Die Überschrift des Interviews auf evangelisch.de ("Käßmann wünscht sich Papst bei Reformationsjubiläum") ist irreführend. Der Interviewer stellte eine Frage und Margot Käßmann antwortete:
Evangelisch.de: Halten Sie es für denkbar, dass der Papst zum Lutherjubiläum 217 nach Wittenberg kommt?
Käßmann: Ich halte das für denkbar! Es geht ja nicht nur um unsere Kirchengeschichte, es ist eine gemeinsame Geschichte. Luther hat 1541 gesagt: Wir sind auch Erbin der alten Kirche, nur wir trennen uns an diesem Punkt. Wir sind keine Kirche, die erst im 16. Jahrhundert entstanden ist, sondern wir haben eine gemeinsame Geschichte. Danach sind wir verschiedene, aber nicht völlig getrennte Wege gegangen.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sie eine solche Begegnung zwischen Papst und Evangelischen schätzen würde. Was daran unmässig sein soll, weiss ich nicht.
Es ist mir auch klar, dass nicht erwartet werden darf und vermutlich nicht einmal davon geträumt werden darf, dass Benedikt XVI. Wittenberg aufsuchen wird. Und schon gar nicht, wenn die EKD-Vorsitzende Käßmann heisst. (Bereits das Höflichkeitstreffen zwischen Papst und EKD-Spitze anlässlich der Weltjugendtags in Köln machte dieser Papst davon abhängig, dass Käßmann nicht der evangelischen Gesprächsdelegation angehört.) Das Reformationsjubiläum wird allerdings erst 217 sein, in 8 Jahren. Falls Benedikt dann noch leben und Papst sein wird, wird er 9 Jahre zählen und vermutlich allgemein zurückhaltend mit Auslandsreisen sein. Es mag vielleicht jetzt pietätslos erscheinen, doch ist die Möglichkeit nicht ganz auszuschliessen, dass bis dann das gegenwärtige Pontifikat sein natürliches Ende gefunden haben und ein anderer Mann Bischof von Rom sein wird. Dem einen oder anderen Bischof der katholischen Kirche würde ich es durchaus zutrauen, sollte er dann Papst sein, Wittenberg aufzusuchen und damit ein Zeichen des ökumenischen Dialogs zu setzen. Jedenfalls würde ihm dadurch kein Zacken aus der Tiara fallen. Im Gegenteil.