Priesterfrauen

Ostkirchliche Themen.
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tanatos
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Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

In den Sommerferien hatte ich die Gelegenheit, per Satellit den Sender k-tv zu empfangen und habe hierbei einen interessanten Votrag eines russischen Priesters über die ostkirchliche Sicht des Priesteramtes verfolgen können.
Ein Aspekt war mir hier etwas zu kurz geraten, sodaß ich an dieser Stelle einmal nachfragen möchte. Konkret ging es um die Frauen von Priestern:

Er führte aus, daß es bestimmte Voraussetzungen gibt, die zwingend erfüllt werden müssen, damit eine Frau überhaupt einen Priesteramtskandidaten heiraten darf. Unter anderem führte er an:

1) Die Frau muß Angehörige einer Kirche sein, die die apostolische Sukzession kennt. - Dieser Punkt ist mir noch am ehesten verständlich, schließlich ist es wichtig, daß die Frau ihren Mann in seinem Dienst unterstützt. Und da sollte sie schon unbedingt der gleichen Kirche angehören wie ihr Mann. Unklar ist mir aber, warum es möglich ist, daß sie einer Kirche angehört, mit der die Ostkirche nicht in voller Kirchengemeinschaft steht, die aber die apostolische Sukzession kennt. Warum an dieser Stelle eine solche Offenheit? Und warum genau an dieser Stelle? Gibt es hier eine biblische und / oder dogmatische Begründung?

2) Nicht nur die Frau selbst muß einer solchen Kirche angehören, sondern auch alle ihre Eltern und Großeltern. - Da ich davon überzeugt bin, daß Gott Individuen und nicht Sippen errettet, verstehe ich die Relevanz vorheriger Generationen nicht. Warum sind die Eltern und Großeltern hier so wichtig? Wo leitet sich dieser Gedanke her? Doch wohl kaum von den Aposteln, denn die Großeltern ihrer Frauen können logischerweise nicht von Geburt her (und somit vor Christi Geburt...) Christen gewesen sein. Gibt es an dieser Stelle eine biblische und / oder dogmatische Begründung?

3) Die Frau muß bei der Eheschließung eine Jungfrau sein. Um sicherzustellen, daß dies auch wirklich so sei, unternehme die Kirche vor der Eheschließung in derartigen Fällen einen Jungfrauentest. - Mir ist hier unklar, wer in diesem Fall "die Kirche" ist. Wer kontrolliert also: Der männliche Klerus??? Und warum geschieht dies, gibt es hier eine biblische und / oder dogmatische Begründung? Und wie sieht es bei Spätberufenen aus, die schon verheiratet sind, wenn sie zu der Entscheidung gelangen, Priester zu werden? Da ist eine solche Kontrolle doch gar nicht mehr möglich!

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Melody
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Melody »

tanatos hat geschrieben:2) Nicht nur die Frau selbst muß einer solchen Kirche angehören, sondern auch alle ihre Eltern und Großeltern.

3) Die Frau muß bei der Eheschließung eine Jungfrau sein. Um sicherzustellen, daß dies auch wirklich so sei, unternehme die Kirche vor der Eheschließung in derartigen Fällen einen Jungfrauentest.
:auweia:

Wie ist das in der Orthodoxie, darf der Mann denn da auch noch heiraten, wenn er bereits Priester ist?!

Die angeführten Regeln finde ich jedenfalls... naja... ohne Worte...
Insbesondere sehe ich nicht, was die Eltern und Großeltern damit zu tun haben.

Bei solch strengen Regeln kann es einen ja fast schon wundern, wenn es in der orthodoxen Kirche verheiratete Priester gibt... ;-)
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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Melody hat geschrieben:
Wie ist das in der Orthodoxie, darf der Mann denn da auch noch heiraten, wenn er bereits Priester ist?!
Nein, natürlich nicht. All diese Regeln beziehen sich auf die Frauen von PRIESTEAMTSKANDIDATEN.
Ich habe inzwischen den genauen Titel des Referats nachgeschlagen. Es handelt sich um den Vortrag von Erzpriester Alexeis Ribakovs "Das Priesterbild in der orthodoxen Kirche"

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Quatsch das mit den Eltern und Großeltern. Das ist von keinem verlangt, auch nicht vom Priester selbst
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großes Elend ist über mich gekommen.
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anneke6
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von anneke6 »

Das mit dem Jungfrauentest stimmt so nicht. Ich habe vor über einem halben Jahr mal nachgehakt, und mein Informant sagte mir, es würde nicht geprüft. — Es dürfte sich ja wohl auch mittlerweile rumgesprochen haben, daß Jungfräulichkeit nicht immer anatomisch nachzuweisen ist.
Wenn dies tatsächlich praktiziert wird, dann wohl nur vereinzelt. Ansonsten bitte zeigen, wo es in den Canones steht. :regel:
???

Mary
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Mary »

Melody hat geschrieben:
Wie ist das in der Orthodoxie, darf der Mann denn da auch noch heiraten, wenn er bereits Priester ist?!
Nein, auch ein Diakon nicht. Die Ehekrönung/Eheschliessung muss vor der Weihe sein.
Ein verwitweter Priester darf auch nicht wieder heiraten.
Melody hat geschrieben:Die angeführten Regeln finde ich jedenfalls... naja... ohne Worte...
Insbesondere sehe ich nicht, was die Eltern und Großeltern damit zu tun haben.
@ tanatos... gibt es diese Regeln (den Vortrag) auch irgendwo schriftlich?

"Kein Sex ausserhalb der Ehe" ist allerdings von allen Orthodoxen gefordert.... eigentlich.
Ich meine, das muss ein Paar unter sich ausmachen, ob die allfällige Nicht-Jungfräulichkeit eines Partners die Ehe verhindert.
Und überhaupt: Wie will man das denn testen?
Melody hat geschrieben:Bei solch strengen Regeln kann es einen ja fast schon wundern, wenn es in der orthodoxen Kirche verheiratete Priester gibt... ;-)
Schau, es ist natürlich schon wichtig, dass die Ehefrau eines Priesters "handverlesen" ist... aber, denke ich, weniger in Hinblick auf körperliche Unversehrtheit, sondern dahingehend, dass sie - zusammen mit ihrem Mann - sich klarmacht, dass auch die Rolle der "Priesterfrau" grosse Opfer und viel Arbeit bedeutet. Ihre Mitarbeit ist nötig, und wenn es nur ist, mit erwerbstätig zu sein und sich oft alleine um die Kinder zu kümmern an Sonntagen und in Festzeiten. Das ist nicht jederfrau's Sache.
Es ist aber so ziemlich die Regel, dass Weltpriester verheiratet sind.

Lg Mary
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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Es gibt keine Kanones, die besagen, dass die Frau einer Kirche mit apostolischer Sukzession angehören muss. Zumal Ehen mit nichtorthodoxen für jede(n) Orthodoxe(n) kanonisch verboten sind. Sie werden aber aus Oikonomia duldenderweise geschlossen.
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Ich unterstreiche -- das mit den Eltern und Großeltern ist NICHT WAHR. Es gibt keine solche Regel und man wird problemlos geweiht, auch wenn die Eltern der Ehefrau oder des Weihekandidaten sonstwas sind.

Die meisten Orthodoxen Priester wissen nicht, was in den Kanones steht und interessieren sich wenig dafür. Das ist ein Faktum. Besonders trifft es auf die zu, die am meisten auf irgendwelche Kanones pochen und gegen die Hierarchie wettern. Nicht alle schreiten aber dazu, was Eigenes hinzuzudichten oder Hinzugedichtetes weiterzugeben. Ich bin aber leider auch diesem so manches Mal begegnet. Denn wie sollen sie denn wissen, dass es Hinzugedichtetes ist?
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 17:53, insgesamt 7-mal geändert.
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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Ich habe den Kurs des kanonischen Rechts an meinem Priesterseminar sehr erfolgreich absolviert. Was man diesem Kurs nicht abgewinnen konnte, ist der Inhalt der Kanones. Der kam so gut wie nicht dran. Alle möglichen geschichtlichen Ausführungen zu allen möglichen kanonischen Sammlungen -- in Unmengen. Aber nicht die Kanones selber. Fragt Nietenolaf, er hat nach demselben Buch studiert.

Wenn ich mir nicht selber eine kommentierte Ausgabe der Kanones besorgt und sie aufmerksam studiert hätte, wäre ich in Bezug auf die Kanones ignorant geblieben.

Das zur einschlägigen Ausbildung im Priesterseminar. Es gibt etwa in Russland heute aber SEHR viele Priester, die über keinerlei theologische Bildung verfügen. Sie werden aus der Personalnot angesichts der viel zu vielen neugeöffneten Kirchen geweiht.

In Griechenland ist die theologische Ausbildung nicht mal formell eine Voraussetzung. Priester ohne Studium haben dort keine Erlaubnis, Beichtväter zu sein. So kann man in einem griechischen Dorf ein ganzes frommes Leben verlebt haben und, wenn überhaut, nur ein paar mal zur Beichte gegangen sein, wenn mal ein "wandernder" Archimandrit, der eben zu diesem Zwecke vom Bischof entsandt worden ist, dieses Dorf besucht hat.
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 17:55, insgesamt 4-mal geändert.
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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

anneke6 hat geschrieben: Ansonsten bitte zeigen, wo es in den Canones steht. :regel:
Mache ich, wenn ich Zeit habe.
Der Priesteramtskandidat darf nach einer Reihe von Kanones nicht schon mal gehurt haben (so im Original) oder zwei mal verheirtatet gewesen sein. Das heißt unter anderem, ein Witwer kann nur ein zölibaterer Priester werden.

Die Ehefrau eines Weihekandidaten und rückwirkend eines Priesters darf keine Witwe, Hure, Sklavin oder Schauspielerin gewesen sein.

So die Kanones.

Eine Prüfung war nie vorgesehen, so'n Quatsch. Die Frage kann aber gestellt werden. Sie klingt typischerweise so: "bestehen kanonische Hindernisse"? Und man weiß, was gemeint ist. Dann ist es die Sache des Bischofs, zu entscheiden, ob er einen Dispens erteilt oder nicht.
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Mary hat geschrieben: @ tanatos... gibt es diese Regeln (den Vortrag) auch irgendwo schriftlich?
Ich wüßte leider nicht wo. Auch einen Mitschnitt habe ich leider nirgendwo im Netz gefunden.
Die Ankündigung des Vortrags lautete:

"Das Priesterbild in der orthodoxen Kirche, ~60 min.
21:00 - 22:00
Was macht einen Priester in der orthodoxen Kirche aus Es gibt einige Unterschiede zur katholischen Kirche. Erzpriester Alexeis Ribakovs erklärt diese Unterschiede auch in Erinnerung an die Sowjetzeit., Vortrag von Erzpriester Alexeis Ribakovs"

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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Alexander hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:

Die Ehefrau eines Weihekandidaten und rückwirkend eines Priesters darf keine Witwe, Hure, Sklavin oder Schauspielerin gewesen sein.
Ja, jetzt wo Du es schreibst,erinnere ich mich daran, daß Erzpriester Alexeis Ribakovs auch hierüber gesprochen hat.
Wenn ich mich nicht irre, nannte er auch noch andere Berufe. Kann es sein, daß auch der Beruf der Hebamme zu diesen Berufen gehörte? Da bin ich mir nicht ganz sicher.

Was spricht theologisch übrigens dagegen, daß die Priesterfrau etwa einst Sklavin (ja ist nicht ganz aktuell, aber kirchenrechtlich anscheinend in der Ostkirche noch relevant) oder Schauspielerin war (oder Hebamme, wenn dieser Beruf dazugehören sollte)?

Dies ist auch ein Punkt, den ich nicht verstehe, und nicht nur, wenn ich an so manche Frau denke, die durchaus etwas von einer Schuspielerin an sich hat, ohne vielleicht auf einer professionellen Schauspielschule gewesen zu sein :D ...

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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Alexander hat geschrieben:
Das zur einschlägigen Ausbildung im Priesterseminar. Es gibt etwa in Russland heute aber SEHR viele Priester, die über keinerlei theologische Bildung verfügen. Sie werden aus der Personalnot angesichts der viel zu vielen neugeöffneten Kirchen geweiht.
Auf mich hat Erzpriester Alexeis Ribakovs einen auch theologisch kompetenten Eindruck gemacht. Er ist übrigens nicht in Rußland, sondern seit langem in Deutschland tätig (was man auch an der Sprachkenntnis sah), wie aus diesem Artikel zu entnehmen ist:
http://www.derwesten.de/staedte/bochum/ ... 33599.html

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Kanones sprechen über keine weiteren Fälle.

Sklavinnen standen zur freien Verfügung ihrer Herren, nicht zuletzt sexuell.

Schauspieler sind nach vielen Vätern so ziemlich überhaupt das Schlechteste, was es in der Gesellschaft gab, abgesehen von Prostituierten und Kriminellen, das kann man in großer Breite von Chrysostomus bis Nikolaus Kabasilas verfolgen. Nicht zuletzt ist vielleicht das freizügige Leben unter Schauspielerinnen der damaligen (?) Zeit für diese kanonische Bestimmung relevant.
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 18:20, insgesamt 2-mal geändert.
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anneke6
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von anneke6 »

Alexander hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben: Ansonsten bitte zeigen, wo es in den Canones steht. :regel:
Mache ich, wenn ich Zeit habe.
Der Priesteramtskandidat darf nach einer Reihe von Kanones nicht schon mal gehurt haben (so im Original) oder zwei mal verheirtatet gewesen sein. Das heißt unter anderem, ein Witwer kann nur ein zölibaterer Priester werden.

Die Ehefrau eines Weihekandidaten und rückwirkend eines Priesters darf keine Witwe, Hure, Sklavin oder Schauspielerin gewesen sein.

So die Kanones.

Eine Prüfung war nie vorgesehen, so'n Quatsch. Die Frage kann aber gestellt werden. Sie klingt typischerweise so: "bestehen kanonische Hindernisse"? Und man weiß, was gemeint ist. Dann ist es die Sache des Bischofs, zu entscheiden, ob er einen Dispens erteilt oder nicht.
Spar Dir die Mühe. Es ging mir ausschließlich um den angeblichen "Jungferntest".
???

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

tanatos hat geschrieben:Auf mich hat Erzpriester Alexeis Ribakovs einen auch theologisch kompetenten Eindruck gemacht.
Den kann man auch machen, wenn man solchen Stuss, wie wenn Frauen von Priestern orthodoxe Eltern oder Großeltern vorzuweisen hätten.
Den kann man übrigens auch machen, wenn man beliebig weit im Stussreden geht.
Zuletzt geändert von Alexander am Mittwoch 31. August 2011, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Clemens
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Clemens »

Die Gründe sind m.W. die, dass bei all diesen Frauen die sexuelle Unberührtheit unwahrscheinlich ist.
Bei Witwen und Huren sowieso. Sklavinnen hatten kein "sexuelles Selbstbestimmungsrecht" (d.h. man rechnete nicht ernsthaft damit, dass ihr früherer Herr sie unberührt gelassen hat) und Schauspielerinnen waren so ziemlich das unmoralischste Handwerk, das es in der frühbyzantinischen Zeit gab.
Gegen Hebammen dagegen spricht nichts.

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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Alexander hat geschrieben:Kanones sprechen über keine weiteren Fälle.

Sklavinnen standen zur freien Verfügung ihrer Herren, nicht zuletzt sexuell.

Schauspieler sind nach vielen Vätern so ziemlich überhaupt das Schlechteste, was es in der Gesellschaft gab, abgesehen von Prostituierten und Kriminellen, das kann man in großer Breite von Chrysostomus bis Nikolaus Kabasilas verfolgen. Nicht zuletzt ist vielleicht das freizügige Leben unter Schauspielerinnen der damaligen (?) Zeit für diese kanonische Bestimmung relevant.
Ich kenne mich wie gesagt in orthodoxem Kirchenrecht überhaupt nicht aus und frage mich deshalb: Was bedeuten besagte kirchenrechtliche Bestimmungen für heute?
Bleiben etwa Schauspielerinnen in alle Ewigkeit vom Priesterfreuendasein ausgeschlossen, weil sie zur Zeit der Väter kaum gesellschaftliches Ansehen hatten, auch wenn sich dieses Ansehen inzwischen vollkommen verändert hat?
Und was ist mit anderen Berufen, die damals vielleicht positiv gesehen wurden und heute als ziemlich negativ angesehen werden?
Oder anders gefragt: Was zählt: Der konkrete Beruf oder das wofür er damals stand?

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tanatos
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von tanatos »

Clemens hat geschrieben: Gegen Hebammen dagegen spricht nichts.
Wenn ich mich recht erinnere hing nach Erzpriester Ribakov das Problem der Hebammen irgendwie mit dem Blut der Gebährenden zusammen.

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Es gibt keinen solchen Kanon für Priesterfrauen.
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ad-fontes
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von ad-fontes »

Mary hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:
Wie ist das in der Orthodoxie, darf der Mann denn da auch noch heiraten, wenn er bereits Priester ist?!
Nein, auch ein Diakon nicht. Die Ehekrönung/Eheschliessung muss vor der Weihe sein.
Nach den Canones bereits ab Subdiakonat (was von den Griechen anders gehandhabt wird und zu Problemen beim Übertritt in russische Jurisdiktionen führen kann.)
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Gerade nachgeguckt: "Verstoßene" im Kanon betreffs Priesterfrauen auch namentlich erwähnt.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
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ich weiß nicht ein noch aus.
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ad-fontes
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von ad-fontes »

Alexander hat geschrieben:Ich unterstreiche -- das mit den Eltern und Großeltern ist NICHT WAHR. Es gibt keine solche Regel und man wird problemlos geweiht, auch wenn die Eltern der Ehefrau oder des Weihekandidaten sonstwas sind.

Die meisten Orthodoxen Priester wissen nicht, was in den Kanones steht und interessieren sich wenig dafür. Das ist ein Faktum. Besonders trifft es auf die zu, die am meisten auf irgendwelche Kanones pochen und gegen die Hierarchie wettern. Nicht alle schreiten aber dazu, was Eigenes hinzuzudichten oder Hinzugedichtetes weiterzugeben. Ich bin aber leider auch diesem so manches Mal begegnet. Denn wie sollen sie denn wissen, dass es Hinzugedichtetes ist?
Ich empfehle ihnen und euch nachdrücklich diese Neuerscheinung zur Lektüre:
http://www.orththeol.uni-muenchen.de/ak ... index.html
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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ad-fontes
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von ad-fontes »

(Ich habe es bereits durchgelesen.) :ja:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

ad-fontes hat geschrieben:Ich empfehle ihnen und euch nachdrücklich diese Neuerscheinung zur Lektüre:
http://www.orththeol.uni-muenchen.de/ak ... index.html
:daumen-rauf:
Herr Gott,
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von ad-fontes »

Alexander hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Ich empfehle ihnen und euch nachdrücklich diese Neuerscheinung zur Lektüre:
http://www.orththeol.uni-muenchen.de/ak ... index.html
:daumen-rauf:
Hat man schnell durch.


Wenns das noch noch für die übrigen Teilbereiche gäbe..
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Gilt das Verbot für Schauspielerinnen nur bei hauptberuflichen solchen, oder fallen auch hobbymässige Theaterspielerinnen unter diesen Kanon?

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Joseph
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Joseph »

Der ganze Thread ist an sich schon "weird" genug, ich warte nur noch auf die Frage nach einer Orthodoxen Hymenorrhaphy grundiert auf den kanonischen Schriften der Väter. Was soll dieses Blech?

Mutter Anna, eine Nonne in meiner Kirche, ist Hebamme...
Eine Freundin von mir, ist Matushka und Hebamme und hat ausserdem in diesem Frühjahr Buchhaltung in Paris, France, Europe studiert während "hubby" liturgien in Vancouver sang...
Die Frau meines Priesters ist Author einiger Bücher.
Ich kenne sogar zwei andere Matushkas die singen, putzen, Socken stricken, tanzen und ziemlich schlechte Köchinnen sind.... ausserdem laufen sie auf zwei Beinen und eine hat sogar Zahnplomben.

Und ansonsten habe ich zu diesem Thema noch beizutragen: "Vielen Dank singt man im Chor, vielen Dank Sarrotti Mohr" einen Zusammenhang mit diesem Thread sehe ich zwar nicht in diesem Satz, habe aber dafür auch keine persönliche Meinung zu dem was ich sonst noch geschrieben habe... außerdem seit Ihr alle ja eh bösartig/willig.

Gruß
Josep :vogel:
We are drowning in information and starving for knowledge.

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Linus
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Linus »

Alexander hat geschrieben:Es gibt keine Kanones, die besagen, dass die Frau einer Kirche mit apostolischer Sukzession angehören muss. Zumal Ehen mit nichtorthodoxen für jede(n) Orthodoxe(n) kanonisch verboten sind. Sie werden aber aus Oikonomia duldenderweise geschlossen.
(etwas ot: wie siehts aus, wenn (Ehe-)Mann übertritt von der römischen Seite, (dazugehörige Ehe-)Frau verbleibt dort: Wird die sakramentale Eheschließung (die ja nach römischen Verständnis die Eheleute einander versprochen haben) orthodoxerseits anerkannt?)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Alexander
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Paulus hat dazu genug gesagt, nicht?
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

Warum "weird"? Die Sakristei wurde eingerichtet, um ostkirchliche (übrigens heißt es nicht nur "orthodoxe") Themen zu besprechen. Alle ostkirchliche Themen, sofern auf zivilisierte Art und Weise besprochen, gehören hierher. Und nicht nur das, was wir Orthodoxen gerne besprechen würden.
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Re: Priesterfrauen

Beitrag von Alexander »

tanatos hat geschrieben:Daß man den im Fernsehen gemachten Aussagen eines russischen Priesters Glauben schenken kann (denn in der Fragestellung ging es ja um den Vortrag von Erzpriester Alexeis Ribakovs)?
Tja, so was kommt eben nicht nur bei den Römisch-Katholischen vor. Und die haben ja wenigstens einen, auf den Verlass ist, wenn er in Sachen Glaube und Moral ex cathedra spricht. ;)
Zuletzt geändert von Alexander am Freitag 2. September 2011, 18:24, insgesamt 1-mal geändert.
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