Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Ostkirchliche Themen.
Raphael

Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich finde das etwas verwirrend ..........
Für einen Verwirrten hast Du aber eine sehr übersichtliche Zusammenstellung geschaffen! :D :D :D

Miserere Nobis Domine
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die „Rum-Orthodoxen“ sind übrigens der mit Constantinopel (statt mit Rom) in
Gemeinschaft stehende Zweig der (byzantinischen) Melchiten (Patriarch derzeit:
Ignatios IV. [Hazim]). Daneben gibt es einen mit Rom verbundenen Zweig (Patri-
arch derzeit: Gregorios III. [Laham]). Die Spaltung besteht seit 1724, als die Mel-
chiten einen romfreundlichen Patriarchen wählten, dem dann Benedikt XIII. von
Rom die Gemeinschaft gewährte, während Constantinopel einen Gegenpatriar-
chen unterstützte.
Wenn man einen Häretiker wählt, schliesst man sich eben aus der Kirche aus. Und aus orthodoxer Sicht sollte man betonen, dass auf dem 2. Konzil von Lyon die Leugnung des filioque anathemisiert wurde, der ursprüngliche Beschluss das 1. Konzils von Konstantinopel also ins Gegenteil verkehrt. Dies einmal ganz abgesehen davon, ob das filioque inhatlich Häresie ist.

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Robert Ketelhohn
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Re: Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja, manche haben Freude daran, in Kerben zu schlagen, um
sie zum Spalt zu erweitern und das ganze endlich auseinan-
derbrechen zu können.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Ilija
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Ilija »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Und aus orthodoxer Sicht sollte man betonen, dass auf dem 2. Konzil von Lyon die Leugnung des filioque anathemisiert wurde, der ursprüngliche Beschluss das 1. Konzils von Konstantinopel also ins Gegenteil verkehrt. Dies einmal ganz abgesehen davon, ob das filioque inhatlich Häresie ist.
Nur mal so am Rande :D Das Bestreben der Lateiner war die Union mit dem Osten...Es ging denen nicht um die Wahrheit und da Konstantinopel von den Osmanen Bedroht wurde gingen die Griechen auf Druck des Kaisers die Union mit den Lateinischen Bedingungen ein. Diese entscheidung wurde von Orthodoxer Seite aber zurück genommen, hat also nie einen bestand für die Kirche gehabt.

"Das Treffen, das über sechs Sitzungen ging, legte in der vierten Sitzung am 6. Juli fest, dass die Einheit zwischen der westlichen und der östlichen Kirche wiederhergestellt werden solle, war damit aber nur kurzfristig erfolgreich. Die Vereinigung scheint der griechischen Seite durch Kaiser Michael VIII. aufgezwungen worden zu sein (vgl. Glaubensbekenntnis des Michael Paläologus), der die Unterstützung des Papstes gegen Karl von Anjous Angriff auf das byzantinische Reich haben wollte. Die Mehrheit des griechischen Klerus' war jedoch weiterhin gegen die Union. Fraglich ist auch inwieweit die Einigung von den Nachfolgern Gregors unterstützt wurde."

Das Glaubensbekenntnis des Michael Paläologus wurde vom Zweiten Konzil von Lyon als Formel durch die Gesandten des oströmischen Kaisers Michael VIII. angenommen.

Damit wurde die vom Konzil angestrebte und vom Kaiser gewünschte Heilung des morgenländischen Schismas scheinbar zum Erfolg, sie traf jedoch auf fast geschlossenen Widerstand bei den orthodoxen Geistlichen. Patriarch Joseph I. Galesiotes trat zurück und wurde durch Johannes Beccos ersetzt, der zur Sache der Einheit konvertiert war. Trotz fortgesetzter intellektueller Verteidigung der Einheit durch Johannes und brutaler Unterdrückung jedes Widerstands durch Michael, blieb die grosse Mehrheit der byzantinischen Christen unversöhnlich gegen eine Vereinigung mit den lateinischen "Ketzern".


War also nie von Bedeutung :P

Miserere Nobis Domine
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Re: Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Es ist gerade deshalb von Bedeutung, weil damit endgültig geklärt wurde, dass Rom aus orthodoxer Sicht häretisch ist. Wer sich also 1724 nachträglich auf diese Bendingungen einlässt, wird aus orthodoxer Sicht selbst häretisch und kann somit nicht rechtmässiger Patriarch von Antiochien sein.

Robert: Es ist eben schon seit Jahrhunderten zerbrochen...

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Ilija
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Re: Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Beitrag von Ilija »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Es ist gerade deshalb von Bedeutung, weil damit endgültig geklärt wurde, dass Rom aus orthodoxer Sicht häretisch ist. Wer sich also 1724 nachträglich auf diese Bendingungen einlässt, wird aus orthodoxer Sicht selbst häretisch und kann somit nicht rechtmässiger Patriarch von Antiochien sein.
Das stimmt!

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Nassos
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von Nassos »

Nassos hat geschrieben:
songul hat geschrieben:Schick mir mal den Link; ich möchte mir das mal anschauern. Danke.
LG Songul
http://www.youtube.com/watch?v=gGlhHBKtyCs

Bin auf Deinen feedback gespannt.

Gruß,
Nassos
Hallo Songul,

damit das nicht verloren geht, hier nochmal, du hattest ja danach gefragt. Ich bin natürlich immer noch gespannt auf Deinen feedback!

Danke,
Nassos
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Miserere Nobis Domine
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Re: Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Da wird am Ende des Videos auf St. Peter und Paul in Antiochien verwiesen, wird nun dort doch die Liturgie in türkischer Sprache gefeiert?

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Joseph
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Re: Antiochia und "türkische Orthodoxie", etc.

Beitrag von Joseph »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Welcher?
Der Orthodoxe. :breitgrins:

Ignatius IV.
http://www.antiochian.org/667 hier sind sie alle.... vom Anfang an
gruß
Joseph
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ad-fontes
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von ad-fontes »

holzi hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Warum nicht? Das bezieht sich doch eindeutig auf das (ost)römische Reich, das in seinem Selbstverständnis stets ein römisches (und kein hellenisches) war.
Solange du das mit dem oströmischen Reich dazuschreibst, ist es o.k. - ohne zusätzliche Erklärung hast du eine große Verwechslungsgefahr mit den Unierten!
Das ist nicht richtig. Die Unierten verwenden zumeist katholisch, nie römisch.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von ad-fontes »

songul hat geschrieben:Vielleicht sollte man noch anmerken, dass es zwei Kirchen von Antiochia gibt, nämlich:

Die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochia und die rum-orthodoxe Kirche von Antiochia.
In der Summe jedoch fünf Bischöfe, die den Patriarchentitel von Antiochia beanspruchen.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von ad-fontes »

songul hat geschrieben: Rum-Orthodoxe - Liturgiesprache Arabisch und ganz, ganz wenig Griechisch, Umgangssprache Türkisch und Arabisch. Diese Gläubigen haben eine arabische Herkunft.
1) Stimmt das?
2) Sehen sie das genauso?

(Nicht bezogen auf das Idiom, sondern die Ethnie.)
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von ad-fontes »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
songul hat geschrieben: Rum-Orthodoxe - Liturgiesprache Arabisch und ganz, ganz wenig Griechisch, Umgangssprache Türkisch und Arabisch. Diese Gläubigen haben eine arabische Herkunft.
Eine arabische Herkunft hat da keiner. Die Vorfahren der arabischsprachigen Hatayer sprachen Griechisch und Aramäisch, wurden aber recht früh arabisiert.
Das stehts.

Sehen sie sich selbst als Hatayer (Hethiter)?
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Re: Was lehren die orthodoxen Kirchen über die Erbsünde?

Beitrag von ad-fontes »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Tatsächlich verwendet die römisch-orthodoxe Kirche von Antiochien als Liturgiesprache inzwischen hauptsächlich Arabisch, zum Teil noch aramäisch.
Autsch! Rum-orthodox ist nicht unbedingt mit römisch-orthodox übersetzbar.
Warum nicht? Das bezieht sich doch eindeutig auf das (ost)römische Reich, das in seinem Selbstverständnis stets ein römisches (und kein hellenisches) war.
Die offizielle Selbstbezeichnung "Griechisch-orthodoxe Kirche von Antiochia (rum-orthodox)" ist wohl schon ganz treffend.

Ansonsten wäre wohl nur "melkitisch-orthodox" ein passendes Synonym; aber wer verstünde das?
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