Lioba hat geschrieben:Haiduk hat geschrieben:
Hier ein unvollständige Liste:
- daß der Heilige Geist auch vom Sohn ausginge und nicht allein vom Vater (Filioque)
- daß die Erlösungstat Christi gering geschätzt wird, weswegen Er vielfach nur als ein Lehrer betrachtet wird
- daß kanonisches Recht nicht mehr zu gelten hätte, nachdem Luther es zusammen mit der Bulle, die ihn exkommuniziert hat, verbrannt hatte
- daß die Worte Jesu Christi widersprüchlich seien und nach Gutdünken ausgelegt werden könnten
- daß es eine Kirche Jesu Christi gar nicht gebe, sondern sich sich in verschiedenen Zweigen manifestiere
- daß es im Sinne Jesu Christi wäre, wenn die Reinheit Seiner Braut gering geschätzt würde
Zum filioque weiss ich, dass zumindest die VELKD auch das Bekenntnis ohne selbiges gelten lässt
Die Leugnung der Erlösung war zu keinem Zeitpunkt offizielle lutherische Lehre, sie ist ein modernistischer Unfug, der sich seit dem letzten Jahrhundert unter der Hand breitgemacht hat.
Das Gleiche gilt für die angebliche Wiedersprüchlichkeit der Worte des Herrn.
Beim kanonischen Recht konnte sich Luther eben nicht so recht durchsetzen, noch zu seinen Lebzeiten wurde es in Wittenberg wieder gelehrt. Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem die Schurff- Brüder, die die Wittenberger Universität in den Reformationswirren auf geradem Kurs hielten und sich von Luther nicht die Butter vom Brot nehmen liessen.
Die Vorstellung der unsichtbaren Kirche steht mit Sicherheit im Gegensatz zum orthodoxen Standpunkt.
Den letzten Punkt verstehe ich schlicht nicht.
Ich will damit keineswegs deine Entscheidung in Frage stellen, nur suche ich etwas ratlos das spezifisch lutherische und finde halt nur das Konzept der unsichtbaren Kirche als völlig unvereinbar mit der Orthodoxie.
1. Ja. Nur dieses "kann, muß aber nicht" zieht sich halt überall durch. Deshalb stellt mich das auch nicht zufrieden. Wenn schon bei der Göttlichen Monarchie Wurstigkeit das oberste Prinzip ist, wie soll dann in den Niederungen Seines Reiches Frieden und Ordnung herrschen?
"Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens." (1. Kor. 14, 33)
2. Einerseits baggert der neue EKD-Vorsitzende
selbst in dieser Richtung. Andererseits ist es so, daß die Erlösertat auch in den alltäglichen Aussagen der lutherischen Gemeinschaften keine Rolle mehr spielt. Statt Christus den Erlöser zu predigen, lehrt man einen vorverdauten Brei aus völlig anderen Begründungszusammenhängen (Menschenrechtslehre, Radikalfeminismus, Homoideologie, Holocaust, soziale Gerechtigkeit etc.pp.) als Moralkodex, der dann auf einem mit Bibelversen verzierten Tellerchen serviert wird. So werden den Leuten neue Lasten und Pflichten auferlegt, wobei man sich auf die Autorität Jesu beruft, ihn dabei aber verkürzt wiedergibt. Daß die Worte des Erlösers dann nach Belieben ausgelegt und nicht aus sich selbst heraus begriffen werden, ist die logische Folge: Der Eckstein wird zum Steinbruch und der Erlöser wird zum Lehrer.
3. Daß es immer vereinzelte pockets of resistance gab und bis heute noch gibt, weiß ich natürlich. Nur sehe ich darin halt wieder mal dieses "kann, muß aber nicht".
4. Der letzte Punkt ist die Bilanz wie ich sie sehe. Christus ist der Bräutigam, die Kirche Seine Braut, auf deren Reinheit man acht zu geben hat. Wenn Dir die vorherigen Punkte nicht stichhaltig erscheinen, dann wird Dir diese Metapher auch nichts sagen.
5. Wirklich luther-spezifisch ist die Loslösung der Schriftauslegung von der kirchlichen Lehrautorität. Ich für meinen Teil sehe da einen Zusammenhang mit der Beliebigkeit von heute, auch wenn mir natürlich klar ist, daß man damals gute Gründe für diesen Schritt anführen konnte.
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)