Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Ostkirchliche Themen.
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taddeo
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von taddeo »

Yeti hat geschrieben:In welcher Weise existiert z.Zt. die Ökumene der römisch-katholischen Kirche mit den orthodoxen Kirchen eigentlich (abgesehen von dem rein ekklesiologischen Aspekt, der mir bekannt ist)?
Durchaus in institutionalisierter Form, kann man sagen. Es gibt eine gemeinsame katholisch-orthodoxe Theologenkommission, die unregelmäßig tagt und sich ernsthaft zofft, wenn es um heikle Themen geht - also kein reines Friede-Freude-Eierlikör-Gremium. Ihre Papiere sind hier aufgelistet: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... _Weltebene
Die gegenseitigen Patronatsbesuche hoch- und höchstrangiger Delegationen zu Peter und Paul in Rom bzw. Andreas in Konstantinopel sind schon fester Bestandteil des wechselseitigen Austauschs, der Patriarch ist in Rom Stammgast, die letzten drei Päpste waren alle im Phanar zu Besuch ...

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Athanasius0570
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Athanasius0570 »

Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Du meinst, so wie der Rangniedrigere dem Ranghöheren die Füße wäscht?
Das ist meines Erachtens nicht vergleichbar.
Meines Erachtens schon.
Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Solange in Kategorien wie Unterwerfung gedacht wird, mögen unter passenden politisch-historischen Verhältnissen äußere Einheiten zustande kommen, aber sicher keine, die den entsprechenden Schriftstellen, besonders dem Johannes-Evangelium entsprechen!
Unterwerfung unter den Gehorsam ist ein großer Wert – wobei nicht alles gefordert werden darf.
Und der Papst darf da nicht mit gutem Beispiel ("Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt!") vorangehen?
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

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Siard
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

Athanasius0570 hat geschrieben:Meines Erachtens schon.

Zwischen Erteilung eines Segens und der Fußwaschung besteht – schon aufgrund der Tradition – sehr wohl ein Unterschied.
Athanasius0570 hat geschrieben:Und der Papst darf da nicht mit gutem Beispiel ("Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt!") vorangehen?
Ich sehe hier nirgendwo ein richtungweisendes Beispiel, weiters war die weder der richtige Anlaß, noch die rechte Gelegenheit für eine solche Aktion.
Als Jorge B. kann er das gerne machen, aber er ist inzwischen Franziskus, d. h. Petrus – auch, wenn er es nicht sein will.

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Nassos
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Nassos »

taddeo hat geschrieben:... Nun, sich der Liebe zu unterwerfen, ist eigentlich die höchste Tugend eines Christen. Freilich diejenige, die am allermeisten wehtun kann, weil sie völlig schutzlos macht - wie wohl jeder weiß, der das schon im rein menschlichen Bereich mal getan hat. Wenn man sich der Liebe unterwirft, ist der Gehorsam kein Zwang mehr, sondern Freude. Wenn die Liebe jedoch enttäuscht wird, dann wird es mörderisch...
sowohl bezüglich als auch komplett unabhängig von der Thematik des Strangs: vielen Dank für diese Worte, die man sich regelmäßig antun sollte!
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Nassos
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Nassos »

taddeo hat geschrieben:... Nun, sich der Liebe zu unterwerfen, ist eigentlich die höchste Tugend eines Christen. Freilich diejenige, die am allermeisten wehtun kann, weil sie völlig schutzlos macht - wie wohl jeder weiß, der das schon im rein menschlichen Bereich mal getan hat. Wenn man sich der Liebe unterwirft, ist der Gehorsam kein Zwang mehr, sondern Freude. Wenn die Liebe jedoch enttäuscht wird, dann wird es mörderisch...
sowohl bezüglich als auch komplett unabhängig von der Thematik des Strangs: vielen Dank für diese Worte, die man sich regelmäßig antun sollte!
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Athanasius0570
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Athanasius0570 »

Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Meines Erachtens schon.

Zwischen Erteilung eines Segens und der Fußwaschung besteht – schon aufgrund der Tradition – sehr wohl ein Unterschied.
Athanasius0570 hat geschrieben:Und der Papst darf da nicht mit gutem Beispiel ("Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt!") vorangehen?
Ich sehe hier nirgendwo ein richtungweisendes Beispiel, weiters war dies weder der richtige Anlaß, noch die rechte Gelegenheit für eine solche Aktion.
Als Jorge B. kann er das gerne machen, aber er ist inzwischen Franziskus, d. h. Petrus – auch, wenn er es nicht sein will.
Für mich besteht die Verbindung in der Haltung der Demut und die steht nicht nur einem einfachen Christen, Priester, Bischof oder Kardinal gut an, sondern auch jemandem, der als Ehrentitel "Diener der Diener Gottes" führt. Wenn das nicht nur Blabla sein soll ( - aber wahrscheinlich erklärt mir jetzt dann jemand, dass der Dienst des Papstes im Herrschen besteht ... :panisch: ) dann war das ein gutes Beispiel in meinen Augen.

Wenn dagegen der Papst in eine völlig andere Kategorie als andere Patriarchen gehört, dann wäre ja schon der (stehende) Bruderkuss eine ungehörige Herablassung auf Augenhöhe ...

Und die Ansicht, dass ein Papst quasi nicht mehr die gleiche Person ist wie zuvor, sondern diese im Amt aufgehen müsse ( - so ähnlich wurde mir einmal ein Gespräch des damaligen Kard. Ratzinger mit einem Bischof erzählt -) ist mir sowieso völlig fremd. Wie sagte Franzens Archetypus so schön: "Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch!"
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Siard
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

Athanasius0570 hat geschrieben:… Demut … steht nicht nur einem einfachen Christen, Priester, Bischof oder Kardinal gut an, sondern auch jemandem, der als Ehrentitel "Diener der Diener Gottes" führt.
Das ist selbstverständlich richtig.
Athanasius0570 hat geschrieben:… ( - aber wahrscheinlich erklärt mir jetzt dann jemand, dass der Dienst des Papstes im Herrschen besteht ... :panisch: ) …
Der Papst ist Oberhaupt und Vertreter der (katholischen) Kirche, das muß er bei seinen Auftreten bedenken. Er hat das Leitungsamt und daher muß er auch leiten.
(So gesehen würde ich fast sagen: herrschen. :blinker: )
Athanasius0570 hat geschrieben:Wenn dagegen der Papst in eine völlig andere Kategorie als andere Patriarchen gehört, …
Da der Papst nicht mehr Patriarch des Westens ist (sein will?), gehört er wohl einer anderen Kategorie an, aber sicher keiner völlig anderen.
Athanasius0570 hat geschrieben:Und die Ansicht, dass ein Papst quasi nicht mehr die gleiche Person ist wie zuvor, sondern diese im Amt aufgehen müsse ( - so ähnlich wurde mir einmal ein Gespräch des damaligen Kard. Ratzinger mit einem Bischof erzählt -) ist mir sowieso völlig fremd.
Die Person J. B. hat sich den Aufgaben des Petrusamtes unterzuordnen, nicht umgekehrt. Das gilt entsprechend für jeden Menschen.

Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob Du meine Intention bezüglich meiner Aussagen richtig einordnest. Es geht mir in keiner Weise um eine Herabsetzung des Ökumenischen Patriarchen gegenüber dem Papst! Tatsächlich liegen meine Sympathien voll auf der Seite des Patriarchen.

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Athanasius0570
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Athanasius0570 »

Ich verstehe es so, dass du die "Aktion" des römischen Bischofs (in meinem Sinn Patriarchen) herabsetzen willst.
Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (das ist anderweitig schon diskutiert worden,) verstehe ich auch ganz und gar nicht. Das ist für mich so, als würde der Papst die Metropolitenwürde für die suburbikarischen Bistümer ablegen und wenn man es auf die Spitze treibt, sogar die Zuständigkeit als Ordinarius für die Diözese Rom ...
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Siard
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

Athanasius0570 hat geschrieben:Ich verstehe es so, dass du die "Aktion" des römischen Bischofs (in meinem Sinn Patriarchen) herabsetzen willst.
Nein, herabsetzen wollte ich nichts – kritisieren allerdings schon. Es ging mir vor allem darum, diese m. M. n. problematischen Aspekte aufzuzeigen.
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.

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Athanasius0570
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Athanasius0570 »

Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Ich verstehe es so, dass du die "Aktion" des römischen Bischofs (in meinem Sinn Patriarchen) herabsetzen willst.
Nein, herabsetzen wollte ich nichts – kritisieren allerdings schon. Es ging mir vor allem darum, diese m. M. n. problematischen Aspekte aufzuzeigen.
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.
Und ich will die positiven Aspekte aufzeigen. ;)

Mir scheint, wir beide diskutieren immer ein Weile "kontrovers" bis wir uns immer weiter annähern. Wäre das doch auch auf anderen Ebenen der Kirche so ... :pfeif:
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taddeo
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von taddeo »

Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.
Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.

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Athanasius0570
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Athanasius0570 »

taddeo hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.
Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.
Er ist ja als solches auch Bischof von Rom (- und dieser Titel wird wohl der letzte sein, den Franz ablegen würde. :P ) oder? Warum also nicht Patriarch des Abendlandes? (Nachdem heute auch die meisten Katholiken an die Kugelgestalt der Erde glauben, muss man ja nur über Amerika hinaus gen Abend segeln um alle katholischen Gebiete zu erreichen. :doktor: )
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Siard
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

taddeo hat geschrieben:Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.
Das ist mir schon klar, aber das ist die römische Sicht der Dinge, nicht die der anderen ursprünglichen Patriarchen(sitze).

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taddeo
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von taddeo »

Siard hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.
Das ist mir schon klar, aber das ist die römische Sicht der Dinge, nicht die der anderen ursprünglichen Patriarchen(sitze).
Ja und? Ist denn die Sicht der anderen Patriarchensitze maßgeblich für die Eigensicht Roms? Die sind ja nicht mal untereinander einig über ihre gegenseitige Sicht ...

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Siard
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

taddeo hat geschrieben:Ja und? Ist denn die Sicht der anderen Patriarchensitze maßgeblich für die Eigensicht Roms?
Das habe ich auch nicht behauptet.

Ralf

Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Ralf »

Athanasius0570 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.
Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.
Er ist ja als solches auch Bischof von Rom (- und dieser Titel wird wohl der letzte sein, den Franz ablegen würde. :P ) oder? Warum also nicht Patriarch des Abendlandes? (Nachdem heute auch die meisten Katholiken an die Kugelgestalt der Erde glauben, muss man ja nur über Amerika hinaus gen Abend segeln um alle katholischen Gebiete zu erreichen. :doktor: )
Das Amt des Bischofs ist göttlicher Natur, daß des Papstes (an dieses konkrete Bischofamt gebunden) nach katholischer Überzeuugung ebenfalls, ein Patriarchentitel dagegen nicht. Außerdem war und ist bspw. Benedikt XVI. überzeugt, daß die Pentarchie historisch gesehen erst nach der Vorrangstellung des römischen Bischofs entstand und eher politischer denn geistlicher Umstände geschuldet ist (was absolut nachvollziehbar ist).

Es gibt interessante Briefwechsel zwischen Leo dem Großen und ich glaube dem dann Patriarchen Anatolios, wo dieser doch Leo bittet, daß Konstantinopel aufgrund des jetzigen Zustandes als Reichshauptstadt und Kaisersitz am römischen Primat mitteilhaben solle. Leo hat das natürich ablegelehnt.

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Yeti
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Yeti »

Ralf hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Die (offizielle) Ablegung des Patriarchentitels (…) verstehe ich auch ganz und gar nicht.
Da sind wir einer Meinung, ich persönlich erdreiste mich sogar sie zu mißbilligen.
Seht es mal so: Der Titel "Patriarch des Abendlandes" formuliert eine Einschränkung, die seit Jahrhunderten nicht mehr gerechtfertigt ist. Erstens ist die katholische (West-)Kirche längst über das Abendland, ja sogar über den abendländischen Kulturkreis hinausgewachsen. Zweitens ist der Papst nicht ein Patriarch neben anderen (sowohl west- als auch ostkirchlichen) Patriarchen, sondern geistliches und jurisdiktionelles Oberhaupt aller Teilkirchen.
Er ist ja als solches auch Bischof von Rom (- und dieser Titel wird wohl der letzte sein, den Franz ablegen würde. :P ) oder? Warum also nicht Patriarch des Abendlandes? (Nachdem heute auch die meisten Katholiken an die Kugelgestalt der Erde glauben, muss man ja nur über Amerika hinaus gen Abend segeln um alle katholischen Gebiete zu erreichen. :doktor: )
Das Amt des Bischofs ist göttlicher Natur, daß des Papstes (an dieses konkrete Bischofamt gebunden) nach katholischer Überzeuugung ebenfalls, ein Patriarchentitel dagegen nicht. Außerdem war und ist bspw. Benedikt XVI. überzeugt, daß die Pentarchie historisch gesehen erst nach der Vorrangstellung des römischen Bischofs entstand und eher politischer denn geistlicher Umstände geschuldet ist (was absolut nachvollziehbar ist).

Es gibt interessante Briefwechsel zwischen Leo dem Großen und ich glaube dem dann Patriarchen Anatolios, wo dieser doch Leo bittet, daß Konstantinopel aufgrund des jetzigen Zustandes als Reichshauptstadt und Kaisersitz am römischen Primat mitteilhaben solle. Leo hat das natürich ablegelehnt.
Das erste Argument ist für mich als römischer Katholik plausibel. Beim zweiten Punkt frage ich mich bei der Pentarchie aber wirklich, welche Rolle sie heute noch spielen sollte? Sie wird ja außerhalb der röm-kath. Kirche nicht anerkannt, zumindest nicht in der Reihenfolge. Dennoch ist sie immer wieder aus dem Kasten geholt worden (4. Laterankonzil 1215). Sie ist geschichtlich und politisch ganz offensichtlich überholt, theologisch nur von kirchengeschichtlicher Bedeutung. Wenn ich so drüber nachdenke, kann man auch beim ersten Punkt nachhaken. Erst das II Vat.Konzil hat ja die Bischofsweihe eingeführt, da man sich auf Traditionen der urchristl. Gemeinde berief. Ist das denn so? Womöglich ist das Patriarchenamt ähnlich theologisch fundiert wie das Bischofsamt!
#gottmensch statt #gutmensch

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lifestylekatholik
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von lifestylekatholik »

Yeti hat geschrieben:Das erste Argument ist für mich als römischer Katholik plausibel.
Für mich nicht. Der Patriarch des Abendlandes bleibt doch der Patriarch des Abendlandes, auch wenn er gleichzeitig Papst ist. Das Papstamt hebt doch andere Ämter nicht auf.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Protasius
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Protasius »

Yeti hat geschrieben:[...] Erst das II Vat.Konzil hat ja die Bischofsweihe eingeführt, da man sich auf Traditionen der urchristl. Gemeinde berief.
:auweia: Wie kommst du denn auf diese verquere Idee?


[td]Die [OT-]Diskussion darüber geht [url=http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=745473#p745473]hier[/url] weiter. [rechts]W.[/rechts][/td]
[/color]
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Ralf

Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Ralf »

Um mal wieder zum Thema zu kommen. Man darf sich nicht vorstellen, daß orthodox-katholische Dialoge auch nur irgendetwas an den Unterschieden nivellieren würde (bin kein Fan der folgenden Quelle, aber hier wird interessantes dokumentiert):

http://rorate-caeli.blogspot.com/214/1 ... still.html

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cantus planus
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von cantus planus »

Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

HeGe
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von HeGe »

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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Juergen »

Naja, wer, wie er auf dem Photo, Tauben statt Luftballons fliegen läßt, er ist in der modernen Welt noch nicht angekommen. :narr:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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incarnata
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von incarnata »

das Lob für Rom ist ja ganz nett,der Tadel an die griechisch orthodoven Amtsbrüder weniger-es wird auch hier in politischen Kategorien und Stickmustern gedacht.
de facto ist ein Krieg zwischen Christen,wie er derzeit in der Ukraine stattfindet für eine gottlose Welt ein denkbar schlechtes Zeichen.
Wahrer Friede kann nur unter dem Zeichen des Kreuzes und mit Hilfe der Mutter Gottes entstehen.
Für den Frieden in der Ukraine sollten deshalb katholische, evangelische unierte und orthodoxe Christen gemeinsam
einen Gebetssturm entfachen:jeden Abend beten alle zur gleichen Zeit in diesem Anliegen Geeignete Gebete
sollten von allen Konfessionen vorgeschlagen werden (z.B. das Jesus-Gebet; "unter Deinem Schutz und Schirm ..) und auf einem gemeinsamen Blog sowie an Informationstafeln in den Kirchen veröffentlicht werden; wenn genügend Menschen sich beteiligen kann man auch Prozessionen zu Wallfahrtskirchen in diesem Anliegen ziehen.
Wer macht mit ???
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Mary »

incarnata hat geschrieben: Für den Frieden in der Ukraine sollten deshalb katholische, evangelische unierte und orthodoxe Christen gemeinsam einen Gebetssturm entfachen:jeden Abend beten alle zur gleichen Zeit in diesem Anliegen
Gebete sind wichtig und hochwillkommen.
Die russisch-orthodoxe Kirche betet Sonntag für Sonntag in der inständigen Ektenie an zentraler Stelle der Liturgie für Frieden in der Ukraina.

Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
(Da wo ich wohne, ist "es Gstürm" eher negativ und führt selten zur erhofften Reaktion :-) )
Geht es nicht vor allem um die Veränderung der Herzen - aller Betenden?

Allen Interessierten empfehle ich die - wie ich meine - sehr ausgewogene Berichterstattung von Christof Franzen im verlinkten TV-Tagebuch.
http://www.srf.ch/play/tv/dok/video/ukr ... 7934124a5d
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Jeremias
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Jeremias »

Mary hat geschrieben: Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
Gott nicht. Aber vielleicht brauchen manche Menschen das, damit sie mal sehen, wie anstössig ihr Handeln ist.
Orthodoxer. Physikdidaktiker. Rollenspieler. Liberaler. Konservativer. Modernist. Ökumenist.
Alles Titel, mit denen man mich bedenken kann, die deswegen mich trotzdem nicht gänzlich beschreiben.

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taddeo
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von taddeo »

Mary hat geschrieben:Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
Mary, was in der Terminologie der katholischen Spiritualität "Gebetssturm" genannt wird, ist letztlich nichts anderes als das, was Du als Orthodoxe in jeder byzantinischen Liturgie miterlebst: "Wieder und wieder laßt uns in Frieden beten zum Herrn ...". Die oftmalige Wiederholung des "Kyrie eleison", die "Inständige Ektenie", überhaupt die Vielzahl der Ektenien, das meint genau dasselbe wie "Gebetssturm". Nur daß das bei den Byzantinern "fest zum Programm gehört", daß man alles mindestens dreimal sagt, was man auch nur einmal sagen (bzw. beten) könnte, während die Lateiner sich dazu eigens aufraffen müssen, weil sie es nicht so gewöhnt sind.

Es ist eine Frage, wie man es nennt - inhaltlich und theologisch beruht es auf genau demselben Gedanken. Und Du wirst zugeben müssen, daß zB die Ektenien genauso wenig automatisch eine Veränderung der Herzen bewirken, wie ein "Gebetssturm".

Mary
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Mary »

taddeo hat geschrieben:Und Du wirst zugeben müssen, daß zB die Ektenien genauso wenig automatisch eine Veränderung der Herzen bewirken, wie ein "Gebetssturm".
Absolut.
So etwas habe ich auch nicht behauptet. :breitgrins:
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Fragesteller
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Fragesteller »

Jeremias hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
Gott nicht. Aber vielleicht brauchen manche Menschen das, damit sie mal sehen, wie anstössig ihr Handeln ist.
Ein Gebet hat ja wohl nicht (primär) einen pädagogischen Zweck.
taddeo hat geschrieben:Es ist eine Frage, wie man es nennt - inhaltlich und theologisch beruht es auf genau demselben Gedanken.
Wie würdest Du diesen Gedanken kurz skizzieren? Rein intuitiv kommt mir dieses "wieder und wieder" schon sinnvoll vor. Aber wenn ich erklären sollte, warum ... schwierig. Denn Marys Frage, warum "mehr" mehr helfen soll, ist ja schon berechtigt.

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taddeo
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von taddeo »

Fragesteller hat geschrieben:
Jeremias hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
Gott nicht. Aber vielleicht brauchen manche Menschen das, damit sie mal sehen, wie anstössig ihr Handeln ist.
Ein Gebet hat ja wohl nicht (primär) einen pädagogischen Zweck.
taddeo hat geschrieben:Es ist eine Frage, wie man es nennt - inhaltlich und theologisch beruht es auf genau demselben Gedanken.
Wie würdest Du diesen Gedanken kurz skizzieren? Rein intuitiv kommt mir dieses "wieder und wieder" schon sinnvoll vor. Aber wenn ich erklären sollte, warum ... schwierig. Denn Marys Frage, warum "mehr" mehr helfen soll, ist ja schon berechtigt.
Das ist ganz einfach. Gott bräuchte unsere Gebete gar nicht, er weiß schon was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten. Aber wir halten uns an sein Wort "betet ohne Unterlaß".

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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Siard »

taddeo hat geschrieben:[Das ist ganz einfach. Gott bräuchte unsere Gebete gar nicht, er weiß schon was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten. Aber wir halten uns an sein Wort "betet ohne Unterlaß".
:klatsch: Sehr schön gesagt.

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Jeremias
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Re: Rom und Orthodoxe: Neue Dimension der Gespräche?

Beitrag von Jeremias »

Fragesteller hat geschrieben:
Jeremias hat geschrieben:
Mary hat geschrieben: Warum aber sollten Gebete zur gleichen Zeit mehr wirken? Braucht Gott einen "Sturm" von Gebeten?
Gott nicht. Aber vielleicht brauchen manche Menschen das, damit sie mal sehen, wie anstössig ihr Handeln ist.
Ein Gebet hat ja wohl nicht (primär) einen pädagogischen Zweck.
"Seht wie sie einander lieben".
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Alles Titel, mit denen man mich bedenken kann, die deswegen mich trotzdem nicht gänzlich beschreiben.

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