Nietenolaf hat geschrieben:O ihr Halsstarrigen und Hartherzigen.
Ja, auf derartige Schriftgelehrte traf schon Jesus Christus …………….
Nietenolaf hat geschrieben:Bevor ihr von Theosis redet, denkt doch bitte einmal darüber nach, was das ist.
Das habe ich getan und mein Verständnis oben ausgeführt.
Der Schlüsselbegriff lautet: Christifizierung!
D.h. ER muß wachsen und ich muß weichen.
Diese Denke greift zurück auf die Apokalypse des Johannes 3,20:
Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.
Der Platz, den ER im Herzen einnimmt, ist IHM zu gewähren, denn ER kommt mit Macht.
Nietenolaf hat geschrieben:Das ist kein thomistischer Begriff. Also bittesehr!
Der Thomismus ist eine theologische Denkschule, die nicht auf bestimmte Begriffe eingeschrumpft werden kann.
Es ist daher sinnlos, dem Thomismus bestimmte Begriffe entwenden zu wollen oder diese Begriffe als nicht originär thomistisch zu bezeichnen.
Nietenolaf hat geschrieben:Raphael hat geschrieben:Wäre die Gnade ausschließlich göttlicher Natur würde man dem Irrtum des Pantheismus verfallen.
Ich schrieb dazu schon im Detail vorher in diesem Strang (hier), aber möglicherweise ist das Geschriebene nicht zu eurem Bewußtsein vorgedrungen. Deswegen hier eine kurze Zusammenfassung.
- Wäre die Gnade gleich dem göttlichen Wesen, oder ein Teil davon, oder göttlicher Natur, so würde Gott mittels Theosis quasi myriohypostatisch und man verfiele tatsächlich in eine Art Pantheismus. Wobei der blonde Paidokephalos hier auch von "Pantheismus" offenbar nicht die genaue Definition kennt.
- Wäre die Gnade geschaffen, so könnte von Theosis überhaupt keine Rede sein. Man könnte wohl sagen: "voll der Gnade", aber nicht "vergöttlicht".
Die Definition von Pantheismus ist relativ schlicht: Der Pantheist verkennt den Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung. Er verkennt ihn, weil er für ihn nicht existent ist.
Daher können auch Atheisten Pantheisten sein, denn sie sind beide auf demselben Auge blind: Sie sind mit der Blindheit der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit geschlagen.
In der Tradition wird diese Unterscheidung unter dem Begriff „mosaische Entscheidung“ diskutiert und mit dem Bild vom „brennenden Dornbusch“ illustriert. Gott schafft körperliche Natur, aber er behält im Schöpfungsakt seine eigene geistige Natur bei. Die geistige Natur Gottes wurde ergänzt durch die Inkarnation: Gott nahm als Jesus Christus Fleisch an und wurde körperlich.
Dadurch wird auch Dein Einwand der Myriohypostase entkräftet. Christen glauben nicht an eine millionenfache Einfleischung Gottes und der damit zwangsläufig einhergehenden Gottesspaltung.
Als Beispiel für „voll der Gnade“ sei Maria, die Mutter Gottes genannt!
Sie wird von der Ostkirche (und nicht zuletzt auch von der Westkirche) völlig zu Recht als Theokotos verehrt. Mehr als von Ihr wird von Gläubigen nicht verlangt.
Sie befördert noch heute die Glaubensintensität der Katholiken: Fatima, Lourdes, Altötting et al..
Nietenolaf hat geschrieben:Unter diesen beiden Dingen wählen die Philosophen und Thomisten das zweite, um das erste zu vermeiden. Ein unmögliches Extrem wird durch ein entgegengesetztes vermieden. Das ist gute augustinische Tradition, kann man schon zugeben. Aber es ist keine gesunde Lehre. Zur reinen Artikulation dessen, daß die Vergöttlichung doch möglich ist, ohne daß wir alle zu Hypostasen Gottes werden, gibt es den Begriff der ungeschaffenen "Energien" oder Gnade Gottes. Sie vergöttlicht, ohne Gott gleichzeitig in uns "emanieren" zu lassen.
Sollte es sich „lediglich“ um einen terminologischen Streit handeln?
Das, was die Ostkirche in palamitischer Tradition als „Energien“ bezeichnet, wird in der westlichen Tradition unter dem Begriff „Gnade“ verstanden?
Wenn dem so ist, muß die Christenheit sich fragen lassen, ob sie die Botschaft Christi verraten hat. Denn eines war Jesus Christus nicht: Ein spitzfindiger Sophist, dem Terminologien über alles gingen!
Man sollte schon eine hohe begriffliche Trennschärfe vorweisen können, wenn über Details des Glaubens geredet wird. Eine inhaltliche Übereinstimmung darf jedoch nicht daran scheitern, weil man sich begrifflich in bestimmte Schützengraben begeben hat(te).
Nietenolaf hat geschrieben:Im Gegensatz dazu ist bei den Philosophen keine Vergöttlichung möglich. Die Philosophen müssen zwangsweise fabulieren: "Ein endliches Geschöpf kann auch am Unendlichen nur auf endliche Weise teilhaben" (Pelikan). Das gebietet die Logik. Das gebietet auch die "via positiva", aber es wäre eine Häresie, die man nicht näher zu benennen braucht: es ist die Lüge der Philosophie.
Ich frage mich, warum sich bei Dir die Nackenhaare aufrichten, wenn es um Philosophie geht.
Zu Zeiten des Thomas von Aquin und des Gregor Palamas gab es diese scharfe Trennung zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen nicht. Sie entstand erst in der Moderne.
Theologie war ein Teil der Philosophie und Philosophie war ein Teil der Theologie. Philosophie ist ein Gebrauch der von Gott verliehenen Verstandeskräfte.
Dabei bleibt unbestritten, daß - theologisch betrachtet - der Mißbrauch dieser Verstandeskräfte, wo immer möglich, zu korrigieren ist.
Und damit kein Mißverständnis hinsichtlich der Wertigkeiten aufkommt:
Es ist eine der vornehmsten Aufgaben der Theologie, die Philosophie zu korrigieren!
Nietenolaf hat geschrieben:Versuche einmal, positiv von Gott zu reden und dich damit Seinem Wesen zu nähern.
Diesen Versuch unternehme ich gerne:
Gott ist ewig
Gott ist allmächtig
Gott ist in sich vollkommen
Gott ist gut, ja Gott ist die Fülle aller guten Eigenschaften
Gott ist DIE Liebe
Gott ist höchstes Sein
Gott ist Person.
To be completed ………….
Nietenolaf hat geschrieben:Alles Reden bleibt auf die Schöpfung beschränkt, ist es doch selbst ein Mittel, mit dem sich Geschöpfe verständigen. Bei Gott, jenseits der Worte, jenseits der Bilder, ist - von unserem Standpunkt aus gesehen - die "göttliche Finsternis", wie es bei Dionysos Areopagitas in seiner "Mystischen Theologie" heißt.
Die Seele ist ein „dunkler Garten“, heißt es bei Edith Stein!
Man kann sich in Ihr klar orientieren, auch wenn die Begriffe ihre ursprüngliche bzw. alltägliche Bedeutung verlieren. Ja, man kann sich sogar in ihr orientieren, wenn die Begriffsbedeutungen sich in ihr Gegenteil verkehren sollten. Denn das Licht, welches in die Seele fällt, hat eine übernatürliche Quelle: Die ungeschaffene Gnade!
Wenn dieses Licht jedoch in die Seele fällt, gehört es zu den geschaffenen Dingen. Das Licht verliert also auf seinem Weg in die Seele, die ja ein Teil der Schöpfung ist, die Qualität des Ungeschaffenseins. Es behält aber seine überwältigende Macht.
Nietenolaf hat geschrieben:Aber auch das wiederhole ich nur, ich hatte es schon eher hier niedergeschrieben.
Der Christ hört mancher Wiederholung gerne zu und wohnt mancher Wiederholung (im Sinne von Gegenwärtigsetzung) gerne bei, bspw. der Eucharistiefeier.