Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Ostkirchliche Themen.
Germanus
Beiträge: 756
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Germanus »

Auf Englisch geführtes Gespräch für die englischsprachige Internetseite des Moskauer Sretensky-Klosters, aber ein lesenswerter Text mit erhellenden Ausführungen zum Kontroversthema Orthodoxie vs. Wissenschaft:
https://orthochristian.com/136869.html
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Petrus
Beiträge: 4655
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:58

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Petrus »

hallo Germanus,

sowas kommt schon mal vor.

die christlichen Konfessionen sind (Dank sei Gott) "durchlässig".

Gern denke ich da schon wieder an Prof. em. Karl Christian Felmy, der pünktlich (!) nach seiner Emeritierung konvertiert ist.

bittschön:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Christian_Felmy

(persönliche Anmerkung: den könnte ich wohl auch wieder mal anrufen, und fragen, wie es ihm geht ...)

so. update.

ich habe angerufen. ihm geht es gut. wir haben "miteinander gelacht". (besser kann ich das jetzt nicht ausdrücken).

TillSchilling

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von TillSchilling »

Petrus hat geschrieben:
Samstag 23. Januar 2021, 10:39
sowas kommt schon mal vor.
Kommt vor. Und nach der Pensionierung...bitte schön. Suit yourself. Aber so jung schon Geistlicher in drei verschiedenen Konfessionen...was kommt als nächstes?

Im übrigen denke ich ein Studium der Theologie sollte nur als Zweitausbildung möglich sein. Nachdem man was anständiges gelernt und das normale Berufsleben kennengelernt hat.

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Cassian »


Petrus
Beiträge: 4655
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:58

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Petrus »

TillSchilling hat geschrieben:
Samstag 23. Januar 2021, 12:19
was kommt als nächstes?
Das hat mich der damalige evang.-luth. Studentenpfarrer nach meiner Konversion zur röm.-kath. Konfession (er war ein bißchen wütend, deshalb möglicherweise sein in eine Frage verpackte verbaler Angriff) gefragt:

Und? Herr X? werden Sie als nächstes dann Moslem?

TillSchilling

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von TillSchilling »

Cassian hat geschrieben:
Freitag 29. Januar 2021, 23:46
Video - why did you become Orthodox
Cassian, willst du jetzt alle Konvertierungsvideos auf YouTube hier verlinken? Zu welchem Behufe?

Interessant finde ich die Stelle im Video, wo er davon spricht dass 80% seiner Gemeinde Konvertiten sind. Konvertiten aus anderen christlichen Konfessionen, nicht Heiden, die sich zu Christus bekehrten.

Die US-amerikanische Kultur ist in einem Zerfallsprozess. Da gibt es viel Verwirrung. Man sieht es politisch und eben auch kirchlich. Grund zur Freude und zum Triumph ist das nicht. Soll irgendwohin konvertieren wer möchte. „Bewiesen“ ist damit gar nichts. Das sind individuelle, ja individualistische, oft auch egoistische Entscheidungen. Den Armen, den Unterdrückten und vor allem den verloren gehenden Heiden ist damit nicht geholfen.

Ralf

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Ralf »

TillSchilling hat geschrieben:
Samstag 30. Januar 2021, 10:21
Den Armen, den Unterdrückten und vor allem den verloren gehenden Heiden ist damit nicht geholfen.
Das ist auch nicht Ziel der orthodoxen Spiritualität. Alleiniges Ziel ist die eigene(!) Theosis. Vielleicht mag die eine oder andere karitative Hilfe mir auf dem Weg dahin nützlich sein, aber letztlich geht es um mich.

TillSchilling

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von TillSchilling »

Ralf hat geschrieben:
Samstag 30. Januar 2021, 13:57
TillSchilling hat geschrieben:
Samstag 30. Januar 2021, 10:21
Den Armen, den Unterdrückten und vor allem den verloren gehenden Heiden ist damit nicht geholfen.
Das ist auch nicht Ziel der orthodoxen Spiritualität. Alleiniges Ziel ist die eigene(!) Theosis. Vielleicht mag die eine oder andere karitative Hilfe mir auf dem Weg dahin nützlich sein, aber letztlich geht es um mich.
Das ist eine sehr harte Bewertung. Wie begründest du deine Behauptung?

Ralf

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Ralf »

Das ist richtig, das ist eine sehr harte Behauptung.

Nun, einerseits begründet es sich in der rein empirischen Beobachtung, daß es keinerlei strukturelle Caritas von Seiten der Orthodoxen Kirche gibt. Das natürliche Nebeneinander von Liturgie und Caritas oder protestantischerseits Gottesdienst und Diakonie gibt es dort in der Fläche nicht.
Das hat auch mit Kirchensteuer nichts zu tun (zumal die orthodoxen Kleriker mehrheitlich vom Staat bezahlt werden), sondern mit der Priorisierung.
Das irdische Kümmern um die Armen spielt da einfach keine große Rolle. Und das hat - so vermute ich eben - einen Grund.

Das Ziel der Theosis ist zudem laut allen von mir jemals gehörten orthodoxen Apologeten das Ziel des Christenmenschen schlechthin. Wirklich, das ist das einzige, was ich je gehört habe. Nicht als ein spirituelles Ziel unter anderen, sondern als das einzige wahre.

Und wenn das so ist, dann spielt der Arme neben mir nur dahingehend eine Rolle, ob die Sorge um ihn mir auf diesem Weg hilfreich sein kann. Er selbst, als Bruder, als Christus im geringsten, ist da nicht so relevant.

TillSchilling

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von TillSchilling »

Tatiana verbringt viel Zeit mit Kindern. Sie ist allerdings weder Mutter noch Lehrerin. Tatiana kümmert sich um Waisen und um Kinder, die kein Zuhause mehr haben, oder um Drogenabhängige. [] Tatjanas Geschichte ist typisch für die Situation in vielen orthodoxen Kirchen Osteuropas. []
Für viele Menschen ist die orthodoxe Kirche gleichbedeutend mit Mystizismus und spiritueller Kontemplation, wie sie in der reichen Liturgie und in den alten Ikonen zum Ausdruck kommen. Doch der orthodoxen Kirche ist aktives soziales Handeln und Sorge für die Bedürfnisse der Gemeinschaft alles andere als fremd[]
https://www.oikoumene.org/de/news/wie-i ... ens-wieder


Siehe auch https://iocc.org/
Zuletzt geändert von Hubertus am Samstag 30. Januar 2021, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Überlanges Zitat aus urheberrechtlichen Gründen gekürzt.

Germanus
Beiträge: 756
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Germanus »

Hoffentlich siehst Du, wenn dieser diskrete Hinweis kommt, dass Du die Sichtweise eines Menschen hier zur Anwendung bringst, die auch in anderen Strängen das Verständnis des orthodoxen Christentums so erschwert. Vielleicht ist es wirklich der erlernte Blick auf Zusammenhänge, der den Westen vom Osten unterscheidet? Vielleicht ist es der Abgrund zwischen Individuum und Person, der zum Tragen kommt? Jedenfalls vermittelt mir Deine Behauptung den Eindruck, Du hättest das Wesen des orth. Lebens irgendwie völlig quer vermittelt bekommen. Es könnte auch schwierig sein, die Perspektive verständlich zu machen, wenn der Ausgangspunkt eine andere Sicht nicht gestattet. :achselzuck: Jede Zeile orthodoxer Theologie spricht eigentlich (d.h. duch Bezugnahme oder durch Verweisung) von dem Hingeordnetsein der Gläubigen als aufeinander bezogene Gemeinschaft auf Gott. Organisierte Caritas ist zwar sehr gut, aber ist eben eine Form der caritas, nicht die einzige und auch nicht die einzig "effektive".
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Ralf

Re: Vom anglikanischen / katholischen Theologen zum orthodoxen Priester

Beitrag von Ralf »

TillSchilling hat geschrieben:
Samstag 30. Januar 2021, 19:47

Tatiana verbringt viel Zeit mit Kindern. Sie ist allerdings weder Mutter noch Lehrerin. Tatiana kümmert sich um Waisen und um Kinder, die kein Zuhause mehr haben, oder um Drogenabhängige. [] Tatjanas Geschichte ist typisch für die Situation in vielen orthodoxen Kirchen Osteuropas. []
Für viele Menschen ist die orthodoxe Kirche gleichbedeutend mit Mystizismus und spiritueller Kontemplation, wie sie in der reichen Liturgie und in den alten Ikonen zum Ausdruck kommen. Doch der orthodoxen Kirche ist aktives soziales Handeln und Sorge für die Bedürfnisse der Gemeinschaft alles andere als fremd[]
https://www.oikoumene.org/de/news/wie-i ... ens-wieder


Siehe auch https://iocc.org/
Sicher gibt es das. Aber eben nicht in der Fläche, nicht selbstverständlich - und häufig auch nicht an die lokale Kirche angebunden.

Es ist ja nicht nur Tradition des Westens, daß die Grundvollzüge der Kirche mit Leiturgia, Diakonia und Martyria diese drei sind - warum die Diakonia im Osten kirchlich so brach liegt, mag eben an der offiziellen Theosis-Fixierung liegen. Daß es diese Fixierung in der Breite vielleicht gar nicht so gibt, ist was anderes, das hat offenbar auch sein Gutes. Und ich wäre auch der letzte, der der Delegation von Diakonia das Wort redet. Doch es ist eben Grundvollzug der Kirche.
Zuletzt geändert von Hubertus am Samstag 30. Januar 2021, 21:16, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema