Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Ostkirchliche Themen.

In welcher Reihenfolge stehen die Engel für die göttlichen Personen?

Von links: Vater, Sohn, Heiliger Geist
5
42%
Von links: Sohn, Vater, Heiliger Geist
0
Keine Stimmen
Von links: Heiliger Geist, Vater Sohn
1
8%
Es gibt keine vorgegebene Reihenfolge
6
50%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 12

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dieser Ikonendarstellung, die die meisten von uns schon gesehen haben und eine Frage treibt mich um…und jetzt meine ich, die Antwort gefunden zu haben, auch wenn sie etwas selber klingt. Es geht um die bekannte "Dreifaltigkeitsikone".
Bild
Der Name spielt auf die biblische Szene an, die dargestellt ist: Die drei fremden Männer zu Gast bei Abraham, im Hintergrund ist sogar die Eiche von Mamre zu sehen — zumindest sehe ich das so. Diese drei Männer (von denen nur einer sprach…) waren wohl Engel, da Gottes Wort noch nicht Fleisch geworden war. Diese Engel nahmen das Bild der Dreieinigkeit voraus…aber welcher Engel steht für welche göttliche Person?
Die erste Erklärung, die ich fand, ging der Reihe nach von links nach rechts, so wie die göttlichen Personen zum Kreuzzeichen und im Glaubensbekenntnis genannt werden: Vater—Sohn—Heiliger Geist.
Später las ich, die erhöhte Person in der Mitte stünde für Gottvater, und der Sohn, im goldenen Gewand, sitzt zu seiner Rechten (von uns gesehen links)
Aber, gestern, als ich im Bett lag und nicht schlafen konnte, kam mir ein Gedanke…die mit Heiligenscheinen umgebenen Köpfe bilden dadurch, daß der Kopf in der Mitte höher liegt, ein Kreuz. Wenn man dieses Kreuz jetzt nachzeichnet, auf die Art, wie der Maler es kannte, also von rechts nach links…dann steht die Person im grünen Gewand für Jesus, und die im goldenen Gewand für den heiligen Geist. Nun wird Jesus selten in einem grünen Gewand dargestellt, strenggenommen habe ich es nur einmal auf einer Ikone vom Korsunskaja-Typ gesehen, aber was würde dagegen sprechen? Das goldene Gewand bei der ersten Person könnte für das Feuer des heiligen Geistes stehen.
Ich habe die Ikone länger betrachtet…nur die Person im grünen Gewand guckt auf den Kelch, Symbol des Opfers. Die Person in der Mitte schaut auf die im goldenen Gewand. Dies könnte dafür stehen, daß der Geist vom Vater (kein filioque ;) ) ausgeht.
Was meint ihr Ikonenspezialisten?
???

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26022
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Erstens fehlen drei mögliche Reihenfolgen. Zweitens sind Engel auf dem Bilde, keine göttli-
chen Hypostasen. Drittens habe ich für Vorschlag vier gestimmt.

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

1. Ich habe nie behauptet, daß die von mir angegebenen Möglichkeiten die einzigen sind. Es sind die drei, die ich vorgestellt habe, wobei die dritte Interpretationsmöglichkeit von mir selbst stammt, plus eine weitere Alternative, die mir öfters durch den Kopf geht.
2. Ich habe niemals das Wort Hypostase verwendet, das stammt von Dir. Wenn ich ein Bild zusammenstelle aus einem Kreuz, einem Anker und einem stilisierten Herz und ich nenne es die göttlichen Tugenden, geht der Betrachter wohl davon aus, daß ich mit dem Kreuz den Glauben, mit dem Anker die Hoffnung, und mit dem Herz die Liebe meine. Damit meine ich nicht, daß unter, hinter oder über den dargestellten Gegenständen sich tatsächlich Glaube, Hoffnung und Liebe befinden.
3. Die von Dir eingestellte Ikone nicht exakt wiedergegeben. Im Original ist im Kelch eindeutig ein abgetrennter Tierkopf zu erkennen, hier sieht er aus wie mit Götterspeise (keine Anspielung!) gefüllt.
???

Benutzeravatar
Nietenolaf
Beiträge: 3053
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
Wohnort: Blasegast

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Nietenolaf »

Wenn man die Engel schon den Hypostasen zuordnen möchte, dann gilt Variante 1.

Weil:

1. Mitte: Gott Sohn,
Bild
(Pantokrator, Byzanz 14. Jh.)

2. Engel links: Gott Vater; "überirdischer" (so sonst ungebräuchlicher) bläulicher Glanz auf dem goldenen Gewand.

3. Engel rechts: Hl. Geist (grünes Gewand)

Wie auch immer. Rubljow war ja nicht dumm, oder hat dem Zufall viel Raum gelassen. Bei der Darstellung des Engels in der Mitte hat er sich mit Sicherheit von bis dato bekannten Christusdarstellungen leiten lassen.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

civilisation
Beiträge: 10481
Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von civilisation »

Es gibt auch eine "Dreifaltigkeitsikone", die vor Rublev entstanden sein soll:

Bild

Großdarstellung:
http://i229.photobucket.com/albums/ee27 ... sSobMK.jpg

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26022
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Robert Ketelhohn »

civilisation hat geschrieben:vor Rubljow entstanden
Glaub’ ich nimmer, die ist jünger.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

civilisation
Beiträge: 10481
Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von civilisation »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
civilisation hat geschrieben:vor Rubljow entstanden
Glaub’ ich nimmer, die ist jünger.
Finde ich auch, deshalb schrieb ich ja "... sein soll".

Dennoch eine schöne Darstellung.

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Hier sind aber die drei dargestellten Engel stark differenziert. Für mich wirkt die links dargestellte Person jünger als die in der Mitte, und die rechte Person hat einen helleren Gesichtston und es wird im Gegensatz zu den anderen Personen weniger Dreidimensionalität angestrebt. Dies steht natürlich auch in einem Zusammenhang zu dem Rechteck über seinem Kopf (was hat dieses zu bedeuten?)
Ein offensichtlicher Unterschied ist, daß die zentrale Person den Betrachter anblickt und nicht die linke Person.
Anmerkung: Wenn ich hier von Personen spreche, spreche ich aus der Sicht eines Betrachters, der die allgemein übliche Deutung als Engel nicht kennt. Der Bericht aus dem Alten Testament läßt ja auch offen, ob es sich bei den geheimnisvollen Besuchern um Engel oder Männer aus Fleisch und Blut handelte. Ich meine damit nicht, daß tatsächlich eine göttliche Person abgebildet ist.
Zum Tierkopf im Kelch…hier ist eine moderne Version der Ikone, in der er deutlicher zu sehen ist als im Original:
http://4.bp.blogspot.com/_jb9XOF3Jkrk/R ... rinity.jpg
???

Mary
Beiträge: 1470
Registriert: Mittwoch 29. Juli 2009, 06:58

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Mary »

Hallo Anneke,

es gibt sehr viele verschiedene Interpretationen deiner Frage.

Meine Frage ist: Müssen wir das überhaupt wissen, welche Figur welche Hypostase darstellen soll? Oder weiter gefragt: War es überhaupt Absicht Rubljovs, die Figuren erkennbar zuzuordnen?

Ich denke, dass diese Absicht nicht bestand, und dass wir daher auch nicht grübeln müssen über der Frage.
Und schon garnicht sollten wir aus der Art der Darstellung Rückschlüsse auf den Vater, den Sohn, den Heiligen Geist ziehen.
Abraham hat in den drei Engeln seinen Herrn und Gott erkannt. Es ist in dem Text eine Ahnung der Offenbarung über die Heilige Dreiheit. Mehr brauche ich, braucht man (?) nicht zu wissen.

Lg Maria
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Niels »

Links: Heiliger Geist, Mitte: Christus, Rechts: Vater.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Interessant, die Deutungsweise habe ich bis jetzt noch nicht gehört…
???

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Peregrin »

Mary hat geschrieben: Meine Frage ist: Müssen wir das überhaupt wissen, welche Figur welche Hypostase darstellen soll? Oder weiter gefragt: War es überhaupt Absicht Rubljovs, die Figuren erkennbar zuzuordnen?
Jedenfalls muß man sich einmal Gedanken machen, welche Engel hier dargestellt sind, bevor man sich darüber Gedanken machen kann, was sie symbolisieren sollen. Margaret Barker behauptet zB irgendwo, daß die Besucher gemäß einer alten Tradition als Michael, Gabriel und JHWH persönlich identifiziert waren, wovon in den folgenden Szenen dann nur mehr die beiden Engel übriggeblieben sind. Sind denen traditionell irgendwelche Farben zugeordnet?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Niels »

"qui ex patre filioque procedit" - der "mittlere Engel" - der Sohn - und der "rechte Engel" - der Vater - blicken auf den "linken Engel" - den Heiligen Geist.

Nachtrag: Mein Beitrag beabsichtigt nicht, hier in der Sakristei zu provozieren. Mir kam halt nur beim Betrachten der Ikone, die hier bei mir neben dem PC hängt, diese Assoziation. Dass Rubljew beim "Schreiben" der Ikone daran nicht unbedingt gedacht hat, liegt auf der Hand.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Rublev als Anhänger des Filioque?
Aber ich könnte mir diese Reihenfolge auch vorstellen…das einzige, was ich mir nicht so recht vorstellen kann, wäre den mittleren Engel dem heiligen Geist zuzuordnen…nicht, weil er nicht zwischen den Vater und den Sohn passen würde, sondern wegen der Kleidung. Im Gegensatz zu den anderen trägt der Engel in der Mitte dunkelgefärbte, nicht glitzernde Kleidung…paßt irgendwie nicht zum heiligen Geist, oder?
???

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Niels »

anneke6 hat geschrieben:Rublev als Anhänger des Filioque?
Aber ich könnte mir diese Reihenfolge auch vorstellen…das einzige, was ich mir nicht so recht vorstellen kann, wäre den mittleren Engel dem heiligen Geist zuzuordnen…nicht, weil er nicht zwischen den Vater und den Sohn passen würde, sondern wegen der Kleidung. Im Gegensatz zu den anderen trägt der Engel in der Mitte dunkelgefärbte, nicht glitzernde Kleidung…paßt irgendwie nicht zum heiligen Geist, oder?
Der mittlere Engel ist der Sohn - Christus ist die Mitte. Der rechte Engel ist der Vater - so sitzt Christus "zur Rechten des Vaters".
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
Nassos
Beiträge: 9048
Registriert: Montag 1. Juni 2009, 01:48

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Nassos »

Hallo,

was sagt denn die Kirche dazu? Das wäre doch eigentlich die richtige Frage...

Nassos
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Benutzeravatar
Nassos
Beiträge: 9048
Registriert: Montag 1. Juni 2009, 01:48

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Nassos »

Ab wann offenbarte sich eigentlich der Heilige Geist?
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Nassos hat geschrieben:Hallo,

was sagt denn die Kirche dazu? Das wäre doch eigentlich die richtige Frage...

Nassos
Eigentlich hatte ich gehofft, ihr Orthodoxen würdet uns da etwas präsentieren…
Diese Interpretation stammt von der Seite einer russisch-orthodoxen Kirche und sie vertritt die erste Meinung: Reihenfolge, wie sie im Glaubensbekenntnis genannt wird:
http://www.holy-transfiguration.org/lib ... ublev.html
Fragt sich nur, in wiefern dies repräsentativ für die Orthodoxie allgemein ist.
Ansonsten…das Bild hängt über meinem Bett, und jeden Abend betrachte ich es, und heute vermute ich, daß vielleicht die Charakterisierung der Engel vielleicht bewußt mehrdeutig ist.
Die Idee von Niels will mir nicht ganz in den Kopf…nicht, weil der erste Engel nicht für den heiligen Geist stehen könnte, sondern weil der dritte Engel für mich zu demütig wirkt, um der Vater zu sein. Er hält den Kopf niedriger als die anderen, und sein Stab ist tiefer geneigt als die der anderen. (Was für eine Bedeutung haben wohl die Stäbe? Sind es die Wanderstäbe der Reisenden?) Und wie ich schon sagte, ich assoziiere den mittleren Engel nicht mit dem heiligen Geist. Ansonsten schwanke ich zwischen den drei von mir zur Auswahl gestellten Ideen und jedes Mal, wenn ich in mein Bett krieche, denke ich an eine andere. :)
???

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26022
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Symbolik liegt in der Zahl.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Mary
Beiträge: 1470
Registriert: Mittwoch 29. Juli 2009, 06:58

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Mary »

Niels hat geschrieben:"qui ex patre filioque procedit" - der "mittlere Engel" - der Sohn - und der "rechte Engel" - der Vater - blicken auf den "linken Engel" - den Heiligen Geist.
...der aus dem Vater hervorgeht...

Ähm... das filioque ist - aus orthodoxer Sicht - eine unerlaubte und falsche Hinzufügung zum Glaubensbekenntnis. Wie um alles in der Welt hätte Rublev drauf kommen sollen, das in seiner Ikone anzudeuten?

Maria
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Mary
Beiträge: 1470
Registriert: Mittwoch 29. Juli 2009, 06:58

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Mary »

anneke6 hat geschrieben:Rublev als Anhänger des Filioque?
Aber ich könnte mir diese Reihenfolge auch vorstellen…das einzige, was ich mir nicht so recht vorstellen kann, wäre den mittleren Engel dem heiligen Geist zuzuordnen…nicht, weil er nicht zwischen den Vater und den Sohn passen würde, sondern wegen der Kleidung. Im Gegensatz zu den anderen trägt der Engel in der Mitte dunkelgefärbte, nicht glitzernde Kleidung…paßt irgendwie nicht zum heiligen Geist, oder?
Liebe Anneke,

warum sollte der Heilige Geist glitzern? Leuchtet mir nicht ein.

Allgemein scheint mir diese Diskussion dahin zu führen, dass man im Zuordnen von Farben und Haltungen etc. die Trinität aufteilen möchte in drei verschiedene "Wesen". Das geht aber nicht.

Wir beten in der Liturgie direkt vor dem Glaubensbekenntnis:
*Lasset uns einander lieben, damit wir einmütig bekennen: Den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, die wesenseine und unteilbare Dreiheit."

Ich kann schon verstehen, dass Du etwas enttäuscht bist, dass Du "von orthodoxer Seite" keine klugen Erklärungen und Tüfteleien zu dieser Ikone bekommst. Der Grund ist sehr einfach: Die Frage stellen wir uns nicht! Es ist nicht wichtig, welche Figur, wen darstellen sollte, weil man das garnicht trennen kann und auch nicht sollte. Wie Robert sagte: Wichtig ist nur, dass es drei sind, dass sie sehr ähnlich sind, ineinander verschmolzen und doch getrennt erfahrbar. Hilft Dir das was?

(Wenn denn, sehe ich übrigens die Figur in der Mitte als Christus. Vermutlich hast Du schon gesehen, dass die Konturen der äusseren Figuren zusammen mit dem Tisch einen Kelch ergeben, in dem, nach dieser Deutung, dann Christus ist, so wie er sich uns geschenkt hat und wir ihn immer noch erfahren dürfen. Aus dem Kelch empfangen wir SEINEN Leib und sein Blut)

Lg Maria
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Benutzeravatar
julius echter
Beiträge: 1518
Registriert: Dienstag 23. Dezember 2008, 09:20
Wohnort: Herbipolensis

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von julius echter »

Ich denk jetzt fangt ihr an zu spekulieren.

Ich gebe einem der Vorredner recht, wenn er meint dass die symbolische "Dreiheit" ausschlaggebend ist.
Honi soit qui mal y pense

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Linus »

Nassos hat geschrieben:Ab wann offenbarte sich eigentlich der Heilige Geist?
Genesis Kapitel 1, Vers 2: " und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser" als Vorschattung dessen, was bei der Taufe des Sohnes (wieder das Wasser) passierte: Johannes 1, 32: Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft.34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Mary hat geschrieben: warum sollte der Heilige Geist glitzern? Leuchtet mir nicht ein.
Das meinte ich auch so nicht. Was ich aber glaube zu sehen, ist ein übernatürliches Leuchten oder Glitzern auf den Gewändern der seitlichen Engel.
Nein, es geht mir nicht darum, bestimmten göttlichen Personen bestimmte Farben zuzuordnen…aber es ist nicht absurd, die Engel bestimmten göttlichen Personen zuzuordnen, denn das wurde bei einer früheren Ikone bereits getan:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... nskaya.jpg
Man vergleiche diesen Text:
As proof of such an attempt, antedating Rublev, the socalled Zyrian Trinity is often nowadays cited…Noteworthy is the Zyrian inscription over the three angels that, according to a widespread view, appears to identify unmistakenly each of the thre figures. It reads "The Father" (lost in restauration) "and the Son and the Spirit". "The Father" relates, according to N.E. Demina*, to the central angel, and "And the Son" refers to the angel on the left; "And the Spirit" corresponds to the angel on the right.
* N.E. Demina is the author of the book in the bibliography "Andrei Rublev and His Circle" (in Russian), Moscow 1972 — Transl.
Bunge, Gabriel: The Rublev Trinity: the icon of the Trinity by the monk-painter Andrei Rublev, Crestwood 27: St. Vladimir's Press, S. 42.

— Du hast Deine Meinung, Mary, aber ich denke, Du kannst nicht für die orthodoxe Denkweise allgemein sprechen, denn diejenigen, die die Beschriftungen in der Zuryanskaya-Ikone hinzugefügt haben, waren wohl auch Orthodoxe.
???

Benutzeravatar
Joseph
Beiträge: 2510
Registriert: Sonntag 15. Juni 2008, 06:41
Wohnort: Canada

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Joseph »

Bild

Die Fragestellung ist eine "nette" Spekulation:

All scholars agree that the three hypostases of the Trinity are represented in Rublev's icon. But there are greatly differing views as to which angel represents which hypostasis. Many see Christ in the middle angel and God the Father in the left. Others see God the Father in the middle angel, and Christ in the left one. The middle angel occupies a special place in the icon: it is set apart not only by its central position, but also by a "regal" turn of its head towards the left angel, and by pointing with its hand towards the cup on the table. Both the turn of the head and the gesture are important clues to the hidden meaning of the icon. Equal among equals, the middle angel has such expressive power that one hesitates not to see in it a symbolic representation of God the Father. On the other hand one cannot fail to notice that the left angel is also essential: two other angels lower their heads towards it and seem to address it. Therefore, if we assume that the left angel is God the Father, the middle angel, dressed in the clothes customarily used in compositions depicting the second person of the Trinity (a blue himation and a crimson tunic), should represent Christ. This amazing and perhaps purposeful encoding of these two persons of the Trinity by Rublev does not give us a clear clue for a single interpretation. Whatever the case, the icon shows a dialogue between two angels: The Father turns to His Son and explains the necessity of His sacrifice, and the Son answers by agreeing with His Father's wish.
http://tars.rollins.edu/Foreign_Lang/Ru ... inity.html

Gruß
Joseph
We are drowning in information and starving for knowledge.

Paul Heliosch
Beiträge: 1615
Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Paul Heliosch »

Vielleicht kann man sich mit dem Inhalt dieses Dokuments ein wenig aus dem Bereich der Spekulation lösen...:
http://www.dioezese-linz.at/kirchenzeit ... serie7.pdf

Benutzeravatar
Nassos
Beiträge: 9048
Registriert: Montag 1. Juni 2009, 01:48

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Nassos »

Hallo Anneke,

vielleicht schreibst Du ja mal einen netten Roman darüber, so à la "Der Da Vinci Code" ;D

Gibt es nicht auch noch die Auslegung, die Ikone symbolisiere gar nicht die Hl. Trias?

Aber am bemerkenswertesten finde ich die Liebe Annekes zu dieser Ikone! Dies ist wohl das, was aus diesem Thread zwischen den Zeilen herausspricht.
Sympathisch :daumen-rauf:

Gruß,
Nassos
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Benutzeravatar
Joseph
Beiträge: 2510
Registriert: Sonntag 15. Juni 2008, 06:41
Wohnort: Canada

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Joseph »

Paul Heliosch hat geschrieben:Vielleicht kann man sich mit dem Inhalt dieses Dokuments ein wenig aus dem Bereich der Spekulation lösen...:
http://www.dioezese-linz.at/kirchenzeit ... serie7.pdf
Leider ist dieses Dokument nur eine andere Spekulation (similar zu dem englischen Text den ich verlinkt habe).... der einzige der definitiv darüber eine Aussage machen kann ist St. Andrej Rublev, und der ist zur Zeit nicht erreichtbar....

Okay, hier ist noch eine "Erklärung." Die Figur in der Mitte ist Christus weil er zwei Finger auf den Tisch hält. Rechts ist Gottvater der einen Finger auf den Tisch hält. Bei Elimination ist die dritte Person dann der Heilige Geist....

Das alles führt zu nichts, gibt aber Kunstkritikern und müßigen Forenteilnehmern Gelegenheit sich die Zeit zu vertreiben und ersteren zudem sich etwas Einkommen zu schaffen...

Joseph, Kunst- und Everything Experte...
We are drowning in information and starving for knowledge.

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von anneke6 »

Wäre mir neu, daß jemals etwas Gutes aus Linz gekommen wäre… :tuete:
???

Benutzeravatar
Joseph
Beiträge: 2510
Registriert: Sonntag 15. Juni 2008, 06:41
Wohnort: Canada

Re: Rublev-Ikone: Die Gastfreundschaft Abrahams…

Beitrag von Joseph »

anneke6 hat geschrieben:Wäre mir neu, daß jemals etwas Gutes aus Linz gekommen wäre… :tuete:
Oh ja Linz. Von dort habe ich hier schon mal etwas nicht so ganz "katholisches" geposted und wurde gerügt.... hahaha. Aber ich muß Anneke darauf hinweisen das es eine Linzer Torte gibt die nicht so ganz ohne ist....!

Joseph, immer um Kulinarisches besorgt
We are drowning in information and starving for knowledge.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema