Cassian hat geschrieben: ↑Montag 20. September 2021, 06:47
Och, der individualistische, fideistische Zug der Römlingsmystik findet sich schon bei Bernhard von Clairvaux.
Wie die Orthodoxie empirische Gruppen-Mystik betreibt, wirst Du uns dann sicher irgendwann erklären.
Nebenbei bemerkt solltest Du Dir das "Römlinge" abgewöhnen. Du hörst Dich an, als wärest Du Jack Chick.
Cassian hat geschrieben: ↑Montag 20. September 2021, 06:47
Lagranges letztlich unfruchtbarer Versuch, die Mystik der Theresien mit der Theologie des Aquinaten zu verbinden, hat daran auch nicht wirklich etwas geändert.
Aha. Aber schau, auch wenn sich das in Deinem Kopf anders darstellt, es gibt nun mal einen Unterschied zwischen "Dinge, die die Katholiken innerhalb ihres eigenen theologischen Schemas gar nicht erklären können" und "katholische Erklärungen die ich für falsch halte".
Cassian hat geschrieben: ↑Montag 20. September 2021, 06:47
Die Orthodoxe Kirche interessiert sich vor allem für eine Mystik, die von Gott kommt.
Wie etwa auch die Hinduistische Mystiker, oder Sufis, oder schlicht jede Gruppe theistischer Mystiker die je existiert hat. Diese Aussage ist trivial, solange Orthodoxe an einen wie auch immer gearteten Gott glauben.
Cassian hat geschrieben: ↑Montag 20. September 2021, 06:47
Marie Alacoque
Ich habe jetzt auf die Schnelle keine vertrauenswürdige (*) Quelle für diese Geschichten gefunden. Halte ich es für möglich, daß jemand mit psychologischen Störungen "heilig" wird? Ja. Halte ich es für möglich, daß eine psychologische Störung in religiöse und mystische Erfahrungen eingebaut wird, und vielleicht dadurch auch verarbeitet / im Zaum gehalten wird? Ja. War das hier der Fall? Keine Ahnung.
Aber mal ganz allgemein gesprochen: man muß hier sehr aufpassen nicht sexistisch und/oder anachronistisch zu urteilen. Ich denke Frauenmystik und Männermystik kann durchaus einen unterschiedliche Ansatz und Ausdruck finden, ohne daß damit die eine oder andere Form disqualifiziert wird. Und wenn wir zurück in die Geschichte blicken werden solche Unterschiede eher größer weil die sozial-kulturellen Unterschiede innerhalb der Gesellschaft eben größer waren. Insbesondere war es zweifelsohne für Frauen deutlich schwieriger "aufzufallen", in das öffentliche Bewußtsein vorzudringen. Und sie waren sehr viel stärker in bestimmte Bahnen und Verhaltensnormen gezwängt als heute. Es war auch sicher einfacher für eine Frau durch besondere Emotionalität aufzufallen als durch besondere intellektuelle Leistungen, der Umstände halber. Und wir haben heutzutage auch einfach andere Vorstellungen was den Körper angeht. Selbstgeißelung etwa scheint den meisten Leuten heute als nahezu verrückt, und selbst ernsthaftes Fasten (außer als Diät dem Ausshen zuliebe...) fängt an verdächtig zu sein. Das war in der Geschichte eben auch schon mal anders.
Cassian hat geschrieben: ↑Montag 20. September 2021, 06:47
Eckhart ist aber keine christliche, sondern eine neuplatonische Mystik. Sie ergab sich ja auch erst, als der westliche theologische Standpunkt nach seinem Abfall von der Orthodoxie zu einem um christliche Glaubenswahrheiten gebeugten Neuplatonismus degeneriert war.
Du lügst Dir die Welt wirklich ganz nach Belieben zurecht... Alles was Du glaubst abwerten und ablehnen zu können, ist katholisch. Alles, wo das schwieriger würde, ist dann gleich nicht-christlich. Argumente oder Nachweise hast Du dabei jeweils nicht nötig. Sehr praktisch.
Es sei hier mal erwähnt, daß die Integration "nicht-christlicher" (nicht "anti-christlicher") Philosophie in die christliche Theologie weder neu noch prinzipiell ein Problem ist. Alleine z.B. "neu-platonisch" zu etwas zu sagen, schließt keineswegs "christlich" aus. Um das zu tun, müßte man eben nachweisen, däß irgendwelche integrierte "neu-platonischen" Element explizit christliche Lehren beinträchtigen oder konterkarieren, statt sie zu verstärken. Wir haben ja z.B. gesehen, daß der Orthodoxe Energie-Begriff von Plotinus kommt. Das ist aber an und für sich noch kein Grund den Orthodoxen Energie-Begriff als unchristlich zu bezeichnen. Und er ist es ja auch nicht ganz allgemein. Man muß dann eben z.B. zeigen, wie etwa ein Palamas aus diesen neu-platonischen Inspirationen etwas gebastelt hat, das mit der christlichen Lehre nicht vereinbar ist. Derlei Arbeit ist eben immer nötig wenn man etwas als echt häretisch verdammen will.
Cassian hat geschrieben: ↑Sonntag 19. September 2021, 08:00
FR. SERAPHIM: Right. But in our fallen state this creative talent becomes mixed up with double-thinking: looking at things and imagining something else. So the word "imagination" does have two meanings, but in our fallen state it is always bound up with double-thinking.
Das ist schon richtig. Aber es ist eben auch nichts besonders. Vom Fall wurden alle menschlichen geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt.
Cassian hat geschrieben: ↑Sonntag 19. September 2021, 08:00
FR. SERAPHIM: Since Adam was originally in a state of dispassion, his mind was in an extremely exalted state when God brought the animals before him in Paradise in order for him to name them. Adam gave the animals names in accordance with their qualities. In other words, he had some kind of supernatural faculty; his mind was crystal-dear, so that he instantly saw what were the qualities of each creature and what name it should have. Of course, we have lost that language he spoke. We don't have that clarity of mind; it's totally beyond us.
Das sind interessante theologische Spekulationen... oder es könnten solche sein, wenn man denn erklären würde was das alles genau bedeuten soll (z.B. "qualities of the creature"), woher man diese Aussagen hat (z.B. "lost language ... totally beyond us") und wohin uns das alles führen soll.
Es sei erwähnt, daß es ein echtes Problem damit gibt Adam allzusehr zum Supermann zu stempeln. Erstens stellt sich dann immer mehr dir Frage, wie Adam eigentlich überhaupt noch fallen konnte. Oder umgekehrt, wie fair Gottes Anspruch gewesen sein kann, wenn selbst ein fast unvorstellbarer Supermann daran scheiterte. Zweitens stellt sich dann immer mehr die Frage, inwiefern Adam uns wirklich repräsentiert, wenn er ein so überaus verschiedenes Wesen war. Drittens hat das dann immer weniger mit dem Zeugnis der Bibel zu tun, die die Taten (wie etwa die Namensgebung) unaufgeregt und knapp wiedergibt, und Adam ziemlich normal wenn auch etwas naiv erscheinen läßt.
Aber das Problem ist mehr ein christliches als ein spezifisch Orthodoxes.
(*) Nicht etwas, daß ich den Orthodoxen grundsätzlich mißtraue. Aber wenn Orthodoxe über Katholiken oder Katholisches reden, habe ich gewisse Vorbehalte, insbesondere wenn die Zielsetzung dabei vermutlich eine Diskreditierung von Katholischem ist.