Fragen zum Thema Orthodoxie

Ostkirchliche Themen.
Aslan_3
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 24. Januar 2021, 11:11

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Aslan_3 »

Stephanie hat geschrieben:
Sonntag 10. Januar 2021, 11:42
Umschrieben wird es häufig so, dass der Westen eher juristisch ausgerichtet/fokussiert ist, der Osten therapeutisch.
Das trifft es wohl ganz gut, wobei beides seine Berechtigung hat. :huhu:
In der juristischen Sichtweise finden sich die Gerichtsreden Jesu wieder, in der therapeutischen Sichtweise die des heilenden Jesus (=> Heiland) .

Meiner Ansicht nach schließt die juristische Sichtweise jedoch ein pastorales Handeln nicht aus, sondern ein.

Benutzeravatar
Marcus
Beiträge: 3077
Registriert: Dienstag 13. Juni 2006, 14:48

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Marcus »

Kennt von Euch jemand das Buch "Geheimnis des Glaubens: Einführung in die orthodoxe dogmatische Theologie" von Metropolit Hilarion? Wenn ja, ist es zum Kennenlernen der ostkirchlichen Dogmatik empfehlenswert?
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Cassian »

Marcus hat geschrieben:
Montag 25. Januar 2021, 22:57
Kennt von Euch jemand das Buch "Geheimnis des Glaubens: Einführung in die orthodoxe dogmatische Theologie" von Metropolit Hilarion? Wenn ja, ist es zum Kennenlernen der ostkirchlichen Dogmatik empfehlenswert?
Ich hab's selber nicht gelesen, aber Metropolit Hilarion ist eine sichere Partie. Als Einführung in die Orthodoxe Dogmatik empfehle ich allerdings die "Mystische Theologie" von Wladimir Lossky. Zu bestellen gibt es die hier.

Benutzeravatar
berneuchen
Beiträge: 342
Registriert: Donnerstag 18. Juni 2009, 22:15
Wohnort: Großherzogtum Baden

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von berneuchen »

Das Buch von Metropolit Ilarion (Alfejew) ist sehr lesenswert. Für Menschen mit eher westlich- theologischem Hintergrund halte ich die "Einführung in die Orthodoxe Theolgie der Gegenwart" von Prof. Karl Christian Felmy (Vater Wassili) für das optimale.

Petrus
Beiträge: 4655
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:58

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Petrus »

berneuchen hat geschrieben:
Sonntag 18. Juli 2021, 13:43
Das Buch von Metropolit Ilarion (Alfejew) ist sehr lesenswert. Für Menschen mit eher westlich- theologischem Hintergrund halte ich die "Einführung in die Orthodoxe Theolgie der Gegenwart" von Prof. Karl Christian Felmy (Vater Wassili) für das optimale.
Stimmt. Den Herrn Felmy, der pünktlich nach seiner Emeritierung konvertierte, hatte ich kennengelernt, als der noch Wiss. Ass. bei Frau Fairy von Lilienfeld war. Schon damals hatte er schon ein sehr ausgeprägtes Faible für Weihrauch.

Benutzeravatar
berneuchen
Beiträge: 342
Registriert: Donnerstag 18. Juni 2009, 22:15
Wohnort: Großherzogtum Baden

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von berneuchen »

Petrus hat geschrieben:
Sonntag 18. Juli 2021, 20:07
berneuchen hat geschrieben:
Sonntag 18. Juli 2021, 13:43
Das Buch von Metropolit Ilarion (Alfejew) ist sehr lesenswert. Für Menschen mit eher westlich- theologischem Hintergrund halte ich die "Einführung in die Orthodoxe Theolgie der Gegenwart" von Prof. Karl Christian Felmy (Vater Wassili) für das optimale.
Stimmt. Den Herrn Felmy, der pünktlich nach seiner Emeritierung konvertierte, hatte ich kennengelernt, als der noch Wiss. Ass. bei Frau Fairy von Lilienfeld war. Schon damals hatte er schon ein sehr ausgeprägtes Faible für Weihrauch.
Das mit dem pünktlich stimmt definitiv nicht- es war -WIMRE- zwei Jahre danach, und die Winkelzüge der Erlanger Fakultät um die Wiederbesetzung des Lehrstuhls haben dabei eine nicht unwichtige Rolle gespielt.
Im Übrigen: Anders als bei manchen Orthodoxie-Affinisten ist die Freude an der Liturgie bei Felmy seit jeher gepaart mit einer soliden Theologie und klarem Denken. Daran hat sich nach meinem Erleben auch nach dem Übertritt zur ROK nichts geändert. Im Übrigen: Über persönliche Glaubensentscheidungen sollt man besser vorsichtig :/ urteilen.

Petrus
Beiträge: 4655
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:58

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Petrus »

berneuchen hat geschrieben:
Montag 19. Juli 2021, 20:25
Im Übrigen: Anders als bei manchen Orthodoxie-Affinisten ist die Freude an der Liturgie bei Felmy seit jeher gepaart mit einer soliden Theologie und klarem Denken. Daran hat sich nach meinem Erleben auch nach dem Übertritt zur ROK nichts geändert.
nun,

den Karl Christian Felmy kenne ich nicht erst seit gestern. Kennengelernt hatte ich ihn 1973, bei einer evang.-luth. Hochkirchler-Tagung in Neuendettelsau. Er hatte damals schon eine (sehr) starke Affinität zum Weihrauch. Er hatte mir so nebenbei erzählt, daß ihm der Dorfpfarrer von Neuendettelsau erlaubt hätte, in der evang.-luth. Dorfkirche in Neuendettelsau während des Gottesdienstes das Weihrauchfaß zu schwingen. Dann habe ich (manchen Katastrophen kann man vorbeugen) dem Gerhard Betzner+ das gesagt. Die Antwort vom zuständigen Pfarrer erspare ich mir, und Euch auch :freude:

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von kukHofnarr »

...Und ich Narr hätte beinahe "Hochstapler-Tagung" gelesen... Gott sei Dank hab' ichs bleiben gelassen.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Martina

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Martina »

kukHofnarr hat geschrieben:
Freitag 27. August 2021, 12:41
...Und ich Narr hätte beinahe "Hochstapler-Tagung" gelesen... Gott sei Dank hab' ichs bleiben gelassen.
Was ist denn die "Hochstaplre-Tagung" - der Kirchentag?

kukHofnarr
Beiträge: 832
Registriert: Dienstag 10. August 2021, 14:02
Kontaktdaten:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von kukHofnarr »

Das bleibt sich im maulkorbbewehrten, institutionalisierten Neomarxismus gleich. Vollkommen richtig angemerkt. Danke :)
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Germanus
Beiträge: 756
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Wie lässt sich dieser Tropar deuten? Es ist der vorletzte der ersten Ode des 1. Kanon im Morgengottesdienst des Samstags vom 6. Ton:
"Erteile, o Christus, der du aus Erde im Anfang den Menschen gebildet hast, den Seelen deiner Diener Ruhe, wir bitten dich, in den Zelten der Gerechten und an den Stätten der Erquickung als Allgütiger!" (Übers. nach A. v. Maltzew)
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Cassian »

Germanus hat geschrieben:
Montag 18. Oktober 2021, 11:15
Wie lässt sich dieser Tropar deuten? Es ist der vorletzte der ersten Ode des 1. Kanon im Morgengottesdienst des Samstags vom 6. Ton:
"Erteile, o Christus, der du aus Erde im Anfang den Menschen gebildet hast, den Seelen deiner Diener Ruhe, wir bitten dich, in den Zelten der Gerechten und an den Stätten der Erquickung als Allgütiger!" (Übers. nach A. v. Maltzew)
Gruß G.
"Zelt" ist tatsächlich die wörtliche Übersetzung von "Tabernakel", falls dir das hilft ("Und das Wort wart Fleisch und tabernakelte unter uns"). Was ist denn genau dein Deutungsproblem?

Germanus
Beiträge: 756
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Tatsächlich geht es mir um die Formulierung "... Christus, der du aus Erde im Anfang den Menschen gebildet hast...". Eine durchaus bemerkenswerte Aussage, die nicht jeder im Laufe der Kirchengeschichte unterschrieben hätte.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Solange alle den Satz "durch ihn ist alles erschaffen" unterschreiben ...

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Cassian »

Germanus hat geschrieben:
Montag 18. Oktober 2021, 16:33
Tatsächlich geht es mir um die Formulierung "... Christus, der du aus Erde im Anfang den Menschen gebildet hast...". Eine durchaus bemerkenswerte Aussage, die nicht jeder im Laufe der Kirchengeschichte unterschrieben hätte.
Bild

Germanus
Beiträge: 756
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Herzlichen Dank!
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Cassian »

Germanus hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 08:12
Herzlichen Dank!
Nicht nur ist "durch ihn alles geschaffen", er selbst ist auch "aus dem Vater gezeugt vor aller Zeit". Die Dreieinheit "ereignet" sich nicht erst mit der Inkarnation. Der "Engel des Herrn" im Alten Testament, der Abraham vor der Opferung Isaaks bewahrt und von Josua angebetet wird, ist ebenfalls der Logos in seiner prä-inkarnativen Form ("Engel" heißt lediglich "Botschafter").

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Cassian hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 10:01
Nicht nur ist "durch ihn alles geschaffen", er selbst ist auch "aus dem Vater gezeugt vor aller Zeit". Die Dreieinheit "ereignet" sich nicht erst mit der Inkarnation.
Selbstverständlich.
Cassian hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 10:01
Der "Engel des Herrn" im Alten Testament, der Abraham vor der Opferung Isaaks bewahrt und von Josua angebetet wird, ist ebenfalls der Logos
Darüber waren sich schon die Väter nicht einig. Theologische Spekulation ist da erlaubt, aber keine apodiktischen Aussagen.
Cassian hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 10:01
in seiner prä-inkarnativen Form ("Engel" heißt lediglich "Botschafter").
Die Formulierung ist vollständig mißglückt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Cassian
Beiträge: 398
Registriert: Mittwoch 20. Juni 2018, 11:51

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Cassian »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 10:49
Cassian hat geschrieben:
Dienstag 19. Oktober 2021, 10:01
Der "Engel des Herrn" im Alten Testament, der Abraham vor der Opferung Isaaks bewahrt und von Josua angebetet wird, ist ebenfalls der Logos
Darüber waren sich schon die Väter nicht einig. Theologische Spekulation ist da erlaubt, aber keine apodiktischen Aussagen.
Der consensus patrum in dieser Frage ist ziemlich eindeutig, der einzige Ausreißer ist mWn Augustinus. Und Augustinus geht auch nur deswegen bei den Theophanien von kreatürlichen Hologrammen aus, weil er in seinem Verständnis der Simplicita Divina recht stark von den Paradigmen heidnischer Philosophie beeinflusst war (womit wir wieder bei Essenz und Energie wären, aber dafür haben wir ja einen anderen Strang).

Benutzeravatar
Alexej Veselov
Beiträge: 69
Registriert: Mittwoch 11. Februar 2009, 01:39
Wohnort: Krefeld
Kontaktdaten:

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Alexej Veselov »

Lieber Jeremias,

ich möchte mich aufrichtig entschuldigen, dass ich Sie beleidigt habe. Ehrlich gesagt kann ich mich nur wage an unsere Gespräche erinnern, aber wenn Sie das immer noch mit sich tragen, muss ich mich wirklich danebenbenommen haben. Ich bitte Sie zu bedenken, dass ich vor 15 Jahren ein 19. Jähriger Student gewesen bin und noch sehr hitzköpfig war.

Auch im Forumsleben habe ich damals manche Fehler gemacht, die u. A. auf meiner Unerfahrenheit basierten. Es war aber auch eine schwierige Situation. Das Forum wurde nicht vor mir gegründet, hatte ein paar Jahre Geschichte hinter sich und wurde wegen Konflikten im Moderationsteam geschlossen. Als ich im Internet aktiv wurde und orthpedia.de gründete, traten die Betreiber des Forums an mich heran und baten mich, das Forum zu übernehmen und wiederzueröffnen. Als ich zustimmte und das Forum wieder auflebte, kamen verschiedene Menschen zusammen und es kam zu Konflikten, die ich lösen musste. Es war keine leichte Aufgabe, sich als Student gegen alte Hasen und sogar Priester durchzusetzen. Aber mein Ziel war es immer, ein gutes Miteinander herzustellen und nicht bestimmte Positionen durchzudrücken. Manchmal ist es als Moderator leider notwendig, jemanden zurechtzuweisen oder zu blockieren, um den Frieden zu bewahren. Doch wie schon gesagt – sollte ich unfair gewesen sein, jemanden beleidigt oder angegriffen haben, tut es mir sehr leid.

Eine kleine Auskunft zu meinen Positionen, die hier erwähnten wurden:

- Ich habe nie eine tägliche Beichte praktiziert oder vertreten, weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. In der russischen Kirche ist es üblich, dass alle ab 7 Jahren vor jeder Kommunion zur Beichte gehen. Die meisten Priester halten sich an diese Praxis. Ich persönlich sehe eine so häufige Beichte als Überbleibsel der sowjetischen Zeit und der 90er-Jahre und erlaube mir bekannten Gemeindemitgliedern seltener zu beichten. Die Geschichte, die heutige Praxis und die entsprechende Diskussion sind in dem Dokument „Über die Teilnahme der Gläubigen an der Eucharistie“ dargestellt: https://rokmp.de/de/deutsch-dokument-ub ... charistie/
Auch bei Kinderfreizeiten habe ich nie eine tägliche Beichte praktiziert. Bei jeder Freizeit haben die Teilnehmer an einem Abend die Möglichkeit, zur Beichte zu gehen. Dabei ist diese immer freiwillig. Ich kann jemandem die Bedeutung der Beichte erklären und versuchen, ihn von der Wichtigkeit dieser zu überzeugen, aber ich habe nie jemanden zur Teilnahme an einem Sakrament gezwungen und halte das für höchst abwegig.

- Auch wenn ich die orthodoxe Kirche als die Wahre Kirche Christi ansehe, habe ich Respekt und Achtung vor gläubigen Katholiken. (Auch mit 19.) Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, den Katholizismus als Krebsgeschwür bezeichnet zu haben, sollte das aber im jugendlichen Eifer des Gefechts passiert sein, so tut es mir Leid.

- Dass es Diakonissen gibt, wurde bei uns am Priesterseminar gelehrt. (Vielleicht wurde das Thema zeitlich erst nach der erwähnten Diskussion mit mir behandelt?) Jedenfalls weiß ich das, obwohl die Diakonissen von damals bekannter Weise nicht mit den Diakonen von heute zu tun haben. In frühen Quellen (z. B. Didasc. Ap. [3. Jhr.], Const. Ap. III [4. Jhr.]) wird beschrieben, dass Diakonissinen bei der Taufe von Frauen geholfen haben, diese einzuölen (damals wurde der ganze Körper eingeölt); Frauen in ihren Häusern besucht haben, um diese während Krankheiten zu unterstützen (also karitativer Dienst); Frauen während des Gottesdienstes den Friedenskuss brachten u. Ä. In diversen Quellen jener Zeit wird explizit klargestellt, dass Diakonissinen keinen liturgischen Dienst im Sinne des Priesteramtes innehatten.

- Welches meiner Videos vom „Verständnis der Naturwissenschaft in West- und Ostkirche“ handelt, weiß ich jetzt nicht und verstehe auch nicht die Position darin, die kritisiert wird.

- Dass es in der antiochenischen Kirche weibliche Altardienerinen gibt, halte ich weder für verachtenswert, noch für theologisch falsch. Es gibt auch keinen Kanon, der Frauen den Zugang zum Altar verbietet. Dass in den meisten orthodoxen Jurisdiktionen Mädchen nicht zum Altardienst zugelassen werden, hat verschiedene praktische und traditionelle Gründe. Bei mir in der Gemeinde singen viele Mädchen im Chor, wodurch sie ebenfalls praktisch am Vollzug der Liturgie teilnehmen und ihren Dienst an Christus und der Gemeinde leisten.

Benutzeravatar
Jeremias
Beiträge: 353
Registriert: Mittwoch 24. März 2010, 14:41

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Jeremias »

Lieber Vater Veselov,

zuerst einmal muss ich betonen, dass ich eine derartige öffentliche Antwort nicht erwartet habe und ausgesprochen ehrwürdig finde. Das möchte ich auch dadurch erkennbar, dass ich die Anrede "Vater" nicht nur aufgrund eines klerikalen Ranges benutze (siehe oben!), sondern explizit, weil ich damit meinen Respekt und Hochachtung bekunde für diese Äußerung in einem öffentlichen Forum. (Und auch ab sofort diesen Respekt beibehalten werde!)

Ich bin sicherlich auch nicht immer ein guter Mitmensch gewesen und stelle fest, dass ich gerade in der Vergangenheit auch deutlich unfreundlicher/beleidigender war (im Verlaufe des Älterwerdens ist das ja normal, dass einem so etwas auffällt), aber auch heute bin ich nicht immer einfach.

In diesem Sinne bitte ich ebenfalls um Verzeihung für meine "Unschicklichkeiten" bzw. Beleidigungen. Und ich bin froh, dass wir, auch wenn es durch diesen meinen ebenfalls nicht freundlichen Post war, zu diesem Austausch kamen.

Wenn gewünscht, würde ich meine Anmerkungen zu einzelnen Punkten (insbesondere zum Video und Naturwissenschaft, der Rest sei Vergangenheit) eher in einem privaten Gespräch klären. Gerne hier oder im orthodoxen Forum.

Viele Grüße, Jeremias

Alexej Veselov hat geschrieben:
Dienstag 26. Oktober 2021, 17:50
Lieber Jeremias,

ich möchte mich aufrichtig entschuldigen, dass ich Sie beleidigt habe. Ehrlich gesagt kann ich mich nur wage an unsere Gespräche erinnern, aber wenn Sie das immer noch mit sich tragen, muss ich mich wirklich danebenbenommen haben. Ich bitte Sie zu bedenken, dass ich vor 15 Jahren ein 19. Jähriger Student gewesen bin und noch sehr hitzköpfig war.

Auch im Forumsleben habe ich damals manche Fehler gemacht, die u. A. auf meiner Unerfahrenheit basierten. Es war aber auch eine schwierige Situation. Das Forum wurde nicht vor mir gegründet, hatte ein paar Jahre Geschichte hinter sich und wurde wegen Konflikten im Moderationsteam geschlossen. Als ich im Internet aktiv wurde und orthpedia.de gründete, traten die Betreiber des Forums an mich heran und baten mich, das Forum zu übernehmen und wiederzueröffnen. Als ich zustimmte und das Forum wieder auflebte, kamen verschiedene Menschen zusammen und es kam zu Konflikten, die ich lösen musste. Es war keine leichte Aufgabe, sich als Student gegen alte Hasen und sogar Priester durchzusetzen. Aber mein Ziel war es immer, ein gutes Miteinander herzustellen und nicht bestimmte Positionen durchzudrücken. Manchmal ist es als Moderator leider notwendig, jemanden zurechtzuweisen oder zu blockieren, um den Frieden zu bewahren. Doch wie schon gesagt – sollte ich unfair gewesen sein, jemanden beleidigt oder angegriffen haben, tut es mir sehr leid.

Eine kleine Auskunft zu meinen Positionen, die hier erwähnten wurden:

- Ich habe nie eine tägliche Beichte praktiziert oder vertreten, weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. In der russischen Kirche ist es üblich, dass alle ab 7 Jahren vor jeder Kommunion zur Beichte gehen. Die meisten Priester halten sich an diese Praxis. Ich persönlich sehe eine so häufige Beichte als Überbleibsel der sowjetischen Zeit und der 90er-Jahre und erlaube mir bekannten Gemeindemitgliedern seltener zu beichten. Die Geschichte, die heutige Praxis und die entsprechende Diskussion sind in dem Dokument „Über die Teilnahme der Gläubigen an der Eucharistie“ dargestellt: https://rokmp.de/de/deutsch-dokument-ub ... charistie/
Auch bei Kinderfreizeiten habe ich nie eine tägliche Beichte praktiziert. Bei jeder Freizeit haben die Teilnehmer an einem Abend die Möglichkeit, zur Beichte zu gehen. Dabei ist diese immer freiwillig. Ich kann jemandem die Bedeutung der Beichte erklären und versuchen, ihn von der Wichtigkeit dieser zu überzeugen, aber ich habe nie jemanden zur Teilnahme an einem Sakrament gezwungen und halte das für höchst abwegig.

- Auch wenn ich die orthodoxe Kirche als die Wahre Kirche Christi ansehe, habe ich Respekt und Achtung vor gläubigen Katholiken. (Auch mit 19.) Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, den Katholizismus als Krebsgeschwür bezeichnet zu haben, sollte das aber im jugendlichen Eifer des Gefechts passiert sein, so tut es mir Leid.

- Dass es Diakonissen gibt, wurde bei uns am Priesterseminar gelehrt. (Vielleicht wurde das Thema zeitlich erst nach der erwähnten Diskussion mit mir behandelt?) Jedenfalls weiß ich das, obwohl die Diakonissen von damals bekannter Weise nicht mit den Diakonen von heute zu tun haben. In frühen Quellen (z. B. Didasc. Ap. [3. Jhr.], Const. Ap. III [4. Jhr.]) wird beschrieben, dass Diakonissinen bei der Taufe von Frauen geholfen haben, diese einzuölen (damals wurde der ganze Körper eingeölt); Frauen in ihren Häusern besucht haben, um diese während Krankheiten zu unterstützen (also karitativer Dienst); Frauen während des Gottesdienstes den Friedenskuss brachten u. Ä. In diversen Quellen jener Zeit wird explizit klargestellt, dass Diakonissinen keinen liturgischen Dienst im Sinne des Priesteramtes innehatten.

- Welches meiner Videos vom „Verständnis der Naturwissenschaft in West- und Ostkirche“ handelt, weiß ich jetzt nicht und verstehe auch nicht die Position darin, die kritisiert wird.

- Dass es in der antiochenischen Kirche weibliche Altardienerinen gibt, halte ich weder für verachtenswert, noch für theologisch falsch. Es gibt auch keinen Kanon, der Frauen den Zugang zum Altar verbietet. Dass in den meisten orthodoxen Jurisdiktionen Mädchen nicht zum Altardienst zugelassen werden, hat verschiedene praktische und traditionelle Gründe. Bei mir in der Gemeinde singen viele Mädchen im Chor, wodurch sie ebenfalls praktisch am Vollzug der Liturgie teilnehmen und ihren Dienst an Christus und der Gemeinde leisten.
Orthodoxer. Physikdidaktiker. Rollenspieler. Liberaler. Konservativer. Modernist. Ökumenist.
Alles Titel, mit denen man mich bedenken kann, die deswegen mich trotzdem nicht gänzlich beschreiben.

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Was betet der Bischof in der Göttlichen LIturgie am Ende des Trishagion, während er mit Dikiron u. Trikirion segnet?

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Benutzeravatar
Jeremias
Beiträge: 353
Registriert: Mittwoch 24. März 2010, 14:41

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Jeremias »

Bei der bischöflichen Liturgie: Der Chor singt sein erstes Trisagion, während der Bischof das Dikirion auf das Evangelienbuch stellt. Die Zelebranten wiederholen ihrerseits das Trisagion, während der Bischof mit dem Dikirion über das Evangelienbuch das Kreuzzeichen macht. Der Chor singt sein zweites Trisagion, während der Bischof, in seiner Rechten das Dikirion und in seiner Linken das Kreuz haltend, zu der Heiligen Pforte schreitet.
Der Bischof erhebt die Arme und singt:
Blicke vom Himmel herab, o Gott, und schaue und sieh nach dem Weinstock hier und richte ihn auf, den Deine Rechte gepflanzt hat (Ps 79,16).
Aus: "Der Orthodoxe Gottesdienst, Band 1", Erzpriester Sergius Heitz, 1965.
Orthodoxer. Physikdidaktiker. Rollenspieler. Liberaler. Konservativer. Modernist. Ökumenist.
Alles Titel, mit denen man mich bedenken kann, die deswegen mich trotzdem nicht gänzlich beschreiben.

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Danke für die rasche Antwort. Betet er später noch etwas, wenn er aus dem Altar herausgetreten ist und mit beiden Leuchtern segnet?
Gibt es die Texte von V. Heitz auch online? Ich habe nur das 3-sprachige Liturgiebuch v. A. Kallis und da wird die bischöfliche Liturgie nicht behandelt.

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Hab das Buch online gefunden. Dort ist der Segen am Ende des Trishagion erwähnt, aber kein Gebet, auch nicht, dass der Segen mit beiden Leuchtern gespendet wird. (Ich bilde mir ein, dass die Reihenfolge auch Western, Süden, Norden war...) Das Gebet hat, wenn ich mich nich ganz irre, mit "Gospodi, Gospodi" (oder einer anderen grammatikalische Form) begonnen.
War in der serbischen Kirche.

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Benutzeravatar
Jeremias
Beiträge: 353
Registriert: Mittwoch 24. März 2010, 14:41

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Jeremias »

Puh. Ich habe das gerade nicht vor Augen (das ist leider auch der Teil, wo ich seit Jahren damit beschäftigt bin, die Kinder zu sortieren, damit die Leuchter richtig fürs Evangelium stehen), und bei Vr. Sergius finde ich jetzt auch keine Hinweise. Das könnte eine serbische Besonderheit sein, es könnte auch eine Besonderheit des zelebrierenden Bischofs sein. Da bleibt wohl nur, nochmal nachzufragen bei der Diözese.

Es sei denn, ein serbisch-orthodoxer Christ kann hier im Forum die Aufklärung bringen.
Orthodoxer. Physikdidaktiker. Rollenspieler. Liberaler. Konservativer. Modernist. Ökumenist.
Alles Titel, mit denen man mich bedenken kann, die deswegen mich trotzdem nicht gänzlich beschreiben.

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Danke, ist ja nicht so wichtig. Muss ich halt nächstes Mal genauer aufpassen und versuchen mir die Anfangsworte zu merken. Könnte durchaus auch ein Psalmabschnitt sein.

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7121
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Protasius »

Ich habe mal nach трисвятое архиерейская служба gesucht, und im ersten Ergebnis bei MetaGer auf einer russischen Seite habe ich dieses Gebet gefunden, daß der Bischof betet, während er nach drei Seiten segnet und der Chor das Trisagion singt:
При́зри с небесе́, Бо́же, и виждь, и посети́ виногра́д сей, и утверди́ и, его́же насади́ десни́ца Твоя́
Könnte es das sein? Allerdings segnet er der Beschreibung dort zufolge mit Dikirion und Kreuz.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Athanasius0570 »

Das scheint mir der Psalm zu sein, den Jeremias nach V. Heitz zitiert hat, oder?

Dürfte tatsächlich eine Besonderheit der Serben sein. Ich habe das bei Bischof Andrej (Cilerdzic) innerhalb des letzten halben Jahres 2x gesehen: Er kommt mit beiden Leuchtern heraus (beim ersten Mal war die Kirche nicht sehr voll, da ist er sogar vom Ambo heruntergekommen) und segnet in die 3 Richtungen und spricht 3x das Gebet. Ob es das genannte ist, kann ich wie gesagt erst beim nächsten Mal feststellen. :detektiv:

Br. Elias.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7121
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Protasius »

Athanasius0570 hat geschrieben:
Mittwoch 2. Februar 2022, 12:14
Das scheint mir der Psalm zu sein, den Jeremias nach V. Heitz zitiert hat, oder?

Dürfte tatsächlich eine Besonderheit der Serben sein. Ich habe das bei Bischof Andrej (Cilerdzic) innerhalb des letzten halben Jahres 2x gesehen: Er kommt mit beiden Leuchtern heraus (beim ersten Mal war die Kirche nicht sehr voll, da ist er sogar vom Ambo heruntergekommen) und segnet in die 3 Richtungen und spricht 3x das Gebet. Ob es das genannte ist, kann ich wie gesagt erst beim nächsten Mal feststellen. :detektiv:

Br. Elias.
:tuete: Ja, stimmt; Jeremias' Beitrag von Sonntag hatte ich irgendwie schon wieder aus den Augen verloren.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
Ilija
Beiträge: 690
Registriert: Donnerstag 22. Februar 2007, 13:53
Wohnort: Stuhr

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Es ist tatsächlich eine Besonderheit bei den Serben. An dieser Stelle wird der Titel des Patriarchen und des Bischofs gedacht. Den genauen Text habe ich jetzt leider vergessen. Am Ende wird noch auf Viele Jahre ausgerufen.

Benutzeravatar
Lioba
Beiträge: 3651
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 19:46

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Lioba »

Falls die Frage schon anderswo behandelt wurde gebt mir bitte den Link. Bei uns gibt es eine Serbisch- orthoxe und eine Koptisch-orthodoxe Gemeinde. Die Gottesdienste sind soweit ich weiß nicht in deutsch sonst hätte ich es im passenden Faden verlinkt. Zur Einweihung der koptischen Kirche 2017 kam seinerzeit Tawadros II persönlich und ich verstehe das mit den Titeln nicht ganz- Patriarch von Alexandria ist schon klar aber wieso auch Papst? Welche Bedeutung hat dieser Titel in der Orthodoxie?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema