Palamismus

Ostkirchliche Themen.
Kirchenjahr
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Palamismus

Beitrag von Kirchenjahr »

Im lateinischen Westen liegt der Schwerpunkt eher auf positiver Theologie während im orthodoxen Osten die negative Theologie im Vordergrund steht. Nichtsdestotrotz entsteht bei mir im Streit zwischen Barlaam von Kalabrien und Gregorios Palamas der Eindruck, dass Palamas eine ausgeprägte Form der positiven Theologie vertritt.

Wie stehen die Orthodoxen dazu, dass im Westen z. B. der Hesychasmus in der vollendeten Form (Nabelschau, Taborlicht) im ersten ungeteilten Jahrtausend der Kirche eine vergleichsweise geringe Bedeutung gespielt hat?

Aus meiner Sicht führt der Palamismus zu einer Dogmatisierung von theologischen Meinungen, welche die Orthodoxen häufig dem lateinischen Westen vorwerfen.

In einem anderen Strang dieses Forums geht es um die Frage des universellen Jurisdiktionsprimats des römischen Bischofs. Dort wurde unter anderem die Frage der historischen Quellen bei den Kirchenvätern diskutiert. Wie sehen die historischen Quellen des Palamismus aus? Wurden diese Quellen in der ganzen Kirche (also auch im Westen) gleichermaßen interpretiert und gewichtet?

PS Ich persönlich sehe in der Dogmatisierung des Palamismus die gleichen Schwierigkeiten einer Kircheneinheit zwischen Ost und West wie in der Dogmatisierung des universellen Jurisdiktionsprimats. Das Konzil von Florenz ist zwar gescheitert, hatte aber beide "Probleme" nur allzu geschickt umschifft.

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Nietenolaf
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Re: Palamismus

Beitrag von Nietenolaf »

Momentan kann ich aus Zeitmangel nicht viel dazu sagen, außer, daß "Nabelschau" eine Denunziation des Barlaam von Kalabrien ist (er gebrauchte den Begriff "ὀμφαλόψυχοι" für die Hesychasten).
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cantus planus
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Re: Palamismus

Beitrag von cantus planus »

Nietenolaf hat geschrieben:Momentan kann ich aus Zeitmangel nicht viel dazu sagen, außer, daß "Nabelschau" eine Denunziation des Barlaam von Kalabrien ist (er gebrauchte den Begriff "ὀμφαλόψυχοι" für die Hesychasten).
Lieber Nietenolaf (oder andere kompetente Schreiber),

könntet ihr das Thema nochmals aufgreifen und etwas zu den Fragen oben sagen? Mich interessiert das sehr. Danke!
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Bin gerade auch etwas knapp an Zeit. Außerdem möchte ich auch lernen.

Das, was hier wiederholt werden kann, for starters:

Palamismus ist kein schöner Begriff. Es handelt sich im Eigenverstädnis der Orthodoxie bzw. des Heiligen Gregorios Palamas nicht um ein "neues Dogma", sondern er brachte das zu Wort, was schon immer Lehre der Kirche war.
Daher ist "Palamismus" unzutreffend.

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Nietenolaf
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Re: Palamismus

Beitrag von Nietenolaf »

Nassos hat geschrieben:Es handelt sich im Eigenverstädnis der Orthodoxie bzw. des Heiligen Gregorios Palamas nicht um ein "neues Dogma", sondern er brachte das zu Wort, was schon immer Lehre der Kirche war.
Daher ist "Palamismus" unzutreffend.
Das kann man nur unterstreichen. "Hesychasmus" ist da eher angebracht. Und wenn man sich mit letzterem beschäftigt, kommt man schnell in der Zeit der Wüstenväter als eigentlicher Quelle an. Die Formulierung von diesbezüglichen detaillierten Glaubenswahrheiten gegen u.a. humanistische Irrlehren stammt allerdings vom hl. Palamas.
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Bezüglich der "Vorgänger" dessen, was der Hl. Gregor Palamas zusammgefasst und zu Ausdruck gebracht hat, möchte ich hier ein paar kurze Angaben machen, aber auch vor allem um zu zeigen, dass das Thema nicht vergessen wurde.

"Die Lehre des Hl. Gregor Palamas ist eben nicht besonders originell, sondern eine Verdichtung aller älteren Lehre der Kiche bzgl. der Unterscheidung zwischen Wesen und Energie Gottes, die wir in der Heiligen Schrift antreffen, bei den Apostolischen Vätern, den Kappadokischen Vätern insbesondere bei dem Hl. Basilius dem Großen und dann beim Hl. Johannes Damascenos, dem Hl. Symeon den Neuen Theologen."

"Desweiteren fusst das Herzensgebet in den Worten des Hl. Antonios des Großen, Makarios des Ägypters, Jonannes Klimakos, Diadoch Fotikis und des Symeon des Neuen Theologen. Die tiefen Kenntnise und das reine Herz* erst erlaubten dem Hl. Gregor in seinen Werken über die Neptik so rein schreiben zu können."

* (wovon ich zum Beispiel Lichtjahre entfernt bin, sowohl als auch)

Leider bezieht sich die Quelle (oodegr) an dieser Stelle leider nicht auf irgendwelche genaueren Stellen, denn in dem betreffenden Text werden eher die Zeitgenossen und Nachfolger im Hesychasmus und im neptischen Gebet behandelt.

Die vergleichsweise geringe Bedeutung des Hesychasmus im Westen ist zu bedauern. Laut dem Heiligen besteht der wahre Weg der Theognosie im reinen Herzen und nicht in der Erhöhung der Logik, welche zum Agnostizismus führt.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob wir hier von einer Dogmatisierung sprechen können. Die Lehre des Heiligen wurde als orthodox und einstimmig mit dem Glauben und den Vätern erachtet, aber ich glaube, dass die o.g. Vorwürfe doch etwas von der Natur des schon damals stattfindenden Streites zwischen Gregor und Barlaam (und unterschwellig auch der anderen Unterschiede) getragen werden.
Immerhin empfiehlt sich zwar das Beten des Herzensgebetes, aber nicht jeder von uns kann ein Neptiker werden. Und man darf auch nicht vergessen, dass der Athos - und dazu gehört der Hl. Gregor - eine Hochburg des Hesychasmus ist. Insofern muss ich hier fragen, wer genau dem Westen was vorwirft.

Und ich muss noch daran arbeiten, die dogmatische "Austauschbarkeit" von Palamismus und Jurisdiktionsprimat zu verstehen. Beides kann nicht gleichzeitig richtig sein oder gleichzeitig falsch. Ich glaube aber in Deinem P.S. eine Art "Gefangenentausch" ausmachen zu können. (???)

Lieben Gruß,
Nassos
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Raphael

Re: Palamismus

Beitrag von Raphael »

Man darf bei einer Erklärung des Palamismus resp. des Hesychasmus nicht außer Acht lassen, daß auch in der Westkirche die negative Theologie zur Tradition gehört und gepflegt wurde. Pars pro toto sei auf die docta ignoratia des Nikolaus von Kues hingeweisen.

Die Beschäftigung mit negativer Theologie ist ein außerordentlich mühevolles, aber auch lohnendes Geschäft, weil in ihr die Begrifflichkeit und damit die Welt quasi "auf den Kopf gestellt wird".

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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Ich habe inzwischen das Buch von Susanne Hausammann "Das lebenschaffende Lich der unauflösbaren Dunkelheit" erstanden.
Hier wird darauf eingegangen, welche Väter vor Gregor Palamas etwas über Wesen und Energien des Heiligen Geistes und der Schau des göttlichen Lichts gesagt haben.

Es fängt an mit der Trinitätslehre und Pneumatologie bei Origenes - welche mit Unsicherheiten belastet sind (seine Schülerschaft war sich wohl von Anfang an nicht einig über die Lehre ihres Meisters...)

Weiter geht es mit dem Hl. Athanasios dem Großen (Reden gegen die Arianer), aber richtig herauskristallisieren tut sich das Ganze unter Basileios dem Großen (und Gregor von Nazianz), der die Unterscheidung von ousia bzw. physis und hypostasis faktisch in seinen Werken gegen Eunomius zieht und später in "De Spiritu Sancto" verdeutlicht. Hierbei geht es noch um die Abwehr der Häresien, Gott-Sohn und/oder Gott-Heiliger Geist seien entweder Geschöpfe oder von niederem Rang als Gott-Vater (was sofort einen Wesensunterschied bedeutet).

Ich werde versuchen, über die Zeit und je nachdem wie ich in dem Buch weiterkomme, weitere Väter zu nennen.

Also: bleiben Sie dran, nach der Werbung geht es weiter ;-)

Lieben Gruß,
Nassos
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Was bedeuten denn die Begriffe "negative Theologie" und "positive Theologie"?
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taddeo
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Re: Palamismus

Beitrag von taddeo »

Pilgerer hat geschrieben:Was bedeuten denn die Begriffe "negative Theologie" und "positive Theologie"?
http://de.wikipedia.org/wiki/Negative_Theologie :pfeif:
Einfach gesagt: "Negative Theologie" bedeutet, daß man von Gott nur angemessen sagen kann, was er NICHT ist. Positive Aussagen ("Gott ist gut") sind nicht möglich, weil die menschliche Sprache und Auffassung nie das Wesen Gottes an sich erfassen kann.
Einwenden kann man dagegen u. a., daß Gott durch seine Menschwerdung diese Schwelle überschritten hat. Seit Jesus positive Aussagen über "den Vater" und sich geoffenbart hat, und dies in menschlicher Sprache, sind auch positive Aussagen über Gott und sein Wesen möglich und angemessen.

Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

taddeo hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Was bedeuten denn die Begriffe "negative Theologie" und "positive Theologie"?
http://de.wikipedia.org/wiki/Negative_Theologie :pfeif:
Einfach gesagt: "Negative Theologie" bedeutet, daß man von Gott nur angemessen sagen kann, was er NICHT ist. Positive Aussagen ("Gott ist gut") sind nicht möglich, weil die menschliche Sprache und Auffassung nie das Wesen Gottes an sich erfassen kann.
Einwenden kann man dagegen u. a., daß Gott durch seine Menschwerdung diese Schwelle überschritten hat. Seit Jesus positive Aussagen über "den Vater" und sich geoffenbart hat, und dies in menschlicher Sprache, sind auch positive Aussagen über Gott und sein Wesen möglich und angemessen.
Interessant. Ähnlich hatte ich es geahnt, aber ich wollte die Beschreibung lieber von kompetenten Forumsteilnehmern erfahren. Aussagen aller Art setzen voraus, dass wir den Worten (egal in welcher Sprache) Bedeutungen zuordnen können. Die uns bekannte Welt ist uns geläufiger als die himmlische Welt. Darum fällt es leichter, die falschen Aussagen der gefallenen Welt zu negieren als die himmlischen Dinge in Worte zu fassen. Doch die positiven Aussagen Jesu sind natürlich verlässlich, und er hat die apostolischen Väter und Kirchenväter auf ihrem Weg zu den grundlegenden Bekenntnissen auch weiter inspiriert.
Das darf jedoch nicht dazu verleiten, solche positive Aussagen zu schnell verstehen zu wollen. Die Dinge sind oft komplexer als es scheint.
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Welche Theologie ist denn im nizäisch-konstantinopelitanischen Glaubensbekenntnis zu sehen: positive oder negative? Ist nicht bereits das Taufbekenntnis, das die Kirche seit ihrem Bestehen von einem erwachsenen Täufling erwartet, positiver Art?
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Was die Frage nach dem NK aber auch den Quellen für Gregor Palamas angeht:
ich gerade in dem Buch Hausammanns bei Gregor von Nazianz angekommen. Es geht bei ihm um den Heiligen Geist (Wesen oder Wirkung, Geschöpf oder Gott). Dort glaube ich eine leichte Andeutung dessen zu sehen, was Palamas später zur Energienlehre geführt haben könnte (Bezug auf die Väter):
Gregor von Nazianz über den Heiligen Geist hat geschrieben:Die Gottheit will, da wo sie greifbar ist, (uns) zu sich ziehen - denn was vollkommen unbegreifbar ist, ist auch nicht Gegenstand der Hoffnung und man sucht nicht, es zu erlangen - aber auch, wo es unbegreifbar ist, da will es die Bewunderung hervorrufen; wenn es bewundert wird, wird es in höherem Maße ersehnt; wenn es ersehnt wird, reinigt es; indem es reinigt, macht es Gott ähnlich; mit denen aber, die da angelangt sind, unterhält Gott eine innige Verbindung und - ich spreche mit einer gewissen Kühnheit - Gott vereinigt Sich mit ihnen als mit Göttern. Er wird dadurch erkannt und zwar in dem maße, wie Er schon vorher diejenigen erkannt hat, die von ihm erkannt werden
.

Weiter heißt es bei Hausammann über Gregor:
Gott Vater und Sohn und Heiliger Geist, Ihre Wesenseinheit und ihre dreifache eigenständige Existenz stellen für Gregor trotz Ihrer Unerforschbarkeit, Ihrer Dunkelheit, ein Licht dar, das erfahrbar ist, ihn existentiell getroffen hat und bewegt, ihn erhebt, tröstet, seine Gedanken befruchtet, sein Verhalten neu ausrichtet, seine Zunge löst zum Lobpreis Gottes und in ihm die Hoffnung auf Heiligung und Vergöttlichung als Anteil an der göttlichen Herrlichkeit wach hält.
Ich sehe aus dem ersten Quote keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Theosis allein durch den Verstand erreichbar ist, sondern durch die Sehnsucht nach Gott, durch die Reinigung durch den Heiligen Geist (und zwar nicht als Wirkung, sondern als Gott selber) und als Vergöttlicher. Hausamann sagt auch noch über Gregor von Nazianz, dass in seinen Werken es zwar Stellen gibt, "...an denen er Wesen und Energien (Wirkkräfte) der göttlichen Trinität dergestalt zur Sprache bringt, dass sie unterscheidbar erscheinen. Aber eine solche Unterscheidung ist für ihn kein Problem und kein Anliegen...", weil er sich auf die überzeugende Darstellung der Einheit (Wesen) und Dreiheit (Hypostasen) Gottes konzentriert.

Im zweiten Quote sehe ich vielleicht den Hinweis, wie das NK bzgl Apo- und Kataphatik zu verstehen sein könnte: beides ist drin (wenn überhaupt...?), in dem Sinne, dass das unbegreifliche Wesen Gottes für uns im Dunkeln bleibt (Wesen), aber trotzdem erfahrbares Licht ist (Wirken), das den Menschen - wenn er es will, also mit ganzem Herzen bekennt - verändert und vergöttlicht.

Ich hoffe, dass das ein bißchen weiterhilft.

Lieben Gruß,
Nassos
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Gregor von Nazianz über den Heiligen Geist hat geschrieben:
Die Gottheit will, da wo sie greifbar ist, (uns) zu sich ziehen - denn was vollkommen unbegreifbar ist, ist auch nicht Gegenstand der Hoffnung und man sucht nicht, es zu erlangen - aber auch, wo es unbegreifbar ist, da will es die Bewunderung hervorrufen; wenn es bewundert wird, wird es in höherem Maße ersehnt; wenn es ersehnt wird, reinigt es; indem es reinigt, macht es Gott ähnlich; mit denen aber, die da angelangt sind, unterhält Gott eine innige Verbindung und - ich spreche mit einer gewissen Kühnheit - Gott vereinigt Sich mit ihnen als mit Göttern. Er wird dadurch erkannt und zwar in dem maße, wie Er schon vorher diejenigen erkannt hat, die von ihm erkannt werden
Die Rolle Jesu als Hohepriester in der Ordnung Melchisedeks passt optimal dazu. Ein Priester ist ein Mittler unter mehreren, und ein Hohepriester ist der alleinige Mittler Gottes.
Haben die Energienlehre von Palamas und die Lehre von Gregor die Bedeutung von suchender Theologie oder von kirchlichen Dogmen?
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Die Energienlehre ist von der orthodoxen Kirche anerkannte Theologie. Die Theologie Gregors von Nazianz wird es genau so sein (wie auch für die römisch-katholische Kirche), denke ich.

Aber langsam, langsam... Wir sind noch nicht durch alle Väter durch (Gregor von Nyssa kommt noch, der Hl. Ioannis Chrysostomus...) - also bitte nicht so hetzen (hechel, hechel). Da kommt man ja gar nicht zur Hesychia. :panisch:

Nachtrag: habe soeben noch meinen Beitrag weiter oben gefunden bzgl. Dogmatik.
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Ok, ich gehe nochmal zu deinem vorherigen Beitrag zurück, der auf das NK bezug nimmt:
Nassos hat geschrieben:Im zweiten Quote sehe ich vielleicht den Hinweis, wie das NK bzgl Apo- und Kataphatik zu verstehen sein könnte: beides ist drin (wenn überhaupt...?), in dem Sinne, dass das unbegreifliche Wesen Gottes für uns im Dunkeln bleibt (Wesen), aber trotzdem erfahrbares Licht ist (Wirken), das den Menschen - wenn er es will, also mit ganzem Herzen bekennt - verändert und vergöttlicht.
Wie gut vermitteln die orthodoxen Glaubenssätze das "erfahrbare Licht"? Historisch betrachtet hatten viele der kirchlichen Bekenntnisse die Aufgabe, Irrtümer und Häresien abzuwehren. Doch können sie mit der Schönheit Jesu Christi mithalten?
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Eigentlich sehr gut, so weit es menschliches Vermögen zulässt.

Nun, soweit ich weiß ging es bei den Konzilen immer um die Abwehr von Häresien bzw Klärung von offenen Fragen (man mag mich korrigieren).Wenn ich davon ausgehe, dass das im Leib Christi im Heiligen Geist geschah (und daran glaube ich!), dann ist das in Seiner Schönheit - wie Du das nennst - erfolgt.
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Pilgerer
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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Nassos hat geschrieben:Wenn ich davon ausgehe, dass das im Leib Christi im Heiligen Geist geschah (und daran glaube ich!), dann ist das in Seiner Schönheit - wie Du das nennst - erfolgt.
Das ist nachvollziehbar. Wenn wir sehen, wie die biblischen Schriften den Geist Gottes in sich tragen und beim Lesen Begeisterung für die Worte wecken, dann würde es gut dazu passen, dass kirchliche Bekenntnisse einen ähnlichen Charakter aufweisen. Die Herausforderung ist heute, die Bekenntnisse so zu verstehen, wie die Kirchenväter sie gemeint haben. Gibt es da eine Orientierungshilfe?

Wie ist es zu erklären, dass es im Verlauf der Kirchengeschichte immer wieder neue Bekenntnisse oder Theologien gab? Warum hat Gott der Kirche nicht schon am Anfang alles gegeben, was sie braucht?
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Hallo Pilgerer,

was meinst Du mit neuen Bekenntnissen oder Theologien? Die orthodoxe Kirche hat stets die Tradition bewahrt und nicht an ihr rumgemacht (ich meine damit die apostolische Tradition, nicht die Tradition der Menschen). Daher ist zum Beispiel die Energienlehre des Hl. Gregor Palamas keine Erneuerung, wie der Westen vorwirft (daher gibt es für uns auch keinen "Palamismus", wie weiter oben erwähnt).
Neue Bekenntnisse und das Verlassen der Tradition ist für uns, was die römisch-katholische Kirche dogmatisiert hat, z.B. die unbefleckte Empfängnis oder die Unfehlbarkeit.

Eine Orientierungshilfe an sich gibt es soweit ich weiß nicht (also so eine Art Abarbeitungsplan).
Der Glaube und das Fühlen des Logos der gottinspirierten Väter wird mit der Teilhabe an der Liturgie und den Mysterien erfahrbar. Beihilfe steuern natürlich diverse Bücher bei, das Lesen der Schrift (dazu gibt es tatsächlich "Tipps", wie man sie lesen sollte), die Werke der Väter, das persönliche Gebet und die Begleitung eines geistlichen Vaters.
Wenn ich hier jetzt etwas falsches oder unvollkommenes gesagt habe, dann bitte ich meine Brüder und Schwestern in Christo mich zu korrigieren und zu ergänzen!

Lieben Gruß und einen schönen, sonnigen Tag,
Nassos
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Reinhard
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Re: Palamismus

Beitrag von Reinhard »

Pilgerer hat geschrieben:Wie ist es zu erklären, dass es im Verlauf der Kirchengeschichte immer wieder neue Bekenntnisse oder Theologien gab? Warum hat Gott der Kirche nicht schon am Anfang alles gegeben, was sie braucht?
Das hat was mit den "irdenen Gefäßen" (2.Kor. 4:7) zu tun ...

So richtig zu fassen ist es nicht, dass Gott Seinen Geschöpfen erlaubt, sich gegen Ihn zu stellen und dermaßen gegen Ihn aufzubegehren, aber das alles muss wohl mit der Freiheit des Menschen zu tun haben, die er von Gott erhalten hat. Dass Er uns sozusagen als "mündiges Gegenüber" haben möchte und genau so geschaffen hat.
Ist im Grunde ein Geheimnis, und widerstrebt unserer Beamtenlogik ... aber es scheint wohl so zu sein.

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ChrisCross
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Re: Palamismus

Beitrag von ChrisCross »

Nassos hat geschrieben:Neue Bekenntnisse und das Verlassen der Tradition ist für uns, was die römisch-katholische Kirche dogmatisiert hat, z.B. die unbefleckte Empfängnis oder die Unfehlbarkeit.
Das sehen wir als Katholiken natürlich anders. An anderer Stelle wäre das sicher noch einmal eine Diskussion wert. Die unbefleckte Empfängnis hat man zum Beispiel aus dem Osten übernommen...
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

ChrisCross hat geschrieben:Das sehen wir als Katholiken natürlich anders.
Ja, ich weiß, lieber ChrisCross.
ChrisCross hat geschrieben:Die unbefleckte Empfängnis hat man zum Beispiel aus dem Osten übernommen...
Echt? :glubsch:
Aber das wäre hier jetzt im falschen Thread...
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cantus planus
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Re: Palamismus

Beitrag von cantus planus »

Nassos hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Die unbefleckte Empfängnis hat man zum Beispiel aus dem Osten übernommen...
Echt? :glubsch:
Nein.
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Stephanie
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Re: Palamismus

Beitrag von Stephanie »

Ich vermute, dass sich ChrisCross auf den Hl. Ephraem den Syrer bezieht und seine "makellose Jungfrau"?
Wird kaum der Gerechte gerettet, wo werde ich Sünder erscheinen? Die Last und Hitze des Tages habe ich nicht getragen. Die um die elfte Stunde kamen, denen zähle mich bei, Gott, und sei mein Erretter.

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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Agni Parthene. Das hat aber nichts mit der unbefleckten Empfängnis zu tun.

Aber hierzu gab es je eine Diskussion in der Sakristei ("ein reines Gefäß für den Herrn, das selber eigentlich auch eines reinen Gefäßes bedürfte, das wiederum ....)

Einfach eine Such "unbefleckte Empfängnis" in der Sakristei laufen lassen.
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ChrisCross
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Re: Palamismus

Beitrag von ChrisCross »

cantus planus hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Die unbefleckte Empfängnis hat man zum Beispiel aus dem Osten übernommen...
Echt? :glubsch:
Nein.
Bei Wetzer und Welte liest sich das aber ganz anders. Da (Empfängnis, unbefleckte) ist deutlich vom Fest im Osten die Rede, das die Lehre ausdrückt.
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Nassos
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Re: Palamismus

Beitrag von Nassos »

Kann es sein, dass damit das gemeint ist, was jeder darunter versteht, was er aus dem Begriff "unbefleckte Empfängnis" assoziiert, wenn er nicht weiß, was genau damit gemeint ist (der Begriff ist aber auch so was von unglücklich gewählt - genau wie die veränderte Firmformel :breitgrins: )?
(Empfängnis ohne Beischlaf)?
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Nietenolaf
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Re: Palamismus

Beitrag von Nietenolaf »

ChrisCross hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Die unbefleckte Empfängnis hat man zum Beispiel aus dem Osten übernommen...
Echt? :glubsch:
Nein.
Bei Wetzer und Welte liest sich das aber ganz anders. Da (Empfängnis, unbefleckte) ist deutlich vom Fest im Osten die Rede, das die Lehre ausdrückt.
Kann schon sein. Dann unterschlagen die Autoren aber, dass es z.B. auch ein Fest der unbefleckten Empfängnis Johannes des Täufers gab/gibt.
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Re: Palamismus

Beitrag von ChrisCross »

Nietenolaf hat geschrieben:Kann schon sein. Dann unterschlagen die Autoren aber, dass es z.B. auch ein Fest der unbefleckten Empfängnis Johannes des Täufers gab/gibt.
Nein, das tun sie nicht. Nur stellen sie duetlich die Unterschiede zwischen den Fetsen heraus.
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Re: Palamismus

Beitrag von lifestylekatholik »

ChrisCross hat geschrieben:Wetzer und Welte …
… ist ja auch katholisch. Dafür ist’s hier das falsche Unterforum.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Palamismus

Beitrag von Pilgerer »

Nassos hat geschrieben:was meinst Du mit neuen Bekenntnissen oder Theologien?
Damit meine ich zum Beispiel das Konzil, das über die Bilderfrage beriet. Die Apostel hatten dazu keine Entscheidung getroffen. Von daher war die Entscheidung, welche Bilder (Ikonen) in der Kirche erlaubt sind und welche nicht, etwas Neues. Es gab im Laufe des 1. Jahrtausends mehrere Konzile, die über verschiedene Fragen debattierten und anschließend etwas beschlossen, was zuvor noch ungeklärt war. Gab es bestimmte Praktiken oder Glaubensinhalte, die in den ersten Jahrhunderten der Kirche noch erlaubt waren, aber später "häretisch" wurden?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Juden- und Heidenchristen eine Weile brauchten, um die eigene Kirche richtig kennen zu lernen. Darum waren in den ersten Jahrhunderte manche Lücken zulässig, die später verschwanden. Selbst die Apostel brauchten etwas Zeit, um zu verstehen, was Gott mit der Kirche wirklich vorhat.
Nassos hat geschrieben:Die orthodoxe Kirche hat stets die Tradition bewahrt und nicht an ihr rumgemacht (ich meine damit die apostolische Tradition, nicht die Tradition der Menschen). Daher ist zum Beispiel die Energienlehre des Hl. Gregor Palamas keine Erneuerung, wie der Westen vorwirft (daher gibt es für uns auch keinen "Palamismus", wie weiter oben erwähnt).
Wann war die heilige Tradition vollendet, die dann später, wie du schreibst, "stets bewahrt" wurde? Warum waren bestimmte Elemente der Tradition noch nicht in der Bibel enthalten?
Nassos hat geschrieben:Der Glaube und das Fühlen des Logos der gottinspirierten Väter wird mit der Teilhabe an der Liturgie und den Mysterien erfahrbar. Beihilfe steuern natürlich diverse Bücher bei, das Lesen der Schrift (dazu gibt es tatsächlich "Tipps", wie man sie lesen sollte), die Werke der Väter, das persönliche Gebet und die Begleitung eines geistlichen Vaters.
Danke für diese Erkärungen, Nassos! Die Bedeutung der Liturgie für das Lernen des Glaubens etc. ist für mich aufgrund der protestantischen Sozialisation ungewohnt. Doch ich kann es nachvollziehen, dass die sinnliche wie übersinnliche Erfahrung der Liturgie manches vertraut macht, was sonst unzugänglich erscheint.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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