder zu Splittern aus dem Kreuz Jesu verarbeitet... ;D

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