Wege zum evangelischen Glauben

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Marion
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Marion »

Luisa hat geschrieben:@ Melody (und Robert)
Vielen Dank für den Link. Ich kann das gut nachvollziehen, dass Heilsnotwendigkeit der Kirche in diesem Sinne verstanden wird, aber doch Heilsmöglichkeiten auch in anderen kirchlichen Gemeinschaften und sogar Religionen vorhanden sind. Ja, das kann ich so annehmen.
Extra ecclesiam nulla salus (Damit ist natürlich die Kirche mit dem Papst gemeint :) also die römisch katholische )

Papst Pius IX sagt:
Im Glauben müssen wir festhalten, daß außerhalb der apostolischen, römischen Kirche niemand gerettet werden kann; sie ist die einzige Arche des Heils und jeder, der nicht in sie eintritt, muß in der Flut untergehen. Aber ebenso müssen wir sicher daran festhalten, daß von dieser Schuld vor den Augen des Herrn niemand betroffen wird, der da lebt in unüberwindlicher Unkenntnis der wahren Religion.


Es ist also (laut römisch katholischer Lehre) theoretisch möglich, daß auch jemand der nicht in die römisch katholische Kirche eintritt gerettet werden kann. Er darf sie allerdings nicht kennen und auch nicht selber Schuld sein daran, daß er sie nicht kennt.
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FranzSales
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von FranzSales »

Lieber Moser,

schön, dass Du dem Herr an dem Platz folgst, wo Dich der Herr hingestellt hat. Wer weiß, wo Du und Deine Frau mal landen.
Ich kann nur so viel sagen: Ohne die Brüder und Schwestern in der FeG (Freie ev. Gemeinde) wäre ich heute kein Katholik und schon gar kein Christ mehr. Dort habe ich erlebt, wie ganz normale Menschen versuchen Christus nachzufolgen. Und zwar mit einem Ernst und einer Freude, die dem Durchschnittskatholiken völlig fremd ist. Der christliche Glaube wurde mir von denen und nicht von Katholiken gezeigt. Der Herr hat Leute im Stall, wo die Tradis hier im Forum nicht mal im entferntesten daran denken.
Rein theologisch gesehen, kann ich mittlerweile mit der FeG und ihren reformierten Wurzeln nicht mehr so viel anfangen. Allerdings machen die -aus katholischer Sicht- aus dem "wenigen" was sie haben oft viel mehr, als die Katholiken, die doch angeblich aus der "Fülle" schöpfen sollten.
Viele Evangelische sind katholischer als die Katholiken, mit denen man jeden Sonntag vor den Altar tritt. :tuete:

"Christus resurrexit vere"
Zuletzt geändert von FranzSales am Freitag 29. Juli 2011, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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FranzSales
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von FranzSales »

Was fasziniert denn am römisch-katholischen Eucharistieverständnis, wenn ich Fragen darf?
Das was Luther bereits Zwingli geantwortet hat: Das IST mein Leib.
In der Tat: Es ist der Herr! :huhu:
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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Amen!

Aber ich kann ebenso wie Franz von Sales bezeugen, dass es Freikirchler waren und immer wieder mal sind, die mir das Christsein im Alltag nahegebracht haben.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

HeGe
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von HeGe »

Luisa hat geschrieben:Nun bin ich dabei, mir das theologische Wissen über die Messe anzueignen und staune, was noch alles dazugehört: Richtiges Opfer, in das ich mich selbst mit hineinlegen kann, das Verbundensein mit den nicht sichtbaren Teilen der Kirche z. B. Ich fühle, dass ich das alles noch gar nicht erfassen kann und dass es lange dauern wird, bis ich (mal abgesehen von der Eucharistie-Empfang) wirklich mit ganzer Hingabe und großem (klar, nicht völligem) Begreifen mitfeiern kann.
Theologisches Wissen... :/ Es muss natürlich jeder selber seinen Zugang zu den Dingen finden, aber ob man das Opfer unseres Herrn durch Wissenschaft und Bücher begreifen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Versuche doch lieber, diese unglaubliches Liebestat, die uns im eucharistischen Messopfer jedesmal vergegenwärtigt wird, mit dem Herzen zu begreifen und seine Liebe zu erwidern. Ich könnte mir vorstellen, dass diese innere Reflektion und Erwiderung der Liebe, Gott lieber sind, als wenn jeder alle Einzelheiten der Transsubstantionslehre herunterbeten kann.
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Luisa
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Luisa »

HeGe hat geschrieben:Theologisches Wissen... :/ Es muss natürlich jeder selber seinen Zugang zu den Dingen finden, aber ob man das Opfer unseres Herrn durch Wissenschaft und Bücher begreifen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Versuche doch lieber, diese unglaubliches Liebestat, die uns im eucharistischen Messopfer jedesmal vergegenwärtigt wird, mit dem Herzen zu begreifen und seine Liebe zu erwidern. Ich könnte mir vorstellen, dass diese innere Reflektion und Erwiderung der Liebe, Gott lieber sind, als wenn jeder alle Einzelheiten der Transsubstantionslehre herunterbeten kann.
Ich dachte mir schon, dass so eine Antwort kommt ;) und finde sie auch völlig in Ordnung. Mir geht es auch nicht um das Erfassen des Glaubens in der Theorie, sondern um das ganz simple Wissen, woraus die Messe besteht. Mir ging es so: Ich komme da in einen mir völlig fremden Gottesdienst mit einer völlig fremden Liturgie. Und erhalte dazu keinerlei Infos. Warum wird an der Stelle das und das gesungen, bekannt, gebetet, gesagt? Was ist der Hintergrund der einzelnen Teile? Darum habe ich mich dann im Internet ein bisschen schlau gemacht und angefangen Bücher zu lesen. Das gab dem Ganzen dann nochmal viel mehr Tiefe.

Das ist das eine, die andere Seite ist das, was du beschreibst, mit dem Herzen dabei sein und auf Gottes Liebe antworten, in meinem persönlichen Gebet und in der Messe.
"Ich habe noch Tau in meinen Haaren aus Tälern der Menschenfrühe ...
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Luisa
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Luisa »

FranzSales hat geschrieben:Ohne die Brüder und Schwestern in der FeG (Freie ev. Gemeinde) wäre ich heute kein Katholik und schon gar kein Christ mehr. Dort habe ich erlebt, wie ganz normale Menschen versuchen Christus nachzufolgen. Und zwar mit einem Ernst und einer Freude, die dem Durchschnittskatholiken völlig fremd ist. Der christliche Glaube wurde mir von denen und nicht von Katholiken gezeigt.
Ich bin in der ev. Kirche aufgewachsen bis zur Konfirmation und bin später in der FeG Christin geworden. Ich möchte meine Freikirchenzeit auch nie missen und bin dafür dankbar. Aber es war nur eine Etappe auf dem Weg, wie mir jetzt klar wird.

Und ich erlebe es auch manchmal so, dass Leute in Freikirchen und engagierte gläubige Katholiken gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Und dann eben doch, weil die Eucharistie samt Kirchen- und Priesterverständnis nochmal eine andere Dimension ist.
Zuletzt geändert von Luisa am Samstag 30. Juli 2011, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Melody
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Melody »

Luisa hat geschrieben:Mir geht es auch nicht um das Erfassen des Glaubens in der Theorie, sondern um das ganz simple Wissen, woraus die Messe besteht. Mir ging es so: Ich komme da in einen mir völlig fremden Gottesdienst mit einer völlig fremden Liturgie. Und erhalte dazu keinerlei Infos. Warum wird an der Stelle das und das gesungen, bekannt, gebetet, gesagt? Was ist der Hintergrund der einzelnen Teile? Darum habe ich mich dann im Internet ein bisschen schlau gemacht und angefangen Bücher zu lesen. Das gab dem Ganzen dann nochmal viel mehr Tiefe.

Das ist das eine, die andere Seite ist das, was du beschreibst, mit dem Herzen dabei sein und auf Gottes Liebe antworten, in meinem persönlichen Gebet und in der Messe.
Ich sehe das ganz genau wie Du und hab es ganz genauso gemacht. Zunächst mal benötigt man doch Informationen, die einem Katholiken komischerweise nicht geben können...

Wie ich schon an anderer Stelle sagte, hinterfrage ich alles. Das halte ich aber auch für sinnvoller, als wenn manch gebürtiger Katholik gar nicht weiß, warum er irgendwas tut, die Folge solch eines Verhaltens ist doch dann, dass die Protestantisierung der katholischen Kirche voranschreiten kann, weil die Leute meinen, es ist eh alles gleich und egal.

Dass wir den Herrn gleichzeitig in unser Herz lassen müssen und wir Ihm dort eine Wohnung bereiten und uns einfach mit Ihm vereinigen, ist das andere. Für mich schließen sich Herz und Verstand nicht aus.

PS:
Luisa, Dein Zitat im obigen Beitrag ist verkehrt, das war von FranzSales. Wenn Marion sieht, was da unter ihrem Namen steht, fällt sie gewiss in Ohnmacht... :D
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Luisa
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Luisa »

Ach ja Melody, das spricht mir aus dem Herzen. Ich hab auch schon oft gedacht, dass es schön wäre, wenn in katholischen Kirchen so eine Art "Messfahrplan" ausläge, worin kurz alles erläutert würde. Das wäre für viele, die nicht so oft im Gottesdienst sind, eine große Hilfe!


Melody hat geschrieben: Luisa, Dein Zitat im obigen Beitrag ist verkehrt, das war von FranzSales. Wenn Marion sieht, was da unter ihrem Namen steht, fällt sie gewiss in Ohnmacht... :D
Ups, danke, hab ich geändert.
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HeGe
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von HeGe »

Luisa hat geschrieben:Ich dachte mir schon, dass so eine Antwort kommt ;) und finde sie auch völlig in Ordnung. Mir geht es auch nicht um das Erfassen des Glaubens in der Theorie, sondern um das ganz simple Wissen, woraus die Messe besteht. Mir ging es so: Ich komme da in einen mir völlig fremden Gottesdienst mit einer völlig fremden Liturgie. Und erhalte dazu keinerlei Infos. Warum wird an der Stelle das und das gesungen, bekannt, gebetet, gesagt? Was ist der Hintergrund der einzelnen Teile? Darum habe ich mich dann im Internet ein bisschen schlau gemacht und angefangen Bücher zu lesen. Das gab dem Ganzen dann nochmal viel mehr Tiefe.
Das, was du jetzt beschreibst, ist natürlich völlig in Ordnung, sogar sehr löblich. Selbstverständlich solltest du dir, genauso wie jeder Christ, ein gewisses Grundwissen über die Messe und ihre Bestandteile aneignen. :daumen-rauf:

Ich würde das nur nicht unbedingt mit "theologischem Wissen" umschreiben, das hört sich für mich zu sehr nach übertriebener Wissenschaftlichkeit an. Was du beschreibst, ist dann eher katechetisches Allgemeinwissen.
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ad-fontes
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von ad-fontes »

FranzSales hat geschrieben: Rein theologisch gesehen, kann ich mittlerweile mit der FeG und ihren reformierten Wurzeln nicht mehr so viel anfangen. Allerdings machen die -aus katholischer Sicht- aus dem "wenigen" was sie haben oft viel mehr, als die Katholiken, die doch angeblich aus der "Fülle" schöpfen sollten.
Da ist sicherlich was wahres dran.


In den USA sind übrigens mehrere evangelikale Gemeinden orthodox geworden.


War das für dich nie eine Option?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Marion
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Marion »

Moser hat geschrieben:wenn auch ich mal von meinen Konversions-Erfahrungen berichte
Das ist eine interessante Geschichte, ich danke dir dafür :)

Zwei paar Fragen dazu.

Glaubst du, daß es eine reale Wahrheit gibt, was die Religionen angeht, also eine die für alle gilt und auch in echt existiert (nicht nur in den Köpfen und Herzen des einzelnen sondern auch draußen in der Geschichte), andere dagegen falsch sind und vom Widersacher gegründet?

Meinst du, daß es ein Zeichen ist von "die Wahrheit gefunden", wenn man sich wohl fühlt, also wenn es sich angenehm anfühlt und es besser (als was anderes) in das eigene Leben passt?
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iustus
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von iustus »

Marion hat geschrieben: Es ist also (laut römisch katholischer Lehre) theoretisch möglich, daß auch jemand der nicht in die römisch katholische Kirche eintritt gerettet werden kann. Er darf sie allerdings nicht kennen und auch nicht selber Schuld sein daran, daß er sie nicht kennt.
So ist es:
Das Zweite Vatikanische Konzil in Lumen Gentium hat geschrieben:Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. (...)

Wer (...) das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen. Die göttliche Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen.

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Nassos
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Nassos »

Wie passt hier bitte Lumen Gentium mit den sog. Schwesternkirchen zusammen?
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lutherbeck
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von lutherbeck »

...Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. (...) ...
Nun gut - daß ausgerechnet die kath. Kirche dies so schreibt ist ja nun wirklich nicht verwunderlich...

Läßt man in obigem Satz das Wort "katholisch" weg hört sich die Sache etwas anders an!

Freilich kann man aus diesem Satz auch dann noch darauf schließen, daß alle anderen Menschen ( Juden, Muslime, Buddhisten usw. ) nicht gerettet werden können - schließlich kann dank Internet u.a. heutzutage kaum einer behaupten noch nie etwas vom Christentum gehört zu haben...

Aber die Wege des HERRN sind unergründlich!

Und auch die kath. Kirche gibt "den Rest der Welt" beruhigenderweise nicht verloren; aus

http://de.wikipedia.org/wiki/Lumen_Gent ... hen_Kirche:
VII. Der endzeitliche Charakter der pilgernden Kirche und ihre Einheit mit der himmlischen Kirche:

In der himmlischen Herrlichkeit wird die ganze Menschheit und die mit ihr innigst verbundene, „jetzt noch seufzende und in Wehen liegende“ Welt vollkommen erneuert werden. Diese Wiederherstellung hat in Christus bereits eingesetzt und setzt sich durch den Heiligen Geist in der Kirche fort (48).
Und auch im Vatikan spricht man immer wieder von "allen Menschen guten Willens"!

Zudem erkannt man ja gegenseitig die Taufen als gültig an - und damit auch die Teilhabe am Reich des HERRN!
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Pilgerer
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Pilgerer »

Soweit ich es sehe, gibt es für die Menschen zwei Optionen: a) Auferstehung mit Jesus Christus oder b) das Gericht.

Die Begründung dafür ist in Offenbarung 20 zu sehen.
Erst heißt es: "ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.5 Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. 6 Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre."
Diese tausend Jahre lassen sich als "für immer" auslegen. Denn Jesus sagt an anderer Stelle, dass wer mit ihm lebt, nimmermehr sterben wird. Nicht jeder Christ kommt dahin, sondern die, die nicht das Tier und sein Zeichen anbeten, sondern den dreieinigen Gott mehr als alles andere fürchten.
Wer nicht mit Jesus Christus aufersteht, kommt offensichtlich ins Gericht, wie es weiter heißt: "die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken."

Für die, die nicht an der Auferstehung Jesu teilhaben, kommt es also auf die Werke an. Das gilt für Juden, Muslime, Buddhisten, Atheisten ... und auch für Christen, die den entscheidenden Schritt hin zur Auferstehung Jesu Christi nicht gegangen sind. Das kann auch fromme Christen treffen, die mehr auf ihre eigene Frömmigkeit vertrauen als auf die Zusammenarbeit mit Gott.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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asderrix
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von asderrix »

Pilgerer hat geschrieben:und auch für Christen, die den entscheidenden Schritt hin zur Auferstehung Jesu Christi nicht gegangen sind. Das kann auch fromme Christen treffen, die mehr auf ihre eigene Frömmigkeit vertrauen als auf die Zusammenarbeit mit Gott.
Entschuldigung, das verstehe ich aber nun gar nicht, ein Christ, der den entscheidenden Schritt hin zur Auferstehung Jesu Christi nicht gegangen ist, ist für mich so was wie ein weißer Rappe.
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

iustus
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von iustus »

Nassos hat geschrieben:Wie passt hier bitte Lumen Gentium mit den sog. Schwesternkirchen zusammen?
Über die äußerte sich das Zweite Vatikanische Konzil in Lumen Gentium auch:
Mit jenen, die durch die Taufe der Ehre des Christennamens teilhaft sind, den vollen Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft unter dem Nachfolger Petri nicht wahren, weiß sich die Kirche aus mehrfachem Grunde verbunden. Viele nämlich halten die Schrift als Glaubens- und Lebensnorm in Ehren, zeigen einen aufrichtigen religiösen Eifer, glauben in Liebe an Gott, den allmächtigen Vater, und an Christus, den Sohn Gottes und Erlöser, empfangen das Zeichen der Taufe, wodurch sie mit Christus verbunden werden; ja sie anerkennen und empfangen auch andere Sakramente in ihren eigenen Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften. Mehrere unter ihnen besitzen auch einen Episkopat, feiern die heilige Eucharistie und pflegen die Verehrung der jungfräulichen Gottesmutter. Dazu kommt die Gemeinschaft im Gebet und in anderen geistlichen Gütern; ja sogar eine wahre Verbindung im Heiligen Geiste, der in Gaben und Gnaden auch in ihnen mit seiner heiligenden Kraft wirksam ist und manche von ihnen bis zur Vergießung des Blutes gestärkt hat. So erweckt der Geist in allen Jüngern Christi Sehnsucht und Tat, daß alle in der von Christus angeordneten Weise in der einen Herde unter dem einen Hirten in Frieden geeint werden mögen.

iustus
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von iustus »

lutherbeck hat geschrieben: Freilich kann man aus diesem Satz auch dann noch darauf schließen, daß alle anderen Menschen ( Juden, Muslime, Buddhisten usw. ) nicht gerettet werden können - schließlich kann dank Internet u.a. heutzutage kaum einer behaupten noch nie etwas vom Christentum gehört zu haben...
Genau so ist es.

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Nassos
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Nassos »

Nassos hat geschrieben:Wie passt hier bitte Lumen Gentium mit den sog. Schwesternkirchen zusammen?
:patsch: Frage im falschen Bereich :patsch:
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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Ne, das passt schon, Nassos. Verwirrend war, dass in der Debatte zuerst auf die Passagen Bezug genommen wurde, die sich mit den Nichtchristen befassen. Gerade durch deine Frage und iustus Antwort kam die Sache wieder ins richtige Gleis.
Man könnte nun weiterdiskutieren, ob sich die von iustus zitierte Passage aus katholischer Sicht auch auf Konvertiten bezieht, die aus der katholischen Kirche ausgetreten sind. Das ist hier aber nicht das eigentliche Thema.
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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Bitte Strangthema im Auge behalten. Natürlich können Fragen und Kritik geäussert werden, Diskussionen zu theologischen und katechetischen Fragen aber bitte in den entsprechenden Strängen führen.
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Lutheraner
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lutheraner »

Luisa hat geschrieben:
Bischof hat geschrieben:Was fasziniert denn am römisch-katholischen Eucharistieverständnis, wenn ich Fragen darf?
Wie gesagt, ich bin noch ganz am Anfang ... Ich kannte das Abendmahl bisher nur aus evangelisch-lutherischen Kirchen (im Kreis, mit Segen, das übriggebliebene Brot steht anschließend in der Küche rum) und Freikirchen (am Platz, meist stummes Weiterreichen). Ich fand das schon immer irgendwie unbefriedigend, ohne dass ich formulieren konnte warum. Als ich zum ersten Mal mit offenem Herzen (!) an einer Messe teilnahm, war mir klar, was fehlte ... Hier geschah ja etwas ganz anderes! Hier war Christus wirklich da. Und jedesmal wieder treibt es mich förmlich auf die Knie.
Interessant, meine Erfahrungen sind hier genau gegenteilig. In der evang.-luth. Kirche geschieht die Sakramentsausteilung mit viel mehr Erfurcht und Würde als in der Kath. Kirche. In der Kath. Kirche erlebe ich in den unterschiedlichsten Gemeinden fast nur das "Schlange stehen - Hostie in die Hand kriegen - in den Mund schieben und kauend (und manchmals auch sich unterhaltend) zum Platz laufen".

Ich der evang.-luth. Kirche wird das Sakrament in beiderlei Gestalt ausgeteilt, so wie der HErr es befohlen hat. In konservativeren Gemeinden empfängt man es kniend am Altar, in den meisten landeskirchlichen Gemeinden stehend im Kreis um den Altar. Auch letzteres habe ich meist sehr viel würdiger empfunden als die Kath. "Schlangenkommunion".

Zu welcher Landeskirche gehörst Du denn? Da gibt es leider einige, die nur noch dem Namen nach lutherisch sind. Bevor Du den Fehler machst, zur Kath. Kirche zu konvertieren - besuche mal bei einem Gottesdienst der Selbständigen Evang.-Luth. Kirche. Schau mal hier, vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe eine Gemeinde? Gib Dir selbst diese Chance, bevor Du einen Weg einschlägst, der - aus meiner Sicht - falsch ist und Dich vom Glauben wegführen kann.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Ob die Entscheidung zur Konversion richtig ist, wird wahrscheinlich jeder nach seinem Bekenntnis beurteilen.
Aber ich frage mich, ob es so etwas wie richtige Kriterien gibt, nach denen wir entscheiden sollten.
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Moser
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Moser »

Lutheraner hat geschrieben: Interessant, meine Erfahrungen sind hier genau gegenteilig. In der evang.-luth. Kirche geschieht die Sakramentsausteilung mit viel mehr Erfurcht und Würde als in der Kath. Kirche. In der Kath. Kirche erlebe ich in den unterschiedlichsten Gemeinden fast nur das "Schlange stehen - Hostie in die Hand kriegen - in den Mund schieben und kauend (und manchmals auch sich unterhaltend) zum Platz laufen".

Ich der evang.-luth. Kirche wird das Sakrament in beiderlei Gestalt ausgeteilt, so wie der HErr es befohlen hat. In konservativeren Gemeinden empfängt man es kniend am Altar, in den meisten landeskirchlichen Gemeinden stehend im Kreis um den Altar. Auch letzteres habe ich meist sehr viel würdiger empfunden als die Kath. "Schlangenkommunion".
Volle Zustimmung! :klatsch:
Lutheraner hat geschrieben: Bevor Du den Fehler machst, zur Kath. Kirche zu konvertieren...
Irgendjemand musste das mal SO deutlich sagen :-)

Aber ich möchte hinzufügen: Besser katholisch als gar nix :blinker:

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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Ihr Männer, liebe Brüder, woher wollt ihr wissen, ob ihre Entscheidung falsch ist ? Deshalb meine Frage nach den Kriterien.

Die Äusserung "lieber katholisch als nix" erscheint mir übrigens recht rüde gegenüber unseren katholischen Gastgebern. Bitte beachtet die Unterforenregeln. Gilt für alle Seiten. Wir Evangelen dürfen hier in Ruhe und ohne uns ständig rechtfertigen zu müssen, evangelisch sein. Andererseits sollten wir unserern Freiraum nicht nutzen, um gezielte Hiebe auf Katholen und Orthos loszulassen.
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lutheraner »

Moser hat geschrieben:Nachdem ich viele Beiträge in diesem Thread [Refektorium - Anm. Mod]mit Interesse gelesen habe, dachte ich es könnte Euch interessieren wenn auch ich mal von meinen Konversions-Erfahrungen berichte – nur dass diese eben in die andere Richtung gehen.

Ich wurde katholisch getauft (in der bekannten Basilika in Weingarten, die mit der Heilig-Blut-Reliquie). Meine Eltern sind allerdings beide nicht gläubig und beide schon lange aus der Kirche ausgetreten.

.....
Vielen Dank für diesen schönen Bericht!
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Melody »

Lutheraner hat geschrieben:Interessant, meine Erfahrungen sind hier genau gegenteilig. In der evang.-luth. Kirche geschieht die Sakramentsausteilung mit viel mehr Erfurcht und Würde als in der Kath. Kirche. In der Kath. Kirche erlebe ich in den unterschiedlichsten Gemeinden fast nur das "Schlange stehen - Hostie in die Hand kriegen - in den Mund schieben und kauend (und manchmals auch sich unterhaltend) zum Platz laufen".
Ja, aber sowas kritisieren die meisten Katholiken hier im Forum doch auch fortwährend...

Seit dem Konzil liegt einiges im argen.

Aber das ändert ja nichts an der Wahrheit des katholischen Glaubens, so wie er über Jahrhunderte gelehrt und praktiziert wurde...

(Sorry, ich weiß, in welchem Unterforum ich gelandet bin.)

Missstände sind leider Missstände, die man beim Namen nennen muss, ja.
Aber das tut uns ernsthaften Katholiken ja ebenso weh... :/

Ich hab jedenfalls für mich definitiv gespürt, dass nur die Katholiken wirklich den Leib Christi haben. Ich hatte ja verbotenerweise (nicht meine eigene Schuld) als Protestant schon kommuniziert. Und der Unterschied zu meinem letzten Abendmahl bei den Protestanten konnte halt größer nicht sein. Da wusste ich, dass ich konvertieren muss...
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lutheraner »

Lioba hat geschrieben:
Die Äusserung "lieber katholisch als nix" erscheint mir übrigens recht rüde gegenüber unseren katholischen Gastgebern.
Ich finde die Aussage nicht rüde. Ich habe viele Verwandte und Bekannte, die ungläubig sind und das tut mir stellenweise schon weh. Meine Großmutter war eine sehr fromme Katholikin. Ich habe erst kürzlich die Kirche besucht in die sie immer gegangen ist. Ich weiß nicht, wie ihr Glaube war (ich habe sie nie kennengelernt), aber ich bin froh darüber, dass sie gläubige Christin war und dadurch fühle ich mich ihr in besonderer Form nahestehend. "Lieber Katholisch als nix" gilt auch hier - im positiven Sinne.
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Marcus
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Marcus »

Lutheraner hat geschrieben:
Luisa hat geschrieben:
Bischof hat geschrieben:Was fasziniert denn am römisch-katholischen Eucharistieverständnis, wenn ich Fragen darf?
Wie gesagt, ich bin noch ganz am Anfang ... Ich kannte das Abendmahl bisher nur aus evangelisch-lutherischen Kirchen (im Kreis, mit Segen, das übriggebliebene Brot steht anschließend in der Küche rum) und Freikirchen (am Platz, meist stummes Weiterreichen). Ich fand das schon immer irgendwie unbefriedigend, ohne dass ich formulieren konnte warum. Als ich zum ersten Mal mit offenem Herzen (!) an einer Messe teilnahm, war mir klar, was fehlte ... Hier geschah ja etwas ganz anderes! Hier war Christus wirklich da. Und jedesmal wieder treibt es mich förmlich auf die Knie.
Interessant, meine Erfahrungen sind hier genau gegenteilig. In der evang.-luth. Kirche geschieht die Sakramentsausteilung mit viel mehr Erfurcht und Würde als in der Kath. Kirche. In der Kath. Kirche erlebe ich in den unterschiedlichsten Gemeinden fast nur das "Schlange stehen - Hostie in die Hand kriegen - in den Mund schieben und kauend (und manchmals auch sich unterhaltend) zum Platz laufen".

Ich der evang.-luth. Kirche wird das Sakrament in beiderlei Gestalt ausgeteilt, so wie der HErr es befohlen hat. In konservativeren Gemeinden empfängt man es kniend am Altar, in den meisten landeskirchlichen Gemeinden stehend im Kreis um den Altar. Auch letzteres habe ich meist sehr viel würdiger empfunden als die Kath. "Schlangenkommunion".

Zu welcher Landeskirche gehörst Du denn? Da gibt es leider einige, die nur noch dem Namen nach lutherisch sind. Bevor Du den Fehler machst, zur Kath. Kirche zu konvertieren - besuche mal bei einem Gottesdienst der Selbständigen Evang.-Luth. Kirche. Schau mal hier, vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe eine Gemeinde? Gib Dir selbst diese Chance, bevor Du einen Weg einschlägst, der - aus meiner Sicht - falsch ist und Dich vom Glauben wegführen kann.
Dass die heutige praktizierte Form des Kommunionsempfanges infolge der Verwirrungen in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch ein Grund ist, weshalb die Ehrfurcht vor dem Leib Christi auch in der RKK stetig am abnehmen ist, wird so auch durchaus von katholischen Traditionalisten und Konservativen gesehen. Wo die gründliche Katechese über das Wesen und die Bedeutung des Sakramentes ausbleibt, die Hürden zur Teilnahme an der Kommunion faktisch abgeschafft worden sind (zumindest in der deutschen Alltagspraxis), dafür aber die Gemeinde nicht nur zur Teilnahme eingeladen wird, sondern sogar noch ein gewisser Teilnahmedruck herrscht, wird es zwangsläufig zu Missbräuchen kommen bzw. die Feier der Eucharistie wird zu einem schlichten immer wiederkehrenden Ritual.

In protestantischen Landeskirchen mag die Feier des Hl. Abendmahls vielleicht etwas ernsthafter wirken. Das wird aber auch damit zusammenhängen, dass dort das hl. Abendmahl zumeist nicht jeden Sonntag gefeiert wird, so dass Abendmahlsgottesdienste als etwas Besonderes wahrgenommen werden. Man darf aber auch nicht verkennen, dass wo das Hl. Abendmahl z. B. mit Traubensaft statt Wein gefeiert wird, aus (konservativer) ev.-luth. Sicht überhaupt kein gültiges Abendmahl zustande kommen kann. Das Gleiche gilt auch für Fälle, wo die Einsetzungsworte falsch oder unvollständig wiedergegeben werden. Denn wie heißt es in den BSLK bezugnehmend auf den Hl. Augustinus doch in etwa: Kommt das Wort zum Element, wird’s zum Sakrament.

Die SELK ist aus meiner Sicht für einen Landeskirchler dann eine gute Alternative, wenn er weiterhin überzeugter Lutheraner ist, ein konservatives Schrift- und Bekenntnisverständnis hat, er Wert auf Liturgie legt und Teil einer überschaubaren Gemeinde sein möchte, in der vor allem christliche und weniger weltliche, politische Themen im Vordergrund stehen. Für jemanden, der gänzlich vom Katholizismus überzeugt ist, kann die SELK natürlich nicht die passende Gemeinschaft sein. In diesem Fall sollte eher darüber nachgedacht werden, sich – sofern es die örtlichen oder zeitlichen Verhältnisse zulassen – eine der FSSP nahestehenden Gemeinde anzuschließen. So gibt es Pfarrgemeinden, in denen z. B. jeden Sonntag immer abends die Tridentinische Messe von einem FSSP-Paten gelesen wird. Auch wenn man mit dieser Messe weniger anfangen kann, so kann die Tatsache, dass mit FSSP-Paten zusammengearbeitet wird, zumindest ein Indiz für die konservativere Ausrichtung und Romtreue der Pfarrgemeinde sein.

Dass Problem, eine gute Gemeinde zu finden, dürfte heute nahezu jeder konservative Christ haben. So kann die FSSP eine Alternative für einen romtreuen Katholiken sein und die SELK für einen bekenntnistreuen Lutheraner. Man wird aber auch außerhalb der traditionell-orientierten Gemeinschaften, ob nun katholisch, lutherisch usw…, entsprechend der eigenen Glaubensüberzeugung geeignete Gemeinden finden können. Über das Internet sollte das heute zumindest möglich sei.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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Lioba
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Lioba »

Also erst die Frage nach der Lehre, zu der ich ja sagen muss und dann die Frage nach der rechten Praxis, die ebenfalls wichtig ist.
Da sehe ich bei manchen christlichen Biografien ein Problem und den Grund für gelegentliche christliche Zickzackkurse.
Eine Gemeinde hat zwar theoretisch die Lehre, mit der ich übereinstimme, aber im Gottesdienst und im Gemeindeleben ist nichts davon zu spüren.
Eine andere Gemeinde mit anderem Bekenntnis ist dagegen in der Praxis viel überzeugender. Ich kann aber letztlich wichtigen Punkten der Lehre nicht zustimmen.
Um mal im evangelischen Raum und dazu noch in der Vergangenheit zu bleiben:
Mir persönlich geht es so, dass ich Spurgeon sehr beeindruckend finde, aber mit einigen Aspekten seines theologischen Hintergrundes nichts anfangen kann.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Moser
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Re: Wege zum evangelischen Glauben

Beitrag von Moser »

Lutheraner hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:
Die Äusserung "lieber katholisch als nix" erscheint mir übrigens recht rüde gegenüber unseren katholischen Gastgebern.
Ich finde die Aussage nicht rüde.
So war sie auch keinesfalls gemeint, im Gegenteil.
Lutheraner hat geschrieben: Ich habe viele Verwandte und Bekannte, die ungläubig sind und das tut mir stellenweise schon weh. Meine Großmutter war eine sehr fromme Katholikin. Ich habe erst kürzlich die Kirche besucht in die sie immer gegangen ist. Ich weiß nicht, wie ihr Glaube war (ich habe sie nie kennengelernt), aber ich bin froh darüber, dass sie gläubige Christin war und dadurch fühle ich mich ihr in besonderer Form nahestehend. "Lieber Katholisch als nix" gilt auch hier - im positiven Sinne.
Dann haben wir ja die katholischen Großmütter gemeinsam - scheinbar ein guter Nährboden für den Protestantismus :kugel:

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