Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

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Niels
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Niels »

Lutheraner hat geschrieben: Ich dachte eigentlich, dass die "Evangelische Allianz" hier bekannter wäre. IDEA kennt hier doch jeder, oder? (IDEA = Informationsdienst der evang. Allianz)
:ja:
Die Homepage besuche ich regelmäßig, aber dass die Evangelische Allianz "dahintersteckt", wusste ich nicht.. (Danke für die Info, wieder was dazugelernt. :) )
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Mellon
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Mellon »

Johaennschen hat geschrieben:Danke.

Wofür wurde denn so gebetet? Dieses Lutherzitat auf der Homepage von denen konnte bei mir jetzt nicht wirklich eine Vorstellung wecken. Wenn einfach für den Glauben gebetet wird – quasi um Bekehrung –, dann hätte ich als kryptokatholischer Lutheraner das Problem, daß die anderen etwas ziemlich anderes damit meinen würden, als ich es tue. Da wäre mir mulmig.

Habe neulich mit Methodisten ein Gebet gesprochen und zu spät gemerkt, daß es theologisch ziemlich bedenklich war, was da gesprochen wurde.
Wenn zu Gott um Bekehrungen gebetet wird, dann hoffe ich zuversichtlich, daß Er mich nicht für mein „Amen“ haftbar machen wird, wenn der Beter andere Schwerpunkte beim Verständnis dieses biblischen Begriffes macht, als der „Amen-Sager“. Ich kann ja nicht bei allen Gebeten den Beter sofort unterbrechen und ein umfangreiches Statement einfordern, wie er was gemeint hat. Da kommt ja keiner mehr zum Beten.
Ich entstamme ja zudem dem landeskirchlichen Pietismus und habe dort entscheidende Dinge gelernt, die ich auch als „Kryptokatholik“ nicht ablegen muß. :)

Bundeserneuerung geschieht ja nicht nur durch eine sakramentale Beichte. Auch jede Teilnahme am der Feier des Herrenmahles (inkl. Kommunion) ist eine solche Erneuerung. Warum nicht auch durch Gebet? Man soll das eine tun und das andere nicht lassen. Freilich würde ich nicht sagen, daß ich den Bund erneuere, der durch mich (und nicht durch Gott!) gebrochen wurde und Gott dann einladen, das zu ratifizieren. Das sähe in meinen Augen so aus, als ob ich meinte, Gott könne froh sein, daß so ein überaus vortrefflicher Kerl wie ich etwas mit Ihm zu tun haben wolle. Ich würde es hier eher halten wie der Prophet Daniel oder wie Nehemia oder Esra …
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget / und durch das Wort sich nährt / und vor dem Wort sich beuget / und mit dem Wort sich wehrt.

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Meißner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Meißner »

Fassen wir also zusammen: bei der Allianzgebetswoche betet eine Gruppe von Evangelikalen um eine Einheit, die den übrigen Christen völlig fremd ist, während bei der ökumen. Gebetswoche die konfessionsübergreifende Fürbitte stattfindet. Recht einfach, dies. :)

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asderrix
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von asderrix »

Meißner hat geschrieben: während bei der ökumen. Gebetswoche die konfessionsübergreifende Fürbitte stattfindet. Recht einfach, dies. :)
Genau, alle gehen mit und keiner weiß wohin.

Bin ich froh dass ich weiß wofür ich bete.
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Mellon
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Mellon »

Meißner hat geschrieben:Fassen wir also zusammen: bei der Allianzgebetswoche betet eine Gruppe von Evangelikalen um eine Einheit, die den übrigen Christen völlig fremd ist, während bei der ökumen. Gebetswoche die konfessionsübergreifende Fürbitte stattfindet. Recht einfach, dies. :)
Diese Zusammenfassung triffts ganz und gar nicht und wirkt auf mich eher polemisch als sachlich.
Die Einheit der Christen ist nur ein Thema der Allianzgebetswoche. Die vorgeschlagenen Gebetsanliegen für die diesjährige Allianzgebetswoche findet man auf den Internetseiten der Evangelischen Allianz (http://www.ead.de). Eingeladen mitzubeten sind nicht nur Evangelikale.
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Lutheraner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lutheraner »

Clemens hat geschrieben:Die Einheit zwischen den Evangelikalen verschiedenster Gruppierungen wird zumeist als in Christo bereits gegeben angesehen (für die muss also nicht gebetet werden), die mit den "liberalen" oder "Heiligenkult" betreibenden Großkirchen dagegen als endzeitliches Abfalls-Phänomen gedeutet, vor dem uns Gott möglichst bewahren möge.
Ist das nicht eine etwas extreme Darstellung? Die Mehrheit der Evangelikalen sind ja Glieder der Landeskirchen.

Ich besuche regelmäßig zwei evangelikale Gottesdienste meiner Landeskirche (beide Gemeinden arbeiten natürlich bei der Allianz mit). Der eine Gottesdienst nennt sich "Messe", dort wird laut Liturgieblatt die "Eucharistie" gefeiert und das Sakrament wird kniend auf den Altarstufen empfangen. Pfarrer und ein Großteil der Gläubigen bekreuzigen sich. Ansonsten ist der Gottesdienst typisch evangelikal mit Lobpreisband, die Gläubigen klatschen zu den Liedern oder reißen (typisch charismatisch) die Arme in die Höhe, etc.
Bei dem anderen evangelikalen Gottesdienst kommen neben freikirchlichen Pastoren und landeskirchlichen Pfarrern auch regelmäßig röm.-kath. Pater als Gastprediger (ein baltischer evang.-luth. Erzbischof war auch schon mal dagewesen).
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Clemens
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Clemens »

Extreme Darstellung? - ich denke nicht.
Allgemeingültige Darstellung? - den Eindruck wollte ich nicht erwecken - sorry.

Es gibt halt solche und solche...

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Lioba
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lioba »

*Hüstel, mein erster Beitrag, hoffentlich mach´ich´s richtig*.
Im Moment ist ja noch ökumenische Gebetswoche-leider konnte ich nicht aktiv teilnehmen, aber ich bin innerlich sehr mit dem Thema befasst.
Öfter höre ich abfällig, interdenominelle oder interkonfessionelle Veranstaltungen würden nur funktionieren, weil man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurückzieht und die Unterschiede beiseite schiebt. Aber wenn dieser Nenner die Liebe zu Christus ist und das Ernstnehmen seiner Worte: dass sie alle eins seien so wie der Vater und ich eins sind, dann scheint mir dieser kleinste gemeinsame Nenner grösser und bedeutender als die Unterschiede.
Zur Allianzgebetswoche- wenn sie als Anfang von Einheit angesehen wird, wenn auch erstmal beschränkt auf die protestantischen Kirchen, ist sie gut, aber wenn sie als protestantische Front gegen den Rest der bösen Welt daherkommt ist das schlecht.Wie seht ihr das?
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Johaennschen
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Johaennschen »

Lioba hat geschrieben:*Hüstel, mein erster Beitrag, hoffentlich mach´ich´s richtig*.
Klappt doch schon ganz gut. Willkommen. :)
Öfter höre ich abfällig, interdenominelle oder interkonfessionelle Veranstaltungen würden nur funktionieren, weil man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zurückzieht und die Unterschiede beiseite schiebt. Aber wenn dieser Nenner die Liebe zu Christus ist und das Ernstnehmen seiner Worte: dass sie alle eins seien so wie der Vater und ich eins sind, dann scheint mir dieser kleinste gemeinsame Nenner grösser und bedeutender als die Unterschiede.
Naja. Wenn einer der Meinung ist, diese Liebe wird in den Sakramenten der Kirche ganz konkret für den Einzelnen erfahrbar und ein anderer diese für eine abergläubige Erfindung von Trotteln hält, kann dieser Konsens in der Liebe auch recht schnell verpuffen.
Zur Allianzgebetswoche- wenn sie als Anfang von Einheit angesehen wird, wenn auch erstmal beschränkt auf die protestantischen Kirchen, ist sie gut, aber wenn sie als protestantische Front gegen den Rest der bösen Welt daherkommt ist das schlecht.Wie seht ihr das?
Das Problem ist dies: Einigungen innerhalb des Protestantismus laufen irgendwie immer nach links ab, siehe etwa in den Unionskirchen, wo eine reformierte (kalvinistische) Sicht weit verbreitet ist, obschon diese Kirchen traditionell lutherisch waren.
Es scheint mir so zu sein, daß sich der Protestantismus immer weiter von Rom entfernt (einziges mir bekanntes Gegenbeispiel wäre das Oxford-Movement innerhalb der Anglikanischen Kirche), insbesondere wenn man Einigungen zwischen Lutheranern und Reformierten erzielt.
Da die reformierte Tradition – noch stärker als die lutherische – Kirchengeschichte als Verschwörungstheorie betreibt (Postulat eines Urchristentums, welches es wiederherzustellen gelte) ist die linksreformatorische Sicht schon die, daß man eine Front gegen den bösen Rest der Welt (=RKK) bilden müsse. Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.

Aber gemeinsam beten? Das soll tun, wer es kann. 8)
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
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Meißner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Meißner »

Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.


Schmerzlich dies, aber so ist es wohl. Allerdings glaube ich nicht mehr an eine Einigung. Es wird eher dahinauslaufen, daß der Zeitgeistprotestantismus ins Leere laufen und untergehen wird.
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Meißner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Meißner »

Aber gemeinsam beten? Das soll tun, wer es kann.

das ist keine Ökumene, sondern eine Selbstverständlichkeit 8)

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Lioba
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lioba »

Aaalso, es gibt schon protestantische Gruppen, die das anders handhaben:
http://www.jesus-bruderschaft.de/

http://www.wigberti.de/

Bei ersterem Link wird es mir immer ein wenig wehmütig um´s Herz, da war ich in meiner Jugend mal Mitlebende auf Zeit.
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Kantorin
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Kantorin »

Lioba hat geschrieben:Aaalso, es gibt schon protestantische Gruppen, die das anders handhaben:
http://www.jesus-bruderschaft.de/

http://www.wigberti.de/

Bei ersterem Link wird es mir immer ein wenig wehmütig um´s Herz, da war ich in meiner Jugend mal Mitlebende auf Zeit.
Ich war im letzten Sommer im Kloster Volkenroda der Jesusbruderschaft und habe 2 Wochen in der Küche gearbeitet. Leider ist dort keine Stelle frei... Die gemeinsamen Gebetszeiten waren das Beste.
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

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Lioba
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lioba »

Hi, Kantorin-für mich waren das 15.00 Uhr- Gebet und die Komplet am wichtigsten. Schön, dass es noch jemanden gibt, der die JB mag. :)
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Lutheraner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lutheraner »

Johaennschen hat geschrieben:Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.
Nun, eine weitere Annäherung an die RKK wir es in absehbarer Zeit nicht geben. Der Papst scheint m.E. leider von Angst getrieben zu sein. Angst ist nie ein guter Ratgeber. Mit der jetzt klar ersichtlich geplanten "Neuinterpretation" des Vat. II wird Rom auch wieder in die Zeit vor dem interkonfessionellen und interreligiösen Dialog zurückkehren. Ökumene scheint also weiterhin nur auf Gemeinde-Ebene möglich zu sein.
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Allons »

Lutheraner hat geschrieben:
Johaennschen hat geschrieben:Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.
Nun, eine weitere Annäherung an die RKK wir es in absehbarer Zeit nicht geben.
Sehe ich auch so und es ist mir ehrlich gesagt auch recht so. Wir sollten erstmal vor unserer eigenen Haustüre kehren. Und da ist wahrlich genug zu tun.

Best, Allons!

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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Allons »

Lutheraner hat geschrieben:
Johaennschen hat geschrieben:Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.
Nun, eine weitere Annäherung an die RKK wir es in absehbarer Zeit nicht geben. Der Papst scheint m.E. leider von Angst getrieben zu sein. Angst ist nie ein guter Ratgeber.
Angst verleiht Flügel, mein Lieber. Das wußten schon die Goten. Wer weiß, was der Bayer im Himmel im Schilde führt? :engel:

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Lutheraner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lutheraner »

Allons hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Johaennschen hat geschrieben:Meiner Meinung nach laufen innerprotestantische Einigungen stets nach links, so daß eine langfristige weitergehende Einigung dadurch in noch weitere Ferne rücken.
Nun, eine weitere Annäherung an die RKK wir es in absehbarer Zeit nicht geben.
Sehe ich auch so und es ist mir ehrlich gesagt auch recht so. Wir sollten erstmal vor unserer eigenen Haustüre kehren.
Ja, aber dazu müsste man auch die inner-evangelische Ökumene (oder das was darunter verstanden wird) ausbremsen.
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taddeo
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von taddeo »

Lutheraner hat geschrieben:Der Papst scheint m.E. leider von Angst getrieben zu sein.
Das würde Dir wohl so passen, mein Lieber?

Ich darf Dir versichern - wenn Du schon mal dem Papst von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hättest, wüßtest Du, daß er weder von irgendwas getrieben wird außer von der Sorge um die Kirche, noch daß er vor irgendetwas Angst hat außer von seinem Herrgott. Ich habe noch nie einen Menschen kennengelernt, der so eine sichere Gelassenheit ausstrahlte wie Papst Benedikt.

(Er fürchtet sich wohl nicht mal davor, daß ihm der Himmel auf den Kopf fällt.)

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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Allons »

taddeo hat geschrieben:(Er fürchtet sich wohl nicht mal davor, daß ihm der Himmel auf den Kopf fällt.)
Kein Wunder, schließlich fraternisiert er ja auch mit den Römern. SPQR fällt mir dazu nur ein.

:nuckel: Grüße, Allons!

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Lutheraner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lutheraner »

@taddeo: Dazu brauche ich dem Papst nicht gegenüberzustehen. Sein Handeln verrät, dass er Angst hat - und Angst ist oft kein guter Ratgeber.
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Raimund J.
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Raimund J. »

Lutheraner hat geschrieben:@taddeo: Dazu brauche ich dem Papst nicht gegenüberzustehen. Sein Handeln verrät, dass er Angst hat - und Angst ist oft kein guter Ratgeber.
Glaub mir, Papst Benedikt XVI. fürchtet nichts, ausser Gott!
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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taddeo
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von taddeo »

Lutheraner hat geschrieben:@taddeo: Dazu brauche ich dem Papst nicht gegenüberzustehen. Sein Handeln verrät, dass er Angst hat - und Angst ist oft kein guter Ratgeber.
"... Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf."

Deine Resistenz gegenüber gutgemeinten Denkanstößen grenzt schon an Borniertheit, mein Guter. Wovor sollte der Papst denn Angst haben? Vor Eurem zerstrittenem Protestantensammelsurium? Soviel Selbstüberschätzung tut schon fast weh ...

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Meißner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Meißner »

Als vor 500 Jahren das Augsburger Bekenntnis verfasst wurde, war man bezügl. "Ökumene" auf jeden Fall weiter als heute.
Eine fragwürdige Christenheit hat sich seitdem entwickelt. :nein:
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Lutheraner
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Lutheraner »

@taddeo: Der Papst hat m.E. Angst vor den Herausforderungen der Moderne. Er biedert sich offensichtlich einer Gruppierung an, die die Gültigkeit seiner Messe ("Wandlungsworte") und seiner Sakramente offen anzweifelt, die seine Gläubigen offen abwirbt und seine Kirche polemisch beschimpft, seinen Weg des interreligiösen Dialogs (den er gestern schon öffentlich verteidigen musste, heute auf der Titelseite der Süddeutschen nachzulesen) scharf kritisiert und sich andererseits aber durch Lippenbekenntnisse zu dieser Kirche und ihre Führung bekennt. Damit gibt der Papst ein letztes Stück Autorität auf. Er verprellt dadurch die Liberalen, verunsichert die gemäßigt Konservativen (es gibt ja auch viele Konservative, die zur sog. "Konzilskirche" stehen) und schlägt damit einen Weg ein, der das Ende der röm.-kath. Volkskirche bedeuten wird (ein Weg, den er übrigens schon in einem seiner Interview-Bücher mit P. Seewald angekündigt hatte).
Aus Angst vor Bedeutungsverlust schlägt er absurderweise einen Weg ein, der zum Bedeutungsverlust führen wird.
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Florianklaus
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Florianklaus »

@Lutheraner: der Papst steuert das Schiff der Kirche mit ruhiger Hand. Er biedert sich nirgends an, sondern versucht, die volle Einheit mit der Piusbruderschaft und ihren Anhängern wiederherzustellen. Dazu ist er als Wahrer und Garant der Einheit der Kirche berufen. Dabei hat er, wie auch schon durch "Summorum pontificum" eindrucksvoll unter Beweis gestellt, keine Angst vor Gegenwind aus den eigenen Reihen und tendenziöser Berichterstattung in der Öffentlichkeit. Im übrigen hat er gegenüber der Piusbruderschaft seine Erwartungen klar formuliert.

Die "Volkskirche" wird dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen, im Leben der durchschnittlichen Pfarrgemeinde spielen die umstrittenen Entscheidungen (leider!) (noch?) keine Rolle.

Bloß weil man mit dem Zeitgeist nicht 100%ig übereinstimmt, bedeutet daß nicht automatisch, daß man Angst vor den Zeitläuften hat. Ich persönlich glaube, daß der Papst eher zu einer Konsolidierung des Katholizismus beiträgt. Sollten einige Liberale die (katholische) Wahrheit nicht vertragen können, so mögen sie für sich die notwendigen Konsequenzen ziehen.

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taddeo
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von taddeo »

Danke, lieber Florianklaus,

Du ersparst es mir, selber auf Lutheraner zu antworten.

Wohin es führen würde, wenn sich der Papst in der von Lutheraner offenbar gewünschten Weise dem Zeitgeist an die Brust werfen würde, sieht man ja am Protestantismus. Der hat bei nüchterner Betrachtung nicht nur mitgliederzahlenmäßig, sondern auch inhaltlich keinerlei Bedeutung mehr. Man kann ja teilweise nicht einmal mehr erkennen, ob das noch alles Christen sind, was da alles unter dem Deckmantel der Reformatoren kreucht und fleucht.

@ Lutheraner:
Übrigens, zu den gemäßigt Konservativen, die hinter dem Konzil stehen, würde ich mich auch zählen. Uns aber verunsichert der Papst nicht nur nicht, uns bestärkt er nachdrücklich im Glauben - auch durch seinen väterlichen Umgang mit der FSSPX.

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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Johaennschen »

taddeo hat geschrieben:...wenn sich der Papst in der von Lutheraner offenbar gewünschten Weise dem Zeitgeist an die Brust werfen würde...
:hae?: Wo hat Lutheraner gesagt, er würde sich das wünschen?
Es ist doch so, daß VII in manchen Punkten einen krassen Bruch mit der Tradition darstellt. Mancher Katholik meint, dies sei lange überfällig gewesen, manch anderer, es sei häretisch. Wenn es nur eine Wahrheit gibt und nicht mehrere, wie will man zwischen den beiden extremen Lagern vermitteln?
Antwort: es wird wohl nicht gehen. Das sieht man bspw. am Protestantismus, wo ja Einigungen zwischen eigentlich unvereinbaren Positionen erzielt wurden, mit der Folge, daß nur noch diejenigen den Kurs wirklich mittragen können, denen solche Fragen letztendlich ziemlich egal sind. Was dann rauskommt, siehst Du heute eigentlich überall in der EKD.

Bedenkt auch dies: die Linken sind nicht gerade dafür bekannt, daß sie eine ihrer Forderungen mal eben aufgeben und sich zurückziehen. Es wird solange getobt, bis man seinen Willen bekommt.
Aber ob der Papst davor wirklich Angst hat, das weiß ich auch nicht...
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Florianklaus »

daß das zweite Vatikanum einen Bruch mit der Tradition darstellt, behaupten nur die Extremisten von rechts oder links. Der Papst und die Mitte der Kirche wissen, daß das Konzil lebendige Tradition ist und seine Texte in einer "Hermeneutik der Tradition" betrachtet und interpretiert werden müssen.

Mir ist ohnehin völlig unverständlich, was manche Kreise z.B. aus "Lumen gentium" alles herauslesen. Der Text belegt fast jeden Satz mit Väterzitaten oder Stellen aus Dekreten früherer Konzile und schärft den päpstlichen Primat nachdrücklich ein. Der sog. "Geist des Konzils" ist ein Phantom, das nur diejenigen herbeirufen, die ihre eigene Auffassung in den Konstitutionen des Konzils nicht wiederfinden.

Raimund J.
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Raimund J. »

taddeo hat geschrieben: Übrigens, zu den gemäßigt Konservativen, die hinter dem Konzil stehen, würde ich mich auch zählen. Uns aber verunsichert der Papst nicht nur nicht, uns bestärkt er nachdrücklich im Glauben - auch durch seinen väterlichen Umgang mit der FSSPX.
:klatsch: :klatsch: :klatsch: So ist es!
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Johaennschen »

Florianklaus hat geschrieben:daß das zweite Vatikanum einen Bruch mit der Tradition darstellt, behaupten nur die Extremisten von rechts oder links.
Schon richtig. Das Konzil selbst stellte keinen Bruch dar, wohl aber die nachkonzilare Deutung desselben.
Ein weiser Mann hat dazu einmal gesagt:
„Nachdem sie nicht erreichte, dass die Menschen praktizieren was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen zu lehren, was sie praktizieren.“
Zum Geist des Konzils sagte derselbe:
„Auf das Zweite Vatikanische Konzil sind nicht Feuerzungen herabgekommen, wie auf die erste Apostelversammlung, sondern ein Bach von Feuer: ein Feuerbach.“
Es war natürlich der gute alte Nicolás Gómez Dávila. 8)
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Marcus
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Re: Allianzgebetswoche - mit Katholiken?

Beitrag von Marcus »

Lieber Lutheraner,

bei Deiner Kritik am Kurs des derzeitigen Papstes bedenke doch bitte, dass auch wir beide durchaus für ein traditionelles, konservatives konfessionell-lutherisches Profil stehen und uns eine theologische Wende in den Landeskirchen, die weg vom Modernismus, theologischen Liberalismus sowie von unionistischen Verbindungen mit Reformierten und dem falschen Ökumenismus führt, geradezu sehnlichst wünschen würden. Wir lehnen kirchliche Gemeinschaft mit Reformierten ab, weil sie in einigen wichtigen Glaubensfragen z. T. erheblich andere Auffassungen als wir vertreten. Ähnlich sehen das konservative Katholiken aber auch, wenn es um das Thema Ökumene mit Lutheranern geht. Da auch wir uns nach einer Kursänderung der nominell ev.-luth. Landeskirchen sehnen, sollten wir jetzt keine Kritik an die Kirchenpolitik des Papstes üben, dem die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit mit den sich dem traditionellen Katholizismus verpflichtet fühlenden Gläubigen am Herzen liegt und dazu neben der Aufhebung der Exkommunikationen der vier FSSSPX-Bischöfen auch weitere kursändernde Maßnahmen einleiten wird. Sollten die ev.-luth. Landesbischöfe jemals in einer entsprechenden Weise auf die konservativen bzw. sehr konservativen Vertreter des Luthertums zugehen, so wollten wir es auch mit Sicherheit nicht, dass uns unsere Freude von Liberalen oder Christen aus anderen Konfessionen, welche die Ökumene mit Lutheranern dann wohl gefährdet sähen, madig gemacht würde. Den Konservativen liegt die Bewahrung des Glaubens am Herzen. Dass man in der Ökumene mit Christen aus anderen Konfessionen eine Gefahr sieht, die zur Relativierung des eigenen Glaubens letztlich führen könnte, dürfte verständlich sein.

LG Marcus
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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