Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos

Ostkirchliche Themen.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der Ukraine ist mir ein vergleichbar offenes Eingreifen des Constantinopolitaner Patriarchen nicht bekannt. Wenn ich mich täusche, dann korrigiere mich bitte.
Robert, jetzt nur der eine oder andere Verweis, da ich der ganzen Sache gerade irgendwie überdrüssig bin: Man sollte die derzeitigen Probleme in Griechenland also durchaus durch das Prisma der jüngeren Geschichte betrachten.

Josef Steininger
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Beitrag von Josef Steininger »

Diese Streitigkeiten müßten eigentlich jedem, der nicht völlig vernagelt oder vernietet ist, zeigen, daß es eine zentrale Autorität in der Gesamtkirche braucht, die die Zuständigkeiten regelt.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Wie Josef korrekt bemerkt, bin ich so vernietet und ziehe einen anderen Schluß, nämlich hin zum genauen Gegenteil: die Kirche hat nichts politisches an sich zu haben, schon gar keine "Führerfigur" außer Christus Jesus. In dem Maße, wie sie verweltlicht, eckt sie in der politischen Ebene an, und am Ende verwechselt man noch Gottes Gnade mit einem Omelett, oder den Herrn mit seinem "Stellvertreter". ;)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Im übrigens, Josef, gibt es diese Zuständigkeit auch in der orth. Kirche - das Gemeinsame Konzil.
(Außerdem halte ich Nietenolaf nicht für vernagelt, sondern für vernietet :mrgreen: )
(Und noch viel außerdemerer halte ich den Nachfolger Petri wirklich für den Stellvertreter Christi. Der Hl. Geist kann's ja schlecht sein, da ein Stellvertreter per definitonem einen niederen Rang hat...)

Josef Steininger
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Beitrag von Josef Steininger »

@Olaf:
Grosse Worte, wenn ich die Realität der Orthodoxie sehe.
Zuerst Lakaien des byzantinischen Kaisers, dann Lakaien des russischen Zaren, dann des Bolschewismus und heute des großrussischen Nationalismus.
Aber so ist es allen gegangen, die von Rom abgefallen sind. Luther propagierte die Freiheit von Rom, seine Anhänger wurden Lakaien der deutschen Duodezfürsten.
Anglikanismus dito.
Die Calvinisten wurden Lakaien der US-amerikanischen Zivil"religion".

Nur Rom hat es geschafft, die Freiheit der Kirche vom Staat herzustellen, zuerst im Kampf gegen die oströmischen Kaiser, dann gegen das westliche Kaisertum.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ralf, das ist ja in Ordnung, ich halte bloß Josefs Schluß für ein klassisches non sequitur. Das ist wie zu sagen: der Pluralismus ist ein gesellschaftliches Modell der Konterrevolution, wir brauchen einen Diktator! Oder: Liebe ist zu schwierig, wir brauchen das BGB, um koexistieren zu können. Aus rein politischen Querelen folgt nicht die Notwendigkeit eines Halbgottes auf dem Thron der Welt, sondern vielleicht etwas mehr Besinnung darauf, was man ist und mit welchen Mitteln man das ist.

PS @Josef: LOL

Edith
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Beitrag von Edith »

Josef Steininger hat geschrieben: Grosse Worte, wenn ich die Realität der Orthodoxie sehe.
Zuerst Lakaien des byzantinischen Kaisers, dann Lakaien des russischen Zaren, dann des Bolschewismus und heute des großrussischen Nationalismus.
Äh... ich bin ja hier kein Moderator.... aber... ginge es etwas weniger aggresiv?
Als Orthodoxer Christ würde ich mich jetzt schon massiv beleidigt fühlen.
*kopfschüttel*
Daß Ihr immer in Glaubenskriege ausbrechen müsst.....

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Das neuste zu diesem Thema:
  • Erzbischof Demetrios (Griechisch-Orthodoxe Erzdiözese von Amerika, Patriarchat Konstantinopel) verurteilt die Entscheidung seiner eigenen Synode, die Aufhebung der Kirchengemeinschaft mit Christodoulos, dem Erzbischof von Athen, betreffend. (Quelle: hier und hier); Patriarch Bartholomaios ist verwundert, aber Metropolit Evangelos von Perga, einer der einflußreicheren und vorsichtigeren Hierarchen des Patriarchats, unterstützt Demetrios.
  • Die griechische Regierung bestätigt die Einsetzung der durch die Synode der Orthodoxen Kirche von Griechenland bestimmten Metropoliten für die drei fraglichen Diözesen.

Josef Steininger
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Beitrag von Josef Steininger »

(leereditiert)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Folgendes berichtet Radio Vatikan heute (wenn ich das hier überhaupt ungekürzt bringen darf):
Griechenland
Im innerorthodoxen Streit hat der Heilige Synod des Landes Metropoliten, die den Patriarchen Christodoulos von Athen nicht unterstützen, mit der Absetzung gedroht. Nach der Verhängung des Kirchenbanns gegen Christodoulos durch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, waren vier Metropoliten der Sitzung des Heiligen Synods fern geblieben. Unterstützung erhält Christodoulos unterdessen vom Moskauer Patriarchen Alexij II.. Dieser bezeichnete Christodoulos als "einen herausragenden Primas unserer Zeit". (mpa/rv)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Im übrigens habe ich dazu ein interessantes Interview mit dem laut ref.ch orthodoxen(?) Theologen Heinz Gstrein im Deutschlandradio gehört. Er verglich diesen Streit mit einem ähnlichen von ca. 1830, soweit ich mich erinnere. Damals wurde auch der griech. Metropolit gebannt (bis er nachgab). Gstrein sagte auch, dass Christodoulos in seiner Synode unter allen Bischöfen (also nicht nur Metropoliten) keine Mehrheit gefunden hatte und sagt ihm nationalkirchliche Interessen nach.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Bischöfe der Kirche von Griechenland tragen meines Wissens alle den Metropolitentitel, obgleich sie keine Suffragane haben.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ich empfehle dringend, "Radio Vatikan" als Informationsquelle in der Kategorie "dubios" laufen zu lassen. Die vermeintliche "Unterstützung" von Seiten Moskaus, die da zitiert wird, ist ein Glückwunschschreiben an Erzbischof Christodoulos zum Jahrestag seiner Bischofsweihe (9. Mai 2004). Und da sind auch wieder die komischen Sprüche vom "innerorthodoxen Streit", einem "Kirchenbann gegen Christodoulos" und dem "Papst der Orthodoxen". Das ist die x-te Wiederholung von Falschinformationen dort. Das ist Meinungsmache.

Ralf, Erzbischof Christodoulos von Athen ist nicht "gebannt". Außerdem hat er nicht nur die Mehrheit, sondern seine ganze Synode hinter sich. Die Radio-Vatikan-Information mit den vier ferngebliebenen Metropoliten habe ich auch noch nirgends entdecken können.
Josef hat geschrieben:(leereditiert)
Und das ist gut so. Bei uns gibt es verschiedene Meinungen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nietenolaf hat geschrieben:»Ich empfehle dringend, "Radio Vatikan" als Informationsquelle in der Kategorie "dubios" laufen zu lassen..«
Den Eindruck habe ich längst.
Nietenolaf hat geschrieben:»Die vermeintliche "Unterstützung" von Seiten Moskaus, die da zitiert wird, ist ein Glückwunschschreiben an Erzbischof Christodoulos zum Jahrestag seiner Bischofsweihe (9. Mai 2004).«
Aha!
Nietenolaf hat geschrieben:»Außerdem hat er nicht nur die Mehrheit, sondern seine ganze Synode hinter sich.«
Das allerdings scheint mir nicht so ganz zutreffend zu sein.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Nietenolaf hat geschrieben:Ich empfehle dringend, "Radio Vatikan" als Informationsquelle in der Kategorie "dubios" laufen zu lassen. Die vermeintliche "Unterstützung" von Seiten Moskaus, die da zitiert wird, ist ein Glückwunschschreiben an Erzbischof Christodoulos zum Jahrestag seiner Bischofsweihe (9. Mai 2004). ...
... Außerdem hat er nicht nur die Mehrheit, sondern seine ganze Synode hinter sich. Die Radio-Vatikan-Information mit den vier ferngebliebenen Metropoliten habe ich auch noch nirgends entdecken können.
... The Herald has learned that Patriarch Bartholomaios is already testing the waters among the Orthodox Patriarchs and Prelates of the Orthodox Churches around the world for a possible convocation of Pan Orthodox Great Synod in the future to defrock Christodoulos, if the situation gets completely out of control. ...

On Wednesday, May 12 Archbishop Christodoulos convened the Holy Synod of the Church of Greece, which consists of twelve members, six of which come from the so-called Metropolises of the New Lands. The Synod meets regularly every month, presided by Archbishop Christodoulos, and it is the representative body of the Holy Synod of Hierarchy, which consists of more than 70 hierarchs. Four Metropolitans out of the six of those of the New Lands did not take part in the Synod: Iakovos of Mytilini, Nikiforos of Orestiada, Demetrios of Goumenissa and Panteleimon of Beroia. The Synod issued a strong statement to those absent that if they continue their tactics, action will be taken against them, as the Ecclesiastical Charter of the Church of Greece provides. Prominent Churchmen from Greece told the Herald that “the absence of those four Metropolitans form their sacred duty as members of the Holy Synod is the first visible sign of division that Patriarch Bartholomaios has imposed on the Church of Greece with his recent decisions.” They also said that “the division becomes more and more evident among our people in Greece.”

While Patriarch Bartholomaios is trying to secure support, rallying the other Patriarchs and Prelates of the Orthodox Church around the world in case he decides to convene a Great Pan Orthodox Synod to possibly dethrone or defrock Archbishop Christodoulos, the Patriarch of Moscow Alexios sent a very warm letter to Christodoulos, registering his support, telling him that “We enjoy the communion with Your Beatitude,” a phrase which signals the fact that Patriarch Alexios does not recognize the sanction of Eucharistic suspension imposed upon Archbishop Christodoulos by Patriarch Bartholomaios. Alexios also stated in his letter that, “All here in the Orthodox Church of Russia know you very well and they admire you as one of the greatest Prelates of our time, who cares for his flock with wisdom and self-denial.” Metropolitan Kyrillos of Smolensk, president of the Department of Interchurch Relations of the Patriarchate of Moscow and second in command after Alexios, in a separate letter to Archbishop Christodoulos wrote that “knowing the ordeals that Your Beatitude is going through, I commiserate with all my heart with you.”
- (Quelle: The National Herald: Greek Government Mediates Dispute Between Churches).


Note two points in the article: 1) Pat. Bartholomew is testing the waters about convening a synod to depose Abp. Christodoulos; 2) Pat. Alexios of Moscow sends support to Abp. Christodoulos. This could develop into a very serious crisis.
- (Quelle: News - Orthodoxy Today.org Blog).
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Danke, Erich. Die Sache mit der Unterstützung aus Moskau ist trotzdem nur Interpretation. Das zitierte "very warm letter to Christodoulos" ist genau jene von mir oben angesprochene Gratulation zum Jahrestag der Bischofsweihe. Sicher ist die Interpretation nicht falsch, aber ich würde hier nicht in politische Leidenschaften verfallen.

(Offensichtliche Unterstützung für Christodoulos gibt es derzeit aber vom Patriarchen von Georgien.)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Radio Vatikan berichtet heute wieder über dieses Thema. Mangels besserer dt.sprachiger Quellen hier deren Meldung:
Der Konflikt zwischen Patriarch Bartholomaios und Erzbischof Christodoulos von Athen vertieft sich zu einem tiefen Riss durch die ganze orthodoxe Kirchenfamilie. Die Patriarchen von Russland und Georgien haben massiv für die griechische Kirche Partei ergriffen. Bartholomaios sah sich daher gezwungen, alle orthodoxen Kirchen zur Unterstützung seiner Administraturrechte in Nordgriechenland aufzurufen. Heinz Gstrein vom Ostkircheninstitut "Glaube in der Zweiten Welt" in Zürich dazu: "Diese Enzyklika wurde heute in der Athener Presse veröffentlicht und hat dort große Beunruhigung über den Konfrontationskurs des eigenen Erzbischofs ausgelöst. Ihn suchte am Wochenende der georgische Patriarch Ilja auf, nachdem sein Moskauer Amtsbruder Alexij schon vor Tagen eine Unterstützungserklärung für Christodoulos abgegeben hat. Die neue Achse gegen den Ökumenischen Patriarchen richtet sich auch gegen den Ökumenismus, mit dem Griechen und Georgier ebenso wie die Russen so ihre Probleme haben. "
Was wurde denn da genau in Athen veröffentlicht? Weiß jemand genaueres?

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Σεπτόν Πατριαρχικόν Γράμμα πρός πάσας τάς κατά τόπους ἀδελφάς Ὀρθοδόξους Ἐκκλησίας, und hier die englische Version.

Wie Radio Vatikan bzw. Heinz Gstrein auf die Bemerkung über den Ökumenismus kommt, ist mir unbegreiflich. Was heißt das, diese und jene haben "so ihre Probleme" mit demselben? Wird hier "Ökumenismus" zum Fischen nach Sympathien für die eine oder andere Seite gebraucht? :kratz:

PS: Hier eine ausgewogenere, wenn auch inzwischen veraltete Meldung von AP vom 01.05. d.J.:
AP hat geschrieben:Patriarch Bartholomaios überwirft sich mit griechischen Orthodoxen
Istanbul (AP) - Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat die Beziehungen zum Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche abgebrochen. Im Streit mit Erzbischof Christodoulos um die Zuständigkeit für mehr als 30 Diözesen in Nordgriechenland und auf den ägäischen Inseln seien alle Bemühungen um eine friedliche Lösung erschöpft, sagte der Patriarch von Konstantinopel am Freitag in Istanbul nach Beratungen mit 41 Bischöfen.
Der Zwist spitzte sich in der abgelaufenen Woche zu, als Christodoulos ohne Zustimmung von Bartholomaios drei neue Bischöfe ernannte. Das Ökumenische Patriarchat rief diese auf, ihre Ämter nicht anzutreten. "Wir können nicht mit einem Bruder kommunizieren, der die Mutterkirche nur mit Worten respektiert", erklärte Bartholomaios. Sichtlich erschüttert von dem Beschluss sprach der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland von einer "ungerechten Entscheidung".
Bartholomaios kann Christodoulos nicht absetzen. Er kann aber versuchen, ihn sowohl international als auch in der eigenen Kirche zu isolieren. Die Sitzung des erweiterten Heiligen Synods am Freitag in Istanbul war die erste seit 1923. Das Patriarchat in Istanbul führt seine Wurzeln zurück auf das Byzantinische Reich, das 1543 unter dem Ansturm der Türken zusammenbrach. Bartholomaios gilt im Kreise der Patriarchen als erster unter Gleichen.
Der Zusammenbruch von Byzanz war natürlich 1453, nicht 1543. Trotzdem ist diese Meldung sachlicher.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Auf Athens News ein interessanter Artikel über die geschichtlichen Hintergründe dieses Konflikts. Bemerkenswert auch, dass ein deutscher Protestant dabei eine gewisse Rolle spielte, in gewisser Weise an der Wurzel des heutigen Problems steht. Ich spreche von Leopold Maurer, Regent von König Otto I. von Bayern "Von Gottes Gnaden, König von Griechenland", wie's dazumal hieß.

"... Maurer and Farmakidis were the architects of the unilateral "declaration of independence" of the Eastern Orthodox Apostolic Church of the Kingdom of Greece, as expressly stated in the first church charter, published on July 23, 1833, which tore away the Greek dioceses from the Mother Church of Constantinople. A five-member permanent synod was established as the highest church authority, but the church administratively had the imported king as its head, and not the patriarch, who was viewed by some major intellectuals such as Adamantios Koraes as labouring under the Ottoman tyranny. The royal trustee had to be present at all synod meetings. Any act without his approval was considered null and void - no synodal decision could be executed with his "approved" indication on it - and he could even propose matters for discussion. Three members of the synod were bishops and two could be lower clergy, which is how Farmakidis was appointed. ..."


Kurz: ein schnödes politisches Spiel mit dem Ziel, eine unter staatlicher Aufsicht stehende Nationalkirche zu schaffen. Was teilweise wohl auch gelang, wenngleich König Ottos Glück einige Jahre später ein Ende fand.

Der ganze Artikel hier.
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Gibt es dazu was neues?

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Nicht wirklich. Das Patriarchat von Moskau hält an der eucharistischen Gemeinschaft mit der Kirche von Hellas fest (ausdrücklich). Patriarch Bartholomaios war vor kurzem in den USA, wo nun auch George W. Bush rekrutiert wurde, die türkische Regierung zu überreden, daß diese dem Patriarchat die Wiedereröffnung der theologischen Schule zu Chalki gestatten möge. Eine gute Sache, das. (Ich erwähne das nur, da George W. Bush gestern sinnigerweise ausgerechnet die griechische Regierung anhielt, in dieser Frage "Druck" auf die türkische auszuüben. Da sieht man, wie sehr das Oek. Patriarchat im eigenen Konstantinopel immer noch unter der hagarenischen Knute leidet. Ich glaube, das Verbot auf jegliche Art von Soutanen in der Öffentlichkeit steht heute noch. In der antiken Kirche der Hl. Eirene (in der im Jahre 381 das II. Oekumenische Konzil tagte) wurde 1935 ein Museum eingerichtet, aber heute dient es als Haus für Modenschauen... aber das nur am Rande.)

PS, Erich: Ja, in etwa genau so schnöde wie die Gründung der meisten anderen Landeskirchen.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Exklusivinterview von EB Christodoulos "the first and only interview since the eruption of the crisis with the Ecumenical Patriarchate" für "The National Herald":

Christodoulos Talks to NH on Crisis

Der Artikel lässt sich nicht direkt verlinken (oder ich bin zu blöd dazu, das kann ich nicht ausschließen). Falls er nicht mehr auf der Titelseite sein sollte, einfach unter "Search" Archbishop Christodoulos eingeben. Wenn man bei "Choose Publish" "All Publishes" auswählt, bekommt man einen guten Überblick über die jüngere Geschichte dieses Konflikts, allerdings sozusagen "griechisch" gefärbt, sprich: man merkt, wo die Sympathien liegen. Nun ja, eine griechisch-amerikanische Zeitung halt.
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Da Radio Vatikan heute was von einem Kompromiss-Angebot von Erzbischof Christodoulos schreibt (ich habe ja schon gelernt, dass deren Nachrichten bezüglich der Orthodoxie mit Vorsicht zu genießen sind), wollte ich mal Nietenolaf fragen, was es denn so Neues in der Geschichte gibt.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Gestern (28.05.) kam die Synode der Kirche von Hellas zusammen, unter entschuldigter Abwesenheit der Metropoliten der drei fraglichen Diözesen (und anderer; das war vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme?); es gab kein "Kompromissangebot" (es gab freilich vorher eine Kompromissinitiative der griechischen Regierung), sondern eine komplette Loyalitätsbekundung seitens der Hl. Synode inkl. des Erzbischofs von Athen zur Mutterkirche, dem Patriarchat von Konstantinopel. Letzteres müßte sich jetzt ebenso synodal zu der Sache äußern. Kommentatoren (z.B. The National Herald) halten den Zwist damit schon für sogut wie beendet.
www.ecclesia.gr hat geschrieben:The Holy Synod of the Hierarchy of the Church of Greece convened today, Friday, May 28, 2004, in an extraordinary session under the Presidency of His Beatitude the Archbishop Christodoulos of Athens and all Greece, in the boardroom of the Holy Synod, with the following subject on the agenda: “Recent developments on the subject of the observance of the Tome of 1850 and of the Patriarchal Act of 1928 by the Holy Church of Greece”.
...
In His proposals His Beatitude read out the initial agreement, which was reached between the two Presiding Hierarchs and the Greek Government and which reads as follows: “The Holy Synod of the Hierarchy of the Church of Greece, in love of Christ and with the steadfast desire of unity with the Great Church of Christ, declares Her respect for and the observance of the Patriarchal Tome of 1850 and all the provisions of the Patriarchal and Synodal Act of 1928”.

And he concluded by proposing that it be accepted by the Hierarchy, and stated characteristically: “Although I would like you to know that, with a sense of responsibility, in order to avert a worse damage at the expense of the Church, and with the vision of the restoration of peace and love, I have assumed to propose to the Holy Synod of the Hierarchy that It accept the solution under consideration with the aforementioned clarifications, nevertheless, the final responsibility, lies with the Holy Synod of the Hierarchy, which is called to express Itself with the perspicacity, prudence and wisdom which characterise It, aiming at the greater interest of the Church and at peace, preserving the unity of the people, averting the division of the body of Hierarchy and warding off any undesired aberration”.
...
The Most Rev. Metropolitans expressed themselves positively and, with interventions loaded with responsibility, praised His Beatitude for his well-substantiated proposals. Indeed, the Most Rev. Metropolitan Theokletos of Ioannina, addressing His Beatitude, stated: “Your Beatitude, today You have been vested with the cloak of a Church Leader, a quality which I never questioned before, either”.

His Beatitude’s proposals were voted unanimously by the entire Hierarchy, save the Most Rev. Metropolitan Amvrosios of Kalavryta.
Offen gesagt ist das eine recht uneindeutige Übertragung aus dem Griechischen. Consider the source.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Klingt wie geordneter Rückzug in meinen Ohren.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ist es sicher auch. Erzbischof Christodoulos hat unterstrichen, daß er diesen Vorschlag, den seine Synode unterstützt hat, als Opfer um des Friedens der Kirche willen versteht. Gesagt wurde auch, daß dieser Schritt unternommen wird, weil das Ökumenische Patriarchat über die griechische Regierung darum ersuchen ließ. Es gibt über solche Situationen auch ein deutsches Sprichwort... ;)

PS: Falls das jetzt nicht eindeutig herauskam - die Leitung der fraglichen Diözesen und damit auch die Besetzung deren cathedrae untersteht wieder komplett dem Ökumenischen Patriarchat.
www.kathimerini.gr hat geschrieben:Church bows to Patriarchate

One month after its decision to defy its Istanbul-based Mother Church and elect three new bishops to contested sees, the Church of Greece yesterday backtracked and agreed to observe existing agreements on its relations with the Ecumenical Patriarchate.

With the sole exception of hardliner Bishop Amvrosios of Kalavryta, the Church Hierarchy — the plenary session of all 80 bishops, chaired by Archbishop Christodoulos — voted “to continue in the future, as we have done so far, to respect and observe” agreements dating to 1850 and 1928 which regulate the Greek Church’s relations with the Patriarchate.

In response, the Patriarchate, which had severed contact with Christodoulos after the controversial election and refused to acknowledge the three new bishops, issued a statement expressing satisfaction, and voicing hope that “this decision will provide a sincere beginning of brotherly relations” between the two churches. The deal followed a mediatory effort by Education Minister Marietta Giannakou.

Simmering tension between the two churches erupted last summer into a turf war over control of 36 northern Greek sees that were wrested from the Turks following the Balkan Wars. Ignoring the patriarch’s claim to have the right of final approval on candidates for northern sees, in April the Church of Greece went ahead and filled three seats, two of which had been vacant since the summer.

“I welcome this positive development,” Giannakou said. “What is most important is the unity of Orthodoxy and the smooth cooperation between the two churches, for the good of all Greeks.”

However, sources said Christodoulos described the decision not as “a hasty retreat,” but rather as a gesture to maintain the peace.
Quelle im O-Ton: hier.

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Nassos
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Re:

Beitrag von Nassos »

Nietenolaf hat geschrieben:Titel "spiritual leader of world orthodoxy". Ich habe "spiritual" nicht übersetzt; hätte ich es getan, stünde da "geistlich".
S.H., den ökumenischen Patriarchen nennt man "Geistliches Ehrenoberhaupt der (gesamten) Orthodoxen Kirche."

Nix: Juristisches Oberhaupt
Nix: "Papst der Orthodoxen"
Nix: "Weltorthodoxie"

Die Streiterein mit Erzbischof Christodoulos haben ja aufgehört.

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Joseph
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Re: Re:

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben: Die Streiterein mit Erzbischof Christodoulos haben ja aufgehört.
Nassos
Nassos, Du bist wiedermal dicht auf der Spur. Ja die Streitigkeiten haben aufgehört. Erzbischof Christodoulos ist nämlich am 28 Januar 2008 gestorben.... :P

Gruß
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anneke6
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Re: Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos

Beitrag von anneke6 »

Du hast einen seltsamen Humor, Joseph…daran muß ich mich erst noch gewöhnen.
???

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Joseph
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Re: Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos

Beitrag von Joseph »

anneke6 hat geschrieben:Du hast einen seltsamen Humor, Joseph…daran muß ich mich erst noch gewöhnen.
Anneke, das kann Jaaaaaahre dauern.... :huhu:
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Sebastian
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Re: Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos

Beitrag von Sebastian »

Joseph hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben: Die Streiterein mit Erzbischof Christodoulos haben ja aufgehört.
Nassos
Nassos, Du bist wiedermal dicht auf der Spur. Ja die Streitigkeiten haben aufgehört. Erzbischof Christodoulos ist nämlich am 28 Januar 2008 gestorben.... :P
Ich denke dies weis Nassos, der Streit ist ja auch nicht durch den Tod des Hierarchen beigelegt worden ...
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Nassos
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Re: Griechenland: Kirchenbann gegen Erzbischof Christodoulos

Beitrag von Nassos »

Joseph hat geschrieben:Nassos, Du bist wiedermal dicht auf der Spur. Ja die Streitigkeiten haben aufgehört. Erzbischof Christodoulos ist nämlich am 28 Januar 2008 gestorben.... :P
Hallo Joseph, danke. Genau das meinte ich. check mal deine eigenen Spuren :P
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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