Nun, die Angelegenheit ist sehr komplex. Neben der weltlichen Politik spielen da vielleicht auch Eitelkeiten mit und vor allem die Gier nach Macht und Geld.
Das Moskauer Patriarchat hat dem Patriarchat von Konstantinopel schon lange den ersten Rang abgelaufen: Politisch in einem islamischen Land "gefangen", öffentlichkeitswirksam dem römischen Papst angebiedert, die griechische Kirche zwischen Athos und Moderne schwankend, Hellas als Pleitestaat zwischen Hochfinanz und Hedgefonds kalt gestellt, fristet der Ehrenprimas ein vergleichsweise einflussloses Leben. Im Gegenzug dazu erlebt das Moskauer Patriarchat durch Rückbesinnung auf die Orthodoxie nach dem Zusammenbruch der Sovjetunion eine neue Blüte. Kirchen und Klöster werden wieder errichtet und auch im Ausland gewinnt man zunehmend an Einfluss. Politisch wird man durch den "Imperator" Putin unterstützt.
Vor diesem politischen Hintergrund und vor der Historie in der Ukraine müsste das Moskauer Patriarchat das Rennen in der Angelegenheit machen, wäre da nicht die einseitige Anerkennung der OCA durch das Moskauer Patriarchat, welche genauso wenig den Kanones entspricht, wie die aktuelle Anerkennung der ukrainischen Schismatiker durch das Patriarchat von Konstantinopel.
Vielleicht mahlen die Mühlen in Istanbul etwas zu langsam und man hat dort noch nicht mitbekommen, dass Mr. Donald Trump das Gefüge in den USA mächtig durcheinander gewürfelt hat. Obama mit seinen kiewer Umsturzschergen ist da nicht mehr angesagt. Man kann nicht einfach mehr ein panorthodoxes Konzil einberufen, welches beschließt, dass die finanzstarke OCA bei Istanbul bleibt und im Gegenzug die vormals sehr gläubige, aber im gegenwärtigen Zustand völlig desolate Ukraine zurück an Moskau fällt. Zumal weder Imperator Putin noch das Moskauer Patriarchat irgendein Interesse daran haben können, sich den failed State Ukraine oder noch schlimmer die failed ukrainische Schismatikerkirche ohne Behebung der bestehenden politischen Schwierigkeiten / Differenzen / Probleme an die Beine zu binden.
Politisch spielt die Zeit ohnehin für Moskau. Wenn aufgrund Gasleitung 2 in der Ostsee das Gas nur noch durch Moskauer Bedingungen diktiert durch die Ukraine fließt, spätestens dann wärmen sich die Gläubigen dort an den Kerzen in den Kirchen Moskaus. Wer frieren will, heuert dann bei Swoboda oder eben den Schismatikern an.
Für die Orthodoxie wäre es hilfreich, wenn die Frage der Gewährung der Autokephalie und der Zuständigkeit in der Diaspora einvernehmlich geklärt werden könnte. Gott kann das gewähren, wenn es der Kirche und den Menschen hilfreich ist. Aus meiner bescheidenen menschlichen Sicht bleibt ein Keil zwischen Moskau und Istanbul zurück und ein Ehrenprimas, der die Realität völlig falsch eingeschätzt hat. Aber vielleicht holt Mr. Donald Trump den Mann noch nach New York und ernennt ihn zum Patriarchen von Washington und ganz Amerika

Allerdings würde die Probleme nur auf den nächsten Kontinent verlagert.