Nietenolaf hat geschrieben:spectator hat geschrieben:...und doch ist Romuald ein Lateiner.
Na, wunderbar. Ich meinte ja auch, daß ich nicht pauschalisieren will. Romuald ist ein Lateiner...
ja, und er ist kein Einzelfall.
Nietenolaf hat geschrieben:...aber wie hat die Hl. Theresa denn - im Gegensatz zu ihm - den Titel einer Kirchenlehrerin verliehen bekommen?
lieber Nietenolaf, ich muß Dir ehrlich beichten, dass diese Art der Spiritualität und manche Gestalten in der Reihe der Heiligen noch nie so richtig mein Interesse geweckt haben. Nicht einmal Johannes von Kreuz. Männer wie: Benedikt von Nursia, Romuald von Camaldoli, Bruno von Köln - mit ihrer Spiritualität und ihrer „Neigung“ (der Welt zu entsagen; ihr den Rücken zu kehren) haben schon immer mein Interesse viel mehr geprägt, als irgendwelche Privatoffenbarungen oder Visionen, die man eh nicht glauben muss und die eh für die Katholiken nicht bindend sind.
Und wie die hl. Theresa den Titel "Kirchenlehrerin" bekommen hat, tja, da müsste man diejenigen fragen, die den Papst um die Heiligsprechung gebeten haben und die, die sich mit ihrer Lebensbeschreibung und Spiritualität befasst haben. Denn das Heiligsprechungsverfahren wird oft auf die Bitten des Volkes eingeleitet. Ich kann Dir dazu keine gute und ausführliche Antwort liefern.
(Wenn man mich fragen würde, warum wurde Romuald oder Bruno heilig gesprochen, dann bin ich bereit in die Landesbibliothek Stuttgart bei Gelegenheit zu fahren und ein entsprechenden Vortrag vorbereiten.)
Nietenolaf hat geschrieben:Niemand bestreitet, daß es hier und da sowohl gesunde als auch kranke Spiritualität gibt. Aber es werden irgendwie die falschen Dinge akzentuiert und zum Ideal erhoben.
ich denke, das stimm nur teilweise. Diese „Dinge“ werden vor allem vom Volk und im Volksglauben akzentuiert, weil sie eine gewisse Sensation auslösen und darstellen. Der Sensationssüchtige und mit heidnischem Blech bedeckte Volksglaube braucht vielleicht eine solche "Akzentuierung" in der er sich an solche „Spiritualität“ und "Dinge" klammern kann, die nichts fordern, aber einen „Beweis“ für die Existenz des Übernatürlichen liefern (in der deutschen Sprache fängt das schon bei der Benennung der Wochentage an
: Sonntag – von der Sonne, Montag – vom Mond u.a.). Selbst im kommunistischen Russland, glaube ich, war Sonntag und Ostern nicht nach irgendwelchen heidnischen „Gottheiten“ oder Himmelskörper benannt, oder?
Nietenolaf hat geschrieben:Vom Hl. Romuald hörte ich beispielsweise erstmals von Dir.
tja, da ging es Dir nicht besser als mir. Ich hörte zwar vom hl. Romuald schon viel früher (im Ausland), aber als ich vor ca. 12 Jahren nach Infos über ihn und die Kamaldulenser in deutschen Bibliotheken suchte, war das ein Drama. Man hat mir ein fotokopiertes Buch in italienischer Sprache besorgt, das ich innerhalb von 2 Wochen zurückgeben musste. Erst das Internet und meine Reisen nach Italien und Polen brachten etwas Licht in die Hinterlassenschaft des lutherischen Reformationsgeistes.
Nietenolaf hat geschrieben:Die Hl.Theresa z.B. usw. hingegen mit ihrer seltsamen Mystik sind überall bekannt.
Die Lieblingsheiligen des Volkes sind vor allem die, die nichts fordern (oder besser gesagt, deren Forderungen nicht bekannt sind) und aus deren Leben man irgendwelchen Schauspiel machen kann (wie z.B.:
der hl. Martin und die Gans oder
der hl. Franziskus und die Vöglein )
Wenn sich aber die Katholiken in die Lebensbeschreibung solcher wie Franz von Assisi tatsächlich vertiefen würden, dann hört der Spaß auf, denn all das, was man den Kindern über ihn erzählt, ist nur eine „kinderfreundliche“ Interpretation seines Lebens, nicht aber seiner Spiritualität. Leider bleiben die "kinderfreundlichen" Erzählungen über das Leben der Heiligen in den Katholiken unverändert bis zum Erwachsenenalter und prägen somit den katholischen Volksglauben der Masse.
Nietenolaf hat geschrieben: spectator hat geschrieben:Nietenolaf, wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann muss ich Dir eine weitere Frage stellen: Glaubst Du denn wirklich, dass Dogmen Gebetserfahrungen bewirken/erzeugen können?
Hierzu ein eindeutiges Ja. Das heißt, vielleicht nicht "bewirken/erzeugen", aber doch beeinflussen.
Tja, ich glaube das jedenfalls nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Lebensbeschreibungen und die Spiritualität solcher wie Benedikt (und der Benediktiner), Romuald (und der Kamaldulenser), Bruno (und der Kartäuser), haben mich schon viel früher interessiert als die Dogmen der Kirche. Vielleicht hängt das auch mit der Umgebung zusammen, in der man aufwächst (das glaube ich sogar ziemlich fest). Bei mir war es eher umgekehrt – die Spiritualität dieser Männer (und ihres Erbes – die Ordensgemeinschaften) hat mein Interesse für die Dogmen und Gesetze der Kirche erweckt, die eben eine eindeutige und fordernde Richtschnur angeben (na ja, entweder sitze ich auf dem richtigen oder dem falschen Dampfer
).
Nietenolaf hat geschrieben: Sieh Dir die Auswüchse an Texten an, die es im Zusammenhang mit den Erscheinungen in Rotterdam gibt. Das ist vollkommen verquer. Ein Extrembeispiel, aber es zeigt in Deutlichkeit, was woanders vielleicht nur unbemerkt und unterschwellig erfolgt.
Nieteolaf, für mich sind solche Erscheinungen mit ihren Texten Bedeutungslos. Ich habe die Texte nicht gelesen und sie interessieren mich auch nicht, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Ich war nie in solchen Walfahrtsorten wie Lourdes, Fatima, Tschenstochau, oder Medjugorje und werde wahrscheinlich diese Orte nie im Leben besuchen. Warum sollte ich? Außerdem, es kann niemanden mehr geben, der etwas neues sagt, als das, was Gott durch seine Propheten, seinen Sohn und die Apostel offenbarte. So also alles, was in irgendwelchen Privatoffenbarungen, wenn auch seriös, gesagt wird, kann man eh von der allgemeinen Offenbarung, die wir aus der Heiligen Schrift kennen, ableiten.
Da stellt sich dann die Frage: wozu also überhaupt noch irgendwelche Privatoffenbarungen?
Na ja, vielleicht muß der Volksmenge die Richtung ab und zu auf die Art und Weise gezeigt werden, weil selbst kann sie weder mit der Heiligen Schrift noch mit der Lehre der Kirche etwas anfangen.