Lioba hat geschrieben:*Hüstel, mein erster Beitrag, hoffentlich mach´ich´s richtig*.
Klappt doch schon ganz gut. Willkommen.
Öfter höre ich abfällig, interdenominelle oder interkonfessionelle Veranstaltungen würden nur funktionieren, weil man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurückzieht und die Unterschiede beiseite schiebt. Aber wenn dieser Nenner die Liebe zu Christus ist und das Ernstnehmen seiner Worte: dass sie alle eins seien so wie der Vater und ich eins sind, dann scheint mir dieser kleinste gemeinsame Nenner grösser und bedeutender als die Unterschiede.
Naja. Wenn einer der Meinung ist, diese Liebe wird in den Sakramenten der Kirche ganz konkret für den Einzelnen erfahrbar und ein anderer diese für eine abergläubige Erfindung von Trotteln hält, kann dieser Konsens in der Liebe auch recht schnell verpuffen.
Zur Allianzgebetswoche- wenn sie als Anfang von Einheit angesehen wird, wenn auch erstmal beschränkt auf die protestantischen Kirchen, ist sie gut, aber wenn sie als protestantische Front gegen den Rest der bösen Welt daherkommt ist das schlecht.Wie seht ihr das?
Das Problem ist dies: Einigungen innerhalb des Protestantismus laufen irgendwie immer nach links ab, siehe etwa in den Unionskirchen, wo eine reformierte (kalvinistische) Sicht weit verbreitet ist, obschon diese Kirchen traditionell lutherisch waren.
Es scheint mir so zu sein, daß sich der Protestantismus immer weiter von Rom entfernt (einziges mir bekanntes Gegenbeispiel wäre das Oxford-Movement innerhalb der Anglikanischen Kirche), insbesondere wenn man Einigungen zwischen Lutheranern und Reformierten erzielt.
Da die reformierte Tradition – noch stärker als die lutherische – Kirchengeschichte als Verschwörungstheorie betreibt (Postulat eines Urchristentums, welches es wiederherzustellen gelte) ist die linksreformatorische Sicht schon die, daß man eine Front gegen den bösen Rest der Welt (=RKK) bilden müsse. Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.
Aber gemeinsam beten? Das soll tun, wer es kann.
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila