hallo,
ich war kurz davor, mich ins Kirchenslawische einzudenken, nachdem ich mich 1 Jahr mit dem aktuellen Russischen und danach mit Ukrainisch beschäftigt habe.
Mehere Lehrbücher habe ich jetzt für Kirchenslawisch, die ich für didaktisch gut aufbereitet halte.
Mein Problem heute, so dass ich seit einigen Monaten ins Stocken kam: Die wissenschaftlichen Grammatiken bringen keine allgemeinverständliche Lautlehre des Kirchenslawischen.
Ich vermute auch, und fände es nicht schlecht: Die Praktiker des Kirchenslawischen sehen die Aussprache viel simpler, als die Wissenschaftler. Diese Praktiker nehme ich auch gerne als Lehrer an. Kein Problem.
Gibt´s hier jemanden, der mir zu einem der aktuellen Lehrbücher dir lautliche Umschrift gibt?
Kirchenslawisch
- Robert Ketelhohn
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Re: Kirchenslawisch
Mit dem Kirchenslawischen hat's dieselben Probleme wie mit den anderen Liturgiesprachen Latein und (Alt-)Griechisch: keiner kann exakt sagen, wie das früher ausgesprochen wurde, deshalb wird es jeweils an die Gewohnheiten der Sprecher angepaßt. Hör dir bloß mal an, wie unterschiedlich Deutsche, Italiener, Franzosen oder Amerikaner das Latein aussprechen, dann weißt Du, was ich meine. Jedes Land hat seine eigene Tradition im Gebrauch der historischen Sprachen, daher haben auch die unterschiedlichen Aussprachen durchaus ihre gleichwertige Berechtigung.maliems hat geschrieben:Ich vermute auch, und fände es nicht schlecht: Die Praktiker des Kirchenslawischen sehen die Aussprache viel simpler, als die Wissenschaftler. Diese Praktiker nehme ich auch gerne als Lehrer an. Kein Problem.
Gibt´s hier jemanden, der mir zu einem der aktuellen Lehrbücher dir lautliche Umschrift gibt?
Mit dem Slawischen ist es ähnlich: Je nachdem, ob es von einem Russen, Ukrainer, Serben oder gar einem "Nicht-Slawen" benützt wird, wird es immer in Anlehnung an die jeweilige Muttersprache ausgesprochen werden. (Mir hat übrigens ein Kirchenslawisch-Professor in Rom gesagt, die Bayern hätten phonetisch beste Voraussetzungen für die korrekte Aussprache, weil die slawischen Laute im Bayerischen sehr ähnlich vorkommen.)
(P. S.: Einige Mitbrüder hier im Kreuzgang mögen mir verzeihen, falls sie diese Auskunft wieder einmal als Einmischung in orthodoxe Angelegenheiten betrachten!)
welche nationalität
um beim verbreitetsen zu bleiben:
russisch
was ist der Unterschied von Moscoviter und chold...?
russisch
was ist der Unterschied von Moscoviter und chold...?
- Nietenolaf
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Hallo Maliems; wie sollte man es verstehen, daß Du die Lautumschrift "zu einem der aktuellen Lehrbücher" wünschst? Sollte ich Dir ein Lehrbuch transkribieren oder auf Band sprechen?
Zum (synodalen) Kirchenslawisch ist gar nicht so viel zu sagen.
* Man liest genau das, was da steht.
* Vokale in Nebensilben verflachen nicht wie im Deutschen (es gibt also keine Tendenz zum "Schwa"; wegen diesem kann man Deutsch ja auch so schlecht singen...).
* "e" ist niemals "ё" (jo), wie mitunter im Russischen.
Anosnten hab' ich hier die entsprechende Tabelle aus Truntes "Altkirchenslawisch". Die Spalten bedeuten folgendes:
(1) griech. Majuskel
(2) heutiges Griechisch
(3) Glagolitisch
(4) Kyrillisch
(5) "bürgerliche Schrift" (nach 1700)
(6) Transliteration von (4)
(7) Zahlenwert von (4)
(8 ) Name des kyrillischen Buchstabens von (4).

Du mußt halt nur die Aussprachedifferenzen zum "aktuellen" Kirchenslawisch einplanen. Folgendes gilt für das "Moskowiter" Kirchenslawisch: kein Lautwert mehr für Härte- und Weichheitszeichen, sondern diese erweichen bzw. erhärten den vorangehenden Konsonanten. Zwischen zwei Konsonanten tut ь mitunter auch gar nichts, wie z.B. in тьма. щ ist nicht mehr [št], sondern [š'], der vordere Reduzierte Laut ѫ und dessen jotierte Version ѭ verschwinden bzw. werden zu ѧ und ѩ, die Aussprache ist immer [ja]. ѵ ist , stellenweise aber auch [n]. ѣ unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von e [e].
So, das war jetzt höchst unpräzise, aber es sollte reichen.
Ja, genau, "wieder einmal", Du höchst Ungewürzigter!
Zum (synodalen) Kirchenslawisch ist gar nicht so viel zu sagen.
* Man liest genau das, was da steht.
* Vokale in Nebensilben verflachen nicht wie im Deutschen (es gibt also keine Tendenz zum "Schwa"; wegen diesem kann man Deutsch ja auch so schlecht singen...).
* "e" ist niemals "ё" (jo), wie mitunter im Russischen.
Anosnten hab' ich hier die entsprechende Tabelle aus Truntes "Altkirchenslawisch". Die Spalten bedeuten folgendes:
(1) griech. Majuskel
(2) heutiges Griechisch
(3) Glagolitisch
(4) Kyrillisch
(5) "bürgerliche Schrift" (nach 1700)
(6) Transliteration von (4)
(7) Zahlenwert von (4)
(8 ) Name des kyrillischen Buchstabens von (4).



Du mußt halt nur die Aussprachedifferenzen zum "aktuellen" Kirchenslawisch einplanen. Folgendes gilt für das "Moskowiter" Kirchenslawisch: kein Lautwert mehr für Härte- und Weichheitszeichen, sondern diese erweichen bzw. erhärten den vorangehenden Konsonanten. Zwischen zwei Konsonanten tut ь mitunter auch gar nichts, wie z.B. in тьма. щ ist nicht mehr [št], sondern [š'], der vordere Reduzierte Laut ѫ und dessen jotierte Version ѭ verschwinden bzw. werden zu ѧ und ѩ, die Aussprache ist immer [ja]. ѵ ist , stellenweise aber auch [n]. ѣ unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von e [e].
So, das war jetzt höchst unpräzise, aber es sollte reichen.
taddeo hat geschrieben:(P. S.: Einige Mitbrüder hier im Kreuzgang mögen mir verzeihen, falls sie diese Auskunft wieder einmal als Einmischung in orthodoxe Angelegenheiten betrachten!)
Ja, genau, "wieder einmal", Du höchst Ungewürzigter!
